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Archiv für März 13th, 2023

Wenn die Mutter im Weg ist

Erstellt von DL-Redaktion am 13. März 2023

Dies ist das Werk einer einflussreichen Väterlobby

Ein Debattenbeitrag von Christina Mundlos

Vor Gericht wiegt nach einer Trennung das Recht des Vaters auf das Kind schwerer als Gewaltschutz. Seit 2009 haben die Sorgerechtsentzüge nach einer Scheidung für Mütter um 50 Prozent zugenom­men.

Gewalt an Frauen und Kindern geht eher selten vom Fremden aus, der im Gebüsch hockt. Die größte Gefahr stel­len Männer aus dem engsten Umfeld dar – meist die eigenen (Ex-)Partner. Nachtrennungsgewalt heißt das, wenn der ehemalige Partner aufgrund der Trennung eine derartige (narzisstische) Kränkung erlebt, dass ihn nur noch ein Wunsch antreibt: die Ex-Frau zu vernichten. Die gemeinsamen Kinder sind solchen Männern egal, sie werden instrumentalisiert od­er verletzt, mit dem Ziel, der Mutter wehzutun. Natürlich gibt es wunderbare Väter. Ich spreche hier nur von den Vätern, die Frauen und Kinder als ihren Besitz erachten und für die die Trennung einen Verlust von Kontrolle und Macht darstellt.

Das BKA hat 2020 rund 120. 000 Fälle häuslicher Gewalt von (Ex-)Partnern gegen Frauen er­fasst. Die Zahlen steigen. Eine Studie zeigt, dass wir es in 20 Prozent der aktuellen Paarbezie­hun­gen mit schwerer Gewalt gegen Frauen zu tun haben. Und jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch Männergewalt – häufig nach ein­er Trennung. Andere müssen ins Frauen­haus flüchten: jährlich suchen in Deutschland dort 34.000 Frauen und Kinder Schutz. Sind gemeinsame Kinder im Spiel, haben die Mütter kaum eine Chance, sich und die Kinder mit der Trennung zu schützen. Im Gegenteil: Oft werden sie vom Staat zum Täter-Kontakt gezwungen. Das Recht des Vaters auf das Kind wiegt im Familiengericht schwerer als Gewalt­schutz für Mutter und Kind. Selbst dann, wenn die Gewalt durch den Vater belegt ist, ebenso bei sexuellem Missbrauch.

Berichtet eine Mutter von väterlicher Gewalt, glauben Familiengerichte und Jugendämter allzu oft einem misogynen Mythos: Gewalt durch Väter sei unproblematisch für das Kind oder exis­tiere kaum. Dabei haben wir es in Wirklichkeit in bis zu 63 Prozent der Umgangs- und Sorgerechts­ver­fah­ren mit väterlicher Gewalt zu tun. Diese Fehleinschätzung führt zu der fatalen Schluss­fol­ge­rung, die Mutter sei das eigentliche Pro­blem. Sie habe sich die Gewalt ausgedacht oder sei unfähig sie zu akzeptieren. Belege der Gewalt, Polizeiberichte, sogar Geständnisse werden ignoriert. Den Müttern wird vorgehalten: „Auch ein gewalttätiger Vater ist ein guter Vater“, oder: „Sie hängen in der Ver­gangenheit, wir wollen aber in die Zukunft schauen.“

Würde es vor dem Arbeitsgericht heißen: „Auch ein gewalttätiger Mitarbeiter ist ein guter Mitar­beiter“? Oder sagt ein Strafgericht zum Opfer des tätlichen Angriffs: „Der Vorfall ist vorbei, schauen Sie doch in die Zukunft.“ Werden in deutschen Gerichtssälen nicht ausschließlich vergangene Taten verhandelt? Soll das eine Absage an jegliche Rechtsverfolgung sein? Kann die Mutter nicht freudig in die gewaltvolle Zukunft schauen, gilt sie als unkooperativ oder psychisch krank. Ihr werden Bindungsintoleranz oder Vater-Kind-Entfremdung vorge­wor­fen. Die Mutter wolle nur Kontrolle über Vater und Kind haben. Damit gilt sie als schädlich für das Kind und muss den Entzug des Sorgerechts fürchten.

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Auch wenn die Mutter bis zur Trennung die engste Bezugsperson des Kinds war und niemand ihre Eignung anzweifelte, äußern nach der Trennung plötzlich einige Väter allergrößte Zweifel an ihrer Erziehungsfähigkeit. Was den klagenden Vätern wohl eigentlich nicht gefällt, ist, dass die Mutter es wagte, sich zu trennen. Rechtlich ist eine Scheidung für Frauen erlaubt. Faktisch riskieren sie, dass man ihnen das Sorgerecht entzieht. Mit der Drohung, man könne ihr jederzeit die Kinder nehmen, werden Mütter gefügig gemacht. Das ist nicht nur eine theoretische Option. Seit 2009 haben die Sorgerechtsentzüge nach einer Scheidung für Mütter um 50 Prozent zugenom­men.

Hinter diesem Trend steckt die gezielte Unterwanderung und Beeinflussung von Jugendämtern und Familiengerichten durch Väterlobbys, die längst die deutschen Behörden mit ihren misogynen Mythen schulen. Bereits seit den 1980ern verfolgen Väterrechtler die Strategie, Mütter loszuwerden, die väterliche Gewalt verhindern wollen. Die Anleitung dazu stammt aus den pädosexuellenfreundlichen Büchern des 2003 verstorbenen US-amerikanischen Kinderpsychiaters Richard A. Gardner. Darin schrieb er, es gebe gar keinen sexuellen Missbrauch, Kinder genössen Sexualität mit Erwachsenen, das sei Teil der Sexualerziehung. Mütter, die damit ein Problem haben, seien psychisch krank. Diese krude Argumentation erinnert nicht zufällig an die Täter-Opfer-Umkehr aus den Familiengerichten. Radikale Vätervereine werben sogar öffentlich mit ihrem Faible für Richard Gardner. Einzelne Fehlgeleitete? Weit gefehlt. Erst im Januar waren sie zum Plausch beim Bundesjustizminister. Ihr Ziel, damals wie heute: Vätern auch bei Ge­walt und Missbrauch weiter umfangreichen Zugang zu ihren Opfern zu ermöglichen. Die Mütter sind dabei im Weg.

Politik und Justiz haben nun den Auftrag, aufzuräumen: Ausbildungsinstitute müssen über­prüft werden. Das Justizministerium muss seine Berater sorgfältiger auswählen. Die Umset­zung der Istanbul-Konvention ist überfällig. Gewalt muss als Kindeswohlgefährdung aner­kannt werden und Umgangs- und Sorgerecht sind für Täter auszuschließen.

Quelle         :           TAZ-online           >>>>>          weiterlesen

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Wer bemerkt denn so was?

Erstellt von DL-Redaktion am 13. März 2023

Covid-Impfstoffe: Das 32 Milliarden-Dollar-Geschenk

Wer- in der Politik kann schon ohne Geschenke leben ?

Quelle      :        INFOsperber CH.

Martina Frei /   

Entwicklungskosten von der Öffentlichkeit bezahlen lassen, Gewinne privatisieren – so gehen grosse Pharmafirmen vor.

Die Pharmafirmen Moderna und Pfizer haben mit ihren Covid-Impfstoffen bisher über 100 Milliarden Dollar eingenommen. Das ist 20-mal mehr als das Budget der Weltgesundheitsorganisation für die zwei Jahre 2020 und 2021. Und obwohl die Herstellung einer mRNA-Covid-Impfdosis nur etwa einen bis drei Dollar koste, hätten beide Pharmafirmen angekündigt, dass sie in den USA dieses Jahr 110 Dollar pro Dosis verlangen wollen.

Auf diese Diskrepanzen weist der Editorialist Victor Roy in der britischen Ärztezeitung «BMJ» hin. Anlass für seinen Artikel ist eine Recherche von US-Medizinern um den bekannten Pharmakologen Aaron Kesselheim im «BMJ». Sie ermittelten, wie viel Geld die öffentliche Hand in den USA in die Entwicklung der mRNA-Impfungen steckte: Mindestens 31’912’100’000 Dollar.

Risiko für die Firmen erheblich abgefedert

Während der Pandemie investierten die «National Institutes of Health», das US-Verteidigungsministerium und die «Biomedical Advanced Research and Development Authority» mindestens 2,366 Milliarden an Forschungsgeldern. Zudem leisteten sie 29,2 Milliarden Dollar an Garantiezahlungen für die (zu entwickelnden) Impfstoffe. Moderna und Pfizer erhielten Zusagen, dass ihnen Millionen von Impfdosen abgekauft würden. Indem die US-Regierung klinische Versuche von Moderna finanzierte, Kaufzusagen für die Vakzinen in grossen Stil machte etc., habe sie das Risiko für die Hersteller bei der Entwicklung der Impfstoffe massgeblich «de-riskiert», schreiben Kesselheim und seine Kollegen.

Im Verlauf von 35 Jahren vor der Pandemie bezahlten die US-Bürgerinnen und-Bürger über die drei erwähnten Institutionen demnach zusammen rund 337 Millionen Dollar, um die RNA-Technologie auf den Weg zu bringen, zum Beispiel in die Forschung an Lipid-Nanopartikeln. Diese Schätzung sei bewusst vorsichtig, schreiben Kesselheim und seine Kollegen. Vermutlich seien indirekt zusätzliche 5,9 Milliarden Dollar an Forschungsgeldern geflossen.

Moderna erhielt über 18,1 Milliarden Dollar an öffentlichen Geldern, Pfizer/Biontech rund 13,1 Milliarden, ergab die Recherche weiter. Trotz dieser grosszügigen Förderung sperren sich die Firmen dagegen, die Rohdaten ihrer Studien offen zu legen.

Produktionskosten für eine mRNA-Impfdosis: Maximal drei Dollar

Die Produktionskosten für eine Impfdosis belaufen sich laut dem «BMJ» auf einen bis drei Dollar. Bezahlt hätten die USA an Pfizer/Biontech im Jahr 2020 jedoch 19,50 Dollar, im Jahr 2021 waren es 24 Dollar und im Jahr 2022 für den bivalenten Booster rund 30 Dollar. Moderna habe anfangs rund 15 Dollar pro Impfdosis erhalten, im Jahr 2022 dann rund 26 Dollar.

Die mRNA-Impfstoffe seien eine bemerkenswerte Errungenschaft, findet Victor Roy. Ihre Entwicklung sei aber auch ein warnendes Beispiel dafür, wie wie das Innovationsrisiko durch die Gemeinschaft getragen wurde, während der Löwenanteil des Gewinns privatisiert und an die Aktionäre ausbezahlt wurde.

Mit den Steuereinnahmen fand noch keine Regierung das rechte Maß!

Mehr für Dividenden ausgegeben als für die Entwicklung neuer Medikamente

Die hohen Medikamentenpreise «sind nicht durch die Ausgaben der Industrie für Forschung & Entwicklung zu rechtfertigen», stellen die Autoren einer Analyse im «BMJ» zu Arzneimitteln fest. Ihnen zufolge gaben die grossen Pharmafirmen in jedem Jahr von 1999 bis 2018 mehr fürs Marketing und fürs Verkaufen ihrer Produkte aus als für die Forschung und Entwicklung. Damit setzten sie einen Trend fort, der schon 1975 festgestellt wurde. 

Auch in die Rückkäufe ihrer eigenen Aktien hätten die meisten mehr investiert als in die Forschung und Entwicklung. Die 14 grössten Pharmafirmen wendeten für solche Rückkäufe und für die Zahlungen von Dividenden von 2016 bis 2020 etwa 577 Milliarden Dollar auf – 56 Milliarden mehr, als sie für die Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe ausgaben. Die jährlichen Bezüge der Unternehmensleitungen seien in dieser Zeit um 14 Prozent gestiegen, berichtet das «BMJ». Dies vor dem Hintergrund, dass die meisten neu auf den Markt gekommenen Medikamente nur einen kleinen oder gar keinen Zusatznutzen gegenüber etablierten Wirkstoffen geboten hätten.

Einer anderen Analyse zufolge zahlten 18 grosse Pharmahersteller von 2006 bis 2015 ihren Aktionären mehr Dividenden aus, als sie in ihre Forschung investierten. Seit Jahrzehnten richteten Arzneimittelhersteller ihren Fokus darauf, den Aktienwert hochzutreiben, stellen die Autoren des Artikels im «BMJ» fest.

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Oben      —     COVID-19 vaccination center, Lanxess-Arena Cologne

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Opfer suchen Wahrheiten

Erstellt von DL-Redaktion am 13. März 2023

Die Wahrheit ist stets das erste Kriegsopfer

File:Wallendorf (Luppe) Kriegsopfer 1939-1945.JPG

Quelle       :        Scharf  —  Links

Ein Kommentar von Georg Korfmacher, München

Wir mögen es micht wahrhaben, aber wir leben in Kriegszeiten, mit einem Krieg vor der Haustüre, vorgeführt wie in einem Theater. Nur die heute Über-Achtzigjährigen haben noch eigene Kriegserfahrung und die Erinnerung, dass auch der Zweite Weltkrieg herbeigeredet worden ist, mit Lügen, falschen Versprechen, Illusionen.

Während Hitler sich der Verantwortung durch Selbstmord entzog, wollen z.B. US-Politiker ihre Hände seit dem Vietnam-Krieg in Unschuld waschen. So erklärte der seinerzeitige US-Verteidigungsminister McNamare noch 1995, dass er bis heute nicht wisse, was am 2. und 4. August 1964 im Golf von Tonkin geschah. Damals wurde von den USA wahrheitswiedrig behauptet, dass der US-amerikanische Zerstörer Maddox im Golf von Tonkin von nordvietnamesischen Torpedobooten angegriffen worden sei. Und das war genug, einen verheerenden Krieg in Vietnam auszulösen. Ein amerikanischer Freund, der deswegen eingezogen wurde, wusste nicht einmal, wo Vietnam lag und was er dort sollte. Seine Erfahrung war dann ein zerschossenes Bein und lebenslanges Humpeln. Und McNamara kann sich an den Grund für den grausamen Vietnamkrieg mit drei Millionen Toten nicht erinnern!

Seit Vietnam haben die USA mit Lügen, Unterstellungen und machtgeil Kriege im Irak bis hin in Afghanistan geführt und allesamt verloren. Und im Stellvertreterkrieg in der Ukraine geht es konsequent weiter. Die USA wissen immer ein paar Tage voraus genau, was Russland macht, halten sich zwar militärisch bedeckt im Hintergrund, stacheln aber die NATO und die Ukraine auf und heizen ihre Militärindustrie kräftig an. Russland verhält sich ebenso. So wiegeln sich die beiden Supermächte gegenseitig auf, bis irgendwann die Sicherung durchknallt und tausende unschuldiger Menschen ihr Leben lassen müssen.

Der Auslöser der heutigen Kriegssituation ist der Einfall von Russland. Der Grund dafür liegt jedoch Jahre zurück mit dem Vorrücken der NATO direkt an die russische Grenze und weltweit. Stets auf Druck und mit Machtphantasien der USA. Was, bitte, hat ein deutsches Kriegsschiff im Chinesischen Meer zu suchen? Und warum wird heute so infam gegen China als Feind Nr.1 gestänkert, obwohl China noch nie in seiner Geschichte kriegerisch gegen ein Land außerhalb seiner Grenzen vorgegangen ist?

Es sind wohl Bequemlichkeit und Bildungslücken, die uns immer wieder den kriegstreibenden Lügenmärchen insbesondere der USA Glauben schenken lassen. Bis wir uns dann verdutzt die Augen darüber reiben, dass wir unmittelbar selbst betroffen sind. Aber dann ist es zu spät! Es darf uns nicht kalt lassen, dass wir nach der anfänglichen Zusage der Bereitstellung von Kriegshelmen heute bei der Lieferung schwerster Waffen an die Ukraine angekommen sind. Dauernde Eskalation und immer kompliziertere Lügenmärchen haben uns an den Rand eines Krieges direkt bei uns manövriert.

Aber hinterher will es keiner gewesen sein. Pathetisch verkündet unser Bundespräsident, dass die Friedensdividende aufgezehrt sei. Mitnichten! Frieden ist eines der höchsten Güter und ohne wenn und aber anzustreben. Diese Wahrheit dürfen wir nicht von machtgeilen Politikern durch Kriegstreiberei oder gar Kriege massakrieren lassen. Und immer wieder fragen: Was ist Wahrheit und was ist Lüge?

Urheberrecht
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Oben       —      Wallendorf (Luppe) Kriegsopferdenkmal 1939-1945

Author Wikswat        :      Own work    /      Date    :   21 October 2018

This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

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Unten     ––       We kill for FUN! (by Latuff).

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DIE * WOCHE

Erstellt von DL-Redaktion am 13. März 2023

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/Die-Woche.png?uselang=de

Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Nordstream: Alles sehr praktisch ! Die EU wünscht sich Loyalität und zeigt seid  26 Jahren „Flasche leer“? Die elektronische Patientenakte kämpft gegen Skepsis. Und die Chancengleichheit kämpft gegen Friedrich Merz, seinen großen Pascha und Co.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Religiöser Wahn und Waffenbesitz.

Und was wird besser in dieser?

Nichts, aber der Unterschied undeutlicher.

Karl Lauterbach ist wieder da: Seine elektronische Patientenakte hat viele Vorteile, voll nutzbar ist sie für Versicherte nur mit einer App via Google und Apple. Ist das gesund?

Spätestens seit den Corona-Inzidenzen haben wir die und das Faxen dicke: Lebenswichtige Zahlen tröpfelten im Postkutschen-Groove aus den Gesundheitsämtern. Immerhin arbeitet die teilstaatliche Firma Gematik seit 2005 an der „elektronischen Gesundheitskarte“. Und an Jens Spahns pfiffiger Idee, einen Kumpel aus Immobiliengeschäften und Pharmalobbyisten zu ihrem Chef zu machen. Man mag den Gedanken nicht, künftig könnten Schwangerschaft, Fehlzeiten, seelische oder Drogenerkrankungen sich munter von Betriebsarzt zum Chef oder zur Versicherung durchsprechen. Oder bei Google landen. Gute Gründe, die ePK von der Zustimmung der Patienten abhängig zu machen.

In einer Erklärung haben sieben EU-Staaten, darunter Deutschland und Frankreich, „loyale Zusammenarbeit“ bei der Aufnahme von Asylsuchenden gefordert. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass „das öffentliche Vertrauen in europäische Lösungen schwindet“. Wie viel gäbe es denn noch zu schwinden?

Seit Italiens Postfaschistin Meloni die aktuelle Beschlusslage der EU als „großen Sieg für ihr Land“ gefeiert hat, erübrigt sich die Frage. Sicherung der Außengrenzen, Rücknahmeabkommen, elitäre Auswahl von Migranten: So was bekommt die EU hin.

Am 10. März vor 25 Jahren hatte Giovanni Trapattoni, damals Trainer beim FC Bayern, bei einer Pressekonferenz genug von seinen Profis. Wo waren Sie, als „wie eine Flasche leer“ sprichwörtlich wurde?

Wo es am schönsten ist: Im Abseits. „Traps“ Ausraster folgte auf einer Niederlage der Bayern – Hurra! – gegen ausgerechnet Schalke – Pfui! Der in Bayern offenbar schädliche Übelgeruch der Gutmütigkeit hing bereits über dem Trainer, so wirkte der Temperamentsausbruch etwas kalkuliert. „Was erlaube Strunz“ wurde zum Titel einer TV-Sendung des gleichnamigen Moderators, mit dem Claim „Flasche nicht leer“ warb der Trainer für Trinkwassersprudler. Und mit Widerwillen gilt es anzuerkennen: Tapeten-Toni schuf einen der sympathischsten Momente in der Geschichte des FC Bayern. Ich habe fertig.

Kinder aus armen Familien und/oder solchen, in denen kein Deutsch gesprochen wird, haben deutlich geringere Chancen auf einen Kitaplatz, belegt eine Studie des Bundesinstitutes für Bevölke­rungsforschung. Wer kümmert sich nicht genug um Chancengleichheit?

Friedrich „der große Pascha“ Merz. Seit ungefähr 50 Jahren. In den Achtzigern prophezeite der CDU-Generalsekretär Heiner Geißler, ungefähr jetzt würde uns das Land um die Ohren fliegen ohne Zuwanderung. Arbeitskräftemangel, Implosion der Sozialversicherungen. Zugegeben: hübsch egoistisch biodeutsch daherargumentiert, doch Geißler kannte die seinen. Besonders gut nicht zugehört haben damals diejenigen, die sich heute an „kleinen Paschas“ vergreifen wie Merz: Einwanderungsland zu sein unter dem Mantra „wir sind kein Einwanderungsland“, war auch nicht wirklich schulreif. Arme und Bildungsferne werden in dieser Gesellschaft benachteiligt, aber es ist halt schon sehr praktisch, wenn sie auch andere Vornamen haben.

Zum Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline bestehe „ein grundsätzlicher Informationsbedarf“. Das sagte am Freitag vor einer Sondersitzung des für die Kontrolle der Nachrichtendienste verantwortlichen parlamentarischen Gremiums dessen Vorsitzender Konstantin von Notz, Grüne. Weiß er heute mehr?

Quelle       :         TAZ-online            >>>>>         weiterlesen

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Oben     —        Bearbeitung durch User: Denis_Apel –

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DL – Tagesticker 13.03.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 13. März 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Innenministerin Faeser will noch schärferes Waffenrecht  – . –  2.) Künftig 630 Abgeordnete im Bundestag  – . –  3.) Tarifkompromiss mit Wermutstropfen  – . –   4.) ADHS? Asperger? Irgendwas muss doch sein: Die überdiagnostizierten Kinder  – . –  5.) Lauterbach erklärt sich zu Lebenslauf-Vorwürfen: Nicht rekonstruierbar  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen einen schönen Tag und gute Unterhaltung.

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Wer würde in diesen Land nicht zuerst einen Waffenschein beantragen, um erst nach dem Erhalt eines solchen Loszuballern? Die Bürger-innen sind ihren Politiker-innen schon immer geistig weit überlegen gewesen, weigern sich aber dieses auch zu zeigen, um sich nicht eines Tages selbst auf die staatliche Müllhalde setzen zu müssen. Nur die Uniformträger haben das nicht Treffen wollen, nicht gelernt.

 Zur Amoktat von Hamburg werden mehr Details bekannt – auch über den 35 Jahre alten Täter. Viele Fragen sind aber auch weiter offen.

1.) Innenministerin Faeser will noch schärferes Waffenrecht

Die tödlichen Schüsse im Alsterdorfer Gemeindehaus der Zeugen Jehovas haben den Streit über ein schärferes Waffenrecht neu angefacht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die Tat zeige, „wie notwendig Änderungen“ im Gesetz seien. Der von ihr bereits vorgelegte Entwurf zur Verschärfung des Waffengesetzes müsse diskutiert und auf Lücken überprüft werden, so Faeser. Derzeit ist vorgesehen, „kriegswaffenähnliche halbautomatische Waffen“ zu verbieten. Philipp F, der Täter von Hamburg benutzte eine halbautomatische Pistole, die nicht darunter fällt.Auch wenn das Thema bislang nicht auf der Tagesordnung im Innenausschuss des Bundestages steht, dürfte es weiter für Diskussionen sorgen. Neue Waffenhalter sollen nach den Plänen Faesers künftig auf eigene Kosten ein ärztliches oder psychologisches Zeugnis über ihre Eignung vorlegen. Das gilt bisher nur für Käufer unter 25 Jahren. Dies müsse in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden geschehen, erklärte Faeser. Nötig sei eine bessere Vernetzung der Behörden. Amoklauf in Hamburg: FDP stellt sich gegen Änderungen im Waffenrecht.

WAZ-online

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Warum geht es nicht zu wie in der kath. Kirche ? Auch dort hat nur der Papst letztendlich etwas zu sagen. Dieser hört seine Glocken zwar Läuten, weiß aber scheinbar nicht wo sie denn hängen. Womit wir dann wieder im Konzertsaal der Politik zurück wären. Dort hängen doch auch nur 630 Trompeter an einem Blasinstrument.

NEUER WAHLRECHT-ENTWURF – Die Ampel reagiert auf Einwände gegen ihr Wahlrecht und schlägt einen Bundestag mit 630 Abgeordneten vor. Der Union reicht das aber nicht – und die Linke wird erst recht nicht an Bord kommen.

2.) Künftig 630 Abgeordnete im Bundestag

Die Grundidee bleibt: Der Bundestag soll kleiner werden, und seine Größe soll von vornherein feststehen. Auch ein Grundproblem bleibt das gleiche: Wer einen Wahlkreis direkt gewinnt, hat keine Garantie mehr, in den Bundestag einzuziehen. Doch einige Änderungen hat die Ampel noch an dem Gesetzentwurf vorgenommen, der Ende Januar in erster Lesung im Bundestag debattiert worden war. Die geänderte Fassung soll am Freitag im Bundestag mit den Stimmen der Ampelfraktionen beschlossen werden. Das Parlament soll künftig 630 Abgeordnete zählen, nicht 598 wie im ursprünglichen Gesetzentwurf vorgesehen. Entscheidend für die Verteilung auf die Parteien ist weiterhin das Ergebnis der Zweitstimmen, die künftig Hauptstimme heißen soll. Wahlkreise müssen nicht neu zugeschnitten werden, es soll bei der Anzahl von 299 Wahlkreisen bleiben. Anders als nach geltendem Recht ist damit nicht mehr jeder Wahlkreissieger automatisch im Bundestag vertreten: Es dürfen nicht mehr Wahlkreisgewinner in den Bundestag einziehen, als einer Partei nach dem Ergebnis der Hauptstimmen zustehen. Gibt es mehr, werden die Wahlkreise in der Reihenfolge des Erststimmenergebnisses zugeteilt. Die FDP wollte sich mit der Union einigen.

FAZ-online

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Geht es nicht immer zum Nachteil der einfachen Mitglieder aus, wenn Oben – in der Spitze, die Leithammel auf mehreren Instrumenten spielen? Warum sollten bei den Gewerkschaften andere Regeln gelten als in den Parteien? Die Verlierer fegen ihren Obrigkeiten den Hof.

Beigelegter Tarifkonflikt bei der Post. – Die Lohnerhöhung für Post-Beschäftigte kann sich sehen lassen. Aber warum kriegt der profitable Konzern einen Inflationsausgleich vom Staat?

3.) Tarifkompromiss mit Wermutstropfen

Der erste große Arbeitskampf in diesem Jahr – fällt aus. Mit der Drohung eines unbefristeten Streiks ist es der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gelungen, die Deutsche Post zu einer annehmbaren Nachbesserung ihres Angebots zu bewegen. So verhärtet wie die Fronten schienen, kommt die Einigung überraschend. Herausgekommen ist ein klassischer Tarifkompromiss – den sich der Konzern gut leisten kann. Wenn der Forderung nach prozentualer Lohnerhöhung ein Abschluss gegenübersteht, der aus einer Kombination zunächst von Sonderzahlungen mit einem späteren monatlichen Festbetrag besteht, ist das eine mit dem anderen nur schwer zu vergleichen. Aber das ist nötig, um das Tarifergebnis bewerten zu können. Deshalb eine grobe Rechnung: Eine ledige Postbeschäftigte mit bisherigem Bruttoeinkommen von 3.000 Euro wird 2023 etwa 8,2 Prozent mehr Lohn erhalten, auf die gesamte Tarifvertragslaufzeit gerechnet bis Ende 2024 sind es insgesamt etwa 9,2 Prozent. Das ist deutlich entfernt von den 15 Prozent, die Verdi nur für 2023 gefordert hatte. Gewerkschaft und Arbeitgeberseite jonglieren mit wesentlich höheren Prozentzahlen. Aber das sind Rechentricks, propagandistische Nebelkerzen. Dabei kann sich ihr Kompromiss auch ohne Schönrechnerei sehen lassen, ist er doch besser als vergleichbare Abschlüsse in anderen Branchen in der vergangenen Zeit. Die pauschale monatliche Gehaltserhöhung um 340 Euro ab April 2024 zahlt sich vor allem für jene rund 87 Prozent der etwa 160.000 Postbeschäftigten aus, die bislang nur auf ein Grundgehalt zwischen 2.108 und 3.090 Euro brutto kommen. Gut so, schließlich treffen Besserverdienende die gestiegenen Lebenshaltungskosten weniger hart.

TAZ-online

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Wer weiß denn schon vor Beginn – was am Ende dabei letztendlich dabei herauskommt und das ist doch auch irgendwie beruhigend für alle Seiten. Kein Leben ist wirklich Planbar, da ja sonst ein jegliches Eigenleben von vorneherein ausgeschaltet wäre.

Entwicklungsstörung – Manche Kinder sind lebhaft, andere ruhig. Da muss man keine Wissenschaft draus machen, zumal als Laie.

4.) ADHS? Asperger? Irgendwas muss doch sein: Die überdiagnostizierten Kinder

Neulich führte ich ein Entwicklungsgespräch mit der Erzieherin meines Kleinkindes. Es gebe da Grund zur Besorgnis, sagte sie, sich sichtlich windend, denn sie wolle uns Eltern ja nicht zu nahetreten. Aber das Kind spiele nun einmal viel zu ruhig und am liebsten allein. Nun könnte man meinen, dass angesichts von dreißig quäkenden Kleinkindern unter drei jedes Kind, das seine Kita-Zeit nicht damit zubringt, Klein-Arthur einen Stock über den Kopf zu ziehen oder die Fensterscheiben mit Knete zu verschönern, nachgerade der Wunschtraum jeder Erzieherin sei. Aber weit gefehlt. Natürlich soll das Kind nicht hyperaktiv sein, denn so ein Kind stört die anderen und den lieben Frieden. Aber zuuu ruhig ist auch nicht gut. Ich erklärte unserer Erzieherin, dass wir Eltern ja auch sehr ruhig seien, ich bin schließlich Autorin, brüte täglich stundenlang still über Texten, während der Mann technische Details in architektonischen Plänen überprüft. Wir sind, mit anderen Worten, sehr introvertierte Personen, die sich gerne in Details verlieren. Das Kind mag eben Lego und Autos und Bücher. Außerdem befindet sich mein großer Sohn im Autismusspektrum, die verschlossene, emotional-zurückgezogene Art sei eben auch genetisch bedingt.

Freitag-online

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Vielleicht möchten Politiker-innen ja auch ganz anders gesehen werden – als sie sich tagtäglich zeigen? Erst mit den Elektronischen Patientenakten wird auch Lauterbach für alle Welt sichtbar! Aber wer könnte auf dieses Wissen nicht verzichten, denn das Wissen macht das Leben mit den Wirrköpfen auch nicht gerade leichter. 

Nicht gekämmt ist auch nicht gebürstet !

Hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach seinen Lebenslauf frisiert? Bei IPPEN.MEDIA äußert sich der SPD-Politiker exklusiv zu den Vorwürfen.

5.) Lauterbach erklärt sich zu Lebenslauf-Vorwürfen: Nicht rekonstruierbar

 Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat zurückhaltend auf Vorwürfe reagiert, im Jahr 1995 bei einer Bewerbung für eine Professur an der Universität Tübingen falsche Angaben gemacht zu haben. „Den konkreten Fall kann ich nicht mehr rekonstruieren“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag IPPEN.MEDIA. Lauterbach spricht über Lebenslauf-Vorwürfe. Einem Bericht der „Welt am Sonntag“ zufolge gab Lauterbach in seinem Lebenslauf damals ein vom Gesundheitsministerium gefördertes Forschungsprojekt an und warb damit, Drittmittel nach Tübingen zu holen. Zu diesem Projekt gebe es heute keine Unterlagen mehr, und es sei dem Gesundheitsministerium auch nicht bekannt. Außerdem habe Lauterbach ein gefördertes Buchprojekt aufgelistet, schrieb die Zeitung. Das Geld sei letztlich aber nicht geflossen, da das Buch nie fertiggestellt wurde. Lauterbach sei die Stelle angeboten worden, er habe aber abgelehnt und sei stattdessen an die Universität Köln gegangen.

FR-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Unten       —       Helmut Hildebrandt (Co-Vorsitzender, Kommission Gesundheitspolitik, Heinrich-Böll-Stiftung), Prof. Dr. Karl Lauterbach (Gesundheitspolitischer Sprecher, SPD), Foto: <a href=“http://www.stephan-roehl.de“ rel=“nofollow“>Stephan Röhl</a> Tagung „Wie geht es uns morgen?“ in der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin

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