Statt ’Partnerschaft für Frieden’ lieber: „Deutsche, wollt ihr den totalen Verteidigungskrieg?“

Von Dr. Nikolaus Götz
„Alle Kriege werden mit Resten gegen Reste gewonnen.“ Raymond Cartier, Der Zweite Weltkrieg, München, Zürich 1967, S.339
Als Napoleon I. 1812 mit den 600 000 Soldaten seiner unglaublichen ’Grande armée’ gegen den russischen Zar Alexander I. in den Krieg zog, verhungerten und erfroren über 350 000 Teilnehmer dieser stolzen ’alliierten’ Westarmee jämmerlich in den Weiten des russischen Reiches (1). Als der deutsche ’Gröfaz’ (2) Adolf Hitler im ’Unternehmen Barbarossa’ gegen Stalins UdSSR mit der deutschen Wehrmacht vorging, wusste er nicht, dass der Zweite Weltkrieg nach rund 6 Jahren unter Beteiligung von 61 Nationen die totale Kapitulation ’seines’ Deutschen Reiches zur Folge haben würde. Allein von den 1,13 Millionen in den Jahren 1942/43 eingesetzten deutschen Wehrmachtsoldaten fielen in der russischen Stadt Stalingrad während der dortigen Kämpfe über 500 000 (3) und nur rund 6000 (sic!!!;4) der alsbald deutschen Kriegsgefangenen kehrten nach Jahren der Gefangenschaft in Sibirien wieder heim. Deutschland jedoch war ein einziges Trümmerfeld. Am Ende dieses Zweiten Weltkrieges sollten sich die durch direkten Kriegseinfluss getötete Zivilisten und Soldaten auf 60-65 Millionen Personen summieren (5). Mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki beendeten die USAmerikaner im Jahr 1945 urplötzlich den Krieg mit dem Kaiserreich Japan und ersparten sich ebenso wie den Japanern, die wohl für beide Kriegsparteien äußerst verlustreiche Invasion der japanischen Hauptinsel.
Seit 1945, dem Beginn des atomaren Zeitalters, lebt nun die Menschheit eher „apokalypseblind“ (6) unter dem stets drohenden ’Damoklesschwert’ der totalen atomaren Vernichtung. Mit der schizophrenen Situation der planetaren Extinktion existierend, wissen die politisch Verantwortlichen, dass „wer als erster seine Atomwaffen abschießt, als zweiter spätestens in der ’Nuklearen Nacht’ sterben wird.“ Deshalb sang die niederländische Rockband Die Bots stellvertretend für alle 1,5 Millionen Mitdemonstranten im Bonner Hofgarten: „Europa hatte zweimal Krieg. Der dritte wird der letzte sein!“ (7)
Als Konsequenz der erlebten schrecklichen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges wollen die Menschen in Europa ebenso wie die Deutschen auch keinen Krieg mehr! „Nie wieder!“, lautete die zeitgenössische Parole im Jahr 1945. Auch sollte „von Deutschland“ kein Krieg mehr ausgehen. Deswegen schrieben die Verfassungsväter des ’Parlamentarischen Rates’ mit dem Artikel 26 im neuem Grundgesetz für die BRD das Verbot eines Angriffskrieges ausdrücklich fest (8). So „greift“ heute das deutsche Militär nicht „an“, sondern, so die verlogene Sprache der ’Experten’, „verteidigt sich ’Deutschland’ vorne“ oder „bohrt Brunnen“. Es wird gar die deutsche Demokratie am Hindukusch verteidigt und es werden im „streitbaren Pazifismus“ (9) „Menschenrechte geschützt“ und auch das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ in Worthülsen garantiert. Im „Theater des Krieges“ wird so wortreich für die deutsche Öffentlichkeit der GG Artikel 26 außer Kraft gesetzt.
Während noch der Alt-Bundeskanzler Willi Brandt (SPD) im Kniefall von Warschau eine deutsche Versöhnungspolitik und Friedenspolitik betrieb, wofür er den Friedensnobelpreis erhielt und ’Die Deutschen’ ihre Wiedervereinigung, die Partei DIE GRÜNEN 1979 das Grundprinzip der „Gewaltlosigkeit“ als Parteimotto wählte, scheint die aktuelle Politikergeneration die leidvolle Erfahrung des Zweiten Weltkrieges und die den Deutschen erteilte ’Lektion der Geschichte’ vergessen zu haben oder zu ignorieren. Auch die Menschen der übrigen europäischen Völker, in der aus der Kriegsasche geborenen Europäischen Union, wollen heute mehr denn je Frieden, Freiheit und Wohlstand durch Kooperation. Jedoch soll die durch friedliche Integration entstandene Union und die als Handels- Forschungs- und Friedensmacht gedachte Völkerkooperative der EU nach den Vorstellungen gewisser politisch rückwärts gewendeter ’Konservativer’ heute wieder eine ’Militärmacht’ werden. Um sich für einen kommenden Krieg sogar die atomare Option offen zu halten, sind selbst die aktuelle Regierungsverantwortlichen der Bundesrepublik von SPD/FDP und Bündnis90/Die Grünen nicht willig, den längst vorliegenden „Atomwaffenverbotsvertrag“(Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons, TPNW) der UN“ zu ratifizieren, obgleich dem Verbot 93% der deutschen Bevölkerung zustimmen!(10).
Die neue ’Rivalität der großen Nationen’ in der Welt, gepackt in die Werbeparole „My country first!“/Mein Land zuerst!“ eines tumben Präsidenten aus Übersee prägt die politische Debatte, eine Denkweise, die zudem über die Leitmedien so verkündet wird. Elitäre, undemokratische Denkclubs wie die ’Münchner Sicherheitskonferenz’ oder das ’Weltwirtschaftsforum von Davos’ manipulieren die politische Diskussion offen! „Die neue Seidenstraße bedroht Europa!“, warnen beispielsweise gewisse Wirtschaftseliten. Genauso verhindern diese dort geladenen Eliten im Gerede um ihre eigene wirtschaftliche Expansion jedoch die Lösung der drängendsten Weltprobleme. Sogar eher futuristische Kriegsszenarien gegen China, Indien oder die Arktis werden präsentiert. Der Planet Erde wird heute von Großkonzernen in Ausbeutungszonen eingeteilt, mit schlimmeren Konsequenzen für die dortigen Menschen als früher im Zeitalter des ’Imperialismus’. ’Volksinteressen’ werden weltweit von der Polizei niedergeknüppelt und diese ’Knüppelpolitik’ ist keine Spezialität nur diktatorischer Staaten, wie gerade die Räumung von Lützerath erneut für die BRD gezeigt hat! Das Argument ’Krieg in der Ukraine’ wird 2022/2023 von den Erdölkonzernen, den Versicherungen, den Energielieferanten usw. für schamlose Preiserhöhungen genutzt, denen sich der Konsument Mensch in der modernen Industriegesellschaft ungefragt zu unterwerfen hat. Diese autoritären Preisdiktate spiegeln die realen Machtverhältnisse in der deutschen ’Volksherrschaft’ wider.
Während noch im Dritten Reich angeblich die Presse zum Kriegsgeheule gepresst werden musste, stürmen die aktuellen Medien der Empörungs- wie Meinungsmanipulatoren wie im Gleichschritt der alten Wehrmacht in Richtung Kriegseskalation und Atomkrieg! Wen erstaunt es, dass im März 2022 das Deutsche Fernsehen die eigentlich seit 2014 laufenden russischen Kriegshandlungen erst dann in den Fokus der Berichterstattung rückten, nachdem die Corona-Pandemie als Gleichschaltungs- und Horrorthema bei den deutschen Bundesbürgern offensichtlich ausgelutscht war! Wie bei der Corona-Pandemie betreiben jetzt die Staatssender ARD und ZDF eine eher unsachliche, denn ihrer Rolle zugehörige „verantwortliche“ Berichterstattung zur ’Konfrontation im Ukrainekonflikt’: „Der Druck auf Lieferung von Panzern und schweren Waffen wächst“, wird da frei fabuliert oder „Nur die Deutschen blockieren!“ (11)
Vergessen wird die nach dem ’Fall der Mauer von 1989’ eingeleitete Entspannungspolitik mit der 1994 ins Leben gerufenen „Partnerschaft für Frieden“. Wie hoffnungsvoll für alle Menschen der Welt war die folgende am 27. Mai 1997 in Paris unterzeichnete ’NATO-Russland-Grundakte’. Die Kooperationsangebote des Präsidenten der Russischen Förderation Wladimir Putin wurden 2001 im Deutschen Bundestag zwar von allen Parteien beklatscht (12), doch alsdann vom ’Westen’ nicht ausgelotet, zumal gewisse Militärs und Repräsentanten der NATO-Mitgliedsstaaten zum damaligen Zeitpunkt nicht auf ’ihr’ Abschreckungspotenzial verzichten wollten. So wurde von fast allen politisch Verantwortlichen der westlichen Welt eine wichtige Friedensmöglichkeit vertan!

Und jetzt läuft der Ukraine-Krieg, in dem ’klassisch’ die Zivilbevölkerung und die Soldaten ihr Leben verlieren. Schon liegen große Landesteile in Schutt und Asche! Die ukrainische Infrastruktur wird durch die Kriegshandlungen der agierenden Parteien ebenso zerstört, wie das gesamte ökologische System des Landes auf Jahrzehnte hin kontaminiert wird. Auch die Anzahl der toten, der vermissten Personen wird wieder in der kommenden ’Stunde Null’ nur geschätzt werden können. Das Ausmaß an Not, Leid und Krankheit für die Zivilbevölkerung ist nicht abzusehen, ebenso wie die Anzahl an weiteren Flüchtlingen aus der Ukraine, je länger dieser Krieg andauert. Die aktuelle Politik „der deutschen Falken“ mit dem klassischen Weg in die Ausweitung des Krieges“ bringt in der Ukraine jedoch nur weiteren Tod und Zerstörung für die betroffenen Menschen, die schon in den Fernsehnachrichten vermarktet ihr individuelles Schicksal beklagen, anstatt ihre für ihr Leid verantwortliche Regierung zu feuern! Wie sieht heute das demokratisch-freiheitliche Leben der verbliebenen Zivilisten im „Testfeld der Vernichtungswaffen“ in der Ukraine aus?, darf gefragt werden.
Der deutsche Kanzler Olaf Scholz, getrieben von der Presse und den ziemlich besten Freunden im Westen, liefert jetzt auch noch den Leopard II, bevor es andere ’Heldennationen’ tun. Bei der Politik eines ’America first’, ist klar, dass ’Die Deutschen’/the Germans die erste ’Verteidigungs’-Linie bilden. Deshalb beten die christlichen Bayern, Baden-Württemberger, Elsässer, Lothringer, Saarländer wie auch die Rheinland-Pfälzer zitternd und glaubensstark mit viel Glockengeläute in den Kirchen, dass die erste Atomrakete nicht auf die alliierte amerikanische Air-base Ramstein in der Pfalz fällt. Russlands Ex-Präsident Medwedew hat „den Deutschen“ nämlich gerade erneut mit „Atomkrieg“ gedroht (13). Die erteilte Exportgenehmigung der Lieferung der deutschen Leopard-Panzer ist so nur ein weiterer Eskalationsschritt hin zum totalen ’Verteidigungskrieg’, wobei russische Experten die Neulieferung schon kommentierten: „Diese Panzer brennen auch!“ Der aktuellen Überlassung von Panzern wird alsbald „erneut zwingend“ die Genehmigung für deutsche ’Verteidigungsflieger’ folgen, die sodann „den Himmel“ über der Ukraine befrieden. „So we wish you a peaceful sky!”, meinen spitzfindig gewisse Youtuber.
Auch ’die Deutschen’ führten 1945 beim überlegenen Angriff der Alliierten die Diskussion um ’Kapitulation’, wobei ’die Nazis’ solche Denkweisen als „Feigheit vor dem Feind“ mit sofortiger Erschießung sanktionierten. Auch heute wird in der Ukraine Widerstand geleistet, die ’Freiheit’ verteidigt und wird um den „Endsieg“ gerungen. Und so ’fallen’ in der Ukraine die Unbelehrbaren für ihr „Vaterland“ erneut auf dem ’Feld der Ehre’ (14).
Frieden ist möglich und es wäre furchtbar, wenn dieser aktuelle Krieg in einer endlosen Trümmerlandschaft mit erneut Millionen toten Zivilisten enden würde (15). Auch dieser wünschenswerte Friede würde wohl dann wie der Zweite Weltkrieg von Restwaffen gegen Restwaffen mit solchen ’Helden’ erkämpft, so wie wir nach 1945 geborenen Deutsche sie aus Schmökern wie ’Der Landser’ und Filmdramas wie ’Steiner-Das Eiserne Kreuz’ noch kennen.
Anmerkungen:
1 Siehe die Daten nach: KÖLLER, Heinz/TÖPFER,Bernhard: Frankreich Ein historischer Abriss, Köln 1978, S. 408f. Laut Guillaume-André de Bertier de Sauvigny zog Napoléon sogar mit 700 000 Soldaten los, in: ders.: Die Geschichte der Franzosen, München, Paris 1986, S.282; WIKIPEDIE kommentiert: „Der Feldzug endete nach anfänglichen französischen Erfolgen in einer der größten militärischen Katastrophen der Geschichte.“ Siehe: de.wikipedia.org/wiki/Russlandfeldzug_1812
2 „Gröfaz“: Spöttische deutsche Volksabkürzung für:„Größter Feldherr aller Zeiten“; vgl.: CARTIER, Raymond: Der Zweite Weltkrieg, München, Zürich 1967, S. 338
3 www.google.com/search?q=Rückkehr+Deutscher+Soldaten+aus+Stalingrad&ie=utf-8&oe= utf-8 &client=firefox-b
4: Siehe auch: www.google.com/search?client=firefox-b&q=Anzahl+der+Rückkehrer+von+ Stalingrad&oq=Anzahl+der+Rückkehrer+von+Stalingrad&aqs=heirloom-srp
5 Vgl.: CARTIER, Raymond: Der Zweite Weltkrieg, München 1967, S. 1059
6 Vgl.: ANDERS, Günther: Die atomare Drohung. Radikale Überlegungen zum atomaren Zeitalter; München 1993
7 Siehe: wikipedia.org/wiki/Bots
8 Siehe: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1988, GG Artikel 26
9 Eine Wortreflexion; siehe: „Was heißt das, ’streitbarer Pazifismus’?“, in: NARR, Wolf-Dieter/VACK, Klaus: Streitbarer Pazifismus. Friedenspolitik und Friedensbewegung nach dem Golfkrieg, Sensbachtal 1991; S. 50 ff. (Komitee für Grundrechte und Demokratie)
10 „Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass ein Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) nicht mit den sich aus der Mitgliedschaft im Nato-Bündnis ergebenden Verpflichtungen vereinbar wäre.“ (www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-900644) Siehe: wikipedia.org/wiki/Atomwaffenverbotsvertrag; mit der Meinungsumfrage unter der deutschen Bevölkerung
11 Zitate aus der Berichterstattung des ZDF (Frau Marietta Slomka); siehe auch die dezidierte Kritik an der manipulierenden Berichterstattung des deutschen Fernsehens themenorientiert beispielhaft erarbeitet durch das Autorenteam Friedhelm Klinkhammer/ Volker Bräutigam. Lese die Artikel auf: www. ständige publikumskonferenz der öffentlichen medien.de; siehe auch KLINKHAMMER, Friedhelm/GELLERMANN, Uli/BRÄUTIGAM, Volker: Die Macht um acht: der Faktor Tagesschau, Bonn 2017
12 Siehe: google.com/search?q=Putins+Rede+im+Bundestag&ie=utf-8&oe=utf-8&client=fire fox-b
13 Siehe: gmx.net/magazine/politik/russland-krieg-ukraine/russlands-ex-praesident-medwe-dew-droht-atomkrieg-37738514#.homepage.hero
14 Die USA, Großbritannien und die östlichen Anrainer Russlands – vor allem Polen – wollen den Krieg weiter fortsetzen, während Deutschland und Frankreich bereit wären, einen Deal mit Moskau zu machen. Siehe auch www.welt.de/politik/ausland/plus243059565/ Ukraine-Krieg-Der-Riss-in-der-Nato-zeigt-sich-an-Deutschland-und-Polen.html
Die unausgewogene Positionierung des ’Westens’ wird auch auf ’Internet’ beim Abfragen der Kriegsverlustzahlen ersichtlich. Überwiegend sind Angaben zu russischen Verlusten zu finden. Die Frankfurter Rundschau meldet am 31.Januar 2023: „Insgesamt 127 500 Soldaten soll Russland seit dem Beginn des Ukraine-Krieges verloren haben.“ Vgl. weiter: wikipedia.org/wiki/Opfer_des_Russisch-Ukrainischen_Krieges; Auf die Frage, „Hat die Ukraine keine Verluste?“, ist als Antwort zu finden: „Die Verluste sind bereits beträchtlich, sowohl an Personal (mindestens 10.000 Tote und Verwundete) als auch an militärischem Gerät.“ (Siehe: www.google.com/search?q=Kriegsverlustzahlen+der+Ukraine+im+aktuellen+Krieg&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b)
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Grafikquellen :
Oben — Bundesarchiv Bild 101I-218-0506-31, Russland-Süd, bei Stalingrad, Hinweisschild