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RENTENANGST

Archiv für Januar, 2023

Zeit für Weiterbildung

Erstellt von DL-Redaktion am 31. Januar 2023

Es braucht mehr als Youtube

Was Oben niemand hineinsteckte – kann Unten nicht hinauskommen!

Von Bernd Käpplinger

Bei der Weiterbildung setzt Deutschland bisher nur auf Quantität. Um etwas zu bewirken, müssen die Angebote intensiver und besser zugänglich sein.

Seit Januar liegt auf Bundesebene ein Entwurf für eine Bildungszeit für Weiterbildung vor. Beschäftigte sollen durch individuellen Antrag die Chance bekommen, sich bis zu 12 Monate in Vollzeit oder bis 24 Monate in Teilzeit weiterbilden zu können. Dazu braucht es eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten. Der Arbeitgeber muss das Gehalt während der Weiterbildung nicht weiterbezahlen, sondern die Beschäftigten erhalten rund zwei Drittel ihres Gehalts vom Staat. Die Kursgebühren werden bei Geringverdienenden mindestens zur Hälfte oder sogar ganz vom Staat übernommen.

Der Entwurf aus dem Arbeitsministerium ist erkennbar inspiriert von der Bildungskarenz in Österreich. Dort wird seit zwei Dekaden praktiziert, was in Deutschland als vermeintliche Illusion abgetan wird. Was aber besagen Evaluationen im Alpenland? Die Zahl der Nut­ze­nden ist über die Jahre hinweg angestiegen und lag 2018 bei 15.000 Menschen von rund 4,3 Millionen Beschäftigten.

Die Bildungskarenz wird als kleine, aber feine Maßnahme charakterisiert. Bezogen auf die Teilnehmenden pro Jahr ist sie von geringer Bedeutung, doch das mit der Bildungskarenz verbundene Zeitvolumen ist beträchtlich und Einkommenssteigerungen (rund 10 Prozent bei der Hälfte der Teilnehmenden) und berufliche Veränderungen sind in Analysen zu beobachten. Die Karenz wird überproportional von Aka­de­mi­ke­r*in­nen genutzt, wenngleich 59 Prozent aller Nutzenden keinen akademischen Abschluss haben.

In Deutschland dagegen fixierte man sich, europäischen Zielsetzungen gemäß, auf die Teilnahmequote. Rund 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung sollten demnach jährlich eine Weiterbildung besuchen. Egal, ob es sich um eine zweistündige Schulung oder eine lange Umschulung handelt. Es ist gut zu wissen, wie breit die Bevölkerung an Weiterbildung teilnimmt oder nicht, aber die Teilnahmequote allein ist wenig aussagekräftig.

Weniger Menschen freiwillig ausbilden

Es wäre also angebracht, mit einer intensiven Bildungszeit quasi eine Zeitenwende einzuläuten: Nicht mehr primär auf Quantität zu achten, um viele Menschen in kurze Weiterbildungen zu bringen (2020 dauerte eine Weiterbildung im Schnitt nur 34 Stunden), sondern um weniger Menschen mit Bedarf und freiwillig intensiv weiterzubilden.

Angesichts der großen Transformationen in Wirtschaft, Wissenschaft und Ökologie braucht es einen Qualitätssprung zu mehr Klasse. Hier stellen sich auch Gerechtigkeitsfragen: Um mehr Benachteiligte zu erreichen, muss analysiert werden, wer bisher Weiterbildungen nutzt – und wie ein besserer Zugang für alle erreicht werden kann.

Die Bildungszeit soll private oder betriebliche Weiterbildung nicht überflüssig machen. Sie soll sie ergänzen in dem Sinne, dass sich für große Weiterbildungen im Alltagsstress kaum Zeit genommen wird. Bildungszeitgesetze der Länder sehen „nur“ Freistellungen von oft fünf Tagen vor. Das kann Impulse bringen, aber in fünf Tagen werden sich keine riesigen Wissens- und Kompetenzsprünge ereignen. Youtube-Videos sind schön für alltägliches Lernen en passant, aber Olym­pia­sie­ge­r*in wird damit niemand.

In den letzten Dekaden stagnieren die öffentlichen Weiterbildungsausgaben und inflationsbereinigt sinken sie, trotz aller Sonntagsreden. In Deutschland geben Bund und Länder geschätzt rund fünfmal mehr für Hochschulbildung, für frühkindliche Bildung viermal mehr und für Berufsbildung im Dualen System doppelt so viel aus wie für Weiterbildung.

Frühe Investitionen sind sicherlich wichtig, aber diese extreme Schieflage ist unangemessen in einer alternden Gesellschaft, in der seit mehr als zehn Jahren schon weniger Menschen unter 20 Jahren leben als Menschen über 67 Jahre. Der geschätzte Bedarf von 334 Millionen für die Bildungszeit im Jahr 2026 sind keine Peanuts, aber ein Beitrag zur Normalisierung der Relationen im Sinne des lebenslangen Lernens.

Der Gesetzentwurf muss kritisch befragt werden: Werden alle Beschäftigten angesprochen? Was ist mit Selbstständigen und Beschäftigten in kleinen Betrieben? Führt mehr Zeit wirklich zu mehr Qualität? Ist eine Zertifizierung auf Angebots- statt Anbieterebene flexibel genug? Warum muss die oft in der Bevölkerung unbeliebte Bundesagentur für Arbeit dafür zentral sein? Genügen zwei oder bräuchte es nicht eher drei Jahre Zeit? Wie findet man das passende Angebot? Könnte man wichtige Themen mit gesellschaftlichem Bedarf besonders anregen? Braucht es eine Förderung nur für Berufliches oder auch für politische Bildung oder Gesundheitsbildung.

Quelle      :        TAZ-online           >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen        :

Oben      —       Protest von FridaysForFuture und Anderen, sowie Ankunft der Verhandlungsteilnehmenden an der Messe Berlin zum letzten Tag der Sondierungsgespräche für eine Ampelkoalition.

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Welt der Hungernden

Erstellt von DL-Redaktion am 31. Januar 2023

Mehr Umverteilung verhindert Extremismus

Quelle      :        INFO Sperber CH.

Von       :     Felix Gnehm /   Forderungen nach einer Reduktion von Ungleichheit sind wissenschaftlich begründet, sagt der Direktor von Solidar Suisse.   — psi. Dies ist ein Gastkommentar von Felix Gnehm, Direktor von Solidar Suisse.

Extreme Ungleichheit bewegt die Gemüter. Nach der Veröffentlichung des neuen Oxfam Reports über die weltweit extreme Ungleichheit äusserte sich die NZZ im Kommentar «Oxfam: Die Beschäftigung mit den Reichen zeigt zunehmend obsessive Züge» zur wachsenden Ungleichheit und zur Idee der steuertechnischen Umverteilung, um weltweite Armut zu verringern. Nur liess sich die Zeitung als Quintessenz zur Aussage verleiten, Oxfams Beschäftigung nehme obsessive Züge an, anstatt sich dem Problem der wachsenden Ungleichheit und damit verbunden den Problemen in unserem Wirtschafts- und Steuersystem anzunehmen.

Ein kleiner Prozentsatz würde genügen

Die Wahrheit ist: Der jährlichen Finanzierungslücke der globalen Entwicklungsagenda 2030 von 2,5 Billionen US-Dollar steht ein globales Privatvermögen von 463 Billionen US-Dollar gegenüber. Es bräuchte also jährlich lediglich 0,005 Prozent des verfügbaren Privatvermögens, um weltweit allen Menschen Zugang zu sauberem Wasser, menschenwürdiger Arbeit, gesunder Ernährung, Bildung oder Gesundheit zu verschaffen. Dass sie stattdessen Social-Media-Plattformen kaufen, sich im Raketenwettfliegen betätigen oder im Pazifik dem Eskapismus frönen, sei dahingestellt. Wir sollten uns jedoch erstens fragen, welche Auswirkungen extreme Ungleichheit auf Gesellschaft und Wirtschaft hat, und zweitens, welchen Grad von Ungleichheit wir in unseren Gesellschaften wollen.

IWF: Steuerpolitik als wirksames Werkzeug

Zu den Auswirkungen stellte sogar Chinas Präsident Xi Jinping fest: «Das Problem der Einkommensungleichheit verschärft das Wohlstandsgefälle und führt zum Zusammenbruch der Mittelschicht, zu sozialer Spaltung und zu politischer Polarisierung, was den Populismus verschärft. China muss entschlossene Anstrengungen unternehmen, um eine Polarisierung zu verhindern und um soziale Harmonie und Stabilität zu verwirklichen.» Er muss es wissen, steht Chinas unbestrittenen Erfolgen mit höheren Durchschnittseinkommen dank Wirtschaftswachstum eine massive Verschärfung von wirtschaftlicher und soziopolitischer Ungleichheit gegenüber. So sehr China als Poster-Boy der Armutsreduktion gelobt wird, so ohnmächtig steht der neue ökonomische Superstar den jährlich über zehntausend öffentlichen Protesten der unzufriedenen Bevölkerung, den 99 Prozent, gegenüber.

Unsere Forderung nach einer Reduktion von Ungleichheit entspringt also weniger einer obsessiven Fixierung auf Superreiche als soliden politischen und wirtschaftswissenschaftlichen Handlungsempfehlungen. Die Weltbank hält fest, dass eine hohe und anhaltende Ungleichheit «nicht nur moralisch falsch, sondern auch ein Symptom für eine kaputte Gesellschaft ist». Sie führe zu verfestigter Armut, ersticktem Wachstum und sozialen Konflikten.

Folgerichtig rät der Internationale Währungsfonds (IWF), die Ungleichheit zu bekämpfen, und empfiehlt einen Mix aus politischen Instrumenten, die den Eintritt in den Arbeitsmarkt ermöglichen und faire und sozialverträgliche Arbeitsmarktbedingungen gewährleisten. Dies führe die notwendigen Korrekturen der Ungleichheiten durch Umverteilung herbei. Länder, die mehr für Bildung, Gesundheit und Sozialschutz ausgeben und ein stärker umverteilendes Steuersystem haben, sind im Durchschnitt erfolgreicher bei der Verringerung der Ungleichheit. Dabei hält der IWF die Steuerpolitik für das agilste und wirksamste Instrument zur Eindämmung von Ungleichheiten.

Die aktuelle Zunahme von Superreichtum und Ungleichheit kann bei weitem nicht als unproblematisch bezeichnet werden. Es verwundert daher nicht, dass sich die Positionen von so verschiedenen öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Entwicklungsagenturen wie Solidar Suisse, Oxfam, Weltbank, IWF, SECO und DEZA hier decken. Alle unterstützen das nachhaltige Entwicklungsziel Nummer 10 der UNO-Agenda 2030, nämlich «die Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten zu verringern».

Ungleichheit fördert den Radikalismus

Karte des Anteils an Menschen, die chronischen Hunger erleiden (2021) – dunkelblau: <2,5 %, hellblau: 2,5–4,9 %, grün: 5–14,9 %, orange: 15–24,9 %, rot: 25–34,9 %, dunkelrot: >35 %, grau: keine Daten

Der anlässlich des WEF publizierte Oxfam-Report zeigt auf, dass wir seit der Covid-19-Pandemie sogar in die entgegengesetzte Richtung gehen und uns vom Soll-Zustand weit entfernen. Solidar Suisse hält es für ein grosses gesellschaftliches Problem, dass sich auch das Vermögen der 41 Schweizer Milliardär*innen seit Beginn der Pandemie bis November 2022 um 52 Prozent erhöht hat.

Wie wenig Steuern müsste man nun abschöpfen, um beispielsweise das Solidar-Schwerpunktland Burkina Faso aus der Krise zu führen. Der bitterarme Sahelstaat verfügt über jährliche Staatseinnahmen von höchstens drei Milliarden Schweizer Franken. Verzweifelt kämpft das Land gegen die Radikalisierung von jungen Menschen, die sich in der Folge zu lokalen Terrortrupps rekrutieren lassen, anstatt die Schulbank zu drücken.

Je mehr Menschen es gibt, die hungern, kein Wasser haben, es nicht vermögen, ihre Krankheiten zu behandeln und ihre Kinder zur Schule zu schicken, desto schlechter ist der Zustand einer Gesellschaft. Wenn nun in derselben Gesellschaft das Vermögen der Reichsten ständig zunimmt, wächst verständlicherweise auch die Unzufriedenheit. Dies ist gefährlich, denn sie bildet den Nährboden für politische Radikalisierung und Populismus. Auch hier: Wissenschaftliche Untersuchungen machen als Grund von Radikalisierung die soziopolitische und wirtschaftliche Ungleichheit aus. Extreme Ungleichheit ist also tatsächlich ein Problem. Störend ist nicht, dass wenige Menschen ganz viel besitzen, sondern, dass so viele Menschen so viel weniger besitzen als die wenigen Superreichen.

FREIE NUTZUNGSRECHTE

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Oben      —      Ein Arzt misst den Armumfang eines unterernährten Kindes in der Demokratischen Republik Kongo

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Unten        —        Karte des Anteils an Menschen, die chronischen Hunger erleiden (2021) – dunkelblau: <2,5 %, hellblau: 2,5–4,9 %, grün: 5–14,9 %, orange: 15–24,9 %, rot: 25–34,9 %, dunkelrot: >35 %, grau: keine Daten

Allice Hunter – Hunger Map 2021 | World Food Programme. Empty map: File:World map (Miller cylindrical projection, blank).svg

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SPD-Massenüberwachung:

Erstellt von DL-Redaktion am 31. Januar 2023

SPD-Politiker fordern Einführung der IP-Vorratsdatenspeicherung

Quelle          :        Netzpolitik ORG.

Von       :       

Bei der SPD werden die Stimmen lauter, eine Vorratsdatenspeicherung für IP-Adressen einzuführen. Das FDP-geführte Justizministerium setzt weiter auf Quick Freeze.

Sowohl Politiker der SPD-Fraktion wie auch die Bundesinnenministerin Nancy Faeser fordern die Einführung der IP-Vorratsdatenspeicherung. Begründet wird dies mit dem Fall der Terrorverdächtigen von Castrop-Rauxel, die einen Giftstoffanschlag geplant haben sollen. Dort konnte ein Terrorverdächtiger nach Angaben der Sicherheitsbehörden mittels einer IP-Adresse ermittelt werden, die der Mobilfunkanbieter Vodafone für sieben Tage gespeichert hatte. Anbieter speichern manche Verkehrsdaten etwa zu Abrechnungszwecken oder zur Fehlersuche für einen begrenzten Zeitraum.

„Der Fall Castrop-Rauxel zeigt, dass es dringend eine klare Regelung für die Speicherdauer von IP-Adressen braucht“, sagte SPD-Innenpolitiker Sebastian Hartmann gegenüber der Rheinischen Post. „Wir sollten mit Ampel-Mehrheit die Rechtsgrundlage schaffen, dass künftig die IP-Adressen immer für 14 Tage gespeichert werden“, forderte er gegenüber der Zeitung.

Laut dem Bericht sieht man das auch im Bundesinnenministerium so. Eine Sprecherin von Nancy Faeser (SPD) sagte, dass der Europäische Gerichtshof ausdrücklich entschieden habe, dass IP-Adressen gespeichert werden dürfen, um schwere Kriminalität bekämpfen zu können. Das vom Bundesjustizministerium präferierte Quick-Freeze-Verfahren sei kein Ersatz, sondern nur eine Ergänzung. Dabei können Daten mit möglichem Bezug zu Straftaten bei den Anbietern „eingefroren“ werden, damit sie nicht routinemäßig gelöscht werden.

Weiter Streit in der Ampel

Der Rheinischen Post sagte ein Sprecher von Marco Buschmanns (FDP) Ministerium: „Aus Sicht des Bundesjustizministeriums ist es besonders wichtig, den Ermittlungsbehörden nach vielen Jahren der rechtlichen Unsicherheit nun ein Instrument zur Verfügung zu stellen, dessen Rechtssicherheit außer Frage steht.“ Im vergangenen September hatte der Europäische Gerichtshof die bisherigen deutschen Regelungen gekippt, da eine anlasslose Speicherung der Daten nicht mit Unionsrecht vereinbar ist. Eine wie von der SPD geforderte Speicherung würde keine Rechtssicherheit bieten, denn die Daten dürfen nur für den absolut notwendigen Zeitraum gespeichert werden. „Die Bestimmung dieses Zeitraums wäre daher erneut mit rechtlichen Unsicherheiten behaftet“, so der Sprecher weiter gegenüber dem Medium.

In der Ampel-Koalition ist man sich also weiterhin alles andere als einig. Während das Justizministerium die Vorratsdatenspeicherung nicht will und stattdessen schon einen Entwurf für das Quick-Freeze-Verfahren vorgelegt hat, will die Innenministerin eine neue Vorratsdatenspeicherung und an das Äußerste gehen, was das Urteil des Europäischen Gerichtshofes zulässt.

Lizenz: Die von uns verfassten Inhalte stehen, soweit nicht anders vermerkt, unter der Lizenz Creative Commons BY-NC-SA 4.0.

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Grafikquelle :      :

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DER ROTE FADEN

Erstellt von DL-Redaktion am 31. Januar 2023

Traumtänzer auf der Fakten-Autobahn

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Ariane Lemme

Sich die Welt machen, wie sie uns gefällt, funktioniert nur bedingt. Und es gehört sicher nicht zu den Privilegien von Politikmachenden.

Leugnen ist enorm erleichternd. Für einen selbst. Für den Rest der Welt ist es oft einfach enervierend. Ändert aber nichts daran, dass wir uns alle schön und regelmäßig unser Leben zurechtleugnen. Ich zum Beispiel glaube zurzeit tatsächlich, dass ich noch nie besonders viel Schlaf gebraucht habe und einfach „effizient“ schlafe. Fünf Stunden Koma, dann bin ich wie neu. Oder dass ich ganz bestimmt, wenn unsere Kinder erst etwas größer sind, wieder mit meinen Freundinnen die Welt bereisen und Bücher schreiben werde. Was einen halt so durch den Tag bringt.

Gute Leugner gehen gern in die Politik. Sagen, was ist (etwa: wir sind im Krieg mit Russland, die Klimakatastrophe ist unausweichlich, falls wir nicht endlich unsere verweichlichten westlichen Hintern hochkriegen), kommt da irgendwie nicht so gut an. Wenn die eigenen Illusionen aber deckungsgleich genug mit denen anderer Traumtänzer sind, kann man sogar als vor wenigen Jahren noch halbtot geglaubte Partei eine Regierung terrorisieren.

Wie diese Woche: „Der Autobahnausbau hat mit den Klimazielen gar nichts zu tun.“ So gelogen vom FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler im Deutschlandfunk. Dabei hat eine Studie des Umweltbundesamts ebenfalls diese Woche erst gezeigt, dass ein Tempolimit zweieinhalbmal mehr CO2 einsparen würde als gedacht. Würde man nicht nur auf Autobahnen ein Limit von 120 km/h umsetzen, sondern auch eines von 80 km/h auf Landstraßen, könnte so ein Sechstel der nötigen CO2-Einsparungen für die 1,5 Grad-Grenze erreicht werden.

Gut, werden Sie jetzt denken, auch auf neu ausgebauten Autobahnen könnte man langsamer fahren, vorausgesetzt, die FDP ließe das zu. Doch für die Idee, mehr Straßen seien der richtige Abzweig in die Verkehrswende, braucht man natürlich ebenso viel guten Willen. Aber hey, nichts für ungut, FDP. Auch mein Gehirn spielt viele Fakten zugunsten meines Weltbilds runter und hält nur ein begrenztes Maß an Widersprüchen aus. Wie den, dass Menschen, die meine volle Solidarität haben, nicht unbedingt besonders nett sein müssen – sozusagen als Gegenleistung.

In Deutschland brauchen Idioten gar nicht geboren werdem. Wir sehen sie bereits in der Politik, frei umherlaufen.

Das Ganze funktioniert natürlich umso besser, je mehr Leute den Quatsch glauben wollen. Ja je größer die Zahl der Gläubigen, desto besser. Gut zu beobachten war das – ebenfalls diese Woche – mal wieder beim Erinnern an die Befreiung von Auschwitz vor 78 Jahren. Dem Auftakt sozusagen zu einer der Lieblings-Illusionen hierzulande, nämlich der, dass bald darauf auch wir Deutschen durch die Alliierten von dieser Zecke Nationalsozialismus befreit wurden – als hätte die nicht einen ganz dankbaren Wirt gehabt.

Geht’s dagegen um private Belange, ist das mit dem Leugnen meist nur so semi-erfolgreich. Mit Entsetzen (ob meines ebenfalls erfolgreich verleugneten Alters!) musste ich mich diese Woche auch noch an die Lewinsky-Affäre erinnern. 25 Jahre ist es her, dass Bill Clinton glaubte, das Leugnen sei eine super Idee. Und ja: Seine ist eine der ganz wenigen politischen Lügen, die mir sympathisch sind. Weil: was gehen­ mich und Millionen das Sexleben anderer an – auch wenn’s der US-Präsident ist?

Quelle        :        TAZ-online         >>>>>        weiterlesen

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Oben        —     Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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DL – Tagesticker 31.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 31. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Scholz begrüßt Brasilien „zurück auf der Weltbühne“  – . –  2.) Ex-Premier Johnson berichtet von persönlicher Drohung durch Wladimir Putin  – . –  3.) Maaßen weist Vorwürfe zurück  – . –  4.) 30. Januar 1933: Das war keine Machtergreifung  – . –   5.) Weber will rechtes Bündnis für EU-Wahl  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen einen schönen Tag und gute Unterhaltung.

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So schmiert ein selbst predigender Sozialist seine Zusammenarbeit mit korrupten Lobbydienern ? Warum schmeißt ihm sein Clan keinen Bumms auf dessen Haupt ? Das politische Gesindel sollte sich schämen. Ist es ein Zufall das die FDP die einzige unter den Parteien ist, bei der alle schon Heute wissen was sie in nächster Zeit dem Volk verkaufen wollen? 

Unterstützung für Lula. – Scholz begrüßt Brasilien „zurück auf der Weltbühne“Olaf Scholz ist an der letzten Station seiner Südamerika-Reise angekommen. In Brasilien trifft er den neuen Präsidenten Lula da Silva. Der hat es sich – anders als sein Vorgänger – zum Ziel gesetzt, die Abholzung des Regenwaldes zu bremsen. Dabei will Deutschland helfen.

1.) Scholz begrüßt Brasilien „zurück auf der Weltbühne“

Nach dem Machtwechsel in Brasilien will Bundeskanzler Olaf Scholz ein neues Kapitel in den Beziehungen zum größten und bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas aufschlagen. „Wir freuen uns alle, dass Brasilien zurück auf der Weltbühne ist“, sagte Scholz bei einer Pressekonferenz mit dem neuen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva in Brasília. „Ihr habt gefehlt, lieber Lula“, fügte er hinzu. Er freue sich nun auf eine gute und lange Zusammenarbeit. Lula umarmte Scholz nach diesen Worten spontan. Der 77-jährige Linkspolitiker Lula hatte sich im Oktober in einer Stichwahl gegen den rechtsradikalen Jair Bolsonaro durchgesetzt, der auch als „Donald Trump der Tropen“ bezeichnet wird. Am 1. Januar wurde Lula in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vereidigt. Scholz ist danach der erste Regierungschef, der den neuen Präsidenten in der Hauptstadt Brasília besucht. Lula hat sich zur Bekämpfung des Klimawandels bekannt und will dafür die Abholzung des Regenwaldes bremsen. Scholz sagte ihm dafür Unterstützung zu und sprach von einer neuen Partnerschaft gegen den Klimawandel. Für den Herbst kündigte der Kanzler eine Wiederaufnahme der deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen an, die nach der Premiere 2015 während der Regierungszeit Bolsonaros ausgesetzt wurden. „Müssen alles tun, um Demokratie zu verteidigen“

NTV-online

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Sind die berühmten „Nach-her Gespräche“ nicht die einzig, wahre Möglichkeit von Politiker-innen ihren schlechten Charakter zu offenbaren ? Bei den direkten Meetings war immer nur Zeit zum politischen Dumm grinsen, anstatt seinen direkten Kontrahenten die geballte Linke oder Recht zu zeigen. Werden Politiker schon als Feiglinge geboren, denn die Umerziehung in den Parteien gelingt ja nich immer! ?

„Ich will dir nicht weh tun, aber…“ – Ob Putins Drohung ernst gemeint gewesen sei, könne man nur schwer einschätzen, erklärt Boris Johnson in einer Dokumentation der BBC.

2.) Ex-Premier Johnson berichtet von persönlicher Drohung durch Wladimir Putin

Der russische Präsident Wladimir Putin soll nach Angaben des britischen Ex-Premiers Boris Johnson kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs persönliche Drohungen gegen diesen ausgesprochen haben. „Er hat mir irgendwann quasi gedroht und gesagt, ‚Boris, ich will dir nicht weh tun, aber mit einer Rakete würde es nur eine Minute dauern‘ oder so ähnlich“, erzählt Johnson der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Die Aussage tätigte Johnson demnach in einer BBC-Dokumentation, die am Montag ausgestrahlt werden soll. „Dem sehr entspannten Tonfall nach zu urteilen und der Gelassenheit, die er an den Tag zu legen schien, hat er wohl einfach mit meinen Versuchen gespielt, ihn zum Verhandeln zu bewegen“, so Johnson weiter. Wladimir Putin drohte Boris Johnsohn in „sehr langem“ Telefonat.  Laut der BBC fiel die Bemerkung Putins in einem „sehr langen“ Telefonat im Februar 2022. Putin habe die Aussage als Reaktion auf Johnsons Warnung, dass der Krieg eine „totale Katastrophe“ werden würde, getätigt. Demnach hatte Johnson auch mit der Versicherung, die Ukraine würde „in absehbarer Zeit“ nicht der Nato beitreten, versucht, den Kremlchef von einem militärischen Vorgehen abzubringen.

KSTA-online

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Sieht so der einzig, wahre Umgang im Clan der Republikanischen Trüffelschweine aus ? Welch ein Chef in der Politik würde Heute den Pascha spielen, wo er doch von Merkel schon auf sein Chef-Podest gehievt wurde. Deutschland, Deutschland für immer über alles! Das Zuhause in der Republik unter Fahne, Adler  Hymne im Reichstag. Wobei doch der Sauerländer noch nicht gesagt hat man müsse dazu die Fahne der Reichsbürger hieven! Das war ein Österreicher. Und das alles in einer Partei welche nicht einmal bis Zwei zählt ?

Möglicher Parteiausschluss aus der CDU. – Die Vorwürfe gegen ihn bezeichnet der frühere Verfassungsschutzchef als „ehrabschneidend“. Von der Austrittsforderung habe er aus den Medien erfahren.

3.) Maaßen weist Vorwürfe zurück

Der frühere Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen hat in der Debatteum einen möglichen Parteiausschluss aus der CDU Vorwürfe zurückgewiesen, dass er eine rassistische Sprache benutze. „Das weise ich mit Nachdruck zurück. Das sind pure Behauptungen, das ist ehrabschneidend“, sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk. Maaßen wollte sich nicht festlegen, wie er mit der Aufforderung umgeht, dass er die CDU verlassen soll. Zunächst erwarte er, dass die CDU Belege vorlege, die er dann juristisch prüfen wolle. Das CDU-Präsidium hatte am Montag beschlossen, Maaßen eine Frist zum Austritt bis zum 5. Februar um 12.00 Uhr (MEZ) zusetzen. Sollte Maaßen bis dahin die CDU nicht verlassen haben, werde das Präsidium beim Bundesvorstand die Einleitung eines Parteiausschlussverfahrens und den sofortigen Entzug der Mitgliedsrechte beantragen. „Für seine Äußerungen und das damit zum Ausdruck gebrachte Gedankengut ist in unserer Partei kein Platz“, hieß es in dem Beschluss. Immer wieder gebrauche der frühere Verfassungsschutzpräsident „die Sprache aus dem Milieuder Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen“. Maaßen verstoße „laufend gegen die Grundsätze und Ordnung der Partei“. Maaßen nur aus den Medien davon gehört.

TAZ-online

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Warum wurde in diesen Land unter seinen politischen Versagern nach Ende des letzten Kriegs keine Grundreinigung durchgeführt ? Stattdessen wurde munter so weiter gemacht, wie es zuvor erlernt war.

Am 30. Januar jährt sich der Beginn der NS-Diktatur zum 90. Mal. Bis heute hält sich der Mythos von der „Machtergreifung“ der Nazis. Doch die Macht wurde Hitler ausgehändigt – von den konservativen Eliten Deutschlands.

4.) 30. Januar 1933: Das war keine Machtergreifung

Zu den Lebenslügen des deutschen Bürgertums zählt, dass die Weimarer Republik zwischen Nazis und Kommunisten aufgerieben wurde. Daher die Rede von der „Machtergreifung“ in Bezug auf die Ereignisse vom 30. Januar 1933 – also die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg. Doch der Begriff suggeriert einen Gewaltakt, einen Staatsstreich. Dem war nicht so. Das Sicherheitsschloss der Demokratie musste von den Nazis nicht aufgebrochen werden – es war längst zerbrochen und die Tür zur Macht weit aufgestoßen worden. Es war keine Machtergreifung, es war eine Machtübergabe der konservativen Eliten an die Nazis.Denn das Entscheidende jenes Tages war, dass die NSDAP Teil einer Rechtskoalition wurde, zu der auch die Deutschnationalen unter Alfred Hugenberg, der Stahlhelm unter Franz Seldte und Hitlers Amtsvorgänger Franz von Papen, der 1932 aus dem Zentrum ausgetreten war, um seine Minderheitsregierung durch die NSDAP tolerieren zu lassen, gehörten – eine rechtsextreme Einheitsfront. Kein Widerspruch gegen die Diktatur. Berühmt wurde Papens Ausspruch, binnen weniger Wochen habe man Hitler innerhalb der Koalition „an die Wand gedrückt, dass er quiekt“. Auch das vermittelt einen falschen Eindruck. Papen und Hindenburg hatten nicht vor, Hitler zu mäßigen, um Demokratie und Rechtsstaat zu schützen. Gleich in der ersten Kabinettssitzung waren sich Papen und Hitler einig, dass eine Rückkehr zum Parlamentarismus ausgeschlossen werden müsse. Dem folgenden, sehr raschen Übergang zur Diktatur widersprach niemand in der Koalition. Als Hitler am 28. Februar – nicht einmal einen Monat nach seiner Ernennung und einen Tag nach dem Reichstagsbrand – Hindenburg um die Unterzeichnung der „Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat“ bat, hatte dieser keinerlei Bedenken. Damit waren alle Grund- und Freiheitsrechte sowie rechtsstaatliche Prinzipien außer Kraft gesetzt; der Terror, den die SA in den vorangegangenen Wochen eskaliert hatte, wurde legal.

Freitag-online

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Die politische Blindheit nimmt langsam kuriose Formen an. Hatte Weber nicht frühzeitig geklärt wie er zu Orban stehe? Aber dieses Problem zeigt nur in aller Deutlichkeit auf, wie viel an politischer Unfähigkeit sich in den verschiedensten Parlamenten tummeln dürfen.

Der Fraktionsvorsitzende der EVP umgarnt Regierungschefs in Tschechien und Italien. Der konservativen Europäischen Volkspartei EVP schwimmen die Felle davon. Zwar stellt sie die stärkste Fraktion im EU-Parlament, doch sie verliert seit Jahren an Stimmen und somit auch an Abgeordneten.

5.) Weber will rechtes Bündnis für EU-Wahl

Der konservativen Europäischen Volkspartei EVP schwimmen die Felle davon. Zwar stellt sie die stärkste Fraktion im EU-Parlament, doch sie verliert seit Jahren an Stimmen und somit auch an Abgeordneten. Um das auszugleichen, ist Fraktionschef Manfred Weber auf der Suche nach neuen Partnern. Diese sucht er in der konkurrierenden Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR), die auch offen für weit rechts stehende Parteien ist. Vor wenigen Tagen traf sich Weber mit dem tschechischen Regierungschef Petr Fiala, dessen Partei ODS in der EKR organisiert ist. Die beiden Politiker betonten, dass sie weiter gemeinsam die Ukraine unterstützen wollten, damit Russland nicht den Krieg gewinnt. Auch die faschistische Partei Fratelli d’Italia der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat Weber auf dem Zettel. Der CSU-Mann hat sich kürzlich mit Meloni abgesprochen und danach offen für eine Zusammenarbeit gezeigt. »Meloni ist bei Europa konstruktiv, steht an der Seite der Ukraine, und beim Rechtsstaat gibt es in Italien keine Probleme«, meinte Weber am Donnerstag im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Am Wochenende hat er in diesen Medien nachgelegt und deutliche Einschränkungen gemacht, was den Rechtsstaat angeht. Weber forderte Zäune zur Flüchtlingsabwehr an der EU-Ostgrenze, in der Mittelmeer-Region sowie an der Grenze Bulgariens und Griechenlands zur Türkei. EU-Büros sollten etwa in Tunesien oder Ägypten eingerichtet werden, damit Menschen aus Afrika dort Asyl in Europa beantragen könnten. Außerdem will Weber die Seenotrettung nicht privaten Initiativen überlassen, sondern eine neue EU-Mission prüfen. Dies entspricht den Forderungskatalogen von Fiala und Meloni. Die Italienerin hatte zuletzt die Arbeit der zivilen Rettungsschiffe deutlich erschwert.

ND-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Lücken im Gesetz

Erstellt von DL-Redaktion am 30. Januar 2023

Neues Lieferkettengesetz

Ein Debattenbeitrag der Gastkommentarin  JULIANE KIPPENBERG

Ausgerechnet Deutschland will zertifizierte Unternehmen nicht für Fahrlässigkeit haften lassen. Doch auch die Zertifikate selbst sind problematisch.

Anfang des Jahres ist das Lieferkettengesetz in Deutschland in Kraft getreten – ein wichtiger Schritt, um Menschenrechte in globalen Lieferketten zu schützen. Aber das Gesetz hat einen entscheidenden Schwachpunkt: Ihm fehlt eine Regelung, nach der Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen haften, die sie durch Missachtung ihrer Sorgfaltspflichten verursacht haben.

Das in der Europäischen Union geplante Lieferkettengesetz, das 2023 in die entscheidende Phase der Verhandlungen kommt, soll laut Entwurf der EU-Kommission weitergehen und Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen haftbar machen. Doch ausgerechnet Deutschland setzt sich für eine massive Verwässerung ein. Die Bundesregierung plädiert nämlich dafür, dass Unternehmen, die zertifiziert sind, von der Haftung für Fahrlässigkeit ausgenommen werden.

Sozialaudits, Prüfungen der Richtlinien und Norm­anforderungen, und Zertifizierungssyste­me haben in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen; jedoch zeigt sich immer wieder, dass Audits für Zertifizierungen nicht selten gravierende Probleme übersehen oder missachten. So können sich Unternehmen mit Zertifizierungen und Siegeln schmücken, obwohl sie sich fahrlässig oder unverantwortlich verhalten.

Ein Fall aus Brasilien illustriert dies: Am 25. Januar 2019 brach der Staudamm einer Eisenerzmine in Brumadinho, mehrere Millionen Kubikmeter giftiger Minenschlamm töteten mindestens 270 Menschen. Nur vier Monate zuvor hatte das brasilianische Tochterunternehmen des deutschen Zertifizierers TÜV SÜD den Damm für stabil erklärt. Das Bergbauunternehmen hatte die Prüfer unter Druck gesetzt, die Sicherheit des Staudamms trotz offensichtlicher Risiken zu bescheinigen. Das ergab eine Untersuchung durch den brasilianischen Kongress.

Schlupfloch „Safe Harbour“

Ende 2022 hat sich der Ministerrat der Europäischen Union auf eine gemeinsame Position für das EU-Lieferkettengesetz geeinigt. Deutschland hatte sich im Vorfeld für eine „Safe Harbour“-(Sicherer Hafen)-Klausel eingesetzt. Diese würde die zivilrechtliche Haftung für Unternehmen abschwächen, die sich an freiwilligen Branchen- oder Industrieinitiativen beteiligen. Der Vorschlag stieß auf wenig Gegenliebe bei den anderen EU-Staaten und wurde schließlich abgelehnt.

Damit ist das Thema indes nicht vom Tisch: In einer vertraulichen Protokollnotiz hat die Bundesregierung angemerkt, dass sie weiter an ihrer Forderung festhält und beabsichtigt, dem Gesetz in den entscheidenden Verhandlungen am Ende des EU-Gesetzgebungsprozesses nicht zuzustimmen, wenn es keine „Safe Harbor“-Regelung beinhaltet. Damit stellt die Bundesregierung die Interessen von Unternehmen über die der Opfer von Rechtsverletzungen entlang globaler Lieferketten – und bricht Wort mit dem Bekenntnis des Koalitionsvertrags zu einem wirksamen Lieferkettengesetz.

2013 savar building collapse02.jpg

Die zivilrechtliche Haftung ist ein wichtiges Mittel, mit dem Betroffene vor nationalen Gerichten in Europa ihr Recht einklagen können und mit dem Katastrophen, wie sie in Brasilien geschehen ist, verhindert werden können. Aber sie muss auch für Unternehmen gelten, die auditiert und zertifiziert sind. Audits haben oft massive Mängel: Sie werden innerhalb weniger Tage vorgenommen, sind oft oberflächlich und geben keine Gelegenheit zu vertieften Untersuchungen oder vertraulichem Kontakt mit Betroffenen.

Wenn Firmen die Audits selbst bezahlen, besteht die Gefahr, dass „wohlgesonnene“ Prüfer den Auftrag bekommen. In einigen Fällen haben Firmen darauf gedrängt, dass Auditberichte geschönt und Informationen über unternehmerisches Fehlverhalten weggelassen wurden. Hunderte von Menschen sind bei vermeidbaren Katastrophen an Arbeitsplätzen ums Leben gekommen, an denen zuvor Sozialaudits und Zertifizierungen vorgenommen wurden.

Der Dammbruch in Brumadinho in Brasilien ist nur ein Beispiel. Ein Fabrikbrand bei Ali Enterprises in Pakistan im Jahr 2012 und der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch im Jahr 2013 sind weitere Beispiele für verheerende Tragödien an Standorten, die geprüft oder zertifiziert wurden. Kinderarbeit und andere gravierende Menschenrechtsverletzungen werden ebenfalls von Audits sehr häufig nicht aufgedeckt – unter anderem weil Audits oft nur ein paar Tage lang sind.

160 Millionen Kinder arbeiten

Quelle         :       TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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Oben     —     Khaleda was working in the Rana Plaza building when it collapsed on 24 April 2013. “There were 10 to 12 of us trapped under the rubble, we thought that we were going to die,“ says Khaleda. „We were saying goodbye to each other. I was rescued from the collapse after being buried for 16 hours.“ Khaleda was treated for her injuries and later on received rehabilitation support from the UK aid funded Centre for the Rehabilitation of the Paralysed (CRP). She was also able attend a 3-month vocational skills training by the UK funded ILO programme and now works as a dress maker. “I want to open my own tailoring shop in the future; ultimately I would like to become self-employed. After the training, my confidence has increased and I have enough courage and experience to manage a shop.” For more details of the UK’s work on improving safety and working conditions in the ready made garment sector in Bangladesh read our news story: www.gov.uk/government/news/rana-plaza-one-year-on-uk-aid-… Picture: Narayan Debnath/DFID

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Schon lange Überfällig

Erstellt von DL-Redaktion am 30. Januar 2023

Kretschmanns offener Brief zum Radikalenerlass

 

Heute steht er nur noch vor einer grünen Wand

Von Oliver Stenzel

Lange hat’s gedauert. Acht Monate nach Erscheinen einer Studie über den Radikalenerlass in Baden-Württemberg hat sich Ministerpräsident Kretschmann in einem offenen Brief endlich dazu geäußert. Doch das Ergebnis irritiert.

Die gute Nachricht: Winfried Kretschmann ist lernfähig. Der baden-württembergische Ministerpräsident schreibt in seinem vergangenen Donnerstag veröffentlichten offenen Brief zum Radikalenerlass: „Eine erste Erkenntnis ist für mich, dass die Anwendung des Erlasses unverhältnismäßig war.“ Respekt, das ist mal wirklich eine neue Erkenntnis.

Doch im Ernst: Eine Reaktion Kretschmanns auf die im Mai 2022 veröffentlichte, vom Land in Auftrag gegebene Studie über den sogenannten Radikalenerlass von 1972, dessen Anwendung in Baden-Württemberg und die Folgen für viele Anwärter:innen auf öffentliche Stellen war mehr als überfällig. Monatelang hatten Kretschmann und sein Staatsministerium immer wieder darauf verwiesen, dass noch geprüft werde, dass die Studie ja ziemlich dick sei, dass es drängendere Probleme gebe (Kontext berichtete). Das wirkte schon deshalb unangemessen, weil Kretschmann zum einen selbst in einem Interview Anfang 2022 die Erwartung genährt hatte, sich bald zu äußern, zum anderen, weil die Ergebnisse nicht unbedingt vom Himmel fielen – manche wurden noch vor Erscheinen der Studie im Blog des Heidelberger Forschungsprojekts veröffentlicht.

Sollte das Staatsministerium eine kompetente wissenschaftliche Abteilung haben, und das ist ihm zu wünschen, hätte sich diese wegen einer Bewertung also schon zeitig darum kümmern können. So aber entstand der Eindruck, der Ministerpräsident wolle einer Stellungnahme dazu aus dem Weg gehen, fühle sich unbehaglich damit. Oder spiele bei der Aufarbeitung und Fragen einer Entschädigung oder Rehabilitation auf Zeit, wie es etwa der Mannheimer SPD-Landtagsabgeordnete Boris Weirauch formulierte, bis die „biologische Lösung“ eintrete.

Zu spät und inhaltlich dürftig

Nun gibt es endlich eine Reaktion. Und die ist enttäuschend, da inhaltlich dürftig. Zwar zitiert Kretschmann gleich zu Beginn Willy Brandt, der als Bundeskanzler den Erlass 1972 mitbeschlossen hatte, ihn aber später als „politischen Irrtum“ bezeichnete. Doch diese Wertung macht er sich in der Folge nicht zu eigen, stattdessen die von Brandts Nachfolger im Bundeskanzleramt Helmut Schmidt, laut dem „mit Kanonen nach Spatzen“ geschossen worden sei – will sagen: Nicht der Erlass als solcher war ein Irrtum, sondern nur die Praxis seiner Anwendung.

Diese bewertet Kretschmann auch durchaus kritisch: Für ihn „hat der Radikalenerlass viel mehr Schaden angerichtet als Nutzen gestiftet“, bei der Umsetzung sei das erforderliche „Augenmaß verloren gegangen.“ Dass eine ganze Generation unter Generalverdacht gestellt worden sei, „war falsch“, schreibt der Ministerpräsident. Denn zwar mochten „einzelne … zu Recht sanktioniert worden sein“, aber „manche“ hätten „zu Unrecht durch Gesinnungs-Anhörungen, Berufsverbote, langwierige Gerichtsverfahren, Diskriminierungen oder auch Arbeitslosigkeit Leid erlebt“. Darauf folgt der zentrale Satz des Briefes: „Das bedauere ich als Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg sehr.“ Kretschmann bedauert, er entschuldigt sich nicht bei den Opfern, wie dies zunächst fälschlicherweise etwa die „Deutsche Presse-Agentur“ vermeldete.

Nun lässt sich darüber streiten, wie sinnvoll es ist, wenn sich ein Regierungschef heute für eine Regelung aus dem Jahr 1972 (bundesweit) beziehungsweise 1973 (in Baden-Württemberg) entschuldigt, an deren Umsetzung er nicht beteiligt war. Es könnte ein symbolischer Akt sein, und er hatte ihn vor einem Jahr immerhin in Einzelfällen in Aussicht gestellt. Jetzt verwendet Kretschmann weder das Wort „Entschuldigung“ noch „Rehabilitation“. Doch sein Brief irritiert noch aus einem anderen Grund.

Kretschmann hat sich, diesen Anschein erweckt das Dokument, ziemlich gequält mit dem Thema. Er war selbst einer der Betroffenen, und er geht breit auf diesen Abschnitt seines Lebens ein. Mehr als ein Fünftel des Briefes macht die Thematisierung der eigenen Biographie aus. Das mag man anerkennen, aber genau das ist das Problem: Kretschmanns Beschäftung mit oder eher die große Zerknirschung ob der eigenen Biographie überlagert seine gesamter Beurteilung des Themas. Es ist diese Zerknirschung über die „größte Verirrung meines eigenen Lebens“, die ihm, wie er schreibt, in der Studie gespiegelt werde, „nämlich der Linksradikalismus meiner Studienzeit“: „Mich erschreckt noch heute, dass ein Mensch, selbst wenn er das Glück einer guten Ausbildung hatte wie ich, einen solchen ‚Tunnelblick‘ entwickeln und sich derart in eine verblendete Weltsicht einbohren kann.“ Und er betrachtet es als „aus heutiger Sicht nur logisch und konsequent“, dass ein demokratischer Staat bei Menschen wie dem jungen Kretschmann „Zweifeln an der Verfassungstreue nachgeht“.

Aus dieser Perspektive einer eigenen Verirrung, einer, zugespitzt formuliert, eigenen Schuld, beschreibt Kretschmann dann die mögliche Läuterung und Buße: „Menschen, die abwegige und irrige Positionen vertreten, sind in fünf oder zehn Jahren vielleicht klüger geworden und denken anders“, und solche Lernprozesse müsse die liberale Demokratie fördern und wertschätzen. Eine Gesinnungsprüfung ist also laut Kretschmann nicht deshalb falsch, weil sie der Meinungsfreiheit widerspricht – sondern weil sich die Gesinnung ja ändern, weil sie sich im Sinne des Ministerpräsidenten bessern kann.

Die Betroffenen wollen eine Entschädigung

Eine hochproblematische Deutung, die überdies hinter die Ergebnisse der Studie zurückfällt. Denn es ist völlig irrelevant für die Bewertung des Erlasses, ob die von ihm betroffenen Menschen sich ändern, ob sie sich von ihren früheren Ideen verabschieden oder sie beibehalten, ob sie in Kretschmanns arg paternalistisch wirkenden Worten „klüger werden“. Relevant ist einzig, ob ihre Nichtzulassung zu oder ihr Ausschluss aus öffentlichen Stellen aufgrund eines konkreten Verdachts oder eines Nachweises „einer gegen die Sicherheit des Staates gerichteten Betätigung“ erfolgte. So formuliert es das Übereinkommen Nr. 111 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO/ILO), das sich mit „Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf“ befasst – und übrigens bereits 1961 von der Bundesrepublik ratifiziert wurde.

Quelle         :         KONTEXT:Wochenzeitung          >>>>>          weiterlesen

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Oben     —     Winfried Kretschmann im Rahmen des Länderrates der GRÜNEN am 17. September 2017 in Berlin (Gasometer Schöneberg)

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Altersarmut – aber immer!

Erstellt von DL-Redaktion am 30. Januar 2023

Der Staat entlastet sich mit einem „Generationenkapital“

File:Armut Bettler Obdachlos (12269249596).jpg

Quelle:    Scharf  —  Links

Von        :    Johannes Schillo

Eine „Aktienrente“ wollte die Ampel-Regierung auf den Weg bringen, jetzt soll ein „Generationenkapital“ helfen, die Altersvorsorge zu sichern, d.h. den Staat zu entlasten.

Die Funktionsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung ist nämlich nicht gewährleistet, sie muss immer wieder und jetzt erst recht gesichert werden. So jedenfalls der Koalitionsvertrag von Scholz und Co., der zu diesem Zweck ergänzende „kapitalgedeckte Elemente“ einbringen wollte. Mit der Wortschöpfung „Generationenkapital“ hat nun Bundesfinanzminister Lindner die Diskussion um die Rentenversicherung belebt und um ein neues Highlight bereichert. Dabei ist die Rentendebatte sowieso durch viele Unsachlichkeiten gekennzeichnet.

Die Sorge um die Rente ist nicht die Sorge um die Rentner

„Die Zahl der Seniorinnen und Senioren, die auf Grundsicherung angewiesen sind, weil ihre Rente nicht reicht, steigt kontinuierlich an. Im Jahresvergleich von September 2021 zu September 2022 stieg die Zahl um 12 Prozent.“ Das meldet das Redaktionsnetzwerk Deutschland am 22. Januar 2023. „Die Altersarmut jagt von Rekord zu Rekord“, kommentierte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch.

Zahlreiche Studien belegen ausführlich die Not alter Menschen, zuletzt etwa „Die polarisierende Pandemie“ (2022) des Armutsforschers Christoph Butterwegge oder die jüngsten Zahlen des Oxfam-Berichts (https://www.oxfam.de/), dessen Fazit lautet: „Erstmals seit 25 Jahren haben extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zugenommen.“ Butterwegge sprach davon, dass die Öffentlichkeit regelrecht in die Irre geführt werde, wenn es um die durch Corona manifest gewordenen sozialen Notlagen im Alter gehe: Sie würden „überwiegend als Generationenkonflikte interpretiert, wenn nicht sogar bewusst als solche inszeniert, um von den sozioökonomischen Interessengegensätzen und den hieraus resultierenden Verteilungskämpfen zwischen Klassen und Schichten abzulenken“.

Das ist aber keine neue Entwicklung. Diejenigen, die die Rentendiskussion maßgeblich bestreiten, werfen sich zwar gerne in die Pose desjenigen, der sich um das Wohlergehen der Rentner sorgt oder die Nöte der jungen Generation im Blick hat, die als Arbeitnehmer mit ihren Sozialbeiträgen und als Steuerzahler staatlicherseits für die Rentner zur Kasse gebeten werden. Dabei geht es aber stets in erster Linie um die Bezahlbarkeit der Renten, also um die Not der staatlichen Kassen. Das Wohlergehen von Rentnern wird so in der öffentlichen Diskussion zu einer Last, die irgendwie zu stemmen ist – zu einem Budgetproblem, das unser aller Anteilnahme verdient.

Dabei haben diejenigen, die heute Rente beziehen, ihr Arbeitsleben lang für die Rente bezahlen dürfen. Als Vorsorge für ihr Alter wurde dieses Geld nicht eingesetzt, sondern im so genannten Umlageverfahren an die damaligen Rentner ausgezahlt. Zwar hatten die auch schon immer einzahlen müssen, aber in den von Deutschland geführten Kriegen waren die Rentenversicherungen eben zugleich Kassen, aus denen sich der Staat bediente; er verpflichtete sie dazu, einen Teil ihres Vermögens in Kriegs- oder Reichsanleihen anzulegen. Das passte – Ironie der Geschichte! – übrigens zum Siegeszug des Sozialstaats, der Deutschlands imperialistischen Aufbruch ins Zeitalter der Weltkriege (https://gewerkschaftsforum.de/der-weg-ins-zeitalter-der-weltkriege-von-august-bebel-zu-olaf-scholz/) begleitete. Mit dem Ergebnis des Krieges war dann nicht nur das Geld weg, sondern weniger überlebenden Beschäftigten standen viele Kriegswitwenrenten gegenüber. Deshalb herrschte nach dem Zweiten Weltkrieg in der Rentenkasse große Flaute, die mit dem Umlageverfahren beseitigt wurde.

Doch auch die Beiträge der Arbeitnehmer, die zwangsweise bei jeder Lohnabrechnung zur Kasse gebeten werden, reichen für die Alterssicherung der Lohn- und Gehaltsempfänger nicht aus. Schließlich sind die Sozialbeiträge Teil der Lohnkosten, sie belasten die Gewinnrechnung der Unternehmen und sind deshalb, wie die Löhne und Gehälter selber, niedrig zu halten. Flexibler erweist sich da die Höhe der Rente, die von den diversen Regierungen systematisch gesenkt wurde, so dass Rentner mittlerweile mit weniger als der Hälfte ihres früheren Einkommens – im besten Fall – auskommen dürfen. Um in den Genuss dieses Höchstsatzes zu kommen, müssen sie heute zudem bis zur Vollendung des 67. Lebensjahres arbeiten.

Ein großer Teil erreicht diesen Höchstsatz nicht. Und selbst wenn man lebenslang einzahlt, kommt man nicht unbedingt über die Armutsgrenze. Mit der letzten Großtat in Sachen Rentenreform hatte es die SPD zu einer „Frage des Respekts“ erklärt, „dass Männer und Frauen mit geringen Einkommen im Alter einen Anspruch auf die Grundrente haben und nicht zum Amt gehen müssen, weil die Rente nicht reicht. Mit der Grundrente wird die Lebensleistung vieler Menschen im Rentenalter endlich anerkannt: mehr als eine Million Rentnerinnen und Rentner werden von der Grundrente profitieren.“ (https://www.spd.de/aktuelles/grundrente/) So die SPD-Vorsitzende Esken, die auch erklärte: „Wer lange gearbeitet hat, wird künftig im Alter nicht auf die Grundsicherung angewiesen sein!“

In Wirklichkeit sind die Renten vielfach so niedrig, dass ein Teil der Rentner auf Grundsicherung angewiesen ist oder weiter arbeiten muss, um die Rente aufzustocken. Mittlerweile ist es ja so, dass die sinkenden Reallöhne Frauen gar nicht mehr vor die Wahl stellen, Hausfrau zu sein oder arbeiten zu gehen, denn ein Gehalt reicht für eine Familie schon lange nicht mehr aus und von einer Rente kann gerade mal mit Mühe eine Person leben. Witwenrenten haben ein Niveau erreicht, dass Frauen gezwungen sind, eigene Rentenansprüche zu erwerben, wollen sie nicht völlig verarmen. Seit den Interventionen der damaligen rot-grünen Regierung zur Senkung des Lohnniveaus betonen die Parteien einhellig, dass die Rente eben nicht mehr das Auskommen im Alter sichert, sondern dass Lohnabhängige neben den Einzahlungen für die Rente auch noch privat Vorsorge zu betreiben haben. Als Angebot dafür wurde seinerzeit die Riester-Rente eingeführt – ein zusätzliches Geschäftsfeld für die Versicherungswirtschaft.

Die Nöte der Rentenversicherung – der Nachwuchs fehlt?

Für die Nöte der Rentenversicherung wird in der Regel die demographische Entwicklung bemüht: „Mit dem demographischen Wandel – immer mehr Rentnerinnen und Rentner stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber – ist das bisherige Finanzierungsmodell aber nicht langfristig tragfähig.“ (https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standartartikel/Themen/Internationales_Finanzmarkt/Generationenkapital/startschuss-generationenkapital)

File:KAS-Politischer Gegner, SPD FDP-Koalition-Bild-1153-1.jpg

Unterstellt wird beim demographischen Wandel, dass die Versorgung der Alten von der Anzahl der Jungen abhängig wäre. Abhängig gemacht in der Finanzierung ist die Rente aber nicht vom Umfang des Nachwuchses, sondern von der Anzahl der beitragspflichtigen Arbeitnehmer – und das macht einen Unterschied. Schließlich gibt es im Kapitalismus immer Zeiten, in denen nicht all diejenigen gebraucht werden, die eine Arbeit brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. So sind die Zeiten, in denen über Jugendarbeitslosigkeit geklagt wurde, gar nicht so lange her. Und wenn zurzeit Rekordmeldungen bezüglich der Beschäftigtenzahlen vermeldet werden, dann hat das wenig mit der Zahl der Geburten zu tun, beruht vielmehr auf der Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland. Dies hat zu einer gewissen Entspannung der Finanzlage bei der Rentenversicherung geführt, weil viele Beitragseinnahmen und gleichzeitig – nicht nur durch die Pandemie – hohe Sterbezahlen zu verzeichnen sind, die die Ausgaben verringern. (https://www.spiegel.de/Wissenschaft/medizin/uebersterblichkeit-sterbefallzahlen-im-dezember-deutlich-hoeher-als-vor-der-pandemie-a-0d4b3802-0f70-426d-8985-6a8a41d7936e)

Die Ampel-Regierung ist dennoch nicht zufrieden, denn der Unterhalt der Rentner belastet auch den Haushalt: „Daneben (neben den Beiträgen) wird die gesetzliche Rentenversicherung zu einem erheblichen Anteil durch den Bundeshaushalt finanziert. So betrugen die Bundeszuschüsse 2022 über 100 Mrd. Euro und entsprechen damit rund 30 % der Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung.“ (Bundesfinanzministerium) Für dieses Geld kennen Politiker natürlich eine bessere Verwendung als die Finanzierung des Lebensunterhaltes im Alter. Schließlich stehen sie vor großen Herausforderungen wie der Subventionierung der Wirtschaft in Konkurrenz zu Amerika, der forcierten Aufrüstung und der Finanzierung des Kriegs in der Ukraine. Deshalb braucht es neue Lösungen.

Die Lösung: Der Markt muss es richten

Die Lösung wollen jetzt Arbeits- und Finanzministerium in Form des Generationenkapitals gefunden haben: „Das Generationenkapital ist eine neue zusätzliche Komponente zur langfristigen ergänzenden Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung. Aus öffentlichen Mitteln soll ein Kapitalstock aufgebaut werden, dessen Erträge zukünftig zur Stabilisierung der Rentenbeiträge in der gesetzlichen Rentenversicherung beitragen.“ (Bundesfinanzministerium) Dazu soll eine öffentliche Stiftung gegründet werden, die dieses Geld professionell verwaltet, sprich: mit den Geldern auf dem Finanzmarkt in Aktien und anderen Anlagen spekuliert.

Wenn hier von öffentlichen Mitteln die Rede ist, heißt das nicht, dass dieser Fonds aus Steuermitteln finanziert wird: „Im Bundeshaushalt 2023 sind für den Aufbau des Stiftungsvermögens Kredite des Bundes in Höhe von 10 Mrd. Euro vorgesehen. Empirische Studien zeigen, dass durch Anlage am Kapitalmarkt im langfristigen Durchschnitt deutlich höhere Erträge erzielt werden können, als durch die Kreditfinanzierung des Bundes entstehen.“ (Bundesfinanzministerium) Der Bund nimmt also Kredit auf, d.h. verschuldet sich und gibt diesen Kredit weiter an die Stiftung, die die Zinsen dafür zu zahlen hat. Mit dem geliehenen Geld soll die Stiftung dann spekulieren und Gewinne erwirtschaften, um die Zinsen zu begleichen und die Rentenfinanzierung zu ermöglichen. Eine Tilgung der Kredite ist offenbar nicht vorgesehen, schließlich werden staatlicherseits Schulden durch neue Schulden beglichen.

Dabei unterstellt das Ministerium, dass die Wirtschaft ständig wächst, denn deren Wachstum entscheidet ja über den Zuwachs an Aktien- und Geldvermögen. Im Gegensatz zu den Einkommen von Lohn- und Gehaltsempfängern scheint dieser Zuwachs eine relativ sichere Sache zu sein. Offenbar machen auf lange Sicht selbst Krisen die Reichen nicht ärmer – und von diesem wachsenden Reichtum soll die Rentenversicherung profitieren und somit das Rentenniveau stabilisiert werden. So einfach ist das: Der Markt macht‘s! Man lässt das Geld arbeiten! Ein „Taschenspielertrick“, zudem noch „ohne Sinn und Verstand“, kritisierte daher Jens Berger auf den NachDenkSeiten (https://www.nachdenkseiten.de/?p=92598) und fragte: „Warum stellt man nicht den ganzen Bundeshaushalt auf ein Generationenkapital um und nimmt heute Schulden auf, um später den gesamten Haushalt aus den Dividenden und Zinsen zu bezahlen?“

Ohne (Hinter-)Sinn ist das Projekt allerdings nicht. Ein „langfristiges Konjunkturprogramm für das deutsche Kapital“ kritisierte die Junge Welt (16.1.2023) – während Berger mit einer wirklichen Konjunkturförderung schon fast zufrieden wäre, weil sie Arbeitsplätze schaffen würde. Man kann das Vorhaben natürlich kapitalfreundlich nennen. Aber es ist nicht nur business as usual, Pflege des Standorts. Bezogen auf das Problem der Altersarmut ist es eine eindeutige Klarstellung und damit wegweisend für die konkreten Maßnahmen, die dann kommen werden: Armut im Alter ist in Wahrheit ein Notfall der staatlich betreuten Kassen. Das ist das Problem, das Anerkennung verdient. Was nichts anderes heißt, als dass auch in Zukunft die Rentner es schwer haben werden, mit ihrem beschränkten Einkommen über die Runden zu kommen, während die Wirtschaft vor steigenden Lohn(neben)kosten bewahrt und der Staatshaushalt nicht stärker belastet wird. Mehr Sorge haben Menschen, die vom Lohn abhängen, nicht zu erwarten.Zuerst im

Overton-Magazin erschienen.

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Unten      —        „Flaschen gehören in den Keller und nicht in die Regierung.“

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DIE * WOCHE

Erstellt von DL-Redaktion am 30. Januar 2023

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

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Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Panzer, Maaßen und Diether Dehm: Eine schwere Prüfung für die CDU. – Friedrich Merz hält das Maß für voll und Maaßen soll gehen. Welche Zukunft blüht dem nun? Und werden Scholz’ Panzer in die Geschichtsbücher eingehen?

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Kanzler Scholz wird von allen Seiten kritisiert.

Und was wird in dieser besser?

Kanzler Scholz wird von allen Seiten kritisiert.

Nach langem Zögern hat sich der Bundeskanzler Olaf Scholz dazu entschlossen, Panzer an die Ukraine zu liefern. Wie wird das in die Geschichtsbücher eingehen?

Es waren 20 Monate von Habecks Ruf nach „Defensivwaffen“ über die Schwelle hin zur Lieferung erklärter Angriffswaffen. Der Krakel dazwischen wird den Geschichtsbüchern kaum Fußnoten wert sein; allenfalls Scholz’ Bemühen, im Tumult die historische Dimension der Kehrtwende im Auge zu behalten. Putinversteher alle Couleur spekulieren über „rote Linien“ des Angriffskriegers: sie zu wahren, sie endlich zu überwinden. Bei der Gelegenheit zu fragen, ob wir selbst welche haben, ist nicht unmoralisch.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz forderte Hans-Georg Maaßen öffentlich zu einem Parteiaustritt auf. Das Maß sei voll, seine Sprache und sein Gedankengut hätten in der CDU keinen Platz mehr. Wie geht es nun mit Maaßen weiter?

Für Nazis oder Islamisten gibt es Aussteigerprogramme, Maaßen hilft keiner. Wenn am Ende der Karriere noch so viel Ehrgeiz übrig ist, trösten lange Spaziergänge und Aquarellmalerei nicht jeden Sarrazin oder jede Steinbach über ihren Lebensirrtum hinweg: Dass die Welt auf sie warte. Maaßen ist als CDU-Kandidat in Thüringen gescheitert, sein Verlag warf ihn endlich als Grundgesetz-Kommentator raus, und sein Nachfolger Haldenwang findet ihn schädlich für den Verfassungsschutz. Sein schmales politisches Programm: „Die AfD soll CDU heißen“, kann er jetzt als Chef der „Werte-Union“ predigen. So wird er sich als schwere Prüfung für CDU-Chef Merz noch mal wichtig machen. Dabei verbindet beide: die Besessenheit, Krieg gegen die Vergangenheit zu führen. Und die heißt Merkel.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verhindert den Nato-Beitritt von Schweden und Finnland. Daraufhin erklärte Finnland, dass es auch ohne seinen Sitznachbarn beitreten würde. Soll Finnland für sein unsolidarisches Verhalten einen Platzverweis bekommen?

Finnland war jahrhunderte­lang schwedisch okkupiert, dann russisch. Beides muss so toll gewesen sein, dass sie sich zwischendurch freiwillig einen deutschen König wählten. Der „Winterkrieg“ 1939/40 gegen die Sowjets begründete die Nation, die „sisu“ tickt: hartnäckig, unbeugsam, mutig. Dass die Finnen also ein Solo androhen, Schweden düpieren und Russen trotzen – mag nicht überraschen. Eher schon: Wir gehören einem Militärbündnis an, dem ein Quartalsirrer auf der Nase herumtanzen kann. Erdoğan, so raunt es, muss sich im Mai erst mal ein Wahlergebnis zusammengaunern.

Der Konzern Meta, zu dem Facebook und Instagram gehören, hat die Accounts des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder freigeschaltet. Die Rückkehr könnte Trump viel Geld einbringen, da er über Facebook große Spenden kassiert. Dauert es noch lange, bis Donald Trump Twitter kauft?

Ja. Trump ist auch big spender bei Facebook, laut Washington Post hatte er seit 2018 159 Millionen Dollar an Werbung geschaltet dort. Um, wiederum, Spenden zu generieren. Facebook sei alt, männlich, konservativ und vor allem eine Win-win-Situation für beide. Finanziell – als Propagandainstrument dagegen sei man da unter sich und eh alles dufte. Es ist wie eine Imbissstube, die überlegt, einen Gast wieder reinzulassen, der regelmäßig alles vollkotzt. Nicht appetitlich, macht aber Aufsehen.

Der ehemalige Linken-Abgeordnete Diether Dehm erstattete Anzeige gegen den Sänger Florian Silbereisen. Der Grund: Silbereisen weigerte sich, im Song „1000 und 1 Nacht (Zoom!)“ das Wort „Indianer“ auszusprechen. Hat es der Musikagent nicht gecheckt?

Quelle       :         TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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DL – Tagesticker 30.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 30. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Wo steht eigentlich Emmanuel Macron?  – . –  2.)  Pistorius zum Bundeswehr-Sondervermögen: „Die 100 Milliarden Euro werden nicht reichen“  – . – 3.) Scharfmacher an den Hebeln  – . –  4.) Eine Anleitung zum Widerstand: Mit Superkleber gegen Superreiche  – . –  5.) „Das Maß ist voll“: Merz sieht keinen Platz mehr für Maaßen in der CDU  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen einen schönen Tag und gute Unterhaltung.

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Es geht zu wie bei einen Leben unter Schweinen – ein Politiker macht nichts Alleine. Denn auch die naive Unfähigkeit wird nur auf Beider Schultern leichter. 

Frankreichs Präsident träumt von einem Europa der Verteidigung. Aber in der Debatte um Kampfpanzer für die Ukraine hat er ähnlich zurückhaltend agiert wie Olaf Scholz.

1.) Wo steht eigentlich Emmanuel Macron?

Deutschland wird nun wohl doch Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Es war eine langwierige, intensive Debatte, durch die sich das Land in den vergangenen Wochen gequält hat. Wer den Fernseher einschaltete oder eine Zeitung aufschlug, dem begegnete fast zwangsläufig ein baltischer Minister, eine Verteidigungsexpertin oder Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Die Diskussion über schwere Panzer für die Ukraine beherrschte das Land, der Druck auf die Regierung war gewaltig. Fast verzweifelt hatte Boris Pistorius, der neue Verteidigungsminister, deshalb darauf hingewiesen: Deutschland stehe mit seiner Vorsicht nicht alleine, auch andere Länder wögen ihre Entscheidungen sorgfältig ab. Europas Zukunft entscheidet sich gerade im Osten. Trotzdem ist die Frage berechtigt, wie jenseits von Warschau oder Vilnius über die Lieferung von schweren Panzern diskutiert wurde und wird. Wo steht zum Beispiel Frankreich? Als Olaf Scholz am vergangenen Sonntag in Paris war, wurde auch Emmanuel Macron nach seiner Unterstützung für die Ukraine gefragt. Was für Deutschland der Leopard ist, ist in Frankreich der Leclerc: ein schwerer Schützenpanzer, der der ukrainischen Armee helfen würde, sich gegen die befürchtete Frühjahrsoffensive der russischen Armee zu verteidigen. Ähnlich wortkarg wie der Kanzler.

Zeit-online

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Da hat er sicher Recht – als Chef einer Uniformierten Mörderbande. Das Geld reicht nicht einmal für die politisch so gemachten Ärmsten dieser Gesellschaft. Der neue Pistolero mit schwarz-rot-gold am Arm – scheißt nicht auf das Gold für seine Söldner. Nein – er fordert mehr.  

Die Bundeswehr mit tiefen Taschen auf Vordermann zu bringen, ist Teil der vielbeschworenen „Zeitenwende“. Doch auch 100 Milliarden Euro sind dafür nicht genug, meint der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. 

2.) Pistorius zum Bundeswehr-Sondervermögen: „Die 100 Milliarden Euro werden nicht reichen“

Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius hält den Finanzbedarf der Bundeswehr durch den im vergangenen Jahr aufgelegten 100-Milliarden-Euro-Sondertopf nicht für gedeckt. „Die 100 Milliarden Euro werden nicht reichen“, sagte der SPD-Politiker der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenendausgabe). „Wir haben mit jedem neuen System auch neue Unterhaltungskosten. Mit jedem neuen Gerät entstehen also neue und höhere laufende Kosten.“ Auf die Frage, ob es denn dann beim regulären Etat von rund 50 Milliarden Euro im Jahr bleiben könne, erwiderte Pistorius: „Ich gehe nicht davon aus, dass das reicht.“ Das sogenannte Sondervermögen im Umfang von 100 Milliarden Euro zur besseren Ausrüstung der Bundeswehr war von der Bundesregierung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf den Weg gebracht worden. Boris Pistorius sieht Aussetzung der Wehrpflicht als Fehler. Pistorius hatte jüngst Gespräche mit der Rüstungsindustrie angekündigt, um durch Waffenlieferungen an die Ukraine entstandene Lücken bei der Bundeswehr möglichst rasch zu schließen. Mit Blick auf die jüngst angekündigte Überlassung von 14 Leopard-2-Panzern sagte Pistorius der „SZ“: „Natürlich machen wir uns auf den Weg, Ersatz zu beschaffen.“ Panzer stünden aber nicht irgendwo „im Regal zum Mitnehmen“.

Stern-online

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Jetzt feiern sie erneut – die Gedenktags – Verehrer und Holocaust – Verursacher, laut ihrer Republikanischen Dickköpfigkeit in „Nazi“ – onaler – Staatsräson. Besser wäre es der sturen Verblendung der Alliierten nach den Krieg zu Gedenken, welche es nie verstehen wollten, das ausschließlich eine Nicht-Trennung von Religion und Politik die Ursache des Heutigen Übel zeigten. Nur in Märchenbüchern wird das Land nicht den Palästinensern zugeschrieben. Und darüber müsste sich Politik erhaben zeigen.

Gewalt im Nahen Osten. – Die Eskalation zwischen Israel und Palästina findet nicht im Vakuum statt. Doch USA, Europa und arabischen „Brudervölkern“ fehlt das Interesse.

3.) Scharfmacher an den Hebeln

Wie erwartet eskaliert die Gewalt in Nahost. Dafür jetzt Israels neue Hardliner-Regierung verantwortlich zu machen, greift jedoch zu kurz. Die Gewaltdynamik, durch eine israelische Razzia losgetreten, wäre unter jeder Führung vorstellbar. Neun Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen wurden bei dem Einsatz am Donnerstag getötet, darunter Zivilist*innen. Es folgten Raketenangriffe und zwei Anschläge auf Israelis – einer am Holocaust-Gedenktag. Besonders perfide, fanden viele. Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen dürften weniger den Zusammenhang mit dem Gedenktag sehen als einen mit der Razzia. Dieser Perspektivwechsel rechtfertigt nichts. Anschläge auf Zi­vi­lis­t*in­nen bleiben, was sie sind: Terror. Doch er zeigt, wo auf beiden Seiten das Problem ist. Viele in Palästina sehen in Israel nichts als eine Besatzungsmacht, keine Zivilist*innen, keinen Staat von Holocaust-Überlebenden, keine Überlebensgarantie für Jüdinnen und Juden weltweit. Hinter den Uniformen verschwindet der verletzliche Staat, der Israel auch ist. Auf der anderen Seite ist für Außenstehende kaum vorstellbar, was eine Nachricht wie die von der Razzia für Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen bedeutet. Die Zahl der Getöteten im Westjordanland beträgt 30. In diesem Jahr! Kaum eine Familie dort hat nicht Mitglieder zu beklagen, die im Konflikt ums Leben gekommen sind.

TAZ-online

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Ja – fangt bei den Besetzern, welche die Schüssel des Bundestagssalat in ihren Besitz genommen haben – an. Wenn erst jeder Abgeordnete einen Kontrolleur an der Backe hängen hat, wäre auch der Lobbyismus an seinen Ende angekommen. 

Die Aufrufe zu Aktionen gegen den Klimawandel müssen etwas bringen. Ein UdK-Kollektiv ermutigt zu extremen Aktionen in einer extremen Gesellschaft.  Ein politisches Kollektiv der Universität der Künste Berlin aus Professor*innen, Lehrenden, Studierenden und Alumni der Udk u. a.

4.) Eine Anleitung zum Widerstand: Mit Superkleber gegen Superreiche

Neukombination der Protestformen – Sich an Reiche kleben. – Soziale Ungleichheit und Klimaverschmutzung haben einen nicht zu unterschätzenden Faktor: Superreiche, die sich nicht als Teil des gesellschaftlichen Miteinanders verstehen. Widerstand gegen gesellschaftliche Handlungslosigkeit ist wichtig. Doch was tun, wenn die Gesellschaft an sich extremistisch ist – und jede Form zielgerichteter ziviler Widerstände absolut absurd wirkt? Wie demonstriert man gegen etwas Abstraktes, wie systemisches Versagen? Es gilt, den größten Hebel zu finden und an die Wurzel des Problems vorzudringen. Statt auf der Straße genervte Autofahrende aufzuhalten und damit Mittelstand und ärmere Bevölkerungsschichten zu drangsalieren, sollte sich der Protest besonders auf eine Zielgruppe konzentrieren: „Ultra High Net Worth Individuals“, die jeweils mehr als 30 Millionen US-Dollar an Vermögenswerten besitzen. Warum? Das besprechen wir später. Zuallererst wollen wir uns produktiv dem Kern widmen: der Protestform. Absurden gesellschaftlichen Zuständen kann man nur mit absurden Protestformen entgegentreten. Deshalb ist hier eine unvollständige Liste absurden Widerstands in einer extremistischen Gesellschaft: Sich an Reiche kleben.  Straßen und öffentliche Museen treffen vielleicht Aufmerksamkeits-Nerven der Gesellschaft. Aber das tun auch Superreiche. Reiche verursachen die meisten ihrer Emissionen über ihre luxusgetriebene Mobilität. Sich an sie zu kleben, hindert sie effektiv an der Wahrnehmung dieser Mobilitätsmöglichkeiten. Dies beinhaltet auch Beförderungsmittel der Superreichen-Klimaverbrecher: Privatjets und Superjachten. Superjachten statt Schiffe versenken

Freitag-onlone

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Gleicht die Situation des Republikaners Merz schon der, eines Schützen vor dem Elfmeterschießen in einen Fußballspiel nach Ende der Verlängerung? Hatte nicht schon eine Merkel ausgereicht diesen Überflieger seine Luftlöcher zu zeigen?  

Der frühere Verfassungsschutz-Chef Maaßen ist nun Vorsitzender der „Werteunion“. Sagen die Ultrakonservativen in der Partei CDU-Chef Merz den Kampf an?

5.) „Das Maß ist voll“: Merz sieht keinen Platz mehr für Maaßen in der CDU

So deutliche Worte hat Thomas Haldenwang bisher nicht über seinen Amtsvorgänger und langjährigen Chef gefunden. Hans-Georg Maaßen trete „durch sehr radikale Äußerungen in Erscheinung, Äußerungen, die ich in ähnlicher Weise eigentlich nur vom äußersten rechten Rand politischer Bestrebungen wahrnehmen kann“, sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz am Wochenende im Deutschlandfunk. Er schließe sich der Bewertung des Antisemitismusbeauftragten Felix Klein und anderer an, die bei Maaßen „eindeutig antisemitische Inhalte“ sähen. Mit seinen Äußerungen schade Maaßen immer wieder dem Bundesamt für Verfassungsschutz, betonte Haldenwang. Maaßen wurde am Samstag zum Vorsitzenden der „Werteunion“ gewählt, er erhielt 95 Prozent der Stimmen. Der Verein ist keine offizielle Parteigliederung, aber ihm gehören überwiegend Mitglieder von CDU und CSU an, die sich einen konservativeren Kurs der Union wünschen. Mit der Abgrenzung zum rechten Rand nahmen sie es nicht immer genau. Der ehemalige Vorsitzende der „Werteunion“, Max Otte, trat bei der Bundespräsidentenwahl für die AfD an. Daraufhin wurde er aus der CDU ausgeschlossen.

Tagesspiegel-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Neues? Von KI und ChatGPT

Erstellt von DL-Redaktion am 29. Januar 2023

Wenn Maschinen schreiben

File:ChatGPT.png

Sollten Maschinen nicht erst sprechen lernen, damit die Politiker-innen überflüssig und ins All abgeschoben werden können,  da bei Diesen  nur das Einkommen ohne Arbeit und Risiko zählt, um diesen Barden ein besseres Auskommen zu grantieren.

Von  :      Nadine Lordick

Eine künstliche Intelligenz, die schreibt – wird der Mensch als Au­to­r-in bald überflüssig sein? Viele sind erschrocken angesichts dessen, was die künstliche Intelligenz (KI) leistet.

In einer Gesellschaft, die zutiefst von Schriftlichkeit geprägt ist, ist der Gedanke unangenehm bedrohlich, dass bald etwas, das als genuin menschliche Domäne galt – die Sprache – von Maschinen übernommen werden könnte. Das Schreiben ist eine Kulturtechnik, deren Bedeutung über einfache Kommunikation weit hinausgeht.

Wir schreiben aus unendlich vielen Gründen: um uns zu verständigen, um Wichtiges festzuhalten, um uns zu erinnern. Um andere zu verstehen, um die Welt zu verstehen, um uns selbst zu verstehen. Um uns Gehör zu verschaffen, um zu lernen, um zu denken, aus Spaß, aus Wut oder aus Trauer. Geht das verloren, wenn Maschinen anfangen, da mitzumischen?

GPT-3, das Sprachmodell, auf dem die meisten textgenerierenden Anwendungen basieren, wurde von Open AI schon 2020 veröffentlicht. Versuche, natürliche Sprache mithilfe von Maschinen zu simulieren, gehen indes noch viel weiter zurück. Der erste „Chatbot“ war ELIZA, eine Rogerianische Therapeutin, die 1966 von Joseph Weizenbaum entwickelt wurde. Fiktionen von künstlichen Menschen, die wie echte sprechen und sich verhalten, gibt es seit Jahrtausenden.

Doch um Androiden oder Gynoiden soll es in diesem Text nicht gehen. Am Beispiel Universität lässt sich zeigen, vor welch komplizierte Aushandlungsprozesse uns die sogenannte schwache KI stellt. In einer Schreibberatung erkundigte sich ein technikversierter Student, ob er kennzeichnen müsse, dass er GPT-3 seine Forschungsfrage gestellt, die Antworten sortiert und die besten in seine Argumentation eingebaut habe.

Ähnlich wie beim Taschenrechner

Unter den Kol­le­g:in­nen gingen die Meinungen dazu deutlich auseinander: Nein, wenn ich mich mit Kom­mi­li­to­n:in­nen austausche, muss ich ja auch nicht jede Idee ausweisen, die im Gespräch aufkommt, genauso wenn ich online in einem Diskussionsforum nachfrage. Natürlich müssen Hilfsmittel gekennzeichnet werden. Aber geben wir auch die Word-Rechtschreibprüfung oder jede Google-Anfrage an? Es geht ganz viel auch um Konventionen.

Dass Studierende sich untereinander austauschen, dass sie das von den Do­zen­t:in­nen im Seminar Diskutierte verarbeiten, dass sie googeln und Korrekturlesen lassen, ist klar. Wie KI da reinpasst, bleibt vorläufig ungewiss. Die Frage, die sich dabei stellt, lautet: Ist die Kompetenz, aus verschiedenen Argumenten auswählen zu können, gleichwertig dazu, eigene Argumente zu finden? Und daraus folgt schon die nächste Frage: Was ist überhaupt das Ziel der Argumentation?

Der fertige Text, der in sich schlüssig ist und gute Argumente aufweist? Oder der Prozess, bei dem kritisches Denken gefordert ist? KI-basierte Anwendungen wie ChatGPT können an ganz unterschiedlichen Stellen im Schreibprozess zum Einsatz kommen. Im Beispiel mit dem Studenten ging es um Wissen und Ideen: ChatGPT kann mir Sachverhalte erklären, die ich sonst erst recherchieren müsste, und mir Ideen für Argumente liefern, die mir sonst nicht eingefallen wären.

KI-Anwendungen können bei Formulierungen und dabei, meine eigenen Gedanken aufs Papier zu bringen, helfen. Oder lästige Arbeiten loszuwerden, wie das Verfassen von Mails und Abstracts wissenschaftlicher Artikel. Das an eine Maschine auszulagern, wäre eine große Arbeitserleichterung und Zeitersparnis. Ähnliche Diskussionen gab es übrigens bei fast jeder neuen Technologie – man denke an den Taschenrechner.

Nicht für alle Disziplinen geeignet

Wenn die Schü­le­r:in­nen in Klassenarbeiten umständliche Rechenoperationen nicht mehr selbst ausführen müssen, bleibt mehr Zeit für andere Aufgabentypen und Problemlösen. Andererseits lernen die Schü­le­r:in­nen trotzdem noch Kopfrechnen, bevor sie mit einem Taschenrechner arbeiten dürfen. Bevor ich mir Abstracts von einer KI schreiben lasse, muss ich selbst erst mal verstehen, was dort reingehört.

Wie beim Taschenrechner sollte die Frage also eigentlich nicht lauten: KI-gestütztes Schreiben – ja oder nein?, sondern vielmehr: ab wann? Wie sinnvoll der Einsatz von KI-basierten Schreibtools ist, lässt sich nicht verallgemeinern. Schaut man allein in die Wissenschaft, wird man mit völlig unterschiedlichen Konzepten über das Schreiben konfrontiert, je nachdem, wen man fragt. In der Psychologie gehört hinter jede Aussage ein Beleg. Die KI bringt da wenig, denn GPT-3 ist nicht in der Lage, richtig zu referenzieren.

Wenn es zitiert, dann nur mit Glück auch tatsächlich existierende Texte. Man nennt das mittlerweile ‚Datenhalluzinationen‘. In der Literaturwissenschaft ist es Teil der Leistung, sich eine gute Forschungsfrage zu überlegen, während sie in anderen Fächern vorgegeben wird. Selbst für den Bereich der Hochschule lässt sich also kein allgemeingültiges Rezept dafür geben, wann und wo der Einsatz von künstlicher Intelligenz irgendwie nützlich wäre.

Schreiben ist ein komplexer Prozess, und es zählt nicht nur der fertige Text. Schreiben kann unendlich viele Funktionen haben, es ist auch Denk- und Forschungsinstrument. So vielfältig wie die Gründe sind, aus denen wir schreiben, so kompliziert wird es auch, wenn wir darüber nachdenken, wie sich künstliche Intelligenz darauf auswirkt.

Geduldige Co-Autorin

In der Wissenschaft spielen Quellen- und Literaturverweise eine wichtige Rolle. Wo habe ich eine Information her? Wie man richtig zitiert, gehört zu den ersten Lektionen eines Studiums. Zitieren dient der Transparenz: Je­de:r kann meine Quelle einsehen und nachvollziehen, wo meine Informationen herkommen. Zitieren ist auch eine Absicherung: Das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern das geht auf die Forschung anderer zurück. Ich zeige damit auch, dass ich mich im Forschungsdiskurs auskenne und die Erkenntnisse der Wis­sen­schaft­le­r:in­nen, die ich zitiere, anerkenne.

Vier Stufen – für drei Politiker auf ihren Weg nach Oben ?

Deshalb ist Au­to­r:in­nen­schaft ein zentrales Thema: Wer ist für ein publiziertes Forschungsergebnis verantwortlich. Dabei geht es natürlich auch um Karrieren, die auch an der Zahl der eigenen wissenschaftlichen Publikationen hängt. In diesem Zusammenhang wird KI dann oft als Kollaborationspartnerin gehandelt: Man gibt sie als Co-Autorin an. Aber so einfach diese Lösung erscheint, sie stellt vieles infrage: Kann man eine KI zitieren, wenn das Ergebnis nicht reproduzierbar ist? Braucht eine KI Wertschätzung? Kann eine KI verantwortlich sein für das, was sie ausgibt?

Und wer singt zuerst sein letztes Halleluja ?

Es geht um geistiges Eigentum und Urheberschaft, aber es berührt auch Au­to­r:in­nen­schaft als Idee. Dass Au­to­r:in­nen­schaft ein höchst variables Konzept ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Im europäischen Mittelalter – zumindest im deutschsprachigen Raum – gab es keine feste Einheit von Text und Autor:in. Viele Texte sind anonym überliefert, und selbst die, die bestimmten und in der Regel männlichen Autoren zugeschrieben werden, weisen in der Überlieferung sogenannte Varianz auf, das bedeutet, dass sie in verschiedenen Handschriften zum Teil völlig anders erscheinen.

Für Erzählungen wird auf Bekanntes zurückgegriffen, Originalität ist nicht besonders wichtig; das Handwerkliche steht im Vordergrund, und die Verfasser rühmen sich vor allem damit, das Alte in neuem, besserem Gewand zu präsentieren. Die Erfindung der künstlerischen Originalität wird gemeinhin dem Sturm und Drang zugeschrieben, in dem das Konzept der ‚Genieästhetik‘ Form annahm.

Davor gab es in der Frühen Neuzeit einen Boom in der Übersetzungspraxis, wo einerseits der Vorlage mit ihrer Einheit aus Sprache, Form und Autor besondere Wertschätzung zukam, während andererseits trotzdem stark in die Texte eingegriffen wurde. Tatsächlich war es noch viel komplizierter. Im Konzept von Au­to­r:in­nen­schaft einer Epoche zeigen sich die Werte einer Kultur oder Gesellschaft, und es zeigt sich auch, wie heterogen diese sein können. Das macht das Ganze mit der KI nicht einfacher.

Quelle        :       TAZ-online        >>>>>         weiterlesen

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Oben      —     ChatGPT homescreen

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2.) von Oben      —     Ablauf des zentralisierten föderalen Lernens

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Die Armen zahlen für Reiche

Erstellt von DL-Redaktion am 29. Januar 2023

Für ihre Superjachten zahlen Milliardäre keine CO2-Abgaben

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Quelle      :        INFO Sperber CH.

Von      :          Pascal Derungs /   

Die EU weitet den CO2-Emissionshandel aus, auch der Schiffsverkehr wird künftig einbezogen. Doch die Superreichen werden verschont.

Ein Mensch in Deutschland verursacht im Schnitt etwa elf Tonnen Treibhausgase pro Jahr, dieselbe Menge produziert eine Superjacht bereits nach einem Dutzend Fahrstunden. Im Jahr können es mehrere Tausend Tonnen CO2 werden. Dennoch sollen die Besitzer oder Mieter von Jachten nach NDR-Informationen weiterhin von einer Ausnahmeregel im CO2-Emissionshandel profitieren. Infosperber fasst im Folgenden die relevantesten Fakten und Erkenntnisse des NDR-Berichts zusammen.

Stossende Ungleichbehandlung im Emissionshandel

Seit 2005 müssen einige grosse Industriebetriebe Zertifikate für ihren Treibhausgas- Ausstoss kaufen, seit 2012 auch Luftfahrtunternehmen für innereuropäische Flüge. Nun wird die EU dieses System ausweiten. Auch der Strassenverkehr und Gebäude sollen erfasst werden, ebenso der Schiffsverkehr. Allerdings müssen ab 2024 nur für sehr grosse Passagier- und Frachtschiffe ab 5000 Bruttoregistertonnen CO2-Zertifikate erworben werden. Für «nicht-gewerbliche Betreiber oder reine Freizeitboote» gelte das nicht, unabhängig von der Grösse. Das teilte die EU-Kommission auf Anfrage des NDR mit. Davon profitieren selbst Milliardäre mit ihren riesigen Schiffen, wenn sie sie selber nutzen. Dabei sind die Emissionen gigantisch.

Superjachten sind wahre Treibhausgas-Schleudern

Das haben unter anderem die beiden US-Wissenschaftler Beatriz Barros und Richard Wilk untersucht. Sie haben die Emissionen von 20 Milliardären weltweit analysiert. «Unter den zahlreichen Besitztümern von Milliardären sind grosse Superjachten die mit Abstand grössten Verursacher von Treibhausgasen», schreiben Baros und Wilk. «Superreiche Jachtbesitzer verursachen an einem Sommertag mehr Umweltverschmutzung als die Mehrheit der Menschen in ihrem ganzen Leben, doch die Politiker lassen sie weiterhin ungeschoren davonkommen», kritisiert auch Jacob Armstrong von der Nichtregierungs-Organisation «Transport & Environment». Er hat analysiert, für welche Mengen an Treibhausgasen Jachten insgesamt verantwortlich sind. Demnach gibt es etwa 1500 grössere Jachten in Europa, die im Schnitt je etwa 725 Tonnen CO2 pro Jahr ausstossen. Sie würden weiter vom Emissionshandel ausgenommen bleiben, so Armstrong. Die EU-Kommission verweist darauf, dass grosse gewerbliche Charter-Jachten unter das EU-Emissionshandelssystem fallen, doch das dürften nur sehr wenige sein. In den Top-Listen der grössten Jachten der Welt finden sich vielleicht fünf Schiffe in dieser Grösse (ab 5000-Bruttoregistertonnen), die zum Chartern angeboten werden.

«Bürokratischer Aufwand zu gross»

Als Begründung dafür, warum die meisten Schiffe beim Emissionshandel aussen vor bleiben dürfen, heisst es von der EU, die grossen Fracht- und Passagierschiffe jenseits der 5000-Bruttoregistertonnen-Grenzen seien für 90 Prozent der Emissionen im Schiffsverkehr verantwortlich. Um kleinere Schiffe ebenfalls zu erfassen, sei der bürokratische Aufwand zu gross.

Laut NDR-Bericht hatte das Europäische Parlament vorgeschlagen, den CO2-Preis einfach auf den getankten Treibstoff aufzuschlagen, ähnlich wie es auch jetzt schon in Deutschland im Strassenverkehr geschieht. Aber das hätten die anderen Institutionen der EU, der Rat und die Kommission, wegen «zu grossem administrativem Aufwand» abgelehnt. Es sei offenbar das Ziel, Besitzern von kleineren Privatbooten, Fischern oder etwa Betreibern von Inselfähren keinerlei zusätzlichen Kosten aufzubürden.

Auch Privatjet-Besitzer bleiben verschont

Auch bei Privatjets werden Ausnahmeregeln weiter bestehen bleiben, besagt ein weiterer NDR-Bericht. Viele Betreiber bleiben unter den festgesetzten Schwellenwerten, ab der sie Emissionsrechte erwerben müssten. Wer privat oder für die eigene Firma einen Jet nutzt, darf bis zu tausend Tonnen CO2 kostenfrei ausstossen. Bei gewerblichen Betreibern, also etwa Charterfirmen, liegt die Grenze sogar bei Zehntausend Tonnen.

Verhöhnung des Verursacherprinzips

Einige reiche Menschen können sich also weiterhin extrem CO2-intensiv fortbewegen, ohne dafür zusätzliche Kosten zu bezahlen, wohingegen etwa der Strassenverkehr künftig europaweit in den Emissionshandel eingebunden sein wird. «Diese Ungleichbehandlung ist wirklich verblüffend und sehr unfair», sagt dazu Armstrong von der NGO «Transport & Environment».

FREIE NUTZUNGSRECHTE

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Oben      —      The port of Saint-Tropez (Var, France).

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Krieg ohne Grenzen II

Erstellt von DL-Redaktion am 29. Januar 2023

Kiews verpasste Chance?

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Quelle:    Scharf  —  Links

Von Tomasz Konicz

Im Krieg um die Ukraine droht ein abermaliger Wendepunkt – und eine weitere Eskalation mit unkalkulierbaren Folgen.

Rückblickend dürfte die Rückeroberung der südukrainischen Stadt Cherson durch die ukrainische Armee im November 2022 als der unwiederbringlich verlorene Zeitpunkt identifiziert werden, an dem optimale Bedingungen für ernsthafte Friedensgespräche herrschten.1 Die Moral der Invasionstruppen lag nach der demütigenden Niederlage am Boden, während die entsprechenden Signale des Kremls in einem offiziellen Verhandlungsangebot Putins im Dezember gipfelten.2 Kiew schlug damals einen potenziellen Deal mit dem Kreml aus. Inzwischen verbietet ein Gesetz es dem ukrainischen Präsidenten, an Verhandlungen mit Moskau teilzunehmen, solange Putin im Amt ist.

Dem Triumph von Cherson ging die erfolgreiche Blitzoffensive im Oblast Charkow3 voran, wo die russischen Truppen regelrecht kollabierten und riesige Gebiete binnen weniger Tage von den ukrainischen Truppen zurückerobert werden konnten. Der ukrainische Sieg im Oblast Charkow markierte einen Wendepunkt des Kriegsgeschehens, an dem die strategische Initiative an die Ukraine überging, Kiew also das Kriegsgeschehen bestimmte, während Russland sich militärisch in der Defensive befand, nur reagieren konnte. Doch schon die Rückeroberung Chersons war mühsam, langwierig und mit sehr hohen Verlusten an Mensch und Material für die ukrainische Armee erkauft – und sie war nur möglich angesichts der Kappung der russischen Versorgungslinien, indem die Brücken über den Dnjepr mit Artillerie zerstört wurden.4

Nun, gut zwei Monate nach dem russischen Rückzug aus Cherson, ist es die ukrainische Armee, die sich unter hohen Verlusten aus der Bergbausiedlung Soledar, nördlich der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut, zurückziehen musste.5 Die Söldner-Truppen des Kreml-Oligarchen Jewgeni Prigoschin konnten bei der Einnahme der Kleinstadt ukrainische Truppenteile einkesseln, die nach der verweigerten Kapitulation vollständig aufgerieben worden sind. Russische Telegram-Kanäle sind voll von Videos Hunderter in Soledar gefallener ukrainischer Soldaten. Beide Seiten haben Tausende von Soldaten und große Mengen Material bei der Schlacht verloren. Der Krieg ist längst zu einem Abnutzungskrieg geworden, wobei der Kreml davon ausgeht, dass „der Ukraine die Ressourcen zuerst ausgehen werden“, wie ein Insider gegenüber der Financial Times erklärte.6

Es ist die Verdun-Logik des „Weißblutens“ des Gegners, die hier greift. Generalstabschef Erich von Falkenhayn wollte 1916 die französische Armee bei der Abnutzungsschlacht um den symbolträchtigen Ort buchstäblich ihres „Menschenmaterials“ berauben, das in einem industriellen Vernichtungsprozess duchstäblich zerschossen werden sollte. Ähnlich verhält es sich vor Bachmut, dass längst zu einem Symbol des Krieges in der Ostukraine geworden ist. Die Ukraine hat mitunter jahrelang – schon seit dem Bürgerkrieg 2014 – eine feste, statische Verteidigungslinie im Donbass aufgebaut, die nun bei Soledar durchbrochen wurde. Sobald aber ein punktueller Durchbruch bei solch einer statischen Front von Befestigungen erreicht wurde, muss diese mittelfristig als Ganzes aufgegeben und eine neue Verteidigungslinie aufgebaut werden, da ansonsten die gesamte Front durch Flankenangriffe „aufgerollt“ werden kann. Es wird bereits eine neue Verteidigungslinie bei Kramatorsk/Slowjansk aufgebaut.

Deswegen bemühte sich die ukrainische Armee so verzweifelt, den russischen Durchbruch bei Soledar, der einen Rückzug aus Bachmut zu einer bloßen Zeitfrage macht, mit allen Mitteln zu verhindern. Und dies tun beide Seiten mit Menschenmaterial. Es müssen immer neue Einheiten in die Schlacht geworfen werden, um die Lücke in der Front zu schließen oder den Durchbruch auszuweiten, während die Gegenseite diese mittels drohnengestützter Ortung und Artillerieschlägen in Stücke schießt. Die meisten Toten dieses Krieges sind Opfer von Artilleriegranaten, die nie einen Gegner im Nahkampf sahen. Ohne Übertreibung kann schon jetzt konstatiert werden, dass dieser Krieg Hunderttausende von Menschenleben fordern wird. Die rasch expandierenden Friedhöfe der Ukraine gleichen derzeit einem Fahnenmeer, wo permanent neue Gräber für Gefallene ausgehoben werden müssen.7

Beide Seiten haben bereits Tausende von Soldaten allein beim Kampf um Soledar verloren, doch hat es der Kreml offensichtlich vermocht, nach den Desastern und Katastrophen der vergangenen Monate seine Militärmaschine zu stabilisieren. Auch wenn der träge und korrupte Militärapparat immer noch punktuell schwere Fehler begeht, die Hunderten einberufener Reservisten das Leben kosten,8 so hat sich Versorgungslage der russischen Armeeinheiten zumindest entspannt. Der katastrophale Mangel, der die ersten Kriegsmonate prägte, ist durch eine Verbesserung der russischen Logistik klar gemildert worden.

Die Idee, die russischen Terrorangriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine würden durch einen Raketenmangel ein Ende finden, hat sich an der jüngsten Angriffswelle Mitte Januar blamiert, bei der dutzende Ziele getroffen wurden.9 Mittels der winterlichen Angriffe auf die Energieversorgung werden der ukrainischen Infrastruktur schwerste Schäden zugefügt, da bei längerem Stromausfall in Frostperioden die Wasser- und Abwassersysteme aufgrund platzender Rohre zerstört werden. Es sind Milliardenschäden, die hierbei entstehen können.

Mehr noch: Der Kreml richtet die russische Wirtschaft inzwischen auf einen langen Krieg aus, während Reorganisierungsbemühungen der Militärverwaltung und Infrastruktur zu einer dauerhaft höheren Mobilisierungsrate führen sollen. Der Kreml denkt im Hinblick auf den krieg bereits in Jahren: Die Zahl der russischen Militärangehörigen soll bis 1926 von einer Million auf 1,5 Millionen erhöht werden.10 Das Institute for the Study of War (ISW) spricht in diesem Zusammenhang von organisatorischen Schritten, die Russland befähigen sollen, einen „großen konventionellen Krieg“ zu führen.11 Laut ISW sei in den kommenden sechs Monaten eine „entscheidende strategische Aktion“ der russischen Armee zu erwarten, um das Blatt im Krieg zu wenden.

Die russische Teilmobilmachung von 300 000 Reservisten ist inzwischen trotz aller Friktionen und unzulänglichkeiten nahezu abgeschlossen, sodass längst verschiedene Optionen für eine russische Offensive diskutiert werden. Die russische Truppenkonzentration in Belarus nötigt inzwischen die Ukraine, dringend im Osten benötigte Armeeverbände zum Schutz der Grenze im Nordwesten zu stationieren. Russland erklärte kürzlich, dass ein „Angriff der Ukraine“ auf Russland oder Belarus zu einer kollektiven militärischen Antwort beider Länder führen könnte – es ist ein bewusst vage Formulierter Freifahrtschein für einen Kriegseintritt Weißrusslands.12 Weitere Szenarien halten einen russischen Angriff vom Süden für wahrscheinlich, der östlich des Dnjepr Richtung Saporischschja und Pawlograd erfolgen würde, oder von Norden, aus der russischen Region Belogrod, um der ukrainischen Front im Oblast Charkow und Lugansk in den Rücken zu fallen.

Russland verfügt über ein viel größeres militärisches und ökonomisches Potenzial als die Ukraine, und es waren der Größenwahn, die Vetternwirtschaft und die allgegenwärtige Korruption der putinischen Staatsoligarchie, die zu den russischen Katastrophen des ersten Kriegsjahres führten. Doch inzwischen scheinen die Bemühungen des Kremls, diese überlegenen Ressourcen zu mobilisieren, zumindest teilweise erfolgreich zu sein. Im Klartext: der Kreml wird den Krieg mittelfristig gewinnen, sollte der Westen nicht zu einem weiteren Eskalationsschritt – zur massenhaften Lieferung von schwerem Kriegsgerät wie Panzern, Kampfhubschraubern, Kampfflugzeugen – bereit sein. Deswegen nimmt die Diskussion darüber in der westlichen Öffentlichkeit an Fahrt auf.13 Sie ist ein implizites Eingeständnis dessen, dass die Balance des Krieges zugunsten Russlands zu kippen droht.

Die ukrainische Armee hat – ebenso wie Russland – große Verluste an Menschen und Material zu verzeichnen, wobei sie kaum Optionen hat, das Material zu ersetzen. Es hat für Kiew einen militärischen Sinn, deutsche Panzer und gepanzerte US-Fahrzeuge vom Westen zu fordern, um wieder in den Bewegungskrieg übergehen zu können. Wenn das Kriegsgeschehen nicht kippen soll, dann muss der Westen tatsächlich die Waffenlieferungen stark ausweiten. Die Lieferung der britischen Panzer an Kiew ist dabei nur ein Testballon,14 um Berlin zur Zustimmung für die Leopard-Lieferungen zu bewegen. Vom britischen Challenger 2 wurden nur wenige Exemplare exportiert, es existiert keine militärische Infrastruktur für diesen Panzer, während der Leopard 2 ein Exportschlager war, den viele Länder an die Ukraine – samt Ersatzteilen, Munition und Wartungsmaterial – liefern könnten.15

Wohin dieser Eskalationsschritt führt, machten Reaktionen russischer Duma-Abgeordneter auf die potenzielle Lieferung deutscher Panzer deutlich, die in einem solchen Fall die allgemeine Mobilmachung forderten.16 Die brutale Wahrheit ist, dass es keinen „guten“ Ausgang aus diesem imperialistischen Krieg gibt.17 Entweder wird es zu einem schmutzigen geopolitischen Deal zwischen dem Westen und dem Kreml kommen, bei dem Teile der Ostukraine faktisch dem russischen Imperium eingegliedert werden, während das restliche Land der westlichen Einflusssphäre zugeschlagen wird, oder die Eskalationsspirale wird sich weiterdrehen, der Konflikt eskalieren, bis der Krieg vollends außer Kontrolle gerät. Spätestens mit dem drohenden Verlust der Krim wird die nukleare Option akut werden.

Der Kontrollverlust kann somit selbstverständlich die Form eines nuklearen Schlagabtauschs annehmen, da Russland bei dieser konventionellen Eskalationsspirale gegenüber der Nato letztendlich am kürzeren Hebel sitzt. Doch kann das nukleare Armageddon auch in Wechselwirkung mit staatlichen Erosionsprozessen erfolgen. Die Risse im staatlichen Machtgefüge werden gerade im autoritären Russland deutlich sichtbar, da der Krieg gerade die innere Zerrüttung und die Erosion des russischen Staates offenlegte, die schon seinen militärischen Kern erfasst. Generell sind autoritäre Staatsstrukturen kein Zeichen der Stärke, sondern ein Zeichen der sozioökonomischen Schwäche, die nur durch bloßen Zwang eine Zeit lang überdeckt werden kann.

Das Scheitern der von Korruption zerfressenen russischen Armee kontrastiert mit dem Erfolg der poststaatlichen militärischen Akteure: der Wagner-Söldnertruppe um den Kreml-Günstling Prigoschin, der inzwischen in offene Konkurrenz zur Armeeführung tritt, oder den Truppen des tschetschenischen Herrschers Kadyrow, der faktisch ein postmodernes Fürstentum im Kaukasus errichtet hat, das nur noch formell der Kontrolle Moskaus untersteht, solange Kadyrow seinen militärischen Vasallendienst für den Kreml verrichtet. Die Ausbildung von parallelen Machtstrukturen, die selbst den Anschein staatlichen Gewaltmonopols fallen lassen, dürfte im weiteren Kriegsverlauf in Russland voranschreiten. Es ist auch grundverkehrt, Putin für einen allmächtigen Alleinherrscher zu halten, da er eher eine Vermittlerrolle zwischen den diversen Rackets und Clans der russischen Staatsoligarchie spielt.18

Doch ähnliche Zentrifugalkräfte dürften auch im ukrainischen Staatsapparat wirken, der schon vor dem Kriegsausbruch ein bloßer Spielball oligarchischer Interessen war.19 Einen kurzen Einblick in die Machtkämpfe in Kiew gewährte die Entlassung des ukrainischen Präsidentenberaters Oleksij Arestowytsch, der offiziell wegen seiner Bemerkungen zu dem tödlichen russischen Raketenangriff in Dnipro zurücktreten musste.20 Arestowytsch erklärte anfänglich, die russische Rakete, die ein Hochhaus in Dnipro zerstört und dutzende Zivilisten getötet hat, sei von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen worden. Zuvor hatte Arestowytsch sich in einem Interview kritisch zur Identitätspolitik der Ukraine im Krieg geäußert. Demnach betreibt die ukrainische Rechte eine nationalistische Kampagne zur Verdrängung des Russischen und „postsowjetischer“ Identitäten in der Ostukraine, die viele russischsprachige Ukrainer der Regierung in Kiew entfremde (Das Interview wird vor allem von pro-russischen Accounts geteilt).21 Die an Einfluss gewinnenden rechtsextremen Gruppierungen, die mitunter offiziell Teil der Streitkräfte werden,22 dürften künftig den größten ukrainischen Instabilitätsfaktor im Kriegsverlauf bilden.

Die ukrainischen Chancen, noch entscheidende Geländegewinne gegen Russland zu erzielen, sind – unterhalb der Schwelle eines Großkriegs zwischen Ost und West – verschwindend gering, während die Opferzahlen dieses imperialistischen Kriegs mit jedem Eskalationsschritt immer höher steigen werden. Sowohl, was Menschenleben betrifft, wie auch hinsichtlich der Verwüstungen der Infrastruktur und insbesondere der ostukrainischen Städte, die von der in urbaner Kriegsführung erfahrenen ukrainischen Armee als zentrale Verteidigungspunkte ausgebaut werden. Und: Der Krieg führt zudem nicht nur zur Verwüstung ganzer Regionen im Osten, er beschleunigt auch staatliche und soziale Erosionsprozesse, die ohnehin krisenbedingt in ihrer Wechselwirkung aus anomischen Zentrifugalkräften und autoritärer Formierung wirksam sind.23

Und dennoch bleibt es fraglich, ob selbst ein schmutziger imperialistischer Deal, bei dem die Ukraine faktisch zwischen West und Ost aufgeteilt würde, überhaupt noch eine realistische Option darstellt. Putin hat sich selber ein offizielles Mindestziel für seinen imperialistischen Landraub gesetzt, als er die Scheinreferenden über den Beitritt von vier ukrainischen Verwaltungsregionen in die Russische Föderation abstimmen ließ. Der Donbass, Cherson und Saporischschja befinden sich aber nur zum Teil unter russischer Kontrolle. Ohne den Donbass und Cherson kann der Kreml den desaströsen Kriegsverlauf, der Unmengen an Ressourcen, Material und Geld verschlingt und mit sehr hohen Verlusten verbunden ist, kaum als einen Sieg verkaufen. In Kiew dürfte hingegen jeder Versuch, ernsthafte Verhandlungen mit dem Kreml zu führen, auf den Widerstand der bis an die Zähne bewaffneten extremen Rechten stoßen.24 Und selbst der Westen ist in dieser Frage gespalten: Die USA, Großbritannien und die östlichen Anrainer Russlands – vor allem Polen – wollen den Krieg weiter fortsetzen, während Deutschland und Frankreich bereit wären, einen Deal mit Moskau zu machen.25

Die sozioökologische Krise des Kapitals, das ineinandergreifen der inneren und äußeren Schranke des Kapitals, der durch Schuldenmacherei prolongierten Überproduktionskrise wie der Klima- und Ressourcenkrise, facht diese geopolitische, imperialistische Konfrontationsbereitschaft der Staatsmonster immer weiter an. Die Ressourcen, die fruchtbaren Schwarzerdeböden der Ukraine werden mit zunehmender Intensität der ökologischen Krise immer wichtiger werden. Der Kreml kämpft zudem buchstäblich um die Existenz seines erodierenden, von sozialen Spannungen zerrütteten Imperiums,26 während die überschuldeten USA den Dollar als Weltleitwährung und ihre Stellung als Hegemon gegen behaupten müssen. Dieser am Fahrt gewinnende Krieg zwischen Ozeanien (Dem atlantischen und pazifischen Bündnissystem Washingtons) und Eurasien (China samt Russland) tobt derzeit nur in Osteuropa, doch künftig kann auch in Südostasien, in Taiwan, eine zweite Front entstehen.

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1 https://www.tagesspiegel.de/politik/ukraine-offensive-tag-261-kiews-strategische-glanzleistung-in-cherson-8866336.html

2 https://www.voanews.com/a/putin-says-russia-ready-to-negotiate-over-ukraine-/6890944.html

3 https://www.konicz.info/2022/09/09/wendepunkt-in-der-ukraine/

4 https://www.nytimes.com/2022/09/24/world/europe/ukraine-south-kherson-russia.html

5 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/bachmut-soledar-ukraine-krieg-russland-100.html

6 https://www.ft.com/content/d759e24b-dd48-4adc-a0ae-7e53b89e5231

7 https://www.youtube.com/watch?v=1c9dtEeb6EY

8 https://www.bbc.com/news/world-europe-64142650

9 https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2023/1/14/russia-ukraine-live-russian-missiles-hits-infrastructure-in-kyiv

10 https://kyivindependent.com/news-feed/russian-defense-ministry-confirms-plan-to-expand-army-to-1-5-million-troops

11 https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-january-15-2023

12 https://www.thedailybeast.com/russia-sets-ultimatum-for-top-ally-belarus-to-formally-join-vladimir-putins-war-in-ukraine?ref=scroll

13 https://www.thedailybeast.com/why-russia-is-terrified-of-americas-patriot-missiles-delivery-to-ukraine

14 https://www.zdf.de/nachrichten/politik/challenger-grossbritannien-ukraine-krieg-russland-100.html

15 https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ukraine-krieg-deutschland-bereitet-sich-auf-leopard-lieferung-fuer-ukraine-vor/28924168.html

16 https://twitter.com/WarMonitors/status/1614999689304363009

17 https://www.konicz.info/2022/06/23/was-ist-krisenimperialismus/

18 https://www.konicz.info/2022/05/25/rackets-und-rockets/

19 https://www.konicz.info/2022/06/20/zerrissen-zwischen-ost-und-west/

20 https://www.bbc.com/news/world-europe-64304310

21 https://twitter.com/e_l_g_c_a/status/1615138445051195392

22 https://twitter.com/militarylandnet/status/1526132364702887936

23 https://www.konicz.info/2022/05/24/eine-neue-krisenqualitaet/

24 https://twitter.com/militarylandnet/status/1526132364702887936

25 https://www.welt.de/politik/ausland/plus243059565/Ukraine-Krieg-Der-Riss-in-der-Nato-zeigt-sich-an-Deutschland-und-Polen.html

26 https://www.konicz.info/2022/01/18/neoimperialistisches-great-game-in-der-krise/

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KOLUMNE * Red Flag

Erstellt von DL-Redaktion am 29. Januar 2023

Beyoncés Konzert in Dubai – Ein Ständchen für Autokraten

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Kolumne von Fatma Aydemir

Beyoncé sang bei einer Hoteleröffnung in Dubai. Dabei gab es olle Liebesnummern und viel neoliberalen Girlboss-­Feminismus.

Es ist immer so eine Sache mit Pop und Moral. Nichts ist langweiliger als tugendhafter, sittlicher Pop. Niemand will aalglatten Charity-Sound, Ambivalenz ist das Kapital eines jeden Popstars. Im Auftrag von autoritären Regimes aufzutreten, hatte trotzdem schon immer ein Geschmäckle, wie nicht nur Shakiras Absage der WM-Eröffnung kürzlich in Katar zeigte. JLo sang einst „Happy Birthday“ für den turkmenischen Diktator Berdimuhamedow und gab an, nichts von dessen Menschenrechtsverletzungen gewusst zu haben.

Nelly Furtado performte für den Gaddafi-Clan und spendete die 1 Million US-Dollar Gage danach angeblich an eine Hilfsorganisation, ohne je anzugeben, an welche. Alle mussten sich entschuldigen, sind letztlich aber damit durchgekommen, weil es ebendiese kleinen und großen Skandale sind, die einen Popstar im Gespräch halten, im Sinne von: Es gibt keine schlechte Presse, wenn es nur noch um das Generieren von Aufmerksamkeit geht, ergo Profit.

Als Beyoncé vergangene Woche bei einer Hoteleröffnung in Dubai sang, staunte man dennoch nicht schlecht. Zum einen, weil Be­yon­cé einer der größten Popstars unserer Zeit ist, seit vier Jahren kein Konzert mehr gegeben hat und das Comeback als Hotelanimateurin ihrer einfach nicht würdig schien. Zum anderen aber, weil der Skandal um die WM in Katar noch nicht lange genug her ist, als dass man Dubai als Veranstaltungsort ganz kommentarlos erwähnen könnte.

Auch wenn Tourist_innen aus aller Welt in Dubai gern gesehen sind, solange sie möglichst viel Geld dalassen, unterliegen die Vereinigten Arabischen Emirate dem Scharia-Gesetz, das gerade für Frauen und Queers Gewalt und Unterdrückung bedeutet. Mit einem seltsam bedeckten Outfit und ohne Tanzeinlagen trällerte Beyoncé dort 19 Songs runter und soll dafür 24 Millionen US-Dollar eingestrichen haben. Fans empörten sich ein paar Tage lang, aber viele werden sich irgendwann fragen müssen: Are we surprised?

Explizit politisch äußern Beyoncés Bildsprache und Songs höchstens ein paar Solidaritätsbekundungen mit Black Lives Matter, ansonsten eher viel neoliberalen Girlboss-­Feminismus. Zwar kokettiert die Sängerin immer wieder mit radikalen Referenzen wie in Wasser ersaufenden Polizeiautos oder einer Show-Hommage an die Black-Panther-Bewegung.

Doch ist auch hinlänglich bekannt, dass ihr Modelabel unter menschenunwürdigen Bedingungen in srilankischen Sweatshops produziert und dass sie trotz eines Streiks der Belegschaft in einem Hotelrestaurant ihre dortige Oscar-Party nicht absagen wollte. Es gibt immer genug Empörungspotenzial für einen kleinen Shitstorm und ein paar Schlagzeilen, aber hat irgendwas davon Beyoncé jemals geschadet? Man könnte sagen: Beyoncé ist einer der reichsten Menschen der Welt, und genauso verhält sie sich. Manche hassen sie dafür, manche bewundern es, andere versuchen darüber hinwegzusehen, weil Beyoncé eines kann, was viele andere Milliardäre nicht können: krass gute Kunst machen.

Quelle         :         TAZ-online          >>>>>         weiterlesen

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Oben     —   Eine wehende rote Fahne

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DL – Tagesticker 29.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 29. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –   1.) „Das Maß ist voll“ – Merz sieht in CDU keinen Platz für Maaßen  – . –  2.) Donald Trump: Wütender als je zuvor  – . –  3.) Scholz kann drei Kreuze machen  – . –  4.) Warschau agiert wie der informelle Europa-Sprecher der US-Regierung.  – . –  5.) Stolpern in den Weltkrieg  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen einen schönen Tag und gute Unterhaltung.

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Reicht  das nicht als Nachweis eines unfähigen Führers aus, bei den Republikanern? Es erzeugt doch einen größeren Eindruck in der Wählerschaft vor einer Fahne zu sitzen, an staat über sie hinweg zu Fliegen !

Ex-Verfassungsschutzpräsident. Die Personalie Hans-Georg Maaßen polarisiert. Der Ex-Verfassungsschutzpräsident ist zum Vorsitzenden der rechtskonservativen Werteunion gewählt worden und zieht mächtig Kritik auf sich. CDU-Chef Friedrich Merz will den umstrittenen CDU-Kollegen nun schleunigst loswerden.

1.) „Das Maß ist voll“ – Merz sieht in CDU keinen Platz für Maaßen

Seit Jahren eckt Hans-Georg Maaßen immer wieder mit umstrittenen Äußerungen an. In den vergangenen Tagen war er erneut stark in die Kritik geraten. In einem Tweet behauptete er, Stoßrichtung der „treibenden Kräfte im politischen-medialen Raum“ sei ein „eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“. In einem Interview sprach er von einer „rot-grünen Rassenlehre“. Daraufhin hatten ihn mehrere CDU-Politiker zum Parteiaustritt aufgerufen und mit einem Antrag auf Parteiausschluss gedroht. Merz will Maaßen aus der Partei werfen. Auch CDU-Chef Friedrich Merz hat sich nun zur Personalie Maaßen geäußert. „Seine Sprache und das Gedankengut, das er damit zum Ausdruck bringt, haben in der CDU keinen Platz. Das Maß ist voll.

Focus-online

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Warum vergleicht Niemand die Republikaner aus den verschiedenen Ländern mit einander? Das ist kein Scherz, bei uns heißt dieser Merz. Wird und also auch ein Sturm auf die verkappte Berliner-Notunterkunft bevorstehen – oder die Fahne zuvor schon gekappt ? 

USA – Kampagne für 2024 begonnen. – Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat offiziell seinen Wahlkampf für die Wahl in 2024 begonnen. Er wiederholte die Lüge vom Wahlbetrug.

2.) Donald Trump: Wütender als je zuvor

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat mit Auftritten in zwei US-Bundesstaaten seine Kampagne für die Präsidentenwahl 2024 eingeläutet. In New Hampshire und South Carolina stellte er jeweils sein Wahlkampfteam für die Staaten vor. Er sei „wütender und entschlossener denn je“, sagte Trump vor mehreren Hundert Menschen in der Kleinstadt Salem im Bundesstaat New Hampshire. „Wir brauchen einen Präsidenten, der ab dem ersten Tag bereit ist, loszulegen“, sagte der 76-Jährige. Trump wiederholte außerdem seine Lüge vom Wahlbetrug und behauptete erneut, die Präsidentschaftswahl 2020 gewonnen zu haben. Unter seiner Führung wäre es niemals zu dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gekommen, behauptete Trump zudem in New Hampshire. In South Carolina erhielt Trump unter anderem Unterstützung von dem Republikanischen Senator des Staates, Lindsey Graham. Bisher kein Gegenkandidat. Sowohl New Hampshire als auch South Carolina gehören zu den Staaten, die früh mit den Republikanischen Vorwahlen beginnen. Bei den parteiinternen Abstimmungen entscheidet sich, wer bei den nächsten Wahlen 2024 für die Partei ins Rennen um die Präsidentschaft geht. Donald Trump hatte seine Kandidatur bereits im November nach den Zwischenwahlen in den USA erklärt.

T-online

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Kann er denn bis drei erzählenm als Politiker ? Wo machte er diese denn, wenn er selber, mit allen anderen Politiker-innen in einen Panzer steigen müsste, um ihre Feinde selber zu töten ? Wetten das?? Dann nur die Allerfeinste Technik hergestellt würde und auch jedes nur denkbare Equipment auch Funktionieren würde und selbst die Köpfe den neuen Helmen angepasst würden? Dann erlebte das Volk – ihre Sternstunde der Befreiung !

Forderung nach Kampfjets für die Ukraine. Nach der Entscheidung für die Lieferung deutscher Leopard-Panzer an die Ukraine werden Rufe nach Kampfjets aus Bundeswehrbeständen lauter. Dabei ergibt das überhaupt keinen Sinn.

3.) Scholz kann drei Kreuze machen

Ein Defizit hatte die deutsche Debatte über Waffenlieferungen an die Ukraine von Anfang an: Nie wurde ausschließlich ehrlich zwischen Nutzen, Kosten und Risiken abgewogen. Immer schwangen angeblich pragmatische Scheinargumente mit: Panzer XY hat die Bundeswehr selbst nicht in ausreichender Zahl im Arsenal. Die Ausbildung daran würde zu lange dauern. Instandhalten können die Ukrai­ne­r*in­nen ihn eh nicht. Diese Argumente hielten immer so lange, bis die politische Entscheidung doch zugunsten der Lieferung fiel. Ab da ließen sich die vermeintlich unlösbaren Probleme plötzlich handlen. Diese instrumentelle Verzerrung von Sachargumenten hat nicht nur eine informierte öffentliche Debatte behindert. Sie hat auch ein Misstrauen gegenüber solchen Argumenten erzeugt: Sie wirken auch dann vorgeschoben, wenn sie zur Abwechslung doch mal schwer wiegen. So wie jetzt, da sich die Debatte von Kampfpanzern hin zu Kampfjets bewegt. Deutsche Tornados oder Eurofighter für die Ukraine? Pragmatisch betrachtet ist es tatsächlich sehr zweifelhaft, ob eine solche Entscheidung Sinn ergeben würde. Ein Flugzeug zu fliegen ist komplizierter, als einen Panzer zu fahren. Für die Instandhaltung gilt dasselbe. Es würde die ukrainische Luftwaffe wohl wirklich überfordern, zig verschiedene Flugzeugtypen zu unterhalten. Im Fokus dürften daher zunächst Jets sowjetischer Bauart stehen, mit der die Ukraine Erfahrung hat, und in einem zweiten Schritt US-amerikanische F-16-Flugzeuge, an denen ukrainische Pi­lo­t*in­nen angeblich schon ausgebildet werden und von denen es weltweit Tausende Exemplare gibt. Olaf Scholz kann drei Kreuze machen: Keines davon gehört der Bundeswehr.

TAZ-online

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Achtung – Warschau – Kameraden Stillgestanden: „Die Augen nach links !“ An Scholzens Auspuff stinkt es. Aber nur so machen sich Deutsche Kanzler erneut zu politischen Wendehälsen. Auch nach Weimar erfolgt nimmer ein Einmal ! 

Der Panzer-Deal: – Die Warschauer Regierung wirkte bei der Leopard-Lieferung als Katalysator. Eine Rolle, die der regierenden PiS nicht nur daheim hilft, sondern vor allem ihrer Schwarz-Weiß-Perspektive auf den Ukraine-Krieg Vorschub leistet. 

4.) Warschau agiert wie der informelle Europa-Sprecher der US-Regierung

Es ist keine polnische Sicht auf die Leopard-Frage, die auf den folgenden Zeilen folgt. Wenn man die „polnische Sicht“ als Mehrheitsmeinung betrachtet, die sich aus den Positionen der Regierung, der Opposition, der wichtigsten und auflagenstärksten Medien, einflussreicher (Militär-)Fachleute und bedeutender Think-Tanks zusammensetzt, dann wäre sie wie folgt zu beschreiben: Es sind die deutschen Leopard-Panzer, die den Krieg in der Ukraine zugunsten Kiews wenden können. Mit Betonung auf „wenden“. Diese Position wird in Polen noch wesentlich vehementer und in gewisser Weise naiver vertreten, als dies bereits in großen Teilen der deutschen Öffentlichkeit der Fall ist. Die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita etwa schreibt, die Lieferung von „rund 100 Leopard-Panzern könnte sich als ausreichende Kraft für eine effektive Offensive gegen Russland erweisen“. Das stark regierungskritische, liberale Blatt Gazeta Wyborcza stellte jüngst die Waffenarsenale Russlands und der Ukraine gegeneinander. Das ergab: etwa 12.500 russische stehen 1.900 ukrainischen Panzern gegenüber, 779 russische Kampfjets 69 ukrainischen, 1.543 Kampfhubschrauber 112 der Ukraine. Es gäbe 70 U-Boote und 86 Korvetten Russlands und keine der Ukraine. Das Fazit des Autors: „Wenn die Unterstützung für die Ukraine nicht zügig kommt, wird die gesamte zivilisierte Welt dafür einen hohen Preis zahlen. Wir sollten Selenskyj keine Denkmäler bauen. Geben wir ihm Waffen und eine Chance. Heute, nicht morgen!“ Im Kampfmodus.

Freitag-online

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Kommentar von Sahra Wagenknecht (Die Linke)ist Abgeordnete im Bundestag aber dort bleibt ihr Platz meist leer, wie auch die Hälfte der anderen Plätze eher durch ihre Leere auffällt, welche vom Steuerzahler trotzdem gezahlt werden müssen?  So ernst sehen die Gewählten ihre Aufgabe in die Niemand gedrängt wurde. 

Immer mehr Waffen für Kiew. Der Waffenhunger der ukrainischen Führung scheint grenzenlos. Kaum haben die USA und Deutschland verkündet, der Ukraine »Leopard«- und »Abrams«-Panzer zu liefern, fordert der ukrainische Präsident Selenskij Kampfjets und Raketen. 

5.) Stolpern in den Weltkrieg

Zwar hat Kanzler Scholz die Lieferung von Kampfflugzeugen oder die Entsendung von Bodentruppen am Mittwoch im Bundestag ausgeschlossen. Doch wie glaubhaft ist das, nachdem er schon mehrfach rote Linien gezogen hat, nur um sie wenig später zu überschreiten? Erste Gespräche zwischen NATO-Chef Stoltenberg und Selenskij über die Lieferung von F-35-Atombombern laufen wohl schon, und sowohl die USA als auch Frankreich schließen nicht aus, der Ukraine Kampfjets zu liefern. »Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland«, entschlüpfte es der deutschen Außenministerin auf einer Versammlung des Europarats. Weiß Frau Baerbock nicht, was sie da sagt? Oder will sie demnächst auch deutsche Soldaten zur Begleitung deutscher Panzer in die Schlacht gen Russland schicken, da für die Ausbildung ukrainischer Soldaten die Zeit fehlt? Oder wurden wir alle getäuscht und diese Ausbildung hat längst stattgefunden, da man schon vor Monaten entschieden hat, »Leopard«-Panzer zu liefern? So oder so: Ohne ein direktes Eingreifen der NATO wird die Ukraine ihr Ziel, die russischen Truppen auch aus dem Donbass und von der Krim zu vertreiben, kaum erreichen. »Ein Sieg ohne Luftwaffe ist kaum vorstellbar«, bringt es der ukrainische Vizeaußenminister und Bandera-Verehrer Melnyk auf den Punkt.

junge Welt-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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„Lassen wir das Rumnölen!“

Erstellt von DL-Redaktion am 28. Januar 2023

Robert Habeck über Klimapolitik und Krieg

Hier ist aber auch nur noch die Dekoration grün ! Und was WIR machen bestimmt ein Jeder  selbst.

Das Interview mit Robert Habeck führten Anja Krüger, Tobias Schulze und Peter Unfried.

Die Räumung von Lützerath sei richtig gewesen. Warum er der Klima­bewegung trotzdem dankbar ist, sagt Vizekanzler Robert Habeck im taz-Gespräch.

wochentaz: Luisa Neubauer spricht wegen der Räumung von Lützerath und angesichts der LNG-Terminals von einer Re-Fossilisierung deutscher Energiepolitik. Was ist das Gegenargument, Herr Habeck?

Robert Habeck: Das Gegenargument ist, dass Putin die Gaslieferungen nach Deutschland gestoppt hat, wir damit die Hälfte des Gases zur Versorgung verloren haben und schmerzhafte Entscheidungen treffen mussten, um eine Notlage zu verhindern. Wir haben aktuell 8,8 Gigawatt Kohlekraftwerke mehr am Netz als ursprünglich vorgesehen. Den Kohlestrom setzen wir ein, um Gas zu sparen. Der klimapolitische Gau wäre, wenn wir nach dem nächsten Winter sagen müssten: Wir müssen diese Kohlekraftwerke doch noch länger laufen lassen, weil wir uns nicht um eine ausreichende Versorgung mit Gas gekümmert haben. Kohle für Stromerzeugung ist eine klimapolitische Sünde. Um die nicht weiter zu begehen, brauchen wir derzeit noch Gas.

Man sieht Sie jetzt dauernd bei Einweihungen von LNG-Terminals, wo verflüssigtes fossiles Gas gelagert und weiterverteilt wird. Wäre mehr persönliche Zurückhaltung nicht angebracht?

Ohne jemandem zu nahe zu treten: Es spricht ganz schön viel Vergessen aus dieser Haltung. Eine Gasmangellage – und mit ihr schwere Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft – ist eine ernsthafte Gefahr. Das, was wir jetzt erreicht haben – Unabhängigkeit von russischem Gas, volle Gasspeicher, wieder gesunkene Preise – ist kein selbstverständlicher Zustand. Die Gasspeicher sind nur voll, weil wir gehandelt haben. Weil wir die Gesetze geschrieben und uns um Ersatz gekümmert haben. Weil wir Gasimporteure vor dem Zusammenbruch bewahrt haben. Und weil viel Geld dafür ausgegeben haben.

Wie viel Geld?

Viele Milliarden. Die waren notwendig, um eine tiefe Krise abzuwenden. Allein für die Uniper-Rettung und dann die Übernahme des Konzerns haben wir rund 30 Milliarden bereitgestellt. Ob wir das am Ende alles brauchen, wissen wir nicht, aber sie als Sicherheit bereitzustellen, war nötig. Sonst wären hunderte Stadtwerke in Gefahr geraten und damit die Versorgung der Haushalte.

Fühlen Sie sich von Neubauer und der Klimabewegung unverstanden?

Nein. Wir brauchen Protest. Die Klimabewegung und gerade Fridays for Future haben die Klimapolitik ganz oben auf die Agenda in Deutschland gebracht. Das war eine große Leistung. Dafür bin dankbar.

Sie sprechen sehr nett über die Klimabewegung.

Nett wäre paternalistisch. Es geht mir um das gegenseitige Verständnis der unterschiedlichen Rollen. Eine Protestbewegung darf sich auf das Dagegen konzentrieren und muss mehr fordern, als der Status quo ist. Sie muss kritisieren, antreiben. Und sie muss Aufmerksamkeit schaffen. Das ist sinnvoll. Meine Rolle ist eine andere. Da geht es darum, Entscheidungen und Gesetze in Regierung und Parlament durchzusetzen, Alternativen zu schaffen, ja, auch Kompromisse einzugehen. Und ich muss die Energiesicherheit gewährleisten.

Die Kritik an der LNG-Infrastruktur zielt darauf, dass nach dem Ende des Energiemangels sehr viel fossiles Gas genutzt werden könnte, einfach weil es zur Verfügung steht – und zwar auf Kosten der Erneuerbaren.

Die Gefahr sehe ich nicht. Erstens: Unser politisches Handeln zielt ja voll auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Schneller und mehr – daran arbeiten wir. Wir haben durchgesetzt, dass die Erneuerbaren europaweit im überwiegenden öffentlichen Interesse liegen. Zweitens: Der Energiemangel geht nur vorbei durch Infrastruktur, die wir bauen. Wir kommen durch diesen Winter, weil wir anfangs noch russisches Gas hatten, weil wir jetzt LNG-Terminals in Betrieb nehmen und weil wir aus Norwegen und den Benelux-Staaten mehr Gas bekommen haben.

Andersrum gilt, dass die Versorgung der südöstlichen Nachbarn auch durch Deutschland erfolgt, inklusive eines Teils der Ukraine. Aktuell sind wir Transitland, künftig können wir über die schwimmenden Terminals aber auch Lieferungen für unsere Nachbarn ermöglichen. Wenn wir nur den nationalen Blick haben, machen wir also einen doppelten Fehler. Wir dürfen nicht verkennen, dass die anderen Länder uns versorgen, und nicht verkennen, dass durch uns auch andere Länder versorgt werden müssen.

Sie sagen es: EU-Länder waren in der Energienot solidarisch mit Deutschland, haben aber den Eindruck, dass Deutschland nicht so solidarisch ist – etwa wie es sein Gas in der Welt zusammengekauft hat. Ist es naiv, dass man das zusammen macht?

Das geht und das ist vereinbart worden. Richtig ist aber, dass Deutschland in der Vergangenheit sehr viele seiner Gaseinkäufe in Russland getätigt hat. Deutschland hat Nord Stream 1 und dann auch noch 2 gebaut. Die deutsche Energiepolitik hat lange die Warnungen – gerade von Polen und den baltischen Ländern – komplett ignoriert. Hauptsache, Gas aus Russland war billig.

Die Vorgängerregierungen haben es trotzdem gemacht.

Ja, und es ist schiefgegangen. Das war ein Grund für die hohen Gaspreise, auch in Ländern, die gar kein Gas oder nicht viel aus Russland bekommen haben. Dass andere europäische Länder deshalb zornig sind, kann ich verstehen.

Was folgt daraus für Sie?

Ich sehe die Fehler des letzten Jahrzehnts und bin deshalb der Meinung, Deutschland muss im Zweifelsfall immer ein Stückchen mehr geben. Es ist jetzt unsere Aufgabe, dienend Europa zusammenzuführen.

Gilt dieses Motto „immer ein Stückchen mehr“ auch in der Frage deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine? Oder ist mit dem Kampfpanzer Leopard 2 nun Schluss?

Putin hat mit der europäischen Nachkriegsordnung gebrochen und einen souveränen Staat überfallen – hier, in Europa. Ich halte es für notwendig, die Ukraine bei ihrer Selbstverteidigung zu unterstützen. Putin und sein Imperialismus dürfen nicht siegen. Wir haben deshalb die Unterstützung immer wieder angepasst und werden sie sicher immer wieder überprüfen. Es gilt aber weiter: Deutschland ist keine Kriegspartei und wird es nicht werden. Das ist die Grenze.

Grüne und FDP mussten den Kanzler wochenlang drängen. Warum handeln Scholz und die SPD immer erst nach langem Zögern?

Wir haben mit der Lieferung von Kampfpanzern jetzt eine große Entscheidung getroffen, die der Ukraine helfen wird. Aber das ist kein Grund zum Jubeln. Es ist eine Entscheidung, die man gut abwägen musste. Jede Leichtigkeit ist fehl am Platz.

Als Alternative zur militärischen Verteidigung der Ukraine gegen den Aggressor Russland werden gern „Verhandlungen“ beschworen. Unter welchen Umständen könnte es aus ihrer Sicht dazu kommen?

Mit Verlaub, Russland hat die Ukraine angegriffen, mit Panzern, Raketen. Es hat Städte und Dörfer besetzt, Männer, Frauen und Kinder werden getötet, gefoltert, verschleppt. Die russische Armee zerstört gezielt Wasserversorgung und Stromversorgung. Wer eine Alternative zur militärischen Verteidigung der Ukraine will, verlangt, dass sie sich von Putins Russland niederrennen lässt. Das gesagt: Glauben Sie mir, es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, dass der Krieg ein Ende hat. Aber für Verhandlungen muss die Ukraine in eine militärische Situation kommen, die ihr erlaubt, ihre territoriale Integrität wiederherzustellen.

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wo steht die Energiewende in Deutschland heute?

Bei vier.

Wo steht Deutschland, wenn die Legislaturperiode zu Ende ist?

Bei sechs. Acht ist 2030 und 9,5 ist 2040 erreicht. 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Die Vorgaben sehen vor, dass wir bis 2040 die CO2-Emissionen um 88 Prozent reduziert haben müssen. Die letzten 10 oder 12 Prozent sind sicherlich die schwersten. Aber die entscheidende Frage ist: Schaffen wir 90 und 95 und bleiben nicht bei 40 oder 45 stehen? Damit wären die großen Bereiche Verkehr, Gebäude und Energie umgestellt.

Wie kommt die Energiewende jetzt tatsächlich voran, werden wirklich plötzlich schnell viele Windräder gebaut?

Da bin ich zuversichtlich. Mir ist aber noch etwas wichtig, nämlich, dass wir bei der Energieeffizienz vorankommen. Energieverbräuche runterbringen ist genauso Teil der Energiewende. Das bringt Unternehmen große Effizienzgewinne, sprich: wirtschaftliche Vorteile.

Mit der Atom-Entscheidung des Bundeskanzlers ist ja das Energieeffizienzgesetz versprochen worden. Warum ist es noch nicht da?

Wir haben das Gesetz geschrieben, noch mal überarbeitet, was ich selbst wichtig fand, jetzt liegt es in der Ressortabstimmung.

Muss der Kanzler dafür gegenüber der FDP noch ein sogenanntes Machtwort sprechen?

Es ist klar, dass das Gesetz zeitnah kommen muss.

Was heißt zeitnah?

Von unserer Seite aus sind wir fertig.

Ist die Atomdebatte wirklich erledigt?

Die Atomdebatte spielt keine Rolle mehr.

Die FDP hat es immer wieder probiert.

Ende des Winters werden die drei letzten AKWs abgeschaltet. Punkt.

Haben Sie schon Pläne für den 15. April, Mitternacht, wenn die letzten AKWs vom Netz gehen sollen?

Um Mitternacht werde ich hoffentlich schlafen.

Sie behaupten immer, Lützerath sei das „falsche Symbol“ für die Forderung nach Klimapolitik, die das Paris-Abkommen einhält. Welches wäre denn das richtige?

Lützerath ist per Gesetz das Ende des Braunkohleabbaus, nicht das Weiter so. Welches Symbol das richtige ist – nun, das wird die Klimabewegung selbst finden. Es kann nur schiefgehen, wenn ein Energieminister ihr sagen würde, wo sie demonstrieren soll.

Nach den Erfahrungen der letzten Wochen: Würden Sie mit Blick auf Lützerath etwas anders machen?

Wir beenden die Braunkohleverstromung im Westen acht Jahre früher als vorgesehen. Wir halbieren die Menge des erlaubten Braunkohleabbaus. Wir retten fünf Orte und drei bewirtschaftete Höfe. Wir schaffen Planungssicherheit, damit in Wasserstoffkraftwerke investiert wird. Deshalb: Nein. Die Lösung konnte nur so gefunden werden, wie wir sie gefunden haben. Sie war energiepolitisch nötig und klimapolitisch richtig.

Erwarten Sie eine zunehmende Verhärtung zwischen Aktivismus und Staat?

Es ist nicht akzeptabel, wie Polizistinnen und Polizisten pauschal verunglimpft werden und wie ein Teil der Aktivisten nach einer „Welt ohne Polizei“ ruft. Polizistinnen und Polizisten setzen jeden Tag ihre eigene Sicherheit für die Sicherheit anderer aufs Spiel. Die Polizei ist Teil unseres demokratischen Rechtsstaats. Wenn es Vorwürfe gegen Polizisten gibt, werden sie aufgeklärt, wie es Nordrhein-Westfalens Innenminister Reul gesagt hat.

Umgekehrt erwarte ich, dass sich die Klimabewegung glasklar von Gewalt distanziert. Ohne Hintertür. Gerade Klimaschutz handelt davon, Freiheit und Leben in einer Demokratie zu schützen. Und Gewalt ist kein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung. Diese Frage finde ich viel relevanter als die, wie die Klimabewegung und die Grünen klarkommen. Für eine Regierungspartei ist es die logische Konsequenz, in einem Spannungsverhältnis zu einer Bürgerbewegung zu stehen.

Die Spannung haben Sie aber auch innerhalb der Partei. Grüne Beschlüsse in der Regierung, grüner Polizeipräsident setzt sie durch – gegen Grüne Jugend im Widerstand?

Das zeigt nur, wie weit wir gesellschaftlich verankert sind.

Die romantische Illusion gibt es bei manchen immer noch, in der Opposition moralisch unantastbar zu bleiben und dabei den größeren Unterschied machen zu können?

Nein. Die Partei will regieren. Das ist ganz anders als in einer Zeit, die ich noch eher aus der Halbdistanz beobachtet habe. Damals hieß es: In der Regierung muss man so schwierige Entscheidungen treffen. Gehen wir lieber raus. Heute heißt es: Geht es nicht schneller? Kann man nicht mehr umsetzen? Gibt es nicht machtpolitische Hebel, die wir noch nicht gezogen haben? Ich finde das gut.

Einige Grüne finden, Sie sollten in der Regierung mehr Konfrontation wagen, härter verhandeln.

Quelle          :          TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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Oben     —     Wahlkampf Landtagswahl NRW 2022 von Bündnis 90/Die Grünen auf dem Heumarkt in Köln. Zu Gast waren Robert Habeck (Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz) und Spitzenkandidatin Mona Neubaur

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Politik und ihre Unfähigkeit

Erstellt von DL-Redaktion am 28. Januar 2023

Ukrainekrieg und Klimakrise: Die geschürte Polarisierung

Die Politik hat keine anderen Möglichkeiten zu einen mehr an Demokratei aufgezeigt !

von Albrecht von Lucke

Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter.“ Dieser Sponti-Spruch der 1980er Jahre könnte der passende Kommentar zum Jahreswechsel 2022 auf 2023 sein, wenn uns nicht die Ironie vor zehn Monaten ausgetrieben worden wäre. Allzu oft war in den letzten Jahren von einem annus horribilis die Rede, doch das Horror-Jahr 2022 stellte – jedenfalls aus europäischer Sicht – das Vorangegangene klar in den Schatten.

Als vor drei Jahren die Coronakrise begann, wurde diese umgehend als die größte Herausforderung des Kontinents nach 1945 begriffen. Heute sehnen sich viele fast schon in diese Zeit zurück. Deutlicher könnte nicht zum Ausdruck kommen, wie radikal der 24. Februar, der Beginn von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Zeit in ein davor und danach teilt. Russland zerstört mit seinem Bombenterror nicht nur ganz systematisch die Existenzgrundlage der Ukraine, sondern versucht damit auch den Zusammenhalt des Westens und speziell der EU zu untergraben, durch die dadurch ausgelöste Migration und Energiekrise.

Faktisch hat das Jahr 2022 unsere gleich vierfache Abhängigkeit schlagend deutlich gemacht: erstens energiepolitisch von Russland, zweitens militärpolitisch von den Vereinigten Staaten, drittens industriepolitisch von China und viertens ökologisch von globalen Natur- und Klimabedingungen, die von einer expansiven Wirtschaftsweise zunehmend zerstört werden. All das führt – außen- wie innenpolitisch – zu einer zunehmenden Radikalisierung und Polarisierung.

Wenigstens einen kleinen Lichtblick zum Ende des Jahres beschert uns das kontrafaktische Denken, zeigt es doch, dass alles noch weitaus schlimmer hätte kommen können. Wäre die Ukraine nicht – aufgrund der US-amerikanischen Ausbildung und Aufrüstung seit 2014 – zu ihrer Verteidigung in der Lage gewesen, stünde Russland heute an der polnischen Grenze und die am 4. Februar zwischen Xi Jinping und Putin verkündete grenzenlose Freundschaft der Autokraten hätte weltweite Ausstrahlung. Keine Rede wäre dann von einer Isolation Russlands dank der Distanzierung wichtiger Staaten, wie auf dem jüngsten G20-Gipfel in Bali geschehen. Stattdessen würden sich die entscheidenden Mächte in der zweiten Reihe – Indien, Indonesien, Brasilien und Südafrika –, klar gen China und Russland orientieren. Denn noch immer sind es die Sieger, die die Geschichte schreiben.

Und wenn nicht Donald Trump bei den jüngsten Zwischenwahlen in den Vereinigten Staaten massiv an Zustimmung verloren und den Republikanern eine gewaltige Führungsdebatte beschert hätte, stünde mit Sicherheit Joe Biden, der mittlerweile 80 Jahre alte US-Präsident, voll in der Kritik und damit die Frage im Raum, ob bei der Präsidentschaftswahl 2024 das autoritäre Comeback überhaupt noch zu verhindern sei. Und schließlich drittens: Hätte nicht Lula da Silva mit hauchdünnem Vorsprung die Wahl in Brasilien gegen Jair Bolsonaro gewonnen, wäre dies ein Verhängnis für die Zukunft des Regenwalds und damit auch für die ökologische Zukunft des Planeten.

Das aber verweist auf die zweite dramatische Entwicklung des Jahres 2022: die Radikalisierung der ökologischen Krise, die immer mehr Richtung Katastrophe tendiert. „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres in seiner Eröffnungsrede auf der Weltklimakonferenz COP27. „Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei zu verlieren“, so seine ultimative Warnung. Und dennoch konnte von überzeugenden Ergebnissen keine Rede sein, weil nationalstaatlicher Egoismus zum wiederholten Male eine überzeugende globale Lösung verhindert hat. Obwohl rhetorisch unvermindert am Pariser 1,5-Grad-Ziel festgehalten wird, rückt dieses doch immer mehr in weite Ferne.[1]

Die dramatische klimapolitische Lage spiegelt sich in einer zunehmenden Polarisierung auch in den westlichen Gesellschaften – und in einer immer verzweifelteren Klimabewegung, die in den letzten Monaten vor allem durch die Aktionen der „Letzten Generation“ in Erscheinung getreten ist. Doch so berechtigt das grundsätzliche Anliegen, so fatal in ihrer Wirkung sind die durchgeführten Blockaden von Straßen und Flughäfen. Eine Bewegung, die für sich in Anspruch nimmt, Mensch und Natur retten und bewahren zu wollen, konterkariert ihr eigenes Anliegen, wenn sie die Gefährdung von Menschenleben in Kauf nimmt. Selbst wenn der Tod einer Radfahrerin in Berlin im Ergebnis nicht durch die Straßenblockade der Letzten Generation herbeigeführt wurde, wird durch derartige Aktionen die vorhandene Zustimmung in der Bevölkerung zu intensiverer Klimapolitik nicht vergrößert, sondern verringert.

Ja, mehr noch: Die Gegenseite nimmt diese Steilvorlage dankbar auf, wenn etwa CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt eine „Klima-RAF“ an die Wand malt. „Hallo Justizminister! Hallo Innenministerin! Sperrt diese Klima-Kriminellen einfach weg! […] Täter müssen Konsequenzen spüren“, twitterte ausgerechnet Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer. So unverfroren eine derartige Forderung aus dem Munde eines Mannes ist, der den Staat – und damit die deutsche Bevölkerung – mit seiner verfehlten Mautpolitik Milliarden gekostet und dafür nie Konsequenzen gespürt hat, artikuliert sich hier doch auch ein forcierter Volkszorn, der regelrecht zur Selbstjustiz auffordert.

Rhetorische Aufrüstung

„Opfer fragen sich: Bin ich eigentlich machtlos? Oder kann ich denen eine kleben?“, lautete denn auch die Frage der „Bild“-Zeitung, die massiv an der Empörungswelle gegen die „Klimakleber“ dreht. Der Jurist und „Bild“-Kolumnist Joachim Steinhöfel musste zwar mit Bedauern feststellen, „Ohrfeigen als erste Maßnahme wären wohl unverhältnismäßig“, aber, so sein triumphierendes Resümee, „Notwehr ist ein scharfes Schwert. Sie gestattet alles, was erforderlich ist, um eine Straftat ,sicher und endgültig‘ zu beenden.“ Wie das aussehen könnte, teilt der einschlägig bekannte Medienanwalt Ralf Höcker mit: „Autofahrer dürfen #Klimakleber selbst von der Straße zerren. Sie müssen nicht auf die Polizei warten. Verletzungen, z.B. an den Handflächen der #Klimaaktivisten, sind hinzunehmen und ändern nichts am Notwehrrecht des Autofahrers.“[2] Hier zeigt sich: Weil sich der radikale Teil der Klimabewegung durch seine nicht vermittelbaren Aktionen selbst delegitimiert, können seine Gegner eine rhetorische Aufrüstung betreiben, die zunehmend selbst zur Tat drängt.

Die Politiker-innen bringen nicht den Schneid auf, sich persönlich den mit Recht Demonstrierenden entgegen zu stellen und schicken die, von der Bevölkerung bezahlten Knüppelbarden als Problemlöser Ihres ganz persönliches Versagens in Ihr Gefecht !

Weniger brachial, aber dafür nicht weniger ambitioniert agiert die soeben im CDU-Umfeld gegründete „Denkfabrik für neue bürgerliche Politik“, R21.[3] Deren Initiator und Vordenker, der CDU-Historiker Andreas Rödder, bringt die Strategie in einem „Spiegel“-Artikel auf den Punkt.[4] Rödder sieht den gesamten Westen in einer historischen Auseinandersetzung mit neuen totalitären Kräften, weshalb er eine neue Eindämmungspolitik nach dem Vorbild des Kalten Krieges fordert: „Die moderne westliche Lebensform […] sieht sich von innen und von außen herausgefordert. Und so wie es George F. Kennan 1946 postulierte, so muss sich der Westen auch in der neuen Systemauseinandersetzung sowohl auf militärisch-politischer als auch auf gesellschaftlich-kultureller Ebene behaupten.“ Die Ironie der Argumentation besteht darin, dass es Rödder neben der erfolgreichen Außenpolitik des Westens vor allem um dessen Verteidigung nach innen, gegen die neuen Systemgegner von links, geht. Denn, so Rödder: „Das historisch einmalige und zugleich so tief internalisierte Wohlstands- und Freiheitsversprechen des westlichen Gesellschaftsmodells steht unter dem Verdacht [!], die Lebensgrundlagen der Menschheit zu zerstören. Weite Teile der Klimabewegung sehen im Kapitalismus den Verantwortlichen für das drohende Ende der Welt, das an die Stelle des hoffnungsfrohen Narrativs vom ‚Ende der Geschichte‘ nach 1989 getreten ist.“

Rödder negiert hier bewusst die Tatsache, dass für den Klimawandel heute primär der im Kapitalismus angelegte Wachstumszwang verantwortlich ist. Stattdessen stigmatisiert er Kapitalismuskritiker, die die Idee des Postwachstums verfechten, umgehend als antibürgerliche, ja sogar antimoderne Ideologen: „Vorstellungen von ‚Verlust als Gewinn‘, ‚Degrowth‘ oder ‚anderem Wachstum‘ suchen die Lösung für die Probleme der marktwirtschaftlichen Moderne nicht mit ihren eigenen Mitteln, das heißt durch Entwicklung und Einsatz neuer Technologien. Sie setzen auf eine Revision der wachstumsorientierten Marktwirtschaft, die mit weitreichenden staatlichen Regulierungen einer ‚Großen Transformation‘ einhergehen soll.“ Anstatt also die globale Klimakrise in ihrer ganzen Radikalität zur Kenntnis zu nehmen, was auch bedeuten würde, grundsätzliche Denkansätze nicht nur zuzulassen, sondern sogar zu fördern, schließt Rödder von vornherein jede Lösung aus, die über die „Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien“ hinausgeht. Dadurch schrumpft die westliche Moderne zu einer kapitalistisch-marktwirtschaftlichen – alles was darüber hinausdenkt, liegt für Rödder nicht mehr im Rahmen des demokratisch Zulässigen.

Verengung des Diskursraums

Quelle         :           Blätter-online         >>>>>         weiterlesen  

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Oben     —   Letzte Generation Blockadeaktion Klimademo Luitpoldbrücke München 2022-11-21

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Der Überwachungsskandal:

Erstellt von DL-Redaktion am 28. Januar 2023

Misstrauensvotum gegen griechischen Ministerpräsidenten

 Erzählte Geschichten zwischen Täter und Täterin ?

Quelle          :        Netzpolitik ORG.

Von        :       

Der Überwachungsskandal in Griechenland, in dem sogar ein Minister ausspioniert wurde, führt nun zu einem Misstrauensvotum gegen die konservative Regierung. Die Opposition wirft ihr vor, den Skandal unter den Teppich zu kehren.

Der frühere griechische Ministerpräsident und jetzige Oppositionsführer Alexis Tsipras hat am Mittwoch vor dem Parlament in Athen die Überwachung von hochrangigen Personen durch den griechischen Geheimdienst EYL kritisiert und deswegen ein Misstrauensvotum gegen den konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis gestellt. Die Abstimmung darüber findet laut dpa voraussichtlich am Freitag statt. Die Regierung hat eine Mehrheit von 156 von 300 Stimmen im Parlament.

Laut einem Bericht von Euractiv hat sich die konservative Regierung mit Verweis auf die nationale Sicherheit bisher geweigert, Namen betroffener Personen aus dem im letzten Jahr bekannt gewordenen Überwachungsskandal zu nennen. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sagt, dass er nichts von der Überwachung gewusst habe. Die Opposition wirft ihm vor, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren. Tsipras nannte am Mittwoch im Parlament sechs Namen von Betroffenen, unter den Überwachten sind der Arbeitsminister der konservativen Regierung sowie Vertreter der Militärführung des Landes.

Datenschutzbehörde in Arbeit behindert

Zuvor hatte laut dem Euractiv-Bericht die griechische Datenschutzbehörde (ADAE) den Fall, wie von der Verfassung vorgesehen, untersucht – obwohl die Generalstaatsanwaltschaft dies in einer Stellungnahme als illegal eingeschätzt hatte. Auch das Parlament mit seiner konservativen Mehrheit hatte der Aufsichtsbehörde den Zugang zu einer Anhörung im Abgeordnetenhaus verweigert.

Tsipras besuchte dann die Behörde, nachdem diese ihre Untersuchung abgeschlossen hatte und wurde von dieser, wie rechtlich vorgesehen, auch über die Namen einiger von der Überwachung betroffener Personen informiert. Dafür hatte ein Sprecher der konservativen Regierung der Datenschutzbehörde eine Überschreitung ihrer Kompetenzen vorgeworfen. Der ADAE-Chef Christos Rammos wies die Vorwürfe laut der Zeitung Kathimerini zurück.

Bei einem Treffen mit der griechischen Präsidentin Katerina Sakellaropoulou am Dienstag sagte Tsipras laut Euractiv, dass er diese besuche um seine „Abscheu über die eklatante Verletzung der Rechtsstaatlichkeit“ zum Ausdruck zu bringen. Tsipras sprach dabei von „einem kriminellen Netzwerk, das im Büro des Premierministers operierte und vom Premierminister selbst geleitet wurde“. Tsipras hatte weitere Schritte beim Treffen mit der Präsidentin angekündigt und dort seine „tiefe Besorgnis“ über die Vorfälle geäußert.

Lizenz: Die von uns verfassten Inhalte stehen, soweit nicht anders vermerkt, unter der Lizenz Creative Commons BY-NC-SA 4.0.

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Grafikquellen      :

Oben     —         

On Tuesday, the Greek Prime Minister focused on the need to broaden and deepen the EU while addressing MEPs during the fifth “This is Europe” debate. At the beginning of his speech, Prime Minister Mitsotakis stated that his country suffered more than any other in the past few years, but was ultimately able to overcome the political and economic challenges that almost led to its exit from the euro. Now, in addition to being among the top growing economies in Europe, Greece is on the front line of fighting for the future of the EU – in the EU’s response to the pandemic, as well as in protecting the external border from Turkey’s instrumentalisation of migrants and its aggression against Greece and Cyprus. Read more: www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20220701IPR3436… This photo is free to use under Creative Commons license CC-BY-4.0 and must be credited: „CC-BY-4.0: © European Union 2022– Source: EP“. (creativecommons.org/licenses/by/4.0/) No model release form if applicable. For bigger HR files please contact: webcom-flickr(AT)europarl.europa.eu

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Kolumne-Fernsicht-Uganda

Erstellt von DL-Redaktion am 28. Januar 2023

Streit über Billigware aus Brasilien und den Kilimandscharo

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Von Joachim Buwembo

Noch liegt die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) nicht im Sterben, aber die politisch-ökonomische Union aus Burundi, Kenia, Kongo, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda ist im Niedergang. Das Jahr 2023 hat ganz schlecht begonnen.

Am 24. Januar wurde ein kongolesischer Kampfjet von Ruanda im Grenzgebiet beschossen. Eine Rebellion im Ostkongo breitet sich weiter aus, Kongo wirft Ruanda deren Unterstützung vor, und Ruanda bezichtigt Kongo, durch ethnische Verfolgung Menschen in die Rebellion zu treiben. Im Kriegsgebiet steht eine EAC-Eingreiftruppe, geführt von Kenia, aber nun ärgern sich die Bewohner, dass sie den Kämpfen kein Ende setzt.

Auch die ökonomische Integration ist ins Stocken geraten. Es entstehen in Ostafrika mehr Handelsbarrieren, als verschwinden. Kenia und Tansania streiten sich über Touristen: Beide beanspruchen Afrikas höchsten Berg, den Kilimandscharo, als den eigenen. Der Berg liegt in Tansania, aber die beste Aussicht auf ihn gibt es von Kenia aus, wo sich auch die besseren Hotels befinden und wo der Kiliman­dscharo besser vermarktet wird: „Erobern Sie den Kilimandscharo von Ihrem Schlafzimmerfenster!“.

Die beiden Küstenstaaten Kenia und Tansania streiten sich auch um den Handel mit ihrem Binnennachbarn Uganda, über den Südsudan, Ruanda, Burundi und Kongo erreichbar sind. In der Amtszeit des nach innen gekehrten Präsidenten Jakawa Kikwete von 2005 bis 2015 war Tansania regional isoliert und Uganda wählte Kenia als zukünftiges Transitland für den Verlauf der geplanten Ölpipeline aus Uganda zum Indischen Ozean. Doch 2015 kam John Magufuli an die Macht in Tansania und in seiner kurzen, aber hektischen Amtszeit verdrängte er Kenia: In Tansania gehört Grund und Boden dem Staat, anders als in Kenia, also muss in Tansania niemand entschädigt werden, wenn Land für eine Pipeline gebraucht wird. Als Magufuli 2021 starb, beeilte sich Nachfolgerin Samia Suluhu, Tansanias Pipelinedeal mit Uganda zu unterschreiben.

Elephants at Amboseli national park against Mount Kilimanjaro.jpg

Mit Tansania hat Ugandas Präsident Yoweri Museveni alte Verbindungen: Er studierte dort und baute dort die Guerilla auf, an deren Spitze er 1986 die Macht in Uganda eroberte. Einige Jahre zuvor hatte Tansania viele Opfer gebracht, um 1979 in Uganda zu helfen, Diktator Idi Amin zu stürzen.

Nun ist Kenia beleidigt und es mehren sich Streitpunkte. Kenia wirft Uganda vor, Ostafrika mit Billigwaren zu überfluten: Zucker aus Brasilien, kostengünstige Milch und Eier – Uganda hat dank seines Klimas einen Wettbewerbsvorteil in der Landwirtschaft. Gemeinsame Wirtschaftsprojekte mit Geld aus China, etwa eine kenianisch-ugandische Eisenbahnlinie, kommen nicht voran.

Quelle       :         TAZ-online          >>>>>         weiterlesen

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Oben     —     Vogelbeobachtung in Panama

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DL – Tagesticker 28.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 28. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Werden die Republikaner 2024 zusammenstehen?  – . –  2.) Italien: „Underdog“ Meloni will es allen zeigen  – . –   3.) Der Westen braucht einen Plan B  – . –  4.) Neuer Frontex-Chef Hans Leijtens will keine Pushbacks:  – . –  5.) Polizeivideo von Angriff auf Nancy Pelosis Ehemann veröffentlicht  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Wann und wo hätten sich die Clans der CDU / CSU und FDP nicht immer brav hinter ihren Schrittmachern gestellt, nachdem die German-Clans den Führungsstab mit Ende des Krieg von ihren Vorgänger-innen Nahtlos übernahmen ?  Das Zugeständnis zur Fahne, Hymne, Adler und Reichstag hält die Republik bis Heute ein. Merz läßt den Moter seines Fliegers schon warm laufen. 

WAHL DER RNC-ANFÜHRERIN – Ronna McDaniel ist ein viertes Mal zur Bundesgeschäftsführerin der Republikaner gewählt worden. Doch die Partei hat ihre Spaltung noch lange nicht überwunden – und ringt mit der Rolle Donald Trumps.

1.) Werden die Republikaner 2024 zusammenstehen?

Auf dem Papier war es ein erfolgreicher Tag für Ronna McDaniel. 111 der 168 Mitglieder der republikanischen Parteiorganisation RNC stimmten am Freitag für die 49 Jahre alte Politikerin und machten sie ein viertes Mal zu ihrer Bundesgeschäftsführerin. Doch schon in McDaniels Dankesrede klang an, dass ihr Sieg kein ungetrübter war. „Es braucht alle von uns“, sagte sie, nachdem sie ihre beiden Herausforderer zu sich auf die Bühne gebeten hatte. Man habe die Stimme der Basis vernommen, sagte sie. Und fuhr umso nachdrücklicher fort: „Wenn wir zusammenstehen, dann werden die Demokraten das 2024 zu spüren bekommen.“ Es war da noch keine vier Wochen her, dass sich die Republikaner im Kongress vor aller Augen an die Gurgel gegangen waren. Und auch in der Parteiorganisation hatte es vor der Wahl heftig geknirscht. Hinter den Republikanern liegen drei enttäuschende Wahlen. 2018 verloren sie das Repräsentantenhaus an die Demokraten, bei der Präsidentenwahl 2020 dann gar das Weiße Haus und bei den Kongresswahlen 2022 reichte es nur für eine knappe Mehrheit in der Ersten Kammer. Und das, obwohl die Inflation auf einem Rekordhoch und Präsident Joe Biden unbeliebt war wie nie. Immer an der Spitze dabei: Ronna McDaniel. Es war das erste Mal in sechs Jahren, dass sie sich bei der Wahl ernsthaften Herausforderern stellen musste. Trump hatte sich zurückgehalten.

FAZ-online

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Die Deutschen Underdogs Merz und Lindner haben mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits ihre Selbsteinladung zu einen Imbiss in Muttis Pizza Bude eingesandt um so ihrer nächsten Verwandtschaft den Rücken zu stärken!.

Hundert Tage ist die Rechtsregierung von Giorgia Meloni nun im Amt. Die schrillen und aggressiven Töne sind Vergangenheit: Italiens erste Regierungschefin gibt sich moderat und besonnen. Das kommt an – bei den europäischen Partnern und auch bei den Italienerinnen und Italienern.

2.) Italien: „Underdog“ Meloni will es allen zeigen

Man kann nicht sagen, dass Melonis Wahlsieg vom 25. September 2022 in Europa, aber auch in Italien selber, mit großer Euphorie aufgenommen worden wäre, im Gegenteil. Die deutsche Zeitschrift „Stern“ hatte sie noch kurz vor den Wahlen als „gefährlichste Frau Europas“ bezeichnet, und die italienische Linke versuchte – wenn auch vergeblich – einen „republikanischen Pakt“ zur Rettung der Verfassung zu zimmern, die ihrer Meinung wegen Meloni in akuter Gefahr war. Auch das Wahlresultat von Melonis postfaschistischen Fratelli d‘Italia war in Wirklichkeit alles andere als brillant gewesen: 26 Prozent bei einer rekordtiefen Wahlbeteiligung. Zusammen mit ihren Koalitionspartnern Silvio Berlusconi und Matteo Salvini reichte es aber trotzdem zur Bildung der Regierung. Jetzt ist die neue, auf dem Papier am weitesten rechts stehende Regierung seit dem Zweiten Weltkrieg seit hundert Tagen im Amt – und von den Befürchtungen und Ängsten ist nicht mehr viel übrig geblieben. Beim bisher wichtigsten politischen Geschäft ihrer Amtszeit, dem Staatshaushalt, hat Meloni den vorsichtigen Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi fortgeführt. Meloni hat sogar, den Staatsfinanzen zuliebe, die von Draghi eingeführte Verbilligung von Benzin und Diesel zum Teil wieder aufgehoben – Italien spart auf diese Weise jeden Monat eine Milliarde Euro. Als verlässlich hat sich die neue Regierung auch bei der Unterstützung der Ukraine gezeigt – obwohl Regierungspartner Berlusconi mit dem russischen Präsidenten eine langjährige Männerfreundschaft verbindet und Salvini noch kurz vor der Invasion T-Shirts mit dem Putin-Konterfei getragen hatte. Italien braucht die EU-Gelder.

WAZ-online

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Wer würde das nicht anders Formulieren – wie z.B. „Wer A sagt, kann schlecht B beklagen, wenn er Glaubhaft klingen will ?“ Aber ist nicht genau dieses das hohle Gerede der Politik um den Bürger-innen das berühmte X für ein U zu verkaufen. Denn seinen wir doch alle einmal ehrlich :  Hinter jeder politischen Aktion steht ein großes Geschäft zum Wohle der eigenen Taschen. Das erweist sich doch im Nachhinein als die einzige Intelligenz im Bundestag der Hoch-studierten! Wer sonst könnte es sich erlauben zu den angesetzten Terminen vor seiner halben Belegschaft dummes Zeug zu Labern?

Lieferung von Kampfpanzern an Ukraine. Bald rollen deutsche Leopard-2-Panzer über die Schlachtfelder. Weil der Krieg trotzdem noch lange dauern wird, braucht der Westen eine Strategie für mögliche Verhandlungen.

3.) Der Westen braucht einen Plan B

Scholz ist ein symbolischer Erfolg gelungen. Dass neben sehr vielen Leopard-Panzern auch ein paar US-Abrams-Panzer geliefert werden, ist das Resultat einer sanften Erpressung. Die USA wollten keine eigenen Panzer schicken – und tun es, weil der Kanzler sonst keine Leo­parden bereitgestellt hätte. Zuvor hatte Warschau Berlin gedroht, auch ohne deutsche Genehmigung Leoparden in die Ukraine zu befördern. Das Ergebnis dieser doppelten Erpressung ist: Die Nato handelt geschlossen. Ein steiniger Weg mit brauchbarem Ergebnis. Denn eine Spaltung der Nato wäre ein Geschenk mit Schleife für Putin. Die Abrams sind auch eine Rückversicherung für Berlin. Falls 2025 ein rechter Republikaner im Weißen Haus regiert, ist es beruhigend, wenn neben den deutschen Panzern auch einige US-Tanks durch die Ukraine fahren. Ob Scholz‘ Manöver sich Gelegenheit oder Weitblick verdankt, ist eher stilistisch interessant. Ein Zeichen von Führungsschwäche ist es jedenfalls nicht. Es erinnert an Helmut Schmidt, der 1979 die Raketenlücke entdeckte und die anfangs widerwillige US-Führung zu Nachrüstung und Pershings anstiftete. Dieser Vergleich ist nur auf den ersten Blick ent­legen: Die Kernidee von Schmidt und Scholz ist ähnlich. Nur US-Atomwaffen schützen die Bundesrepublik vor Drohungen aus dem Osten. Deshalb muss das Band über den Atlantik ganz eng sein. Die Grenze zwischen Unterstützung und Beteiligung verschwimmt.

TAZ-online

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Da können wir uns ja auf spannende Zeiten freuen und dabei zusehen, wie lange er auf seinen Posten sitzen wird, wenn er sich mit den „Demokraten des Unrecht“ auseinander setzen muss. Dl wünscht Ihm dabei viel Glück und möglichst unpolitisch – saubere Hände!

Europas Grenzen der Menschlichkeit. – Der Niederländer Hans Leijtens will den Respekt vor den Menschenrechten nicht vernachlässigen, wenn es unter seiner Verantwortung um die Überwachung der EU-Außengrenzen geht.

4.) Neuer Frontex-Chef Hans Leijtens will keine Pushbacks:

Ganz neue Töne waren es, die vergangene Woche aus Brüssel kamen. Hans Leijtens, designierter Frontex-Direktor, trat nach einem Treffen mit EU-Innenkommissarin Ylva Johansson vor die Presse. Er bekannte sich zu Transparenz, zeigte sich offen für die Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen und erklärte den Respekt vor Menschenrechten zum Leitmotiv einer EU-Agentur, die mit einem Budget von derzeit 754 Millionen Euro die größte ihrer Art ist: „Pushbacks sind verboten. Also bin ich dafür verantwortlich, dass meine Leute an nichts teilnehmen, was Pushback genannt wird. Das ist vollkommen klar.“ Leijtens, der am 1. März antritt und zuvor den niederländischen Grenzschutz führte, bekam für seine Worte viel Anerkennung. Was schlicht daran liegt, dass sich die Behörde zum Schutz der Außengrenzen seit Jahren meilenweit von Standards entfernt hat, die Minimalkonsens für einen Staatenbund sein sollten, der sich als Matrix für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte versteht. Doch hinkt Frontex diesem Anspruch gerade beim Thema Migration und wegen der Lage an den Außengrenzen weit hinterher. Die jüngste Bilanz der rasant gewachsenen Behörde ist verheerend. Seit Jahren häufen sich Berichte, wonach sich Frontex in der Ägäis der Komplizenschaft bei Pushbacks schuldig macht, die klar gegen die Genfer Konventionen verstoßen. Der 2022 geleakte Bericht des EU-Anti-Betrugsbüros OLAF bestätigt die Vorwürfe. Leijtens’ Vorgänger, der Franzose Fabrice Leggeri, der die Vergehen immer bestritt und eher dem Vertuschen als Aufklären zugetan war, musste daher im April 2022 zurücktreten.

Freitag-online

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Der nun folgende Satz wurde also doch nicht in einen hohlen Raum gerufen: „Drum prüfen wer sich ewig bindet – ob sich nicht doch was besseres findet ? Oder wollte der Paule wirklich nur den Puppenspieler Mimen ? Ob hier die Deutschen wohl erst geschossen hätten, um dann  anschließend ihre Frage zu stellen? 

Ein Polizeivideo des Angriffs auf den Ehemann von Nancy Pelosi, Paul Pelosi, wird veröffentlicht. Ein Richter ordnet die Veröffentlichung an.

5.) Polizeivideo von Angriff auf Nancy Pelosis Ehemann veröffentlicht

Fast drei Monate nach dem Überfall auf den Ehemann der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi hat die Polizei am Freitag (27. Januar) Videoaufnahmen des Angriffs veröffentlicht. Das auf Anordnung eines Richters veröffentlichte Polizeivideo zeigt den Angreifer David DePape und den 82-jährigen Paul Pelosi im Wohnhaus der Pelosis in San Francisco. DePape trägt einen Pullover und eine kurze Hose, Pelosi ist nur mit einem Hemd bekleidet. Der Angreifer war am 28. Oktober bei den Pelosis eingebrochen. Er hatte es auf Nancy Pelosi abgesehen, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs aber in Washington aufhielt. Kurz nach dem Eintreffen der Polizisten schlug er mit einem Hammer auf ihren Ehemann Paul ein und fügte ihm unter anderem einen Schädelbruch zu. Das Polizeivideo zeigt, wie beide Männer beim Eintreffen der Polizisten direkt nebeneinander stehen und beide den Hammer mit einer Hand festhalten. Ein Polizist sagt: „Was ist los, Mann?“ Dann fordert er den Angreifer auf, den Hammer fallenzulassen. Stattdessen schlägt der Angreifer aber plötzlich auf Paul Pelosi ein. Die Polizisten eilen herbei und überwältigen ihn. Als Nächstes ist zu sehen, wie Paul Pelosi bewegungslos am Boden liegt.

FR-online 

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Vom Holocaustgedenktag

Erstellt von DL-Redaktion am 27. Januar 2023

Die Aufarbeitung kommt spät

Ein Debattenbeitrag von Litz van Dijk

Zum ersten Mal bekommen queere Opfer der Naziverfolgung beim Gedenken im Bundestag Aufmerksamkeit. Überlebende gibt es heute nicht mehr.

In der Gedenkstunde im Bundestag an die Opfer des Nationalsozialismus, die zuerst 1996 unter Bundespräsident Roman Herzog stattfand, wurden von Anfang an auch Homosexuelle in einer Aufzählung der Opfergruppen erwähnt. Eine eigene Aufmerksamkeit wurde sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten bislang indes verweigert.

Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ließ im Januar 2019 mitteilen, er stehe „der Aufteilung des Gedenkens in einzelne Opfergruppen […] aus grundsätzlichen Erwägungen skeptisch gegenüber“. Tatsächlich gab es bereits eigene Gedenkstunden für Zwangsarbeiter*innen, behinderte Menschen, Roma und Sinti.

Hoffnung auf ein besonderes Gedenken kam erst mit dem Regierungswechsel in Berlin auf. Bereits im November 2021 schrieb die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, dass unser Anliegen „besondere Berücksichtigung finden“ würde und bestätigte dies im Juni 2022. Ein respektvoller Dialog begann, wobei es auch in unserem Interesse war, dass dies eine offizielle Veranstaltung des Bundestags bleiben würde mit Anwesenheitspflicht für alle Abgeordneten.

Da es heute keine Überlebenden mehr gibt, die selbst hätten berichten können, entstand die Idee, die Geschichten zweier Opfer vorlesen zu lassen, wofür die offen lesbische Kabarettistin Maren Kroymann und der offen schwule Schauspieler Jannik Schümann gewonnen werden konnten. Beide stehen auch für unterschiedliche Generationen. Bei Mary Pünjer (1904–1942) wird deutlich, dass auch lesbische Frauen in der NS-Zeit verfolgt wurden, auch wenn es keinen eigenen Strafparagrafen gegen sie gab.

Zweimal vom gleichen Richter verurteilt

Mary Pünjer wurde als „Asoziale“ verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, obwohl sie auch als Jüdin hätte deportiert werden können. Dem KZ-Arzt Friedrich Mennecke war es jedoch wichtig, ihre „Unheilbarkeit“ als „Lesbierin“ als Grund anzugeben, um sie in der „Heil- und Pflegeanstalt Bernburg“ vergasen zu lassen. Gleichwohl liegen keine eigenen Aussagen von Mary Pünjer über ihr Lesbischsein vor.

Karl Gorath (1912–2003) wird 1934 im Alter von 22 Jahren nach Paragraf 175 verurteilt. Eine erneute Verhaftung vier Jahre später führt zuerst zu einer Zuchthausstrafe und anschließend, weil er als „Wiederholungstäter“ galt, ins KZ Neuengamme. Von dort aus wird er 1943 nach Auschwitz deportiert und überlebt die NS-Zeit nur knapp. Unfassbarerweise wird er bereits 1947 erneut vom gleichen Richter verurteilt, der ihn schon während der NS-Zeit schuldig gesprochen hatte.

1989, im Alter von 77 Jahren, fährt Karl Gorath mit uns, einer offen schwulen Gruppe aus Norddeutschland, ins „Staatliche Museum Auschwitz“, um vor allem herauszufinden, ob seine beiden jungen polnischen Liebhaber und Mitgefangenen überlebt hatten. Die offiziellen Stellen lassen ihn damals glauben, dass sie umgekommen waren, obwohl einer der beiden bis 1989 sogar noch Führungen in Auschwitz leitete.

Der 27. Januar ist auch eine Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die sowjetrussische Armee 1945. 2005 haben die Vereinten Nationen dieses Datum zum „Internationalen Holocaust-Gedenktag“ erklärt. Obwohl die Gedenkstunde im Bundestag an alle Opfer des Nazi-Terrors erinnern möchte, bleibt dieser Zusammenhang bedeutsam.

Paragraf 175 galt bis 1994

Von Anfang an war es ein Anliegen unserer Petition, weit über unsere Gruppe der „Betroffenen“ hinaus um Unterstützung zu werben. So gehörten auch mehrere Holocaust-Überlebende zu unseren Unterzeichner*innen, wie Ruth Weiss (*1924) und auch Rozette Kats (*1942), die als kleines Kind bei einem niederländischen Ehepaar überlebte, bei dem ihre Eltern sie vor ihrer Deportation nach Auschwitz zurückgelassen hatten.

Rozette Kats wird gleich im Anschluss an Bundestagspräsidentin Bas als Erste reden, auch um deutlich zu machen, dass ein Verstecken der eigenen Identität immer schrecklich ist. Zweifellos können in 60 Minuten nicht alle wichtigen Aspekte dargestellt werden. Jedoch erstmals seit 1996 wird durch den abschließenden Beitrag von Klaus Schirdewahn (*1947), der 1964 als 17-Jähriger nach Paragraf 175 verhaftet worden war, deutlich, wie die Verfolgung einer Opfergruppe auch nach Kriegsende andauerte.

Quelle        :          TAZ-online       >>>>>         weiterlesen 

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Grafikquellen          :

Oben        —   January 27 2012, Holocaust Remembrance Day. 100 years ago, Raoul Wallenberg was born. Memorial Ceremony at the Raoul Wallenberg Square in Stockholm with Holocaust survivors. Mr Eskil Franck, Director of the Living History Forum, Kofi Annan and Per Westerberg. Participants: Crown Princess Victoria and Prince Daniel, Nina Lagergren, Georg Klein and Hédi Fried, among others.

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Zum Umgang mit der Politik

Erstellt von DL-Redaktion am 27. Januar 2023

„Letzte Generation“ mit Illusionen über Rechtsstaat und Demokratie

Gesellschaftlicher Respekt ist immer eine Gnade von Gegenseitigkeit, welchen sich die Politiker-innen erst einmal erarbeiten müssen, da sie sich vom Volk bezahlen lassen.

Quelle     :     Untergrundblättle – CH

Von     :      Lou Marin /

Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 475, Dezember 2022, www.graswurzel.net

Fallstricke des gewaltfreien Reformismus. Mit aufsehenerregenden gewaltfreien Aktionen setzt die „Letzte Generation“ klare Zeichen gegen den drohenden Klimakollaps. An vielen Punkten zeigen sich allerdings eine erschreckende Naivität und Staatsgläubigkeit der Organisation.

Seit Ende 2021, im Grunde seit dem Wahlsieg der Ampel, macht eine Gruppierung aus der Klimagerechtigkeitsbewegung von sich reden: Die „Letzte Generation“, die mit Sekundenkleber vielbefahrene Strassen blockiert (A 100 in Berlin, Stachus in München) oder in Museen mit Kartoffelbrei und Tomatensuppe auf mit Glas gesicherte Gemälde wirft.(1) Mit solchen provokativen Auftritten haben sie die Palette der gewaltfreien Aktion erweitert. Dafür haben die Aktivist*innen einige Risiken in Kauf genommen, Mut bewiesen und jüngst Repressionen und eine mediale Diffamierungskampagne einstecken müssen.Ende Oktober 2022 kam es in Berlin zeitgleich zu einer Sekundenkleber-Verkehrsblockade auf der A 100 zu einem tödlichen Unfall einer Radfahrerin, der der „Letzten Generation“ angelastet wurde. Doch schon zwei Tage später war klar, dass erstens die Rettungswege nicht etwa durch die Blockierer*innen versperrt worden waren, sondern – wie bei Staus üblich – durch die Autofahrer*innen selber, die keine Rettungsgasse gebildet hatten. Zweitens hatte sich die Notärztin sowieso für eine andere Rettungsmethode entschieden („Fahrzeug fuhr von der Person herunter“); somit wäre die Radfahrerin auch durch ein Rettungsfahrzeug nicht zu retten gewesen. (2)Trotzdem polemisierten reaktionäre Politiker-*innen wie CSU-Chef Markus Söder, sein Innenminister Joachim Herrmann und die erwiesen unfähigen CSU-Politiker Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer gegen die Gruppierung, diffamierten sie gar als „neue Klima-RAF“. In Berlin, Flensburg, vor allem aber Bayern hagelte es Anklagen und Strafbefehle wegen Hausfriedensbruch und Nötigung. Allein in München sassen Anfang November 17 Aktivist*innen im Gefängnis und mussten dort auf Anordnung des Amtsgerichts München 30 Tage in Präventivhaft („präventive Sicherheitsverwahrung“) verbringen. Der Gipfel waren Hausdurchsuchungen gegen 11 Mitglieder Mitte Dezember in mehreren Bundesländern, gefolgt von Ermittlungen wegen angeblicher „Bildung einer kriminellen Vereinigung”, womit die Gruppierung quasi in der Dimension mit den „Reichsbürgern” auf eine Stufe gestellt wurde (3) – ein Skandal, der die repressive Seite des demokratischen Rechtsstaates offenlegt.
Jede solche Diffamierung, explizit gewaltfreie Aktionen auch nur in die Nähe des Terrorismus zu rücken, weisen auch wir gewaltfreien Anarchist*innen entschieden zurück und setzen uns gegen die Justizwillkür einer Präventivhaft ein. Fast unter ging die Tatsache, dass immerhin einige Gerichte – etwa Amtsgerichte in Berlin, Flensburg und Freiburg – angeklagte Aktivist*innen freisprachen und ihre Aktionen als „nicht verwerflich“ bezeichneten. Unter gingen auch sympathisierende Stellungnahmen, etwa von Ex-Innenminister Gerhart Baum (FDP). LINKE-Politiker Gregor Gysi hat sogar einen Aktivisten vor Gericht verteidigt.(4)

Grundregel der gewaltfreien Aktion: Mit staatlicher Repression muss gerechnet werden

Trotz dieser expliziten Solidarisierung will ich auf meines Erachtens bedenkliche Illusionen der „Letzten Generation“ zu Rechtsstaat und Demokratie hinweisen, die in ihren Presseerklärungen zu dieser Hetze zum Ausdruck kommen. Denn sie sagen dazu: „Das können wir nicht fassen.“ Und „dass wir uns nicht einmal auf die einfachsten Prinzipien in einer Demokratie – wie neutrale, faktenbasierte Berichterstattung – verlassen können, schockiert uns.“ Und „damit haben wir nicht gerechnet.“ (5) Sie begründen gleichzeitig ihre gewaltfreien Aktionen so, dass die Geschichte gezeigt habe, „dass friedlicher ziviler Widerstand funktioniert.“ (6) Zu dieser Geschichte gehört jedoch gleichzeitig, dass die explizite Gewaltfreiheit der Aktionen nicht vor brutaler Repression entweder des Staates oder der von der Hetze der bürgerlichen Medien mobilisierten rechten Gewalt geschützt hat: Ken Saro-Wiwa wurde für seinen gewaltfreien Widerstand gegen die Ölförderung vom nigerianischen Staat hingerichtet. Mahmud Taha wurde wegen seines gewaltfreien Protests gegen ein islamistisches Regime von der sudanesischen Justiz hingerichtet. Martin Luther King Jr. wurde, infolge von FBI- und US-Medienhetze, durch einen Rassisten, Mohandas Gandhi durch einen Hindu-Faschisten ermordet. Wer zeigen will, dass gewaltfreie Aktion funktioniert, muss mit Medienhetze und Repression rechnen sowie Gegenstrategien vorbereiten. Das gehört zu den Grundvoraussetzungen gewaltfreier Aktion. Dass sie sich stattdessen weiter Illusionen in den Staat machte, zeigte die „Letzte Generation“ durch ein auf die Repression unmittelbar folgendes Einladungsschreiben an die Regierung. Dort lädt sie „die Bundesregierung – Scholz, Lindner, Habeck – sowie insbesondere Bundesverkehrsminister Volker Wissing zum Gespräch am Donnerstag, 10. November 2022 um 10.00 Uhr in Berlin ein“, die dann allerdings geschlossen nicht kamen. (7)

Illusionen des demokratischen Protests

Was sollte beim Gespräch konkret verhandelt werden? Die Forderungen der aktuellen gewaltfreien Aktionen der „Letzten Generation“ sind „100 km/h auf der Autobahn“ sowie „eine dauerhafte Rückkehr zum 9-Euro-Ticket“. (8)

Die Bürger-innen sollten sich als Beispiel, den Umgang der Polizei mit Ihnen, gut ansehen.

Obwohl die Regierung nicht das geringste Interesse an Klimaschutz zeigt (z. B. Katar-Gasdeal 2026–2041) – und zwar systematisch, weil sie eine liberalkapitalistische, dem ewigen Wachstum verpflichtete Regierung ist –, benutzen die Autor*innen von „Letzte Generation“ die Anrede „Liebe Bundesregierung“ auf Seite 2 ihres Offenen Briefes vom 10. November. Der Kampf ums Klima, so schreiben sie weiter, sei eine Konfrontation: „Eine Konfrontation, die wir beenden müssen, die aber nur Sie beenden können.“ (9) Es wird dem Widerstand dadurch die Perspektive abgesprochen, dass die Konfrontation durch eine Durchsetzung des Bewegungswillens gegen die Regierung beendet werden kann, was den Erfolg der Anti-Atom-Bewegung gekennzeichnet hat. Die Regierung wurde damals durch jahrelangen Massenwiderstand zum Atom-Ausstieg gezwungen, nachdem sie sich lange als verhandlungsunwillig und -unfähig erwiesen hatte. Solch eine Massenbewegung ist die „Letzte Generation“ aber noch nicht, wenn sie auch am 10. November weiter Illusionen nährt, die Machtfrage stellen zu können: Sie seien „jeden Tag mit Politiker*innen und Vertreter*innen Ihrer Ministerien in Kontakt. Jetzt fehlt nur noch, dass Sie – Herr Scholz, Herr Lindner, Herr Habeck und Herr Wissing – sich bei uns melden.“ (10)

Man sieht sich somit als „demokratische(n) Protest“, bezieht sich auf „die einfachsten Prinzipien in einer Demokratie“. Die Regierung wird aufgefordert, „ihrer verfassungsmässigen Pflicht nachzukommen“. Denn es gehe darum, „Demokratie, Rechtsstaat und unsere freiheitliche Grundordnung (…) zu erhalten“ (11) – und nicht etwa anzugreifen, zu transformieren oder sie gar durch eine libertär-sozialistische, wirklich gewaltfreie Gesellschaft oder eine rätedemokratische Ordnung zu ersetzen! Doch die Ziel-Mittel-Relation der gewaltfreien Aktion impliziert nicht nur das Mittel der Gewaltfreiheit, sondern auch das gesellschaftliche Ziel muss gewaltfrei sein – und das ist die Staatsgewalt, die hier erhalten werden soll, eindeutig nicht.

In der Geschichte des zivilen Ungehorsams hat es immer einen Gegensatz zwischen einem reformistischen und einem revolutionären Verständnis des zivilen Ungehorsams gegeben. In der Friedensbewegung der 1980er-Jahre gab es ein sozialdemokratisches Verständnis des „Zivilen Ungehorsams als aktivem Verfassungsschutz“ (Rechtswissenschaftler E. Küchenhoff), oder man erklärte den zivilen Ungehorsam gleich als „soziale Erfindung der Demokratie“ (12) und versuchte dadurch, die illegalen, revolutionären und systemkritischen Ursprünge der gewaltfreien Aktion und des zivilen Ungehorsams (Henry David Thoreau, Salzmarsch Gandhis) beiseitezuwischen. Im Anschluss an Thoreau schrieb jedoch Gandhi nach dem Salzmarsch 1931 vom gesellschaftlichen Ziel einer „aufgeklärten Anarchie (…).

Im idealen Zustand gibt es deshalb keine politische Macht, weil es keinen Staat gibt. Aber das Ideal wird im Leben nie vollständig verwirklicht. Daher die klassische Aussage von Thoreau, dass diejenige Regierung am besten ist, die am wenigsten regiert.“(13) Gandhi entwickelte darauf basierend sein Gesellschaftsideal einer Republik von Dorfräten. Diese Perspektive über den Glauben an den bürgerlichen Rechtsstaat hinaus vermisse ich bei den Aktionsbegründungen der „Letzten Generation“.

Beim Verständnis des zivilen Ungehorsams als „aktivem Verfassungsschutz“ wird dem Staat dagegen unterstellt, er wolle die Verfassung der Demokratie nicht garantieren, doch in Wirklichkeit garantiert er sie gerade durch seine Repression. Die Klimakata-strophe wird ganz legal und verfassungsgemäss durchgezogen. Gewaltfreier Widerstand, der Gewaltfreiheit so reformistisch und verfassungstreu versteht wie die „Letzte Generation“, bleibt der Staatsgewalt somit verhaftet, und ihre Aktionen wirken letztlich rein symbolisch, so „provokativ“ sie auch gemeint sein mögen.

Das Problem der Dramatisierung

Gerade die Klimabewegung hätte genügend Ansatzpunkte zu materiell wirksamen Aktionen: die Baggerbesetzungen in den Kohleabbaugebieten, die Blockaden der Kohlezüge – reale Eingriffe in die Infrastruktur der Kohleextraktion, wie sie von der Bewegung „Ende Gelände“ ja auch effizient durchgeführt werden. Daran will sich die „Letzte Generation“ nicht beteiligen. Stattdessen will sie durch symbolische Dramatisierung die Regierung zum Handeln bewegen, anstatt deren strukturell klimafeindliche Politik materiell zu verunmöglichen. Die Politik verbleibt so im Appellativen. Die „Letzte Generation“ schreibt heute, dass ihre Klimaschutzaktionen das einzige Mittel „gegen den gesellschaftlichen Zusammenbruch und den Tod von Milliarden“ seien. Und gleich danach heisst es: „Wir haben vielleicht nur noch 2-3 Jahre Zeit“. (14) Gegenüber solchem Alarmismus sind die Forderungen nach 100 km/h und weiterem 9-Euro-Ticket, auch wenn sie als erster Schritt bezeichnet werden, ein grosser Widerspruch.

In der Geschichte des zivilen Ungehorsams hat es immer einen Gegensatz zwischen einem reformistischen und einem revolutionären Verständnis des zivilen Ungehorsams gegeben.

„Die letzte Generation“ ist Mitglied in einem internationalen Netzwerk ziviler Widerstandsprojekte, dem „A22 Network“, u. a. mit der französischen Parallelorganisation „Dernière Rénovation“, bei denen der Weltuntergang sogar schon punktgenau in 844 Tagen (deren Website, Stand 3.12.2022) festgelegt wird. (15) Selbst die seriösen Wissenschaftler der französischen Kollapsologie schreiben zu solchen zeitlichen Festlegungen im Hinblick auf die Klimakatastrophe, es gebe für eine genaue Datierung „unüberwindbare theoretische Hindernisse. Die Wissenschaft besitzt nicht die Mittel, um alles vorhersehen zu können – und wird sie niemals besitzen.“ (16) In zwei bis drei Jahren wird es den Planeten Erde also sicher noch geben, fragt sich nur, in welchem Zustand.

Finanzierung und innere autoritäre Strukturen

Die „Letzte Generation“ erhält die meisten ihrer Gelder für ihre professionelle Ausbildung von Aktivist*innen aus dem „Climate Energy Fund“, der Teil des A22-Netzwerks ist. Dieser „Fund“ hat nach Eigenangaben allein 2022 bereits 4,5 Millionen Dollar in verschiedene Klimaorganisationen wie „Letzte Generation“ gesteckt. Er wird finanziell unterstützt von der kapitalistischen Greenwashing-Textilmarke „Marie Claire“ aus der Schweiz oder der in Grossbritannien und den USA verbreiteten Reiseführer- und Tourismusmarke „Fodor’s Travel“. (17)

Bei Mobilisierungsveranstaltungen werden bezahlte Kräfte für Teilzeit oder Vollzeit angeworben. Die Angestellten haben die Pflicht, zu wöchentlichen Treffen zu erscheinen, sogar ein „persönliches Logbuch“ über die eigenen Tätigkeiten zu führen. Sie und auch Unbezahlte halten textlich vorgegebene Vorträge zur Aktivist*innen-Rekrutierung; dort heisst es im Anwendungsskript auf Seite 17 zu möglichen Diskussionen mit Teilnehmenden:

„Manche werden versuchen zu diskutieren, aber das ist oft nicht zielführend und macht die Stimmung kaputt.“ (18) Kritik wird so autoritär abgebügelt, indem nur Fragen zugelassen werden und jede Diskussion in Kleingruppen ausgelagert wird. Vom Skript soll nicht abgewichen werden, ausser bei wenigen, extra rot markierten Stellen, die, so heisst es, „individuell“ formuliert werden dürfen. Die Organisationsstruktur von „Letzte Generation“ verläuft somit von oben nach unten.

So gibt es innerhalb der englischen und französischen Klimabewegung bereits deutliche Kritik an der zentralisierten inneren Struktur der A22-Gruppen, und es entwickeln sich jenseits von A22 andere Formen direkter gewaltfreier Aktion, die mehr oder weniger auf Sabotage orientieren, zum Beispiel das internationale Kollektiv der „Tyre Extinguishers“ (Reifenlöscher), die parkenden SUVs von Reichen die Luft aus den Reifen lassen – und damit unmittelbar nachvollziehbarer handeln als etwa die „Letzte Generation“ bei den Kunstaktionen in Museen. (19)

Die symbolischen Angriffe auf Bilder beziehen sich auf ähnliche Aktionen der „Just Stop Oil“-Kampagne in Europa und den USA. Manche gehen historisch noch weiter zurück und wollen an museumskritische Aktionen der „Guerilla Art Action Group“ oder der „Guerilla Girls“ in den 1970er-Jahren anknüpfen. Die waren damals allerdings direkt gegen die hierarchischen Strukturen und politischen Inhalte von Museen gerichtet und daher zielgerichteter. (20)

Fussnoten:

(1) Vgl. dpa-Meldung vom 4.12.2022; B30 bei Ravensburg.

(2) Vgl. Letzte Generation (LG), Presseerklärung (PE) vom 4.11.2022: „Offener Brief an die Bundesregierung“, S. 2, Vermerk der Berliner Feuerwehr, vgl. hier und für alle weiteren zitierten PEen von LG: http://letztegeneration.de/presse/pressemitteilungen.

(3) Vgl. ebd. sowie: LG, PE vom 30.11.2022 sowie vom 13.12.2022.

(4) Vgl. LG, PE vom 22.11.2022: „Freispruch in Freiburg und Sicherheitshaft in Bayern – Wie passt das zusammen?“; zu Baum: Interview im Deutschlandfunk, 12.11.2022; zu Gysi: Berliner Zeitung online, 30.11.2022.

(5) Vgl. LG, PE vom 4.11.2022: „Statement zum Unfall. Es ist Zeit, eine Grenze zu ziehen.“

(6) LG, zit. nach ebd.

(7) Vgl. „Offener Brief an die Bundesregierung“, siehe Anm. 1, a. a. O: sowie: LG, PE vom 10.11.2022: „Bundesregierung verpasst Beendigung der Störung. Scholz, Lindner, Habeck & Wissing erscheinen nicht zur Verhandlung mit Letzter Generation.“

(8) Siehe PEen vom 4.11. und vom 10.11.2022.

(9) Siehe PE vom 10.11.2022, ebd., ebenso nachfolgendes Zitat.

(10) Ebd.

(11) Zit. nach PE vom 22.11.2022: „Freispruch in Freiburg…“, siehe Anm. 3, a. a. O.

(12) Lou Marin: „Ein Jahrhundert des revolutionären zivilen Ungehorsams“, in: AG Anarchismus und Gewaltfreiheit: „Je mehr Gewalt, desto weniger Revolution“, Bd. 1, Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2018, S. 143–168, hier S. 160.

(13) M. K. Gandhi, in: „Macht ist keines unserer Ziele (sondern aufgeklärte Anarchie)“, in: Lou Marin, Horst Blume: Gandhi. „Ich selbst bin Anarchist, aber von einer anderen Art“, Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2019, S. 18–22, hier S. 20. Zur libertären Rezeption Gandhis siehe auch Gernot Jochheim: „Antimilitarismus und Gewaltfreiheit“, Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2021.

(14) Zit. nach PE vom 22.11.2022: „Freispruch in Freiburg…“, siehe Anm. 4, a. a. O.

(15) Siehe: https//derniererenovation.fr , eingesehen am 3.12.22.

(16) Pablo Servigne, Raphaël Stevens: „Wie alles zusammenbrechen kann. Handbuch der Kollapsologie“, Mandelbaum Verlag, Wien/Berlin 2022, S. 141.

(17) Siehe: http://www.climateenergyfund.org/about.

(18) Die Letzte Generation, Skript zu Mobilisierungsvortrag, S. 17.

(19) Zur aktuellen Kritik siehe Rémi Barboux (Service Planète): „L’anxiété lié au dérèglement climatique, source d’une nouvelle radicalité militante“, in : Le Monde, 27. November 2022, S. 35.

(20) Zane McNeill: „Why glue your head to a painting?“, in: Waging Nonviolence online, 27. Oktober 2022.

Soweit nicht anders angegeben und keine Quellenangabe (Name einer Organisation oder Internet-Adresse) vorhanden ist, gilt für die Texte auf dieser Webseite eine Copyleft (Public Domain) Lizenz.

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Im Zyklus der Klimakrise

Erstellt von DL-Redaktion am 27. Januar 2023

Internationalistische Bewegungen? Klimakrise, Arbeiter*innenklasse und Produktionsmittel

Quelle        :     Berliner Gazette

Von       :         Boris Kagarlitsky

Angesichts “unseres gemeinsamen Feindes” (der Klimakrise) hat das Kapital einen neuen Zyklus der schöpferischen Zerstörung initiiert. Die daraus resultierende Enteignung der Mittelklasse, die zunehmende Ausbeutung der Arbeiter*innen im Namen der “Rettung des Planeten” und die wachsende Belastung des Globalen Südens könnten und sollten neue internationalistische Bewegungen auslösen, argumentiert der marxistische Sozialtheoretiker Boris Kagarlitsky in seinem Beitrag zur BG-Textreihe “Allied Grounds”.

Bereits in den frühen 2000er Jahren wurde die Klimakrise als die größte Herausforderung angesehen, der sich die Menschheit im 21. Jahrhundert stellen müsse. Und die große Mehrheit der Wissenschaftler*innen und Politiker*innen hat die Schlussfolgerung der Forscher*innen unterstützt, die darauf bestehen, dass die massive Nutzung von Kohlenwasserstoffbrennstoffen die Hauptursache für die Erderwärmung sei.

Zwar gibt es in der wissenschaftlichen Gemeinde eine Minderheit, die diese Schlussfolgerung anzweifelt. Der “Klimawandel” findet jedoch so oder so statt. Und es gibt allen Grund, das Problem ernst zu nehmen. Denn selbst wenn wir den Standpunkt der Skeptiker*innen akzeptieren, die auf Ursachen für die Erderwärmung hinweisen, die nichts mit menschlicher Aktivität zu tun haben, wird dadurch das Problem der Umweltverschmutzung und Naturvernutzung ebenso wenig beseitigt wie das Problem der nicht nachhaltigen Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen.

Die Diskussionen über die gesellschaftlich dringenden Veränderungen, die durch die Umwelt- und Klimakrise hervorgerufen werden, sind jedoch schnell in eine Sackgasse geraten: Es geht nicht um sozioökonomische Transformationen, sondern um Technologie und wissenschaftliche Theorien, und sie werden von Laien diskutiert, die wenig bis gar nichts über Wissenschaft und Technologie wissen.

Unabhängig davon, welche Klimatheorien objektiv richtig sind, geht es in jedem Fall darum, die Strukturen der kapitalistischen Gesellschaft zu verändern. Wie Eve Croeser darlegt, sind linke Aktivist*innen gespalten in diejenigen, die glauben, dass “der Kapitalismus nicht so reformiert werden kann, dass die Klimakrise überwunden wird”, und diejenigen, die gemäßigter sind, die glauben, dass Teilreformen noch möglich sind, und die versuchen, “solche Reformen als Plattform zu nutzen, von der aus radikalere und tiefgreifendere Veränderungen eingeleitet werden können.”

Aber genau das ist die Krux: Das Hauptproblem ist nicht das Klima, sondern die wirtschaftlichen Interessen, die auf die eine oder andere Weise von der Umweltagenda betroffen sind. Unabhängig davon, welche technologischen Entscheidungen getroffen werden, stellt sich die offensichtliche Frage: “Wer wird für das Bankett bezahlen?”

Der Neustart des Kapitalismus

Mitte der 2010er Jahre zeigte der rasche Wandel des vorherrschenden Diskurses von der Leugnung des Klimawandels zu einem Thema der internationalen Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs, dass die herrschende Klasse ihre Agenda mehr oder weniger neu ausgerichtet hatte. Der Kern dieses Ansatzes besteht darin, die öffentliche Meinung zugunsten von Maßnahmen zu mobilisieren, die darauf abzielen, Umweltprobleme durch eine drastische Verringerung der Nutzung fossiler Brennstoffe zu lösen, d. h. Probleme im Zusammenhang mit dem strukturellen Umbau der Wirtschaft im Interesse des Unternehmenskapitals zu lösen.

In den 2000er Jahren kam es zu einer allmählichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums, einem langsameren Produktivitätswachstum und einer erhöhten Marktvolatilität. All dies zusammengenommen deutet auf die Erschöpfung des bestehenden Entwicklungsmodells hin. Dies bezieht sich sowohl auf die sozioökonomische Politik des Neoliberalismus, die zu einer allmählichen Verengung der Nachfrage und einem Anstieg der Kreditverschuldung von Bevölkerungen aufgrund niedrigerer Löhne geführt hat, als auch auf die Erschöpfung der Möglichkeiten des vorherrschenden produktionstechnischen Modells.

Das Problem, vor dem die politischen und unternehmerischen Vertreter*innen der herrschenden Klasse stehen, ist dies: Sie wollen das Wirtschaftswachstum wieder ankurbeln, ohne die Grundprinzipien des Neoliberalismus zu opfern, insbesondere ohne das Machtgleichgewicht zwischen Arbeit und Kapital zu verändern. Es ist notwendig, stark in technologische Projekte zu investieren, aber es ist wichtig, dass dies, wo immer möglich, auf Kosten der Gesellschaft und nicht auf Kosten der Unternehmen geschieht. Und es ist auch wichtig, dass das Wachstum der Wirtschaft nicht zu einem starken Anstieg der Löhne und einer Stärkung der Gewerkschaften führt und dass die staatliche Regulierung und Stimulierung der Wirtschaft nicht mit einem System der öffentlichen Kontrolle über die getroffenen Entscheidungen einhergeht.

Die Vorbereitung und Verabschiedung von Beschlüssen muss ein völlig geschlossenes Verfahren bleiben, dessen Sinn nur von Spezialist*innen verstanden wird (eigentlich von Vertreter*innen der herrschenden Klasse, die den Spezialist*innen Aufgaben übertragen), aber gleichzeitig muss die öffentliche Unterstützung für diese Beschlüsse erhalten bleiben und der Prozess selbst als legitim wahrgenommen werden. Die Formulierung eines Ziels, das von der öffentlichen Meinung und sogar von radikalen Systemkritiker*innen unterstützt wird, ist zu diesem Zweck sehr wichtig.

Vergesellschaftung der Kosten

Mit Blick auf die Umweltagenda, wie sie von Greta Tunberg und anderen populären Aktivist*innen präsentiert wird, kommt der Wirtschaftsjournalist Nikolai Protsenko zu dem Schluss, dass diese Bewegung “ganz organisch in die neuen Ziele der Konzerne eingebunden ist”. Die Einführung neuer Technologien, die nicht nur zur Lösung von Umweltproblemen, sondern auch zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums im Rahmen einer solchen Agenda erforderlich sind, soll auf Kosten öffentlicher Mittel und im Interesse des Großkapitals erfolgen. Wie Protsenko feststellt, reduzieren die Öl- und Gaskonzerne bereitwillig und ganz freiwillig ihre Investitionen in rentable Projekte zur Förderung und Raffinierung fossiler Brennstoffe, während sie gleichzeitig enorme staatliche Subventionen für unrentable Programme für saubere Energie fordern.

Wo die Regierungen nicht in der Lage sind, die Last zu tragen, springen die globalen Finanzmärkte ein. So hat sich beispielsweise das 2020 geschaffene Konjunkturprogramm der Europäischen Union verpflichtet, Investitionen in Höhe von 750 Milliarden Euro zu finanzieren, die für die sogenannte Energiewende erforderlich sind, unter der Bedingung, dass die Mittel durch Anleihen auf den internationalen Finanzmärkten beschafft werden. Wie Protsenko anmerkt, hat Greta Tunbergs Generation diese Agenda mit Begeisterung unterstützt, ist aber nicht in die Diskussion über die finanzielle Komponente einbezogen worden und wird am Ende die Rechnung bezahlen müssen.

Es ist kein Zufall, dass die scharfe Hinwendung der herrschenden Kapitalistenklasse zu Klimafragen parallel zur Verschärfung der systemischen Probleme erfolgt. Doch jede Umgestaltung des Systems, selbst wenn sie auf die Erhaltung seiner grundlegenden Parameter abzielt, geht zwangsläufig mit Kämpfen zwischen Interessengruppen einher. Einige Unternehmen und Branchen verlieren an Boden, während andere stärker werden. Der konservative Widerstand gegen die Klimaagenda ist nicht auf die Einschränkungen von Menschen zurückzuführen, die nicht an die einschlägigen Theorien glauben wollen, sondern auf die Bedenken von Unternehmer*innen, die ernsthafte Probleme fürchten oder unnötige Kosten vermeiden wollen.

Je größer jedoch der Widerstand innerhalb der Unternehmen ist, desto logischer wird es, die Probleme auf die breite Bevölkerung abzuwälzen und so den Konflikt zwischen innerhalb der herrschenden Klasse zu entschärfen. Somit setzt die Umweltagenda der Unternehmen nicht zuletzt voraus, dass die Arbeiter*innenklasse Opfer bringt, um die Effizienz des Kapitals zu erhalten. Kurz gesagt: Enteignung der Mittelschicht und verstärkte Ausbeutung der Arbeiter*innen im Namen der “Rettung des Planeten”.

Abwälzung der Kosten auf die Peripherie

Die Länder der kapitalistischen Peripherie, insbesondere diejenigen, die in den letzten Jahrzehnten die Industrialisierung vorangetrieben haben, erhalten ebenfalls ihren Anteil an der zusätzlichen sozialen und ökonomischen Belastung. Das Wachstum der Produktion in diesen Ländern ist in erster Linie auf Kosten “billiger Arbeitskräfte” und schwacher Umweltvorschriften erfolgt, die die Kosten der Investor*innen stark reduzierten. Gleichzeitig blieb die Abhängigkeit von den Märkten in den Ländern des kapitalistischen Zentrums weitgehend intakt. Der Anstieg der Löhne, verbunden mit den Erfolgen der Industrialisierung, hat die Binnenmärkte der Peripherieländer aber auch Chinas (das allerdings nicht mehr als klassische Peripherie eingestuft werden kann) etwas gestärkt, aber auch die Waren verteuert und die Exportmöglichkeiten verringert, so dass einige Länder des Globalen Südens nun indirekt den Konsum im Westen subventionieren.

Ein wichtiger Aspekt der Dekarbonisierungspolitik ist die Einführung einer Kohlenstoffsteuer bzw. von Strafzöllen auf Waren und Dienstleistungen, die in die Europäische Union importiert werden, abhängig von der Größe ihres Kohlenstoff-Fußabdrucks. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben die westlichen Länder ihr Umweltbewusstsein gestärkt und die Unternehmen in der EU und den USA haben systematisch schmutzige Produktion in ärmere Länder verlagert, die nun auch die Kosten der neuen Klimaagenda tragen müssen. Indirekt kann diese Politik dazu beitragen, dass ein Teil der industriellen Produktion – auf einem neuen technologischen und ökologischen Niveau – in die historisch weiter entwickelten Länder zurückkehrt. In jedem Fall werden die globalen Ungleichheiten reproduziert und verschärft.

“Offensichtlich”, so Protsenko, “reproduziert dieser Ansatz lediglich die übliche Beziehung zwischen dem Zentrum und der Peripherie des kapitalistischen Weltsystems und spiegelt die Ungleichheit der Chancen im kapitalistischen Akkumulationsprozess wider.”

Ein neuer Zyklus der “schöpferischen Zerstörung”

Unter den neuen Bedingungen, unter denen die westlichen Regierungen den Weg des ökologischen (Klima-)Protektionismus einschlagen, stehen die peripheren Volkswirtschaften vor einem äußerst schwierigen Dilemma. Die Erhaltung externer Märkte kann nur durch die Akzeptanz der neuen Regeln erreicht werden. Das bedeutet, dass Ressourcen, die zur Erhöhung des Lebensstandards der eigenen Bevölkerung und zur Schaffung zumindest von Elementen eines Wohlfahrtsstaates hätten eingesetzt werden können, zur Deckung der Kosten für die Anpassung an die veränderten Bedingungen verwendet werden. Gleichzeitig wird es zu einer teilweisen Rückverlagerung der Produktion in die alten Industrieländer kommen, die über die notwendige Technologie und das Personal verfügen. Dadurch wird sich der Arbeitsmarkt in den peripheren Ländern weiter anspannen.

Natürlich werden die fortschrittliche westliche Öffentlichkeit und die linken Bewegungen fordern, dass die reicheren Länder einen Teil der finanziellen Mittel und der Technologie, die für einen solchen Übergang erforderlich sind, mit den ärmeren Ländern teilen. Und vermutlich werden diese Forderungen nach einigem Ringen teilweise erfüllt werden. Aber erstens werden diese Subventionen nur einen Teil der Kosten abdecken, die der Peripherie auferlegt werden, und zwar in ungleicher Weise, so dass es innerhalb des Globalen Südens Verlierer*innen und Gewinner*innen geben wird, das Kräfteverhältnis sich ändern wird und neue Widersprüche und Konflikte entstehen dürften. Und zweitens wird diese globale Wohltätigkeit wieder aus den Staatshaushalten bezahlt werden. Mit anderen Worten, wieder auf Kosten der Arbeiter*innen, auf Kosten der Gesellschaft.

All dies bedeutet natürlich nicht, dass die Linke die Sorge um die Ökologie aufgeben muss. “Das Problem dabei ist jedoch”, so Protsenko, “dass diese Art von Zielsetzung dem Wesen des Kapitalismus widerspricht, einem dynamischen Nicht-Gleichgewichtssystem, das in ständiger ‘schöpferischer Zerstörung’ begriffen ist und auf dem Prinzip der endlosen Akkumulation beruht, die ungleichmäßig zwischen seinem Zentrum und seiner Peripherie verteilt ist. Die berüchtigte Energiewende ist ein neuer Zyklus der schöpferischen Zerstörung. Um dem Kapitalismus einen neuen Impuls zu geben, muss seine bisherige, auf fossilen Brennstoffen basierende technologische Plattform beseitigt und durch “grüne” Technologien ersetzt werden, wobei alle Verluste routinemäßig vom Staat (und letztlich von Steuerzahler*innen) getragen und die Gewinne von den Unternehmen privatisiert werden.”

Soziale Bewegungen mit Arbeiter*innenbewegungen verbinden

Es sind also die ärmsten und schwächsten Teile der Weltbevölkerung, die nicht nur zu Opfern des strukturellen Umbaus werden, sondern auch als “schuldig” erscheinen, weil sie sich ökologisch unverantwortlich verhalten, während ihr Widerstand als unmoralisch angesehen wird. Die “Gelbwesten-Bewegung” in Frankreich wäre als ein von vielen Symptomen für diese Schieflage zu nennen: Als die Einführung einer weiteren “ökologischen” Steuer auf Kohlenstoffbrennstoffe die Budgets der ärmsten Familien in der Provinz schwer belastete, kam es, wenig überraschend, zu landesweiten Massenprotesten.

Der Umweltdiskurs, wie er von der herrschenden Klasse und den von ihr finanzierten Nichtregierungsorganisationen, die Greta Thunbergs leidenschaftliche Reden freundschaftlich unterstützt haben, gefördert wird, unterstüzt eine Strategie der kapitalistischen Erneuerung, die weit davon entfernt ist, den sozialen Schichten ernsthafte Zugeständnisse zu machen, und stattdessen zu einer noch radikaleren Segregation und Spaltung der Gesellschaft führt, sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene. Ob diese Strategie im Prinzip durchführbar ist, sowohl sozial als auch organisatorisch und technologisch, bleibt eine große Frage. Aber es ist klar, dass die Umweltagenda keine Antwort auf die Krise des Kapitalismus ist, sondern lediglich ein Vorwand für die Entfesselung einer neuen und gewaltsamen Weiterentwicklung des Systems, bei der alle seine Widersprüche in vollem Umfang zutage treten werden.

Ökologische Reformen im Interesse der Mehrheit der Menschheit sind prinzipiell unmöglich, solange die kapitalistische Ordnung so bleibt, wie sie ist. Daher sind die umweltbewussten sozialen Bewegungen der Generation Greta Tunberg gefordert, eine tiefgreifende Neuorientierung vorzunehmen und sich mit den Arbeiter*innenbewegungen im Globalen Norden und im Globalen Süden zu verbinden. Letztlich bedeutet dies den Aufbau neuer internationalistischer Bewegungen, die von der potenziellen Macht derjenigen inspiriert und angetrieben werden, die sich der Produktionsmittel bemächtigen und die kapitalistische Ordnung als solche herausfordern könnten.

Anm.d.Red.: Dieser Essay ist ein Beitrag zur Textreihe “Allied Grounds” der Berliner Gazette. Die englische Version ist im Berliner Gazette-Blog auf Mediapart verfügbar. Weitere Informationen über das Projekt “Allied Grounds” finden Sie hier: https://allied-grounds.berlinergazette.de

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Dieses Werk ist unter einem Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Unported Lizenzvertrag lizenziert. Um die Lizenz anzusehen, gehen Sie bitte auf creativecommons.org oder schicken Sie einen Brief an Creative Commons, 171 Second Street, Suite 300, San Francisco, California 94105, USA.

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Flimmern + Rauschen

Erstellt von DL-Redaktion am 27. Januar 2023

Ob ein Doktor im Haus ist, interessiert in den USA niemanden

Eine Kolumne von Steffen Grimberg

Da hat der Dr. Döpfner ja noch mal Schwein gehabt. Zwar stellt die altehrwürdige Goethe-Universität zu Frankfurt am Main „das Vorliegen eines wissenschaftlichen Fehlverhaltens“ beim Springer-Chef fest. Aber den Doktortitel darf Mathias Döpfner behalten.

Seine Dissertation aus dem Jahr 1990 über „Musikkritik in Deutschland nach 1945“ war vergangenes Jahr unter Plagiatsverdacht geraten. Nun moniert die zuständige Kommission der Uni in ihrem Abschlussbericht zwar, dass in der Arbeit „die wörtliche oder gedankliche Übernahme fremder geistiger Autorenschaft an mehreren Stellen“, vorkomme, „ohne dies entsprechend kenntlich zu machen. (Plagiate im Sinne des Abschnitts B 2 der Satzung)“. Aber weil das nur das Kapitel „Historische Determinanten der Deutschen Musikkritik bis 1945“ betrifft und die eigentliche Arbeit ja nach ’45 spielt, lassen’s die Gralshüter der Wissenschaft mal gut sein. Passt irgendwie perfekt zu Axel Springer, über dessen Geschichte nach ’45 es sich ja auch leichter sprechen lässt als über die Jahre davor.

Nicht auszudenken dagegen, hätte Döpfner nicht mehr Doktor Döpfner sein dürfen; denn bei aller heute auch bei Springer üblichen „Wir lassen das Steife und den Schlips weg“-Masche – beim Döpfner den Doktor wegzulassen kommt nicht in die Tüte. Das wirkt immer mild devot. Und wahrscheinlich amüsiert’s den Doktor D. mehr, als dass er wirklich Wert drauflegt. Zumal der Titel bei seinem nächsten Coup gar nichts zu bedeuten hat.

Springer will ja der größte Verlag der USA werden, hat Döpfner am Montag der dpa erzählt. Und dass die Bezeichnung „Medienmogul“ für ihn „fast eine Beleidigung“ ist. Denn das sei „eine aussterbende Spezies“. Die USA-Pläne klingen zwar ziemlich medienmogulig. Aber Döpfner sagt: „Unmöglich ist das nicht“. Schließlich hat Springer in den USA mit Politico ein erfolgreiches digitales Standbein und stellt massiv Jour­na­lis­t*in­nen ein. Und in den USA braucht Döpfner garantiert keinen Schlips zu tragen und ist auch nicht der Doktor Döpfner, sondern der Mathias.

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DL – Tagesticker 27.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 27. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Innenministerium warnt vor Unterwanderung der Klimabewegung durch Linksextremisten  – . –  2.) Lauterbachs FehlerLach ich, oder was?  – . –  3.) Das Ende der E-Scooter – Anarchie  – . –  4.) Annalena Baerbock: Gefährliche Schlafwandlerin im Auswärtigen Amt  – . –  5.) Zweite Beschwerde gegen BND-Gesetz  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Wer kennt sie nicht die Redensart: „Ehre wem Ehre gebührt“. Wo lassen sich denn die staatlichen Jagdtrophäen der Republikaner – wie z.B. ein Bundesverdienstkreuz – mit oder ohne Band, von den „Extremen“ für ihre Verdienste zur Erhaltung der Demokratie abholen? Im Innenministerium – wo die Gesetze, welche von den Philistern geschrieben, aber von den Köpfen nicht verarbeitet werden können? Geistert denn der Seehofer noch immer dort herum oder hat er sogar schon Zuwachs bekommen?

»Letzte Generation« und »Fridays for Future«. –  Der Verfassungsschutz hielt die Aktionen der »Letzten Generation« zuletzt zwar für »drastisch« – nicht aber für verfassungsfeindlich. Nun kommen Beobachter aus dem Innenministerium jedoch zu einem anderen Urteil.

1.) Innenministerium warnt vor Unterwanderung der Klimabewegung durch Linksextremisten

Die Klimaschutzbewegung gibt sich bisher betont gewaltfrei. Auch der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, sah bei den Aktivistinnen und Aktivisten zuletzt »keine hinreichend gewichtigen tatsächlichen Anhaltspunkte für eine verfassungsfeindliche Bestrebung«. Nun blickt das Bundesinnenministerium jedoch vorsichtiger auf die Klimaprotestler – und warnt vor einer Vereinnahmung der Klimaschutzbewegung durch Linksextremisten. »Akteure aus der linksextremistischen Szene versuchen Einfluss auf Klimaschutzgruppen zu nehmen, sie für ihre Ziele empfänglich zu machen, gesellschaftlichen Protest zu radikalisieren und den Staat und seine Institutionen zu delegitimieren«, sagte eine Ministeriumssprecherin dem »Handelsblatt«.Radikalisierung »durchaus möglich«.  Auch der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, warnt: »Es besteht die Gefahr, dass die bisher nicht extremistischen Umwelt- und Klima-Bewegungen ›Fridays for Future‹ oder ›Letzte Generation‹ durch Linksextremisten unterwandert werden.« Dahinter stehe die Absicht, maßgeblichen Einfluss auf die Bewegungen auszuüben. »Es gibt bereits erste Versuche in diese Richtung.« Eine Radikalisierung der Klimaschutzbewegung sei vor diesem Hintergrund durchaus möglich, sagte Kramer der Zeitung.

Spiegel-online

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Lache ich – oder weine ich schon – lautet auch die Frage unter den Winker-Krebsen. Mensch – Professor -chen – DR. – ÜB ! Heißt es nicht auch im Volksmund: „Wer mit den Händen politisch redet, sollte seinen Kopf zuvor an der Garderobe ablegen !

Karl Lauterbach ist erneut durch zweifelhafte Aussagen zu Corona aufgefallen. Angeblich hat ein technischer Übertragungsfehler den Fauxpas verursacht. Doch der Vorfall passt nur zu gut in das merkwürdige Verhältnis, das der Bundesgesundheitsminister zur Wahrheit pflegt.

2.) Lauterbachs FehlerLach ich, oder was?

Eigentlich müsste man mal herzhaft lachen. So wie das kleine Mädchen lacht in der Verfilmung des Märchenklassikers von des Kaisers neue Kleider. Der tschechische Filmemacher Juraj Herz hat die Kleine mit den blond gewellten Haaren damals nicht nur den bekannten Satz sagen lassen, nachdem der Kaiser bei genauer Betrachtung ja gar nichts an hat, er hat die Erkenntnis zudem szenisch in ein großes Gekicher und Gegickel gepackt – derart gewaltig, dass alle Macht des Herrschers noch im selben Moment zu Witz und Aberwitz zerfällt.  Gerade so also müsste man mal lachen. Weil es offensichtlich eben nicht reicht, die nackte Wahrheit allein mit Worten zu benennen. Erst das Lachen macht am Ende vielleicht wirklich frei – so frei zumindest, dass Raum für echten und nachhaltigen Wandel entstehen kann. Ich denke da zum Beispiel an eine Lachsalve für Karl Lauterbach (SPD). Erst am vergangenen Wochenende nämlich hat der in einem Interview mit der Reihnischen Post wieder einen Satz rausgehauen, der fast schon ebenso fabulös klingt, wie das oben erwähnten Märchen von Hans-Christian Andersen. Dem anschließenden Realitätscheck jedenfalls konnte die Aussage kaum standhalten. Es gäbe da Studien, so orakelte der Bundesgesundheitsminister recht nebulös gegenüber den Berliner Parlamentskorrespondenten Jan Drebes und Birgitt Marschall, die deuteten darauf hin, dass es nach mehreren überstandenen Corona-Infektionen zu einer „nicht mehr zu heilenden Immunschwäche“ kommen könne. Die Ewigkeit oder ein Tag.

Cicero-online

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Welch ein Lobbyist als Minister aus der Verkehrsbranche konnte sich wohl zu so etwas verrücktes Überreden lassen? Dabei wären die Probleme auch Heute, um Nachhinein sehr einfach und schnell lösbar ! Mit einen Führerschein für jeden E-Scooter Fahrer-in. 

Strengere Verkehrsregeln für E-Scooter. Achtlos auf Gehwegen abgestellte E-Roller ärgern nicht nur Sehbehinderte. Immer mehr Städte gehen nun gegen die mobilen Stolperfallen vor.

3.) Das Ende der E-Scooter – Anarchie

 „So kann es nicht bleiben“, twitterte die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker schon vor mehr als einem Jahr. Anlass waren achtlos abgestellte E-Scooter überall in der Stadt, etliche Hundert mussten auch aus dem Rhein gefischt werden. In immer mehr deutschen Städten und Kommunen erhalten daher Regeln Einzug für das Abstellen von E-Scootern – wie etwa in Berlin oder auch Köln. Von den Rollerverleihern werden dort mittlerweile sogar sogenannte Sondernutzungsgebühren eingefordert. Für einen E-Roller innerhalb des Berliner S-Bahn-Ringes zahlen Verleiher nun 36 Euro pro Fahrzeug im Jahr an die Stadt. In Köln sind es sogar bis zu 130 Euro, wenn der Roller in der Innenstadt unterwegs ist. Geregelt wird dies per Satzung: Die E-Roller werden als „Sondernutzung“ der Straße eingestuft. „Wir zahlen solche Gebühren in mittlerweile über 40 Städten in Deutschland“, sagt Patrick Grundmann, Sprecher vom Verleiher Tier, der sowohl in Berlin als auch in Köln seine ersten E-Roller anbot. „Grundsätzlich sind wir gar nicht gegen eine Gebühr“, meint Grundmann im Gespräch mit der taz. „Aber sie muss verhältnismäßig sein.“ Eine Klage von Bolt, LimeBike und Voi und dem Verleiher Tier vor dem Verwaltungsgericht Köln gegen die Zahlungen, die die nordrhein-westfälische Stadt im Sommer 2022 verhängte, ist kürzlich gescheitert. Ebenso wie der dort eingereichte Eilantrag von Tier – das Unternehmen machte auf die großen Gebührenunterschiede aufmerksam. Für einen E-Roller fällt in Köln eine bis zu dreizehnfach höhere Jahresgebühr an als für ein Leihfahrrad, monierte Tier. Verleiher klagten gegen Rollergebühren der Stadt.

TAZ-online

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Dort wo die Grünen einmal nicht in ihren Wahlversprechungen wackeln – da treten sie tief in die eigene Kacke ! Und so – stinkt es dann noch um so mehr.

Die Außenministerin sieht uns im „Krieg gegen Russland“, und die Presse spricht von einem Versprecher. Schade, dass es für das Eskalationspotential alleine entscheidend ist, wie es in Moskau ankommt.

4.) Annalena Baerbock: Gefährliche Schlafwandlerin im Auswärtigen Amt

Im russischen Staatsfernsehen läuft allabendlich eine unsäglich niveauarme Polittalkshow namens „Wetscher“ des Moskauer Chefpropagandisten Wladimir Solowjow. Dieser präsentierte in einer aktuellen Ausgabe die deutsche Außenministerin Baerbock mit einem in diesem Fall nicht verfremdeten Originalzitat, in dem sie einen Journalisten öffentlich belehrt, dass „wir einen Krieg gegen Russland führen und nicht gegeneinander“. Solowjows bezeichnete Baerbock daraufhin als „Miss Ribbentropp“, in Erinnerung an den NS-Außenminister, im Amt als Deutschland zuletzt einen Krieg gegen Russland führte. Baerbocks Ausspruch war die perfekte Bestätigung für Solowjows lange gepredigtes Bild, nicht etwa Russland habe heimtückisch die Ukraine überfallen. Nein, es wehre sich nur gegen einen aggressiv von dort erklärten Krieg des Westens gegen Moskau. Solowjows überzogener NS-Vergleich ist von der Denkweise politisch wichtigerer Akteure in Moskau nicht weit entfernt. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion hat sich mit Millionen Toten tief ins russische Gedächtnis gebrannt, von wo man das Feindbild vom „bösen Deutschen“ nur hervorholen muss, um die eigene Bevölkerung beim unpopulären eigenen Angriffskrieg bei der Stange zu halten. Wirklich führende russische Köpfe drücken sich natürlich gewählter aus, wenn sie die Lieferung von deutschen Panzern an den Kriegsgegner in die Nähe von Nazideutschlands Panzerangriff rücken.

Freitag-online

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Diesen  sich immer wieder nur Selbst verherrlichenden Politiker-innen kann gar nicht genug auf die Füße getreten werden und es ist schon eine gewisse Beruhigung für alle Unparteiischen das hier Tatsachen und Wahrheiten aus dem dunkel der Räume an das Tageslicht gezogen werden. 

Geheimdienstkontrolle – Metadaten können Journalisten verraten, befürchten diese und ziehen nach Karlsruhe. 

5.) Zweite Beschwerde gegen BND-Gesetz

Das Bundesverfassungsgericht muss sich erneut mit den Kompetenzen des Bundesnachrichtendienstes (BND) befassen. Am Donnerstag haben die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) und Reporter ohne Grenzen eine Verfassungsbeschwerde gegen das BND-Gesetz erhoben. Zusammen mit Journalisten und Menschenrechtsaktivisten aus verschiedenen Ländern wehren sich die Vereine gegen die weltweite Überwachung durch den deutschen Auslandsgeheimdienst. Die damalige schwarz-rote Bundesregierung hatte das Geheimdienstgesetz im Jahr 2016 mit dem Ziel reformiert, dass Deutsche vor der Überwachung auch im Ausland besser geschützt werden. Grund waren die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden, wonach auch der BND seine Befugnisse überzog. Beispielsweise hat der Dienst mithilfe von Suchbegriffen das Internet an größeren Knoten ohne Anlass überwacht. Sogar Einrichtungen der EU und der Nato wurden ausgeforscht. Gegen die – aus ihrer Sicht unzureichende – Reform hatten die GFF und Reporter ohne Grenzen bereits damals geklagt und 2020 einen wichtigen Sieg für die Bürgerrechte errungen. Das Verfassungsgericht erklärte weite Teile der Auslandsüberwachung des BND für grundrechtswidrig und forderte Nachbesserungen.

ND-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Die Zweifel sind angemessen

Erstellt von DL-Redaktion am 26. Januar 2023

Deutschland will Kampfpanzer liefern

File:Kampfpanzer Leopard 2A4, KPz 4.JPG

Ein Debattenbeitrag von Pascal Beucker

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich entschieden, Leopard-2-Panzer an die Ukraine zu liefern. Das ist eine schwierige, aber richtige Entscheidung. Zu keinem Zeitpunkt wären Linke auf die Idee gekommen, vom Vietkong zu fordern, sich den USA zu unterwerfen.

Deutsche Panzer rollen für den Sieg? Wenn das nur so einfach wäre. Nein, die Lieferung von ein paar Leopard-2-Panzern wird der Ukraine nicht den Sieg gegen Russland bescheren. Das zu behaupten, beruht entweder auf Unkenntnis über die schlechte militärische Lage oder Scharlatanerie. Tatsächlich ist die Ukraine in einer Situation, in der sie neues militärisches Material dringend braucht, um den Krieg gegen Russland nicht zu verlieren. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Dass es sich Bundeskanzler Olaf Scholz – anders als die gelb-grün-schwarze Salonfeldherr:innen-Fraktion um Agnes Strack-Zimmermann, Anton Hofreiter und Friedrich Merz – nicht so leicht mit seiner Entscheidung gemacht hat, war angemessen. Sehr genau abzuwägen, was dem jeweiligen Kriegsverlauf entsprechend an Unterstützung der Ukraine notwendig, sinnvoll und verantwortbar ist, ist genau das, was die Bürgerinnen und Bürger von ihrem Regierungschef verlangen können.

Waffenlieferungen sind nichts, über das öffentlich auf einem Basar gefeilscht werden sollte, sondern sie bedürfen sehr sorgsamer politischer und militärischer Abwägung. Jetzt hat Scholz seine Entscheidung in Abstimmung mit den USA getroffen. Und die ist – auch wenn dieses Zugeständnis jemandem, der in der Friedensbewegung sozialisiert wurde, äußerst schwerfällt – unter den gegebenen Verhältnissen wohl richtig. Denn die Lieferung bedeutet keine Eskalation des Krieges, sondern sie steigert die Chance, dass die Ukraine nicht von Russland okkupiert wird. Der Kampf bleibt auch so noch schwer genug, der Ausgang des Krieges ist völlig offen.

Gleichwohl werden die Panzerlieferungen des Westens die bittere Folge haben, dass Russland den Krieg weiter eskalieren wird. Denn das entspricht der russischen Militärstrategie. Das muss jedem und jeder bewusst sein. Die Konsequenz daraus kann allerdings nur sein, zum Schutz der Menschen in der Ukraine so viele Flugabwehrsysteme wie möglich zu liefern. Auch wenn es sekundär in der öffentlichen Diskussion erscheint, ist das für die Menschen in der Ukraine noch wesentlich wichtiger als die Lieferung von irgendwelchen Panzern.

Putins „rote Linie“

Wenn die USA und die Staaten der Europäischen Union ihre militärische Unterstützung nicht ausweiten, ist die Ukraine verloren. So einfach ist das. Leider. Zu behaupten, mit der Lieferung von Kampfpanzern westlicher Bauart würde eine „rote Linie“ überschritten, ist dabei eine lächerlich formalistische Argumentation, die einerseits die bisherigen umfangreichen deutschen Lieferungen an die Ukraine ausblendet, zum anderen unangemessen überheblich ist, weil es die Kampfkraft der zahlreichen Kampfpanzer sowjetischer Provenienz im ukrainischen Einsatz unterschätzt. Das Problem ist nur, dass in dem gegenwärtigen Abnutzungskrieg deren Einsatzfähigkeit zur Neige geht.

Wie auch immer: Putin definiert seine „rote Linie“ rein nach Gutdünken. Die Entscheidung, Kampfpanzer aus deutscher Produktion in eine Kriegsregion zu liefern, darf nie eine einfache sein, schon gar nicht, wenn es um ein Gebiet geht, in dem einst die deutsche Wehrmacht gewütet hat. Vor dem Hintergrund der deutschen Vergangenheit ist es auch völlig legitim, wenn die Linkspartei lautstark Waffenlieferungen gänzlich ablehnt.

Wobei jeder und jede, der oder die für immer mehr und immer schwerere Waffenlieferungen eintritt, sich ohnehin bewusst sein sollte, dass er oder sie auf Kosten vieler ukrainischer Menschenleben falsch liegen kann. Fehlender Zweifel ist in Kriegszeiten höchst gefährlich. Und immerhin entspricht die Ablehnung immer weitergehender Waffenlieferungen der Auffassung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung, die ernst zu nehmen ist. Das beruht vor allem auf der Angst, Deutschland könnte in den Krieg gezogen zu werden.

Zur Wahrheit gehört: Niemand im Westen weiß, was und wo Putins „rote Linie“ ist. Russland hat die Kapazitäten, mit seinen Atomwaffen die Welt zu zerstören. Dass der Kampf um die Ukraine Putin zur Vernichtung der Menschheit treiben könnte, ist allerdings mehr als unwahrscheinlich – aber gleichwohl leider nicht undenkbar. Gerade diejenigen, die ihn zu einem „Irren“ erklären, mit dem nicht mehr verhandelt werden könnte, sollten ein solch irrationales Handeln nicht von vorneherein ausschließen. So unbefriedigend es ist, es bleibt nichts anderes, als Wahrscheinlichkeiten abzuwägen.

Auch Atommächte können verlieren

Dazu zählt, dass die Argumentation der Linkssfraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali im Gleichklang mit Sahra Wagenknecht mehr als fragwürdig ist, eine Atommacht könne generell keinen Krieg verlieren. Das erscheint schon arg putinpropagandistisch. Denn, und das müssten beide wissen, es ist historisch schlicht falsch: Die Niederlagen der USA in Vietnam und der Sowjetunion sowie der USA in Afghanistan sind schlagende Gegenbeispiele.

Gut und richtig ist das Insistieren der Linkspartei auf ein stärkeres deutsches Engagement für eine Verhandlungslösung. Aber dabei darf nicht ignoriert werden, dass es zuvorderst Russland ist, das keinerlei ernsthafte Verhandlungsbereitschaft erkennen lässt. Stattdessen propagiert das Putin-Regime unverdrossen, an seinen imperialistischen Kriegszielen ohne Abstriche festzuhalten, also an der Unterwerfung der Ukraine.

War 2

Einer größeren Glaubwürdigkeit der Linkspartei würde es zudem dienen, wenn sie sich unabhängig von der Frage der Waffenlieferungen unzweideutig auf die Seite der Überfallenen stellen würde und stets zuvorderst den vollständigen Rückzug Russlands aus der Ukraine fordern würde. Unabhängig davon, ob man es für realistisch hält. Es geht schlicht um eine klare Haltung. Und daran mangelt es Wagenknecht & Co.

Wer meint, wie unlängst die Linkspartei-Abgeordnete und Wagenknecht-Getreue Sevim Dagdelen, die Befürwortung deutscher Waffenlieferungen sei vergleichbar mit der Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten 1914, steht jedenfalls zumindest ideologisch im Sold des faschistoiden Putin-Regimes.

Ja, es stimmt, dass an jedem Tag, an dem dieser Krieg noch andauert, zahlreiche Menschen ihr Leben verlieren. Aber was ist die Konsequenz daraus? Dass die Ukraine schnellstmöglich kapitulieren soll? Zu keinem Zeitpunkt wären Linke auf die Idee gekommen, vom Vietkong zu fordern, sich den USA zu unterwerfen. Obwohl bis zu vier Millionen Menschen letztlich im Vietnamkrieg ihr Leben verloren haben. Davon sind wir im Ukraine-Krieg noch weit entfernt.

Bittere Ambivalenz

Quelle        :        TAZ-online          >>>>>         weiterlesen

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Oben        —    Im Zuge einer Road-Show zeigte das Österreichische Bundesheer im Dornbirner / Hohenemser Steinbruch den Kampfpanzer Leopard 2A4. Er ist das Hautwaffensystem der österreichischen Panzertruppe. Als Hauptwaffe verfügt der Panzer über eine 120 Millimeter Kanone. Die starke Motorisierung sorgt trotz der starken Panzerung für die enorme Beweglichkeit des Fahrzeuges.

Author böhringer friedrich          /      Source    :       Own work      /     Date       :    1 October 2011

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Ästhetisierung der Politik

Erstellt von DL-Redaktion am 26. Januar 2023

Quasi-faschistische Meta-Politik als Anti-Politik?

File:Alex Jones DC Press Conference 2018.jpg

Quelle     :     Untergrundblättle – CH

Von     :    Jonathan Eibisch

Im Folgenden Beitrag wird der von manchen Journalist*innen gelegentlich aufgeworfenen Frage nachgegangen, ob sich der rechte Mob anarchistischen Praktiken und Motiven bedient und es sich damit um eine Anti-Politik im anarchistischen Sinne handeln würde.

Am 09.01. stürmten tausende aufgebrachte Anhänger*innen von Jair Bolsonaro das Kongress-Gebäude in Brasilia. Sein Rivale Lula da Silva, der bereits 2003 bis 2011 Präsident war, hatte den Faschisten im zweiten Wahlgang mit äusserst knappem Vorsprung abgelöst. Bolsonaro – beziehungsweise seinem politischen Netzwerk – war es in den Jahren zuvor wie nur Trump gelungen, ein Bündnis aus Unternehmern, Militärs und Evangelikalen zu schmieden. Insbesondere Letztere waren entscheidend dafür, die Aufmerksamkeit armer Favela-Bewohner*innen vom sozialen Elend auf jenseitige Heilsversprechen zu lenken und damit Stimmen für die Reaktionären generieren. Auch der Wahlkampf verlief äusserst schmutzig, wobei die Polarisierung der Gesellschaft das grösste südamerikanische Land zu einem Pulverfass werden liess. So blockierten etwa unzählige LKW-Fahrer, die Bolsonaro unterstützen, den Verkehr – ein spürbarerer und kostspieligerer Protest als jede Latschdemo, auf der noch so viel Unmut herausgerufen wird…Abgesehen davon, dass die Einsetzung der neuen Regierung in Brasilien am 01.01. geschah, wiederholt der aufgebrachte Mob gewissermassen den Sturm auf das Kapitol in Washington DC, der zwei Jahre zuvor, am 06.01.2021 stattgefunden hatte. Wer sich erinnert: Irgendwie hatte es die Polizei nicht wirklich geschafft, die wütenden Rechtsradikalen davon abzubringen, in das Regierungsgebäude zu stürmen, dort Einrichtungsgegenstände zu zertrümmern und die heiligen Symbole des Staates zu schänden. Selbiges geschah in Brasilien, nur eben nicht unter blau-rot-weissen Farben, sondern mit grün-gelben.Wer erinnert sich noch an den seltsamen Q-Anon-Schamenen „Jake Angeli“? Was uns in besseren Zeiten ein lautes Lachen aus dem Hals locken sollte, verbreitet sich via Internet wie Gift in die Rest-Herzen und -Hirne verängstigter und verblödeter politischer Idiot*innen. Und das auch in der BRD. So haben auch wir unsere paranoiden und narzisstischen Propagandist*innen des Wahnsinnes, wie Attila Hildmann und den von ihm mitgetragenen „Sturm auf den Reichstag“ am 29.08.2020 gegen die vermeintliche „Corona-Diktatur“.

Manche Lesende werden sich daraufhin irritiert fragen: Was ist denn da los? Staats-Verachtung, Parlaments-Besudelung, direkte Aktionen – ja haben wir es hierbei etwa Anarchist*innen zu tun? Die Antwort lautet nein. Und gleichzeitig stimmt es, dass die neue Rechte ihre aufgehetzten Ultras zum eigenmächtigen Handeln anstachelt, welches damit nicht mehr als Markenzeichen des Anarchismus schlechthin gelten kann. Selbstbestimmung ist allerdings etwas anderes: Denn das scheinbar kopflose Handeln der Vigilant*innen unterliegt gleichwohl einer gewissen Steuerung der Affekte durch für sie mitverantwortliche Verschwörungsprediger wie Alex Jones oder die zahlreichen bekannten oder anonymen rechte Influencer und Hetzer.

Faschisten kopieren, wo sie können und instrumentalisieren, was immer sie unter die Finger kriegen, für ihre Zwecke. Und das nicht erst seit der Ära der von einigen Medien so bezeichneten „Anti-Politiker“ wie Trump und Bolsonaro, die sich selbst als underdogs im politischen Establishment inszenieren, während sie aggressive Protagonisten der besitzenden und herrschenden Klassen sind. Aufgrund der ökologischen Katastrophe, sozialen Verelendung, schwindenden Kapitalverwertung und Gleichheitsforderungen verschiedener Minderheitsgruppen, verliert das um seinen Status bangende Bürgertum im Rechtspopulismus seine Contenance, wie wir weltweit sehen.

So lässt sich also fragen, ob es bei diesen Entwicklungen tatsächlich um eine Anti-Politik von Rechtsaussen handelt, wie ab und zu verschiedene Journalist*innen es formulieren. Immerhin werden unliebsame, aber dennoch zuvor als legitim erachtete, politische Verfahren, Institutionen und Symbole mit Füssen getreten. Demokratischen Politiker*innen wird respektlos begegnet, wenn ihnen nicht direkt mit dem Galgen gedroht wird (eine insbesondere in Sachsen ausgeprägte, verrohte Sitte).

Die Distanzierung geschieht ebenso kognitiv wie emotional. Geglaubt wird an einen bunten Flickenteppich aus allen möglichen Verschwörungsmythen und Stammtischparolen, während wirre Germanen-Sekten und Reichsbürger-Stämme aus dem Boden spriessen, wo man gehofft hat, zumindest ein Quäntchen mehr Geschichtsbewusstsein zu finden. Da ist auch – wie etwa bei Alexander Dugin – die Rede von einer Neugründung der Gesellschaft. Nur eben, dass diese enorm homogen und rassistisch, anti-modern und militaristisch, homophob und queer-feindlich sein soll. Eine klare Ständegesellschaft mit autokratischem Staat für das 21. Jahrhundert erstrebt das Bündnis der Reaktionären.

Doch eine Annahme, hierbei bestünden irgendwie Parallelen zum Anarchismus, kann nur treffen, wer sich nicht mit diesem beschäftigt. Vor allem verbleiben solcherlei Annahmen in einem liberal-demokratischen Verständnis von Politik, welches sich aber als völlig unzulänglich erweist, um gesellschaftliche Entwicklungen in Umbruchszeiten adäquat zu erfassen. Abgesehen von der Adaption anarchistischer Praktiken und Narrative durch Rechtspopulist*innen seit dem sogenannten „Anarcho-Kapitalismus“ bis hin zum verkorksten „National-Anarchismus“, handelt es sich bei Quasi-Faschismus und Anarchismus um grundlegende Gegensätze.

Und in dieser Rolle bezieht sich der Anarchismus selbstredend nicht auf die bestehende parlamentarische Demokratie oder will die bürgerliche Gesellschaft oder den liberalen Kapitalismus verteidigen, sondern die soziale Revolution gegen den Faschismus ins Feld führen. Dies bedeutet eine Kritik an verstaatlichter Politik zu üben und zu praktizieren, während zugleich im Streben nach Autonomie andere Beziehungen und Institutionen aufgebaut werden. Dazu gilt es sich bisweilen notgedrungen auch auf das politische Terrain zu begeben – aber mit aller gebotenen Skepsis ihm gegenüber. Dies ist die anarchistische (Anti-)Politik. Aus rechtspopulistischer Sicht tritt sie für einen „Great Reset“ ein, der allerdings durch organisierte und entschiedene soziale Bewegungen umgesetzt wird, statt das er das geheime Werk vermeintlicher Welteliten wäre.

Mit der quasi-faschistischen Meta-Politik dagegen soll ja in keiner Weise Politik als vermachtetes Terrain mit extrem ungleich verteilten Machtressourcen problematisiert, geschweige denn abgeschafft werden. Den konformistischen Rebell*innen geht es vielmehr darum, nach unten zu treten, die eigenen Privilegien mit Gewalt zu verteidigen und Schwächere (ob Migrant*innen, arme oder queere Menschen, Klimaschützer*innen, Feministinnen oder kritische Intellektuelle) gänzlich aus der Politik auszuschliessen. Keine institutionell vermittelte, sondern direkte politische Herrschaft ist das Ziel. Mit dem Quasi-Faschismus soll also durch Politik umso mehr Staatlichkeit – als zentralisierendes, autoritäres und hierarchisches Prinzip – in alle gesellschaftlichen Bereiche durchgesetzt werden. Meta-Politik wird daher zwar vom aufgehetzten Fussvolk durchgeprügelt, nicht aber durch die Bewohnenden eines Landes im demokratischen Sinne. Dabei definiert sich das Fussvolk der herrschenden Ordnung – trotz strategisch platzierter Quoten-Schwarzen, -Frauen, -Schwulen – im Wesentlichen nach ethnischer Zugehörigkeit und hegemonialer Untertanenkultur.

Anhänger*innen quasi-faschistischer Meta-Politik zielen daher auf die Ästhetisierung der Politik und ihre Vertiefung in alle gesellschaftliche Bereiche ab. Sie wollen Staatlichkeit total machen, um in ihrer menschlichen Verkommenheit und Entfremdung zumindest einen geringen Anteil an der politischen Herrschaft zu erhalten. Mit anarchistischer Anti-Politik soll der Politik dagegen vor allem etwas entgegengesetzt werden, um diese auf ihr Terrain zu verweisen und in anderen Bereichen gesellschaftliche Transformation anzustrengen: In den Individuen, dem Soziale, der Ökonomie, Gemeinschaften, Kultur, Ethik oder Utopie werden Bezugspunkte gesucht, wie Gesellschaft sonst verändert und gestaltet werden kann. Durch quasi-faschistische Meta-Politik mutiert staatliche Politik dagegen zum grausamen Selbstzweck – und offenbart damit das ihr innewohnende Monster kratós, die nackte Staatsgewalt, welche Souveränität aus sich selbst heraus schöpft. Durchgreifen, durchregieren, durch-reglementieren soll sie, koste es, was es wolle.

Auch wenn Reflexe in diese Richtung verständlich sind, ist es leider keine Lösung, sich darüber erschrocken in kapitalistischen Konsummöglichkeiten, romantischen Subkulturen, intellektueller Schöngeistigkeit oder exzessiver Weltflucht zu verlieren. Vielmehr gilt es, sich aktiv zur Wehr zu setzen und Orientierung für die Möglichkeiten einer libertär-sozialistische Gesellschaftsform zu gewinnen. Aus diesem Grund ist der Anarchismus nicht apolitisch oder unpolitisch, sondern eben (anti-)politisch. Weil sie Positionen beziehen, sind Anarchist*innen in der Lage in Widersprüchen zu handeln.

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Oben        —    Der Radiomoderator und Verschwörungstheoretiker Alex Jones an einer Pressekonferenz in Washington D. C., März 2018.

Author Jaredlholt       /   Source     :    O10 April 2018, 09:49:2510 April 2018, 09:49:25wn work        / Date     :

 

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Schule muss anders

Erstellt von DL-Redaktion am 26. Januar 2023

Zuviele Lehrstoff ohne entsprechende Inhalte

Quelle       :        Scharf  —  Links

Von     :      Meinhard Creydt

Gegen die Mangelwirtschaft im Schulwesen regt sich Widerstand. Weniger Opposition gilt dem gar nicht so heimlichen „heimlichen“ Lehrplan, der aus den Strukturen der Schule folgt.

Seit zwei Jahren gibt es in Berlin eine Kampagne, die „Schule muss anders“ heißt. In ihr sind Eltern, Schülerinnen, Lehrkräfte, Sozialarbeiterinnen und Erzieherinnen engagiert. Sie organisieren Veranstaltungen und Demonstrationen für die Ziele „Mehr Personal und mehr Ausbildungsplätze“, „Teams aus unterschiedlichen Berufen an die Schulen“, „Mehr Zeit für Beziehung und Team – Entlastung für alle“. Nach Angaben des Deutschen Lehrerverbandes fehlen 2022 bundesweit 40.000 Lehrer. Die Schulbauten sind häufig in marodem Zustand. Das Lehramtsstudium und eine gründliche didaktische Ausbildung gelten den Bildungsbehörden faktisch zunehmend als unnötiger Luxus. Sie halten eine behelfsmäßige Anlernung im Schnellverfahren für ausreichend. Laut DPA-Meldung vom 28.7.2021 sind mittlerweile in Berlin bereits 7.000 „Quereinsteiger“ unter den 33.000 Lehrer. Einer Forsa-Umfrage zufolge geben zwei von drei Schulleitungen bundesweit an, dass Quereinsteiger nicht systematisch pädagogisch vorqualifiziert werden – an Grundschulen sagen das sogar drei von vier Schulleitern (Hoock 2019). Die in der Kampagne „Schule muss anders“ Engagierten wollen in Berlin eine breite „Bildungsbewegung“ auf die Beine stellen. Angesichts der Misere wären eigentlich bei ihren Demonstrationen 15.000 Teilnehmer statt der bisher regelmäßig knapp 1.500 zu erwarten. Die materielle Misere steht allerdings so im Vordergrund, dass Zurückhaltung herrscht in Bezug auf weitergehende Kritik an Formen und Strukturen der Schule. Wir konzentrieren uns im Folgenden auf die Schule ab der 5. Klasse.

Stoff-Fülle, Zusammenhangslosigkeit und Wechsel der Themen im Stundentakt

Die Stoff-Fülle, die in den Unterrichtstag gedrängt wird, sorgt für Zeitdruck und Hektik. Ein Pädagogikprofessor aus Linz schreibt: „Selbst die Grundregeln der Lernpsychologie werden nicht berücksichtigt: Man kann maximal 4 Stunden konzentriert lernen – verteilt auf den ganzen Tag. Wenn man eine einstündige Lerneinheit hinter sich hat, ist das Gehirn bis zu zwei Stunden lang damit beschäftigt, diese Inhalte abzuspeichern“ (Stangl 2003). Gewiss bestehen Schulstunden aus verschiedenen Phasen. Schüler nehmen nicht die ganze Zeit etwas Neues auf. Gute Lehrer räumen dem abwechslungsreichen Üben Zeit ein. Wer die Stoff-Fülle kritisiert, gerät leicht in das Fahrwasser, Bildungsansprüche zu reduzieren. Das Argument, man habe für seine spezielle Berufstätigkeit viele Schulinhalte nicht gebraucht, legt einen problematischen Maßstab an. Häufig resultiert die Überforderung auch daraus, dass vor lauter Stoff die Fächer den Schülern nicht didaktisch so nahegebracht werden können, dass sie ein Verständnis und eine Wertschätzung für den spezifischen Zugang zu einem Teil der Wirklichkeit erlangen. Geschieht das nicht, so stöhnen Schüler zu Recht darüber, dass sie mit den Kernfächern kaum zu Rande kommen, und erfahren „Nebenfächer“ als zusätzlich überfordernde Zumutung.

Etwas wissen sollen Schüler schon. Die Schule gewöhnt sie aber häufig daran, dass ihrem eigenen weiteren Nachfragen und -forschen enge Grenzen gesetzt sind. Kaum beginnen Schüler, sich in etwas zu vertiefen, steht bereits der nächste Lernstoff oder ein anderes Lernfach auf der Tagesordnung. „Die Schüler hüpfen von Thema zu Thema, von Stoff zu Stoff. Es ist ihr Problem, ob sie den Informationssalat jemals unter einen Hut bekommen. Keinen kümmert es“ (Waldrich 2007, 51). Schüler werden an die Zusammenhangslosigkeit des Wissens gewöhnt. Ein Thema wie z. B. England kommt zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Schulfächern (Englisch, Geschichte, Geographie, Sozialkunde) verdünnt und vereinseitigt vor. Einerseits wird Wissensdurst mobilisiert. Ohne ihn ließen sich keine Kenntnisse erwerben. Andererseits wird der Appetit auf Wissen immer wieder gestoppt.

Der Wechsel der Themen im Stundentakt bereitet Schüler darauf vor, keine „Umschaltschwierigkeiten“ haben zu sollen bei völlig disparaten Anforderungen. „Schüler und Lehrer dürfen sich geradezu nichts ‚unter die Haut gehen lassen’, sie dürfen sich nicht ernsthaft auf die Materie einlassen, sie sind sonst für die nächste Stunde nicht mehr fit. […] Die Stundeneinteilung verhindert, dass die geistigen Gehalte irgend tiefer in den Kern der Person eindringen“ (Rumpf 1966, 160f.). Auch Jahrzehnte später ist der Anteil des fächerübergreifenden Unterrichts klein, der ein Thema aus verschiedenen Perspektiven behandelt. Absprachen zwischen Lehrern über die Behandlung eines Themas in verschiedenen Fächern stoßen auf viele Hindernisse. Die Zersplitterung des Wissens entspricht einer Gesellschaft mit hoher Arbeitsteilung und Spezialisierung. Das Wissen bleibt fragmentiert und beschränkt sich häufig auf pragmatisch, technisch oder sozialtechnologisch zu lösende Fragen. Experten wissen viel über wenig. „Das Ganze existiert […] überhaupt nicht“ für sie (Waldrich 2007, 81).

Diese Schule bereitet auf eine Existenz vor, „in der auf sich ständig ändernden Märkten höchste Flexibilität, Wechsel und rapide Anpassung zweckdienlich sind“ (Ebd., 100). Schülergehirne ähneln dann Festplatten, auf denen allerhand gespeichert ist sowie die Routine, die Kenntnisse bei passender Gelegenheit abrufen zu können.

Prozessbezogene Kompetenzen

Eine Gegentendenz zur Dominanz von abfragbarem Wissen besteht in prozessorientierten Kompetenzen. Schüler sollen in Bezug auf ein ihnen präsentiertes offenes Problem selbständig die Lösungswege auswählen und ihre Vorgehensweise begründen können. In den bundesweit 2005 neu formulierten Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz wurde diesen langfristigen Kompetenzen ein gleichwertiger Rang neben den inhaltsorientierten Zielen eingeräumt. Folgerichtig testen die obligatorisch vorgesehenen Vergleichs-Arbeiten („Vera“) in der 3. und 8. Klasse im großem Umfang prozessorientierte Kompetenzen. Faktisch wird oft auf die VERA-Testung kurzfristig trainiert. Lehrer üben dann die VERA-Aufgaben der letzten Durchläufe, um sich nicht zu „blamieren“. Dies widerspricht jedoch einer langfristig anzulegenden Entwicklung von prozessorientierten Kompetenzen. Sie haben gewiss ihren Wert, zu ihrer Überschätzung besteht aber kein Anlass. Zum Problem werden sie, wo es um mehr geht als um isolierte Aufgaben und deren jeweilige „Lösung“. (Dem Alltagspragmatismus gilt das als das non plus ultra bzw. als unübersteigbar. Zur Fragwürdigkeit des Alltagspragmatismus vgl. Creydt 2022.) In Bezug auf psychische, soziale und gesellschaftliche Probleme sind übergreifende Strukturen zu begreifen. Erst das ermöglicht eine Antwort auf „die Frage, warum jeweils gerade dieses und kein anderes Problem sich stellt oder gestellt wird, aus welchen Zusammenhängen das Aufkommen des Problems selbst wieder zu verstehen ist“ (Holzkamp 1976, 354). Die im günstigen Fall kreative „Lösung“ bestimmter einzelner Probleme ist häufig ein Vorgehen, das das Bewusstsein für die not-wendige Transformation des jeweiligen „Ganzen“ blockiert. Diese Herangehensweise passt zu einer Situation, in der die Nutznießer des jeweiligen familiären, organisatorischen oder gesellschaftlichen Systems wissen: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, müssen wir zulassen, dass sich alles verändert“ (Giuseppe Tomasi di Lampedusa).

Umfassendes Lernen

Folgen Schülern intensiv ihrem inhaltlichem Interesse an einem Thema und vertiefen sie sich in es, so können sie angesichts der Eile des Durchmarschs durch den Lernkanon in anderen Fächern ins Hintertreffen geraten. Der ständige Zeitdruck führt zur oberflächlichen Behandlung der Themen. Er fördert die Immunisierung gegen Inhalte. Es kommt zum „Verlust ihrer subjektiven Bedeutsamkeit“ (Boenicke u. a. 2004, 16). Das „vorzügliche Lernkind“ gleicht einem Schwämmchen, „welches das wieder von sich gibt, was es ohne besondere Verwendung ins Ich aufgespeichert hat“ (Robert Musil). Tiefere Dimensionen des Stoffs zu erschließen erfordert affinitives im Unterschied zu definitivem Lernen (Galliker). „‚Affinitive’ Zu- und Abwendungen“ sind im Unterschied zu „‚definitiven’ gekennzeichnet durch […] ein ‚Sich-Zurücklehnen’, Übersicht-Gewinnen, […] die Aufhebung von Festlegungen und Beschränkungen durch das In-den-Blick-Nehmen des ‚Ganzen’“ (Holzkamp 1995, 328). „Thematisch dominiertes expansives Lernen ist demnach […] immer auch ein Prozess der Vermeidung von Einseitigkeiten, Fixierungen, Verkürzungen, Irrwegen, Sackgassen beim Versuch der Gegenstandsannäherung. Dies wiederum kann nicht durch eine angespannte operative Lernplanung und konsequente Zielverfolgung o. ä. gelingen“ (Ebd., 480f.).

Benotung und instrumentelles Verhältnis zu den Unterrichtshalten

Der Unterricht gewöhnt die Schüler häufig an eine Zielverschiebung. Das Kriterium ist dann nicht mehr, „was von der Sache her und für sich selbst betrachtet bedeutsam ist.“ Stattdessen lautet nun die Frage: „Was bekomme ich dafür, wenn ich mir etwas einpräge, diese Handlung ausführe, mich so und so verhalte oder wenigstens ein bisschen so tue“ als ob ? (Waldrich 2007, 93, vgl. a. 22).

Die Benotung legt es Schülern nahe, nicht zu viel Mühe in Themen zu ‚investieren’, die sich nicht in relevanten Noten ‚auszahlen’ bzw. von darauf bezogenen Aktivitäten ‚ablenken’. Die Benotung erschwert es dem Schüler in einer dem Lernen abträglichen Weise, sich Rechenschaft abzulegen von seinem Nichtwissen, statt es zu vertuschen. Schon in der Schule lernen Schüler vor allem, eine Leistung eigener Art zu erbringen. Sie gewöhnen sich daran, etwas oft Unangenehmes und für sie Uneinsichtiges (das Lernen eines ‚Stoffes’, dessen Bedeutung ihnen oft nicht klar ist) hinter sich zu bringen, weil sie vorrangig über die erzielte Note etwas vom Lernen ‚haben’. Soweit Schüler auswählen können, werden sie aufgrund der schulischen Dominanz der Note über den Inhalt jenen Stoff vorziehen, bei dem sie (durch Vorwissen oder Neigung etc.) leichter eine gute Note erzielen. Das Nachsehen haben diejenigen Inhalte, von denen sie vielleicht gern mehr wüssten, dies aber eben auch mehr Arbeit nach sich zöge. Damit aber nicht genug. Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen wird auch in puncto schulisches Wissen gern so getan, als ob es sich nur um Mittel handele, über die das souveräne Subjekt später frei verfügen könne, wenn es die Lehrjahre hinter sich und die „Herrenjahre“ erreicht habe. Diese Fiktion sieht von den abträglichen Effekten des instrumentellen Verhältnisses zu Inhalten auf die Subjektivität ab. „Wer die Schule durchlaufen hat, dem fällt oft gar nicht mehr auf, dass ihm auch ein ganzes Stück seiner Lebendigkeit und des wirklichen Interesses an der Welt genommen wurde. Wie kommt es sonst, dass auch Akademiker häufig keine Bücher lesen, dass ihnen philosophische oder weltanschauliche Fragen gleichgültig sind“ (Waldrich 2007, 93). Der Satz „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“ bekommt angesichts dieser negativen Effekte schulischer Sozialisation eine bittere Bedeutung.

Der heimliche Lehrplan

Der gegenwärtige Schulunterricht erhebt „die Schnelligkeit der Auffassens und der Aufgabenbewältigung, die Kürze der Reaktionszeit bei der Anforderungserfüllung u. ä. schuldisziplinär zu einem inhaltlich nicht gedeckten, abstrakten Wert, der das Weiterkommen oder Zurückbleiben der Schülerinnen/Schüler unmittelbar beeinflusst“ (Holzkamp 1995, 482). Lernpsychologisch ist das fatal. „Für das Lernen ist wichtig: Gelernt wird immer dann, wenn positive Erfahrungen gemacht werden“ (Spitzer 2002, 181). Die Möglichkeiten des Gehirns lassen sich nur nutzen, wenn es nicht durch negativen Stress abgelenkt und absorbiert wird. „Wenn wir […] wollen, dass unsere Kinder und Jugendlichen in der Schule für das Leben lernen, dann muss eines stimmen: die emotionale Atmosphäre beim Lernen“ (Spitzer 2003). Der Zeitdruck schadet dem Lernen. Es wirkt eher lernhemmend. Für die Schule aber hat er eine wichtige Funktion. Er ist auf „die Verstärkung, wenn nicht auf die Herstellung von Leistungsunterschieden angelegt […] und auf deren Verfestigung. […] Der institutionelle Effekt des Lernens pro Zeit besteht darin, an den Schülerinnen und Schülern Unterschiede im Wissen herzustellen oder vorhandene zu verstärken“ (Nüberlin 2002, 11).

Selektion

Dass bei den Angstträumen Erwachsener das Thema Schule einen so großen Raum einnimmt, ist ein deutliches Indiz für die dort erlebte Versagensangst. Wie in anderen zentralen Bereichen der Gesellschaft stehen einzelne Leistungsanforderungen im Vordergrund zulasten der Entwicklung des Individuums. In der Schulklasse ergibt sich faktisch eine Hierarchie zwischen besseren und schlechteren Schülern. „Zurück bleibt dann nicht nur das Unvermögen, nicht Englisch sprechen zu können, sondern ein gestörtes Selbstvertrauen. […] Die Ich-Stärkung des Schülers, wichtigstes pädagogisches Ziel, wird verfehlt“ (Singer 1981, 172). „Der Lehrer glaubt Mathematik zu lehren, tatsächlich aber lehrt er diese Schüler Misserfolg, Demütigung, Beschädigung des Selbstwertgefühls“ (Singer 1998, 153). Die Selektion ist umso unerbittlicher, desto weniger Fördermaßnahmen für „leistungsschwächere“ Schüler vorgesehen sind bzw. an ihnen gespart wird.

Die Schule bereitet auf ein Geschäfts- und Erwerbsleben vor, in dem es darum geht, besser zu sein als die anderen. Neben den offiziellen Lerninhalten gibt es den gar nicht so heimlichen „heimlichen Lehrplan“. Zu ihm gehören der Zweifel bzw. die Furcht, die anderen seien „viel besser und perfekter, jedenfalls immer dabei, uns zu überflügeln. Wir sehen uns auf einer Leiter, die wir niemals ganz erklimmen können, ständig vom Absturz bedroht. Oben stehen diejenigen, ‚die etwas erreicht haben?. Wir hassen sie im Grunde unserer Seele, wollen zugleich aber auch ganz dort oben sein“ (Ebd., 40). Gute Lehrer bemühen sich zwar darum, dass Schüler, die leichter Zugang zu einem Unterrichtsstoff finden, anderen helfen, die sich dabei schwerer tun. Die Schüler haben im durch Konkurrenz um Noten dominierten Unterricht aber wenig Raum dafür, Hilfe und Kooperation zu entwickeln. Die mangelnde innere Ichstärke ist der Marktwirtschaft dienlich. Die Ichschwäche und das Rivalisieren bilden zwei Seiten einer Medaille: „Der Ehrgeizige ist weder seiner selbst noch der Verlässlichkeit der existenziellen Zustimmung der anderen sicher. Wie das in seinem Bestätigungsbedürfnis letztlich nicht ganz befriedigte Kind reagiert er mit verstärkter Anstrengung“ (Buchkremer 1972, 28). Status- und Karriereerfolge sollen dafür sorgen, dass der innere Mangel nicht gespürt wird. Zwar versuchen gute Lehrer, Schülern nicht nur abfragbaren Stoff beizubringen, sondern zu ihrer persönlichen Entwicklung beizutragen. Gewiss gibt es in Schulen immer wieder Reformbemühungen, die beabsichtigten, die benannten Probleme anzugehen. Im Endeffekt können sie sich nicht durchsetzen. Die Gegenkräfte und -tendenzen bleiben stärker.

Politische Relevanz der Kampagne „Schule muss anders“

Diese Kampagne steht in einer Reihe mit Bewegungen, die das Allgemeine (die Formen und Strukturen der Gesellschaft) ausgehend vom besonderen Feld, in dem die Arbeitenden jeweils tätig sind, infrage stellen können. Im Gesundheitswesen Arbeitende bemerken, wie dessen gegenwärtige Strukturen einer sorgsamen Krankenbehandlung oft entgegenstehen. Mit der Landwirtschaft Befasste nehmen war, dass die kapitalistischen Geschäftskriterien dem pfleglichen Umgang mit der Natur und der Qualität der landwirtschaftlichen Produkte abträglich sind. Zugleich ergeben sich aus den besonderen Tätigkeitsfeldern der Arbeitenden soziale Beziehungen zu denjenigen Teilen der Bevölkerung, die in besonderem Maße an diesem Bereich interessiert sind. Bei der Schule sind das die Eltern. Es handelt sich nicht einfach um einen Protest gegen Zumutungen, sondern um Personen, die Kompetenzen und Qualifikationen haben.

In der Gesellschaft entstehen solche auf die Arbeitsinhalte bezogenen Bedürfnisse und ein derartiges professionelles Ethos, die zu den herrschenden gesellschaftlichen Zwecken und Formen in Differenz und Gegensatz geraten können. Zugrunde liegt ein Widerspruch: Die Arbeitenden haben Qualifikationen und Reflexionsvermögen entwickelt. Sie ermöglichen es ihnen zu sagen: Ausgehend von dem, was wir gelernt haben und was wir können, sind wir imstande, mit unseren Arbeiten und Tätigkeiten sowie mit unseren Kompetenzen uns sinnvoller auf die Adressaten der Arbeit zu beziehen, als dies unter den Imperativen einer kapitalistischen Ökonomie möglich ist.

Der Protest stellt dann keine bloße Ansichtssache dar. Er ist bei den genannten Gruppen anders geerdet – in ihrem professionellen Ethos bzw. in ihren die Generativität betreffenden menschlichen Vermögen. John Kotre unterscheidet zwischen biologischer Generativität (dem Großziehen eigener Kinder), elterlicher Generativität (dem Sich-Kümmern um fremde Kinder), technischer Generativität (der Weitergabe und Vermittlung von Fertigkeiten und Wissen an die nächste Generation) sowie kultureller Generativität (der Weitergabe, Vermittlung und Transformation kultureller Werte) (Psychologie Heute 4/2001, S. 26f.). Sie schließt auch das Inhalte-Weitergeben bzw. -Weiterentwickeln ein.

Schule muss wirklich anders

Genauso wie es in Berlin – besonders vor dem Enteignungs-Volksentscheid – eine Mieterbewegung gibt, kann eine Gesundheits- oder eine Bildungsbewegung an Zustrom gewinnen. Solche Bewegungen entstehen in einer Gesellschaft, deren Bruttosozialprodukt wächst, während zentrale Bereiche, die für die Entwicklung der menschlichen Vermögen wesentlich sind (wie z. B. das Bildungswesen), in schlechtem Zustand bleiben. Im Bruttosozialprodukt gelten alle Inhalte gleich bzw. sind in ihm gleich gültig. Es steigt, wenn z. B. mehr Produkte schnell schnell veralten bzw. leicht kaputt gehen und mehr Ersatzkäufe stattfinden. (Einer 2013 erschienenen Studie über „Geplante Obsoleszenz“ (also über vorsätzlich in die Produkte eingebauten Verschleiß) zufolge könnten die Verbraucher pro Jahr 100 Mrd. Euro sparen, wenn sie „nicht ständig neue Produkte kaufen, weil die alten zu früh kaputtgehen“, Süddeutsche.de, 20.3. 2013). Das Bruttosozialprodukt ist das Pseudonym des abstrakten Reichtums. Er orientiert sich an der Akkumulation des Kapitals. Die Vorherrschaft dieses abstrakten Reichtums schadet auch den Schulen. Die skizzierten Strukturen des Unterrichts entsprechen einer Gesellschaft, in der im Alltag – nicht am Sonntag – das Individuum als „Humankapital“ gilt. Es muss danach streben, sich auf Arbeitsmärkten als verwertbar zu erweisen (‚employability?). Vielerlei Lernstoffe entwickeln „eine selbst objektive Seite oder Qualität, die an uns haftet“, aber „nicht eigentlich uns“ (Simmel 1986, 207).

Diejenigen, die „Schule muss anders“ wollen, können es nicht dabei belassen, die Beschränkung der Schule durch knappe Mittelzuweisung zu bekämpfen. Gewiss würde sich einiges am Lernen ändern, gäbe es kleinere Klassen, mehr Förderunterricht, Teams aus unterschiedlichen Berufen u. ä. Lehrer sind sich schnell einig darüber, dass „eigentlich“ mehr Geld in das Schulwesen gehört. Brisant werden Kontroversen im „Kollegium“ aber erst, wenn es um die Frage nach den Strukturen des Schulunterrichts geht. Die not-wendige qualitative Veränderung wird sich nicht als Wirkung der quantitativen Erweiterung (mehr Lehrer, Sozialarbeiter usw.) einstellen. Um den skizzierten Gegensatz zwischen zentralen Formen der Beschulung und dem guten Leben zu überwinden bedarf es – wir belassen es bescheiden bei einer Aussage über die Bildungsanstalten – nicht nur eines „mehr“ an Schule, sondern einer anderen Schule.

Literatur:

Boenicke, Rose; Gerstner, Hans-Peter, Tschira, Antje 2004: Lernen und Leistung. Vom Sinn und Unsinn heutiger Schulsysteme. Darmstadt

Buchkremer, Hansjosef 1972: Ehrgeiz. Stuttgart

Creydt, Meinhard 2022: Die Fehler des Alltagspragmatismus. In: Telepolis, 8.1.2023

Holzkamp, Klaus 1976: Sinnliche Erkenntnis – Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung. Kronberg

Holzkamp, Klaus 1993: Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung. Frankfurt M.

Hoock, Silke 2019: „Der härteste Umbruch meines Lebens“. In Der Spiegel Job&Karriere, 11.04.2019

Nüberlin, Gerda 2002: Selbstkonzepte Jugendlicher und schulische Notenkonkurrenz. Herbolzheim

Rumpf, Horst 1966: 40 Schultage. Tagebuch eines Studienrats. Braunschweig

Simmel, Georg 1986: Philosophische Kultur. Berlin

Singer, Kurt 1981: Maßstäbe für eine humane Schule. Frankfurt M.

Singer, Kurt 1998: Die Würde des Schülers ist antastbar. Reinbek bei Hamburg

Spitzer, Manfred 2002: Lernen, Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg

Spitzer, Manfred 2003: Medizin für die Pädagogik. In: Die Zeit, Nr. 39

Stangl, Werner 2003: Lernen wurde aus der Schule ausgelagert. In: Die Furche, Wochenzeitung

Waldrich, Hans-Peter 2007: Der Markt, der Mensch, die Schule. Köln

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DER ROTE FADEN

Erstellt von DL-Redaktion am 26. Januar 2023

Es regnet rein ins utopiesche Bildungszeitparadies 

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche mit Nina Apin

Ein Jahr bezahlter Urlaub für berufliche Weiterbildung? Zu schön, um wahr zu sein. Schon lässt der Finanzminister den Traum platzen.

Da soll doch keiner sagen, dass von der Regierungspartei SPD keine gesellschaftlichen Impulse mehr ausgingen. Gut, ich meine jetzt nicht Olaf „Ich muss erst ganz doll und lang überlegen, ob ich der Ukraine rechtzeitig vor der Frühjahrsoffensive der Russen Panzer liefern soll – oder doch erst so spät, dass sie nicht ihr ganzes Territorium zurückerobern können, was Putin als freundliches diplomatisches Angebot sicher zu schätzen weiß“ Scholz.

Sorry, das musste kurz raus. Aber ich wollte ja über positive sozialdemokratische Impulse schreiben. Eine Woche Heilfasten auf Rügen, ein zweiwöchiger Kurs in Entspannungstechniken zur Burnoutprävention oder Englisch für den Berufsalltag? Dafür gibt es bezahlten Extraurlaub. Auch jetzt schon, es gibt sogar einen Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub im Jahr – nur wird der bisher von gerade mal 2 Prozent der Ar­beit­neh­me­r:in­nen genommen.

Viele wissen gar nichts von dem Angebot, viele Arbeitgeber stehen kräftig auf der Bremse, und zwei Bundesländer, nämlich Sachsen und Bayern, machen gar nicht mit. Jetzt will Arbeitsminister Hubertus Heil den Bildungsurlaub gesetzlich verankern und ausweiten: Ein Jahr lang bezahlte Weiterbildung für alle Ar­beit­neh­me­r:in­nen, in Teilzeit sollen sogar bis zu zwei Jahre möglich sein, nach österreichischem Vorbild.

Klingt toll, oder? Ich habe schon Fantasien davon, wie wir zwei inspirierende Bildungsteilzeitjahre in Italien verbringen: Ich schreibe und verbessere mein Italienisch, der Mann gibt Kreativkurse und erwirbt eine Zusatzqualifikation in einer regionalen, fast vergessenen Drucktechnik …

Selbständige müssen zugucken

Leider aber ist die Fantasie „ein Ort, wo es hineinregnet“, wie der Schriftsteller Italo Calvino mal so hübsch gesagt hat. Habe ich letztes Jahr im Bildungsurlaub in Bologna gelernt. Selbstverständlich waren die paar Tage Intensivkurs viel zu kurz, um wirkliche Sprachfortschritte zu machen. Und auch das im Weiterbildungsgesetz entworfene Bildungszeitparadies hat Regenlöcher:

Die Drei von der Zankstelle 

Zwei Jahre reichen für eine komplette berufliche Umorientierung nicht aus, das letzte Jahr muss man sich dann irgendwie zusammenstückeln, vom Amt oder aus eigenen Ressourcen, wer es sich leisten kann. Und wer kann das schon? In meinem Fall ist der Mann leider auch selbstständig, also einer von rund 8 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland, die von der SPD beharrlich ignoriert werden, so auch bei diesem neuen Gesetz.

Aber immerhin tut sich überhaupt was in der Acht-Stunden-Arbeiten-bis-zur-Rente-Mühle. Man hat ja zu Jahresanfang viel gelesen über den Trend zum „Quiet Quitting“, also eine Art innere Emigration im Job, Modell Christine Lambrecht quasi. Und über die vielen Menschen, die trotz Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit ihre Arbeit gekündigt haben, aus Überforderung und weil sie mehr von ihrem Leben haben wollen als Meetings und Abgabefristen, Modell Jacinda Ardern.

Quelle        :        TAZ-online       >>>>>          weiterlesen

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Oben        —     Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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DL – Tagesticker 26.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 26. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Folge drei einer USA-Geschichte, die immer peinlicher wird  – . –  2.)  Nachwuchssuche wird für Polizei immer herausfordernder  – . –  3.) Afrikas Vielfalt wahrnehmen  – . –  4.) US-Ökonom Joseph Stiglitz fordert Spitzensteuersatz von 70 Prozent  – . –  5.) Verdacht des Landesverrats: Mutmaßlicher Kurier in BND-Spionagefall festgenommen  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Aus dem erdachten Buch der politischen Weisheiten! Erkennen Menschen Dich in der Politik als Esel oder Schaf – Schlaf weiter ! Sagt wer zu Dir aber blöde Sau – gilt dieses als Zeichen der Angst und hält man Dich für – Schlau. 

Nach Trump und Biden nun auch Mike Pence: Im Privathaus des ehemaligen Vizepräsidenten lagerten Geheimakten. Er habe nichts davon gewusst, behauptet er.

1.) Folge drei einer USA-Geschichte, die immer peinlicher wird

Jetzt also auch noch Mike Pence, vormals US-Vizepräsident. Am Dienstag meldete zunächst CNN, dass bei ihm daheim in Indiana ebenfalls vertrauliche Akten entdeckt worden seien, die dort nicht hingehören. Wie zuvor bei seinem früheren Chef Donald Trump in Florida sowie in Washington und Delaware bei dessen Nachfolger Joe Biden, dem gegenwärtigen Präsidenten. Es ist Folge drei dieser Geschichte, die immer peinlicher wird. Wie kann es sein, dass die wichtigsten Männer der Weltmacht bei ihren Umzügen dermaßen geschlampt haben? Die Fortsetzung dieser Serie spielt in Carmel am Rande von Indianapolis, dort steht zwischen Bäumen, Wiesen und Gewässern das neue Anwesen der Familie Pence. Bereits vergangene Woche fand sein Anwalt Matt Morgan unter diesem Dach ungefähr ein Dutzend Papiere mit dem Vermerk „classified“, dem Zeichen für Vertraulichkeit. Die Dokumente befanden sich in noch zugeklebten Umzugskartons. Pences Anwälte informierten das Nationalarchiv, wo solches Material nach der Amtszeit hingehört. Das US-Justizministerium schickte das FBI. Es handle sich um eine „kleine Anzahl von Dokumenten mit Verschlusssachen-Kennzeichnung“, so Pence-Berater Greg Jacob. Dem Vizepräsidenten sei die Existenz sensibler oder als geheim eingestufter Dokumente in seinem persönlichen Wohnsitz nicht bewusst gewesen, er kenne aber deren Bedeutung und werde bei jeder geeigneten Untersuchung kooperieren.

Süddeutsche-online

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Warum sollten Menschen für den Staat eine Uniform anziehen um sich Entmündigen zu lassen ? Der Staat stellt immer nur Anforderungen, ohne jemals selber zu liefern ! Wer ist Staat überhaupt ? Letztendlich doch nur was die jeweils in der Regierung sitzenden Politiker-innen welche sich um die Plätze in den Clan-Parteien aufdrängten, anschließend aber in einen Größenwahn ihre Wähler-innen nicht mehr erkennen.

DEMOGRAFISCHER WANDEL – „Nachwuchsfahndung“ heißt eine Kampagne der Polizei von Sachsen-Anhalt. Gewerkschafter sehen bei der Gewinnung qualifizierter Berufsanfänger Verbesserungsbedarf – vor allem in Berlin.

2.)  Nachwuchssuche wird für Polizei immer herausfordernder

Nicht nur Programmierer, Kellner und Lehrerinnen fehlen vielerorts, in einigen Bundesländern hat auch die Polizei inzwischen erhebliche Schwierigkeiten bei der Nachwuchsgewinnung. Wie die Ergebnisse einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigen, haben etliche Landesregierungen auf die bei ihnen seit 2019 gesunkene Zahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber mit einer Intensivierung ihrer Kampagnen zur Nachwuchsgewinnung und mehr Spielraum beim Höchstalter reagiert. Doch mancherorts reicht das nicht aus. Aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sind der demografische Wandel und der daraus resultierende Personalmangel, den auch andere Arbeitgeber spüren, nicht die einzigen Ursachen für das Problem. „Es muss intensiv und offensiv deutlich gemacht werden, wofür die Polizei in diesem Land steht“, meint der GdP-Bundesvorsitzende, Jochen Kopelke. Leider werde oft tatenlos zugeschaut, wie in Online-Videos „kübelweise Spott oder Hass und Hetze“ über der Polizei ausgekippt sowie „dreiste Lügen“ über sie verbreitet würde. Weitere Problemfelder seien die schleppende Digitalisierung sowie die Unterschiede zwischen verschiedenen Polizeibehörden, was Besoldung und Ausstattung angehe, sagt Kopelke.

NOZ-online

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War es nicht schon immer das erste Ziel aller Internationalen-Strategien aus einen „Fördern und Fordern“ ein „Einsacken und Mitnehmen“ zu machen ? Ehemalige Sklavenländer singen heute noch ihre Lieder ! Wer die Mali Version hörte, musste schon sehr tief in seinen Glauben an den Staat versunken sein !

Lücken der deutschen Afrikastrategie – Das BMZ übersieht, dass 54 Länder auf unterschiedliche Ansätze warten. Die Regierung sollte die Strategie entwickeln, nicht nur ein Ministerium.

3.) Afrikas Vielfalt wahrnehmen

Die neue Afrikastrategie des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) sagt viele richtige Dinge. Aber was daraus folgen soll, verharrt zumeist auf der Ebene von Allgemeinplätzen. „Die Entwicklung nachhaltiger, widerstandsfähiger Agrar- und Ernährungssysteme vorantreiben“ oder „Politische Teilhabe der Zivilgesellschaft stärken“ ist weder kontrovers noch neu. Kann es auch gar nicht sein, denn die „afrikapolitischen Leitlinien“ der Bundesregierung von 2019, die ein „Konzept“ aus dem Jahr 2014 ablösten, gelten ausdrücklich weiter, als „Rahmen“. Es gibt aber auch Afrikastrategien in weiteren Ministerien. Irgendwer hat sicher auch noch den „Marshallplan für Afrika“ und den „Compact mit Afrika“ und relevante EU-Papiere aufbewahrt. Bei all diesen Strategien ist der Weg wichtiger als das Ziel. Die Erarbeitung dieser Konzepte zwingt dazu, sich über Afrika Gedanken zu machen; das fördert Austausch und Verständnis. Was am Ende drinsteht, ist vergleichsweise nebensächlich. Und wie viele dieser Strategiepapiere werden je in Afrika gelesen?

TAZ-online 

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Oho – Wer hört ihn nicht, diesen lauten Schrei der Empörung von Deutsch-Republikanern aus CDU/CSU und FDP ? Merz, Dobrindt und Lindner werden Morgen sicher sehr heiser sein, aber trollendem erneut unter der Fahne im Reichstag erscheinen.

Soziale Gerechtigkeit – Der Nobelpreisträger und frühere Weltbank-Chefökonom Joseph Stiglitz spricht sich für eine stärkere Besteuerung hoher Einkommen aus. Ziel: Die zunehmende Ungleichheit auf der Welt zu verringern.

4.) US-Ökonom Joseph Stiglitz fordert Spitzensteuersatz von 70 Prozent

Der US-amerikanische keynesianische Wirtschaftswissenschaftler Joseph Stiglitz fordert, die Superreichen mit bis zu 70 Prozent zu besteuern, um die zunehmende soziale Ungleichheit zu bekämpfen. Stiglitz, der 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde, ist ein Pionier vieler Ideen zum Thema Globalisierung und Ungleichheit. Er bezeichnete die Einführung einer speziellen, weltweiten Einkommenssteuer von 70 Prozent für Höchstverdiener als „eindeutig sinnvoll“. „Die Leute an der Spitze mögen ein bisschen weniger arbeiten, wenn man sie stärker besteuert. Aber andererseits profitiert unsere Gesellschaft, wenn sie egalitärer und einheitlicher ist“, äußerte sich der 79-jährige frühere Weltbank-Chefökonom in einer Folge des „Equals“-Podcast von Oxfam, der sich mit Ungleichheit befasst. Derzeit beträgt der Spitzensteuersatz in Großbritannien 45 Prozent auf Jahreseinkommen über 150.000 Pfund (knapp 170.000 Euro). In den USA liegt der höchste Steuersatz bei 37 Prozent für Einkünfte über 539.901 US-Dollar (etwa 497.000 Euro). In Deutschland gilt ein Reichensteuersatz von 45 Prozent, der 2023 ab 277.826 Euro Einkommen greift (Anm. d. Red.). Laut Stiglitz würde die Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf Einkommen dazu beitragen, die Gleichheit in der Gesellschaft zu erhöhen. Aber eine noch größere Wirkung hätte die Einführung einer Vermögenssteuer auf die Reichtümer, die die Wohlhabendsten der Welt über Generationen angesammelt haben, so der Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Columbia-Universität. „Wir sollten Reichtum deswegen stärker besteuern, weil ein Großteil des Reichtums geerbt ist. Die jungen Walmarts etwa haben ihr Vermögen geerbt“, sagte er über die Erben des US-Einzelhandelsunternehmens Walmart. „Einer meiner Freunde beschreibt das als Gewinn in der Spermien-Lotterie – sie haben sich die richtigen Eltern ausgesucht. Ich denke, man muss sich darüber im Klaren sein, dass die meisten Milliardäre einen Großteil ihres Reichtums durch Glück erhalten haben.“

Freitag-online

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Mag sich hier wieder einmal einer im Amt Überhoben zu haben ? Sollte der zuletzt Festgenommene vielleicht auch Mitglied der FDP gewesen sein? Fragen über Fragen und wer konnte sie  erahnen? Und wo bleibt hier der MAD ? Ein Wort welches auf englisch – blöd heißt? 

Der Mann soll Informationen nach Russland gebracht haben. Der Beschuldigte wurde dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes vorgeführt.

5.) Verdacht des Landesverrats: Mutmaßlicher Kurier in BND-Spionagefall festgenommen

Nach der Festnahme eines Mitarbeiters des Bundesnachrichtendienstes (BND) wegen Spionage für Russland sitzt nun auch ein mutmaßlicher Mittäter in Untersuchungshaft. Der Mann wird nach Angaben des Generalbundesanwalts in Karlsruhe vom Donnerstag verdächtigt, die von dem BND-Mitarbeiter ausspionierten geheimen Informationen nach Russland gebracht und dort einem Geheimdienst übergeben zu haben. Der am Sonntag bei seiner Einreise aus den USA am Flughafen München Festgenommene ist demnach deutscher Staatsangehöriger und kein BND-Mitarbeiter. Der BND-Mitarbeiter Carsten L. war am 21. Dezember in Berlin wegen des Verdachts des Landesverrats festgenommen worden. Laut Generalbundesanwalt ist der nun ebenfalls beschuldigte Arthur E. der Mittäterschaft am Landesverrat dringend verdächtig. Die Ermittlungen seien in enger Zusammenarbeit mit dem BND und mit Unterstützung der US-Bundespolizei FBI geführt worden. Der Beschuldigte wurde demnach am Montag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes vorgeführt. Dieser habe den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet. Der im Dezember festgenommene BND-Mitarbeiter soll nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr Informationen, die er im Zuge seiner Arbeit erlangt hat, an Russland übermittelt haben. Bei den ausspionierten Informationen handele es sich um ein Staatsgeheimnis im Sinne des Strafgesetzbuchs, hatte die Karlsruher Behörde damals mitgeteilt.

Tagesspiegel-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

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Überfluss und Erschöpfung

Erstellt von DL-Redaktion am 25. Januar 2023

Einstige Gesellschaftsentwürfe verhießen eine Zukunft von grenzenlosem Reichtum

Ein Schlagloch von Robert Misik

Die heutigen sind eine Spur deprimierender. Der Begriff des „Überflusses“ hatte lange einen positiven Klang, da er uns von der Geißel des Elends befreien würde.

Die Gesellschaftsentwürfe haben uns stets auch Schlagworte beschert mit einem großen Beiklang, mit Obertönen, die in uns etwas zum Schwingen bringen. Über den Begriff der „Freiheit“ wird ja gerade heftig diskutiert, einerseits, weil das Wort von jenen vor sich her getragen wird, die ungehemmten Egoismus ausleben wollen. Andererseits, weil aus eben diesem Grund proklamiert wurde, der Begriff werde zur nichtssagenden „Floskel des Jahres“. Im Grunde ist der „Freiheits“-Begriff seit je voller interessanter Ambiguitäten.

Die historischen Freiheitskämpfe richteten sich gegen absolutistische Herrschaft und proklamierten demokratische Freiheitsrechte, also politische Freiheit, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, bis hin zu freien Wahlen. Es schwang aber auch sofort ein Pathos von Befreiung aus allen Zwängen mit, ein lebenskulturelles Laisser-faire, die Befreiung aus Konformismus und Konventionen, dieses ganze Zeug von Boheme über Hippies bis Punk. Nach den erfolgreichen Freiheitskämpfen hatte es die Freiheit in den Mühen der Ebene aber immer schwer, auch, weil sich gegen Kaiser und Autokraten schöner rebellieren lässt als gegen subjektlos prozessierende Strukturen wie den Neoliberalismus und seine Sachzwänge.

Es darf auch nicht ignoriert werden, dass sich in demokratischen Gesellschaften mit ihrem Mehrheitsprinzip die knifflige Frage zwischen individueller Freiheit und bindender Ordnung stellt, wie das der Staatsrechtler Hans Kelsen formulierte: Wenn in freiheitlichen Ordnungen mit dem demokratischen Mehrheitsprinzip Beschlüsse gefasst werden, sind sie auch für die Minderheit und jedes Individuum bindend. Wir haben das Problem mit Minderheitenschutz, ein paar Sicherungen gegen eine „Tyrannei der Mehrheit“ irgendwie provisorisch gelöst. All das ist noch nicht das Ende vom Lied, da wir auch die „Bedingungen von Freiheit“ kennen und wissen, dass Mangel, Unsicherheit und Chancenarmut große Hemmnisse sind, die Freiheit zu verwirklichen, das eigene Leben nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Diese Bedingungen der Freiheit für so viele Menschen als möglich zu garantieren, verlangt wiederum eine Begrenzung der Wirtschaftsfreiheit. Schlaue Köpfe grübeln seit mehr als einem Jahrhundert darüber, wie man das hinkriegt, ohne damit ein bürokratisches Kommandosystem zu etablieren, das Eigensinn und Kreativität der Einzelnen erst recht wieder gängelt. Zudem besteht ein Unterschied zwischen Akten der „Befreiung“ – etwa in Revolten und Rebellionen – und dem Status einer Ordnung der Freiheit. Ersteres ist packend, Letzteres dann schon fader, man lebt darin herum ohne viel Heldentum.

Wenn wir über die großen Worte und Parolen nachdenken, die bis heute unser Denken möblieren, dann wäre vielleicht ein Nächstes der Begriff des „Überflusses“. In den Utopien waren Vorstellungen vom potentiell grenzenlosen Reichtum seit jeher zentral, schon Mose versprach seinem murrenden Fußvolk, er werde es in ein Land führen, in dem „Milch und Honig“ fließe. Die Sozialisten und Kommunisten waren überzeugt, mit Produktivitätssteigerungen, Fortschritt und der Befreiung der Kreativität würde der Mangel endgültig besiegt, ein Leben im Überfluss möglich, da waren sie sich lustigerweise sogar mit den Kapitalisten einig. Der Begriff des „Überflusses“ hatte also lange einen rein positiven, pathetischen Klang, da er uns Menschen von der Geißel des Elends und seiner Zwänge befreien würde, bekam aber nach und nach auch negative Obertöne, man denke nur an den Begriff der „Überflussgesellschaft“ mit ihrer Warenflut, Verschwendung, ihren Milchseen und Fleischbergen, ihrer Entfremdung und ihren künstlich produzierten Bedürfnissen. Heute kommt der Begriff „Überfluss“ eher nur mehr in Textsorten vor, die einen traurigen Moll-Ton haben. Überfluss, gestern noch ein großes Versprechen, ist heute ein Krisensymptom.

Der Überfluss erschöpft die Strapazierfähigkeit des Planeten, heizt uns buchstäblich ein, auch die Ressourcen sind „erschöpft“. Die Gefräßigkeit des Wirtschaftssystems überfordert nicht nur die Natur, sondern auch uns Menschen, weshalb die Erschöpfungsdiskurse überall sprießen. Womöglich ist der Begriff der „Erschöpfung“ heute eine zentrale Vokabel für unsere Problem- und Zeitgefühle. Im Hamsterrad von Leben und Wirtschaftsleben, in das immer mehr Stress einzieht, beklagen auch die Individuen die Erschöpfung. Mutter Erde, aber auch Tom und Swetlana von nebenan, alle sind erschöpft. Eine ständige innere Unruhe macht sich breit, man beißt die Zähne zusammen, um zu funktionieren, obwohl alle schon irgendwie niedergedrückt sind. Man spurt, damit heute das Geld reinkommt, das morgen schon wieder rausfließt, für die gestiegenen Mieten, die Lebenshaltungskosten. Von der Hand in den Mund, Pausen sind nicht mehr vorgesehen. Von der „Dauererschöpfung“ schrieb der Soziologe Wolfgang Streeck schon vor zehn Jahren, Sighard Neckel sprach vom „gesellschaftlichen Leid der Erschöpfung“ in der Wettbewerbsgesellschaft. „Angst erschöpft“, bemerkte auch sein Kollege Heinz Bude.

Quelle         :           TAZ-online         >>>>>        weiterlesen

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EU Datenschutzbehörden:

Erstellt von DL-Redaktion am 25. Januar 2023

Schon wieder keine klaren Regeln für Cookie-Banner

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Welche Cookies dürfen es denn heute sein?

Quelle          :        Netzpolitik ORG.

Von      :   

Gegen tricksende Cookie-Banner gehen die europäischen Datenschutzbehörden bisher eher zögerlich vor. Jetzt veröffentlichen sie einen Bericht, der eigentlich Klarheit bringen soll, aber das Gegenteil bewirkt. Das schadet dem Datenschutz. Ein Kommentar.

Da hat der europäische Datenschutzausschuss schon extra eine „Task Force“ eingesetzt – und dann so etwas! Task Force klingt nach schnellem Handeln und einer klaren Agenda. Herausgekommen ist aber nur ein Bericht mit kleinstem gemeinsamen Nenner. Statt einheitlichen Regeln gegen manipulative Cookie-Banner, die wir als Nutzer:innen Tag für Tag wegklicken müssen, gibt es nur etliche Verweise auf notwendige Einzelfallprüfungen. So werden die Aufsichtsbehörden die Cookie-Krise wohl kaum lösen können.

Seit vielen Jahren sind Cookie-Banner ein Ärgernis für alle, die im Netz unterwegs sind. Besonders nervig sind jene Banner, die uns die Einwilligung mit Designtricks abluchsen wollen. Dazu setzen sie etwa versteckte Ablehn-Optionen oder unnötig komplizierte Auswahlmenüs ein. Das sehen eigentlich auch die europäischen Datenschutzbehörden kritisch. In einer lesenswerten Richtlinie haben sie 2022 diese sogenannten Dark Patterns analysiert und angemahnt, dass diese häufig gegen das europäische Datenschutzrecht verstoßen. Eine ergaunerte Einwilligung ist unwirksam.

Auf ein entschiedenes Vorgehen der Aufsichtsbehörden gegen diese noch immer weitverbreitete Praxis warten wir bis heute. Erst im September 2022 zeigten wir in einer umfassenden Recherche, dass ein Großteil der 100 reichweitenstärksten Websites hierzulande bei ihren Cookie-Bannern auf Tricksereien setzen. Ein Nachhaken bei deutschen Datenschutzbehörden hatte damals ergeben: Es gibt viele Beschwerden über rechtswidrige Cookie-Banner – die aber bislang meist folgenlos bleiben, die Verfahren dauern an.

Das große Zögern

Das mag der Grund dafür sein, dass der Europäische Datenschutzausschuss (EDPB), in dem alle nationalen Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, sich nun erneut zum Thema äußert. Konkret veröffentlichte der EDPB den Abschlussbericht einer Cookie-Banner-Task-Force. Dieser soll einen „kleinsten gemeinsamen Nenner“ abbilden und so für ein einheitliches Vorgehen gegen Einwilligungsschwindeleien im Netz sorgen.

Ein Blick in das Dokument offenbart jedoch, wie klein dieser gemeinsame Nenner ausfällt. Man könnte auch sagen: Die europäischen Datenschutzbehörden können sich nicht auf klare Regeln für das Design von Cookie-Bannern einigen.

Wer als Bürger:in oder Website-Betreiber:in das Dokument liest, um zu verstehen, wie die Einwilligungsdialoge denn nun aussehen oder nicht aussehen sollen, bleibt ratlos zurück. Und zwar nicht nur, weil der Bericht in einer Sprache gehalten ist, die an Unverständlichkeit locker mit den Datenschutzbestimmungen der Tech-Konzerne mithalten kann, sondern weil offenkundig der geeinte politische Wille fehlt, gegen den Missbrauch vorzugehen.

Fehlende Klarheit

Immerhin: Zu offensichtlichen Einwilligungsbetrügereien wie vorausgewählten Checkboxen oder im Design bewusst abseits platzierten Ablehn-Buttons findet der Datenschutzausschuss klare Worte. Beides führe dazu, dass die Einwilligung ungültig sei.

Doch dann endet die Eindeutigkeit auch bereits. So sind beispielsweise nicht alle europäischen Datenschutzbehörden der Meinung, dass es auf der ersten Seite eines Cookie-Banners einen Button mit der Aufschrift „Alles ablehnen“ brauche. Lediglich eine „große Mehrheit“ sehe in dessen Fehlen eine Verletzung der Vorgaben für Einwilligungen, heißt in dem Bericht. „Einige“ Datenschutzbehörden beharren gar darauf, dass die europäischen Datenschutzgesetze nicht vorsähen, dass auf jeder Dialog-Ebene eines Cookie-Banners, die einen „Akzeptieren“-Button einblendet, auch einer mit der Option „Ablehnen“ hingehöre.

In dieser Frage kann man sich immerhin noch an der Mehrheit der Aufsichtsbehörden orientieren. In anderen Fragen kommt der Datenschutzausschuss aber nicht einmal mehr zu eindeutigen Entscheidungen, sondern verweist stattdessen auf die Notwendigkeit einer Prüfung im Einzelfall. So etwa bei der Frage nach der farblichen Gestaltung der Cookie-Banner. Zwar problematisieren die Behörden einmal mehr, dass die Auswahloptionen häufig farblich so angelegt seien, dass der Ablehn-Button weniger gut sichtbar ist. Eine klares Urteil, dass diese Praxis datenschutzwidrig ist, sucht man jedoch vergebens.

Stattdessen verweist die Task Force darauf, dass Anbieter:innen beim Design der Cookie-Banner Spielräume benötigen würden. Übrig bleibt ein einziges Beispiel für unsaubere Farbgestaltung. Demnach sei eine Einwilligung ungültig, „wenn der Kontrast zwischen dem Text und dem Hintergrund des Buttons so minimal ist, dass der Text praktisch unleserlich für nahezu alle Nutzer:innen ist.“

Das ist so banal, dass es fast schon lustig ist. Datenschutzbehörden stellen klar: Nicht erkennbare Ablehn-Buttons gehen nicht. Nein? Doch! Ohh! Bei tatsächlich fiesen Tricks wie etwa dem fälschlichen Deklarieren von Tracking-Cookies als „notwendige Cookies“ vermisst man hingegen klare Ansagen.

Konstruktionsfehler der DSGVO beheben

Wenn das aber der kleinste gemeinsame Nenner ist, wie positionieren sich dann einige der Aufsichtsbehörden in diesen für sie qua Amt hochrelevanten Fragen? Und wenn sie sich auf nichts Relevantes einigen können – warum veröffentlichen sie das dann auch noch in einem Bericht?

Das Scheitern des EDPB an einheitlichen Standards für Cookie-Banner wäre weniger schlimm, wenn man den Eindruck hätte, dass in fast fünf Jahren seit Bestehen der DSGVO große Fortschritte bei der Datenschutzdurchsetzung im Netz erzielt worden wären.

Zwar gibt es bei manipulativen Cookie-Bannern inzwischen deutliche Verbesserungen. Doch diese sind weniger auf das energische Vorgehen der Datenschutzbehörden zurückzuführen, als vielmehr auf Analysen, Aufklärung und Verfahren der Zivilgesellschaft – die vor allem die österreichische Datenschutz-NGO None of Your Business (NOYB) um den Juristen Maximilian Schrems betrieben hat. Mit Hunderten Beschwerden hat NOYB überhaupt erst den Anstoß dazu gegeben, dass sich der Europäische Datenschutzausschuss des Themas Cookie-Banner annimmt.

Allzu gerne betonen Datenschützer:innen wie jüngst der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber in seiner Pressemitteilung zum Bericht der Task Force, dass sie gut ohne die nervigen Cookie-Banner leben könnten. Schließlich würden diese nur dann gebraucht, wenn Seitenbetreiber:innen Daten zu Geld machen. Trotzdem sind die Banner heute ein alltäglicher Berührungspunkt für hunderte Millionen Menschen mit dem Datenschutz. Dass manipulatives Design und offensichtliche Rechtsbrüche bei Cookie-Bannern weiterhin an der Tagesordnung sind, ist ein Armutszeugnis für die Aufsichtsbehörden – und schadet der Akzeptanz des Datenschutzes.

Der peinliche Bericht der Task Force erinnert deshalb einmal mehr an einen zentralen Konstruktionsfehler der DSGVO: Die Einwilligung gilt immer noch als heiliger Gral der Datenverarbeitung. Mit nur einem Klick willigen Menschen potentiell in alle möglichen Datenverarbeitungen ein. Das aber setzt falsche Anreize für Seitenbetreiber:innen, solch umfassenden Einwilligungen zu ergaunern und führt damit on- wie offline zu millionenfacher Pseudo-Legitimation ungewünschter Datensammlungen. Besser wäre es, wenn wir gesetzlich endlich klar definieren würden, wofür Daten genutzt werden dürfen – und wofür nicht. Dafür darf es gerne auch ein Task Force geben, die diesen Namen verdient.

Lizenz: Die von uns verfassten Inhalte stehen, soweit nicht anders vermerkt, unter der Lizenz Creative Commons BY-NC-SA 4.0.

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Die „Letzte Generation ?“

Erstellt von DL-Redaktion am 25. Januar 2023

Es ist Zeit, dass unsere Demokratie demokratischer wird!

Carla Hinrichs, Sprecherin der „Letzten Generation“

Quelle       :        Scharf  —  Links

Statement zum Jahrestag der Letzten Generation

Die Welt ist in Ordnung, es regnet. Lange. Das nervt. Aber es ist doch nur Regen?

Mit diesen Worten beginnt Andy Neumann seinen Bericht über die Flutkatastrophe im Ahrtal. Neumann ist Polizist. Als das Wasser stieg, dachte er noch, er sei vorbereitet, brachte abends seine Kinder ins Bett. Wie immer.

Doch dann kam das Wasser, drückte durch die Fenster ins Wohnzimmer, stieg die Treppen hoch, ins oberste Stockwerk. Neumann packte die Angst. Angst, dass seine Frau und Kinder sterben würden. Die Feuerwehr riet ihnen, auf das Dach zu klettern, doch eine Rettung sei auch von dort nicht möglich.
Panik war in ihnen, bis die Pegel begannen zu fallen.

Neumann und seine Familie überlebten.

Doch 180 Menschen starben.

Wissenschaftler:innen sagten später: Ohne die Klimakrise hätte das Hochwasser so nicht stattgefunden.

Die Überschwemmungen im Ahrtal haben sich in unser Gedächtnis gebrannt. Doch jeden einzelnen Tag sterben Menschen wegen der Klimakrise.

Es sind alte Menschen, die an heißen Tagen in ihren Wohnungen dehydrieren und plötzlich zu schwach sind, um den Notruf zu wählen. Schwangere erleiden durch die Hitze mehr Fehlgeburten. Menschen mit Asthma kämpfen mit Atembeschwerden, vor allem kleine Kinder leiden. An extrem heißen Tagen sterben rund ein Drittel mehr Menschen als üblich. Im Sommer 2022 sind in Europa rund 100.000 Menschen an Hitze gestorben.

Während das reichste 1 Prozent am Starnberger See, im Odenwald, in Berlin-Steglitz sich in ihre schattigen Gärten verzieht, leiden migrantische Viertel wie Berlin-Neukölln unter dem Hitzeinseleffekt: Enge, urbane Räume heizen sich noch schneller auf, als das Umland, die Hitze staut sich in den Straßen, Schüler:innen kämpfen darum, sich in den Klassenräumen konzentrieren zu können, verlieren dabei Bildungschancen.

In Ostafrika leiden 36 Millionen Menschen unter einer seit Jahren anhaltenden Dürre, alle 48 Sekunden stirbt jemand an Hunger. Ein Drittel Pakistans wurde überflutet.

Die Klimakrise ist da. Genau so, wie der Ölkonzern Exxon es in einem internen Memo 1981 vorhersagte: das Verbrennen fossiler Brennstoffe wird „in der Zukunft zu katastrophalen Konsequenzen führen.“

Exxon wusste schon damals Bescheid. Genau wie die Ölmultis Shell und British Petroleum. Was taten die CEOs? Sie ließen die Studien in der Schublade verschwinden und begannen, die Wahrheit zu attackieren. Hunderte von Millionen US-Dollar gaben sie pro Jahr aus, erstellten falsche Studien, griffen Klimawissenschaftler:innen und den Journalismus an, verbreiteten die Lüge, dass es keine globale Erwärmung gebe. Und sie hatten nicht nur Erfolg, sie verdienten auch gut daran. Drei Milliarden Dollar Profit am Tag. Rund ein Prozent des globalen Wohlstands.

„Mit all diesem Geld kann man jeden Politiker und jedes System kaufen“, sagt der belgische Forscher Aviel Verbruggen.

Und das tun sie: Konzerne haben gelernt, unsere repräsentative Demokratie zu manipulieren. Das zeigte sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder: In den erfolgreichen Kampagnen, die verschleierten, dass Rauchen Krebs erzeugt. In den erfolgreichen Kampagnen, die verschleiern, dass das Düngemittel Glyphosat schädlich ist. Das zeigt sich erneut in der Klimakrise.

Christian Lindner erhält für Auftritte als Redner bis zu fünfzehntausend Euro, zu seinen Auftraggebern gehören fossile Konzerne wie E.ON, mindestens eine halbe Million Euro macht er mit Nebeneinkünften pro Jahr. Kein Wunder, dass er den Klimaschutz “dem Markt” überlässt.

Friedrich Merz arbeitete als Anwalt für die Ruhrkohle AG, lobbyierte auch als Politiker gegen den Ausstieg aus den Fossilen. 13 000 Menschen arbeiten in Deutschlands Lobbyorganisationen, fossile Konzerne gehören zu den größten Geldgebern.

Das bittere Ergebnis:

Der Ausbau erneuerbarer Energien wird sabotiert.
RWE-Mitarbeiter:innen schreiben Gesetze für das Wirtschaftsministerium.
Die Bundesregierung zahlt jährlich 70 Milliarden Subventionen an fossile Konzerne.

Das heißt: Konzerne kapern unsere Demokratie – und keiner tut etwas dagegen.

Nicht “Klimakanzler” Olaf Scholz.
Nicht “Klimaminister” Robert Habeck.
Schon gar nicht Volker Wissing.

Unsere Regierung bricht damit geltendes Recht, unser Grundgesetz – im April 2021 entschied das Bundesverfassungsgericht in einer richtungsweisenden Entscheidung, dass Deutschlands Emissionen sinken müssen. Sofort. Nicht irgendwann nach 2030. Doch das passiert nicht. Wir rasen weiterhin auf die 1,5-Grad-Grenze zu, dahinter lauern die Kipppunkte des Klimas: Die Arktis schmilzt ab. Der Golfstrom kommt zum Erliegen. Der Amazonas stirbt. Und mit ihm unser klimatisches Gleichgewicht.

„Ich sage Ihnen, dass wir unsere Kinder in einen globalen Schulbus hineinschieben, der mit 98% Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt”, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Weltweit renommierter Klimaforscher und Gründer des Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung.

Doch die Regierung drückt sich. Vertröstet auf später, findet immer neue Entschuldigen.

Und ja, die Wende zu Erneuerbaren wurde verschleppt. Ja, es braucht Energiesicherheit. Ja, es braucht Arbeitsplätze. Aber all das wäre möglich mit regenerativen Energien. Doch die Regierung schafft es nicht, gegen den Einfluss von Konzernen wie RWE anzukommen. Sie kommt ihrer Verantwortung, unser Leben zu schützen, nicht nach.

Deshalb ist es an der Zeit, dass unsere Demokratie demokratischer wird. Es ist an der Zeit, dass die Macht wegkommt vom 1 Prozent und hin zu den 99 Prozent. Es ist Zeit, dass Bürger:innen selbst entscheiden können über Klimaschutz.

Wir wollen, dass endlich jene die Entscheidungen treffen, die von der Klimakrise betroffen sind. Während das 1 Prozent mit seinen Reichtümern schon heute Notfallpläne anlegt für den Tag, wenn Hunger und Kriege eintreten, sich Bunker baut in Neuseeland, sind wir darauf angewiesen, dass der Staat Vorsorge trifft, der Klimakrise zu begegnen.

Deshalb fordern wir: einen verbindlichen Gesellschaftsrat, der erarbeitet, wie Deutschland bis 2030 Nullemissionen erreichen kann.

In diesem kommen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten Deutschlands zusammen, erarbeiten mithilfe von Expert:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft bindende Vorschläge dazu, wie es weitergehen kann.

Veganer:innen und Autofans diskutieren gemeinsame Lösungen, denn auch sie haben ein geteiltes Interesse: die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten schützen und den Weg dahin sozial gerecht gestalten.

Die Regierung hat sich in den Koalitionsvertrag geschrieben: “Wir werden Bürgerräte zu konkreten Fragestellungen durch den Bundestag einsetzen und organisieren.” Wir nehmen sie beim Wort, denn Vorbilder aus Frankreich, Irland, Belgien zeigen, dass das Format Menschen in ihrer Anstrengung vereint und konstruktive Ansätze hervorbringt.

Wir fordern die Bundesregierung auf, einen Gesellschaftsrat einzusetzen und seine Beschlüsse umzusetzen. Wir fordern, dass wir, die 99 Prozent, endlich mitentscheiden dürfen über den Erhalt unserer Lebensgrundlagen.

Denn es hat sich gezeigt: immer da, wo Bürger:innen informiert über ihr Schicksal mitentscheiden dürfen, wartet eine bessere, sicherere, gerechtere Welt auf uns.

Nachweise:

Bericht von den Überschwemmungen in Westdeutschland:
Andy Neumann – Es war doch nur Regen!?

Auswirkungen der Klimakrise auf die Überschwemmungen in Westdeutschland

Gefahren für alte Menschen in Hitzewellen

Hitzewellen und Fehlgeburten

Asthma, COPD und Hitzewellen

Übersterblichkeit und Hitzewellen

Übersterblichkeit und Hitzewellen 2

Hitzeinseln in Berlin

Effekt von Hitze auf Denkleistung

Dürre in Ostafrika

Dürre in Ostafrika 2

Überschwemmungen Pakistan

ExxonMobile und Klimastudien

Profite der Ölkonzerne und wie sie sich Einfluss erkaufen

Christian Lindner erhält Lobbygelder:
Annika Joeres, Susanne Götze – Die Klimaschmutzlobby, S.191

Christian Lindners Nebeneinkünfte

Friedrichs Merz lobbyiert für fossile Konzerne

Lobbyismus in Deutschland

Ausbau erneuerbarer Energien wird sabotiert

70 Milliarden fossile Subventionen

RWE-Mitarbeiter schreiben Gesetze für das Wirtschaftsministerium

Urteil des Bundesverfassungsgericht

Die Überlebenspläne der Superreichen, Bunker in Neuseeland

Schellnhuber-Zitat

Erfolgreiche Bürgerräte

Koalitionsvertrag und Bürgerräte

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Kolumne-La dolce Vita

Erstellt von DL-Redaktion am 25. Januar 2023

Die Grünen haben ihre Ideale längst verraten

Von    :    Amina Aziz

Greta Thunberg lächelt , als drei Po­li­zis­t*in­nen sie letzte Woche bei dem Protest gegen die Abbaggerung des Dorfes Lützerath zur Förderung von Kohle für den Energiekonzern RWE wegtragen.

Sie wirkt ihnen überlegen, auch als die Po­li­zis­t*in­nen sich einige Meter weiter mit ihr fotografieren lassen. Die Staatsgewalt in voller Montur, die Hände so auf Gretas Körper platziert, dass die Aktivistin nicht abhauen kann. Das ist laut Polizei nicht inszeniert, wirkt aber dennoch so, als wollte sie ihren „Fang“ präsentieren.

Als ausführende Gewalt kommt die Polizei ihrem Auftrag nach, den Zugang zur Braunkohle freizuräumen. Ohne die Klimabewegung einzubeziehen, hatten Wirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Klimaschutzministerin Mona Neubaur einen Deal mit RWE ausgehandelt, und die Grünen haben diesem im Rahmen des Braunkohleausstiegs einstimmig im Bundestag zugestimmt. Dagegen ist die Verzögerungstaktik der Klimabewegung in Lützerath harmlos. Denn es steht nichts weniger auf dem Spiel, als die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und die verdammte Energiewende, mit der die Politik nicht hinterherkommt.

Deutschland zählt nach wie vor zu den Ländern, die am meisten Kohle produzieren und CO2 ausstoßen. Ein zügiger Ausbau erneuerbarer Energien ist nicht in Sicht. Einige Grü­nen­an­hän­ge­r*in­nen nehmen an, das würde sich ändern, wenn die Grünen alleinige Regierende wären. Doch das ist ein Trugschluss. So wie es die Aufgabe der Polizei ist, die Interessen des Staates durchzusetzen, ist es das Anliegen des Staates, die Interessen der Wirtschaft nach Profit zu wahren. Dieses Prinzip stellt Profite vor das Wohl von Mensch und Natur, und Parteien können das Prinzip nicht aufheben. Die Grünen haben schon genug Ideale verraten, damit sie regierend bleiben. Selbst wenn die Ökonomie einen grünen Anstrich erhält, wie es die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang im Spiegel verficht, ändert das nichts daran, dass Menschen zugunsten von Gewinnen ausgebeutet werden und Konzerne über unsere Ressourcen entscheiden und nicht wir selbst.

In Bezug auf die Proteste in Lützerath wird von einigen Medien und Po­li­ti­ke­r*in­nen angeprangert, Ak­ti­vis­t*in­nen hätten Steine und Molotowcocktails auf die Polizei geworfen. Dabei ist es heuchlerisch gegenüber den Anliegen der Bewegung auszusparen, dass sich zwei ungleichwertige Geg­ne­r*in­nen gegenüberstehen. Nicht nur ist die Polizei besser geschützt und mit Waffen ausgerüstet, die sie auch eingesetzt hat. Sie steht auch für die Macht des Staates und schützt die der Konzerne. Wer keine Steinwürfe und Sitzblockaden möchte, muss die Politik dazu drängen, den Anliegen der Bewegung endlich entgegenzukommen.

Quelle        ;       TAZ-online         >>>>>       weiterlesen

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Oben     —    Kostüm von Danilo Donati für „Il Casanova“, Film von Federico Fellini en 1976, Schauspieler Donald Sutherland. – Anita Ekberg – Giulietta Massina et Marcello Mastroianni / Kostüme, Accessoires, Dessins, Dekore, Scénarios, Fotografien, Montage, Postproduktion.

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DL – Tagesticker 25.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 25. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) „Eine erlösende Nachricht für das geschundene ukrainische Volk“  – . –  2.) Stoltenberg weist Erdogans Drohung gegen Schwedens Nato-Beitritt zurück  – . –  3.) Vize-CDU-Chef greift Maaßen an  – . –  4.) Deutschland/Frankreich: Wattekauen in der Sorbonne  – . –  5.) Ignoriertes Gesetz – Bundesregierung und Klimaziele  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Sagt Frau Marie-Agnes Strack-Zimmermann aus der FDP als „Panzertante mit Haarhelm“, die beliebteste „Kriegstreiberin der Deutschen Herzen“. Ist es nicht beruhigend jetzt schon zu wissen, wie viele der oben stehenden Sternlein eines Tages auf die Angsthasen der Deutschen hinabregnen?

Nach langem Zögern hat die Bundesregierung beschlossen, Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Politiker von FDP, Grünen und Union begrüßen die Entscheidung – und kritisieren, dass sie „viel zu lange“ gedauert habe.

1.) „Eine erlösende Nachricht für das geschundene ukrainische Volk“

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hat die Entscheidung für die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine begrüßt. „Die Entscheidung war zäh, sie dauerte viel zu lange, aber sie ist am Ende unausweichlich. Dass Deutschland die Lieferung seines Panzers Leopard 2 durch Partnerländer freigibt und auch selbst liefert, ist eine erlösende Nachricht für das geschundene und tapfere ukrainische Volk“, sagte Strack-Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Entscheidung bedeute einen wichtigen Schritt in der Zurückdrängung des brutalen Angriffs Russlands auf ein unschuldiges Land. „Mit der sehr großen Hilfe, die Deutschland in den letzten Monaten bereits geleistet hat und mit seinen Partnern noch leisten wird, ist heute ein entscheidender Schritt auf dem Weg zurück zu Frieden und Freiheit gelungen. In diesen Bemühungen werden wir nicht nachlassen, bis dieser Weg vollendet ist“, sagte Strack-Zimmermann. Auch der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, Christian Dürr, lobte einem Medienbericht zufolge die Entscheidung, Panzer an die Ukraine zu entsenden. „Der Bundeskanzler hat heute eine Entscheidung getroffen, die niemand auf die leichte Schulter genommen hat“, sagte er dem Nachrichtenportal „t-online“ laut redaktioneller Fassung. Der SPD-Außenpolitiker Michael Roth begrüßte die Entscheidung ebenso. Es sei an der Zeit, den internationalen Partnern deutlich zu machen: „Wir haben viel geleistet und sind bereit, diesen Schritt auch noch zu gehen“, sagte Roth am Dienstagabend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Auf die Frage, seit wann er von der Entscheidung wisse, sagte Roth, er habe nicht gewusst, wann die Entscheidung falle, aber gespürt und gehofft, dass sie komme. Die SPD habe am Montag in einer Präsidiumssitzung darüber beraten.

Welt-online

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Wie würde sich der Papst wohl äußern, wenn irgendwer am frühen Abend das Märchenbuch der Bibel vor seinen Palast anzündet ? Nicht viel glaube ich, er würde vielleicht das letzte Tröpfchen Öl nachgießen, welches vom Vorabend übriggeblieben ist.

Nach Koran-Verbrennung. Der Nato-Generalsekretär erinnert an die Meinungsfreiheit. Er findet die Proteste seien unangemessen, doch die Ratifizierung der Beitrittsprotokolle dürfe nicht auf den letzten Metern scheitern.

2.) Stoltenberg weist Erdogans Drohung gegen Schwedens Nato-Beitritt zurück

RP-online

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Hier sehen wir nur eine Spitze vom Eisberg der Parteien Clans. Merz mit seinen „Pascha“ Sprech- gegen Einwanderungen- war in der Familie gut, er darf weiter unter den Wolken nach Höheren fliegen, – während Maaßen aus der Fahnenträger Riege des Reichstag weichen soll. Zweierlei Maß ist nur in der Politik eine anerkannte, da einkommensbezogene Gewichtseinheit. Aber wie heißt es doch so schön: „Pack schlägt sich – Pack verträgt sich

Möglicher Ausschluss von CDU-Rechtsaußen. Andreas Jung attestiert Ex-Verfassungsschutzchef Maaßen eine „Radikalisierung nach rechts“. Ein Parteiausschluss müsse geprüft werden. Auch die SPD macht Druck.

3.) Vize-CDU-Chef greift Maaßen an

Der stellvertretende CDU-Chef Andreas Jung bescheinigt dem früheren Verfassungsschutzpräsidenten und CDU-Politiker Hans-Georg Maaßen eine „Radikalisierung nach rechts außen“ und fordert nun zügig Konsequenzen. Maaßen überschreite mit seiner sprachlichen Eskalation immer neue Grenzen. „Deshalb muss jetzt rechtlich ein Parteiausschluss geprüft und politisch ein glasklarer Strich gezogen werden“, sagte Jung den Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung (Mittwoch). Weiter sagte Jung: „Die CDU steht für Maß und Mitte, Maaßen mit seiner fortschreitenden Radikalisierung nach rechts außen für das exakte Gegenteil.“ Maaßen füge der Glaubwürdigkeit der CDU damit schweren Schaden zu. Auch die SPD fordert von der Union Konsequenzen. Die parlamentarische Geschäftsführerin Katja Mast sagte der „Rheinischen Post“: „Jetzt sind Taten statt Worte gefragt.“ Maaßen habe schon lange die demokratische Mitte verlassen. „Er hetzt seit Jahren.“ Nach umstrittenen Äußerungen Maaßens hatten mehrere CDU-Politiker den früheren Verfassungsschutzpräsidenten zum Parteiaustritt aufgerufen oder mit einem Antrag auf Parteiausschluss gedroht. Maaßen gab sich unbeeindruckt und sagte der „Junge Freiheit“, er lasse sich nicht einschüchtern. Er glaube nicht, dass er in irgendeiner Weise die Voraussetzungen für ein Parteiausschlussverfahren erfüllt habe. Anlass für die Forderungen an Maaßen, die CDU zu verlassen, waren dessen Behauptungen in einem Tweet, Stoßrichtung der „treibenden Kräfte im politischen-medialen Raum“ sei ein „eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“.

TAZ-online

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Wo Friede ist – gibt es Eierkuchen und einmal mehr geistert die „German-Angst“ durch Europa. Hat denn noch Niemand in der EU begriffen an welchen Strippen der Hampelmänner er ziehen muss, um diese in Bewegung zu setzen ?

Was Kanzler Olaf Scholz Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags über Europa gesagt hat, ist an Schönfärberei nicht zu überbieten.

4.) Deutschland/Frankreich: Wattekauen in der Sorbonne

So kann man sich rein- und Differenzen auswaschen. Kanzler Olaf Scholz lobt zur Feier von 60 Jahren Élysée-Vertrag in der Pariser Sorbonne die am gleichen Ort im September 2017 gehaltene EU-Reformrede von Präsident Emmanuel Macron. Die sei ein „entscheidender Schritt hin zu einem souveränen Europa“ gewesen, „so wie du, lieber Emmanuel, es vor fünf Jahren gefordert und skizziert hast, dafür bin ich dir sehr dankbar“. Als habe der ihm aus der Seele gesprochen, als er seinerzeit für eine EU-Inventur warb, um Innovationen anzustoßen, die in eine finale Integration münden konnten. Macron hatte für eine „Neugründung“ Europas plädiert. Er wollte keine (damals) 18 Eurostaaten-Haushalte, sondern ein Eurozonen-Budget, ein gemeinsames Militär und einheitliche Steuern. Ihm schwebte eine EU-Asylbehörde aller Mitgliedstaaten vor, um die jeweilige Einwanderungspolitik zu synchronisieren. Er empfahl einen europäischen Staatsanwalt für den Antiterrorkampf. Frankreich und Deutschland sollten vorangehen und dies zum 55. Jahrestag des Élysée-Vertrages 2018 besiegeln. Nicht zum 60. verdruckst daran erinnern. Olaf Scholz scheut Verantwortung in Europa.

Freitag-online

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Wurden in diesem Land nicht schon immer Rechnungen ohne den Wirt, dem „Kapital der Wirtschaft“ ausgestellt? Spätestens dann, wenn es um die Verteilung der politischen Pfründe geht, fällt die Demokratie, gleich einem Kartenhaus in sich zusammen.

Eigentlich ist es eine ziemlich klare Angelegenheit. Seit 2019 hat Deutschland ein nationales Klimaschutzgesetz (KSG), das die Ziele ziemlich genau festlegt.

5.) Ignoriertes Gesetz – Bundesregierung und Klimaziele

Eigentlich ist es eine ziemlich klare Angelegenheit. Seit 2019 hat Deutschland ein nationales Klimaschutzgesetz (KSG), das die Ziele ziemlich genau festlegt. Die sind zwar auch nach der im Sommer 2021 aufgrund eines Richterspruchs aus Karlsruhe erfolgten Nachbesserung noch immer viel zu bescheiden. Doch immerhin gibt es diese klar fixierten gesetzlichen Vorgaben, die für die einzelnen Sektoren wie etwa Industrie, Verkehr und Landwirtschaft festlegen, wie hoch der Ausstoß der Treibhausgase noch sein darf. Und zwar nicht irgendwann in ferner Zukunft, sondern mit eindeutig definierten Schritten, Jahr für Jahr. Das Problem: Das Gesetz ist nicht nur unzureichend, da selbst mit dem nun endlich abgesteckten Rahmen Deutschland nicht seinen Anteil zur Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau beitragen wird. Sondern das KSG wird von der Bundesregierung auch noch fortgesetzt ignoriert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat daher nun eine Klage beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingereicht. Schon 2021, im zweiten Jahr, für das das KSG Emissionshöchstgrenzen vorsieht, wurden die Ziele in den Sektoren Gebäude und Verkehr gerissen. Das hatte seinerzeit der vom Gesetz vorgesehene Expertenrat der Bundesregierung ins Stammbuch geschrieben. Konkret geht es dem BUND darum, die vom Gesetz für den Fall der Zielverfehlung vorgesehenen, aber insbesondere vom Bundesverkehrsministerium verweigerten effektiven Sofortprogramme zur Emissionsminderung zu erzwingen.

junge Welt-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Proteste in Lützerath

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Januar 2023

Vorteile der Bewegung

Demozug in Keyenberg

Ein Debattenbeitrag von Alicia Mengelkamp

In Lützerath stießen mit Polizei und Pro­tes­tie­renden zwei unterschiedliche soziale Gruppen aufeinander. Eine organisationssoziologische Analyse.

Die Räumung Lützeraths ist vorbei; die Diskussion über das Geschehene allerdings noch lange nicht. Ein Protestmittel, welches besonders die medialen Bilder prägte und in der Kritik stand, waren Steine. Steine, die auf das Einsatzpersonal der Polizei flogen. Nicht nur Polizei und Po­li­ti­ke­r*in­nen verurteilten dies scharf. Videos in den sozialen Medien zeigen, dass auch Protestierende immer wieder „Keine Steine!“ riefen, sobald diese in Richtung Einsatzpersonal flogen.

Warum versuchten auch Protestierende aktiv, dies zu unterbinden? Für die Protestbewegung bedeuteten diese Steine neben ihrer moralischen Fragwürdigkeit vor allem eines: die Gefahr, den eigenen Erfolg zu riskieren. Proteste leben von der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Aktionen, die umstrittenes Handeln von Staat und Unternehmen skandalisieren und Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind ihr Lebenselixier. Überraschende Aktionen mit viel Masse und Wucht sind ihre Spezialität.

Prägen aber Bilder von Gewaltaktionen – wie hier die fliegenden Steine – das Image der Proteste in den Massenmedien, besteht die Gefahr, Solidarität in der Bevölkerung zu verlieren. Doch diese ist essenziell für den Erfolg von Protestbewegungen. Bestenfalls müssen Proteste also die Entscheidung treffen, lediglich friedlichen Widerstand zu leisten, um keine Körperverletzung von Einsatzpersonal und womöglich Ak­ti­vis­t*in­nen zu riskieren.

Und hier wird es spannend: Warum fällt diese Entscheidung der Protestbewegung so schwer? Der Grund liegt nicht etwa am mangelnden Willen oder der Qualität eines Protests. Er liegt in seiner Struktur.

Organisationen, wie sie in Lützerath in Form der Polizei auftreten, haben gegenüber Protestbewegungen einen strukturellen Vorteil. Sie können verpflichtende Erwartungen stellen: Wenn man bei ihnen Mitglied ist, hat man sich an formale Bedingungen zu halten, denen man mit Eintritt in die Organisation zustimmt: Sie beinhalten, eigenes Handeln an den Zielen der Organisation und nicht an seine eigenen Überzeugungen anzupassen – selbst wenn also in Lützerath Po­li­zis­t*in­nen vor Ort waren, die sich emotional mit den Protestierenden solidarisierten, musste dies privat bleiben.

Es durfte nicht ihre Handlungen als Einsatzkräfte beeinträchtigen. Erhalten sie die Anordnung, eine Blockade zu räumen, müssen sie dieser Folge leisten, egal was sie gerade darüber denken. Und mit Rückblick auf die Proteste ist dies auch nicht passiert: Bislang ist kein Fall von Dienstverweigerung seitens der Po­li­zis­t*in­nen bekannt. Denn diese hätte für sie dienstrechtliche Sanktionen zur Folge.

Bei den Protestierenden war genau das Gegenteil der Fall: Sie waren gerade wegen ihrer persönlichen Meinung anwesend. Die Ak­ti­vis­t*in­nen waren dabei bedeutend weniger an die Erwartungen einer überstehenden Instanz gebunden. Dabei waren Ermahnungen zur Friedlichkeit von eigenen Führungspersonen vermutlich prägend – wenn die Protestierenden diese jedoch nicht umsetzen wollten, griff kein Sanktionsmechanismus wie bei der Polizei. Die Protestierenden waren nämlich statt Organisationsmitgliedern lediglich Anhänger des Protests.

Demozug zur Schlusskundgebung zwischen Keyenberg und Lützerath

Als solche konnten sie sich selbst Aufgaben und die Art ihres Protests aussuchen – auch wenn sie sich ethisch fragwürdig verhielten, mussten sie nicht mit einem Rausschmiss rechnen. Denn erstens zählte für die Protestbewegung immer noch jede Person, die sich mit ihrem Körper der Räumung Lützeraths entgegensetzte. Und außerdem gab es keinen Sanktionshebel: Kei­n*e Ak­ti­vis­t*in konnte von der Protestbewegung selbst des Geländes verwiesen werden, weil es keine legitimierte Instanz gab, die dies entscheiden konnte.

Eine Anhängerschaft hat jedoch auch Vorteile gegenüber der Mitgliedschaft: Wegen ihres leichten Einstiegs schaffen es Bewegungen gegenüber Organisationen nahezu unbegrenzt, An­hän­ge­r*in­nen zu rekrutieren. Auch wenn die Polizei NRW weiterhin Einsatzkräfte aus ganz Deutschland mobilisiert hat – die Protestierenden schafften es, mehr Menschen als erwartet nach Lützerath zu bringen.

Diese Menschen ließen sich bei der Umsetzung des Protestes zwar strategisch nicht auf einen Nenner bringen. Aber es waren doch Menschen, die die gleichen Werte und vor allem das gleiche Ziel verfolgten. Dass die Protestierenden es deshalb schafften, trotz Polizeiketten zu dem Tagebau vorzudringen, war deshalb wenig überraschend.

Weitere Begegnungen mit der Polizei

Quelle          :        TAZ-online            >>>>>          weiterlesen

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Wissen durch Betrug

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Januar 2023

Kriminelle Wissenschaftler betrügen mit Künstlicher Intelligenz

Euro coins and banknotes.jpg

Quelle      :        INFO Sperber CH.

Martina Frei /   

Zehntausende von vermeintlich wissenschaftlichen Arbeiten werden so fabriziert. Akademiker bezahlen dafür.

«Diese Machenschaften greifen um sich wie ein Krebsgeschwür. Wir steuern auf eine Krise zu. Das dürfen wir nicht einfach weiterlaufen lassen», sagt Bernhard Sabel, und dabei klingt der Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg ernsthaft besorgt.

Ende 2020 hörte der Professor zum ersten Mal von den «Paper mills», auf Deutsch «Papiermühlen». Diese Schreibstuben, von denen niemand weiss, wer dahintersteckt, offerieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihre Dienste.

Die Kunden können wählen: Wer sein Forschungsprojekt abgeschlossen hat, übergibt seine Daten der «Papiermühle», die dann das Manuskript schreibt und für die Publikation in einer Fachzeitschrift sorgt. «Das kostet etwa 1’000 Euro», sagt Bernhard Sabel, der sich verschiedene Angebote angesehen hat.

Für 26’000 Euro gibts eine frei erfundene «wissenschaftliche» Publikation

Für rund 8’000 Euro erfindet die «Papiermühle» kurzerhand ein Manuskript, schreibt es und publiziert es in einem Wissenschaftsverlag. Als Autor oder Autorin fungieren die Kunden.

«Der prospektive Autor muss nur noch ein bestimmtes Fachgebiet nennen, eventuell auch ein paar Schlüsselwörter oder Methoden angeben und ein Journal auswählen», heisst es in einem Artikel im «Laborjournal».

Das «Rundum-Paket» ist Sabel zufolge für 17’000 bis 26’000 Euro zu haben. Für diesen Preis liefert eine «Papiermühle» den Entwurf für ein Forschungsprojekt, führt angeblich die Experimente durch – die in Wahrheit aber nie stattfinden – schreibt mit den erfundenen Daten ein Manuskript, fügt Bilder und Grafiken ein, schickt es (entgegen der allgemeinen Praxis) an mehrere wissenschaftliche Zeitschriften gleichzeitig – und bekommt von einer Redaktion den Zuschlag für die Publikation. Angesichts von über 50’000 wissenschaftlichen Zeitschriften ist die Auswahl gross.

«Da hat sich eine richtige Industrie entwickelt»

«Je renommierter die Zeitschrift, desto höher der Preis», sagt Sabel. «Fälschungen hat es zwar immer schon gegeben und wird es immer geben. Aber die massenhafte, globale, industrielle Herstellung von komplett erfundenen wissenschaftlichen Artikeln – das ist neu und sehr besorgniserregend. In den letzten Jahren hat sich da eine richtige Industrie entwickelt.»

Geschrieben werden diese Fake-Studien und -Fachartikel von Künstlicher Intelligenz (KI), die an Millionen von Artikeln trainiert wurde. Manchmal leisten Wissenschaftler dabei Redaktionshilfe.

«Die Texte sind so ausgefeilt, dass das keiner mehr erkennen kann.»

Bernhard Sabel, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg

«Ich war schockiert, als ich kürzlich bei einem Kongress erfahren habe, wie gut KI solche Fachartikel schreibt», sagt Sabel. «Früher enthielten die von KI verfassten Manuskripte noch sprachliche oder logische Fehler – jetzt sind die Texte so ausgefeilt und von so hoher Qualität, dass das keiner mehr erkennen kann.»

Eine andere Masche der «Papiermühlen»: Sie übersetzen beispielsweise russische Fachartikel und reichen die Übersetzung bei einer englischsprachigen Fachzeitschrift ein.

Sabel weiss von einem KI-Test in den USA, bei dem eine wissenschaftliche Publikation, die dem italienischen Kernphysiker Enrico Fermi anno 1938 zum Nobelpreis verhalf, mit KI übersetzt, aufbereitet und dann an eine renommierte Fachzeitschrift geschickt wurde. «Sie wurde als publikationswürdig angenommen, aber nicht publiziert, weil das Ganze nur als Test gedacht war.»

Dutzende von Fachrichtungen sind betroffen

Vor allem in der Medizin und in den Computerwissenschaften stellten die Artikel aus Papiermühlen ein grosses Problem dar. «Das sind keine Einzelfälle», sagt Sabel, der sich im erweiterten Präsidium des Deutschen Hochschulverbands mit dem Thema befasst. Dutzende andere Fachrichtungen seien ebenfalls betroffen, darunter die Psychologie, Soziologie, Betriebswirtschaft/Marketing, Agrarwissenschaften und sogar die Philosophie.

Kurz nachdem er zum ersten Mal von «Papiermühlen» erfahren hatte, entdeckte Sabel, dass in der neurowissenschaftlichen Zeitschrift, deren Chefredaktor er ist, von etwa 200 überprüften Artikeln zehn bis 15 problematisch gewesen seien. «Wir waren stärker betroffen, als ich mir das hätte vorstellen können. Das hat mich nicht ruhen lassen.»

In neurowissenschaftlichen Fachzeitschriften, schätzt Sabel, sind rund zehn Prozent der veröffentlichten Artikel «hochgradig verdächtig». Der eindeutige Beweis, dass eine Arbeit aus einer «Papiermühle» stamme, gelinge nur in Einzelfällen. Meist wisse man dies eben nicht mit Sicherheit, sagt Sabel.

Von 1’000 medizinischen Fachartikeln waren 238 mutmasslich fabriziert

Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen zog er Stichproben: Von 1’000 Artikeln, die in zehn medizinischen Fachzeitschriften erschienen waren, drängte sich bei 238 der Verdacht auf, dass sie fabriziert waren. «Diese Arbeiten stammten vor allem aus China, Indien, dem Iran, der Türkei und Russland.»

Vollständig gefälschte Arbeiten würden wahrscheinlich durch die üblichen Verfahren des Peer-Review oder nach der Veröffentlichung durch die Peer-Evaluierung aufgedeckt, sagt Edwin Charles Constable, Präsident der Expert:innengruppe für Wissenschaftliche Integrität der Akademien der Wissenschaften Schweiz. «Beim Lesen einer solchen Arbeit bekommt man oft ein Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt.»

Doch da widerspricht Sabel heftig.

«Das Problem ist fundamental und es wächst seit zehn, fünfzehn Jahren.»

Bernhard Sabel, Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg

Mittlerweile hat der Psychologe mit seinem Team mehr als 13’000 wissenschaftliche Artikel unter die Lupe genommen. «Die Ergebnisse haben uns überrascht», sagt er, will aber nicht mehr verraten, bis die Arbeit durch unabhängige Gutachter geprüft und veröffentlicht ist. Nur so viel: «Das Problem ist fundamental und es wächst seit zehn, fünfzehn Jahren.»

Die Gutachter gehen den «Papiermühlen» auf den Leim

Dazu trägt auch das sogenannte «open access publishing» bei, also der freie Online-Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln, ohne teure Abos von Fachzeitschriften. Dank freiem Zugang kann beim «open access» mit geringem Aufwand, ohne Redaktions-, Vertriebs- und Druckkosten, viel mehr publiziert werden. «Alle freuten sich über den Zuwachs – auch die wissenschaftlichen Verlage, akademischen Institutionen und Staaten», sagt Sabel. Dass «open access» auch Wind auf die «Papiermühlen» war, damit rechnete niemand.

«Papiermühlen-Detektive» schätzen, dass Tausende oder Zehntausende von angeblichen wissenschaftlichen Publikationen bloss erfunden sind – trotzdem bestanden alle diese Phantasie-Artikel den peer-review-Prozess durch Gutachter von international akzeptierten Wissenschaftsjournalen.

Angesichts von circa 2,8 Millionen wissenschaftlichen Artikeln, die jedes Jahr veröffentlicht werden – Tendenz steigend — erscheinen selbst ein paar Zehntausend Fakes wenig. Doch niemand kennt die Dunkelziffer. Manche Schätzungen gehen sogar von über 400’000 fabrizierten Artikeln jährlich aus, etwa die Hälfte in der Biomedizin.

Jeder vierte eingereichte Artikel war vermutlich erfunden

Und wenn doch einmal eine solche «Papiermühlen»-Arbeit irgendwo nicht zur Publikation angenommen wird, dann erscheint sie halt in einer anderen Fachzeitschrift. Das ergab die Nachverfolgung von 13 dubiosen Fachartikeln, die zuvor beim Verlag «FEBS Press» abgelehnt worden waren. Laut einer Mitarbeiterin von «FEBS Press», auf sich die das Wissenschaftsmagazin «Nature» berief, nahm die Anzahl der Arbeiten, die aus Papiermühlen stammten, in den letzten Jahren massiv zu.

Bei der Fachzeitschrift «Molecular Brain» war jeder vierte Artikel, der dort zur Publikation eingereicht wurde, vermutlich frei erfunden. Der Wissenschaftsverlag Elsevier gab «Nature» gegenüber an, seine Mitarbeitenden würden jedes Jahr Tausende von «Papiermühlen»-Artikeln erkennen und vor der Publikation herausfischen.

Publizieren – oder Stipendium zurückzahlen

Die Kunden der «Papiermühlen» stammen aus China, Russland, dem Iran, Japan, Indien, Korea, den USA und weiteren Ländern.

«Chinesische Wissenschaftler, die mit chinesischen Staatsstipendien in hiesigen Laboren arbeiten, müssen in China Verträge unterschreiben. Wenn sie bestimmte Ziele nicht erreichen, müssen sie das Stipendium zurückzahlen. Solche Ziele sind oft Publikationen. Als ‹Bürgen› stehen auf diesen Verträgen Eltern oder Verwandte. Man kann sich vorstellen, was passiert, wenn bei einem solchen Forschungsaufenthalt die Publikationen ausbleiben. Da wird dann auch schon mal ‹fabriziert›, teilweise offensichtlich mit Duldung der Laborleiter, die dem Mitarbeiter helfen möchte, das Gesicht zu wahren», erläutert Ulrich Dirnagl, Gründungsdirektor des «Centre for Responsible Research QUEST» in Berlin. Dirnagl beschäftigt sich dort seit Jahren damit, wie die wissenschaftliche Qualität erhöht werden kann.

Im Visier: Chinesische Ärztinnen und Ärzte

Zu mahlen begannen die «Papiermühlen» vermutlich etwa im Jahr 2010. «China wollte zur führenden Wissenschaftsnation aufsteigen», sagt Sabel. Entsprechend sei der Druck auf chinesische Akademiker enorm gestiegen. «Das Ganze ist aber auch in anderen Ländern ein Problem, allerdings nicht in diesem Ausmass.» Eine besondere Zielgruppe der «Papiermühlen» sind chinesische Mediziner.

Laut dem Wissenschaftsmagazin «Nature» verfügte beispielsweise die Gesundheitsbehörde von Bejing im Jahr 2020, dass nur noch Chefärztin oder -arzt werden kann, wer auf mindestens drei wissenschaftlichen Artikeln als Erstautorin fungiert. Mindestens zwei solche Erstautorenschaften braucht es für die Beförderung zum Stv., doch im Spitalalltag bleibt keine Zeit, um sich akademische Meriten zu verdienen.

Oft würden sich zehn oder mehr Autoren aus derselben Institution die Kosten für die «Papiermühle» teilen, weiss Sabel. Manchmal stammten die angeblichen Autoren auch aus Abteilungen, die mit dem Thema der Publikation nichts zu tun haben.

In der Schweiz seien fabrizierte Publikationen «meiner Meinung nach bisher überhaupt kein Problem. Aber sie könnten in Zukunft eines werden», sagt Constable.

«Papiermühlen» untergraben die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft

Das Grundübel, sind sich Fachleute einig, ist der Druck auf die Forschenden weltweit. Wer Karriere machen will, muss in möglichst hochrangigen Fachzeitschriften viel publizieren und von anderen zitiert werden. Die Autoren würden oft auf den realen oder imaginären Publikationsdruck reagieren, dem sie von ihren Institutionen ausgesetzt seien. Optimal wäre eine koordinierte Reaktion auf der Ebene der internationalen Akademien und Fördereinrichtungen, sagt Constable, «aber wie immer steckt der Teufel im Detail».

«Wir sollten den Publikationsdruck wieder auf ein normales Mass runterfahren und nicht nur die Quantität, sondern vor allem auch die Qualität bewerten», findet Sabel und warnt: «Die Folgen der kriminell erworbenen Publikationen sind katastrophal, weil sie die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft untergraben. Das schadet dem Vertrauen in die Wissenschaft. Es beschädigt auch die Reputation akademischer Institutionen. Und es ‹verschmutzt› unser Weltwissen. Die Gefahr ist, dass wir uns später nicht mehr sicher sind, welche wissenschaftlichen Ergebnisse stimmen und welche erfunden sind.»

Möglicher Einfluss auf die Wirtschaft

Zudem zieht das Ganze immer weitere Kreise, wenn ahnungslose Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern solche fake-Publikationen in ihren Arbeiten zitieren, sich auf sie berufen und davon ausgehend womöglich neue Studien mit Krebs-, Alzheimer- oder anderen Patienten beginnen. Ein einziger Fall könne zehn, Hunderte oder Tausende von Artikeln bei verschiedensten Verlagen berühren, zitierte «Nature» einen Pressesprecher des «PLOS»-Verlags.

Fabrizierte Publikationen könnten auch die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen, befürchtet Sabel. Wenn afrikanische Staaten zum Beispiel nicht mehr wüssten, welcher Dünger bei einer bestimmten Bodenbeschaffenheit der beste sei, weil gefakte Arbeiten falsche Resultate vorgaukeln, dann könne sich das unmittelbar auf die Ernte auswirken.

Durch engagierte Chefredaktoren wie Sabel trete nun «das ganze Ausmass dieser Vermüllung» ans Tageslicht, schrieb Dirnagl im «Laborjournal». Doch Fachleute sehen es anders: Das, was jetzt sichtbar werde, sei ziemlich sicher bloss die Spitze des Eisbergs.

Rekorde bei der Anzahl zurückgezogener Artikel

Sabel etwa geht davon aus, dass bisher vielleicht ein Prozent oder weniger der gefakten Arbeiten auffliegt und zurückgezogen wird. Wenn gewiefte «Papiermühlen»-Detektive einen Verdacht äusserten, seien die Chancen auf einen Rückzug höher.

Etwa jede vierte verdächtigte Publikation wurde gemäss Recherchen von «Nature» zurückgenommen. Das führte in den letzten beiden Jahren zu hunderten von Rücknahmen. Verglichen mit den Vorjahren, erreichten die Retraktionen damit Rekordzahlen. Einige Beispiele:

  • Das «European Review for Medical and Pharmacological Sciences» hat seit 2020 mehr als 180 Artikel zurückgezogen.
  • Die altehrwürdige und erste Pharmakologie-Zeitschrift der Welt, das «Naunyn–Schmiedeberg’s Archives of Pharmacology» zog über 300 Artikel zurück, weil die Autoren die Originaldaten auf Anfrage nicht vorlegten. 30 Prozent aller Artikel, die bei dieser Fachzeitschrift im Jahr 2020 eingereicht wurden, waren demnach fabriziert. Einige der zurückgezogenen Artikel wurden später mit leicht verändertem Titel und anderen Autorinnen und Autoren in anderen Fachzeitschriften publiziert.
  • Im Januar 2021 zog «Royal Society of Chemistry Advances», eine Zeitschrift der «Königlichen Gesellschaft für Chemie», 68 solcher vermeintlicher Fachartikel zurück. Alle Arbeiten stammten von Autorinnen und Autoren aus China.
  • Im Oktober nahm das «Journal of Cellular Biochemistry» 129 Artikel zurück, die aus «Papiermühlen» stammten.
  • Im Dezember 2021 kam es zum Massenrückzug bei «SAGE»: 122 Arbeiten waren betroffen. Im Februar 2022 nahm «IOP Publishing» auf einen Schlag 350 Fachartikel zurück, im September 2022 stieg die Anzahl auf fast 500, berichtete «Retraction Watch».

Viele Wissenschaftler ahnen nichts und Journale foutieren sich darum

Leider würden sich aber viele Fachzeitschriften noch immer gar nicht um das Problem kümmern oder die nötigen Rücknahmen verschleppen, kritisiert Dirnagl. «Die Verlage sind nicht immer besonders hilfreich», bestätigt Constable. Und die Autorinnen oder Autoren dieser Publikationen sind meist unkontaktierbar.»

Sabels Erfahrungen zeigen, dass die meisten Wissenschaftler von diesem Problem noch nie gehört haben. Selbst der Präsident einer grossen medizinischen US-Fachgesellschaft mit 50’000 Mitgliedern habe völlig verblüfft reagiert. Als Sabel ihm das Ganze darlegte, entfuhr ihm ein: «Wow, I had no idea.» Auf deutsch: «Davon hatte ich keine Ahnung.»

Ein Problem für den Wissenschaftsjournalismus

Auch Journalistinnen und Journalisten haben kaum eine Möglichkeit, solche pseudo-wissenschaftlichen Artikel zu erkennen. Denn über die Methoden, mit denen Wissenschaftler wie Bernhard Sabel den «Papiermühlen»-Publikationen auf die Schliche kommen, äussern sie sich nur sehr vage. Der Grund: Die Mitarbeitenden in den «Papiermühlen» und auch die KI würden sofort mitlesen und ihre kriminellen Methoden anpassen, um weniger enttarnt zu werden. 

Hinweise auf eine fabrizierte Arbeit können zum Beispiel sein, 

  • dass Abbildungen gefälscht sind
  • dass Textplagiate nachweisbar sind
  • dass Autorinnen und Autoren auf Anfrage der Fachzeitschrift keine Originaldaten zur Verfügung stellen
  • dass keine Identifizierungsnummern der Autorinnen und Autoren genannt werden (sogenannte ORCID-ID).

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Gezwitscher schräger Vögel

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Januar 2023

Neue Vögel, neue Lieder.

Quelle       :        Scharf  —  Links

Ein Kommentar von Georg Korfmacher, München

Neue Länder, neue Vögel, neue Vögel, neue Lieder. Dieser von Heinrich Heine höchst feinfühlig und romantisch verfasste Reim ist mehr als ein schönes Gedicht.

Es ist auch eine ebenso zwingende wie richtige Beschreibung von anderen Kulturen und Veränderungen, politisch wie privat und aller Art. Heute leben wir – wieder einmal – in einer Zeit großer, globaler Veränderungen, und es ist vernünftiger, sich offen diesen Veränderunegn zu stellen, als sie stolz zu übergehen. Am Beispiel China zeigt sich das besonders eindrucksvoll.

Nun ist China mit seiner über 4000-jährigen Geschichte und Hochkultur nict gerade neu, für viele aber weitgehend unbekannt, obwohl wir täglich unzählige Produkte und Dienstleistungen aus China nutzen, um unser Leben so zu führen, wie wir es gerne haben wollen. In diesem fernen China leben andere Vögel mit anderen Gesängen und Menschen wie Du und ich mit anderen Einstellungen, Gebahren und Wichtigkeiten. Und das in einer für uns nicht vorstellbar großen Völkergemeinschaft von 1,4 Mrd. Menschen hinter der Chinsischen Mauer als Schutzsymbol gegen unerwünschte Eindringlinge. Wäre es da nicht angebracht, mehr über die für uns neuen Vögel mit ihren neuen Liedern zu wissen, um deren Verhaltensweisen und Wertvorstellungen besser zu verstehen und sachlich beurteilen zu können?

Aber nein, im Zusammenhang mit dem weltweiten Aufstieg Chinas und dem ungekehrt proportioanlen Abstieg des Westens stellt Prof. Dr. Wolfram Elsner in einem bemerkenswerten Interview im Portal TELEPOLIS fest, „dass der westliche Medien- und Politik-Mainstream …… vor allem ideologisch und nicht sachlich motiviert ist: Hauptsache „bashen“ und die Welt weiter spalten.“ Diese bewußte Verdummung und Voreingenommenheit widerspricht nun aber ganz und gar derchinesischen Grundeinstellung, wonach der Mensch durch Bildung „edel“ wird (Konfuzius). Das ist ein ganz anderer Gesang von einem uralten Vogel, der uns auch die Goldene Regel (Zwinge niemals anderen auf, was du nicht für dich selbst wählen würdest) für den ehrlichen Umgang miteinder empfiehlt.

Ohne sachlich auf die neuen Lieder der neuen Vögel hinzuweisen, verführen nach Elsner „Panik und geringe Handlungsfähigkeit……den Westen dazu, eine Eskalationsstrategie zu betreiben, die Kalaschnikows aus dem Schrank zu holen, die Mafia anzurufen und vor das Headquarter des Konkurrenten zu ziehen.“ Die Verzerrungen und mit blumigen Worten begründten Falschmeldungen und Vermutungen über China sind nach Elsner „Das Elend des Westens – seiner Medienindustrie, „Dienste“, „Denkpanzer“ (Think Tanks), und der von den Medien vorangetriebenen Politiker.“ Und an diesem Elend wird der Westen ersticken, wenn er sich nicht endlich besinnt, sachlich, respektvoll und auf Augenhöhe mit der chinesischen Gesellschft und deren Politik umzugehen. Ja, Chinesen singen andere Lieder, die sich in vielen Bereichen wohltuend von dem kakophonen und eingebildeten Geplärre in westlichen Ländern abheben. Wir haben nur eine Welt, die sich laufend verändert, und wir alle müssen jeder nach seiner Art so singen, dass uns diese Welt zum Wohl aller Menschen erhalten bleibt.

Urheberrecht
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Oben       —    Kanrienvogel in Tianjin

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Knapp überm Boulevard

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Januar 2023

Wenn das Volk die Demokratie stürmen will

Schafherde mit Schäfer.jpg

Eine Kolumne von Isolde Charim

Als am 8. Jänner Tausende Anhänger des abgewählten Präsidenten Jair Bolsonaro Regierungsbauten in Brasilia stürmten, war das ein Déjà-vu. Schon gesehen wurde es fast auf den Tag genau vor zwei Jahren – am 6. Jänner 2021 beim Washingtoner „Sturm aufs Kapitol“. Dieser hat nun eine Art Reenactment erfahren – eine Wiederaufführung, eine Re-Inszenierung.

Ein Déjà-vu hat man aber auch schon in Europa haben können. Etwa bei der Querdenker-Demonstration 2020 in Berlin, wo ein Sturm auf den Reichstag schon auf dessen Stufen endete. Auch bei der kürzlich inhaftierten Reichsbürgergruppe kursierten solche Vorstellungen – hier blieb es bei Fantasie und Plan. Insgesamt kann man aber sagen: Es gibt ein wiederkehrendes Muster, das sich in Brasilien nun in einer krassen Variante zeigte.

Wie bei all diesen Versuchen blieb man auch diesmal perplex zurück: Kann denn irgendjemand glauben, dass so ein Staatsstreich funktioniert? Kann irgendjemand glauben, dass solcherart ein Putsch gelingen könnte? In Brasilien waren noch nicht einmal Politiker am Ort des Geschehens. Es war Sonntag. Worum geht es dabei also?

Viele Kommentatoren sprachen von einem Fake-Putsch, von einer Umsturzgeste, die auf Demütigung, nicht auf Eroberung der Macht zielte. Ein anarchisches Spektakel, das eingängige Bilder produzierte.

Aber die Vorstellung eines Spektakels bleibt äußerlich. Damit erfasst man nicht, was diese Leute angetrieben und getrieben hat. Angetrieben sind sie von Politikern ebenso wie von Verschwörungsfantasien – getrieben zu etwas, was nicht nur ein Fake, eine Geste ist, sondern der reale Vollzug eines symbolischen Akts.

Das Paradoxe daran ist: Dieser symbolische Akt ist die Re-Inszenierung eines viel älteren Originals. Er ist gewissermaßen die Wiederaufführung einer demokratischen Urszene: Das Volk stürmt den Ort der Macht. Aber die Neuinszenierung weist deutliche Unterschiede auf. Richtete sich die historische Szene gegen eine monarchische Macht mit dem Ziel, Demokratie herzustellen, so ist es heute genau umgekehrt. Das ganze symbolische Arsenal an aufgeladenen Gesten, Parolen, Szenerien wird nun gegen die Demokratie aufgefahren.

Die Urszene wird gezielt als Überschreitung der Demokratie inszeniert. Dazu gehört wesentlich das ostentativ ungenierte Lümmeln auf Amtssesseln – nicht nur als Eindringen, sondern auch als Einnehmen des Sitzes der Macht. Physisch und symbolisch zugleich. Oder eine Kopie der Verfassung mitnehmen und sie johlend zur Schau stellen. Wie das Entweihen einer Reliquie. Eine Schändung der Demokratie gewissermaßen – was aber nur möglich ist, wenn diese zum Heiligtum erstarrt ist. Es geht also um Blasphemie, bei der demokratische Formen als Gegendemokratie aufgefahren werden.

Auch diese Gegendemokratie hat sich verändert. Ursprünglich bezeichnete der französische Theoretiker Pierre Rosanvallon eine aktive Zivilgesellschaft, die sich als Korrektiv der Politik verstand, als Gegendemokratie. Das meinte eine produktive Institutionalisierung von Misstrauen. Das genuin demokratische Konzept einer Kontrolle der Macht.

Quelle       :        TAZ-online          >>>>>          weiterlesen 

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Grafikquellen       :

Oben      —       Eingezäunte Schafherde mit Schäfer auf der Dreiborner Hochfläche im Nationalpark Eifel.

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Unten          —      Trump-Unterstützer vor dem Kapitol nach 16 Uhr

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DL – Tagesticker 24.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Kanzler Olaf Scholz hat Deutschlands Ansehen „zerdeppert“  – . –  2.) Sind unsere Straßen bald völlig überlastet? Verkehrsminister Wissing warnt   – . –  3.) Streit um deutsche Leopard-2-Panzer  – . –  4.) 60 Jahre Élysée-Vertrag: Mehr Erinnerung als Realität  – . –  5.) Erhöhung der Parteienfinanzierung ist verfassungswidrig  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Wann oder Wo hätte dieses Land in der Welt „ein Ansehen“ gehabt ? Vielleicht dort, wo sich Länder gute Geschäfte ausrechneten ? Aber Menschlich ? Das Deutsche GG. sagt: „Alle Macht geht vom Volk aus“ und nicht -/- Alle Gewalt geht von den, vom Volk bezahlten Söldnern und für die Politik Handelnden – aus ??? Gibt es in anderen Ländern keine Meinungsäußerungen ? Aber diese finden mit Sicherheit nicht auf den roten Teppichen statt. 

Grünen-Politiker Anton Hofreiter. – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht sich zunehmender Kritik an seiner vorsichtigen Haltung zur Lieferung von Panzern an die Ukraine ausgesetzt. Nun holt Anton Hofreiter (Grüne) zum Schlag aus.

1.) Kanzler Olaf Scholz hat Deutschlands Ansehen „zerdeppert“

Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unterstellt, durch sein Zögern bei der Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine dem Ansehen Deutschlands geschadet zu haben. „Ganz erheblichen Schaden haben wir dadurch angerichtet, insbesondere in Ost- und Mitteleuropa, aber auch in anderen Ländern und inzwischen auch international“, sagte Hofreiter am Montag im Fernsehsender Phoenix. Der Grünen-Politiker wies zugleich darauf hin, dass Deutschland der Ukraine bereits sehr viele Waffen geliefert habe. „Deshalb ist es umso tragischer, dass man mit ungeschicktem Handeln in einzelnen Bereichen – und obwohl wir so viel tun – so viel Ansehen zerdeppert hat“, sagte er.

Stuttgarter-Zeitung-online

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Weshalb erklären die politischen Blindgänger nicht, warum die Standspuren bald breiter als die Fahrspuren sind ?  Hat so ein Dackel denn jemals hinter einen Steuerrad gesessen, oder sich nur Kutschieren lassen? Für solche Damen- oder Herren-Schaften ist doch das lesen einer Zeitung schon Schwerstarbeit. Auch ohne den Inhalt auch nur annähernd verstanden zu haben. 

„Dringend gegensteuern“ – Verspätungen, Ausfälle und überfüllte Züge sind in Deutschland leider keine Ausnahme mehr. Doch könnte es bald auch auf den Straßen zu Überlastungen kommen? Verkehrsminister Volker Wissing hat nun vor diesem Fall gewarnt. 

2.) Sind unsere Straßen bald völlig überlastet? Verkehrsminister Wissing warnt 

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat davor gewarnt, dass die Straßen in Deutschland bald ähnlich überlastet sein könnten wie heute bereits die Bahn. „Wenn wir auf der Straße nicht ähnliche Zustände wie gerade bei der Schiene erleben wollen, müssen wir auch hier jetzt dringend gegensteuern“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „In Deutschland ist nicht nur die Zahl der Autos, sondern auch der Güterverkehr über die Jahre konstant gestiegen. Das wurde aber weder bei der Schiene noch bei der Straße entsprechend nachgehalten.“ Volker Wissing: Verkehrsminister warnt vor überlasteten Straßen Damit legte Wissing im Streit mit Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) um schnellere Planungsverfahren im Verkehrsbereich nach. Wissing möchte, dass der Neu- und Ausbau von Straßen künftig – wie erneuerbare Energien – in einem überragenden öffentlichen Interesse liegen. Damit soll ein Projekt bei Abwägungen in Behörden und vor Gericht leichter realisiert werden können. Das Umweltministerium ist dagegen. Befürchtet wird, dass dies dem Umweltschutz schadet. Neue Autobahnen dienten nicht der Erreichung der Klimaziele, das Gegenteil sei der Fall, hieß es am Freitag. Mit dem Thema sollen sich am Donnerstag die Spitzen der Koalition beschäftigen.

Express-online

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Aber waren die Brandstifter auf dieser Welt nicht schon immer in der Überzahl ? Selbst das Löschen der Feuer überließen diese politischen Chaoten doch immer ihren bezahlten Gruppen. Wumms, Wumms, Wumms – niemals hörten wir auch nur einen Bumms von Scholz. Da zeigten die Herren aus dem Mittelalter und seiner grauer Vorzeit doch mehr Vorbild und liefen der Front voraus. Sogar ganz ohne Panzer und nur durch Helme beschützt, welche dieses Land den Ukrainern schon in voraus vor die Füße warf. Aber solch kleine Helme für Politiker-innen – werden wohl gar nicht produziert.

Treffen der EU-Außenminister. Wird Deutschland der Ukraine Kampfpanzer liefern? Beim EU-Außenministertreffen stand das Thema nicht auf der Agenda – war aber doch in aller Munde.

3.) Streit um deutsche Leopard-2-Panzer

Deutsche Kampfpanzer für die Ukraine – damit haben die Außenminister der Europäischen Union normalerweise nichts zu schaffen. Bei ihrem Treffen am Montag in Brüssel stand das Thema nicht auf der Tagesordnung, nur eine allgemeine Aussprache zum Ukrainekrieg war geplant. Doch als die Chefdiplomaten der 27 Mitgliedsländer der Europäischen Union im Brüsseler Ratsgebäude eintrafen, war der deutsche Leopard 2 in aller Munde. Der brisante Panzerstreit, der bisher vor allem zwischen Warschau, Berlin und Washington tobte, war über Nacht nach Brüssel geschwappt. Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) fand sich im europäischen Rampenlicht wieder, denn sie hatte sich schon am Sonntag in Paris weit aus dem Fenster gelehnt. „Wir würden Leopard-Lieferungen anderer Länder nicht blockieren“, sagte sie im französischen Fernsehen. Das klang nach Rückendeckung für Polen, das seit Tagen auf grünes Licht aus Deutschland wartet. Doch kaum in Brüssel angekommen, ruderte die Außenministerin wieder zurück. Der entscheidenden Frage, ob Berlin tatsächlich eine Exportgenehmigung erteilen würde, wich sie aus. Was „gewinnen“ heißt, lässt Baerbock offen. Stattdessen begründete die Grünen-Politikerin lediglich noch einmal, warum aus ihrer Sicht eine schnelle Entscheidung nötig sei: Die Ukraine müsse den Krieg gewinnen und brauche dafür jede erdenkliche Hilfe. „Denn wenn sie diesen Krieg verliert, dann gibt es keine Ukraine mehr.“

TAZ-online

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Ist dieses nicht das deutliches Zeichen einer beständigen Veränderung des Lebens, seiner Völker, den Gesellschaften, ja – auch der Menschen als Teil einer natürlichen Weiterentwicklung. Nur die Politik trippelt immer im gleichen Schritt und Tritt, ohne je etwas aus der Vergangenheit – für die Zukunft zu erlernen? Gemeinheit wird so etwas als eine fortgeschrittene Verblödung bezeichnet. 

Deutschland/Frankreich – Für die Regierung Scholz hat das Einvernehmen mit Paris deutlich an Wert verloren. Die Partnerschaft mit den USA genießt Priorität

4.) 60 Jahre Élysée-Vertrag: Mehr Erinnerung als Realität

In die Jahre ist sie gekommen, die deutsch-französische Freundschaft, wie bei einem Paar, das sich nicht mehr viel zu sagen hat. Vor 60 Jahren, am 22. Januar 1963, besiegelten Präsident Charles de Gaulle und Kanzler Konrad Adenauer die deutsch-französische Zusammenarbeit mit dem Élysée-Vertrag. Man wollte sich künftig in allen wichtigen außen- und sicherheitspolitischen Fragen abstimmen. Nachdem Deutschland seinen Nachbarn dreimal mit Krieg überzogen hatte, gewiss ein großartiger Fortschritt. Dessen Motto – Frieden durch Kooperation – sollte nach gaullistischer Vorstellung den Kern bilden für ein eigenständiges (West-)Europa, das sich zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion behauptet. Freilich wurde das Abkommen bereits bei seiner Ratifizierung entwertet, weil der Bundestag eine Präambel hinzufügte, um die enge Bindung an die USA zu betonen. Damals gab es eine Debatte zwischen „Atlantikern“, die den US-Ordnungsvorstellungen folgten, und „Gaullisten“, die Europa als unabhängige Kraft sahen. Tempi passati! Das heutige Europa ist amerikanischer denn je, zum Leidwesen Emmanuel Macrons, dessen Vorstöße zur Stärkung der EU nie recht zündeten, weil der deutsch-französische Motor nur allzu oft stottert. Der letzte gemeinsame Versuch liegt vier Jahre zurück. Im Januar 2019 unterzeichneten Angela Merkel und Macron den Aachener Vertrag, der den Élysée-Vertrag erneuern sollte. Heute muss man konstatieren, es hat sich nichts in Richtung europäische Souveränität durch mehr strategische Autonomie bewegt. Im Gegenteil: Während Macron Deutschland vor einer Politik der Selbstisolation warnte, lancierte Berlin mit 14 Nato-Staaten eine Initiative für eine europäische Luftabwehr – ohne Frankreich. Die USA bestimmen politisch und militärisch das westliche Handeln im Ukrainekrieg. Washington ist der Ansprechpartner Moskaus, nicht Berlin oder Paris.

Freitag-online

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Manchmal gibt es ja doch noch gute Nachrichten. Wobei jeder nach der Qualität seiner abgelieferten Leistung bezahlt werden sollte. Aber da müssten die Politiker-innen ja am Monatsende noch Geld mitbringen! Würde ein Betrieb so mit den Kunden ihren Umgang führen, könnte der Laden am nächsten Tag Konkurs anmelden. Gibt es in leider noch nicht. Sollte aber schnellstens eingeführt werden.

Das Bundesverfassungsgericht hat eine Erhöhung der staatlichen Parteienfinanzierung um 25 Millionen Euro für nichtig erklärt.

5.) Erhöhung der Parteienfinanzierung ist verfassungswidrig

Den Parteien steht weniger Geld vom Staat zu als bisher: Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erklärte am Dienstag (24. Januar) die Anhebung der Obergrenze von staatlichen Zuschüssen für verfassungswidrig und nichtig. Der Bundestag hatte die Aufstockung von 165 auf 190 Millionen Euro im Jahr 2018 mit den Stimmen von Union und SPD beschlossen. Grüne, FDP und Linke hielten Plus für Parteien für unverhältnismäßig. Mit der Entscheidung der Verfassungsrichter hatte ein Antrag der Bundestagsfraktionen von FDP, Grünen und Linkspartei Erfolg – damals allesamt Oppositionsparteien. 216 Abgeordnete hatten die Verfassungsmäßigkeit der Erhöhung überprüfen lassen. Auch wenn sie selbst genauso von der Erhöhung profitieren, hielten sie das Plus für unverhältnismäßig und fürchteten den Eindruck einer Selbstbedienung. Mit Stimmen von Union und SPD hatte der Bundestag seinerzeit die satte Aufstockung beschlossen. Die Parteien begründeten das in erster Linie mit den wachsenden Herausforderungen durch die Digitalisierung wie Hackern, Fake News und Datenschutz im Netz. Um derartige Aufgaben bewältigen zu können, sei mehr Geld nötig. Urteil des Verfassungsgerichts zur Parteienfinanzierung: Es ging um staatlichen Anteil.

FR-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Terroristen in Uniform

Erstellt von DL-Redaktion am 23. Januar 2023

Irans Revolutionsgarden

Tauschen nicht alle Uniformträger der Staaten ihr Hirn für die Lizenz zum Morden ein ? Auch Deutsche Friedhöfe sind voll mit den Helden ihrer Kriege !

Ein Debattenbeitrag von Teseo Ka Marca

Die iranische Elitetruppe ist entscheidend an der Unterdrückung der Proteste beteiligt. Sie gehört auf die EU-Liste der Terrororganisationen.

Die Revolutionsgarden fördern Terrorismus im Iran und im Ausland, auch in Europa. Sie nicht auf die EU-Terrorliste zu setzen, käme einer Realitätsverweigerung gleich und wäre gefährlich kurzsichtig. Das Signal, das Europa damit an die Iranerinnen und Iraner sendet, die genau schauen, wie Europa sich verhält, wäre fatal.

Letzte Woche leuchtete der Nachthimmel über Saqqez. Die Menschen aus der Heimatstadt von Mahsa Dschina Amini feierten mit Feuerwerk die Abstimmung des EU-Parlaments. Mit überwältigender Mehrheit forderten die Parlamentarier die EU dazu auf, die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation zu listen. Für die Menschen im Iran bedeutet das einen persönlichen Sieg. Ein kleiner Etappensieg, zugegeben.

Denn ob die Revolutionsgarden tatsächlich auf die EU-Terrorliste kommen, bleibt nach wie vor ungewiss. Diese Woche hätten die Außenminister der EU-Staaten theoretisch die Gelegenheit dazu, wenn sie am Montag zusammenkommen. Doch die EU versteckt sich – wider jegliche politische Vernunft – weiter hinter fadenscheinigen Ausreden.

Bei der Unterdrückung der Proteste spielen die Revolutionsgarden eine entscheidende Rolle. Gegründet wurden sie 1979 vom Revolutionsführer Ruhollah Chomeini mit dem erklärten Ziel, das neue System gegen Feinde im Aus- und Inland zu verteidigen. Seitdem gehören die Revolutionsgarden – wie die reguläre Armee und die Polizei – zu den iranischen Streitkräften.

Lizenz zum Töten

Ihren Auftrag, das islamistische Herrschaftssystem zu schützen, erfüllen die Revolutionsgarden, indem sie Aufstände blutig niederschlagen und Oppositionelle mit ihrem mächtigen Geheimdienst verfolgen. Dabei haben die Regimeagenten praktisch die Lizenz zum Töten. Für die über 500 Toten seit Beginn der Proteste, darunter über 70 Kinder, wurde niemand je zur Rechenschaft gezogen.

Ihre blutige Spur setzt sich fort im Ausland, vor allem in den Nachbarstaaten Irak, Syrien und Libanon. Dort verüben sie mit ihrer Eliteeinheit, den Quds-Brigaden, nicht nur selbst Anschläge, sondern trainieren irantreue Milizen wie die libanesisch-schiitische Hisbollah, deren militärischer Flügel längst auf der EU-Terrorliste steht. Auch vor Europa macht der iranische Staatsterrorismus nicht halt.

Im Januar 2018 unternahm die deutsche Polizei Razzien gegen zehn mutmaßliche Agenten der Revolutionsgarden, die israelische und jüdische Einrichtungen, einschließlich eines jüdischen Kindergartens, für mögliche Attentate ausgespäht haben sollen. Im Februar 2021 wurde ein in Österreich akkreditierter iranischer Diplomat dafür verurteilt, einen Bombenanschlag auf Exil-Oppositionelle in Frankreich geplant zu haben.

Und nun stehen die Revolutionsgarden bei deutschen Ermittlern im Verdacht, im vergangenen November Anschläge auf deutsche Synagogen verübt zu haben. Das sind nur einige der jüngsten Beispiele. Was müssen die Revolutionsgarden noch tun, um als Terroristen zu gelten?

Gegner einer Listung der Revolutionsgarden als Terrororganisation argumentieren einerseits mit der Befürchtung, dass damit ein neues Atomabkommen endgültig verhindert werden würde, andererseits mit der wachsenden Macht der Revolutionsgarden innerhalb der Islamischen Republik. Nach einem möglichen Putsch könnten die Revolutionsgarden identisch mit dem Regime sein, sodass Beziehungen zwischen Iran und Europa nicht mehr möglich wären. Beide Argumente sind indes irreführend.

Die wahre Macht im Iran

Das Atomabkommen ist längst tot und wäre aufgrund der Menschenrechtsverletzungen im Iran politisch ohnehin nicht mehr zu rechtfertigen. Ob das Abkommen seinen eigentlichen Zweck, Iran von Atomwaffen fernzuhalten, erfüllen kann, ist ebenfalls fraglich. Richtig ist hingegen die Feststellung, dass die Revolutionsgarden mit ihrem allgegenwärtigen Geheimdienst, ihren steuerbefreiten Unternehmen und den Basidschi, ihrer millionenstarken, massiv indoktrinierten Freiwilligenmiliz, längst die wahre Macht im Iran sind.

Wer die Revolutionsgarden also als Terrororganisation listet, könnte auch das Regime selbst als Terrororganisation listen. Tatsächlich ist die Islamische Republik ein Terrorregime. Zuständig für die Listung der Revolutionsgarden wäre der EU-Ministerrat. Dort legen die Außenminister der Mitgliedstaaten die Außenpolitik der EU fest. Dass dies noch nicht geschehen ist, liege an „rechtlichen Hürden“.

Solange kein europäisches Gerichtsurteil über terroristische Aktivitäten der Revolutionsgarden aus den letzten fünf Jahren vorliegt, sei eine Einstufung der Revolutionsgarden als Terrororganisation nicht möglich. Bei genauerem Hinsehen erweisen sich die Hürden jedoch als nicht existent.

Quelle        :          TAZ-online          >>>>>       weiterlesen

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Oben     —      38th Anniversary of Iranian 1979 Revolution in Azadi square, Tehran

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Der Fall : Inna Zhvanetskaya

Erstellt von DL-Redaktion am 23. Januar 2023

Die verschwundene alte Dame

Impfverweigerer in Dublin

Von Minh Schredl

Die 85-jährige Komponistin Inna Zhvanetskaya, eine ukrainische Jüdin, sollte gegen ihren Willen in eine Psychiatrie eingewiesen und geimpft werden. Seitdem „Querdenken“-nahe Medien den Fall aufgegriffen haben, ist die schwerkranke Frau verschwunden – und „Freiheitsaktivisten“ freuen sich.

Am vergangenen Montag berichtete mit „Fox News“ der meistgesehene Nachrichtenkanal der USA über einen Fall aus Stuttgart: „German court tries to force COVID vaccine on Holocaust survivor (Deutsches Gericht versucht Holocaust-Überlebender Covid-Impfstoff aufzuzwingen)“. Auch die „Jerusalem Post“, eine konservative Tageszeitung aus Israel, empört sich unter beinahe identischem Titel. Ein Kommentator hat unter den Text „Impfung macht frei“, geschrieben. Was um Himmels Willen ist passiert?

Die Jüdin Inna Zhvanetskaya, 1937 im ukrainischen Winnyzja geboren, wohnt im Stadtteil Stuttgart-Feuerbach und ist gesundheitsbedingt auf Pflege angewiesen. Ihre Betreuerin stellte beim Amtsgericht Stuttgart-Bad Cannstatt einen Antrag, die 85-Jährige in der geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses oder einer Pflegeeinrichtung unterzubringen. Dabei sollte sie – auch gegen ihren Willen – gegen Covid-19 geimpft werden. Zhvanetskaya wurde im Zuge des Verfahrens von einem Facharzt für Neurologie begutachtet, der ihr Demenz, eine organisch wahnhafte Störung, ein narzisstisches Größenselbstbild und Logorrhoe (krankhafte Geschwätzigkeit) attestierte. Mit Beschluss vom 6. Dezember 2022 genehmigte das Amtsgericht den Antrag auf Unterbringung – und die Einwilligung der Betreuerin in die „ärztliche Zwangsmaßnahme“, nach internistischer Prüfung der Impffähigkeit zwei Impfungen zur Grundimmunisierung gegen Covid 19 durchzuführen.

Zuerst berichtete das in Österreich ansässige Portal „Report24“ über den Fall. Autor Willi Huber macht klar, wie sich die Berichterstattung dort von den „Mainstream-Medien“ unterscheidet – in der eigenen Wahrnehmung zumindest: „Auf der einen Seite steht uneigennützige Menschenliebe, auf der anderen Niedertracht, Korruption und Gier.“ Am 10. Januar war hier zu lesen: „Morgen wird sie abgeholt: Deutsches Gericht verurteilt Holocaust-Überlebende (85) zu Zwangsimpfung.“ Im Text dazu ist ein Video mit Zhvanetskaya zu sehen, das die Komponistin mutmaßlich in ihrer Wohnung zeigt: Eine Frau mit langem weißem Haar, die vor einer Bücherwand sitzt. Sie berichtet unter anderem, dass sie ohne ihre Musik sterben würde. „Als Jüdin zählt sie zu den Überlebenden des Holocaust“, schreibt „Report24“. „Bis zu ihrem achten Lebensjahr mussten sie und ihre Familie davor zittern, ob sie abgeholt, deportiert und möglicherweise ermordet werden.“ Gegen Ende des Artikels heißt es: „Die Berufsbetreuerin hat Frau Zhvanetskaya mitgeteilt, so unser Wissensstand, dass sie morgen, am 11. Jänner 2023 abgeholt und vermutlich auch zwangsgeimpft werden soll.“

Das Who-is-Who der „Querdenker“schaltet sich ein

Die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer. In Telegram-Kanälen empören sich bekannte Figuren der „Querdenken“-Szene: Etwa der Schwindelarzt Bodo Schiffmann, der inzwischen ein Hotel in Tansania betreibt. Oder die Anwältin Beate Bahner, die kürzlich eine Ärztin vor Gericht verteidigte, die in 4247 Fällen falsche Maskenatteste ausgestellt haben soll und sich neben einer Haftstrafe auch ein Berufsverbot einfing. Der Stuttgarter Arzt und Ex-AfDler Heinrich Fiechtner verbreitete, hier solle eine Holocaust-Überlebende weggeschleppt werden, um „dann potenziell tödliche Substanzen in sie hineinzuspritzen“.

Fiechtner teilte mit seinen über 20.000 Followern auch den ungeschwärzten Gerichtsbeschluss. Darin steht nicht nur Zhvanetskayas Wohnanschrift, sondern auch die ihrer Betreuerin. Genau wie die Vorsitzende Richterin am Amtsgericht Bad-Cannstatt wird sie seit der Veröffentlichung belästigt und bedroht. Martin Sichert, der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, sagt, er habe gegen die beiden Anzeige erstattet, denn: „Niemand sollte gegen seinen Willen zur Teilnahme an einem medizinischen Experiment – egal welcher Art, auch nicht der Corona-Gentherapie – gezwungen werden.“

Alexander Wallasch, der früher regelmäßig Texte für taz, „Süddeutsche“ und die „Zeit“ verfasste, später bei „Tichys Einblick“ kolumnierte und heute auf seinem Blog „noch unzensierter, schärfer, freier“ schreibt, führte ein ausführliches Gespräch mit dem Anwalt Holger Fischer. Dieser sagt, dass Zhvanetskaya ihn als anwaltlichen Bevollmächtigten beauftragt hat: „Man kann das sogar als dementer Mensch. Man kann sogar, wenn man vergessen hat, dass man schon einen Anwalt hat, noch einen Anwalt beauftragen und noch einen.“ Einen Teilerfolg hatte Fischer mit einem Eilantrag beim Stuttgarter Landgericht, der die sofortige Wirksamkeit des Beschlusses aus Cannstatt insgesamt, also inklusive der Unterbringung in einer Psychiatrie, aussetzen sollte.

Charleroi - station Janson - Les psy - 01.jpg

Dieser Fall erinnert an Gustl Mollath aus Nürnberg über welchen wir ausfühlich berichteten: 

Mollath, ein Fall aus Bayern

Mollaths Sieg in Karlsruhe

Demo für Gustl Mollath

Gustl Mollath ist in Freiheit

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Als sie abgeholt werden sollte, war die Wohnung leer

Ausgesetzt wurde allerdings nur die Impfung. Ob die „ärztliche Zwangsmaßnahme“ einer Corona-Impfung im vorliegenden Fall nun legitim wäre oder nicht, ist dadurch nicht geklärt. Es heißt erst einmal nur, dass das Landgericht den Erfolg der Beschwerde nicht für ausgeschlossen hält. Die Einweisung der Frau in eine geschlossene Unterbringung wurde hingegen nicht ausgesetzt und eigentlich hätte die 85-Jährige am 11. Januar unter Begleitung der Polizei zuhause abgeholt werden sollen.

Im Beschluss des Amtsgerichts Bad-Cannstatt heißt es dazu: Die „Zuführung zur Unterbringung“ dürfe „erforderlichenfalls [mit] Gewalt“ erfolgen, und die „Wohnung der Betroffenen“ dürfe „auch ohne ihre Einwilligung […] gewaltsam geöffnet, betreten und durchsucht werden“. In der Begründung führt das Gericht aus: „Die Betroffene muss geschlossen untergebracht werden, weil sie massiv verwahrlosen würde und ihre dringend notwendige ärztliche Versorgung, auch der organischen Erkrankungen sowie eine regelmäßige Tabletteneinnahme nicht gewährleistet ist.“ Durch ihre geistige Behinderung fehle ihr „jegliche Alltagskompetenz“, sie bedürfe „ärztlicher Behandlung, die derzeit ohne geschlossene Unterbringung nicht geschehen kann“. Die Betroffene besuche, „da sie krankheitsbedingt den Überblick verloren hat, verschiedene Ärzte, die ihr sich teils widersprechende Medikamente verschreiben.“ Neben Adipositas leide Zhvanetskaya an heftigen Ödemen, die dringend behandelt werden müssten.

Doch als sie abgeholt werden sollte, war die Wohnung leer. Auf dem Portal „Reitschuster“ ist am gleichen Tag zu lesen: „Die Dame konnte an einem geheimen Ort in Sicherheit gebracht werden“, denn „offenbar sind die Freiheits-Aktivisten der Polizei zuvorgekommen“. Allerdings dürfe „schon jetzt als sicher gelten, dass die Staatsgewalt bei der Suche nach Zhvanetskaya – anders als in anderen Fällen – weder Kosten noch Mühen scheuen wird.“

Die Polizei sucht aber gar nicht

Quelle         :             KONTEXT-Wochenzeitung        >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen      :

Oben      —     A protest against COVID-19 vaccines in Dublin, Ireland, in November 2021.

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Politik und Arbeit ??? Nie

Erstellt von DL-Redaktion am 23. Januar 2023

Die Politik hat den Ernst der Lage nicht begriffen

Räumung Lützeraths, 11. Januar 2023

Quelle:    Scharf  —  Links

Gemeinsame Erklärung von Wissenschaftlern, Autoren, Politikern, Klimaaktivisten und Bürgerrechtlern zur gewaltsamen Räumung von Lützerath.

Schon die ersten Tage des Jahres erinnerten uns daran, dass 2023 viel auf dem Spiel steht. Bei sommerlichen Temperaturen zu Silvester und einem bisher etwa 10 Grad zu warmen Januar hat jeder empfindende und denkende Mensch mittlerweile das mulmige Gefühl, dass wir ganz bestimmt keine 20 Jahre Zeit mehr haben um die Klimakatastrophe noch zu verhindern. Doch die Stimmen des fossilen „Weiter so!“ sind noch viel zu laut in der Gesellschaft und die Macht der Fossillobby scheint ungebrochen.

Es macht uns fassungslos, dass sich die Politik entgegen der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimakatastrophe für die Zerstörung des Dorfes Lützerath und weitere Braunkohleverstromung entschieden hat. Lützerath ist ein Beleg dafür, wie wenig ernst die Politik den Klimaschutz und ihre eigenen Gesetze nimmt.

Am 24. Juni 2021 wurde ein neues Bundesklimaschutzgesetz verabschiedet. Zweck dieses Gesetzes ist „die Erfüllung der nationalen Klimaschutzziele sowie die Einhaltung der europäischen Zielvorgaben zu gewährleisten. Grundlage bildet die Verpflichtung nach dem Übereinkommen von Paris aufgrund der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Danach soll der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter zwei Grad Celsius und möglichst auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden, um die Auswirkungen des weltweiten Klimawandels so gering wie möglich zu halten.“ (Bundes-Klimaschutzgesetz, Gesetze und Verordnungen, BMUV, 2021).

Der „Expertenrat für Klimafragen“ dessen Mitglieder von der Bundesregierung ernannt werden stellt fest, dass eine „sehr große Lücke“ zu den Zielen des Klimaschutzgesetzes besteht, dessen erlaubte Restemissionen sogar auf mindestens 2 Grad Erderwärmung hinauslaufen würden. Doch auch diese ungenügenden Verpflichtungen werden nicht eingehalten.

https://expertenrat-klima.de/content/uploads/2022/11/ERK2022_Zweijahresgutachten.pdf
Wir sind weiter völlig ungebremst in Richtung Klimakatastrophe unterwegs. Laut einer aktuellen Studie der Weltmeteorologieorganisation WMO, https://library.wmo.int/index.php?lvl=notice_display&id=22083#.Y5HsjMuZMY0
könnte eine Erderwärmung von 1,5 Grad bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre erreicht sein und damit eine eskalierende Klimakettenreaktion drohen.

Eine brandaktuelle Studie namhafter Klimawissenschaftler mit dem Titel „Klima-Endspiel“ (2022) verweist auf die bisherige Vernachlässigung und Unterschätzung von Kipppunkten im Klima- und Erdsystem und auf eine bisher viel zu optimistische Einschätzung von Risiken.

Eine schnelle Erderwärmung von 3 Grad gefährdet möglicherweise bereits das Überleben der Menschheit
(siehe: Klimakrise: Was passiert bei drei Grad Erderwärmung, Spektrum der Wissenschaften).
https://www.spektrum.de/news/klimakrise-was-passiert-bei-drei-grad-erderwaermung/2044870
Wird die Kohle unter den Garzweiler-Dörfern verbrannt, sind die Pariser Klimaziele für Deutschland nicht einzuhalten. Der 2030-„Kompromiss“ mit RWE bedeutet nur, dass die gleiche Menge Kohle früher verheizt ist.

Die 1,5-Grad-Grenze verläuft vor Lützerath

Wir zeigen uns solidarisch mit den Aktivist:innen vor Ort und unterstützen ihre Forderungen. Unser noch verfügbares CO2-Budget erlaubt keine weitere Verschwendung. Es ist nur noch schnelle konsequente Emissionseinsparung möglich, wenn wir der Verantwortung die wir in Paris 2015 übernommen haben ernsthaft nachkommen wollen.

Die Zerstörung von Lützerath und die Verbrennung der Kohle wäre ein weiterer Schritt Richtung Verschärfung der Klimakatastrophe und bedroht direkt die Gesundheit und das Leben der Menschen. Jede Tonne CO? die ausgestoßen wird führt dazu, dass noch mehr Menschen unter Hitzewellen, Extremwetter, Dürren, Hunger und sich ausbreitenden Krankheiten leiden werden. Jede weitere Tonne CO? destabilisiert die Lebensbedingungen der Zukunft weiter, – deshalb muss die Kohle unter Lützerath im Boden bleiben, das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig.

Wir haben inzwischen das Vertrauen in die Regierungspolitik auf Länder- und Bundesebene verloren. Angesichts der Klimakatastrophe, die mit brennenden Wäldern, ausgetrockneten Flüssen, Extremhitze vor unseren Haustüren angekommen ist, rufen wir alle Menschen auf sich am gewaltfreien zivilen Widerstand in Lützerath und anderswo zu beteiligen und die Politik und die Konzerne unter Druck zu setzen. Insbesondere die Wissenschaftler*innen dürfen sich nicht hinter komplizierten Modellen und Forschungsprojekten verschanzen, sondern müssen viel offensiver die Gesellschaft und die Politik über die drohenden Gefahren aufklären und sich dafür Verbündete in Medien und in der Zivilgesellschaft suchen. Eine Pressemitteilung reicht nicht zur Verbreitung der Wahrheit!

Es gibt keine Energiekrise, sondern eine lebensgefährliche Energie- und Ressourcenverschwendung

Wir fordern die Überwindung der Zwangswachstumsgesellschaft und ihrer unverantwortlichen Klima- und Verkehrspolitik durch  geeignete,  konsequente ordnungspolitische Maßnahmen, d.h. auch durch Verbote (z.B. von Kurzstreckenflügen und von Autowerbung), durch die Streichung und Umlenkung von fossilen Subventionen, den konsequenten Ausbau und die Subventionierung von ÖPNV und Zugverkehr, ein Tempolimit auf Autobahnen und warum nicht, durch ein wechselndes Fahrverbot in Abhängigkeit von der Endziffer des Nummernschildes, wie es die Internationale Energieagentur (IEA) vorschlägt? E-Autos sind keine Lösung der Klimakrise und nicht klimafreundlich,- schon wegen dem CO2- Rucksack ihrer Batterien. Der motorisierte Individualverkehr müsste insgesamt bald ein weitestgehendes Ende finden und wieder Raum geben für die Menschen und die Natur. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien müssen vor allem Energie, Rohstoffe und Transporte eingespart werden,- es muss also endlich der Übergang zu einer regional orientierten, naturverträglichen, klimaneutralen und lebensdienlichen Wirtschaftsweise in Angriff genommen werden. Machen wir Lützerath zum Fanal eines Aufbruchs in diese Richtung und zum Symbol des Widerstands gegen die weitere Zerstörung der Lebensgrundlagen,- setzen wir der fossilen Wirtschaft und Politik endlich Grenzen. Seien wir ungehorsam, – aus wissenschaftlicher Einsicht und aus Liebe zu allem Lebendigen bleibt uns nichts anderes übrig.

Wer diese Gemeinsame Erklärung unterzeichnen und unterstützen möchte, bitte auf folgende Seite gehen: https://earthattack-talligsklimablog.jimdofree.com/

Dort bitte eine kurze Nachricht über Kontakt senden. Vielen Dank!

 Erstunterzeichner:

Jürgen Tallig, Autor, Klimaaktivist und Bürgerrechtler

Prof. Dr. Helge Peukert, Wirtschaftswissenschaftler, Scientist Rebellion (SR)

Dr. Maiken Winter, Klimaaktivistin

Dr. Harald Bender, Akademie Solidarische Ökonomie

Dr. Hans-Jürgen Fischbeck, Bürgerrechtler, Physiker

Dipl.-Ing Dr. Wolfgang Neef, ehem. TU Berlin

Dr. Winfried Wolf, Zeitschrift „Lunapark21“

Dr. Bruno Kern, Theologe, Initiative Ökosozialismus

Hartmut Plötz, Diplom-Volkswirt, Diplom-Sozialökonom

Marcus Otto, Sprecher Ökologische Plattform

Prof. Dr. Franz Segbers, Konstanz

Dr. Peter Häp, ATTAC-Krefeld

Prof. D.-Ing. Jochen Hanisch (1. Vorsitzender) Verein zur Förderung der angewandten Nachhaltigkeit (VaN e.V.)

Ergänzung zur Gemeinsamen Erklärung

Zahlenmagie und Kipppunkte. Wie viel Zeit haben wir wirklich noch?

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat im Juni 2022 eine Stellungnahme veröffentlicht:

„Wie viel CO? darf Deutschland maximal noch ausstoßen? Fragen und Antworten zum CO?-Budget“ https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2020_2024/2022_06_fragen_und_antworten_zum_co2_budget.pdf

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen ist das höchstrangige wissenschaftliche Beratungsgremium der Bundesregierung und er sagt in seiner Stellungnahme:
“Das noch verfügbare faire CO2-Budget Deutschlands für einen 1,5°C-Pfad läuft 2031 ab, das für 1,75°C 2040. Das geltende Klimaschutzgesetz entspricht nach der Berechnung des SRU einer Begrenzung der Erhitzung der Erde auf weniger als 2, aber deutlich über 1,5°C.”
Das heißt Null Emissionen bis 2031 um die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wozu die Regelungen des Klimagesetzes nicht ausreichen. Schauen wir mal etwas genauer hin, denn bekanntlich ist oft das Kleingedruckte das Entscheidende:
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) schreibt in seiner 30-seitigen Stellungnahme weiter , unter Punkt 6. auf Seite 7:
“6. Wie groß ist das aktualisierte CO?-Budget für Deutschland und die EU-27 ab 2022?

Aktualisiert beträgt das maximale Budget ab 2022 für Deutschland 6,1 Gt CO? (1,75 °C, 67 %), 3,1 Gt CO? (1,5 °C, 50 %) bzw. 2,0 Gt CO? (1,5 °C, 67 %). Bei linearer Emissionsreduktion ab 2022 wären diese Budgets 2040, 2031 bzw. 2027 aufgebraucht. ”
Die Prozentangaben in den Klammern drücken die Wahrscheinlichkeit aus, mit der eine solche Begrenzung möglich ist. Also, um die Erderhitzung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% auf 1,5 Grad zu begrenzen haben wir noch 8 Jahre Zeit, bei 67% Wahrscheinlichkeit sind es nur noch vier Jahre und bei 100% sind es in etwa nur noch zwei Jahre.

Doch von 100 % wird prinzipiell nie gesprochen. Aber wer würde denn in ein Flugzeug steigen, dass mit 50%iger Wahrscheinlichkeit abstürzt…? Niemand!

Aber die Klimakatastrophe wird schöngerechnet und die CO2- Budgets werden als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnis gehandelt, dabei sind sie eigentlich nur schwarze Zahlenmagie.

Auseinandersetzungen an den Polizeiketten vor Lützerath

Nun hat man sich auf den Emissionspfad einer Begrenzung auf eine 1,75 Grad- Erhitzung mit 67 %iger Wahrscheinlichkeit festgelegt und sich damit vermeintlich klimapolitisch Luft bis 2040 verschafft. Aber bei 100% wäre auch hier die Klimaneutralität schon 2035 fällig und hatte man sich denn nicht in Paris auf 1,5 Grad festgelegt, weil jenseits dieser Marke Kippelemente und eine Selbstverstärkung der Erderhitzung zu erwarten sind…!?

Ist es also nicht völlig unverantwortlich, seine Klimapolitik auf ein ungewisses 1,75 -eher sogar ein 2 Grad-Ziel auszurichten, wenn wahrscheinlich schon bei 1,5 Grad alles völlig aus dem Ruder läuft?

Wir werden jetzt die Klimakatastrophe begrenzen oder wir werden sie überhaupt nicht mehr begrenzen können, weil sie sich dann verselbständigt hat und selbst verstärkt. Das meint ganz konkret den auftauenden Permafrost, das schwindende Meereis, die brennenden Wälder, -alles Verstärkungen der Erderhitzung, die bereits in vollem Gange sind, aber in diesen Budgetzahlenspielereien gar nicht berücksichtigt werden. Laut einer neuen Studie haben wir die ersten Kipppunkte bereits erreicht und werden absehbar weitere überschreiten:

“Aus der Analyse der Forscher geht hervor, dass selbst eine globale Erwärmung von ein Grad Celsius – die wir bereits überschritten haben – kritische Kipppunkte auslösen kann. Die aktuelle Erderwärmung von 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau liege bereits am unteren Ende der Schwellenwerte von fünf Kipppunkten. Bei einem Anstieg auf 1,5 bis 1,9 Grad seien sechs Auslösungen wahrscheinlich. ”
https://t3n.de/news/klimastudie-warnt-5-kippunkte-15-grad-erreicht-klimawandel-1497539/

Und zu guter Letzt sei noch darauf hingewiesen, dass der Weltklimarat IPPC seine Budgetberechnungen an die Annahme geknüpft hat, dass ab 2050 jährlich 10 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) CO2 aus der Atmosphäre zurückgeholt werden, was heute schon unmöglich ist.

Man kann eine sich aufschaukelnde Klimakatastrophe nicht später wieder rückgängig machen, genauso wenig wie man den Tod rückgängig machen kann.

Deshalb müssen wir uns heute für das Leben entscheiden.
Jürgen Tallig 20.01.2023

Als Kommentar unter dem Offenen Brief von Scientists for Future in der Leipziger Internetzeitung veröffentlicht:

https://www.l-iz.de/melder/wortmelder/2023/01/offener-brief-ein-moratorium-fuer-die-raeumung-von-luetzerath-506623

weitere Informationen unter: https://earthattack-talligsklimablog.jimdofree.com

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Oben      —   Räumung Lützeraths, 11. Januar 2023

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DIE * WOCHE

Erstellt von DL-Redaktion am 23. Januar 2023

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/Die-Woche.png?uselang=de

Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Nicht nur US-Unordnung bei Panzertlieferungern. Mit Boris Pistorius tritt ein „Gedienter“ an.  Moralpolizei  gegen Baumhausbesetzer und Allesfresser am Kraterrand.  Jacinda Ardern hört früh auf.

Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Keine Ahnung, da fehlen mir Unterlagen.

Und was wird in dieser besser?

Präsident Biden fragen, der hat das Zeug zu Hause rumliegen.

Nach dem Rücktritt von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat nun Boris Pistorius den Posten übernommen. Als niedersächsischer Minister für Inneres und Sport gehörte er der deutsch-russischen Freundschaftsgruppe des Bundesrats an. Hat ihm das bei der Postenbeschaffung geholfen?

Die Gruppe hat sich im April 22 unter dem Eindruck des russischen Angriffs aufgelöst. Vielleicht schaut die Moralpolizei noch bei Pistorius vorbei, ob er seine Tschaikowski-Alben gelöscht und den Wodka weggeschüttet hat. Scholz suchte eine Person, vertraut wie Lambrecht und robust wie er selbst. Zudem tritt mit Pistorius der erste „Gediente“ ins Kabinett ein. Vorher hatte SPD-Ko-Chef Klingbeil demonstrativ der Diplomatie das Wort geredet; die Wehrbeauftragte Högl mit der Forderung „300 Mrd. Sondervermögen“ komplett überzogen. So nahmen sich beide aus dem Spiel. Pistorius’ politische Vita mutet klassischer an als etwa die einer Vizebürgermeisterin von Düsseldorf, die vorher Kinderbücher verkaufte. Strack-Zimmermann verhält sich zu ihm wie dunnemals Lauterbach zu Spahn: Verteidigungsministerin der Herzen. Gut, dass es einen mit Hirn gibt.

Lützerath wurde geräumt, im Fechenheimer Wald ging es weiter. Wann wächst denn Gras über die Angelegenheiten?

Schöner neuer Straftatbestand: Baumhausfriedensbruch. Die Polizei hat geräumt, jetzt kommt Säge, dann „halt die Fräse“ und schließlich wird planiert. In Umfragen finden sich stabile Mehrheiten, die die Ziele der AktivistInnen gut finden, die Aktionen schlecht. Umgekehrt wär blöder.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will die Zahl der Nutztiere senken, dadurch könnte es weniger Fleisch geben. Müssen wir anfangen, Schweine zu sparen?

Tun wir. Der Konsum ging seit 2010 um ein Viertel zurück, Schwein gehabt und aufgehört. Nun will Özdemir die restliche Sauerei aufwerten. Durch ein verbindliches Qualitätssiegel. Die Idee könnte von den Erzeugern sein – weniger besser teurer verkaufen. Oder sie glauben an die Masse und wollen uns rückverferkeln. Schweine sind Allesfresser; wenn Özdemir sich hier durchsetzt, kann er es mit Geflügel, Rind, Fisch auch versuchen.

Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sagt, dass sie „nicht mehr genug im Tank für weitere vier Jahre“ habe. Würde eine deutsche Panzerlieferung helfen?

Der Leo II braucht Diesel, wogegen der amerikanische Abrams mit so ziemlich allem fährt: Kerosin, Benzin, Heizöl, vermutlich Speiseöl und alles außer Elfenpipi. Egal! Die neuseeländische Armee hat überhaupt keine Panzer und ca. 10.000 SoldatInnen, die Insellage gab Ardern von Corona bis Sozialpolitik andere Aufgaben und Chancen. Man ahnt, dass hier eine gute Politikerin zu früh aufhört; doch was ist dieser kleine Kummer in einer Welt voller Despoten, die mit leerem Tank weiterfahren.

Präsident Selenski sagt nach der Ramstein-Konferenz, dass er Leoparden nehmen würde. Wann kriegt er denn seine Großkatzen?

Quelle      :          TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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DL – Tagesticker 23.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 23. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Tempolimit schützt das Klima stärker als gedacht – aber nicht überall  – . –  2.) Steueraffäre, Vetternwirtschaft: Sunak in der Kritik  – . –  3.) Leopard-Kampfpanzer für die Ukraine: Ruinierter Ruf.  – . –  4.) Biden-Affäre: In den USA läuft Geheimhaltung schnell aus dem Ruder  – . –  5.) Frontex – Leere Versprechungen  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Wer denkt schon an Klimaschutz, wenn er mit seinen Porsche rasen möchte? Ein kleines mehr an Demut vor einer  sich selber schenkenden Natur wäre sicher Hilfreich ! 

STUDIE DES UMWELTBUNDESAMTES – Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen wurde schon oft diskutiert – der CO2-Ausstoß würde dadurch allerdings nur leicht sinken, hieß es. Doch eine neue Untersuchung zeigt: Der Effekt könnte deutlich höher sein.

1.) Tempolimit schützt das Klima stärker als gedacht – aber nicht überall

Tempolimit: Immer wieder über den Sinn und Zweck einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf deutschen Straßen und Autobahnen diskutiert. Im Koalitionsvertrag setzte sich die FDP gegen die Grünen und die SPD durch. Dort heißt es: Auf den Autobahnen bleibt es so, wie es bisher ist. Zuletzt befasste sich auch das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) damit. Eine neue Studie des Umweltbundesamts (UBA) könnte nun neuen Schwung in die Debatte bringen. Die aktuellen Modellierungen zeigen, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen deutlich mehr Kohlenstoffdioxid einsparen könnte als bisher angenommen. Damit widerlegt das UBA seine eigenen Untersuchungen. Eine weitere Erkenntnis: Ein Tempolimit hilft nicht überall gleich stark. Mit einem Tempolimit von 120 Kilometer pro Stunde ließen sich laut der Studie 6,7 Millionen Tonnen der CO2-Emissonen einsprachen – damit würde der Ausstoß um 4,2 Prozent gesenkt. Eine frühere Untersuchung des UNAs ging 2020 von gerade mal von 2,6 Millionen Tonnen aus. Und was ist mit den Landstraßen?

WiWo-online

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Es ist doch Merkwürdig dass alles das, was in diesen Land unter den Tischkanten verschoben wird, in einen Land unter einer immer noch Herrschenden Königlichen Hierarchie, offen diskutiert wird! Wer hätte nicht in einer Westlichen Wertedemokratie geglaubt das die Engländer immer noch im Mittelalter ständen? So war es gewiss nicht einfach den vorherigen Wisch-Mopp zu ersetzen.

Integrität und Transparenz hatte Rishi Sunak angekündigt. Doch der immer noch neue Premierminister scheint den Kulturwandel nicht zu schaffen. Und dann ist da noch Boris Johnson.

2.) Steueraffäre, Vetternwirtschaft: Sunak in der Kritik

Skandale um Generalsekretär Nadhim Zahawi und Ex-Regierungschef Boris Johnson bringen die Konservative Partei des britischen Premierministers Rishi Sunak zunehmend in Bedrängnis. Im Fall Zahawi steht der Vorwurf im Raum, er könnte zu seiner Zeit als Finanzminister mit den Behörden über die Beilegung einer millionenschweren Steueraffäre verhandelt haben. Bei Johnson geht es um mutmaßliche Vetternwirtschaft. Für Kritiker sind diese Fälle nur die Spitze des Eisbergs bei den konservativen Tories, denen immer wieder Korruption und Hinterzimmer-Absprachen vorgeworfen werden. Dabei wollte Sunak es doch nach knapp drei skandalumwitterten Jahren unter Boris Johnson anders machen. Integrität, Ehrlichkeit und Transparenz kündigte der 42-Jährige bei seinem Einzug in den Regierungssitz Downing Street Ende Oktober an. Doch die erste Bilanz liest sich verheerend. Gegen seinen engsten Vertrauten Dominic Raab – Vizepremier und Justizminister in Personalunion – gibt es Mobbingvorwürfe mehrerer Ex-Mitarbeiter. Gegen Kabinettsmitglied Zahawi werden Rücktrittsforderungen laut. Sunak selbst schließlich erhielt zum zweiten Mal innerhalb von rund neun Monaten einen Strafbescheid: Er hatte sich für ein kurzes Video in einem fahrenden Auto filmen lassen – ohne einen Gurt zu tragen. Bereits im April 2022 hatte er wegen seiner Verwicklung in die «Partygate»-Affäre – damals als Finanzminister – eine Strafe bezahlt. Neuer Besen kehrt nicht gut.

WN-online

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Sorry, aber die deutschen Schausteller streiken ! Aber ist es nicht eines der wenigsten Länder auf dieser Erde, welche ihre eigenen Nachrufe noch selber hören können? Es hat kaum eine Regierung bislang geschafft,  den Boden so gut für die Republikaner vorzubereiten ! Denn noch flattert die Fahne, unter welcher in schöner Regelmäßigkeit die Hymne von den Braun-uniformierten im oder vor dem Reichstag zu hören ist. 

Die deutsche Entscheidungsträgheit in Bezug auf die Kampfpanzer kommt im Ausland nicht gut an. Berlin sollte zeitnah für Klarheit sorgen.

3.) Leopard-Kampfpanzer für die Ukraine: Ruinierter Ruf.

Man mag zu Leopard-Kampfpanzern für die Ukraine stehen, wie man will. Aber das Unvermögen, eine klare Haltung dazu auch nur zu artikulieren, hat die deutsche Bundesregierung an diesem Wochenende in ein außenpolitisches Debakel gestürzt, das seinesgleichen sucht. „Scholz und Orbán gegen den Rest Europas“, so lautet der Tenor mancher Kommentare im europäischen Ausland nach dem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein am Freitag, an deren Ende kein Beschluss zur Lieferung von Kampfpanzern stand, weil Deutschland blockierte und Putin damit einen Propagandasieg schenkte. „Deutschland hält sich zurück, um nach dem Krieg wieder große Geschäfte mit Russland zu machen“, vermutet zynisch Bill Browder, Europas vorderster Streiter für schärfere Russland-Sanktionen. Der profilierte Europa-Historiker Timothy Garton Ash nennt die deutsche Haltung „schwach, widersprüchlich, inkonsistent, historisch unsensibel, moralisch problematisch, verlogen und kontraproduktiv“ und erfindet auf Englisch das Verb „scholzen“ mit der Bedeutung: „gute Ziele kommunizieren und dann jeden erdenklichen Grund erfinden, um sie zu verzögern und/oder zu verhindern“.

TAZ-online

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Wo der Eine seine Problemlösungen schneller mit einen Weg auf die Halde findet, arbeitet bei den Anderen die Öffentlichkeit vielleicht gründlicher und sieht des öfteren unter den Sofas seiner politischen Hempel nach den Rechten ?

Der demokratische Präsident hat einen bisherigen Vorteil gegenüber Donald Trump eingebüßt, weil er Verschlusssachen in der häuslichen Garage und anderswo aufbewahrte. Was ist das mit dem Geheimnisfetisch in den USA?

4.) Biden-Affäre: In den USA läuft Geheimhaltung schnell aus dem Ruder

Wer in einer Demokratie entscheidet, was geheim ist, beweist Macht. Dabei handelt es sich um ein vielschichtiges Phänomen. Die Enthüllungen Edward Snowdens haben gezeigt, wie der datenhungrige US-Staat seine Bürger und die Welt ausspioniert. Donald Trump hat Geheimes mitgenommen und laut neuen Erkenntnissen auch das Team von Joe Biden. Journalisten sind versucht, Informationen überzubewerten, wenn sie geheim sind. In den USA läuft Geheimhaltung schnell aus dem Ruder. Binnen Wochen wird erwartet, dass der demokratische Präsident bekannt gibt, ob er noch einmal antritt. Und da wird ruchbar, wie fahrlässig Joe Biden mit vertraulichen Unterlagen umgegangen ist. Peinlich nach all der Entrüstung über die Gefahr, die von Trumps Geheimpapieren in Mar-a-Lago ausgegangen sei. Dokumente aus Bidens Amtszeit als Vizepräsident wurden an mehreren Orten gefunden. Vom Inhalt her sind die Papiere wohl nicht übermäßig brisant, politisch jedoch explosiv und für die Opposition enorm ausschlachtbar. Regierungen und Sicherheitsorgane haben Geheimnisse. Das bleibt so, solange wir in konkurrierenden Nationalstaaten leben. Kein General verrät, wie seine Panzer funktionieren und was die Satellitenaufklärung leistet. Kein Führungsoffizier nennt Namen seiner Quellen. Tom Blanton, Direktor des Forschungsinstituts National Security Archive, sagte kürzlich im Fernsehkanal CBS, die meisten Geheim-Klassifizierungen schützten die Nation nicht vor „wirklichem Schaden“. Vielmehr wollten sich die Geheimnisträger selbst schützen. Die 7.000 Seiten der berühmten „Pentagon Papers“ sind ein Beispiel. Geheim, geleakt und dann 1971 publiziert. Sie zeigten, dass im Vietnamkrieg bombardiert und geschossen wurde, obwohl führende Regierungsvertreter längst Zweifel hatten. Die Öffentlichkeit wurde in die Irre geführt. Die USA haben einen Geheimnisfetisch. Geschätzte drei Millionen Regierungsbedienstete und Vertragsarbeiter, die Hohepriester der Sicherheit, dürfen Geheimes lesen. Wie viele Millionen Geheimnisse online stehen und in Papierform herumliegen, weiß kein Mensch. Das Information Security Oversight Office soll der Regierung einen Überblick verschaffen über Geheimhaltung. Der Bürodirektor schrieb im Juli 2022 beim Vorstellen des Jahresberichts, er könne den Kopf „nicht mehr über Wasser halten im Tsunami neuer Geheimnisse“.

Freitag-online

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Wo hätten Selbst zusammengeschusterte irre Regulierungen ausgereicht, die eignen Vorsätze hinter falschen Realitäten zu verstecken? In einen von Beginn an, versauten Schweinestall kann nicht durch Schließung der Außentüren, eine sauberere Tierhaltung garantiert werden.

Während auf Deck Tourist*innen ihrem Urlaub entgegenfiebern, werden irgendwo verborgen im Inneren Geflüchtete gefangenhalten, in Handschellen gelegt und abgeschoben. Was wie die Anfangsszene eines Spielfilms klingt, scheint bittere Realität zu sein.

5.) Frontex – Leere Versprechungen

 Aktuellen Recherchen des ARD-Magazins Monitor zufolge soll genau das auf den großen Passagierfähren, die zwischen Italien und Griechenland verkehren, Praxis sein. Ohne überhaupt die Möglichkeit gewährt zu bekommen, einen Asylantrag zu stellen, werden Migrant*innen unter menschenunwürdigen Bedingungen in das Land zurückgebracht, aus dem sie ihre Flucht antraten. Pushback lautet der Begriff für dieses illegale Vorgehen, mit dem Geflüchtete tagtäglich an den europäischen Außengrenzen konfrontiert sind – und im schlimmsten Fall mit ihrem Leben bezahlen müssen. »Pusbacks sind nicht rechtmäßig«. Damit soll künftig Schluss sein, behauptet der designierte Chef der Grenzschutzagentur Frontex, Hans Leijtens. »Pushbacks sind nicht rechtmäßig«, lässt er verlauten und verspricht, der Praxis illegaler Zurückführungen ein Ende zu setzen. Denn der Schutz der EU-Außengrenzen und die Grundrechte gingen Hand in Hand. Immerhin.

ND-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Das Deutsche Spielzeug

Erstellt von DL-Redaktion am 22. Januar 2023

Rasen ohne Tempolimit

EIN ESSAY  VON  LUIS KEPPLINGER

Des Deutschen liebstes Spielzeug darf nicht angetastet werden. Dabei würde ein kleiner Verzicht weniger Menschen großen Gewinn für viele bedeuten.

Auf 70 Prozent der Autobahnkilometer in Deutschland bestehen keinerlei Geschwindigkeitsbeschränkungen. Schnell zu fahren, ist in Deutschland seit jeher ein Teil unserer Kultur. Deutschland ist das einzige Industrieland weltweit, in dem es gesetzlich erlaubt ist, auf der Autobahn so schnell zu fahren, wie man will. Dieser Umstand sorgte neben der Konzentration von Autoherstellern der Luxuskategorie im Süden des Landes stets für eine gewisse Faszination im Ausland.

Schon in den 1970er Jahren machte der ADAC den Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“ populär. Nach der Nazidiktatur mit all ihren absurden Regelungen und Verboten – ein Tempolimit gehörte dazu, denn es galt, mit Rohstoffen zu sparen – war man froh, die Kriegstraumata zu überwinden, indem man sich von jeglichen staatlichen Zwängen befreite. Dieses Bedürfnis scheint bis heute fortzuleben. Das Rasen ohne Tempolimit ist am ehesten noch mit dem Recht auf Waffenbesitz in den USA vergleichbar.

Viel zu lange wagten es die politischen Parteien nicht, an dieser kulturellen Tradition zu rühren, auch wenn dies angesichts des fortschreitenden Klimawandels mehr als angebracht wäre. Doch die neue Ampelkoalition könnte hier ihre Chance nutzen: Es gibt genug umweltpolitische und ethische Gründe für ein Tempolimit. Die Frage ist, ob die Gesellschaft, die Politik und die deutsche Autoindustrie bereit sind, diesen evolutionären Schritt zu wagen?

Ein Tempolimit kann der Gesellschaft Leid ersparen. Es gäbe weniger Unfälle und damit weniger verkehrsbedingte Tote und Verletzte. Zwar sinkt die Zahl der Verkehrstoten auf der Autobahn, aber die Zahl der Leicht- und Schwerverletzten durch Verkehrsunfälle steigt seit 2010 wieder an. Stefan Bauernschuster und Christian Traxler von der Universität Passau haben nachgewiesen, dass im Vergleich zu ähnlich entwickelten Staaten wie Großbritannien, Schweden oder Dänemark, wo ein Tempolimit besteht, die Fahrt auf den Autobahnen in Deutschland deutlich gefährlicher ist.

148 Menschenleben

Die heutzutage niedrige Zahl von Todesopfern auf unseren Autobahnen eignet sich ohnehin schlecht als ethisches Argument. Wichtiger Maßstab wäre der Blick auf den Schaden, der durch den Verzicht auf ein Tempolimit entsteht. Es geht darum, das Leben und Wohlbefinden der Verletzlichsten in den Blick zu nehmen, um eine bessere Gesellschaft zu schaffen. Man stelle sich nur einmal vor, wie sich ein Unfallopfer fühlt, das bei einem Autounfall durch überhöhte Geschwindigkeit zu Schaden gekommen ist.

Sollten solche Unfälle durch ein Tempolimit vermieden werden können, steht das Recht auf schnelles Fahren gegen die Gefahr, dadurch verletzt zu werden. Ethisch ist die Antwort klar: Die Gesellschaft hätte den größeren Nutzen davon, wenn Unfälle vermieden würden. Das Argument gegen ein Tempolimit, Zeitersparnis durch höhere Geschwindigkeit, ist ein rein ökonomisches.

Ulrich Schmidt vom Kiel Institut für Weltwirtschaft hat in seiner Studie dargelegt, dass die wirtschaftlichen Verluste durch ein allgemeines Tempolimit größer wären als der allgemeine Nutzen für die Gesellschaft. Man könnte auch sagen, dass dieser Studie zufolge das Überleben von 148 Menschen pro Jahr weniger Gewicht hat als wirtschaftliche Einbußen von 6,7 Mil­liar­den Euro. Aus ethischer Sicht ist es allerdings problematisch, einem menschlichen Leben einen Preis zu geben – nicht zuletzt, wenn man sich vorstellt, selbst eine dieser 148 Personen zu sein.

Kostenlos CO2 einsparen

Dennoch müssen wir hier nicht nur auf die Zahl der Verkehrstoten schauen. 2019 gab es etwa 30.000 Menschen, die durch Unfälle auf der Autobahn leicht oder schwer verletzt wurden. In Brandenburg führte ein Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde auf einem Abschnitt der A24 ab 2002 dazu, dass sich die Zahl von Unfällen nahezu halbierte. Doch die politischen Entscheidungsträger legen bei diesem Dilemma eine Art kognitiver Dissonanz an den Tag.

Die „Vision Zero“ des Bundesverkehrsministeriums nennt die Zahl der Verkehrsopfer „nicht hinnehmbar“. Trotzdem gab es keine gesetzlichen Initiativen für ein Tempolimit. Das ausgerechnet zu einer Zeit, in der wir mit allen Kräften gegen die Erderwärmung kämpfen. Niemand zweifelt heute mehr an, dass schnelles Fahren nicht nur mehr verletzte Menschen fordert, sondern zudem massive negative Auswirkungen für die Umwelt und den CO2-Ausstoß hat.

Laut Umweltbundesamt war der Verkehrs- und Transportsektor 2019 mit 164 Millionen Tonnen – 20 Prozent der Gesamtmenge – eine der wesentlichen Quellen von Treibhausemis­sio­nen. Rund ein Viertel davon entfielen auf Pkws und Kleintransporter. Die Bundesregierung will die CO2-Emissionen durch den Straßenverkehr bis 2030 um 65 Millionen Tonnen senken. Durch ein Tempo 120 könnten pro Jahr rund 2,6 Millionen Tonnen eingespart werden.

Dies seien umgerechnet nur 1,4 Prozent der Emissionen, die durch den Verkehr entstehen und sogar nur 0,27 Prozent der deutschen Gesamt­emissionen, so bemängelte der Verband der Automobilindustrie 2021. Das mag stimmen, doch die CO2-Einsparungen durch ein Tempolimit ließen sich ohne jede Kosten erreichen, während in anderen Branchen die Verringerungen in der Regel großen Aufwand voraussetzen.

60 Prozent befürworten Tempolimit

Aus der ethischen Perspektive könnte man auch fragen, was zukünftige Generationen von uns denken mögen, wenn wir angesichts der drohenden Klimakatastrophe nicht einmal die Geschwindigkeit auf den Autobahnen antasten wollen? Die anthropozentrische Haltung, die nur an das Heute denkt, steht im Widerspruch zu dem Gedanken der Nachhaltigkeit, also einer Wirtschaftsweise, die nach den Worten der Brundtland-Kommission „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“.

Weltweit sind also dringend deutliche Reduk­tio­nen beim Ausstoß von Treibhausgasen geboten. Deutschland hat den Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung in der ersten Hälfte des Jahres 2022 auf fast 50 Prozent gesteigert. Doch was sollen künftige Generationen von uns denken, wenn es uns nicht gelingt, für das Wohlergehen der Gesellschaft völlig unnütze Emissionen zu vermeiden?

Wir müssen die Erde als zusammenhängendes System begreifen, in dem es nichts nützt, an einer Stelle CO2 einzusparen, wenn wir ansonsten eine zerstörerische Lebensweise beibehalten. Zumindest in Umfragen zeigt sich, dass die Öffentlichkeit in Deutschland nicht mehr so sensibel auf das Reizwort Tempolimit reagiert. Langsam schwenkt die Mehrheit um: Laut Umweltbundesamt befürworten mehr als 60 Prozent der Befragten im Interesse des Umweltschutzes und der Sicherheit ein Tempolimit auf der Autobahn.

Bleibt die Frage, wie lange egozentrische Wirk­lich­keitsleugner ihr Bedürfnis nach ungebremstem Rasen durch Deutschland noch verteidigen können. Nicht zuletzt gibt es noch die nicht zu unterschätzenden indirekten Folgen eines Tempolimits: Seit vielen Jahren werden die Autos in Deutschland immer PS-stärker, schwerer, größer und schneller. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung könnte dies ändern.

Quelle            :           TAZ-online           >>>>>        weiterlesen

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Oben      —     Forderungsplakat der Deutschen Umwelthilfe zu gestaffelten Tempolimits während der Sondierungsgespräche nach der Bundestagswahl 2021

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60 Jahre Élysée-Vertrag

Erstellt von DL-Redaktion am 22. Januar 2023

50 Jahre grenzüberschreitende Zusammenarbeit –
der Umweltbewegung am Oberrhein

Quelle         :     Mitwelt Stiftung Oberrhein

Von      :      Axel Mayer, Mitwelt Stiftung Oberrhein

Am 22. Januar 1963 wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag (Élysée-Vertrag) von Bundeskanzler Konrad Adenauer und vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle unterzeichnet. Dieses wichtige Abkommen hat Deutsche und Franzosen nach den Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs ein wichtiges Stück zusammengeführt.

Wenn jetzt überall an 60 Jahre Élysée-Vertrag erinnert wird, dann ist das zumeist eine „von oben nach unten Erzählung mit folkloristischem Beiwerk“. Wir wollen an das von uns fünfzig Jahre lang erkämpfte, immer gefährdete Europa der Menschen, an das „Europa von unten am Oberrhein“ erinnern. Ein Europa, zu dem für uns immer auch die Schweiz zählte.

Auf den besetzten AKW-Bauplätzen inWyhl (D)Kaiseraugst (CH) und Gerstheim (F)haben wir drei Jahrzehnte nach Kriegsende den europäischen Traum vom grenzenlosen Europa geträumt und erkämpft und im Jahr 2020 grenzüberschreitend die Abstellung des Pannenreaktors in Fessenheim erreicht. Wir haben die realen und die inneren Grenzen und die alte, verlogene „Erbfeindschaft“ überwunden, Bauplätze und Brücken besetzt, Gifteinleitungen in Rhein und Luft abgestellt, für Leben und Zukunft gekämpft und gemeinsam viele ökologische Gefahren am Oberrhein abgewehrt. Und dies immer alles ohne europäische Fördertöpfe und Interreg-Gelder.

Dort wo nicht auf unsere Kritik gehört wurde, wie bei der Giftmülldeponie Stocamine, kommt das die Allgemeinheit heute teuer zu stehen und wir schauen aktuell mit Sorgen auf die Schweizer Endlagerpläne.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war immer eine Sache auf Gegenseitigkeit. Schon 1970 haben sich die AKW-GegnerInnen in Kaiseraugst und Fessenheim organisiert, 1971 dann die badischen PartnerInnen in Breisach, 1973 in Wyhl. Elsässische und Schweizer Aktive brachten wesentliche Ideen und Erfahrungen über die Grenze herüber nach Breisach und Wyhl, und nirgendwo wurde jemals nach der Staatsangehörigkeit gefragt. Der alemannische Dialekt hat in diesen frühen Konflikten immer eine wichtige Rolle gespielt. Wir waren stets selbstbewusst, trinational „provinziell“. Ohne die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hätten wir an keinem der besetzten Plätze Erfolg gehabt und auch der Giftmüllofen in Kehl wäre nicht verhindert worden.
Auf den besetzten Bauplätzen in Wyhl, Marckolsheim, Gerstheim und Heiteren und bei vielen Demos und Aktionen wurde die alte deutsch-französische „Erbfeindschaft“ überwunden. Auch hier entstand das Europa der Menschen.Einige der vielen Wurzeln Europas und der deutsch-französischen Aussöhnung,
aber auch eine Wurzel der heutigen Klimaschutzbewegung liegt im elsässischen Marckolsheim. Hier haben wir 1974 den Bauplatz eines extrem umweltvergiftenden Bleiwerks besetzt und die Vision vom grenzenlosen Europa gesponnen. François Brumbt sang auf dem besetzten Platz:„Mir keije mol d Gränze über de Hüfe und danze drum erum“. Als endlich die Schlagbäume zwischen Frankreich und Deutschland fielen, hatten wir, wieder einmal, eines unserer Ziele erreicht.

Seit dieser Zeit erleben wir am Oberrhein immer wieder, wie geschickt, gezielt und erfolgreich in ökologisch-ökonomischen Konflikten (Fessenheim-Abstellung, Atommüll Schweiz, Flugplatz Zürich …) die Menschen gegeneinander ausgespielt werden, während gleichzeitig das Hohelied des Élysée-Vertrages, der Regio und wuchernden Metropolregion gesungen wird.

Immer wieder überlagern alte und neue, geschickt geschürte (noch kleine) Nationalismen und traurige Feindbilder auf beiden Rheinseiten die Europa-, Regio- und Dreyeckland-Mythen und diese Feindbilder werden aus ökonomischen Gründen gezielt aufgebaut. Erschreckend ist nicht, dass Konzerne und Lobbyisten versuchen, uns gegeneinander auszuspielen. Erschreckend ist, dass die „nationale Karte“ immer noch häufig sticht und sich auch in Wahlergebnissen ausdrückt.

Um so wichtiger ist unser Europa von unten, abseits aller Verträge und europäischer Fördertöpfe, Metropolregion-Pläne und Interreg-Gelder, bei der Stocamine, beim Hochwasser- und Naturschutz am Rhein, beim regionalen Klima- und Artenschutz. Überall wo sich in Zeiten zunehmender ökonomischer, ökologischer und sozialer Krisen Menschen grenzüberschreitend für Mensch, Natur, Umwelt, Zukunft, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Freiheit engagieren.

60 Jahre Élysée-Vertrag sind ein guter Anlass, um zu feiern, um gleichzeitig aber auch das stets gefährdete „Europa der Umwelt und der Menschen“ zu thematisieren.

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Unten       —     For documentary purposes the German Federal Archive often retained the original image captions, which may be erroneous, biased, obsolete or politically extreme. Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichneten am 22.1.1963 im Pariser Elysée-Palast einen Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit, der politische Konsultationen beider Regierungen und eine verstärkte Zusammenarbeit in der Außen- und Verteidigungspolitik sowie in Erziehungs- und Jugendfragen festgelegt. Regelmäßige Treffen zwischen den Regierungschefs und den zuständigen Ressortministern beider Länder sollen die praktische Durchführung des Vertrages gewährleisten. Im Bild (v.l.n.r.) am Tisch: Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Gerhard Schröder, Bundeskanzler Konrad Adenauer, Staatspräsident Charles de Gaulle, Premierminister Georges Pompidou und der französische Außenminister Maurice Couve de Murville

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Kriege ohne Grenzen

Erstellt von DL-Redaktion am 22. Januar 2023

Heftige Kämpfe in Oblast Saporischschja

Quelle:    Scharf  —  Links

Von Tomasz Konicz

Hat die drohende russische Offensive in der Südukraine bereits begonnen?

Aus dem Südosten der Ukraine, aus der Region Saporischschja, werden derzeit heftige Kämpfe gemeldet. Laut ukrainischen Medien wurden in dieser zwischen den Donbass und dem Dnjepr gelegenen Region in den vergangenen Stunden besonders starke Artillerieangriffe Russlands verzeichnet, während russische Stellen Geländegewinne und die Eroberung von Ortschaften melden. Sprecher der ukrainischen Armee bezeichneten die Lage im Donbass und Saporischschja als „schwierig“, so die Kiew Post.1

Russische Medien sprechen von etlichen eingenommenen Dörfern und einen Vorstoß auf die Stadt Orichiw, die eine strategische Rolle spielt.2 Orichiw sei demnach ein zentraler regionaler Verkehrsknotenpunkt, der russische Angriffe in Richtung der Großstadt Saporischschja erleichtern könnte. Eine erfolgreiche russische Offensive entlang des Ostufers des Dnjepr würde die ukrainischen Armee im Donbass von ihren Versorgungslinien abschneiden. Die ukrainischen Verteidigungslinien in Saporischschja sollen an etlichen Stellen durchbrochen worden sein, was mit den blutigen Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut in Zusammenhang stehen dürfte.

Um Bachmut zu halten, hat die ukrainische Armeeführung Truppen aus etlichen Frontabschnitten abgezogen – und so die ukrainischen Verteidigungspositionen vielerorts zwangsläufig geschwächt. Vor Kurzem sind Einschätzungen des Bundesnachrichtendienstes (BND) zur militärischen Lage im Osten durchgesickert, laut denen sich die ukrainische Armee inzwischen in einer schwierigen Lage befindet.3 Demnach verliert die Ukraine allein in Bachmut, das längst symbolisch aufgeladen ist, täglich eine „dreistellige Zahl an Soldaten“. Überdies drohten bei einem Verlust der Stadt „weitere Vorstöße ins Landesinnere“ der russischen Truppen, da die gesamte ukrainische Verteidigungslinie aufgegeben werden müsste (siehe hierzu auch „Kiews verpasste Chance?“)4.

Mörderischer Wettlauf

Die Angriffe der russischen Söldner-Truppen um Bachmut gehen derweil mit unverminderter Intensität weiter. Die ukrainische Armee muss nun entscheiden, wie sie ihre verbliebenen Reserven einsetzen wird: im Donbass, um weiterhin Bachmut zu halten und einen Rückzug auf eine neue Verteidigungslinie bei Slowjansk/Kramatorsk weiter zu verzögern, oder in Saporischschja, um den russischen Vormarsch in Richtung Norden aufzuhalten. Zudem verfügt Moskau weiterhin über hohe Reserven, die noch in die Schlacht geworfen werden können. Mehrere hunderttausend Mann, die bislang noch nicht in die Kämpfe eingegriffen hätten, stünden demnach dem Kreml für weitere Angriffe zur Verfügung. Ukrainische Stellen sprachen gegenüber US-Medien von rund 200 000 Mann.5 Andere Schätzungen, die den derzeit einberufenen Jahrgang von Wehrpflichtigen im Fall einer allgemeinen Mobilmachung durch den Kreml berücksichtigen, kommen auf mehr als 500 000 Mann.

Die plötzlichen Angriffe des russischen Militärs in der strategisch entscheidenden Region Saporischschja – wo Russland zu Beginn der Invasion eine Landbrücke zwischen Donbass und der Krim erobern konnte, scheinen im Zusammenhang mit den jüngst beschlossenen westlichen Waffenlieferungen zu stehen, die mitunter sehr wirkungsvolle Systeme beinhalten.6 Zwar blockierte Berlin die Lieferung deutscher Panzer, doch wird Kiews bald weitreichende Artilleriesysteme (GLSDB) erhalten,7 die den russischen Nachschub und die Kommandosysteme effektiv stören können. Der Kreml will offensichtlich nun seinen imperialistischen Eroberungszug intensivieren, solange die neuen Waffensysteme noch nicht auf dem Schlachtfeld zum Einsatz kommen, was aufgrund der schwierigen Lieferung und notwendigen Ausbildungszeit mitunter Wochen, wenn nicht Monate dauern kann.

Es ist faktisch ein mörderischer Wettlauf zwischen westlichen Waffenlieferungen und russischen Vormarschbemühungen, bei dem der Kreml die ohnehin geplante Offensive gerade in der Region zu entfachen scheint, in der Russland am verwundbarsten ist. Die Region Saporischschja wäre auch ein wichtiges Ziel für eine ukrainische Gegenoffensive, bei der die Landbrücke zwischen Donbass und der Krim zurückerobert würde, was eine Vorbedingung jeglicher Offensivbemühungen gegen die Krim wäre.

Russland hat die Krim schon 2014 okkupiert und später auch formell annektiert. Mitte Januar ließen US-Medien aber durchblicken, dass die Vereinigten Staaten künftig der Ukraine auch dabei helfen wollen, die Krim direkt anzugreifen – die Moskau längst als russisches Territorium betrachtet.8 Bislang weigerte sich Washington, Kiew entsprechende Waffensysteme zu liefern. Moskau schient gerade durch diese Überlegungen getriggert worden zu sein, um in einer – eventuell verfrühten? – Offensive in Saporischschja diese ukrainische Offensivoption zunichtezumachen.

https://www.patreon.com/user?u=57464083

https://konicz.substack.com/

1 https://www.kyivpost.com/post/11362

2 https://twitter.com/rybar_en/status/1616486643090718743

3 https://www.deutschlandfunk.de/bnd-besorgt-ueber-lage-im-osten-100.html

4 https://www.konicz.info/2023/01/19/kiews-verpasste-chance/

5 https://thehill.com/policy/defense/3818361-russia-is-planning-a-major-offensive-heres-what-that-might-look-like/

6 https://www.nytimes.com/2023/01/19/podcasts/the-daily/ukraine-russia-war-weapons.html

7 https://mil.in.ua/en/news/stryker-and-glsdb-to-enter-new-aid-package-from-us-to-ukraine-politico/

8 https://www.nytimes.com/2023/01/18/us/politics/ukraine-crimea-military.html

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Grafikquellen      :

Oben      —       Map of Zaporizhzhia Oblast showing the rough zones of occupation during the southern offensive of the 2022 Russian invasion of Ukraine, as of August 2022. Ukraine (    ) has maintained control over the north of the oblast, including the areas around the cities of ZaporizhzhiaHuliaipole and Orikhiv. The Russian occupation (    ) extends throughout the entire southern part of the oblast, including the major cities of MelitopolBerdiansk and Enerhodar.

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KOLUMNE * ERNSTHAFT ?

Erstellt von DL-Redaktion am 22. Januar 2023

Wir brauchen eine Reichensteuer, um den Klimawandel zu bremsen

Meine Villa und mein Geldkoffer sind nicht Verhandelbar !

Eine Kolumne von Ulrike Winkelmann

Der Finanzminister hatte diese Woche erst gar niemanden mehr nach München geschickt zur Verhandlung vor dem Bundesfinanzhof. Weiß ja jeder, dass die FDP den Solidaritätszuschlag abschaffen will. Warum also ministeriale Personal­res­sour­cen damit vergeuden, Staatseinnahmen vor Gericht zu verteidigen.

Der Soli wird inzwischen nur noch von Besserverdienern bezahlt, und zwar auch auf Kapitalerträge. Er ist praktisch Olaf Scholz’Reichensteuer: Scholz hatte noch als Finanzminister in der großen Koalition die Idee, den Soli nur bei den höchsten Etagen zu belassen. Aber klar, diese Etagen haben sehr gute Anwälte (nicht nur bei der FDP), und die argumentieren, der Solidaritätszuschlag sei eben nie als Reichensteuer gedacht gewesen.

Bevor Sie fragen: Doch, die eigentliche Reichensteuer gibt’s auch noch – jenen besonderen Tarif für Allerbestverdiener. Aber der ist so besonders, dass sein Ertrag als eher symbolisch gilt. Der Solidaritätszuschlag dagegen brachte 2022 etwa 10 Milliarden Euro ein. Die FDP setzt darauf, dass die Gerichte ihr die Arbeit bei seiner Abschaffung abnehmen, ähnlich wie Mitte der 1990er bei der Vermögenssteuer, die sich nie wieder einführen ließ.

Ich möchte nicht defätistisch wirken, aber meine Hoffnung ist in den vergangenen Jahren geschrumpft, dass es irgendwann noch gelingen könnte, die finanzstärksten Bevölkerungsprozente auf einen größeren Beitrag zum Gemeinwesen zu verpflichten. Mit einer gewissen Abhärtung („die schlimmste Steuersenkung ist immerhin schon über 20 Jahre her“; „in den USA ist es noch schlimmer“) lässt sich das im Alltag, wie die meisten moralischen Fragen, wegblenden.

Allerdings werfen jüngere Zahlen zum CO2-Ausstoß der Bestgestellten nun doch die Frage auf, ob wir uns die ungebremste Anhäufung von Reichtum rein physisch, also ökologisch, noch leisten können. Einen Anstieg der Privatjetflüge in Deutschland um 9 Prozent binnen eines Jahres etwa haben die Investigativen von SZ und NDR errechnet. Wie jedes Jahr zum Wirtschaftsgipfel in Davos hat uns Oxfam wiederum erklärt, wie viel reicher die Reichen inzwischen geworden sind. Da der individuelle CO2-Ausstoß weitgehend linear mit dem Wohlstand wächst, lässt das nichts Gutes fürs Klima vermuten.

Das kann natürlich so nicht bleiben. Solange sich keine Regierung findet, die vom wachsenden Reichtum der Wenigen etwas in Richtung Schulen, Bahnen oder Klimaschutz abzweigen will, sollten wir andere Ansätze zur Verhaltenssteuerung nicht ausschließen. Vielleicht Marketing – das Geld will ja ausgegeben werden. Gibt es schon Agenturen für klimaschonenden Luxuskonsum, die neue Statussymbole entwickeln? Was ist zum Beispiel mit Sänften, getragen natürlich von übertariflich bezahlten Fachkräften? Statusdefinierend jedenfalls müsste der maximale Stundeneinsatz bestentlohnter Facharbeit bei geringstmöglichem Ressourcenverbrauch sein. Wobei: Das ist in Zeiten des Arbeitskräftemangels dann trotzdem wieder ein Problem für alle anderen.

Quelle       :        TAZ-online         >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —   Protest von FridaysForFuture und Anderen, sowie Ankunft der Verhandlungsteilnehmenden an der Messe Berlin zum letzten Tag der Sondierungsgespräche für eine Ampelkoalition.

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Unten       —       Ulrike Winkelmann. Foto: SeeSaw /Sophia Lukasch www.seewsaw-foto.com Veranstaltung „Öffentlich-rechtliche Medien im (digitalen) Wandel“ der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin

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DL – Tagesticker 22.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 22. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) So wird Kanzler Scholz international für seinen Panzer-Kurs verspottet  – . –  2.) Lauterbach warnt vor unheilbarer Immunschwäche  – . –   3.) Reform des Wahlrechts. – Parität ist ein Gebot der Zeit  – . –  4.) Armutsbetroffen: Gesund leben? Geht nicht!  – . –  5.) Ministerium muss Dokumente zur Maskenbeschaffung rausgeben  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Aber das eigentliche Drama der Politik ist doch, das sich selbst international nur der Schrott einer verzweifelten  Gesellschaft für solch einen Memes zur Verfügung stellt. Solche Posten fordern doch die blasierten Möchte gerne aus den Clans ihrer Parteien zum Größenwahn heraus! Manche von diese Kleingeistern sollten doch erst einmal ihre normale Schulzeit beenden , bevor sie sich auf den Unis um die Titel balgen. In solchen Situationen kann Putin doch gar nicht verlieren!

„Scholzing“ und Memes. – Mit seiner Zurückhaltung in Sachen Panzerlieferungen an die Ukraine sorgt Olaf Scholz international für Kritik – und humorvollen Spott. 

1.) So wird Kanzler Scholz international für seinen Panzer-Kurs verspottet

Mit seiner zurückhaltenden Haltung, was mögliche Lieferungen von Leopard-2-Panzern an die Ukraine angeht, sorgt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) international für Kritik – und Spott. Sogar ein Verb hat der Sozialdemokrat im englischsprachigen Raum mittlerweile verpasst bekommen: „Scholzing“. Laut dem unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, Theodor-Heuss-Preis und Karlspreis ausgezeichneten Historiker Timothy Garton Ash bedeutet „scholzing“ in etwa: „Gute Absichten zu kommunizieren, nur um dann jeden erdenklichen Grund zu nutzen/finden/erfinden, um diese zu verzögern und/oder zu verhindern.“ Garton Ash veröffentlichte eine entsprechende Grafik am Donnerstag auf Twitter – offensichtlich unter Bezugnahme auf die derzeit laufende Debatte über die Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine. Bereits seit Kriegsbeginn hatte Scholz mit seiner oft abwartenden und von vielen als bremsend interpretierten Haltung international für Kritik gesorgt. Nun scheint aus der sachlichen Kritik auch hämische Lästerei zu werden. Olaf Scholz und die Panzerfrage: Häme und Spott in den sozialen Netzwerken. So finden sich in den sozialen Netzwerken immer mehr Memes, die den Kanzler aufs Korn nehmen. Scholz mit Clownshut, Scholz mit Clownsschuhen und weitere vermeintlich lustige Bildchen, die Scholz Handeln im Ukrainekrieg veräppeln, kursierten am Donnerstag in großer Zahl in den sozialen Netzwerken.

KSTA-online

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Können wir ein solches Verhalten nicht geradezu jeden Tag am Fernseher beobachten wenn, wir die Politiker-innen den Winkerkrabben gleich, mit ihren Händen reden sehen, da viele Münder bereits unter diesen Immunschwächen leiden?

Nach mehreren Corona-Infektionen: Erste Ergebnisse noch laufender Studien geben dem Minister Anlass zur Sorge. Wer mehrmals an Covid-19 erkrankt, läuft offenbar Gefahr, sein Immunsystem unheilbar zu schädigen.

2.) Lauterbach warnt vor unheilbarer Immunschwäche

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat vor den möglichen Folgen einer wiederholten Infektion mit dem Coronavirus gewarnt. Wie der Gesundheitsminister gegenüber der Düsseldorfer Rheinischen Post (Samstagausgabe) anführt, liefen Menschen, die mehrmals an Covid-19 erkranken, Gefahr eine unheilbare Immunschwäche zu entwickeln. Verschiedene Studien deuteten darauf hin, so Lauterbach. „Es ist bedenklich, was wir bei Menschen beobachten, die mehrere Corona-Infektionen gehabt haben. Studien zeigen mittlerweile sehr deutlich, dass die Betroffenen es häufig mit einer nicht mehr zu heilenden Immunschwäche zu tun haben“, sagte Lauterbach weiter. In der Folge drohten etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Demenz. Der Minister räumt jedoch auch ein, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschllossen seien. „Wie gesagt, das ist noch nicht sicher, wird intensiv erforscht. Ich verfolge die Studien und diskutiere mit Experten. Das zeigt: Wenn jemand nach zwei Infektionen ein stark gealtertes Immunsystem hat, ist es ratsam, dass er weitere Covid-Infektionen vermeidet“, sagte Lauterbach. Lauterbach plant „groß angelegte Initiative“ für Menschen mit Long Covid.

Berliner Zeitung-online

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Wurde dieses System von den stärksten Clan nach Beendigung des Krieges nicht unter Beihilfe den Alliierten genauso gestaltet, wie wir es in heutiger Zeit vorfinden? Wer würde denn in einen Ramschladen Staat freiwillig die ihm Angebotenen Waren verzichten? Einmal an der Kasse zu sitzen, heißt ja nicht freiwillig auf seine Privilegien zu verzichten. 

In den deutschen Parlamenten und Rathäusern sitzen eindeutig zu wenige Frauen. Und das liegt nicht an mangelnder Kompetenz. 

3.) Reform des Wahlrechts. – Parität ist ein Gebot der Zeit

Die Floskeln „historische Chance“ und „kleines Zeitfenster“ fielen in den vergangenen Monaten immer dann, wenn von der Wahlrechtsreform die Rede war. Durch die Reform soll der durch Überhang- und Ausgleichsmandate zu groß gewordene Bundestag verkleinert werden: von aktuell 735 auf 598 Sitze. So zumindest sieht es ein Entwurf der Ampelkoalition vor. Diesen lehnen CDU und CSU ab und legen einen eigenen Vorschlag vor. Kurz und gut: Die Debatte um die Reform wird wohl noch eine Weile weitergehen. Nicht zur Diskussion stehen darf jedoch der Frauenanteil im künftigen Parlament. So sieht das ein Bündnis von Frauen- und Gleichstellungsorganisationen, das sich seit Jahren für eine Parität in den Parlamenten einsetzt – sowohl im Bundestag als auch in den Landes- und Kommunalparlamenten. Angesichts des Frauenanteils – lediglich 35 Prozent der Bundestagsabgeordneten sind weiblich, in den Landesparlamenten sind es gerade mal 27 Prozent, und nicht einmal 12 Prozent der Ober­bür­ger­meis­te­r:in­nen sind Frauen – ist das zwingend. Dabei machen Frauen die Hälfte der Bevölkerung aus. Es ist also ungerecht, dass Frauen in den politischen Organen nicht so vertreten sind, wie es angemessen wäre: zur Hälfte. Aber eine Parität in den Parlamenten praktisch zu erreichen ist schwieriger, als es theoretisch klingt. Da sind einerseits die Parteien, die sich vielfach nicht vorschreiben lassen wollen, wen sie aufstellen – eigene Frauenquoten hin oder her. Und da sind andererseits die Bürger:innen, zur Hälfte bekanntlich weiblich, die in der Wahlkabine nicht unbedingt ihr Kreuz bei einer Frau machen. Das wäre auch absurd, schließlich sollten die kompetentesten Po­li­ti­ke­r:in­nen ins Parlament einziehen.

TAZ-online

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Das Volk müsste aufstehen und den politischen Schmarotzern die Brotbeutel höher hängen !  Würde nach Leistung bezahlt, müssten  die politischen Ignoranten noch Geld mitbringen, wenn diese sich ihre Ruheplätze erschlichen haben. 

 Janina Lütt würde für sich und ihre Tochter gerne Bio-Lebensmittel kaufen. Doch die Preise für hochwertige Lebensmittel sind hoch. Als eine der rund 13 Millionen Armutsbetroffenen in Deutschland kann sie sich das schlicht nicht leisten

4.) Armutsbetroffen: Gesund leben? Geht nicht!

Meine Tochter und ich sind zwei von mehr als 13 Millionen armutsbetroffenen Menschen in Deutschland. Die ersten Bio-Lebensmittel bekam ich von der Tafel. Denn die Lebensmittelausgabe der Tafel hat je nach Spendenangebot öfter Bio-Sachen, sehr zum Erstaunen meiner in Teilzeit arbeitenden Freundin. An ihre Überraschung erinnere ich mich noch gut: „Du hast Bio-Lebensmittel? Wie kannst du dir das denn leisten?!“ Die Antwort war und ist: gar nicht. Ich bekomme – seit Jahresbeginn – jeden Monat 503 Euro Bürgergeld. Darin sind 155,82 Euro für Lebensmittel und Getränke vorgesehen. Gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig, aber haben Sie schon einmal versucht, mit 5,73 Euro pro Tag für sich als erwachsene Frau und mit 3,43 Euro pro Tag fürs Kind gesund einzukaufen? Die armutsbetroffenen Menschen, die ich in meinem Umfeld kenne, würde gerne Bio kaufen, denn sie wissen um den Nutzen und die Qualität. Viele Bio-Lebensmittel schmecken auch einfach besser, ganz zu schweigen, dass für ihre Herstellung keine Pestizide eingesetzt werden müssen. Aber Bio-Lebensmittel zu kaufen, ist für mich und Millionen anderer Menschen in Deutschland nicht möglich, ohne das vorgegebene Essenbudget überzustrapazieren. Bei mir heißt das, dass ich möglichst lange keine Kleidung kaufe, möglichst keine Extras wie Bücher, und dass ich alles Mögliche versuche, um in anderen Bereichen Geld zu sparen. Denn das Wichtigste für mich ist, genug zu essen im Haus zu haben. Das gibt mir Sicherheit. Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich gehungert habe. Nicht wegen meiner Essstörung – ich war 21 Jahre lang Bulimikerin –, sondern weil nicht genug Geld im Haus war.

Freitag-online

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Es wäre natürlich der richtige Weg der Gesellschaft zu zeigen sich nicht weiter von den Politischen Versagern abhängig machen zu lassen und den bajuwarischen Stil eines Freistaates, auf das gesamte Land auszudehnen. 

Zwei Gerichtsurteile. – Dabei geht es auch um eine E-Mail-Korrespondenz zwischen dem damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn und einer Unternehmerin. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

5.) Ministerium muss Dokumente zur Maskenbeschaffung rausgeben

Das Verwaltungsgericht Köln hat das Bundesgesundheitsministerium zur Herausgabe von Unterlagen im Zusammenhang mit der Beschaffung von Corona-Masken verpflichtet. Das teilte das Gericht am Freitag mit und verwies auf zwei Urteile, die am Vortag ergangen seien. Unter anderem gehe es um Gutachten und um E-Mail-Korrespondenz zwischen dem damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und einer Unternehmerin. Die Urteile sind allerdings noch nicht rechtskräftig. Hintergrund ist das „Open House“-Verfahren, das das Bundesgesundheitsministerium nach Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 durchgeführt hatte. Jeder, der wollte, konnte dem Bund für 4,50 Euro netto pro Stück FFP2-Masken verkaufen. Ob bei den Masken-Deals vertragliche Pflichten verletzt wurden, ist mittlerweile Gegenstand zahlreicher Zivilklagen am Landgericht Bonn. Einer der in Bonn klagenden Unternehmer beantragte nach Angaben des Verwaltungsgerichts Köln im Dezember 2020 beim Ministerium dann Zugang zu Gutachten und anderen Stellungnahmen einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und einer Anwaltskanzlei. Diese waren den Angaben zufolge vom Ministerium zur Unterstützung bei der Abwicklung der Beschaffungsverfahren eingeschaltet worden.

Tagesspiegel-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Merz – Er kann nicht anders

Erstellt von DL-Redaktion am 21. Januar 2023

Die CDU unter Friedrich Merz

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So sind die Republikaner – ein Stuhl ersetzt auch manchmal die Fahne!

Ein Artikel von Sabine am Orde

Merz ist seit einem Jahr Chef der Christdemokraten. Wie läuft es, wenn jemand mit dem Hang zum Polarisieren eine Partei einen soll?

s ist früher Nachmittag, als Friedrich Merz am zweiten Samstag im Januar in einem Hotel am Weimarer Goethepark vor die Presse tritt. Im Nebenraum räumen Servicekräfte die Reste des Mittagessens ab, mit dem die Klausur des CDU-Bundesvorstands gerade zu Ende gegangen ist.

Zwei Tage lang hat sich die CDU-Spitze mit den Themen Wirtschaft, Energie und Klima beschäftigt, mit dem Ökonomen Clemens Fuest vom Ifo-Institut und der Bremer Meeresbiologin Antje Boetius waren hochkarätige Gäste geladen. In der Wirtschaftspolitik, traditionell eigentlich ein Kernthema der Partei, sind die Kompetenzwerte der CDU eingebrochen. Bei der Klimapolitik waren sie noch nie sonderlich hoch.

Das Treffen soll Abhilfe schaffen, und natürlich soll darüber berichtet werden. Deshalb steht der CDU-Parteivorsitzende nun vor dem Mikrofon. Doch schon der zweite Journalist, der das Wort erhält, fragt nicht nach Wirtschafts- oder Klimapolitik. Es habe doch eine Diskussion über den integrationspolitischen Kurs und Kritik an seiner Wortwahl gegeben: „Werden Sie an diesem Kurs etwas ändern, werden Sie sich zusammenreißen?“

Merz hatte vier Tage zuvor in der Talkshow von Markus Lanz im Zusammenhang mit der Silvesterrandale pauschalisierend arabische Jungen „kleine Paschas“ genannt und von Menschen gesprochen, „die nicht in unser Land gehören“. Das hat für Wirbel gesorgt, auch in der Partei. Migration ist für die CDU ein schwieriges Thema, nicht erst seitdem der Flüchtlingsherbst 2015 die Union fast zerrissen hat. Hier stehen sich Modernisierer und Konservative besonders unversöhnlich gegenüber – auch wenn inzwischen jeder in der Partei weiß, dass es ohne Fachkräftezuwanderung nicht mehr gehen wird.

Im dritten Anlauf

Merz wiegelt ab. Diskussionen dazu habe es keine gegeben, nur einige wenige Wortmeldungen, sagt er auf der Hotelbühne. Und ohnehin: Die Partei sei sich weitgehend einig. Doch da war die Mahnung von CDU-Generalsekretär Mario Czaja, man möge Menschen mit Migrationsgeschichte gegenüber sensibel mit Sprache umgehen, schon längst aus der Klausur nach außen gedrungen. Und die kritischen Äußerungen der Vorstandsmitglieder Hermann Gröhe und Serap Güler ebenfalls. Die Auseinandersetzung überlagerte die Berichterstattung verhagelte der CDU den Jahresauftakt und sagt viel über die Schwierigkeiten von Friedrich Merz als Parteichef.

Seit gut vier Jahren ist der Sauerländer, Millionär und ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende von Blackrock Deutschland zurück in der Politik. Seither hat es viele polarisierende Einwürfe von Friedrich Merz gegeben. Als er erst gegen Annegret Kramp-Karrenbauer und dann gegen Armin Laschet um den CDU-Vorsitz kämpfte, haben ihn seine kernigen Aussagen zum vermeintlichen Heilsbringer für all jene gemacht, die eine Kehrtwende der Partei und ein stärker konservatives Profil wollten, möglichst weit weg vom mittigen Kurs Angela Merkels. Verloren hat Merz die Wahlen trotzdem.

Doch im dritten Anlauf hat die Partei Merz schließlich doch noch zu ihrem Vorsitzenden gewählt, nach einer Mitgliederbefragung, die eindeutig ausging: 62 Prozent stimmten für ihn, beim Parteitag wurden über 94 Prozent daraus. Selbst Merz-Gegner*innen konnten das Mitgliedervotum nicht ignorieren. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen dachte manch einer aber wohl auch: Dann soll er es halt selbst versuchen.

Als Merz im Januar 2022 die CDU übernimmt, gleicht sie einem Trümmerfeld. Zwei Parteivorsitzende hat sie in kürzester Zeit verschlissen, das Verhältnis zur Schwesterpartei ist zerrüttet, die Bundestagswahl ging verloren, das Kanzleramt an die SPD. Niemand weiß mehr, wofür die CDU steht und wohin sie will. Es ist eine Herku­les­aufgabe: Der neue Vorsitzende muss die Partei einen, inhaltlich neu aufstellen und mit der CSU versöhnen.

Er beteuert, wie wichtig Klimaschutz für die CDU sei, und jettet mit seinem Privatflieger nach Sylt zur Hochzeit von Christian Lindner

Anfangs scheint es, als hätte der heute 67-Jährige bei seinem langen Weg an die Spitze der Partei gelernt. Mit zugespitzten Äußerungen hält er sich zurück, stattdessen sagt er Sätze wie „Die CDU muss modern werden“. Er verspricht, mit ihm werde es keinen Rechtsruck geben, und beteuert die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit. Es scheint, als wolle Friedrich Merz sich neu erfinden. Weg von dem neoliberalen Anti-Merkel mit viel Arroganz und wenig Empathie.

Zum Generalsekretär macht er Mario Czaja, Mitglied in der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), dem Arbeitnehmerflügel der Partei – und damit parteiintern weit entfernt von Merz. Auffällig oft spricht Merz vom „Team“ und davon, dass eine Partei wie die CDU viele Köpfe brauche. Auch Karin Prien, die liberale Bildungsministerin aus Schleswig-Holstein, und der Klimaexperte Andreas Jung werden stellvertretende Parteivorsitzende.

Seitdem aber sendet Merz widersprüchliche Signale: Er hat eine parteiinterne Frauenquote durchgesetzt und sich bei einer Rede von Außenministerin Annalena Baerbock mit theatraler Geste ans Herz gefasst, um ihre Ausführungen über feministische Außenpolitik ins Lächerliche zu ziehen. Er hat beteuert, wie wichtig der Klimaschutz für die CDU sei, und ist im Privatflieger zu Christian Lindners Hochzeit nach Sylt gejettet. Er ist früh in die Ukraine gereist, um Solidarität zu bekunden, und hat ukrainische Geflüchtete als „Sozialtouristen“ beschimpft. Für Letzteres hat er sich später halbherzig entschuldigt.

Das eine und das andere Ende der Partei

Was die Frage aufwirft, ob er sich wirklich verändert hat. Kann einer, der immer „ich“ gesagt hat, plötzlich im „Wir“ denken? Kann einer, der so oft polarisierte und ausgrenzte, plötzlich zusammenführen? Wo also steht Friedrich Merz – und wo steht seine Partei nach einem Jahr mit ihm als Vorsitzenden?

Anrufe bei zwei CDU-Kennern, die es wissen könnten. Beide haben die Partei professionell im Blick und sind auch eng mit ihr verbandelt. Der eine, Andreas Püttmann, Politikwissenschaftler und Publizist aus Bonn, nennt sich selbst „ideeller Christdemokrat ohne Parteibuch“. Er ist dem sozialliberalen Parteiflügel zugetan und hat aus seiner Gegnerschaft zu Friedrich Merz nie einen Hehl gemacht. Rechtspopulistische Abwege sind Püttmann ein Graus. Er sagt: „Friedrich Merz ist zu der notwendigen geistigen Führung der Partei nicht in der Lage.“

File:Die Apokalyptischen Reiter.jpg

Die Jagd wird eröffnet in der richtigen Umgebung

Der andere: Andreas Rödder, Geschichtsprofessor in Mainz, gilt als konservativer Vordenker. Seit Merz CDU-Chef ist, leitet Rödder die Grundwertekommission der Partei und wollte prompt den Begriff Gleichstellung aus ihrer Grundwertecharta streichen. Identitätspolitik hat er als zentrale Gefahr für die Demokratie ausgemacht. Rödder, der eigentlich Merz-Fan ist, sagt: „Ich habe Hoffnungen, die sich noch erfüllen lassen.“

Püttmann steht also für das eine, Rödder für das andere Ende der CDU, zufrieden ist keiner der beiden mit dem Vorsitzenden – und manche ihrer Begründungen ähneln sich. Beide finden gut, wie Merz im Bundestag den Kanzler herausfordert. Beide sind der Ansicht, dass er sich zu sehr auf die Fraktion konzentriert und die Partei vernachlässigt. Dass der CDU weiterhin eigene Konzepte fehlen, ein echtes Manko. Und dass Merz im ersten Jahr einige gravierende Fehler gemacht hat.

Parteichef, Fraktionschef, Oppositionschef – Kanzlerkandidat?

Es ist Anfang Juni, Generaldebatte im Bundestag, als Merz den Kanzler zum ersten Mal aus der Reserve lockt. Lässig steht er mit seinen 1,98 Metern am Rede­pult. Warum Olaf Scholz nicht endlich sage, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse, fragt Merz. Welche Waffen er wirklich liefern wolle. Und wie der Kanzler abstimmen werde, wenn es im Europäischen Rat um einen EU-Kandidatenstatus für die Ukraine geht. 20 Minuten läuft das so. Der CDU-Mann macht klar: Der Kanzler wird dem Begriff Zeitenwende nicht gerecht.

Olaf Scholz liest seine Reden gewöhnlich vom Blatt ab, fürs Zuhören ermüdend. Doch an diesem Tag lässt er sein Manuskript liegen – und koffert zurück. „Sie sind hier durch die Sache durchgetänzelt und haben nichts Konkretes gesagt.“ Merz stelle nur Fragen und positioniere sich nicht. „Damit werden Sie nicht durchkommen.“ Dann listet er, sogar mit einer gewissen Leidenschaft, auf, wie Deutschland die Ukraine unterstützt. Ein Moment, in dem auch Geg­ne­r*in­nen der Union einräumen: Für die Debatte im Bundestag ist Merz ein Gewinn.

Dem CDU-Mann gefallen Auftritte wie dieser – wenn er auf großer Bühne auf einer Stufe mit dem Kanzler agieren kann. Mitte Februar hat er dafür Ralph Brinkhaus geschasst und den Fraktionsvorsitz selbst übernommen. Sein Teamgeist hat Grenzen, wenn es um die eigenen Pläne geht. Merz hat damit die beiden Top-Posten der CDU besetzt – und die Pole-Position für die Kanzlerkandidatur. Geht es in der Presse um die Bundes-CDU, kommt vor allem einer vor: Friedrich Merz.

In Zeiten des russischen Angriffkrieges muss die Union staatstragend sein, aber sich gleichzeitig gegen die Regierung profilieren. Beim Sondervermögen für die Bundeswehr und beim Bürgergeld gelingt ihr diese Gratwanderung, manchmal, wie beim Mindestlohn, geht es daneben.

Merz konzentriert sich auf die öffentlichkeitswirksamen Auftritte und auf die Fraktion, das hat seinen Preis: Für die Partei hat er wenig Zeit, dabei soll hier die CDU inhaltlich neu aufgestellt werden. Carsten Linnemann, Parteivize und ehemaliger Chef der Mittelstandsvereinigung, schiebt zwar das neue Grundsatzprogramm an, doch das ist ein zäher Prozess. 2024, zur Europawahl, soll es fertig sein. „Innerparteilich sind stärkere Akzente nötig, um diese heterogene Partei zu führen“, urteilt Historiker Andreas Rödder.

In der CDU-Zentrale laufen die Dinge alles andere als rund. Merz hat den alten Bundesgeschäftsführer spät ausgetauscht, aber bereits zwei Bü­ro­lei­te­r*in­nen verschlissen, die neue Kommunikationschefin wurde groß angekündigt und war dann schnell wieder weg. Der Generalsekretär wird quer durch die Parteilager als schwach kritisiert, die stellvertretende Generalsekretärin gilt als noch schwächer. Deren Posten hat Merz extra geschaffen, damit er beim Kampf um den Parteivorsitz zumindest eine Frau vorweisen kann. „Wenn die anderen nicht glänzen, kann Merz besser strahlen“, kommentiert ein Parteifunktionär Merz’ Personalauswahl.

Dass Mario Czaja es nicht schafft, so richtig zu punkten, könnte aber auch an seiner Rolle liegen. Generalsekretäre sind meist dazu da, die Position des Parteivorsitzenden zuzuspitzen. Sie testen, wie Aussagen wirken. Und greifen an. Manchmal macht Czaja das auch, wie zuletzt mit der Forderung, eine Deutschpflicht auf Schulhöfen einzuführen. Aber er ist als liberales und soziales Korrektiv zu Merz ins Amt gekommen, sollte parteiintern für Zustimmung jenseits der eigenen Fanbase sorgen. Jetzt setzt Czaja sich mitunter merklich von seinem Chef ab.

Czaja weiß, dass die CDU andere Wählergruppen ansprechen muss, will sie zurück an die Macht. Der Unmut über die Bundesregierung ist derzeit groß, doch in Umfragen ist die CDU bei knapp 30 Prozent wie festgenagelt, sie überzeugt nur ihre Kernklientel. Der Generalsekretär will Frauen, junge Familien, Menschen mit Migrationsgeschichte für die CDU ansprechen. Und weiß natürlich, wie schädlich dafür Merz’ „kleine Paschas“ sind oder auch die Frage des Berliner Landesverbandes nach den Vornamen der Tatverdächtigen mit deutscher Staatsbürgerschaft aus der Silvesternacht.

Die Gesellschaft ist weiter

Schaut man sich Merz’ Auftritt bei Lanz genau an, sieht man einen Mann, der sich in Fahrt redet. Der immer schneller spricht und im Ton bestimmter wird. Merz wirkt nicht so, als wolle er nur rein strategisch an den Stammtischen punkten. Sondern wie einer, der meint, was er sagt. Der nicht wirklich versteht, was Aladin El-Mafaalani, der Integrationsforscher, der im TV-Studio neben ihm sitzt, überhaupt von ihm will. Merz wirkt wie einer, der nicht anders kann.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/Black-rock-hq.jpg

Seine Fahnen weisen auf  die Herkunft seiner Ahnen ?

Am Abend darauf ist Carlo Masala, Sohn eines italienischen Gastarbeiters und Militärexperte von der Universität der Bundeswehr, in Lanz’ Talkshow zu Gast, er wird auch von der Union geschätzt. „Ich bin über die Maßen erzürnt“, sagt Masala zu den Äußerungen von Merz und die Debatte rund um die Silvesternacht. „Man spuckt all denen, die seit zwei oder drei Generationen hier leben, ins Gesicht.“

Merz wird Masalas Auftritt gesehen haben, kurze Clips davon schwirren tagelang durch die sozialen Netzwerke. Doch eine Irritation, ein Innehalten sind ihm nicht anzumerken. Das mag auch daran liegen, dass in der CDU-Zentrale auch Zustimmung für den Parteichef ankommt. Immer wieder verteidigt Merz seine Äußerungen. „Ich habe dem Volk aufs Maul geschaut“, sagt er etwa dem Tagesspiegel, und das sei Demokratie. Dass große Teile des Volkes inzwischen längst anders ticken, dass sich die Gesellschaft in den Jahren, die er jenseits der Politik verbracht hat, weiterentwickelt hat, das sieht Merz nicht. Oder er will es nicht sehen.

Wie gespalten die CDU beim Thema Migration ist, zeigt sich im Dezember in der Bundestagsfraktion, bei der Abstimmung über das Aufenthaltsrecht. Die In­nen­po­li­ti­ke­r*in­nen wollten die Fraktion auf ein Nein einschwören, dass es zum internen Konflikt kommen würde, war vielen Beteiligten klar. Nach allem, was man aus der Fraktion hört, ließ Merz, in dieser Frage selbst Hardliner, das Problem schleifen. Erst kündigte er einen eigenen Antrag der Union an, hinter dem sich die ganze Fraktion versammeln könnte, dann war dieser plötzlich wieder vom Tisch. 20 Abgeordnete scherten schließlich aus der Mehrheitsmeinung aus. Sie enthielten sich bei der Abstimmung und gaben dazu eine Erklärung ab. Gröhe und Güler waren dabei, auch Armin Laschet, Helge Braun und Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas.

Es ist ein Abwehrkampf, klar, aber man darf dies wohl auch als Warnzeichen verstehen, dass die Liberalen in der CDU ihre Grenzen haben.

Am Rande des Plenums beobachten mehrere Politiker*innen, wie Merz mit erhobenem Zeigefinger auf Serap Güler eingeredet. Der Eindruck der Beobachter*innen: Der Fraktionschef staucht eine Abgeordnete zusammen, die nicht hinter ihre Positionen als NRW-Integrationsstaatssekretärin zurückfallen will. Am 24. Januar soll es eine offene Fraktionssitzung geben, in der das Thema Migration auch mit Experten von außen besprochen wird.

Quelle        :          TAZ-online          >>>>>>          weiterlesen  

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Oben      —       Der Struwwelpeter: Die Geschichte vom bösen Friederich Tafel 1

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2.) von Oben     —  Die USA und ihre Verbündeten proben mit willkürlichen Raketenangriffen den Weltuntergang

Author Markusszy      /     Source      :     Own work       /       Date     :  15. 04. 2918
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„Avatar. The way of water“

Erstellt von DL-Redaktion am 21. Januar 2023

Große amerikanische Philosophie der Gegenwart:

File:Estrena en català d'Avatar El sentit de l'aigua 1.jpg

Von Dr. Nikolaus Götz

Große amerikanische Philosophie der Gegenwart: „Der Schwanz ist zu klein!“ Eine Rezension des Filmes „Avatar. The way of water“

Auch „die Deutschen“ wissen seit März 2022, dass „wir“ in der Ukraine einen guten Krieg führen! Zu diesem großen, medial eingebläuten geostrategischen Denkansatz passt es, dass die Illusionsfabrik von Hollywood mit dem neustem Film von James Cameron nun den besseren, den richtigen amerikanischen Traum eines „Way of life“ in die deutschen Kinos gebracht hat: nämlich Avatar: The way of water (Teil 2) (1). Und wieder ’reiten’ in diesem Fortsetzungsfilm, wie im alten ’Wilden Westen’, die ’guten’, noch mit der unzerstörten Natur in Einklang lebenden, ’Indianer’ gegen die ’bösen Cowboys’ an, wobei dem biederen Kinogänger vorab schon klar sein dürfte, dass nach dem kommenden blutrünstigen ’Shoot down’ pünktlich um ’12 Uhr mittags’ (2) natürlich die ’Guten’ zum ’happy end’, dem glücklichen Filmende nämlich, gelangen und gewinnen werden. Und so greift das neuste Drehbuch des Oskar gekrönten Regisseurs Cameron auf die bewährten schwarz-weiß Vorlagen mit all jenen alten ’positiven’ Klichees zurück und passt die erneut präsentierten Planetenbewohner einer ’Letzten Generation’ der ’Neuerde’ Pandora der aktuellen 3D Realisierungstechnik an: Doch ohne Brille geht die Chose nicht!

Die Handlung des Films, an die Darstellungsvorlage von Avatar Teil 1 anknüpfend, springt nach einer Walt Disney-Micky Maus-zeichentrickgleichen bunten Präsentation des glücklich zufriedenen Lebens der Heldenfamilie des Filmes auf dem Planeten Pandora mitten in die ‚Action’. Der urplötzlich und supernovahell am Sternenhimmel von Pandora aufleuchtende näherkommende ’Stern’ (von Bethlehem?) verkündet das Ende des ’happy family’-Daseins und den Anfang einer erneuten kriegerischen Invasion. Die Lichtreflektion im Weltall signalisierte die Rückkehr der Spezies Mensch nach Pandora (3), die nämlich diesen noch ökologisch intakten Planeten als neuen Wohnraum dringend benötigt. Die sogenannten ’Stern-Menschen’ haben nämlich inzwischen ihren Planeten, die sogenannte ’Erde’, einen einst blauschimmernden, wundervollen Wasser-Festplaneten durch ihre hirnlose militärisch-kapitalistische Zivilisation restlos zerstört, was so der zuhörende Kinogänger nur schnell in einem Nebensatz erfährt. Wie in einem alles vernichtenden Vulkanausbruch erfolgt der dargestellte erste Landgang der so präsentierten „kriegsgeilen Menschen“ auf Pandora, deren Kriegsphilosophie durch einen Erdengeneral in die Gehirne der Zuschauer implantiert wird: „Ein Marine kann keine Niederlage erleiden. Man kann ihn töten, doch er wird in der Hölle neu aufgestellt.“ (4) Und so erfolgt umgehend der Neubau der ersten technologisch fortschrittlichen Kolonie auf Pandora, auf einem Gelände ähnlich vergleichbar dem durch einen Feuersturm gerodeten Waldgebiet am Amazonas. Zeitgleich starten die verantwortlichen Conquistatores in spanischer Vernichtungsmanier auch die Suche nach dem damaligen Menschenkrieger ’Jake’ (5), der im Avatar Teil 1 die Planeteneroberung von Pandora durch seinen Seitenwechsel verhindert hatte.

Der Filmheld ’Jake’, inzwischen Vater von 4 Kindern, zieht es aus Raison jedoch zunächst vor zu flüchten und sich in den Weiten des südseeartigen Planeten zu verstecken. Typisch, dass seine Söhne, noch Jungs in der Adoleszenzphase, die Entscheidung ihres anführenden Vaters für das Familienteam nicht akzeptieren wollen. Und das auch, weil ihnen, nach der Aufnahme im neuen Gastfamilienclan der Meeresavatars, ehrverletzend mitgeteilt wird: „Der Schwanz ist zu klein!“ -deutsche Version-, um damit im Wasser ausreichend kräftig steuern zu können. Diese konkrete Kritik an ihrem Körperbau empfinden die betroffenen ’Dschungeljungs’ als Beleidigung! Doch die beiden ’Boys’ beweisen ihre Tugenden auch im Meer und können sich so gegen die rivalisierenden jugendlichen Eingeborenen der Gastfamilie behaupten. In wundervollen Filmsequenzen wird die Wasserwelt des Planeten Pandora, der irdischen Tiefsee nachempfunden, mit ihren Geschöpfen sichtbar und „der Weg des Wassers“ als spirituell-philosophische Lebensweise beschworen: „Das Wasser ist der Anfang und das Ende“ (Deutsche Kurzversion), womit der zusätzlich gewählte Untertitel des zweiten Teiles des Science-fiction Filmes Avatar eine Erklärung findet.

Mit der Entdeckung des Fluchtortes von Jake beginnt der obligatorische ’Shoot down’ oder der befreiende „Tag der Abrechnung“ des 193 Minuten langen Filmes. Dabei werden die zahlenmäßig weit überlegnen menschlichen Invasoren nur so weggeballert, wobei ein einfacher Pfeilschuss der sich wehrenden Ureinwohner die dickwandigen Panzerglasscheiben der Angreifer durchbricht. Wau! Auch das überlegene Herumgeballere von großkalibrigen Angriffswaffen der Menschen bringt fast keinen Treffer, weswegen natürlich die Ureinwohner den Endsieg erringen. Bedauerlicher Weise kommt in diesem Endkampf einer der Söhne von Jake ums Leben. Erneut fließt jetzt die steinzeitphilosophische Erkenntnis in die matialisch-brutale Szenerie: Jake erkennt und bekennt in dieser Situation, dass es sich lohnen würde, für den Erhalt seiner Familie zu kämpfen.

Ja, der Film Avatar passt wie „die Faust aufs Auge“ als Heils-Botschaft zum aktuell laufenden Krieg in der Ukraine. Der ’Mensch’ braucht halt Durchhalteparolen und Hollywood liefert prompt. Dass die im Film angezeigten ’ewigen’ menschlichen Konflikte zur Erziehung Heranwachsender, zur Ökologie wie zur kapitalistischen Ökonomie letztendlich nicht gelöst, sondern komplett ausgeblendet werden, ist wohl volle Absicht der ’absolut unpolitischen’ Filmemacher. Die vordergründige individuelle Handlungsebene verschluckt komplett die hintergründige Filmbotschaft, was die Lobeshymnen der stets angepassten Fake-Schreiberlinge der vielen Kino-News nicht reduziert, wie überall zu lesen ist. So folgt mit dem zu konstatierendem finanziellem Filmerfolg schon ein weiterer Teil des ’Planeten der Affenmenschen’ Avatar Teil 3 (6). Darin könnte beispielsweise der inzwischen zum Mann gereifte ’Spider’ und Sohn des geretteten letzten ’Stellar Soldier’ eine neue versöhnende Rolle als Mediator zwischen den friedlichen Ureinwohnern mit ihren Walen und der Menschheit spielen.

John Lennon, der “Träumer” für eine kriegsfreie Welt meinte so schon 1971: „Imagine there’s no countries It isn’t hard to do Nothing to kill or die for And no religion, too…” Für den „Kampf um Pandora“ wäre im Zitat des intellektuellen Beatles nur das Wort „Land“ gegen den „Planeten“ auszutauschen. Doch die Realität der ewigen für ihre Lügen bezahlten oder einfach unwissenden Schreiberlinge dominiert im Geschäft: Und so geht auch bei Cameron der in die Weiten des Weltalls verlagerte „Krieg“ weiter, denn „Krieg ist ja so schön!, besonders wenn es, wie im Film gezeigt, um ’action’ pur geht.

Anmerkungen:

1 Nach dem Film ’Avatar – Aufbruch nach Pandora aus dem Jahr 2009 nun ein zweiter Teil: Avatar: The way of water (engl.): dt.: Avatar: Der Weg des Wassers.

2 ’12 Uhr Mittags’ (High noon) ist ein bekannter Western aus dem Jahr 1952. Der ’Höchststand der Sonne’ kündigt in diesem Film die ’Abrechnung’ an. Auch im aktuellen Film Avatar 2 signalisiert eine ’Sonnenfinsternis’ den kommenden Filmhöhepunkt.

3 Der Name ’Pandora’ greift auf die griechische Mythologie zurück. Dort wird mit dem Namen ’Pandora’ eine „schöne Frau“ verstanden. Diese jedoch hat von Zeus als Geschenk eine Dose erhalten, die sogenannte „Büchse der Pandora“. Durch die Öffnung dieser Dose entweichen alle Untugenden und Laster der Menschen, weswegen die Erde nun zu einem trostlosen Ort verkommt (Siehe auch: WIKIPEDIA.org/wiki/avatar_(internet)). Diese Drohung ergreift im Film nun auch auf die ’Neuerde’ über, wenngleich die Filmverantwortlichen ihre Namensgebung des Planeten ’Neuerde’ nicht thematisieren.

4 „A marine can’t be defeated. You can kill us, but we’ll just regroup in hell.” „Ein Marine kann keine Niederlage erleiden. Man kann uns töten, doch wir werden in der Hölle neu aufgestellt.“

5 „Jake“ englisch-amerikanischer Name zurückzuführen zu ’Jack’ oder John im Französischen ’Jacques’, was in der deutschen Sprache einfach ’Jakob’ bedeuten würde. Damit ist aber klar, dass der Name ’Jakob’ oder ’Israel’ auf die Schilderungen der Bibel zurückzuführen ist und damit erneut auf die Bedeutung „Stammvater“ verweist. Diese Konnotation wird von den Filmverantwortlichen vielleicht auch intendiert, da der Erdenmensch ’Jake’ als Avatar mit seiner neuen Gefährtin vom Planeten Pandora, zum ’Stammvater’ einer neuen Lebensform (anatomisch beispielsweise mit „5 Fingern“ und einem „kleineren Schwanz“) wird.

6 Wie auf Internet schon publiziert, soll eine weitere Version von Avatar als Teil 3 um den 24. Dezember 2024 in die Kinos kommen (Siehe beispielsweise die Ankündigung auf www.kino.de

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Grafikquellen      :

Oben      —     Estrena especial de la versió en català d’Avatar: El sentit de l’aigua, als cinemes Cinesa Diagonal de Barcelona

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Ende Gelände-Grüne Erfolge

Erstellt von DL-Redaktion am 21. Januar 2023

Ende Gelände – Grüne Erfolge, wohin man schaut

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Quelle:    Scharf  —  Links

Von    : DR. Renate Dillmann

Die Sache, um die es geht, ist ein Stück kapitalistischer Alltagspolitik: die per Gesetz verfügte Räumung eines Dorfs für den Braunkohletagebau. Gleichzeitig ist sie ein Beispiel dafür, wie dieser Alltag unter grüner Herrschaft funktioniert. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Note Beeindruckend! Maximale Punktzahl für die Politdarsteller in Grün, die in der Sache kompromisslos das durchsetzen, was der Standort braucht, und es zugleich schaffen, ihre Taten in bester Manier „weißzuwaschen“, so dass die stets großgeschriebenen WERTE noch als Produktivkraft, als „soft power“, beim Baggern und Räumen wirken. Im Einzelnen.

Eine grüne Ministerin

Mona Neubaur ist die erste grüne NRW-Landesministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie. Als solche hat sie die Aufgabe, die benötigte Energie für die Wirtschaft, d.h. vor allem für Industrie, bereit zu stellen. Dafür soll – Klimawandel hin, Umweltschutz her – im rheinischen Revier weiter Braunkohle abgebaggert werden; der „Kohledeal“ vom Oktober 2022 sieht dazu vor, dass das bis 2030 weiter gehen und dafür ein weiteres Dorf, Lützerath, geräumt und abgebaggert wird, weil sich gerade hier die Kohle sehr rentabel gewinnen lässt.1 Nach Auskunft der Regierenden ist das „rechtsstaatlich“ final beschlossen und deshalb umzusetzen, auch wenn eine neue Studie des DIW zu dem Ergebnis gekommen ist, dass es dafür weder „eine energiepolitische noch eine klimapolitische Rechtfertigung gibt“. So weit, so normal: Man bestellt sich Gutachten, benützt die passenden, ignoriert die unpassenden…

Weil Mona Neubaur aber eine Grüne ist, schafft sie es, die 280 Millionen Tonnen fossiler Brennstoffe, die bis 2030 aus der rheinischen Landschaft gebaggert und anschließend verstromt werden sollen, im Sinne höherer Werte umzudeuten. Ihre Empfehlung an Klimaschützer lautet, die Sache so zu sehen: Man habe hier nicht 280 Millionen Tonnen mehr Braunkohle vor sich, die in den nächsten Jahren verheizt werden und entsprechende CO2-Emissionen verursachen, sondern 280 Millionen Tonnen weniger als ursprünglich mal geplant und deshalb ist das, was da in den nächsten Jahren an Baggern und Verheizen passiert, ein – Zitat Neubaur in der „Welt“ – „großer klimapolitischer Erfolg und auch ein Erfolg der Klimaschutzbewegung.“

So geht der Umgang mit der eigenen Wählerbasis, von der man weiß, dass sie beim Kreuzchenmachen auf was anderes gehofft hat. Großartig, wie die der Sache nach hundertprozentig konträre Praxis ungerührt als Umsetzung der Wahlversprechen zurechtgebogen wird.

Weiter im Text: „Dass die Kohle unterhalb von Lützerath kurzfristig für die Verstromung gebraucht wird, ist schmerzlich, aber auch rechtlich und durch Fachgutachten eindeutig geklärt. Unser Ziel bleibt die Transformation hin zu einer klimaneutralen Produktionsweise, und das ohne Wohlstandsbrüche. (…) Wir müssen den Beschäftigten von RWE Respekt zollen und dafür danken, dass wir in der jetzigen Übergangsphase die notwendigen Stromkapazitäten kurzfristig in den Energiemarkt bekommen!“

Hier kommt die grüne Spezialität mit voller Wucht zum Einsatz: Stets kommt als erstes „die Realität“ mit einem ganz großen „Leider, leider, leider“; nicht selten verbunden mit Seitenhieben auf die vorgefundene, von anderen zu verantwortende „Lage“. Das „schmerzt“ sehr, Zerknirschung, Dackelblick, Stirn in Falten. Es folgt das mit festen Worten vorgetragene Bekenntnis zu den gemeinsamen Fernzielen im Klimaschutz, dem Ideal, dem man weiterhin mit vollem Herzen verpflichtet ist. Dann, wieder relativierend, der „Respekt“ vor den vielen gesellschaftlichen Interessen und Sachzwängen (wie dem „Energiemarkt“), derentwegen man sich nun mal nicht 1:1 durchsetzen könne: „Wohlstandsverluste“ drohen nämlich, als deren Sinnbild in diesem Fall die RWE-Arbeiter mit ihren national wichtigen Arbeitsplätzen aufmarschieren, mit denen indirekt auch noch die „Versorgungskrise“ „dank Putin“ angespielt wird – all das natürlich wesentlich geschickter als über die Gewinne von RWE zu sprechen, die sich laut Oxfam in 2022 verdoppelt haben.

Wer jetzt noch keine Einsicht zeigt und verstockt auf irgendeinem Schnee von gestern besteht, kann nach so viel vorbildlicher PR keine weitere Unterredung erwarten: „Am 12. Januar besetzten Aktivisten das Grünen-Büro in Düsseldorf. Sie wollten ein Gespräch mit NRW–Wirtschaftsministerin Mona Neubaur über ihr Versprechen, dass Lützerath bestehen bleibe, erzwingen. Neubaur erschien nicht, dafür in den frühen Morgenstunden am 13. Januar ein großes Polizeiaufgebot, das das Büro kurzerhand räumte.“ (Terz, Düsseldorfer Stattzeitung, Februarausgabe)

Die grüne Ministerin nimmt also die Hilfe der Polizei in Anspruch, um zu verhindern, dass sie mit den Protestierenden reden muss. Gleichzeitig lässt sie verkünden weiter, „gewaltfreien und kreativen“ Protest unterstützen. Dieser Frau ist offenbar nix zu peinlich (und ihrer Anhängerschaft anscheinend auch nicht). Aber sie muss sich ja auch „zeitgleich um die Zukunftschancen dieser Region kümmern, die zwischen den Hochschulstandorten Aachen, Düsseldorf und Köln mit vielen starken Unternehmen traumhaft gelegen ist.“ Ja klar, liebe Mona, zwischen „Hochschulstandorten“ und „vielen starken Unternehmen“ ist eine Region wirklich traumhaft gelegen, schöner könnte es gar nicht sein!

Ein grüner Polizeichef

Federführend beim Einsatz der Polizei in Lützerath ist Dirk Weinspach, Aachener Polizeipräsident und ebenfalls Grüner. Auch er ist im Herzen selbstverständlich ein Klimaschützer, und zwar einer mit großen Sorgen. Zitat: „Zuallererst ist es mir wichtig festzuhalten, dass ich große Achtung vor dem Einsatz derer habe, die sich an dieser Petition beteiligt haben, vor den über 32.000 Unterstützerinnen und Unterstützern und allen, die sich im Klimaschutz engagieren. Ich teile deren Sorge vor einer weiteren Erderwärmung und vor den Folgen, die es haben wird, wenn es nicht gelingt, das völkerrechtlich vereinbarte 1,5-Grad-Ziel einzuhalten“.

Da aber nicht die Polizei, sondern die zuständigen Behörden die Entscheidungen treffen, muss jetzt eben – wir können es uns schon denken: leider, leider, leider und mit viel „Achtung vor dem Einsatz“ der Klimaschützer! – geräumt werden. „Dabei ist für uns das Wichtigste, dass die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet wird.“ Wenn das Bedauern des Polizeichefs vielleicht sogar ehrlich gemeint war, ist es dieser Satz gewiss nicht. Denn natürlich ist der Zweck des Polizeieinsatzes nicht die Gewährleistung der „Sicherheit aller Beteiligten“, sondern die staatlich verfügte Räumung des Geländes. Und dabei setzt die Polizei die Gewaltmittel ein, die ihr Chef für geboten hält, und kalkuliert damit selbstverständlich auch Verletzungen ein – die in aller staatlichen Nüchternheit so genannten „Kollateralschäden“. So rechnet der grüne Staatsdiener und setzt es dann „professionell“ durch – über die Etappen berichtet anschaulich die Süddeutsche Zeitung.

Zehn bis fünfzehn bürgerkriegsmäßig ausgerüstete Hundertschaften aus 14 Bundesländern räumen dann seit dem Morgen des 11.1. im Schichtbetrieb 24/7 das Dorf. Die Polizei setzt offenbar auf eine riesige zahlenmäßige Überlegenheit, mit der die Besetzer nicht gerechnet haben. Über das Vorgehen berichtet die Düsseldorfer Stattzeitung Terz in ihrer Februarausgabe: „Die Polizeiführung mit ihrer Übermacht an Einsatzkräften hatte jedoch auch ihr Konzept. In kleinen Gruppen sprachen sie einzelne Dorfbesetzer an, klärten sie über die Rechtslage auf und begleiteten sie mit der Drohung, bei Weigerung, das Gelände zu verlassen, Gewalt anzuwenden, hinaus aus dem Dorf.“

Mit anderen Worten: Die Leute, die sich im Dorf aufhalten, werden vor die Wahl gestellt, aufzugeben oder eine Anzeige wegen Landfriedensbruch zu kassieren; wer sich weigert, hat darüber hinaus erst mal mit unmittelbarer Gewaltanwendung durch die massiv ausgerüsteten Polizisten zu rechnen.

Das sieht dann für Dirk Weinspach so aus (Tagesthemen vom 11.1.23): „Überwiegend ist es friedlich verlaufen, über den Tagesverlauf. Darüber bin ich froh und was mich besonders befriedigt, dass über 200 Besetzerinnen und Besetzer das Angebot genutzt haben, hier freiwillig und ohne polizeiliche Maßnahmen den Einsatzraum zu verlassen.“

Der Mann hat Humor. „Friedlich“ und „freiwillig“ – das ist wirklich spaßig angesichts der polizeilichen Machtdemonstration, die er hat auffahren lassen. Der Aufmarsch seiner gesammelten Polizeikräfte zählt für ihn offenbar nicht als „Maßnahme“. Und von Einschüchterung kann bei Tausenden schwer ausgerüsteten Polizisten gegen ein paar Hundert Jugendliche erst recht nicht die Rede sein – so etwas können Grüne nur in den schlimmen „autoritären Regimen“ sehen, aber niemals in unserer bis an die Zähne bewaffneten „wertebasierten“ Demokratie.

Weinspach gibt sich insofern „persönlich sehr befriedigt“ angesichts des Wirkens seiner Deeskalationsstrategie durch eine ungeheure polizeiliche Übermacht, registriert „lediglich“ 124 Festnahmen mit Anzeigen wegen Landfriedensbruch und gibt höchstpersönlich vor den Kameras eine perfekt gegenderte Stellungnahme ab. Das Dorf ist so gut wie geräumt, die Häuser sind schon abgerissen und RWE verhindert mit schnell gebauten Zäunen, dass nochmal jemand aufs Gelände kommt.

Am Samstag verdirbt die Demonstration mit mehr als 35.000 Teilnehmern (die Polizei will allen Ernstes 8.000 gezählt haben! soviel zu Polizeiberichten als „privilegierter Quelle“ für Journalisten) die tolle Bilanz ein wenig. Das macht aber nichts, weil sich daran gleich wieder die gute alte Debatte über die schreckliche „Gewalt“ aufziehen lässt. Damit ist natürlich nicht die Staatsgewalt mit ihren Hundertschaften samt schwerem Gerät gemeint, sondern die „gewaltbereiten Protestierer“, die es gewagt haben, von der vorgeschriebenen Route abzuweichen. Sie „mussten“ mit Polizeiknüppel und Pfefferspray von weiteren Straftaten abgehalten und auch vor Unfällen „an der Abbruchkante“ geschützt werden – in ihrem eigenen Interesse natürlich!

Fazit

Die Staatsgewalt in Grün hat in Lützerath demonstriert, dass sie „es“ kann. Den etwas heiklen Fall dieses „Symbols“ der Klimabewegung, an dem diese zeigen will, wie wenig ernst es Deutschland mit seiner Klimapolitik meint, hat das grüne Duo geschmeidig bewältigt – und das vermutlich durchaus besser als es andere (bei der Klima-Bewegung verhasste) Figuren aus dem liberalen Lager oder von der Christenpartei gekonnt hätten.

Mit ihren ausgereiften PR-Techniken – der schmerzhaften Abwägung von Idealen und Realität, der Äußerung von ganz viel Respekt vor allen betroffenen Interessen, der unverfrorenen Berufung auf das Recht (das sie dauernd ändern) als fixe Größe usw. – beanspruchen die grünen Staatsfunktionäre in von keinem Zweifel angekränkelter Selbstgerechtigkeit, ihre Wählerbasis bei der Stange zu halten.

Sie lassen den Protest gegen die Durchsetzung der von ihnen ausgemachten Staatsnotwendigkeiten gewaltsam wegräumen und fordern gleichzeitig dazu auf, „gewaltfrei und kreativ“ weiter zu protestieren. Wow! – und Frage an die grünen Wähler, auf wie viel dreiste Heuchelei sie auch in Zukunft noch reinfallen wollen…

PS: Die Mainstream-Medien machen sich wie gewohnt zum kompetenten Helfer bei der Sortierung des Klimaprotestes. Sie behandeln die hehren Anliegen der jugendlichen Klimaschützer wesentlich wohlwollender als manch andere Proteste: Klimaschutz, Rettung der Menschheit und des Planeten – das sind Ziele, die in Ordnung gehen und dem deutschen Führungsanspruch gut zu Gesicht stehen. Dass man dafür demonstriert, auch. Spätestens nach der (erlaubten) Demonstration müssen die Protestierer allerdings auch nach Hause gehen und sich den rechtsstaatlich angeordneten Maßnahmen beugen.

Das erwartet man in den deutschen Redaktionen einfach. Wer sich dem nicht beugt und etwa die Klimarettung so ernst nimmt, dass er sich mit erzwungenen Braunkohletagebau unter grüner Regie nicht abfinden will, gehört für sie dann auch sehr schnell zu den „gewaltbereiten Chaoten“, die zurecht die Härte eines Polizeiknüppels oder einer Strafanzeige zu spüren und dann natürlich auch eine ziemlich schlechte Presse bekommen (Tagesthemen vom 11.1.23 / Anne Will vom 15.1.23).

PPS: Die Klimaschützer, die am Samstag noch einmal in großer Zahl demonstriert haben, könnten an Lützerath eine Menge lernen. Über ihre eigene Rolle als Wähler_innen in einer Demokratie zum Beispiel, deren grüne Repräsentanten keinen Zweifel daran lassen, dass sie die deutsche Staatsräson und die Interessen ihrer Profiteure mit aller (Polizei)Gewalt durchzusetzen bereit sind. Darüber, dass grüner Kapitalismus eben grüner Kapitalismus und grüne Herrschaft vor allem Herrschaft in grün ist.

Dafür müssten sie sich allerdings zunächst von ihrem Lieblings-Gedanken verabschieden, dass es sich ein ums andere Mal um staatliches Versagen handelt, wenn ihre Anliegen unter die Räder ihrer geliebten Herrschaft kommen…

1 Der Energiekonzern RWE hat sich auf diesen Vorschlag eingelassen, weil steigende CO2-Preise die Profitabilität bereits vor 2030 gefährden können. https://www.wwf.de/2023/januar/luetzerath-neuer-tiefpunkt-in-sachen-klimaschutz

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Oben      —     Orangener Finger bei Ende Gelände am 26. September 2020.

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Unten        —      Anti-Kohle-Kidz Finger bei Ende Gelände am 26. September 2020.

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KOLUMNE-Fernsicht-China

Erstellt von DL-Redaktion am 21. Januar 2023

Absurde Statistiken trüben chinesisches Neujahrsfest

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Kolumne Fernsicht von  :  Shi Ming

Chinas Fake-News-Strategie kommt im Volk nicht gut an. Das traditionelle Frühjahrsfest wird überschattet von der hohen Zahl der Toten und Misstrauen.

An diesem Samstag ist in China das Frühlingsfest oder das chinesische Neujahr. Ein Fest, das Anlass für Freude und Hoffnung geben sollte. In diesem Jahr wird es massiv von einer Statistik gestört – die der Sterblichkeit aufgrund der grassierenden Pandemie. Spektakulärerweise ist dabei weniger die Sterblichkeit zen­traler Störfaktor, sondern die Statistik als solche. Anfang Januar gab das chinesische Desease Control Centrum (CDC) an einem bestimmten Tag 4 Todesfälle bekannt.

Sogar stillgelegte Stahlöfen werden wieder befeuert, um die Toten einzuäschern

Kaum zwei Wochen später korrigierte CDC diese Statistik: In den fünf Wochen bis dato seien in China rund 60.000 Menschen an der Corona-Infektion gestorben, auf den Tag gerechnet waren es 1.714, das 428-Fache jener Tagesstatistik, die schon bei Bekanntgabe Wellen der Entrüstung auslöste, schließlich wurden bereits zwei Wochen zuvor überfüllte Krematorien gemeldet.

In Großstädten wie Beijing und Schanghai wurden, so verlautete aus halbwegs geduldeten Berichten in den sozialen Netzwerken, sogar stillgelegte Stahlöfen wieder befeuert, um die Toten einzuäschern. Mit der drastischen Zunahme schwerer Krankheitsverläufe – offiziell haben 90 Prozent der Infizierten deutliche Symptome und davon wiederum die Hälfte schwere – dürfte die Situation heute noch bedrückender sein.

Laut Uniklinik in der Hauptstadt Beijing könnte die erste Infektionswelle bereits 900 Millionen Chinesen „durchseucht“ haben. Legt man eine in den USA entwickelte Sterblichkeitsrate nach einer Durchimpfung von über 70 Prozent der Bevölkerung, also 1 von 10.000 zugrunde, würde dies die erschreckende Zahl von 900.000 Toten ergeben. Das ist das 15-Fache jener Fünfwochenstatistik in China, da, wo die Durchimpfung der über 75-Jährigen gerade einmal die Marke von 50 Prozent ankratzt.

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Sich wie Schnittlauch fühlen

Die Abwehrkraft der Bevölkerung dürfte dort um ein Vielfaches schwächer sein als in den USA und die Sterblichkeitsrate entsprechend höher. Längst vertraut in China kaum noch jemand den offiziellen Zahlen. Sei es, wenn amtliche Ökonomen für das angebrochene 2023 ein Wirtschaftswachstum von über 5, mancherorts sogar bis 10 Prozent prognostizieren, sei es, dass die Arbeitsämter die Arbeitslosigkeit immer noch nahe der Marke von 5 Prozent angeben – sie alle entlocken Chinesen bestenfalls ein müdes Lächeln.

Stattdessen kommt es vermehrt zu offenen Protesten und verbitterten Anprangerungen: Als „Schnittlauch“ bezeichnen sich Normalchinesen selbst schon eine Weile, jenes Kraut, das zeit seines kurzen Lebens mehrfach abgeschnitten wird, also von denen da oben wiederholt abgeerntet wird, bis es sich erholt und erneut wächst. Nun kommt die Sterblichkeitsstatistik ausgerechnet zum Fest der Fröhlichkeit und Hoffnung an die Öffentlichkeit. Im Land macht sich zunehmend Sarkasmus breit.

Quelle        :         TAZ-online         >>>>>         weiterlesen

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Oben     —     Vogelbeobachtung in Panama

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DL – Tagesticker 21.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 21. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Kanzler scholzt rum: Wieder kein Wort zu Leopard 2 für Ukraine  – . –  2.) Wagenknecht im Wahlkampf: „Politischer Fels in der Brandung“, und die DKP ist auch dabei  – . –   3.) Die To-do-Liste des Boris Pistorius  – . –   4.) Bahndesaster: Mary Poppins regelt das  – . –   5.) Der »Pfaff« vom Rhein  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Vielleicht sollte er einmal mit Steine – Meiern, anstatt um große Probleme  herumzueiern? 100 Milliarden für den Frieden auszugeben wäre eventuell die bessere Kapitalanlage ? Auch einmal den Blick von den Hausmeister wenden, um dessen Gelüste abrupt zu beenden?

EU-Parlament fordert Genehmigung für Panzerlieferung. Die Rede war mit Spannung erwartet worden, aber Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verlor bei seinem Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos (Schweiz) kein Wort über eine mögliche Lieferung von Leopard 2-Kampfpanzern an die Ukraine. In seiner Rede ging er nur kurz auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine ein, lobte bisherige finanzielle und militärische Hilfe Deutschlands. Ansonsten breitete er sich über Klima-, Energie- und Wirtschaftspolitik aus, bis hin zu genauen Werten eingesparter CO2-Tonnagen.

1.) Kanzler scholzt rum: Wieder kein Wort zu Leopard 2 für Ukraine

Wie seit Monaten verwies er am Mittwoch erneut darauf, dass Deutschland bereits jetzt zusammen mit Großbritannien und nach den USA zu den größten Waffenlieferanten der von Russland angegriffenen Ukraine zähle. „Wir werden weiter ein so großer Unterstützer bleiben“, versprach er in seiner auf Englisch gehaltenen Rede. Deutschland werde liefern, so lange es nötig sei. Aber selbst auf eine nach der Rede gestellte Frage aus dem Publikum, warum er in der Panzerfrage zögere und warte, ratterte er bekannte Waffenlieferungen (Artillerie, Raketenwerfer, Flakpanzer, Flugabwehrraketen, künftig Marder-Schützenpanzer) herunter und ließ die seit Monaten bekannte Floskel los, man handele in Abstimmung mit den Partnern.  Nicht einmal die Worte Kampfpanzer oder Leopard nahm er in den Mund. Bekannte Sätze, keine Aussage. Scholz bekräftigte bei dem Treffen in Davos, zu dem rund 50 Regierungschef anreisten, dass er weiter nur gemeinsam mit den Verbündeten über qualitativ neue Schritte bei Waffenlieferungen entscheiden werde. Explizit nannte er die USA und Frankreich. „Das ist unsere Strategie.“ Man wolle auch weiterhin vermeiden, dass es zu einem Krieg zwischen der Nato und Russland komme.

Berliner-Kurier-online

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So ganz ohne Speck lassen sich die Mäuse in den Wohnungen nur schwer fangen. Vor allen Dingen dann, wenn die Katze im Haus völlig fremd ist. Aber so geht Politik: „Wenn eine Partei auf dem Zahnfleisch läftt, sucht der Clan in seiner Kittelschürze!“ Vielleicht fühlt sich ja nun auch die Mutti wieder motiviert und kommt wieder zurück ?

Ein Wahlkampfabend mit Sahra Wagenknecht in Berlin-Schöneberg. Zwischen Kommunisten, „Aufstehen“ und einem Echsenkopf.

2.)Wagenknecht im Wahlkampf: „Politischer Fels in der Brandung“, und die DKP ist auch dabei

Klar, das ist eine Wahlkampfveranstaltung der Linkspartei, doch Nadine will die Linke gar nicht wählen. Da muss sie nun selbst grinsen. Sie hat sich warm angezogen, dicke Winterjacke und Mütze, es ist ja kalt in Berlin. Vor ihr steht die kleine Bühne, neben dem Marktplatz verlaufen S-Bahngleise.  Also, warum ist sie hier? Gerade hat sie Sahra Wagenknecht als „Rückhalt“ bezeichnet, aber sie will das jetzt noch mal präzisieren. Wagenknecht, sagt Nadine, sei ein „politischer Fels in der Brandung“. Das klinge doch gut, oder? Jedenfalls sei sie ihretwegen gekommen, der Hauptrednerin. Und im Februar, wenn Berlin die Wahl zum Abgeordnetenhaus wiederholt, werde sie mit 37 Jahren zum ersten Mal ungültig wählen. Schließlich habe Wagenknecht ja noch keine neue Partei gegründet. Da grinst sie wieder. Der Bezirksverband Tempelhof-Schöneberg, der als Wagenknecht-Hochburg Berlins gilt, hat sich am Donnerstagabend getraut, er hat die bekannteste und umstrittenste Linke-Politikerin des Landes auf seine Kundgebung eingeladen. Trotz des Unmuts in der eigenen Partei. Gemeinsam fordern sie: „Heizung, Brot und Frieden!“ So steht es in der Ankündigung. Die Deutsche Kommunistische Partei ist auch da Einer, der ihr gefolgt ist, trägt ein Plakat mit der Aufschrift „Gegen Aufrüstung + (Wirtschafts-) Krieg“, er ist Mitglied der Linke im Bezirk. Seinen Namen will er lieber nicht nennen. Nein, auf der Seite Russlands stehe er nicht, aber es dürfe nicht nur „Jubel geben für den Krieg“ in der Ukraine. Sahra Wagenknecht habe Charisma, meint er, doch mit allem, was die Bundestagsabgeordnete so sagt, sei er nun auch wieder nicht einverstanden.

MoPo-online

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Eine riesengroße Anforderung für den neuen Pistolero der Republikanischen Tetschen-Blutsäufer-Truppe in ihren braunen Uniformen? Ist das der Schleudersitz für den Aufstieg an die Spitze? Das wäre der normale verlauf in der Politik ! Gestern Freunde und Morgen schon Feinde? Wie lange hat der schon arg geschrumpfte Opa noch das Sagen ?

Das heikle Amt der Verteidigung. Das Verteidigungsministerium gilt als unregierbar. Der Aufgabenzettel des neuen Chefs steckt voller schwieriger Aufgaben.

3.) Die To-do-Liste des Boris Pistorius

Zeit zur Einarbeitung hat er nicht. Direkt nach seiner Vereidigung im Bundestag eilt Boris Pistorius in sein neues Ministerium. Bei Eiseskälte steht der neue Verteidigungsminister nun neben seiner Vorgängerin Christine Lambrecht im Hof des Bendlerblocks, wo ihn das Wachbataillon der Bundeswehr mit militärischen Ehren empfängt. Ein Händedruck, Lambrecht rauscht ab und Pistorius stellt sich an ein Mikrofon. „Es sind keine normalen Zeiten“, sagt er, „es ist Krieg in Europa.“ Die Streitkräfte seien die letzten Jahrzehnte vernachlässigt worden. Es komme jetzt darauf an, die Bundeswehr „schnell stark zu machen“. Kurz darauf muss er auch schon seinen amerikanischen Amtskollegen in Empfang nehmen. In passablem Englisch begrüßt Pistorius den US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Der Amerikaner witzelt, er sei nicht überrascht, der erste Gast zu sein – Pistorius sei ja erst eine Stunde im Amt. Die Zeitenwende wirft Pistorius von Niedersachsen gleich auf das internationale Parkett. Die Aufgaben, die auf ihn warten, sind enorm.Die Unterstützung für die Ukraine. Gleich an seinem zweiten Arbeitstag reiste Pistorius zum US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz weiter, wo die Unterstützerstaaten der Ukraine über weitere Waffenlieferungen verhandelten. Schon vor Beginn der Konferenz hatte er auf der Air Base Nato-Chef Jens Stoltenberg und den ukrainischen Verteidigungsminister Oleksij Resnikow zu Einzelgesprächen getroffen.

TAZ-online

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Dort wo die schmutzigen Staaten mit ihren Händen Betriebe führten, war der Boden immer schon wenig Ertragreich. Bei der Bahn standen immerhin „Kapazitäten“ wie Hartmut Mehdorn und Ronald Po-faller an der Spitze, welche aus dem Hintergrund der politischen Regierungen sicher andere Weisungen erhielten?

Frau R. im Bordbistro regelt das: Wie eine Bahnmitarbeiterin der Autorin Ebru Taşdemir wieder den Glauben an die Deutsche Bahn – ach was, an die Menschheit – zurückga.

4.) Bahndesaster: Mary Poppins regelt das

Neulich traf ich im Zug die wahrhaftige Nachfolgerin von Mary Poppins, und das kam so: Ich stand mit krakeelenden Bahngästen, die die Bahn für alles verdammten, was in ihrem eigenen Leben schieflief, auf dem Bahnsteig in Hamburg. Der gesamte Zugverkehr im Norden Deutschlands war ausgefallen und eigentlich war nur klar, dass wir irgendwann wegkommen würden. Wie und wann, wusste niemand. Aber das Wunder geschah und der Zug raste ein, mit ordentlicher Verspätung zwar, aber immerhin. Alles drückte und drängelte sich in die Bahn, als ob es kein Morgen gäbe. Alte Mütterchen mit vielen Tüten wurden einfach weggedrückt und nach hinten geschoben, Kinderwagen samt schiebenden Eltern hatten keine Chance, sich gegen den Andrang (es waren leider meist Männer) zu stemmen. Zu meinem Glück kriegte ich doch noch einen Fuß in die Tür und stand im Bordbistro. Prima, dachte ich, ein alkoholfreies Bier gegen die schlechte Stimmung könnte ich jetzt echt gebrauchen. Die Strecke Hamburg–Berlin dauert anderthalb Stunden. Und die konnte ich auch am Stehtisch verbringen – in der Hoffnung, dass sich ein altes Mütterchen auf meinen reservierten Sitzplatz gekämpft hatte. Das größere Glück war es allerdings, der ebenso resoluten wie freundlichen Bahnbistro-Mitarbeiterin bei ihrer Arbeit zuzugucken. Ausnahmslos jedem, der es wagte, ohne Maske im Bistro aufzutauchen, rief sie ein „Maske auf, auch über die Nase“ entgegen.

Freitag-online

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Wird nicht der Mensch von Kindheit an, auf seine Religion erzogen? Ohne diese Abhängigkeit aus  Gläubigkeit zu Höheren Wesen, hätten Politiker-innen kaum Chancen  ihre Lügen zu verbreiten ! Ein Gläubiger geht auch brav zur Wahl, da er immer auf die Suche nach Besseren ist. Für viele Bürger-innen bleibt doch seit beginn aller Zeiten nur noch die Hoffnung auf später – und genau das nutzen die Volksverräter für sich aus.  

Deutsche Militärseelsorger während einer Trauerfeier bei der ISAF.jpg

 kaum die ChangeKirche und Militär – »Internationaler Soldatengottesdienst« im Kölner Dom: Woelki segnet Uniformierte. Kirche und Militär bilden in Deutschland seit jeher eine besonders unangenehme Melange.

5.) Der »Pfaff« vom Rhein

Eine Kostprobe bot am Donnerstag der »Internationale Soldatengottesdienst« im Kölner Dom unter der Leitung von Kardinal Rainer Maria Woelki. »Selig, die Frieden stiften«, zitierte der Kardinal aus dem Matthäus-Evangelium und wähnte, dass die Soldatinnen und Soldaten an dieser Botschaft »in besonderer Weise« teilhätten.»Sie tragen durch ihren Dienst in einzigartiger Weise mit Sorge um den Frieden in der Welt«, sagte Woelki weiter. Kein Soldat wolle Krieg, im Zweifelsfall sei dieser »jedoch nötig, um durch Verteidigung die Bedingung der Möglichkeit für Frieden zu schaffen«. Wenn es zum Krieg käme, spürten die Angehörigen des Militärs die Folgen »kriegerischer Auseinandersetzungen« zuerst. Gerade das Leben von Soldaten würde im Krieg »auf dramatische Weise berührt«. Und wofür? Natürlich »für den Frieden, für die Freiheit unserer Nation, für ein freies Europa, für eine gerechte Welt in Sicherheit mit lebenswürdigen Bedingungen«. Mit traumwandlerischer Sicherheit marschierte Woelki den herrschenden Meinungskorridor entlang, ohne auch nur zivile Kriegsopfer zu erwähnen. Den »furchtbaren und verabscheuungswürdigen Angriffskrieg Russlands« auf die Ukraine verurteilte der Kirchenfürst ebenfalls pflichtschuldig. »In dem Augenblick, in dem der Fanatiker – ganz gleich welcher Religion – der Obrigkeit zum Munde redet, wird er ein Pfaff«, hatte Kurt Tucholsky 1918 in einem Brief geschrieben. Die Probe aufs Exempel hat Woelki am Donnerstag mit Bravour bestanden.

Junge.Welt-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Unten    —    Militärdekan Dr. Damian Slaczka, Brigadegeneral Frank Leidenberger und Militärseelsorger Michael Weeke zollen den Opfern Respekt. (Foto von OR-7 Jacqueline Faller, RC North PAO)

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Özdemirs Schonkost

Erstellt von DL-Redaktion am 20. Januar 2023

Raus aus der zaghaften Defensive

File:Ampel Beschimpfung.svg

Ein Debattenbeitrag von Manfred Kriener

Eine grüne Ernährungspolitik muss endlich ihren Namen verdienen, auch wenn eine starke Lobby dagegenhält. Gesunde Ernährung wurde in Deutschland immer auf das Einkaufsverhalten des Einzelnen abgewälzt.

Fast geräuschlos und stets vorsichtig speist Landwirtschafts- und Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) seine politischen Initiativen in die Ernährungsdebatte ein. Das „Containern“, also das Zurückholen und Verwerten weggeworfener Lebensmittel aus dem großen Müllhaufen des Handels, will er straffrei stellen. Die Polizei solle sich doch lieber um richtige Ver­bre­che­r*in­nen kümmern, meint der Minister. Und wenig später, nachdem Spanien die Mehrwertsteuer auf alle Grundnahrungsmittel gekappt hat, erneuert Özdemir die Forderung, künftig Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte von der Steuer zu befreien. Der Vorstoß passt perfekt zu den gestiegenen Lebensmittelpreisen und zur allgemeinen Inflationsjeremiade.

Der zweite Teil der Botschaft fehlt allerdings: Wenn Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte billiger werden, sollten sich im Gegenzug Fleisch und Milchprodukte verteuern. Im aktuellen Krisentaumel gibt es allerdings mit Ausnahme der Veggie-Hardcore-Initiativen niemanden, der es wagen würde, solche Preisaufschläge auch nur zu thematisieren. Billigfleisch ist gerade jetzt sakrosankt, auch für die Grünen.

Mit seiner Container-Initiative hat der Minister dagegen kaum Widerspruch zu befürchten. Es besteht Einigkeit, dass zu viele Lebensmittel weggeworfen werden. Lebensmittelretter, die in die Container krabbeln, mögen zwar schlecht riechen, haben aber die Sympathien der Gesellschaft auf ihrer Seite. Zumal der allgemeine Irrsinn, Lebensmittel mit angestoßenen Verpackungen, kritischem Haltbarkeitsdatum oder kleinen optischen Schönheitsfehlern zu vernichten, auch bei denen für Kopfschütteln sorgt, die selbst natürlich nur makellose Ware kaufen.

Mülltaucher werden immer wieder kriminalisiert. Diebstahl, Bandendiebstahl, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Einbruch – die Liste ist lang. Versuche, die weggeworfenen Lebensmittel mithilfe der juristischen Vokabel „Eigentumsaufgabe“ als „herrenlos“ zu deklarieren, sind oft vergeblich. Höchste Zeit also, das Containern zu legalisieren und Kooperationen zwischen Handel und Mülltauchern, wie es sie in einigen Städten schon gibt, zu forcieren.

Seht auf die Jugend und lernt aus deren Tugenden

Die Forderung nach einer stärker pflanzenbasierten Nahrung und einer Mehrwertsteuer-Absenkung für Obst und Gemüse dagegen hat reflexartig die Sprechautomaten des Bauernverbands und der Ernährungsindustrie aktiviert. Schon bei der Verabschiedung der Eckpunkte einer eher harmlosen und sehr allgemein formulierten „neuen Ernährungsstrategie für Deutschland“ aus dem Özdemir-Ministerium gifteten die üblichen Verdächtigen. Der Bauernverband warnte vor einer „Diskriminierung von Fleisch und Milch“ – und keiner hat gelacht. Der Koalitionspartner FDP meinte einen erhobenen grünen Zeigefinger zu erkennen. Die Union polterte, die Ernährung tauge nicht als „Schalthebel zum Umbau der Gesellschaft“. Özdemir selbst betont immer wieder ganz brav, er wolle selbstverständlich niemandem vorschreiben, was er zu essen habe.

Das erstaunliche Erregungsniveau, das schon hochvernünftige ernährungspolitische Minimalvorstöße provozieren, lässt Zweifel aufkommen, ob sich in diesem Land jemals eine Ernährungspolitik etablieren kann, die diesen Namen verdient. Bisher gibt es sie nicht. Gesunde und nachhaltige Ernährung wurde in Deutschland immer auf das Einkaufsverhalten des Einzelnen abgewälzt. Der soll, umstellt von Werbelügen, dubiosen Qualitätssiegeln und dem Chemiechinesisch im Kleingedruckten der Verpackungen, in Selbstverantwortung seinen Magen füllen. Das zuständige Ressort hieß denn auch lange ausschließlich Landwirtschaftsministerium und wurde mit Politikern bestückt, die auf der Grünen Woche Bockwurst mit Schnaps kombinierten und Herrenwitze in die Runde warfen à la „Oldenburger Butter / hilft dir auf die Mutter“

Quelle          :         TAZ-online         >>>>>       weiterlesen

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Oben     —     Neue Version von Ampel.JPG

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Attribution: Stefan-Xp

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Unten       —     Pauline Brünger und Carla Reemtsma von Fridays For Future sprechen auf einem Traktor bei der Blockade der SPD-Parteizentrale, Berlin, 22.10.21

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Die noch-Großmacht USA

Erstellt von DL-Redaktion am 20. Januar 2023

Nur noch lächerlich grausam

File:Die Apokalyptischen Reiter.jpg

Ein Kommentar von Georg Korfmacher, München

Vor der unsäglich schrecklichen Kulisse des Ukrainekrieges wird langsam aber deutlich die Fratze der US-Politik erkennbar.

Zuerst plaudert der Generalleutnant James Bierman, Kommandeur der III Marine Expeditionary Force sowie der US-Marines in Japan in einem Interview mit der Financial Times zum Thema China- Konflikt ebenso naiv wie stolz: „Wie haben wir den Grad des Erfolgs erreicht, den wir in der Ukraine erreicht haben? Einen großen Teil davon, weil wir nach der russischen Aggression 2014 und 2015 ernsthaft daran gingen, den künftigen Konflikt vorzubereiten: Ausbildung für die Ukrainer, Vorbereitung von Nachschublagern, die Identifizierung der Orte, von denen aus wir Nachschub sichern und Operationen aufrechterhalten könnten. Wir nennen das ‚den Schauplatz vorbereiten‘. Und wir bereiten den Schauplatz in Japan vor, auf den Philippinen, an anderen Orten.“
Dummdreister geht’s nimmer!

Und als bei der drezitigen Debatte um Kampfpanzerlieferungen von Deutschland an die Ukraine der Bundeskanzler bei all seiner Zögerlichkeit endlich ‚butter bei die Fische‘ fordert und Lieferung nur dann in Ausssicht stellt, wenn auch die USA Kampfpanzer an die Ukraine liefern, kommt von den Schauplatzvorbereitern prompt die Ablehnung mit der Begründung, dass die zu kompliziert zu bedienen und zu schwer zu warten seien. Das ist für die Noch-Großmacht USA nicht nur noch lächerlich, sondern grausam menschenverachtend. Demnach ist es also Rolle der USA, Kriegs-Schauplätze aus der Ferne vorzubereiten und zu betreiben, sich aber
im Ernstfall die Finger nicht schmutzig zu machen. Pfui Deife!

Während wir uns spätestens seit Trump immer wieder über die Disruptionen in der US-Politik überrascht bis ungläubig die Augen reiben und doch unbeirrt auf die von den USA vorgegbene und gesteuerte internationale Werteordnung berufen und unser
Handeln nach ihr ausrichten, haben wir jetzt zwei Beispiele dafür, was die USA unter Partnerschaft verstehen: knallharte Verfolgung und Durchsetzung eigener Interessen selbst gegenüber immer wieder hochgelobten Partnern. Wenn unsere Politiker und selbsternannten oder von den Medien hochgetakelten ‚Experten‘ das jetzt immer noch nicht sehen und verstehen, sich im Gegenteil weiterhin vor den Wagen hegemonialer Interessen der USA spannen lassen, fallen wir nolens volens zurück in die schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges, der jetzt aber sehr heiß enden könnte. Bei der Vielzahl der heute das Weltgeschen schmerzlich veränderneden Krisen sindwir zu umsichtigem Handeln aufgerufen und nicht zu blindem Gehorsam gegenüber den USA. Diplomatie, Interessenausgleich, Kooperation und Respekt sind zur Besserung des Weltgeschenns angesagt und eben nicht das Vorbereiten von
Schauplätzen für Kriege und/oder Wirtschaftsprobleme.

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Oben      — Die USA und ihre Verbündeten proben mit willkürlichen Raketenangriffen den Weltuntergang

Author Markusszy      /     Source      :     Own work       /       Date     :  15. 04. 2918
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Unten      —      Dragon Of China     –  Der Chinesische Dracheverbreitet Angst?

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Zu Armut+Weltkriegsgefahr

Erstellt von DL-Redaktion am 20. Januar 2023

Rationierung der Arbeiterklasse und die Politik des Burgfriedens

Quelle:    Scharf  —  Links

Von  :  Von Iwan Nikolajew

  1. Prolog

Die Krise ist nicht mehr zu verdrängen. Der antirussische transatlantische Wirtschaftskrieg des deutschen Imperialismus ist gescheitert und schlägt auf ihn notwendig zurück. Dies war schon vor der Entfesselung eines antirussischen Wirtschaftskrieges absehbar und wurde dennoch ausgeblendet. Traditionell blendet der deutsche Imperialismus grundsätzlich die realen Kräfteverhältnisse aus, will mit dem Kopf durch Wand durchbrechen und scheitert jedes Mal an der Realität der Kräfteverhältnisse, glaubt die realen Kräfteverhältnisse ignorieren zu können bis er an ihnen seinen Meister findet.

  1. Ein neuer Versuch zum Griff nach der Weltmacht

Zwei Versuche des deutschen Imperialismus die Weltmacht zu ergreifen endeten mit verheerenden Niederlagen, die zweite noch größer als die erste. Doch immer überlebte der deutsche Imperialismus seine historischen Niederlagen, wurde nicht revolutionär gestürzt und reorganisierte sich wieder. Zwar war er nach der zweiten historischen Niederlage weit von der Weltmacht entfernt, konnte aber zu einem zentralen Bündnispartner des US-Imperialismus aufsteigen und wurde in das US-amerikanische transatlantische Bündnissystem, dessen originärer Ausdruck der NATO-Pakt ist, integriert. Das EU-Bündnis ist sekundär abgeleitet vom NATO-Pakt und reproduziert die US-Hegemonie in der gesamten imperialistischen Kette in sich selbst und damit auch das transatlantische Verhältnis. Die US-Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette wurde vom deutschen Imperialismus akzeptiert und zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Unter dem Schutz der US-Hegemonie konnte sich das deutsche Kapital einen großen Weltmarktanteil sichern, sicherte sich eine bedeutende ökonomische Funktion innerhalb der imperialistischen Kette indem es sich weigerte, an die Spitze vorzustoßen; die politische Unterordnung des deutschen Imperialismus unter dem hegemonialen US-Imperialismus machte erst die sozioökonomische Machtstellung des deutschen Kapitals möglich. Die hohe sozioökonomische Position des deutschen Imperialismus im Weltmarkt wurde durch eine politische Entmachtung erkauft und Politik ist konzentrierte Ökonomie. Jalta und Potsdam wurden dem deutschen Imperialismus aufgezwungen, solange, bis der deutsche Imperialismus innerlich akzeptierte. Zufrieden war der deutsche Imperialismus mit der US-Hegemonie und verteidigte diese US-Hegemonie in seinem eigenen Interesse. Was für den US-Imperialismus gut ist, daß ist auch für den deutschen Imperialismus gut. Dieses asymmetrische US-deutsche Bündnis bestimmt in letzter Instanz die Politik des deutschen Kapitals. Dies ging solange gut, wie der US-Imperialismus in der imperialistischen Kette seine Hegemonie behaupten konnte. Doch mit dem Ende der US-Hegemonie im Weltmarkt in neoliberaler Form, beginnen auch für den deutschen Imperialismus existentielle Probleme. Es fällt nicht nur dem US-Imperialismus schwer, seinen Abstieg vom Thron des Hegemons zu akzeptieren, sondern auch dem deutschen Imperialismus, dessen Kapital im wahrsten Sinn des Wortes von der US-Hegemonie in letzter Instanz profitiert hat. Aus eigenen materiellen Interessen schwört der deutsche Imperialismus dem US-Imperialismus Nibelungentreue, denn er kann sich eine eigenständige imperiale Existenz nicht mehr vorstellen, wird aber bei Strafe des Untergangs sich wieder fangen und den alten Sonderweg beschreiten.

Schon lange bewegt sich der US-Imperialismus auf einem Abwärtspfad. Spätestens mit dem Zusammenbruch der Börsenspekulation der 90er Jahre im Jahr 2000, dem Zusammenbruch des „neuen Marktes“, ist der US-Imperialismus als hegemonialer Imperialismus der imperialistischen Kette angeschlagen und seine Politik ist eine Flucht nach vorn. Die US-Mehrwertproduktion ist zu gering, die Pyramide des fiktiven Kapitals zu tragen. Spätestens seit Anfang des 21. Jahrhunderts ist der US-Imperialismus auf seiner Flucht nach vorn, die US-Mehrwertproduktion durch eine imperialistische Expansionspolitik mit Wert zu unterfüttern und damit den US-Dollar als Weltgeld. Diese Flucht nach vorn materialisierte sich in der Inszenierung des 11. September 2001 durch den US-Imperialismus als Vorwand für eine imperialistische Expansion in den Mittleren Osten (Operation Syriana) zur Kontrolle der strategischen Rohstoffe, vor allem Öl und Gas, welche den Wert des US-Dollar unterfüttern sollten. Immer auch war die „Operation Syriana“ nicht nur unmittelbar gegen die halbkolonialen Länder der Peripherie des Mittleren Ostens gerichtet, sondern auch mittelbar gegen den wieder langsamen aufsteigenden russischen Imperialismus und der aufstrebenden hochentwickelten Halbkolonie China; der 11. September 2001 war auch ein Präventivangriff gegen den russischen Imperialismus und gegen China. Jedoch scheiterte die „Neuordnung des Mittleren Ostens“ an dem Widerstand der Peripherie, aber vor allem an dem Widerstand des russischen Imperialismus und Chinas. Auf den Schlachtfeldern des Irak und Syriens mußte der US-Imperialismus deutliche Niederlagen akzeptieren. Ein tendenzieller Rückzug des US-Imperialismus aus dem Mittleren Osten und Zentralasiens setzte ab 2017 ein, der nicht mit einer Kapitulation des US-Imperialismus zu verwechseln ist. Lediglich gruppierte sich der US-Imperialismus um, vom Mittleren Osten dichter an Rußland und China heran (Ukraine und Taiwan). Jedoch scheiterte der US-Imperialismus mit seinem Rückzug aus Afghanistan, der sich in eine wilde Flucht verwandelte. Dies ist mehr als ein Fehler, sondern ein Zeichen der Schwäche und provoziert geradezu einen Angriff des russischen Imperialismus. Ein Rückzug kann akzeptiert werden, aber eine Flucht nicht. Die US-amerikanische Flucht aus Afghanistan, welche eine Flucht des NATO-Paktes nach sich zog, verbunden mit einer Neuformierung direkt gegen die Interessen des russischen Imperialismus (Ukraine), bzw. Chinas (Taiwan); die Transformation der indirekten Auseinandersetzung zwischen den transatlantischen Metropolen und Rußland, sowie China zu einer direkten Auseinandersetzung, führen zur gegenwärtigen Eskalation, welche schnell in den Dritten Weltkrieg führen kann. Die Flucht nach vorn ist dem US-Imperialismus nun versperrt. Es prallt der US-Imperialismus nun auf die Mauer des russischen Imperialismus und Chinas, denn das Umgehen dieser Mauer durch die Expansion in den Mittleren Osten ist gescheitert und damit auch, Rußland und China gegeneinander auszuspielen. China und Saudi-Arabien werden zu großen Teilen ihre Ölgeschäfte in Yuan abwickeln und China lädt im Dezember 2022 die ölproduzierenden Staaten ein, den Ölhandel in Yuan an der Börse in Shanghai abzuwickeln. Schritt für Schritt geht der Petro-Dollar seinem Untergang entgegen und damit auch der US-Dollar als Weltgeld und somit auch der US-Imperialismus, der am US-Dollar hängt, da er in letzter Instanz die Verschuldung der USA in eigener Währung erlaubt. Umso mehr der US-Imperialismus notwendig gezwungen ist die direkte Auseinandersetzung mit dem russischen Imperialismus zu suchen, die direkte Auseinandersetzung mit China zu suchen, desto mehr nähern sich Rußland und China an, denn zusammen sind Rußland und China stärker als die USA mit ihren transatlantischen Verbündeten, beginnen sich immer deutlicher gegen den transatlantischen Imperialismus zu verbünden. Weder die USA, noch Rußland oder China können sich die Konfrontation freiwillig aussuchen; diese Konfrontation wird ihnen vom Wertgesetz aufgeherrscht. Es kann nur einen Hegemon geben, aber nicht derer zwei oder mehr. Ebensowenig kann der Kampf um die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette ausgewichen werden. Das Scheitern des US-Imperialismus im Mittleren Osten mit der Operation Syriana führt nur zu einer Eskalation auf der höheren Ebene der unmittelbaren imperialistischen Konfrontation. China ist zwar militärisch erstarkt, aber immer noch dem US-Imperialismus unterlegen und bedarf des militärischen Schutzes durch den russischen Imperialismus, vor allem den atomaren russischen Schutzschirm, um sich militärisch gegen den US-Imperialismus zu behaupten. Zwar hat China quantitativ-ökonomisch in einigen Kennzahlen den US-Imperialismus überholt, jedoch kann China militärisch nicht mit den USA gleichziehen. Ohne den militärischen Schutz des russischen Imperialismus wäre schon längst ein US-amerikanischer „Präventivkrieg“ gegen China erfolgt. Je enger sich Rußland und China verbünden, desto größer ist die Abschreckungswirkung gegenüber dem wild um sich schlagenden US-Imperialismus, denn das Scheitern des US-Imperialismus im Mittleren Osten und Zentralasien in der Frage der Kontrolle der strategischen Rohstoffe und die russisch-chinesische Mauer gegen den US-Imperialismus verunmöglichen die Unterfütterung des US-fiktiven Kapitals mit Wert. Wird das fiktive US-Kapital nicht mit Wert unterfüttert, wird es sich notwendig entwerten und die Entwertung des fiktiven Kapitals wird auf die Entwertung des mehrwertheckenden Kapitals übergreifen, von den USA auf den gesamten Weltmarkt. Entweder der US-Imperialismus als hegemonialer Imperialismus implodiert in der Entwertung von Kapital oder er explodiert in der Flucht nach vorn in einem Dritten Weltkrieg gegen Rußland und China. Bis jetzt kann sich der US-Imperialismus nicht entscheiden und läuft verzweifelt und wild um sich schlagend umher, weiß nicht ein und weiß nicht aus, sucht den nichtexistierenden Ausweg. Diese konkrete Situation konzentriert sich in der Ukraine und in Taiwan. Der US-Imperialismus lenkt seinen inneren Druck nach außen, denn im Inneren steht die USA kurz vor dem Bürgerkrieg zwischen einer neoliberalen Fraktion des Kapitals und der nationalliberalen Fraktion innerhalb der herrschenden Klasse. Die Situation ist in den USA sehr angespannt und diese Spannung und dieser Druck übersetzt sich die aggressive US-Außenpolitik, die das Resultat einer verzweifelten Flucht nach vorn ist. Über die aggressive Außenpolitik versucht der US-Imperialismus die USA im Inneren zu Befrieden und muß notwendig nach Innen und Außen scheitern.

Für den US-Imperialismus sind Rußland und China „Schurkenstaaten“, bzw. Feindstaaten, weil sie die Hegemonie des US-Imperialismus bedrohen, damit ist dann der Krieg, in welcher Form auch immer, von Seiten des US-Imperialismus legitimiert. Feind bedeutet Krieg. China und Rußland werden zu Feinden erklärt und damit auch jede Opposition, welche sich dagegen ausspricht, denn sie sind dann der „innere Feind“. Jede Feinderklärung an einen „äußeren Feind“ ist gleichzeitig eine „Feinderklärung“ an den „inneren Feind“. Wer sich der Feindschaft verweigert, ist dann ebenfalls der „Feind“ oder: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“ Dies gilt auch für den deutschen Imperialismus, welcher sich aus eigenen Interessen der Politik des US-Imperialismus anschließt, dessen Politik sich nicht auf die Politik des US-Imperialismus reduzieren läßt, denn der deutsche Imperialismus sieht seine Position durch das Wiedererstarken des russischen Imperialismus ebenfalls gefährdet. Zusammen mit dem US-und britischen Imperialismus eskaliert der deutsche Imperialismus als dominante Macht innerhalb des EU-Bündnisses den Ukraine-Konflikt, ist aber nicht Herr dieses Bündnisses. In letzter Instanz entscheidet der US-Imperialismus, d.h. der deutsche Imperialismus ist selbstständig aus eigenen Interessen in diesen Konflikt eingetreten, kann aber aus diesen Konflikt nicht mehr alleine und selbständig austreten, ist in dieser Frage an den US-Imperialismus gekettet. Einen deutsch-russischen Sonderfrieden im transatlantischen antirussischen Wirtschaftskrieg wird es nicht ohne weiteres, ohne einen Bruch mit dem US-Imperialismus, geben. Die Sprengung der Nord-Stream I und Nord-Stream II-Pipelinestränge, außer einem Strang, durch den US-Imperialismus, macht eine schnelle Beendigung der Energiekrise und des transatlantischen Wirtschaftskrieges unmöglich, bzw. erschwert einen solchen deutsch-russischen Wirtschaftsfrieden. Während der US-Imperialismus zwei Wirtschaftskriege führt, einen gegen den russischen Imperialismus und einen gegen den deutschen Imperialismus, führt der deutsche Imperialismus nur einen Wirtschaftskrieg-gegen den russischen Imperialismus, der wiederum ebenfalls zwei Wirtschaftskriege führt, einen gegen den US-Imperialismus und einen gegen den deutschen Imperialismus. Ohne mit dem US-Imperialismus zu brechen, kann es keine deutsch-russische Verständigung geben und so bleibt die transatlantische Nibelungentreue zum US-Imperialismus erhalten, denn das deutsche Kapital scheut das Risiko eines offenen Bruchs mit dem US-Imperialismus. Erst dann wird es sich vielleicht ändern, wenn die Not auch in Deutschland zum Bürgerkrieg treibt und/oder die reale politische innere Blockade des US-Imperialismus verstärkt sich mit den Zwischenwahlen im November 2022 in den USA, treibt die USA in Richtung Bürgerkrieg, so daß der US-Einfluß abnimmt und der deutsche Imperialismus alleine dem russischen Imperialismus gegenübersteht. Das wäre dann ein „kalter Bruch“ des US-Imperialismus mit dem deutschen Imperialismus. Auf sich allein gestellt, ist der deutsche Imperialismus zu schwach, um sich mit dem russischen Imperialismus zu konfrontieren und muß erst einmal eine Verständigung mit dem russischen Imperialismus suchen, um aufzurüsten. Der deutsche Imperialismus ist immer mehr auf sich allein gestellt und weiß nicht wohin, verfällt tendenziell in Orientierungslosigkeit.

Aber auf jeden Fall ist für das deutsche Kapital die Arbeiterklasse der zentrale Feind. Umso widersprüchlicher die Weltmarktsituation des deutschen Kapitals, desto mehr versucht das Kapital sich an der Arbeiterklasse schadlos zu halten. Eine Schockpolitik gegen die Arbeiterklasse wird eingeleitet. Über die Schockpolitik soll das Reproduktionsniveau der Arbeiterklasse qualitativ abgesenkt werden. Eine Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse, vermittelt über die Neuzusammensetzung des Kapitals, steht an. Die bisher gemachten Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus stehen damit zur Disposition. Ob nun die transatlantische Fraktion innerhalb der herrschenden Klasse die Oberhand behält oder die deutschnationale Fraktion sich durchsetzt, ändert für die Arbeiterklasse kein Jota. Das Kapital als Ganzes fordert den Verzicht von der Arbeiterklasse und das Gesamtinteresse des Kapitals steht höher als die interfraktionellen Widersprüche innerhalb der herrschenden Klasse. Die Schockpolitik des Kapitals gegen die Arbeiterklasse konkretisiert sich im Energienotstand. Die qualitative Erhöhung der Energiepreise treiben die inflationären Tendenzen an und so werden die Reallöhne qualitativ abgesenkt, ebenso die sozialen Transfereinkommen. Das Kapital versucht tendenziell die hohen Energiepreise auf die Arbeiterklasse abzuwälzen, kann dies aber nur teilweise durchsetzen. Ein gewaltiger Nachfrageeinbruch ist die Folge und verhindert eben die vollständige Überwälzung der Preise auf die Arbeiterklasse. Eine deflationäre Tendenz bricht sich langsam Bahn, das Kapital entwertet sich, denn es ist in einem Zweifrontenkrieg gefangen. Hohe Energiekosten auf der einen Seite-einen drastischen Rückgang der Nachfrage auf der anderen Seite. Die Zahl der Konkurse und Massenentlassungen schnellt nach oben. Der „plötzliche“ antirussische Wirtschaftskrieg ist auch für das Gesamtkapital des deutschen Imperialismus ein Problem, denn er verstärkt schockartig die schon vorhandenen Entwertungstendenzen. Mit den „normalen“ Mitteln kann die Akkumulation nicht mehr gewährleistet werden. Es bedarf eines Energienotstandes. Schon die Drohung mit dem Energienotstand kennzeichnet den Beginn des Energienotstandes. Wenn das deutsche Kapital Energiemangel leidet, dann erst Recht die Arbeiterklasse und dort vor allem die Bezieher sozialer Transferleistungen. Die Arbeiterklasse soll Energie sparen, damit die Akkumulation von Kapital nicht behindert wird. Rationierung im Kapitalismus erfolgt erst einmal unmittelbar über das Wertgesetz. Ein steigender Energiepreis rationiert deutlich, bis keine Energie mehr verbraucht wird und die Häuser im Winter dunkel und kalt werden, bzw. jede Nachfrage nach anderen Waren eingestellt wird. Erst wenn massenhafter sozialer Absturz droht, wird der bürgerliche Staat intervenieren und über diesen setzt sich das Wertgesetz dann mittelbar durch. Dann rationiert der bürgerliche Staat die Energiezufuhr und jeder erhält nur eine Ration an Energie zugeteilt, die nicht ausreichend ist. Der Mangel wird tendenziell gleichverteilt, um die Möglichkeit von Revolten zu reduzieren. Jedoch kann die Rationierung letztlich keine Revolten verhindern, denn die tendenzielle Gleichverteilung des Mangels verhindert nur kurzfristig grobe Ungleichgewichte und Revolten, langfristig macht sie jedoch eine allgemeine Revolte möglich. Ob Rationierung der Energiezufuhr durch das Wertgesetz oder durch den bürgerlichen Staat- es ist immer eine Rationierung auf Kosten der Arbeiterklasse zugunsten der Akkumulation von Kapital. Eine Rationierungspolitik ist in einer parlamentarisch-demokratischen Form des bürgerlichen Staates nicht zu realisieren. Es bedarf des bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus). Nicht „Demokratie“ etc. steht dann im Vordergrund, sondern die „nationale Sicherheit“. Im Namen der „nationalen Sicherheit“ wird die Energiezufuhr rationiert und diese Rationierung der Arbeiterklasse gegen die Arbeiterklasse repressiv umgesetzt. Der Energienotstand ist dann eben undemokratisch, dafür aber verteidigt der Notstandsstaat die „nationale Sicherheit“ gegen den „äußeren Feind“, wie den „inneren Feind“. Immer mehr erwähnt das Kapital den Begriff Krieg bzw. Kriegszustand und bezieht diesen objektiv auf den transatlantischen antirussischen Wirtschaftskrieg. Ein Kriegszustand ist ein Ausnahmezustand, ist ein Notstand, da ist dann das parlamentarisch-demokratische System für die Dauer des Krieges mehr oder minder suspendiert, ebenso wie die parlamentarisch-demokratische Klassenjustiz. Die Klassenjustiz der bürgerlichen Gesellschaft geht im Ausnahmezustand zur Sonderjustiz über und letztlich zum Kriegsrecht, denn das Kriegsrecht ist das auf den Begriff gebrachte Feindrecht. Und im Kriegsrecht ist jedes parlamentarisch-demokratische Recht ausgelöscht, bzw. es tritt ein „Rechtsstillstand“ für die Dauer des Ausnahmezustandes ein. Im Ausnahmezustand bzw. „Ernstfall“ herrscht nur noch die Staatsräson und diese kennt keine juristischen Grenzen mehr, dann erst ist der bürgerliche Staat von dem Einfluß der Arbeiterklasse befreit, weil alle Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus zerstört. Carl Schmitt kleidete dies in die Worte: „Souverän ist der, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“. Noch sind wir nicht an diesen Punkt gelangt, aber wir marschieren auf diesen Punkt zu. Es kommt nur der Arbeiterklasse zu, diesen Marsch auf diesen Punkt zu verhindern.

Nicht der antirussische, transatlantische Wirtschaftskrieg erschafft die Krise, die Rezession, sondern es ist umgekehrt. Die Krise, die Große Krise seit den Jahren 2007/2008, ist es, welche die materiellen Grundlagen und die Notwendigkeit des antirussischen, transatlantischen Wirtschaftskrieges legt. Überwunden wurde die Weltwirtschaftskrise nie, man versuchte sie abzumildern, zu verwalten, doch die gesellschaftliche Urgewalt des Wertgesetzes läßt sich nicht steuern. Umso mehr die Entwertung von Kapital im Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate als durchschnittliche Bewegungsform des Kapitals unterdrückt wird, desto härter wird letztlich die nicht abwendbare Entwertung von Kapital ausfallen. Das Jahr 2019 stellt die Grenze des neoliberalen Krisenmanagements dar, denn dies Jahr ist geprägt von weltweiten proletarischen und kleinbürgerlichen Revolten und von einem scharfen Einbruch im fiktiven Kapital, im Segment des Repromarktes. Ein weiter so war nicht mehr möglich und die wertgesetzrationale Entwertung des Kapitals beginnt sich Ende 2019 zu realisieren, auch der deutsche Imperialismus beginnt in die Rezession abzurutschen und es steht damit eine Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse an und damit die Eskalation der immanenten Widersprüche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Die „Corona-Krise“ ist der materielle Ausdruck der Eskalation der imanenten Widersprüche des kapitalistischen Produktionsverhältnisses. Durch die notwendige Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse, wurde biochemischer Kampfstoff niedrigschwelliger Art durch einen Unfall oder bewußt freigesetzt. Sofort ging jeder kapitalistische Nationalstaat in den Zustand der „Selbstverteidigung“ über, interpretierte die Freisetzung eines niedrigschwelligen biochemischen Kampfstoffes als einen Angriff auf seine „nationale Sicherheit“, nicht aber als eine normale Pandemie. Die Corona-Pandemie wurde von der Bourgeoisie weltweit als „Ernstfall“ eingestuft, als ein militärisches oder paramilitärisches Ereignis und wurde auch so gekontert- mit einem weltweiten Notstand. Eine zivile Pandemiebekämpfung wurde nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen, die Mehrheit der bürgerlichen Staaten präferierte den Notstand. Nicht die Corona-Pandemie trägt die Schuld an dieser Entwicklung, sondern sie legte nur die bis dahin verdeckte Krise offen, deckte nur das Mißtrauen der kapitalistischen Staaten untereinander auf, d.h. die eskalierende internationale Konkurrenz auf dem Weltmarkt und hob die schon vorhandenen Krisentendenzen auf eine höhere Stufenleiter. Der „Corona-Notstand“ war die Standardantwort des Kapitals auf die Corona-Pandemie bzw. auf die „Corona-Krise“. In der „Corona-Krise“ wurde die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse auf eine höhere Stufenleiter gehoben und damit auch die immanenten Widersprüche des kapitalistischen Verwertungsprozesses und somit die „Corona-Krise“ forciert. Diese „Corona-Krise“ war nur der Anfang und nicht das Ende eines historischen Prozesses zur Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse, sowie der Krisenschub des Jahres 2019 nicht das Ende der Großen Krise war. Die „Corona-Krise“ war nur der Beginn der finalen Krise der Großen Krise und löste neue Krisenschübe der Großen Krise aus, welche die immanenten kapitalistischen Widersprüche weiter zuspitzten und nah an den Dritten Weltkrieg führen. Vorerst entladen sich die kapitalistischen Widersprüche in einem Weltwirtschaftskrieg, dessen Zentrum derzeit der transatlantische antirussische Wirtschaftskrieg ist. Der Weltwirtschaftskrieg kann schnell sich verselbständigen und in den Dritten Weltkrieg hinüberwachsen, bzw. der Dritte Weltkrieg wäre die Fortsetzung des Weltwirtschaftskrieges mit anderen Mitteln. Auch mit militärischen Mitteln deglobalisiert bzw. entflechtet sich der Weltmarkt und es entstehen imperialistische Blöcke, welche um einen konkreten Hegemon zentriert sind und in scharfer Konkurrenz zueinanderstehen. Die Weltmarktkonkurrenz des multipolaren Weltmarktes ist eine Konkurrenz der imperialistschen Blöcke, eine Konkurrenz der imperialistischen „Großräume“ um die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette. Der Wirtschaftskrieg, der Weltwirtschaftskrieg, ist die vorherrschende Form der Weltmarktkonkurrenz im multipolaren Weltmarkt. Nicht nur von Rußland wird sich der deutsche Imperialismus entflechten, sondern auch im zweiten Schritt von China und dies alles auf Kosten der Arbeiterklasse. Und im dritten Schritt wird sich auch der deutsche Imperialismus von den USA entflechten müssen, denn dieser kann dem deutschen Imperialismus nicht mehr viel bieten und erst Recht keinen „Schutz,“ der deutsche Imperialismus wird sich selbst „schützen“ müssen. Ein gefallener Hegemon nutzt dem deutschen Kapital nichts. Das Schicksal des US-Imperialismus entscheidet sich auf den Schlachtfeldern der Ukraine und gleichzeitig entscheidet sich dort das Schicksal des deutschen Imperialismus. Entweder Absturz zusammen mit dem US-Imperialismus oder Aufbruch auf den deutschen Sonderweg. Die Arbeiterklasse kämpft um ihre eigenen Klasseninteressen, gegen die transatlantische und nationalliberale Tendenz gleichzeitig. Der Feind steht im eigenen Land! Die eigene Bourgeoisie ist der Feind! Das Proletariat lehnt den imperialistischen Krieg ab, wie auch den Wirtschaftskrieg, denn die Kosten des imperialistischen Krieges und des Wirtschaftskrieges werden auf die Arbeiterklasse übergewälzt. Konkret lehnt die Arbeiterklasse den transatlantischen antirussischen Wirtschaftskrieg ab, wie auch die Aufrüstung der Ukraine, die EU und die NATO.

Auch auf den Schlachtfeldern der Ukraine und auf den möglichen Schlachtfeldern auf „Taiwan“ wird die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse ausgekämpft, beginnt sich der multipolare Weltmarkt, die multipolare Weltordnung, zu organisieren. Zentral jedoch wird der Stellvertreterkrieg um die Ukraine zwischen Rußland und den transatlantischen Metropolen nicht militärisch ausgetragen, sondern im Wirtschaftskrieg, denn die transatlantischen Metropolen, in EU und NATO vereint, sind militärisch zu schwach und nicht auf einen militärischen Krieg vorbereitet, im Gegensatz dazu der russische Imperialismus. Es bleibt also den transatlantischen Metropolen nur die Wahl zwischen einem Atomkrieg, der mit einem konventionellen Krieg eingeleitet wird oder einem Wirtschaftskrieg. So verlegten sich die transatlantischen Metropolen auf den Wirtschaftskrieg, weil sie glaubten, die könnten Rußland rasch in die Knie zwingen. Doch das genaue Gegenteil geschah. Statt Rußland gingen und gehen die transatlantischen Metropolen in die Knie; der antirussische Wirtschaftskrieg zerrüttet die sozioökonomische materielle Basis der transatlantischen Metropolen und setzt nationalistische Kräfte frei, welche das transatlantische Bündnissystem mit seinem Zentrum aus NATO und EU, in Frage stellen. Wenn die Arbeiterklasse sich nicht deutlich ihren Klasseninteressen gemäß organisiert, ist sie nur das Objekt, das Ausbeutungsobjekt für das Kapital und wird von diesem passiv einer Neuzusammensetzung unterzogen, auch vermittels Krieg. Der Krieg ist nur ein Moment zur Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse, ein Moment von vielen Momenten. Es kommt darauf an, daß die Arbeiterklasse in die Offensive geht, sich dabei einer Neuzusammensetzung unterzieht und das kapitalistische Produktionsverhältnis stürzt, das Kapitalverhältnis eben keiner Neuzusammensetzung unterzieht, sondern seiner konkreten Negation zuführt. Geschieht dies nicht, beginnt das Kapital sich neuzusammenzusetzen und die Arbeiterklasse unter seinen Verwertungszwang zu subsumieren.

Das Kapital muß die Arbeiterklasse präventiv desorganisieren, um den proletarischen Widerstand gegen die Rekonstruktion der Verwertungsbedingungen so klein wie möglich zu halten. Im „Corona-Notstand“ wurde die räumliche „Distanzierung“ eingeübt, welche auch notwendig tendenziell zur „sozialen Distanzierung“ führt und somit auch tendenziell zur „politischen Distanzierung“, d.h. über den „Corona-Notstand“ wurden die sozialen und politischen Beziehungen gelockert, das bisherige neoliberale Verhalten aufgebrochen und desorientiert. In die Klassenbeziehungen intervenierte der bürgerliche Staat immer deutlicher und begann nach dem Notstandsprinzip die Klassenbeziehungen neu zu ordnen. Dem Notstandsprinzip unterwarf sich auch bereitwillig die Gewerkschaftsbürokratie des DGB und setzte ebenfalls die Waffe „soziale Distanzierung“ gegen ihre Basis ein. Mit der „Corona-Krise“ nahm auch die Entfremdung zwischen Gewerkschaftsbürokratie und Gewerkschaftsbasis weiter zu, wie auch in den Betrieben zwischen Gewerkschaftsbürokratie und Betriebsräten, zwischen Betriebsräten und der Belegschaft. Alleine über die Technik, über das Internet, läßt sich die erfolgte „soziale Distanzierung“ nicht aufheben. Es gibt keinen Ersatz für die politische Meinungsbildung in Präsenz, im Gegenteil: die Entfremdung im Kapitalismus wird durch die „räumliche“ Distanzierung graduell vergrößert. Die Arbeiterklasse distanziert sich im „Corona-Notstand“ objektiv von der Gewerkschaft und die Gewerkschaftsbürokratie von ihrer Basis, wie der Betriebsrat von der Gewerkschaft und die Belegschaft vom Betriebsrat. Über die Zugangskontrollen, Zugangsbeschränkungen, Fixierung von räumlichen Abständen zwischen Personen, Vorschrift des Mundschutzes in Innenräumen und außerhalb von Innenräumen etc. wurde das bisherige normale Verhalten der Arbeiterklasse und die Kommunikation innerhalb der Arbeiterklasse zerstört und eine Notstandsnormalität gesetzt, welche als „neue Normalität“ bezeichnet wurde. Willkürlich wurde der „Corona-Notstand“ mal erweitert, mal reduziert und gekrönt mit einer Zwangsimpfung eines nur im Notmodus zugelassenen Impfstoffes, d.h. der Impfstoff hat niemals die reguläre und vorgeschriebene Testphase durchlaufen. All dies ist Rationierung. So wurde auf leisen Sohlen die Arbeiterklasse auf Akzeptanz der Rationierung ausgerichtet.

Desorganisation der Arbeiterklasse bedeutet gleichzeitig Ausdehnung des Handlungsspielraums des bürgerlichen Staates in Notstandsform, welcher dann die Vermittlung der verschiedenen Interessen in der bürgerlichen Klassengesellschaft wahrnimmt, statt daß die bürgerliche Gesellschaft dieses aus sich selbst heraus herstellt. Statt einer demokratischen und freiwilligen Vermittlung der unterschiedlichen Interessen in der bürgerlichen Klassengesellschaft, wird nun vom bürgerlichen Notstandsstaat dies autoritär geleistet. Über die Atomisierung der Klasse in den Betrieben und außerhalb den Betrieben setzt das Kapital und damit auch der bürgerliche Staat als ideeller Gesamtkapitalist die Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse durch die Neuzusammensetzung des Kapitals von oben, hierarchisch vom individuellen und kollektiven Kapitalkommando ausgehend in digitaler Form durch. Erst die ökonomische, soziale und politische Atomisierung der Arbeiterklasse durch das Kapital im „Corona-Notstand“ schafft die materielle Basis für die kapitalistische Vergesellschaftung der Arbeit in digitaler Form. Eine digital geprägte und gesteuerte Neuzusammensetzung der Arbeit der Arbeiterklasse durch das gesellschaftliche und individuelle Kapitalkommando stellt zwangsweise die kapitalistische Vergesellschaftung der Arbeit her, eine Vergesellschaftung gegen die Arbeiterklasse. Eine autonome proletarische Vergesellschaftung der Arbeit durch die Arbeiterklasse soll somit präventiv verhindert werden, der proletarische Eigensinn und die proletarische Eigeninitiative durch digitale Kontrolle und Disziplinierung bekämpft werden. Nicht die Arbeiterklasse vergesellschaftet sich digital, sondern wird vom Kapital digital vergesellschaftet. Mit der „Corona-Krise“ beginnt eine Epoche des autoritären Kapitalismus. In letzter Instanz entscheidet der Notstandsstaat. Alle gesellschaftlichen Regelungen müssen das Wohlwollen des bürgerlichen Notstandsstaates finden. Jede Entscheidung ohne den bürgerlichen Staat, ist aus Sicht des Notstandsstaates eine Entscheidung gegen die „nationale Sicherheit“ und damit ein Angriff auf den „Staat“. Die SARS-Corona-Pandemie wurde vom bürgerlichen Staat, von der Bourgeoisie, nicht als ein zivil-medizinisches Problem angesehen, sondern als „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ und wurde somit über den Notstand militärisch bzw. paramilitärisch bekämpft. Dies impliziert auch, daß jeder Widerstand gegen eine autoritäre Politik der „nationalen Sicherheit“ als „Feind“ bekämpft wird. Es wurde und wird nicht nur ein „Krieg“ gegen das Virus geführt, sondern gleichzeitig ein „Krieg“ gegen jeden, der den „Krieg“ gegen das Virus nicht akzeptierte, denn dessen Verhalten gibt der Ausbreitung des SARS-Corona-Virus Raum und ist damit ebenso der „Feind“ wie das „Corona-Virus“. Bei dem „Corona-Notstand“ ging es nie zentral um die Corona-Pandemie, sondern um die „nationale Sicherheit“, welche durch die Corona-Pandemie angeblich gefährdet wurde. Mit der Corona-Pandemie und dem „Corona-Notstand“ zog mit dem „Corona-Notstand“ das Paradigma der „nationalen Sicherheit“ ein. Jede Handlung, jedes Verhalten, wird durch die Brille der „nationalen Sicherheit“ bewertet. Die „neue Normalität“ ist die Normalität der „nationalen Sicherheit“. Wer von dieser „neuen Normalität“ abweicht, gefährdet die „nationale Sicherheit“ und ist damit ein „Feind“ und muß vernichtet werden. Im Namen der „nationalen Sicherheit“ erzwingt der Notstandsstaat Distanz, vor allem räumliche Distanz auch im kapitalistischen Produktionsprozeß, die mit mikroelektronischen Instrumenten überwacht wird. Jede Verringerung der räumlichen Distanz verlangt nach einer Genehmigung, wie erst Recht das Betreten des Betriebes (Impfpass als Zugangsberechtigung). Wer diesen repressiven Regeln negativ gegenübersteht ist ein „Feind“ und muß nicht nur räumlich, sondern auch sozial und politisch von den Massen isoliert werden. Es geht um Selektion des „Feindes“ aus der Gesamtheit der Arbeiterklasse oder der Gesamtbevölkerung bzw. der Volksgemeinschaft-formiere Gesellschaft. Die Arbeiterklasse soll sich voneinander distanzieren und atomisieren. Auf diese Weise werden die proletarischen Massenorganisationen zerstört, welche die schärfsten Waffen der Arbeiterklasse im Klassenkampf sind. Über die „Politik der Distanzierung“ werden die sozialen und damit auch folgend politischen Beziehungen in der Arbeiterklasse dermaßen aufgelockert, daß der bürgerliche Staat in Notstandsform in dieses soziale und politische Vakuum vorstoßen und seine Notstandsregulierungen realisieren kann, d.h. der bürgerliche Staat in Notstandsform formt sich seine Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft und somit wird die „Neue Normalität“ die Normalität der „nationalen Sicherheit“ und damit des Notstands.

Der „Energienotstand“ ist nur die Fortsetzung des „Corona-Notstands“ mit anderen Mitteln. Im Energienotstand tritt die Rationierung deutlicher als im „Corona-Notstand“ hervor. Es wird die Temperatur in den Innenräumen rationiert, erst einmal in den Betrieben, später vielleicht auch in den Haushalten. Der bürgerliche Staat fordert zum Energiesparen auf und bereitet umfassende Energierationierungen im Bereich Gasversorgung und Strom vor und damit letzlich in der gesellschaftlichen Produktion und Distribution. Auch die Nahrungsmittelversorgung und die Gesundheitsversorgung sind davon betroffen. Über die Energierationierung ist auch der Nahrungsmittelsektor, wie der Gesundheitssektor rationiert. Für den Gesundheitssektor heißt dies Exekution der Triage, d.h. nicht die schwersten Krankheiten oder Verletzungen werden sofort behandelt, sondern im Gegenteil, die rationierten Ressourcen werden auf die nicht schwer Erkrankten oder Verletzten konzentriert, womit die Mehrheit eine gesundheitliche Versorgung erhält, eben auf Kosten der Gesundheit und des Lebens einer Minderheit, welche die Hilfe am nötigsten bräuchte. Eine Rationierung beendet nicht den Mangel, sondern verwaltet ihn nur; eine Rationierung rettet nicht jedes Leben, sondern opfert auch Leben, verurteilt auch durch Entzug von Hilfe Menschen zum Tode. Aber immer rationiert der bürgerliche Staat in Notstandsform zu Gunsten der Kapitalverwertung, niemals zu Gunsten der Arbeiterklasse. Das Gesamtkapital wird positiv rationiert-die Arbeiterklasse wird negativ rationiert. Der Notstandsstaat mit seiner Rationierung vertritt das Interesse des Gesamtkapitals gegen die Arbeiterklasse und seine Aufgabe ist es, die Arbeiterklasse in große Not und Verelendung zu stoßen, damit die Verwertung von Kapital gesichert ist. Es gilt für die Arbeiterklasse den Mangel zu beseitigen und nicht auf eine Verwaltung des Mangels zu drängen, denn die Verwaltung des Mangels ist die Verwaltung des Mangels der Arbeiterklasse zu Gunsten der Akkumulation von Kapital. Erst Recht der bürgerliche Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) in der konkreten Form des Notstandsstaates vertritt tendenziell und graduell deutlicher das Klasseninteresse der herrschenden Klasse, da die Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus im Ausnahmezustand zerstört werden. Eine Politik der Rationierung durch den Notstandsstaat ist ein Großangriff des Kapitals auf die Arbeiterklasse, ist ein Teil des Problems, aber nicht Teil einer Lösung.

Die Rationierung des Energienotstands ist in den Notstandsgesetzen geregelt, gehört aber nicht zum Kern der Notstandsgesetze, die bisher niemals exekutiert wurden. Der äußere Ring der Notstandsgesetze bilden die Sicherstellungsgesetze bzw. Wirtschaftssicherstellungsgesetze. Es geht um die Sicherstellung von Energie, Sicherstellung der Produktion, Sicherstellung der Nahrungsmittel, Sicherstellung der Kommunikation, Sicherstellung der Gesunheitsversorgung, Sicherstellung des Transports etc. Sicherstellung ist nur ein verschleiernder Begriff für Rationierung und Rationierung ist ein wesentliches Moment einer Kriegswirtschaft. Die Sicherstellungsgesetze dienen der Umstellung von einer Friedenswirtschaft auf eine Kriegswirtschaft, können auch eine „friedensähnliche Kriegswirtschaft“ unterstützen. Im Gegensatz zu dem Kern der Notstandsgesetze wurden die Sicherstellungsgesetze bereits im Oktober 2001, nach den vom US-Imperialismus inszenierten Terror-Anschlägen in den USA, per NATO-Beschluß und damit einstimmig, aktiviert. Dieser NATO-Beschluß hat den „Spannungsfall“ ausgerufen und damit die Sicherstellungsgesetze aktiviert und kann nur wieder durch einen einstimmigen NATO-Beschluß zurückgenommen werden, was sehr unwahrscheinlich ist. Nur der Kern der Notstandsgesetze bedarf einer parlamentarischen Zweidrittelmehrheit, nicht aber die Sicherstellungsgesetze, denn sie beziehen sich auf den „Spannungsfall“, während der Kern der Notstandsgesetze sich auf den „Verteidigungsfall“ bezieht. Damit kann auf Basis der seit Oktober 2001 aktivierten Sicherstellungsgesetze die Rationierung im Falle eines Energienotstandes vorgenommen werden. Die geheimen Pläne der Rationierung gemäß den Sicherstellungsgesetzen können jederzeit umgesetzt werden. „Nationale Sicherheit“ und Notstandsgesetze sind auf sich bezogen und damit auch die Sicherstellungsgesetze als erste Stufe der Notstandsgesetze. Im Rahmen des Paradigmas der „nationalen Sicherheit“ gewinnt auch das Staatsgeheimnis, wie auch das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis an Bedeutung, welches die Atomisierung und die Isolierung der Arbeiterklasse voneinander noch verschärft. Es kann praktisch jede Äußerung in der Öffentlichkeit als Verletzung des Staatsgeheimnisses oder des Betriebs- und Geschäftsgeheimnisses angesehen werden und damit eine „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ sein. Im Notstandsstaat vermitteln sich das gesellschaftliche Kapitalkommando und das individuelle Kapitalkommando graduell stärker als in der Epoche des parlamentarisch-demokratischen Kapitalismus. Die Grenzen zwischen dem Betriebs- und Geschäftsgeheimnis auf der einen Seite und dem Staatsgeheimnis auf der anderen Seite beginnen zu verschwimmen, vor allem im Bereich der „kritischen Infrastruktur“, die sehr flexibel durch den bürgerlichen Staat bestimmt werden kann. Dort ist jeder vermeintliche Angriff auf das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis gleichzeitig ein Angriff auf das Staatsgeheimnis. Vor allem in der „kritischen Infrastruktur“ ist die Überwachung der Lohnarbeiter durch Kapital und bürgerlichen Staat groß und bezieht sich auch, wenn es sein muß, auf die Lieferanten und Konsumenten, auf die gesamte Lieferkette. Die formelle staatliche Sicherheitsüberprüfung kann über die gesamte Lieferkette/Wertschöpfungskette ausgedehnt werden. Mit einem polizeilichen/geheimdienstlichen Raster werden die Belegschaften nach „Sicherheitsrisiken“ bzw. „Sicherheitsrisikopersonen“ durchsucht und zwar immer regelmäßig und nicht nur bei Einstellung in das Unternehmen oder dem Staatsapparat. Üblich ist heute schon allgemein eine „wilde“ Sicherheitsüberprüfung, d.h. eine nicht staatlich autorisierte Sicherheitsüberprüfung durch Benutzung des Internets. Diese Sicherheitsüberprüfungen mit dem Ziel der Ermittlung von „Sicherheitsrisiken“, in welcher Form auch immer, werden mit dem Begriff der „kritischen Infrastruktur“ aufgewertet. Die Jagd auf „Betriebsfeinde“, „Staatsfeinde“, „Terroristen“ ist mit der Aufwertung von Sektoren zur „kritischen Infrastruktur“ eröffnet und es drohen Entlassungen und Berufsverbot, denn das Ziel der Sicherheitsüberprüfungen ist es, „Schwarze Listen“ von proletarischen Kernen zu erstellen, um die Betriebe von diesen „gefährlichen Elementen“ zu säubern. Jeder „Betriebsfeind“ ist ein potentieller „Staatsfeind“, jeder „Staatsfeind“ ist ein potentieller „Betriebsfeind“. Jede Gefährdung der „Betriebssicherheit“ ist eine potentielle Gefährdung der „Staatssicherheit“, jede Gefährdung der „Staatssicherheit“ ist eine potentielle Gefährdung der „Betriebssicherheit“. Die Aufwertung von volkswirtschaftlichen Sektoren zur „kritischen Infrastruktur“ führt zu einer auch offiziellen Ausweitung der Waffe Berufsverbote auf die Mehrwertproduktion und der Distribution der Waren in der Zirkulationssphäre. In der „kritischen Infrastruktur“ ist damit auch der Aktionsradius der Gewerkschaften stark eingegrenzt und die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften ist deutlich eingeengt, dies gilt auch für die Betriebsräte. In der „kritischen Infrastruktur“ realisiert sich tendendenziell der Ausnahmezustand, denn es gelten nicht mehr die üblichen verfassungsrechtlich gesicherten Rechte, sondern es setzt sich ein Sonderrecht. Die Beweislast wird real umgekehrt. Nun muß jede Organisation, jedes Individuum, nachweisen, daß keine „Gefahr für die kritische Infrastruktur“, d.h. „Gefahr für die „nationale Sicherheit“ vorliegt und auch die Gewerkschaften werden damit indirekt aufgefordert, wie alle anderen Organisationen auch, die in dem Sektor der „kritischen Infrastruktur“ tätig sind, Berufsverbote in ihrem Bereich zu erlassen bzw. die staatlichen oder privaten Berufsverbote zu unterstützen oder sie werden selbst eines Berufsverbots bzw. Funktions- und Organisationsverbots belegt und damit real zerschlagen. Entweder die Gewerkschaften und andere gesellschaftliche Organisationen des Proletariats akzeptieren die realen Einschränkungen in der „kritischen Infrastruktur,“ egal ob sie aktiv oder nur präventiv gelten, oder sie werden zerschlagen und aus den Betrieben der „Kritischen Infrastruktur“ gesäubert. Akzeptieren die Gewerkschaften die Strukturen der „kritischen Infrastruktur“ werden sie in den bürgerlichen Staat eingebaut und fungieren dann objektiv als Arbeitsfront und sind eng mit den repressiven Staatsapparaten des bürgerlichen Staates verbunden, sind in dem Fall dann offen die Betriebspolizei bzw. der Betriebsgeheimdienst. Über die „kritische Infrastruktur“ wird die Kriegswirtschaft institutionalisiert als ein Moment des Energienotstands. Im Wirtschaftskrieg werden viele oder gar alle Sektoren der Volkswirtschaft potentiell zur „kritischen Infrastruktur“. In der „kritischen Infrastruktur“ materialisiert sich der Notstand tendenziell schon bevor er zum Notstand wird. „Kritische Infrastruktur“ bedeutet auch konkret den Inlandseinsatz der Bundeswehr. So übt in Estland die Bundeswehr die „Verteidigung“ von Hafenanlagen gegen „Sabotage“, d.h. gegen den inneren Feind. Es geht konkret um den Bundeswehreinsatz im Inneren ohne den Kern der Notstandsgesetze zu aktivieren, denn die bürokratischen Hürden sind hoch, den formalen Notstand auszurufen. Ohne weiteres kann über den Begriff „Amtshilfe“ ein Bundeswehreinsatz im Inneren ausgelöst werden, auch zum Schutz der „kritischen Infrastruktur“ Hafen. Firmiert dann unter dem Begriff „Objektschutz“. Aus diesem Grund stellt die Bundeswehr auch „Heimatschutz“-Einheiten auf, die auf die Bekämpfung des „inneren Feindes“ ausgerichtet werden. Nun versucht die Bundeswehr wegen der vermeintlichen Gefahr eines großflächigeren Stromausfalls auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Bundeswehrspezialeinheiten wie KSK und GSG 9 als Spezialeinheit der Polizei zu errichten. Im Hafen sind dann Polizei, Geheimdienst und Bundeswehr mit den Hafenarbeitern konfrontiert. Auch der Streik fällt bei der Bourgeoisie unter dem Begriff „Sabotage“. In letzter Instanz ist Streik nicht mit „kritische Infrastruktur“ vereinbar. „Kritische Infrastruktur“ trägt immer den Ausnahmezustand in sich und ist eine Negation von „ziviler Wirtschaft“ bzw. von Zivilgesellschaft. Damit ist auch ausgesagt, daß notfalls in der „Kritischen Infrastruktur“ eine Dienstpflicht ausgesprochen werden kann, d.h. arbeitsrechtliche und tarifrechtliche Normen außer Kraft gesetzt werden können. Lohnarbeiter können dann zwangsweise „dienstverpflichtet“ werden und ähneln dann sehr deutlich Soldaten, dürfen nicht selbst streiken und können auch anderweitig als Streikbrecher eingesetzt werden.

Formaljuristisch müßten dann die Notstandsgesetze aktiviert werden, real jedoch wird im Notstand darauf verzichtet, denn „Not kennt kein Gebot“ bzw. Notstand kennt kein Gebot. In letzter Instanz steht der Notstand über den Notstandsgesetzen, denn ein Notstand, der sich in Gesetze faßt, ist kein Notstand. Notstand kennt kein Gesetz; der Notstand selbst ist das Gesetz bzw. der Notstand ist das Anti-Gesetz. Deshalb besteht Carl Schmitt auch darauf, daß „der Souverän nur dann Souverän ist, wenn er über den Ausnahmezustand entscheidet“. Im Ausnahmezustand ist die Gesetzesbindung annulliert und die Not verlangt danach, daß die Gesetzesbindung nicht gesetzlich aufgehoben werden kann, sondern der Akt der Ausrufung des Ausnahmezustandes selbst nicht-gesetzlich, anti-gesetzlich, übergesetzlich sein kann. Ein Ausnahmezustand, der sich auf den Artikel 48 Weimarer Reichsverfassung beruft oder auf die Notstandsgesetze des Bonner Grundgesetzes ist kein vollwertiger Ausnahmezustand, da er sich immer noch auf ein Gesetz beruft. Der Ausnahmezustand ist nur dann ein vollwertiger Ausnahmezustand, wenn er von der Exekutive situativ aus eigener Machtfülle und eigenem Machtbewußtsein verhängt wird, ohne und gegen gesetzliche Legitimation. Ausnahmerecht ist Kriegsrecht. Der Krieg, gegen den „inneren Feind“ und/oder „äußeren Feind“ ist der situative Grund für die Entscheidung zum Ausnahmezustand/Ausnahmerecht und Kriegsrecht. Das Ausnahmerecht, gekrönt im Kriegsrecht, ist das Nicht-Recht und entscheidet nur über „Freund“ und „Feind“ und damit über „Leben und Tod“. Historisch kommt das Femerecht dem Ausnahmezustand und Ausnahemrecht am nähesten. Der Ausnahmezustand ist die allgemeine Feme. Ausnahmezustand ist konzentrierte Macht der herrschenden Klasse und Macht, die Klassenmacht der herrschenden Klasse im Sinne der Klassenherrschaft einer Minderheit über eine Mehrheit, in diesem Stadium, kennt das Kapital kein Recht mehr, kennt kein Gesetz mehr, sondern kennt nur noch sich selbst-Macht-Klassenmacht einer Minderheit über die Mehrheit. Dann gibt es auch keine Klassenjustiz mehr, sondern nur noch die unbeschränkte Macht der herrschenden Klasse¸ die Klassenjustiz des Kapitals behindert im Ernstfall das Kapital in seiner Klassenherrschaft und wird vernichtet. Der „Ernstfall“ steht außer und über dem Gesetz und seine politische Form ist der Ausnahmezustand. Es geht im „Ernstfall“ nicht um „das Leben“, sondern nur um das „Überleben“, bzw. um „Leben und Tod“. Was „Ernstfall“ ist und was nicht, entscheidet allein die herrschende Klasse, entscheidet die Bourgeoisie und damit gegen die Arbeiterklasse. In der Organisierung von normalen volkswirtschaftlichen Sektoren zu einem Sektor in der „Kritischen Infrastruktur“ materialisiert sich tendenziell die „friedensähnliche Kriegswirtschaft“, vollzieht sich eine tendenzielle innere Militarisierung der bürgerlichen Gesellschaft in Richtung einer Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft. Mit der Organisierung eines Sektors der „Kritischen Infrastruktur“ beginnt es, aber damit ist der Prozess der inneren Militarisierung nicht abgeschlossen. Letztendlich wird der ganze Ausbeutungsprozß als „Kritische Infrastruktur“ organisiert werden und innerhalb der „Kritischen Infrastruktur“ haben Gewerkschaften keinen Platz, wenn diese ihre Aufgaben als Gewerkschaften erfüllen wollen, d.h. wenn sie konsequent die Interessen ihrer in ihr organisierten Lohnarbeiter vertreten. Wer sich der Schockpolitik aktiv und auch passiv verweigert, hat ebenfalls keinen Platz mehr in der „Kritischen Infrastruktur“. Über die „Kritische Infrastruktur“ wird die Betriebsgemeinschaft organisiert und die Betriebsgemeinschaft zerschlägt real die reformistische Mitbestimmungsordnung über den Betriebsrat und der tendenziell paritätischen Besetzung des Aufsichtsrats aus den Reihen von Belegschaft und Gewerkschaft, wie auch die gewerkschaftliche tarifliche Absicherung. Dies wirkt sich dann auch in die Sektoren aus, welche noch nicht offiziell zur „Kritischen Infrastruktur“ erklärt werden.

Der Burgfriede wird so erzwungen. Die „nationale Sicherheit“ ist ein anderer Begriff für den Burgfrieden im deutschen Imperialismus. „Nationale Sicherheit,“ daß ist der Landfriede und sein Gehorsam. Wer widerspricht, gar Widerstand leistet oder auch nur den Gehorsam verweigert, begeht in der einen oder anderen Form, aber vor allem über die juristische Form hinaus, einen „Landfriedensbruch“. Eine andere Meinung als die Staatsmeinung des bürgerlichen Staates wird nicht geduldet. Burgfrieden heißt zuerst einmal die Negation der Meinungsfreiheit. Ohne Meinungsfreiheit keine proletarische Demokratie, ohne Meinungsfreiheit keine proletarische Organisierung und die proletarische Organisation ist die stärkste Waffe des Proletariats im Klassenkampf. Die Zensur sichert den Burgfrieden, schützt den „Landfrieden“ und damit die „nationale Sicherheit“. Im Oktober 2022 wird der Paragraph 130 StGB, der sich auf die „Volksverhetzung“ bezieht dementsprechend verschärft, in dem er immer weiter gedehnt wird. Hier steht zwar nicht der „Landfriede“ im Vordergrund, sondern der „öffentliche Frieden“, der gefährdet wird, wenn man eine Handlung gemäß dem Völkerstrafgesetzbuche billigt. Es wird nicht die letzte Verschärfung des Paragraph 130 StGB sein und diese zukünftigen Verschärfungen werden immer mehr auf den Kern der deutschen Gesellschaft beziehen. Jede von der Volksgemeinschaft-formierten Gesellschaft abweichende Handlung wird dann als „Gefährdung des öffentlichen Friedens“ verfolgt werden und damit auch als „Gefährdung der nationalen Sicherheit“. In den Betrieben wird dieses repressive Regime dann den „Betriebsfrieden“ zum Inhalt haben und jeden proletarischen Widerstand in den Betrieben als „Störung des Betriebsfriedens“ verfolgen. „Betriebsfrieden“, „öffentlicher Frieden“, „Landfrieden“ sind alles Formen der „nationalen Sicherheit“ und damit des Burgfriedens. Wer diesen „Frieden“ des Kapitals stört, ist nicht nur ein „Betriebsfeind“, sondern gleichzeitig auch ein Staatsfeind und muss aus der Volksgemeinschaft-formierten Gesellschaft ausgestoßen werden, wie auch erst Recht aus der Betriebsgemeinschaft, wird naturwüchsig als „gemeinschaftsfremd“ von der Bourgeoisie behandelt. Im Namen der „nationalen Sicherheit“ des bürgerlichen Notstandsstaates werden die „feindlichen Elemente“ aus der Burggemeinschaft mit ihrem Burgfrieden, nichts anderes ist die Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft, eliminiert, politisch, sozial und auch physisch, wenn es sein muß. Ein „Feind“ der Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft bzw. der Betriebsgemeinschaft ist man schon dann, wenn man eine abweichende reformatorische oder gar reformistische Position bezieht, d.h. die soziale Egalität, die soziale Gleichheit, in den Vordergrund stellt. Für das Kapital ist dies der „innere politische Feind“. Umso mehr sich der transatlantische deutsche antirussische Wirtschaftskrieg negativ auf den deutschen Imperialismus auswirkt, desto mehr radikalisiert sich das Kapital. Das deutsche Kapital ist in der Defensive. Ohne weiteres würde ein deutsch-russischer Ausgleich die Große Krise abmildern, doch dies wird aus politischen Gründen verworfen, denn es wäre eine Niederlage des deutschen Imperialismus gegenüber dem russischen Imperialismus. Nicht nur das Kräfteverhältnis zwischen dem deutschen und russischen Imperialismus würde sich ändern, sondern auch das Kräfteverhältnis zwischen der Arbeiterklasse und dem deutschen Kapital. Die Niederlage des transatlantisch-deutschen antirussischen Wirtschaftskrieges gegen den russischen Imperialismus führt zu einem internationalen und nationalen Gesichtsverlust des deutschen Kapitals. Der deutsche Imperialismus wäre geschwächt und vor allem die Arbeiterklasse könnte dann zumindest tendenziell in die Offensive gehen. Aus diesem Grunde verweigert die deutsche Bourgeoisie jeden Ausgleich mit der russischen Bourgeoise und radikalisiert sich bis jetzt. Dies wird im Oktober 2022 von dem Vorstandsvorsitzenden von Audi indirekt ausgesprochen, als er ein Ende des Ukraine-Krieges aus wirtschaftlicher Schwäche ablehnt. Ein Zurückweichen des Westens würde „unsere“ Gesellschaftsordnung“ ins Wanken bringen. Da ist sie wieder: Die Angst des Kapitals vor der Arbeiterklasse, die Angst der Bourgeoisie vor dem Klassenkampf und zeigt die objektive Schwäche des deutschen Kapitals auf. Der Feind steht im eigenen Land, muß es für die Arbeiterklasse heißen und davor fürchtet sich die Bourgeoisie und setzt deshalb zur Flucht nach vorn in den Notstandsstaat an. Eine Niederlage des deutschen Imperialismus im antirussischen Wirtschaftskrieg gefährdet die Klassenherrschaft der deutschen Bourgeoisie. Eine Niederlage des deutschen Imperialismus gefährdet den deutschen Burgfrieden, der von der herrschenden Klasse als „öffentlicher Frieden“, „Betriebsfrieden“, „Landfrieden“ oder „unsere Gesellschaftsordnung“ bezeichnet wird. Ein Ende des Burgfriedens bedeutet Klassenkampf bis hin zum revolutionären Bürgerkrieg. Dagegen setzt die Bourgeoisie den Notstandsstaat mit seinem Notstandskampf gegen den „Feind“. Doch wieder einmal wird der deutsche Imperialismus scheitern an seinem „Osten“ (Russland 1918-Sowjetunion 1945-Rußland 2022-2023). Es wird auch jetzt keinen Siegfrieden oder Endsieg geben, sondern wieder eine verheerende Niederlage für den deutschen Imperialismus. Der Vorstandsvorsitzende von Audi spricht hier für das deutsche Kapital insgesamt, d.h. für das deutsche Gesamtkapital und damit für die langfristigen Interessen des deutschen Imperialismus. Die Bundesregierung handelt nicht gegen das deutsche Gesamtkapital, sondern für dieses. Das deutsche Gesamtkapital, insbesondere das deutsche Monopolkapital, steht vollständig hinter der antirussischen Politik der deutschen Bundesregierung. Nicht, daß das deutsche Gesamtkapital laut seine Zustimmung zur Politik der deutschen Bundesregierung bekundet im Gegenteil, die Zustimmung des deutschen Gesamtkapitals zur antirussischen Politik der Bundesregierung ist eine schweigende Zustimmung. Es gibt keinen lauten Widerspruch von Seiten des deutschen Gesamtkapitals zur gegenwärtigen aggressiven antirussischen Politik der Bundesregierung. Schweigen ist Zustimmung. Das deutsche Gesamtkapital schweigt sich trotz der schweren Schäden an der deutschen Akkumulation aus, Schäden die an die Substanz des deutschen Kapitals gehen, während man vor kurzem noch laut über die vermeintlichen negativen Effekte des Mindestlohns Klage führte, welche auf jeden Fall weitaus geringer wären, als der transatlantische deutsche Wirtschaftskrieg gegen Rußland. Dieses Mißverhältnis in der Reaktion des deutschen Kapitals auf die Einführung des Mindestlohns und auf den antirussischen Wirtschaftskrieg macht deutlich, daß das deutsche Gesamtkapital auch unter großen Verlusten bereit ist, den transtatlantischen deutschen Wirtschaftskrieg gegen Rußland zu führen und auch eine Notstandsdiktatur befürwortet, wenn es sein muß, um den Sieg im Wirtschaftskrieg zu erringen. Die höheren Energiekosten des Kapitals sollen durch qualitative Reallohnsenkungen und weiterer Flexibilisierung der Ware Arbeitskraft kompensiert werden. Massiv droht das Kapital mit Abwanderung aus Deutschland, wenn es von der Arbeiterklasse keine Kompensation erhält.

Aber das Kapital hat noch einen anderen Feind, den „inneren sozialen Feind“. Immer ist Volksgemeinschaft-formierte Gesellschaft und ihre Zelle, die Betriebsgemeinschaft eine „Leistungsgemeinschaft“. Wer sich der „Leistungsgemeinschaft“ verweigert, wird sozial und notfalls auch physisch aus der kapitalistischen „Leistungsgemeinschaft“ als „politischer Feind“ exekutiert. Der „soziale Feind“ jedoch verweigert sich nicht der kapitalistischen „Leistungsgemeinschaft“, sondern kann die Anforderungen dieser kapitalistischen „Leistungsgemeinschaft“ nicht erfüllen. Die Ware Arbeitskraft ist soweit vernutzt, daß sie nicht mehr als Ausbeutungsmaterial fungieren kann, gilt dann auch nicht mehr als ein Moment der industriellen Reservearmee, denn diese Ware Arbeitskraft ist potentiell noch im kapitalistischen Ausbeutungsprozeß einsetzbar. Eine auch nicht potentiell einsatzfähige Ware Arbeitskraft ist keine Ware Arbeitskraft und damit überflüssig, d.h. der soziale Träger dieser Nicht-Ware Arbeitskraft hat keine Daseins-bzw. Existenzberechtigung mehr, sie ist gleichzeitig mit seiner Ware Arbeitskraft als Ware Arbeitskraft erloschen. Das Recht auf Leben ist im Kapitalismus an eine als Ware Arbeitskraft fungierende Ware Arbeitskraft gebunden. Fungiert die Ware Arbeitskraft nicht mehr als solche im kapitalistischen Verwertungsprozeß, dann ist das Recht auf Leben gleichzeitig erloschen. In Zeiten flotter Akkumulation sichert die Arbeiterklasse durch ihren relativ erfolgreichen Klassenkampf auch dieser vernutzten Ware Arbeitskraft eine soziale Existenzgrundlage. Doch in Krisen, vor allem Großen Krisen, wie jetzt, wird die Arbeiterklasse in die Defensive gedrängt und die vernutzte Ware Arbeitskraft ist dem Kapital hilflos preisgegeben. Das Kapital strebt für die vernutzte Ware Arbeitskraft und damit für die für die Ausbeutung überflüssige Ware Arbeitskraft, d.h. für den „sozialen Feind“, die Euthanasie an. Euthanasiemaßnahmen sind für das Kapital Kostensenkungsmaßnahmen. Eine Ware Arbeitskraft, die nicht vom Kapital potentiell ausgebeutet werden kann, ist nur ein Kostenfaktor und Kostenfaktoren werden im Kapitalismus eliminiert. Der „soziale Feind“ des Kapitals sind die Kosten, denen niemals ein Profit gegenüberstehen wird. Dieser „soziale Feind“ behindert die Akkumulation von Kapital und ist nur darum „Feind“, denn er „schadet“ dem deutschen Imperialismus und indem er dem deutschen Kapital schadet, ziehen die Weltmarktkonkurrenten einen Vorteil aus der Existenz eines „sozialen Feindes“ in Deutschland. Umgekehrt. Wenn der „soziale Feind“ in Deutschland reduziert wird, wirkt sich dies auf die Akkumulation des deutschen Kapitals positiv aus. Eine soziale Existenz, die nicht kompatibel ist mit dem kapitalistischen Ausbeutungsprozeß führt zur Einstufung zum „sozialen Feind“ durch das Kapital. Doch um den „sozialen Feind“ zu reduzieren, bzw. zu vernichten, ist es notwendig, zuerst den „politischen Feind“ zu vernichten, denn dieser verhindert ein radikales Vorgehen gegenden „sozialen Feind“. Die Repression des Notstandsstaates richtet sich deshalb zentral auf den „politischen Feind“ und es wird versucht auf diesem Weg den „politischen Feind“ auf den Status eines „sozialen Feindes“ zu reduzieren, konkret die Säuberung der Betriebe und Verwaltungen des bürgerlichen Staatsapparates über Berufsverbote und das Anlegen von Schwarzen Listen zur Erfassung von „subversiven Kräften“, d.h. von Lohnarbeitern und proletarischen Organisationen, welche von der Bourgeoisie als „politisch unzuverlässig“ und damit als „ Sicherheitsrisiko“ eingestuft wurden. Das Ziel ist die Überführung der „Subversiven von der aktiven Arbeiterarmee in die industrielle Reservearmee. In der industriellen Reservearmee sollen die „subversiven Elemente“ im Hartz IV-System konzentriert werden und sich dort einer Bewährung unterziehen. Doch die Umerziehung des „politischen Feindes“ beginnt schon in der aktiven Arbeiterarmee mit der Drohung der Entlassung und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit, mit der Gefahr hin, bald in das Hartz IV-System abzurutschen. Die Bedrohung des „politischen Feindes“ bei Verweigerung der Umerziehung auch gleichzeitig noch zum „sozialen Feind“ zu werden und damit einer potentiellen Euthanasie zum Opfer fallen zu können, soll die Bereitschaft zum Bruch mit dem proletarischen Widerstand erhöhen. Im bürgerlichen Notstandsstaat gefährden beide, der „soziale Feind“ und der „politische Feind,“ gleichzeitig die „nationale Sicherheit“ und werden entschieden von dem bürgerlichen Notstandsstaat bekämpft. Das Hartz IV-System war immer eine Waffe zur Bekämpfung des „sozialen Feindes“ und diente zur Abschreckung des „politischen Feindes“ bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten. Dieses Hartz IV-System war immer ein Notstand für die industrielle Reservearmee und die Randbelegschaften. Eine gesellschaftliche Reproduktion der Ware Arbeitskraft ist im Hartz IV-System nur dann tendenziell gesichert, wenn nur ergänzend zu einer Lohnarbeit im prekären zweiten Arbeitsmarkt der Randbelegschaften Arbeitslosengeld II bezogen wird. Wer es nicht schafft in die aktive Arbeiterarmee, konkret in die Randbelegschaft, aufzusteigen, kann nur tendenziell überleben und sich nur auf einem Niveau unterhalb des gesellschaftlich notwendigen Reproduktionsniveaus der Ware Arbeitskraft reproduzieren. Im Hartz IV-System materialisiert sich die vollständige Entwertung der Ware Arbeitskraft. Auch das „nackte Leben“, das „nackte Überleben,“ ist im Hartz IV-System nicht gesichert. Überleben kann man dort nur, wenn man gegen das Hartz IV kämpft, Widerstand leistet und permanenter Widerstand zehrt bei einer Mehrheit der Hartz IV-Bezieher an den Kräften. Es ist ein Zermürbungskrieg zwischen dem bürgerlichen Staat, materialisiert im Hartz IV-System, und dem „sozialen Feind“, wer die größten Kraftresourcen hat.

Die Brutstätte des Virus „Notstand“, „Ausnahmezustand“ ist das Hartz IV-System. Aus dem Labor des Hartz IV-Systems ist der Notstandsvirus entsprungen. Die Zu- und Abrichtung der industriellen Reservearmee und der Randbelegschaften für die Ausbeutung, die Selektion der industriellen Reservearmee von der vernutzten Ware Arbeitskraft, der „Übervölkerung,“ war aus der Sicht des Kapitals erfolgreich, so daß das Notstandsregime in Krisenzeiten auf die gesamte bürgerliche Gesellschaft ausgeweitet werden kann. Seit dem März 2020, dem „Corona-Notstand“, marschiert das Hartz IV-System in die Mitte der Gesellschaft und dehnt sich dort aus. Mit dem „Corona-Notstand“ bricht die Notstandstendenz aus dem Hartz IV-System aus und infiziert die gesamte bürgerliche Gesellschaft. Politik wird immer mehr auf Notstand reduziert. Notstand ist reduzierte Politik. Mit dem Hartz IV-System wird der „soziale Feind“ bekämpft, mit dem Notstand überhaupt (formeller Notstand-informeller Notstand über die Generalklausel des „übergesetzlichen Notstande“) wird der „politische Feind“ der konzentrierten bürgerlichen Repression zugeführt. Hartz IV mag seinen Namen in „Bürgergeld“ ändern, doch seinen Klassencharakter wechselt es nicht. Für die Bourgeoisie ist der Hartz IV-Bezieher kein Bürger, sondern nur ein „sozialer Feind“. Über die Bekämpfung des „Bürgers“ im Hartz IV-System geht der Notstand über in die allgemeine Bekämpfung des Bürgers über das Hartz IV-System hinaus. „Bürger“ heißt jetzt „Untertan“. Ein „Bürger“ existiert nur in Unterordnung unter dem Notstandsstaat bzw. Notstandspolitik, wer sich nicht dem Notstandsstaat bzw. der Notstandspolitik unterordnet ist kein „Bürger“, sondern ein „Feind“. Das Hartz IV-System dient der Umerziehung vom „Feind“ zum „Bürger“, deshalb firmiert Hartz IV jetzt als „Bürgergeld“. Den Kernbelegschaften in Hartz IV-Bezug wird etwas entgegengekommen. Hartz IV wird „bürgerfreundlicher“, öffnet sich für Kernbelegschaften und schließt sich wieder hinter ihnen. Die Modifikationen von Hartz IV sollen den Absturz der Kernbelegschaften abfedern, modifizieren und einen harten Bruch verhindern.

Notstand-Ausnahmezustand ist die Negation von Politik und die Reduktion von Politik auf vermeintliches Sachzwanghandeln. Das Notstandshandeln erscheint als alternativlos. Zum Notstand soll es keine Alternative mehr geben, verkündet die Bourgeoisie. Ohne Notstand droht Chaos, droht Not und Tod. Nur mit dem Notstand, mit dem Ausnahmezustand, kann Chaos, Not und Tod abgewendet werden, politische Handlungsspielräume existieren nicht. Damit ist es auch nicht legitim dem Notstand, dem Ausnahmezustand, Widerstand entgegenzusetzen, denn der Notstand, der Ausnahmezustand, würde alle schützen, d.h. die „national Sicherheit“. Wer die „nationale Sicherheit“ gefährdet, gefährdet „ uns alle“, tönt es aus den Reihen der Bourgeoisie. Notstand ist Verwaltungshandeln zum Schutze des Status quo, Krisenverwaltung der Akkumulation und deshalb Burgfrieden. Die Krise, die Entwertung von Kapital, soll dann der „gemeinsame Feind“ von Arbeiterklasse und Kapital sein, sie säßen angeblich in einen Boot und die Arbeiterklasse soll verzichten. Burgfriede heißt im Kapitalismus Verzicht der Arbeiterklasse für das Kapital. Burgfrieden ist nichts anderes als der Belagerungszustand, wie der Notstand bzw. der Ausnahmezustand im 19. Jahrhundert bezeichnet wurde. Der „äußere Feind“ bzw. anders ausgedrückt die „äußere Gefahr,“ soll den Burgfrieden erzwingen und wer den Burgfrieden bricht, ist der „innere Feind, ist die größere Gefahr als der „äußere Feind“, bzw. ist der gefährlichere „Feind“ bzw. der Verräter, der den Dolchstoß in den Rücken der aufrechtkämpfenden Bourgosie führt. Zum Burgfrieden gehört immer die Dolchstoßlegende. Während der „äußere Feind“ das Schwert in der Hand hält, hält der „innere Feind“ den Dolch oder das Gift bereit-so zumindest in der politischen Praxis einer in die Enge getriebenen Bourgeoisie und diese politische Praxis materialisiert sich im Ausnahmezustand-Notstand, bzw. im Drohen damit. Wenn die proletarischen Massenorganisationen kapitulieren, bevor der Notstand exekutiert wird, dann umso besser für die Bourgeoisie. Dann hätte man eine „freiwillige, demokratische“ Notstandspolitik, welche für das Kapital wohlfeiler wäre als ein formal exekutierter Notstand. Warum Zwang, wenn es auch „freiwillig“ und „demokratisch“ geht. Eine Notstandspolitik ohne einen formalen Notstand, und unter Umstände auch ohne einen realen Notstand, ist potentiell möglich. Die Notstandspolitik muß also formal vom exekutierten Notstand geschieden werden, real aber ist immer eine Notstandspolitik das Produkt eines angedrohten Notstandes/Ausnahmezustandes. Eine Notstandspolitik „ohne Notstand“ ist immer das Resultat einer Kapitulation der proletarischen Massenorganisationen vor der Bourgeoise. Die Bourgeoisie „überzeugt“ die Arbeiterbürokratie der proletarischen Massenorganisationen mit ihrem Angebot-Folterwerkzeuge des Ausnahmezustands auf der einen Seite-materielle Privilegien auf der anderen Seite, „überzeugt“ die Arbeiterklasse mit Folter und Terror auf der einen Seite und „Überleben“ auf der anderen Seite. Eine atomisierte Arbeiterklasse wird vor dem Notstand/ Ausnahmezustand kapitulieren müssen. Notstand heißt immer Not der Arbeiterklasse. Es wird immer Verzicht und Unterwerfung abgefordert. Der „Staatsbürger verschwindet und der Soldat marschiert auf. Statt „Zivilgesellschaft“ nun Kaserne, statt Butter nun Kanonen. Nur mit organisiertem Widerstand kann der Ausnahmezustand/Notstand zu Fall gebracht, kann die Not der Arbeiterklasse abgewendet werden. Es ist eine Frage des Klassenkampfes: die Bourgeoisie fordert Kanonen, die Arbeiterklasse fordert Butter. Unter Umständen wird diese Frage mit Waffen entschieden.

Die Rede des Bundespräsidenten im Oktober 2022 gibt die Richtung der Bourgeoisie vor. Verzicht fordert die Bourgeoisie von der Arbeiterklasse und auch ein „soziales Pflichtjahr“. Aufrüstung muß vor allem gegen Rußland forciert werden, denn Rußland wird indirekt als Feind bezeichnet. Ruhe und Ordnung beim Verzicht wird von der Arbeiterklasse gefordert. Opposition oder gar Widerstand gegen eine solche Politik wird von der Bourgeoisie nicht geduldet. Damit geht der Bundespräsident/das Bundespräsidialamt auf einen strikten Gegenkurs zu den Massenprotesten, welche sich gegen die hohen Energiepreise und gegen den Wirtschaftskrieg richten. Deshalb hält sich die Bundesregierung, welche für diese Politik unmittelbar verantwortlich ist, bedeckt und bleibt der Rede des Bundespräsidenten fern. Nicht weil sie eine andere Politik einschlägt, als der Bundespräsident fordert, sondern weil die Anwesenheit der Bundesregierung bei der Rede des Bundespräsidenten als Zustimmung von den Massen gewertet werden würde und dies würde die Massenproteste vergrößern. Es ist objektiv das Spiel „guter Polizist-böser Polizist“ aufgrund der derzeitigen objektiven Kräfteverhältnisse zwischen den beiden antagonistischen Klassen und das Kräfteverhältnis innerhalb der Bourgeoisie selbst, was nicht ausschließt, daß dieses objektive Zusammenspiel innerhalb des Kapitals auch in ein subjektives Zusammenspiel umschlägt. Der Bundespräsident positioniert den autoritären Staat, während der Bundeskanzler und seine Regierung versuchen, mit kleinen Zugeständnissen an die Massen die Massenloyalität zu erhalten. Grundsätzlich gibt es keine Differenzen zwischen dem Bundespräsidialamt und dem Bundeskanzleramt, nur taktische Unterschiede gegenüber der Arbeiterklasse. Es geht nicht um die Verhinderung der Deflationspolitik, sondern nur um die Aufrechterhaltung der Illusion, daß alles seinen ordnungsgemäßen, sozialen bzw. gerechten und demokratischen Gang geht. Damit soll dem proletarischen Widerstand die Legitimität genommen werden, denn dann wäre jeder proletarische Widerstand gegen die Deflationspolitik ein Angriff auf die „Demokratie“. Proletarischer Widerstand wäre unter diesen Umständen eine Feindhandlung, eine „Gefahr für die nationale Sicherheit“ und der bürgerliche Notstandsstaat spricht sich dann das Recht zu, repressiv jeden proletarischen Widerstand zu zerschlagen. Damit findet eine Umkehrung statt: der Notstandsstaat wird zur „Demokratie“, die Deflationspolitik, egal in welcher Form sie erscheint (offen deflationäre Politik, inflationäre Deflationspolitik oder Kriegsökonomie) wird zur „demokratischen Notwendigkeit“. Wer sich dieser „deflationären Notwendigkeit“ widersetzt, widersetzt sich dann in der bürgerlichen Ideologie der „Demokratie“ und ist damit der „innere Feind“. Der Bundespräsident fordert „Kanonen statt Butter“, während der Bundeskanzler diese Forderung ein wenig abmildert und eben real durchsetzt. Es ist nur eine objektive und vielleicht auch subjektive Arbeitsteilung innerhalb der Bourgeoisie. Die Arbeiterklasse kann sich nur selbst verteidigen. Es geht nur darum, wie der Burgfriede am optimalsten gegen die Arbeiterklasse organisiert werden kann. Burgfriede heißt immer Unterordnung der proletarischen Klasseninteressen unter die bürgerlichen Klasseninteressen, heißt Kapitulation der Arbeiterklasse im Klassenkampf. Und Burgfriede heißt immer „Verteidigung der nationalen Sicherheit“, bzw. „Verteidigung der „Nation“ gegen die „inneren und äußeren Feinde“. Damit ist der „Burgfriede“ der Großangriff des Kapitals auf das Proletariat.

Der Massenprotest gegen die hohen Energiepreise, die eine inflationäre Tendenz antreiben, ist zersplittert und unterpolitisiert, ist im Unmittelbaren verfangen und findet kein eigentliches Ziel, hat die Illusion in sich, wieder im Jahr 2019, vor der „Corona-Krise“ anzuschließen. Doch seit dem Jahr 2020 ist der neoliberale Weltmarkt zusammengebrochen. Eine Rückkehr des neoliberalen Weltmarktes ist nicht mehr möglich. Die Arbeiterbürokratie und die Bourgeoisie können notfalls mit diesem zersplitterten Massenprotest leben, denn er läßt sich leicht kanalisieren. So wird versucht zu spalten. Der Teil des Massenprotestes, welcher versucht den Wirtschaftskrieg zu beenden, wird von dem bisher hegemonialen transatlantischen Kapital als „innerer Feind“ gesehen und entschieden bekämpft, während der Teil des Massenprotestes, welcher lediglich finanzielle Kompensationen vom bürgerlichen Staat verlangt, von dieser Fraktion der Bourgeoisie unterstützt wird. Finanzielle Kompensationen können niemals die ökonomischen Schäden ausgleichen und werden über eine steigende Staatsverschuldung finanziert, welche nur eine zeitlich nach hinten geschobene Steuererhöhung ist und damit einer aufwärtsstrebenden Akkumulation bedarf. Die Illusion der finanziellen Kompensation verschleiert die reale Deflationspolitik. Für die transatlantische Bourgeoise ist der Massenprotest, der sich auf eine kompensatorische Politik beschränkt, der „Freund“ und dieser „Freund“ wird gegen den „Feind“ ausgerichtet, welcher das Ende des transatlantischen Wirtschaftskrieges fordert und damit auch die Reparatur der Nord-Stream-Pipelines, wie die das Anfahren der unbeschädigten Röhre der Nord-Stream II-Pipeline. Entschieden lehnt es die Arbeiterbürokratie ab, einen Massenprotest gegen die Regierung und ihren transatlantisch-imperialistischen antirussischen Wirtschaftskrieg zu organisieren und stützt damit die Regierung gegen den Massenprotest. Dies ermöglicht einen wachsenden kleinbürgerlichen und bürgerlichen Einfluß in den Massenprotesten. Die nationalliberale Bourgeoise versucht vor allem den Teil der Massenproteste zu stützen, welche sich auf ein Ende des transatlantischen Wirtschaftskrieges beziehen, während sich die transatlantische Bourgeoisie und die Arbeiterbürokratie sich auf den Teil der Massenproteste beziehen, welche mit finanziellen Kompensationen den antirussischen Wirtschaftskrieg weiterführen wollen. Hingegen muß der proletarische Klassencharakter der Massenproteste gegen beide Fraktionen der Bourgeoisie verteidigt werden. Sofortiges Ende des Wirtschaftskrieges, denn der Feind steht im eigenen Land. Dies verbunden mit egalitären Forderungen nach einer radikalen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich und Arbeiterkontrolle über die Betriebe, gibt es eine antikapitalistische, proletarische Alternative. Diese proletarische Alternative wird die Bourgeoisie entschieden bekämpfen.

Egalitäre Forderungen greifen die Rationierung an, egal ob sich diese Rationierungen unmittelbar auf das Wertgesetz beziehen oder nur mittelbar. Rationierung heißt Absenkung der gesellschaftlich notwendigen Reproduktion der Arbeiterklasse, während egalitäre Forderungen sich auf eine Erhöhung der gesellschaftlichen Reproduktion der Arbeiterklasse beziehen. Statt Verzicht für alle, Erhöhung für alle. Egalitäre Forderungen sprengen den Burgfrieden des Kapitals und haben damit das Gesamtkapital gegen sich. Die Arbeiterklasse verzichtet auf den Verzicht. Die Klassenlinie des Klassenkampfes verläuft an der Frage des Verzichts. Der Klassenkampf des Proletariats richtet sich gegen jeglichen Verzicht, das Proletariat kann nur auf das Kapital verzichten, aber nicht auf seine gesellschaftliche Reproduktion.

Die Bourgeoisie hat in der Frage des Verzichts und der Einschränkungen derzeit das Kleinbürgertum als Verbündeten gefunden, welches versucht den Verzicht als progressiv zu verkaufen. Statt auf einen Sturz des Kapitalismus zu setzen, sieht die kleinbürgerliche Klima- und Umweltbewegung nur den „fossilen Kapitalismus“ als Feind an, nicht aber den Kapitalismus an sich und wird somit ein Moment in der Restrukturierung der kapitalistischen Ausbeutung über die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse. Jedoch bedarf es, wenn man es ernst nimmt mit Umweltschutz und Klimaschutz, eines Sturzes des Kapitalismus an sich und nicht nur des fossilen Kapitalismus. Indem sich das Kleinbürgertum letztlich positiv auf den Kapitalismus bezieht und nur den „fossilen Kapitalismus“ ablehnt, den sie auch mit der Arbeiterklasse gleichsetzt. Im Kleinbürgertum ist real die Kritik am fossilen Kapitalismus eine Kritik an der Arbeiterklasse, denn der „Lebensstil“ der Arbeiterklasse ginge auf Kosten der ökologischen Ressourcen, d.h. dieser „ökologische Fußabdruck“ muß unter kapitalistischen Bedingungen herabgesetzt werden und das geht nur massenhaft; konkret geht es um die Absenkung der gesellschaftlichen Reproduktion der Arbeiterklasse. Hier trifft sich die kleinbürgerliche Klima- und Umweltbewegung mit dem Kapital mit dem Ziel einer Neuausrichtung der kapitalistischen Ausbeutung der Natur durch den Menschen und damit auch einer Neuausrichtung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Diese kleinbürgerliche Klima- und Umweltbewegung ist auf das „nicht-fossile“ Kapital ausgerichtet und agiert als Massenbewegung für diese besondere Kapitalfraktion und damit für die Restrukturierung des Gesamtkapitals. Ausdrücklich bezieht sich die kleinbürgerliche Klima- und Umweltbewegung auf einen Notstand, fordert den „Klimanotstand“ und damit ebenfalls wie das Kapital eine Schockpolitik. Konkret geht es um den Verzicht auf fossile Energieträger, bei der kleinbürgerlichen Klima- und Umweltbewegung, wie auch bei dem „nicht-fossilen Kapital“. Dieser Verzicht auf fossile Energieträger soll vermittels eines „Klimanotstandes“ realisiert werden, welcher dann zur Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse und damit zur qualitativen Reduktion des gesellschaftlich notwendigen Reproduktionsniveaus der Arbeiterklasse führt. Da das „nicht-fossile“ Kapital die benötigte Quantität der Energiezufuhr nicht erbringen kann, muß der Energieverbrauch abgesenkt werden und damit das Reproduktionsniveau der Arbeiterklasse, deren „ökologischer Fußabdruck“ aufgrund der „imperialen“ oder „herausgehobenen“ Lebensweise zu hoch ist. Die Kampfansage an den „fossilen Kapitalismus“ ist damit auch gleichzeitig eine Kampfansage gegen die kapitalistischen Staaten, die sich weigern, einen „nicht-fossilen“ Weg zu beschreiten und damit sind konkret Rußland und China zu Feindstaaten erklärt. Der Kampf gegen den „fossilen Kapitalismus“ ist nichts anderes als der Kampf des transatlantischen Imperialismus gegen den fossilen russischen Imperialismus und der fossilen Weltfabrik China. „Klimaschutz“ geht Hand in Hand mit einer autarkischen Politik der transatlantischen Metropolen, welche die „Energiefreiheit“ und „Energiesicherheit“ auf die kapitalistische Tagesordnung setzt. Mit dem Programm „Klimaschutz-Energiefreiheit-Energiesicherheit“ versuchen die transatlantischen Metropolen und damit auch der deutsche Imperialismus eine politische Massenbasis gegen den „inneren Feind“ und dem „äußeren Feind“ aufzubauen. Unter dem kapitalistischen Programm von „Klimaschutz-Energiefreiheit-Energiesicherheit“ realisiert sich die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse, realisiert sich die „nationale Sicherheit“ und damit die imperialistische Aggression gegen den russischen Imperialismus und China, welche sich auf den Schlachtfeldern der Ukraine und den möglichen Schlachtfeldern auf „Taiwan“ materialisiert. Damit werden die imperialistischen Kriege auch mit dem Programm von „Klimaschutz-Energiefreiheit-Energiesicherheit“ legitimiert.

Die Ideologie der Überwindung des „fossilen Kapitalismus“ ist vor allem auch der Versuch einer präventiven Konterrevolution gegen die Arbeiterklasse, denn statt auf den Sozialismus zu zielen, wird nur auf einen vermeintlich progressiveren nicht-fossilen Kapitalismus abgestellt. Der Angriff auf eine sozialistische Perspektive des Klassenkampfes vollzieht sich in den Formen eines anti-fossilen Kapitalismus. Nichts fürchtet der anti-fossile Kapitalismus mehr als egalitär-sozialistische Tendenzen und stellt konsequent die sozialistische Tradition der Arbeiterbewegung in eine Reihe mit dem „fossilen“ Kapitalismus und konkret ein in einer Reihe mit dem russischen Imperialismus und China. Für die „nicht-fossile“ Kapitalfraktion ist der Hauptfeind nicht die fossile Kapitalfraktion, sondern die Arbeiterklasse und deshalb der Ruf nach dem „Klimanotstand“. Der Terminus „fossiler Kapitalismus“ ist die Kriegserklärung des Kapitals an die Arbeiterklasse, was sich in der Forderung nach einem „Klimanotstand“ materialisiert. Der „Klimanotstand“ ist der „Energienotstand“. Es geht um die Absenkung des gesellschaftlichen Reproduktionsniveaus der Arbeiterklasse über die Absenkung des Energieverbrauchs. Der „Corona-Notstand“ war nur die erste Phase der Absenkung des gesellschaftlichen Energieverbrauchs und damit die erste Phase in der qualitativen Absenkung des gesellschaftlich notwendigen Reproduktionsniveaus der Arbeiterklasse. Somit ist der Energienotstand nur die Fortsetzung des „Corona-Notstandes“ mit einer anderen Schwerpunktsetzung und Begründung und nichts Neues. Diesmal ist der „Feind“ nicht das „Corona-Virus“, sondern Rußland und China, denen zur Last gelegt wird, die „Energiefreiheit“ und ökonomische Freiheit, wie auch als „fossiler Kapitalismus“ das Klima zu bedrohen und ihre vermeintlichen Verbündeten innerhalb Deutschlands als „innerer Feind“, die angeblich die „nationale Sicherheit“ Deutschlands bedrohen, weil sie materielle Einschränkungen ablehnen, die dennoch vermittels Notstand realisiert werden müssen. Folgerichtig ist dann die Ablehnung von Einschränkungen ein „Feindhandeln“ und wird mit Repression überzogen. Ein „Energienotstand“ steht immer in der Tradition des „Corona-Notstandes. Wer vom „Corona-Notstand“ nicht sprechen will, soll auch vom „Energienotstand“ schweigen. „Corona-Notstand“, „Klimanotstand“ „Energienotstand“ sind nur verschiedene Formen des Notstands und ein Großangriff auf das gesellschaftlich notwendige Reproduktionsniveau des Proletariats. Es steht auch eine Konfrontation zwischen einem finanzkapitalistisch verfassten transatlantischen Imperialismus und einem klassisch-industriellen russischen Imperialismus an einer Seite mit dem hochentwickelten Peripherie-Staat China, welches ebenfalls als Weltfabrik ein klassischer Industriekapitalismus ist. Mit dem Begriff „Klimanotstand“ wird die tendenzielle De-Industrialisierung Deutschlands, wie der transatlantischen Metropolen überhaupt das Wort geredet, im Namen des „Klimanotstandes“ ein „Energienotstand“ organisiert und eine imperialistische Aggression gegen das „fossile Rußland“ und das „fossile China“ in Gang gesetzt, mit dem Ziel der Verhinderung einer eigenständigen Industrialisierung Rußlands und Chinas bzw. ihrer De-Industrialisierung, denn nur eine abhängige Industrialisierung unter der Hegemonie eines finanzkapitalistisch transatlantischen Imperialismus kann von den transatlantischen Metropolen geduldet werden. Der „Klimanotstand“, „Energienotstand“ zielt objektiv auf die Bildung von imperialistischen Blöcken, die sich protektionistisch abschotten und sich wieder reindustrialisieren, nachdem sie sich zuvor deindustrialisiert haben. Das Ziel ist der Aufbau einer neuen Industrie, welche weniger Ressourcen verbraucht und damit der alten Industrie überlegen ist. Die „alte Industrie“ wird zerstört, damit eine „neue Industrie“ aufwachsen kann bzw. Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse. Mit der Zerstörung der „alten Industrie“ werden auch die Gewerkschaften zerstört und der Aufbau einer „neuen Industrie“ geht dann erst einmal ohne Gewerkschaften vor sich, die sich erst dort herausbilden müßten. Da der proletarische Widerstand in der „alten Industrie“ hoch ist, ist in letzter Instanz der Notstand notwendig. Wesentlich in der Neuzusammensetzung des Kapitals ist eben die Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse, ihre Desintegration und Spaltung, vor allem in industrielle Reservearmee und aktive Arbeiterarmee und damit auch Unterwerfung oder Zerstörung der proletarischen Massenorganisationen durch eine notstandsgestützte Schockpolitik.

Das Modell Deutschland, die Hegemonie des Weltmarktkapitals über das Binnenmarktkapital, ist in der Krise. Mit dem transatlantischen antirussischen Wirtschaftskrieg und einen potentiellen Wirtschaftskrieg mit China brechen zentrale Märkte weg. Der Weltmarktanteil des deutschen Kapitals geht zurück. Die terms of trade verschieben sich zuungunsten des deutschen Kapitals, da die Exporte fallen, ebenso die Importe, die jedoch aufgrund der steigenden Energiepreise geringer fallen als die Exporte. Das deutsche Kapital verliert fast gänzlich seinen russischen Markt und auch der Warenaustausch mit China wird immer geringer. In eine Existenzkrise stürzt das Weltmarktkapital, während das Binnenmarktkapital schon in einer solchen ist und unter der Last der Krise langsam zusammenbricht. Der Zusammenbruch der gesellschaftlichen Nachfrage aufgrund der steigenden Energiepreise trifft vor allem zuerst das Binnenmarktkapital. Die Weltmarktsektoren des Sektors I (Produktionsmittelindustrie) trifft die Entwertung nur zeitversetzt und damit die Kernbelegschaften erster Ordnung, die in dem Sektor I, den Weltmarktsektoren, konzentriert sind. Ohne eine wohlfeile Rohstoffzufuhr kann das deutsche Kapital nicht existieren, steht das Modell Deutschland zur Disposition. Ohne wohlfeile Rohstoffzufuhr kann die deutsche Exportwaffe ihre ökonomischen Blitzkriege nicht mehr führen und damit auch nicht mehr die EU dominieren. Die Einheit der EU und erst Recht die Eurozone steht mit der Krise des Modell Deutschland in Frage. Auch in Deutschland kann es zur Zerrüttung der sozioökonomischen Verhältnisse kommen und sich in proletarischen oder kleinbürgerlichen Revolten entladen und auf der anderen Seite in Wahlerfolgen AfD, welche die parlamentarische Vertretung der nationalliberalen Fraktion des Kapitals ist. Damit ist die Existenzfrage von NATO-Pakt und EU-Bündnis gestellt, denn beide sind Formen eines transatlantischen Konsenses innerhalb der westeuropäischen Metropolen unter der Hegemonie des US-Imperialismus. Die Große Krise in Form des transatlantischen antirussischen Wirtschaftskrieges zwingt tendenziell jede Metropole auf ihren eigenen nationalen Pfad der Akkumulation und damit den deutschen Imperialismus immer mehr zurück auf den deutschen Sonderweg mit seiner Pendelpolitik zwischen Ost und West und zur Vitalisierung der traditionellen Mitteleuropakonzepte des deutschen Imperialismus als Ersatz für die zerfallende EU und den zerfallenden NATO-Pakt. Wenn das Modell Deutschland nicht mehr transatlantisch realisiert werden kann, wird es über ein Mitteleuropa-Konzept realisiert, welches auch eine militärische Komponente als Ersatz für den NATO-Pakt bereithält. Die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse findet auch ihren Ausdruck in der Neuzusammensetzung der imperialistischen Kette in der Form von imperialistischen Blöcken. Nicht der deutsche Imperialismus paßt sich Westeuropa an, bzw. den westeuropäischen Imperialismen, sondern, der deutsche Imperialismus paßt die westeuropäischen Metropolen an seine nationalen Verwertungsinteressen an, wenn er dies durchsetzen kann. Zwei Mal ist der der deutsche Imperialismus daran gescheitert, 1918 und 1945, was nicht heißt, daß ein dritter Griff zur Weltmacht unmöglich ist. Ein deutscher Sonderweg konkret heute setzt eine gewisse Verständigung mit Rußland und China voraus, d.h. ein neues Rapallo ist nötig, wenn der deutsche Imperialismus ohne große Schäden aus den Umbruch in den multipolaren Weltmarkt herauskommen will. Das Modell Deutschland in einem US-transatlantischen System ist so nicht möglich, es sei denn, der US-Imperialismus läßt dem deutschen Imperialismus wieder einen größeren Spielraum, z.B. nach den Zwischenwahlen in den USA im November 2022. Damit bewegt sich der deutsche Imperialismus tendenziell immer mehr auf der Linie seines klassischen Sonderweges. Es bleibt derzeit offen, ob sich der Sieg der Republikaner bei den Zwischenwahlen in den USA mäßigend auf die derzeitige US-Regierung einwirkt und damit indirekt dem deutschen Imperialismus mehr Spielraum gibt und ob über eine gewisse deutsch-chinesische Verständigung eine deutsch-russische Verständigung eingeleitet werden kann. Vieles ist sehr fraglich, denn die deutsche Regierung selbst ist in sich tief gespalten und damit so schwach, daß sie selbst nicht aktiv werden kann. Es droht jederzeit das Ende der Regierung und Neuwahlen.

Nur unter dem Notstand läßt sich die Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse realisieren, in der Produktionssphäre der Fabrik, wie auch in der bürgerlichen Gesellschaft. Das Ziel dieser Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse ist die Absenkung der gesellschaftlich-notwendigen Reproduktion vermittels Rationierung und damit über die Ausschaltung der Gewerkschaften aus der Fabrik, wie aus der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt und die Ersetzung der Gewerkschaften durch die Betriebsgemeinschaft bzw. gesamtgesellschaftlich die Ersetzung der bürgerlichen Gesellschaft durch die Volksgemeinschaft. Betriebsgemeinschaft und Volksgemeinschaft sind „Leistungsgemeinschaften“. Die gesellschaftlich notwendige Reproduktion der Ware Arbeitskraft soll ihre moralisch-gesellschaftlich-politische Bestimmung verlieren, deshalb Ausschaltung der Gewerkschaften bzw. ihre Umfunktionierung in eine Arbeitsfront durch Einbau in den bürgerlichen Staat. Durch die Digitalisierung werden auf der Ebene des unmittelbaren Produktionsprozesses in der Fabrik die Arbeit weiter in ihre verschiedenen Einzelteile zerlegt, kontrolliert und einer Lohngruppe zugerechnet. Über die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes, ideologisch legitimiert durch den „Klimaschutz,“ soll dann der Konsum der Ware Arbeitskraft rationiert werden. Heute schon werden von Banken „Klimaschutzprogramme“ eingesetzt, welche den ökologischen Fußabdruck eines Kunden berechnen sollen. Die konkrete Rationierung erfolgt über die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks. Jede Lohngruppe kann dann mit einem ökologischen Fußabdruck ins Verhältnis gesetzt werden. Noch einfacher ist es bei den Beziehern sozialer Transfereinkommen. Der ökologische Fußabdruck bestimmt dann konkret, ob ein Kauf getätigt werden darf oder nicht. Bei einem digitalen Zentralbankgeld sind bestimmte Warengruppen sofort für bestimmte Individuen und Gruppen gesperrt, auch wenn Einkommen zum Kauf dieser Warengruppen vorhanden ist. Bestimmten Lohngruppen sind bestimmte Waren vorbehalten. Nicht alle Waren sind für alle frei käuflich, d.h. die gesellschaftlich notwendige Reproduktion der Ware Arbeitskraft wird rationiert, ein bestimmter Warenkorb wird einer bestimmten Lohngruppe zugeordnet, die Lohnarbeiter können nicht ihren Warenkorb zur gesellschaftlich notwendigen Reproduktion selbst zusammenstellen, denn Art der Ware und die Menge einer Ware wird rationiert. Digitalisierung ist ein anderer Begriff für Kontrolle und Rationierung, ein anderer Begriff für die aufziehende „neue Normalität“, welche deutlich auf die industrielle Reservearmee zielt, aber vor allem auf den „sozialen Feind“, für die nicht mehr einsetzbare Ware Arbeitskraft. Hier besteht die Gefahr, daß der „soziale Feind“ zu Tode rationiert wird. Vor allem der „soziale Feind“ wird als Versuchspersonen für die Rationierung unter digitalen Bedingungen benutzt. Das Hartz IV-System ist die erste Anwendung für die digitale-EDV-gestützte Rationierung. Das Arbeitslosengeld II und auch die Sozialhilfe etc. sind die ersten Momente dieser kapitalistischen Rationalisierung. In Australien wird die Sozialhilfe vermehrt elektronisch-digital ausgezahlt und die Sozialhilfebezieher können nicht mehr alle Waren dafür erwerben, denn bestimmte Waren, z.B. Alkohol, sind für die gesperrt. Im Hartz IV-System ist das kapitalistische Elend konzentriert und damit am deutlichsten von der Bourgeoisie stigmatisiert, kann materiell und ideologisch von dem Rest der Lohnarbeiterklasse abgespalten werden und ist dann dem Kapital schutzlos ausgeliefert. Das schwächste Glied in der Arbeiterklasse kann dem Kapital auch nur wenig politischen Widerstand entgegensetzen. Mit einer EDV-digital gestützten Rationierung kann das Kapital den „sozialen Feind“ deutlich dezimieren und dies ist ein Ziel in der Neuzusammensetzung des Kapitals-Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse, bzw. der kapitalistischen Rationalisierung oder Restrukturierung des Verwertungsprozesses als Gegenmaßnahme zur Entwertung des Kapitals in der durchschnittlichen Bewegung des Kapitals im Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. Mit der „Klimapolitik“ wird die Restrukturierung des Kapitals ideologisch abgestützt und dienst als Legitimationsbeschaffung. Der Begriff des „ökologischen Fußabdrucks“ hat eine sozialdarwinistische-faschistische Tendenz inne, denn der „ökologische Fußabdruck“ ist nur dann Null, wenn nichts produziert wird und damit, wenn kein menschliches Leben existiert. Ohne weiteres führt die Ideologie des „ökologischen Fußabdrucks“ in die bewußte und politisch entschiedene Massenvernichtung von Menschen. Die Absenkung des Energieverbrauchs bedeutet immer Absenkung der gesellschaftlichen Produktion und damit unter kapitalistischen Bedingungen der Rückgang der durchschnittlichen Lebenserwartung aufgrund der Absenkung des gesellschaftlichen Lebensniveaus und damit ein Sieg der „Natur“ gegenüber dem Menschen. Das ist dann die „natürliche Ausmerze“ des Faschismus, denn die bürgerliche Gesellschaft opfert die Schwächsten und Verletzlichsten der Gesellschaft für die Verwertung des Kapitals. Die Tendenz geht dahin, jedem Menschen ein Co2-Konto zuzurechnen. Ist das Konto erfüllt, dann steigt der Preis für weiteren Konsum oder er wird gar blockiert. Dies trifft die Arbeiterklasse und senkt den Lohn herab, hingegen die Bourgeoisie kann ohne weiteres ein Co2-Zuschlag zahlen. Die Rationierung über den „ökologischen Fußabdruck“ bzw. über ein Co2-Konto geht gegen die Arbeiterklasse und zwingt die Arbeiterklasse zum Verzicht. Die Grenzen des „ökologischen Fußabdrucks“ setzt die Bourgeoisie fest-gegen die Arbeiterklasse. Durch eine radikale Vernichtung der Weltbevölkerung kann ohne weiteres der „ökologische Fußabdruck“ reduziert werden, konkret über Tod durch Verelendung und Hunger, durch Pandemien oder Kriege. Mit der Ideologie des „ökologischen Fußabdrucks“ kann dies dann legitimiert werden; das ökologische Gleichgewicht stellt sich auf diese Weise wieder her. Die Rettung des Klimas erfordert dann Menschenopfer.

Mit dem „Klimanotstand“ geht das Kapital gegen die Arbeiterklasse vor, statt die ökologischen Grundlagen zu schützen, indem sie versucht über diesen Weg den Verzicht in den Massen zu verankern. Es geht der Bourgeoisie um „Anpassung“ des gesellschaftlich notwendigen Reproduktionsniveaus an die Verwertung des Kapitals, welche ideologisch als „Anpassung“ des „Menschen“ an die „Grenzen der Natur“ erscheint. Für das Kapital ist die Natur die Natur des Kapitals, die Natur des Kapitalismus, d.h. die Bourgeoisie setzt notwendig ideologisch Natur und Kapitalismus gleich vermittels des Werts, welcher an der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse als Preis erscheint. Und in der bürgerlichen Ökonomie steht Preis für Knappheit oder Verfügbarkeit und so hat auch dann das „Klima“ oder die „Natur“ einen Preis. Wenn die „Güter“, so die bürgerliche Ökonomie, knapp sind, steigt der Preis, d.h. umso größer der ökologische Fußabdruck, desto höher der Preis, desto höher der Verzicht, natürlich für die Arbeiterklasse, für die Massen. Oder bürgerlich-systemtheoretisch ausgedrückt: Die Grenzen des ökologischen Systems begrenzen auch die anderen Subsysteme. Dann haben wir „Natur“, „Klima“, Verzicht. Und so ist dann auch der Notstand in der Form des „Klimanotstandes“ oder „Energienotstandes“ ein notwendiger Verzicht, eine Anpassung an die „Grenzen der Natur“ und somit ein „natürlicher Verzicht“ im Sinne der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Das Kapital fordert von der Arbeiterklasse eine „Anpassung“ bzw. Unterwerfung unter ein neues Akkumulationsmodell und wickelt es in die Form „Anpassung“ an die „Natur“, was „natürliche Anpassung“ an die Ausbeutung real meint. Wer sich dieser „natürlichen Anpassung“ widersetzt ist ein „Feind“, der „natürlich“ exekutiert werden muß, denn er gefährdet „uns alle“, bzw. das „Überleben der Menschheit“.

Es können jedoch die ökologischen Grundlagen nur durch die proletarische Weltrevolution gesichert werden, d.h. gegen das Kapital, gegen den Kapitalismus. Nicht der fossile Kapitalismus ist das Problem, sondern der Kapitalismus selbst ist das Problem. Eine ökologische Politik, eine positive Klimapolitik, ist im Kapitalismus nicht möglich, dazu bedarf es den Sozialismus. Wird der Schulterschluß mit dem Proletariat verweigert, wird die ökologische Politik-Klimapolitik-notwendig reaktionär und legitimiert den Notstand und die Schockpolitik gegen die Arbeiterklasse, legitimiert diese dann die Politik der „nationalen Sicherheit“. Mit der Forderung nach einem „Klimanotstand“ von Seiten der „Klimabewegung“ zeigt es sich, daß ein großer Teil der „ökologischen Bewegung“ ein Bündnis mit reaktionären Kapitalfraktionen sucht, statt die Nähe der Arbeiterklasse zu suchen, die als Feind angesehen wird, ebenso wie die parlamentarisch-demokratische Form des bürgerlichen Staates. Statt einer „Klimademokratie“ wird auf ein „Klimanotstand“ bzw. auf eine „Klimadiktatur“ gesetzt. Auf diese Weise will die kleinbürgerliche Klimabewegung die Arbeiterklasse zum Verzicht zwingen. Der Begriff „Klimanotstand“ weist schon darauf hin, daß die kleinbürgerliche „Klimabewegung“ sich zentral auf die herrschende Klasse bezieht, eine Lobbygruppe der „nicht-fossilen“ Kapitalfraktion ist und von dort in letzter Instanz politisch wie finanziell über Stiftungen des „nicht-fossilen“ Kapitals geführt wird, also eine Bewegung von oben ist, welche eine Bewegung von unten imitiert, um eben eine „Klimabewegung“ bzw. eine „ökologische Bewegung“ präventiv zu verhindern. Eine authentische Bewegung von unten würde sich statt auf „Klimanotstand“ auf „Klimademokratie“ beziehen und die Nähe der Arbeiterklasse suchen, um ihre Ziele auf demokratischen Wege und egalitär durchzusetzen, statt elitär die Hoffnung in einen „Klimanotstand,“ bzw. Diktatur oder Öko-Diktatur zu suchen. Der hierarchische Aufbau der „Klimabewegung“ und ihre elitär-antidemokratischen Züge sind es, welche ein Bündnis mit der Arbeiterklasse verhindern. Es zeigt sich in den Aktionen von der Gruppe „Letzte Generation“ ein infantiler Narzißmus, welcher einem Bündnis mit der Arbeiterklasse entgegensteht, denn ihre irrationalen Handlungen internationale Kunstwerke der Menschheit zu beschädigen, steht ihrem Anliegen entgegen und ist ein Zeichen für einen kleinbürgerlichen Nihilismus. Da diese internationalen Kunstwerke auch ihre eigene individuelle und kollektive, wie soziale Geschichte der „Letzten Generation“ und darüber hinaus konkret reproduzieren, beschädigen sie sich mit der Beschädigung dieser Kunstwerke selbst und handeln damit irrational und sind dann im negativen Sinn die „letzte Generation“ oder wohl besser die „letzte Stunde“. Die „letzte Generation“ manifestiert einen elitär-antidemokratischen Nihilismus und Irrationalismus und sind ein Stoßtrupp der Bourgeoisie, aber kein Bündnispartner der Arbeiterklasse. Für diese gegenwärtige kleinbürgerliche „Klimabewegung“ ist der Feind die Arbeiterklasse, aber der „Freund“ und Verbündete das Kapital in Form des „nicht –fossilen Kapitals“ und die Umweltzerstörung durch das Kapital hält an, exekutiert auch von der „nicht-fossilen“ Fraktion des Kapitals, denn die Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen geht auch in einem „fossil-freien Kapitalismus“ weiter, Umweltzerstörung geht über die negativen Effekte der fossilen kapitalistischen Produktion hinaus, denn Umweltschutz ist mehr als „Klimaschutz“, ohne Umweltschutz gelingt auch kein „Klimaschutz“, denn der „Klimaschutz“ ist nur ein Moment im „Umweltschutz“. Auch ein Elektro-digitaler Kapitalismus verbraucht auf kapitalistischer Weise Rohstoffe und zerstört die ökologischen Lebensgrundlagen. Nur die Diktatur des Proletariats legt die Grundlage für die Bewahrung der ökologischen Grundlagen.

  1. Der proletarische Weg des Klassenkampfes

  • Generalstreik gegen die Inflation, Armut und Weltkriegsgefahr

  • Radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich, ansetzend an der alltäglichen kollektiven Sabotage der Ausbeutung (auch in der „kritischen Infrastruktur“ und international organisiert als Kampflosung gegen die wachsende Arbeitslosigkeit und gegen das Wachsen der prekären Arbeitsverhältnisse. Wenn alle weniger arbeiten, ist Arbeit für alle da.

  • Gleitenden Lohnskala gegen die inflationären Tendenzen.

  • Arbeiterkontrolle über die Produktion und Verteilung als ersten Schritt zur Errichtung proletarischer Doppelherrschaftsorgane

-Aufbau proletarischer Hundertschaften gegen die Repression des bürgerlichen Staates und seiner neofaschistischen Organisationen.

Iwan Nikolajew Hamburg im Januar 2023 Maulwurf/RS

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Oben      —     Kommunistische Vorstellung der Klassengesellschaft, die Zeichnung entstand auf Basis eines Flugblattes der „Union russischer Sozialisten“ 1900/01

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DIE * WOCHE

Erstellt von DL-Redaktion am 20. Januar 2023

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

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Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Von der erfolgreichen Niederlage der Klimaaktivisten, Masken und Christdemokraten – Schlammschlachten der Woche:  In Lützerath räumt die Polizei. Haben die Aktivsten also verloren? Und: Friedrich Merz versucht der Macht näher zu kommen.

taz: Was war schlecht vergangene Woche, Herr Küppersbusch?

Friedrich Küppersbusch:

Anne Will und Christine Lambrecht gehen.

Und was wird in dieser besser?

SPD diskutiert, ob Klingbeil oder Högl sonntags moderieren.

Dem CDU-Chef Friedrich Merz zufolge gibt es hierzulande eine Menge kleiner Kinder, die keine Manieren kennen. Sollten Väter zu Hause bleiben, damit sie es ihnen beibringen können?

Über die Krawallöre der Silvesternacht waren falsche Zahlen im Umlauf, die flugs zu „gewaltbereiten Integrationsverweigerern“ hochgejuxt wurden – von SPD-Innenministerin Faeser. Merz glitschte gleich durch zu „kleinen Paschas“. Bei ihm daheim geht’s anders zu: „Also ganz ehrlich, meine Tochter hätte ich da nicht hingehen lassen“, monierte er Greta Thunbergs UN-Auftritt 2019; die Jugend solle Widerspruch akzeptieren, keine habe eine „so tolle Zeit gehabt in Europa“. Was halt ein ausgewachsener Pascha so redet. Nicht jeder Christdemokat war in den letzten Jahrzehnten der Macht so fern wie Friedrich Merz. Er summiert hier die gewaltbereite Integrationsverweigerung von Bundesregierungen mindestens seit Kohl. Eine Gesellschaft, die Sprach-, Kultur- und Bildungsprobleme in schlecht vorbereitete Grundschulen rammt. Recht hat er.

Aufgrund der teuren Lebensmittelpreise wollen FDP und Grüne die Rettung von Lebensmitteln aus Abfallcontainern straffrei stellen. Ist das das Ende des Discounterprinzips?

Das englische „dumpster diving“ spricht klarere Sprache: Menschliche Müllschlucker. Sei es aus Not oder Überzeugung. Die gönnen wir uns im Rahmen einer betriebswirtschaftlichen Bilanz, in der die Kundschaft den Überschuss längst mitbezahlt hat, bevor er im Container landet. Wem gehört der dann eigentlich? Würde überfällige Ware im Laden verbilligt angeboten, sänken die Preise. Ginge sie zur Tafel, wüchse den Läden Konkurrenz. Kurz: Das Wegwerfen sichert die Profite der Einzelhändler. Sie müssten die Mülltaucher finanziell beteiligen.

In den USA wurden Inlandsflüge ausgesetzt, Grund dafür waren Computerpannen. Sind Computer die wahren „Klimaterroristen“?

Die USA benutzen seit Jahrzehnten eine „Notice to airman“-Software, die erst 2021 in „Notice to air missions“ gegendert und für Drohnen geöffnet wurde. Ihr Infarkt ließ die Crews für ein paar Stunden ohne – nun ja, Verkehrshinweise. Landebahn hat Baustelle, Tower kein Personal, Schnee, Flugschau, so was. Einfach mal auf dem Teppich bleiben und keine Blindflüge riskieren ist immer eine gute Idee.

Der höchste Katholik Australiens, Kardinal George Pell, ist tot. Neben Arroganz und Gefühllosigkeit wird er auch des sexuellen Kindesmissbrauchs beschuldigt. Dafür saß er 404 Tage im Gefängnis. Wie viele sitzt er in der Hölle?

Egal. Bei allem Respekt vor dem Glauben an eine höhere Gerechtigkeit: Den Opfern, die noch auf Erden weilen, hilft diese Fantasie nichts. Pell wurde nach mehreren Verfahren „aus Mangel an Beweisen“ freigesprochen. Unterwegs hat er in Vernehmungen mal Bedauern angedeutet, Verbrechen gedeckt zu haben; zu eigenen hat er sich nicht bekannt. Mit der Nummer konnte er Finanzchef des Vatikan werden, der einmal mehr mit bloßem Auge von einer kriminellen Vereinigung schwer zu unterscheiden ist. Selbst wenn er in der Hölle schmort, kommen die Opfer dort nicht hin. Kein Täter-Opfer-Ausgleich.

In ICEs wird die Maskenpflicht abgeschafft, in Niedersachen wird es für Infizierte auch keine Isolationspflicht mehr geben. Der ÖPNV folgt. Einreisende aus China jucken uns dann auch nicht mehr, stimmt ’s?

Quelle       :       TAZ-online            >>>>>         weiterlesen

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DL – Tagesticker 20.01.2023

Erstellt von DL-Redaktion am 20. Januar 2023

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Allen Lesern ein schönen guten Morgen. Nach einer Reparatur des Computer geht es nun hoffentlich wie gewohnt weiter.

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Steinmeier verteidigt deutsche Linie bei Waffenlieferungen  – . –  2.) Der lange Weg des Leopard-Panzers in die Ukraine  – . –  3.) Lützerath – Demokratie erleben, Nase gebrochen  – . –   4.)Lützerath: the story of the battle is told  – . –  5.) Putins Lügen und Merkels Unwahrheiten   – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Wer hat nur diesen Käse zum Bahnhof der Blutsäufer gerollt, von dem doch die Züge schon lange nicht mehr nach ihren politischen Fahrplan fahren ? 100Milliaren für den politischen Firlefanz der Uniformierten Affen – anstatt 100 Milliarden um Frieden zu schaffen ! Dafür bläst der auf politische Abstinenz gesetzte Grußonkel ins Kriegshorn. Vielleicht weil er jetzt den neuen Pistolero unterstützen muss? Im Auftrag des SPD-Clan?

Die Bundesregierung sieht sich von zahlreichen Seiten unter Druck, der Ukraine auch Kampfpanzer zu liefern. Was sagt eigentlich der Bundespräsident zur Haltung der Ampel?

1.) Steinmeier verteidigt deutsche Linie bei Waffenlieferungen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält die zurückhaltende Linie der Bundesregierung bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine für richtig. „Selbstverständlich muss sich jeder verantwortliche Politiker auch mit der Frage beschäftigen, wann und unter welchen Umständen es zu einer dramatischen Ausweitung des Konfliktes kommen könnte. Das gehört in die Abwägung, ebenso wie die Folgeneinschätzung über den Preis mangelnder Unterstützung“, sagte Steinmeier der „Wirtschaftswoche“. Steinmeier betonte zugleich, Deutschland unterstütze die Ukraine „nach Kräften, auch militärisch, substanziell und dauerhaft“. Er verwies dabei unter anderem auf Gepard-Panzer zur Flugabwehr und die gerade beschlossene Lieferung von Marder-Schützenpanzern. Zur Frage, ob es mit Blick auf weitere Waffenlieferungen eine Grenze gibt, die die Bundesrepublik nicht überschreiten dürfe, sagte Steinmeier: „Wenn es diese Grenzen geben sollte, wäre es nicht klug, darüber zu reden.“ Die Bundesregierung sieht sich von zahlreichen Seiten unter Druck, der Ukraine auch Kampfpanzer zu liefern. „Bundeswehr muss sich auf härtere Zeiten einstellen“. Steinmeier äußerte sich auch zur Lage der deutschen Streitkräfte. „Die Bundeswehr muss sich auf härtere Zeiten einstellen. Landesverteidigung und Bündnispflichten bekommen ein ganz anderes Gewicht“, sagte der Bundespräsident. „Spätestens jetzt sehen wir, dass wir entschlossen in unsere Armee investieren müssen, um Sicherheit in unsicherer Zeit garantieren zu können“, sagte der frühere Kanzleramtschef und Außenminister.

Augsburger-Allgemeine

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Hier hätte der bekannteste Deutsche Boris selbst  aus seiner Gefangenschaft heraus den härteren Abschlag getätigt? Aber die Angst schon Morgen wieder ins das politische Abseits zu rutschen, macht selbst den trägsten Esel munter. 

„Kannst du Leoparden liefern? Dann gib‘ sie her!“, ruft der ukrainische Präsident dem deutschen Kanzler vor dem Waffen-Gipfel in Ramstein zu. Scholz wartet weiter ab. Seine Entscheidung soll aber in den nächsten Tagen fallen.

2.) Der lange Weg des Leopard-Panzers in die Ukraine

Der Kampf der Ukraine um die Leopard-Panzer dauert nun schon fast ein Jahr. Er beginnt an Tag acht des russischen Angriffskriegs, dem 3. März 2022, als die ukrainische Botschaft in Berlin eine sogenannte Verbalnote an das Kanzleramt, das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium übermittelt. „Um der perfiden Aggression seitens der Russischen Föderation gegen die Ukraine endlich effektiv entgegenwirken zu können, müssen unsere Verbündeten dringend sämtliche Maßnahmen treffen, um die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine massiv zu stärken“, heißt es darin. Dann folgt eine Wunschliste mit fast 30 Waffensystemen, die nun im Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer benötigt würden. An erster Stelle: Kampfpanzer. Die Bundesregierung hat zu diesem Zeitpunkt Panzerfäuste, Stinger-Raketen und gepanzerte Fahrzeuge zugesagt. Außerdem hat die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) 23.000 Schutzhelme auf den Weg in die Ukraine gebracht. An die Lieferung von schweren Waffen denkt in der Bundesregierung aber noch niemand. „Um der perfiden Aggression seitens der Russischen Föderation gegen die Ukraine endlich effektiv entgegenwirken zu können, müssen unsere Verbündeten dringend sämtliche Maßnahmen treffen, um die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine massiv zu stärken“, heißt es darin. Dann folgt eine Wunschliste mit fast 30 Waffensystemen, die nun im Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer benötigt würden. An erster Stelle: Kampfpanzer. Die Bundesregierung hat zu diesem Zeitpunkt Panzerfäuste, Stinger-Raketen und gepanzerte Fahrzeuge zugesagt. Außerdem hat die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) 23.000 Schutzhelme auf den Weg in die Ukraine gebracht. An die Lieferung von schweren Waffen denkt in der Bundesregierung aber noch niemand.

Merkur-online

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Dann kam die politische Schnecke – aber nicht um die Ecke. Aus sicheren Haus, guckte der republikanische Schleimer hinaus. Um mit lautem Geheul seinen Posten zu leugnen. Denn als  Hüter der Schafe ließ er den Wölfen die Fahne. Wie groß ist die Wertschätzung in diesem Land noch für die Demokratei, wenn alles von Oben „per Mufti“ geregelt wird?

Polizeigewalt in Lützerath. Ein politischer Familienausflug endet mit Verletzungen. In Lützerath hat nicht nur der Kampf gegen den Klimawandel eine Niederlage erlitten.

3.) Lützerath – Demokratie erleben, Nase gebrochen

Als Familie A. am Vormittag des 14. Januar zur Demonstration Richtung Lützerath mit dem Auto fährt, herrscht gute Stimmung. Zwar standen sie am Vormittag mehr als eine Stunde im Stau und mussten im fünf Kilometer entfernten Wanlo parken, aber es fühlte sich irgendwie wie ein Familienausflug mit Sinn an. Ein Selfie zeigt den Ehemann, ein Diplomingenieur Anfang 40, lächelnd mit seiner Ehefrau, einer Ärztin, und dem 14-jährigen Neffen. Der Jugendliche soll hier Demokratie live erleben. Familie A. ist nicht damit einverstanden, dass der Energiekonzern RWE die Braunkohle in der Region fördern will, dafür das ganze Dorf abreißen lässt und das Klima schädigt. Was die Familie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Wenige Stunden später werden sie alle große Zweifel hegen, nicht nur an der Klimapolitik, sondern auch an dieser Demokratie. Auf dem Familienselfie sind hinten ein paar De­mons­tran­t*in­nen zu sehen. Drei Menschen mit Kameras, vermutlich Ver­tre­te­r*in­nen der Presse, stehen erhöht und überblicken die Menschenmasse am Rande von Lützerath. Danach folgt eine Reihe mit Polizeiwannen, dahinter vier freistehende Gebäude, ein paar kahle Bäume – was halt von dem mittlerweile weltberühmten Dorf noch übrig geblieben ist. Der Zeitstempel in den Metadaten des Selfies gibt den 14. Januar, 15.55 Uhr an. Viele Menschen erheben seit den Zusammenstößen am vergangenen Wochenende schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitsbehörden und RWE. Sie beklagen unverhältnismäßige Polizeigewalt gegen friedliche Proteste. NRW-Innenminister Herbert Reul verteidigte das Vorgehen seiner Be­am­t*in­nen und nannte ihre Arbeit „hochprofessionell“. In Interviews sprach er von „zwei, drei Einzelfällen“, bei denen sich „ein Polizist nicht richtig verhalten habe“ und deswegen „zur Rechenschaft gezogen werden müsse“. Diese Fälle lasse er überprüfen. Exemplarischer Fall.

TAZ-online

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Ist es nicht immer die Brille der Politiker welche sich ein Großteil der Bevölkerung aufsetzen lässt? Putzt diese Brillen gründlichst und reinigt sie von den Dreck, bevor ihr durch sie blickt!

– now begins the battle of the story. Nach fünf Tagen beendet die Polizei die Räumung des Dorfes Lützerath. Jetzt sei wichtig, den „battle of the story“ zu gewinnen, zu bestimmen, was „Lützerath“ in Zukunft bedeuten wird, kommentiert Tadzio Müller.

4.)Lützerath: the story of the battle is told

Die Legende von der Schlammschlacht um Lützerath hat jetzt schon ihren Platz in den Annalen der Klimabewegung, in den Annalen der Bewegungsgeschichte sicher. Ja, es stimmt. Wir waren trotz der 35.000 Menschen, die trotz strömenden Regens und Sturm ins Rheinland gekommen waren, um Lützerath zu befreien, nicht in der Lage, die extrem gut aufgestellten Verteidigungsringe der vom klugen (und „grünen“-typisch heuchlerischen) Knuddelgeneral Dirk Weinspach (Polizeipräsident Aachen und Grünen-Mitglied, Anm. d. Red.) befehligten Einsatzkräfte zu durchbrechen, die verbleibenden Besetzer*innen in Lützerath – allen voran die Held*innen Pinky und Brain, die weiterhin in ihrem Tunnel ausharren – zu entlasten. Aber so wichtig es auch gewesen wäre, Lützerath physisch zu verteidigen – wir sind, after all, mitten in der Klimakatastrophe, in Kalifornien zum Beispiel wurde wegen Sturmfluten und Unwettern gerade im ganzen Bundesstaat der Notstand ausgerufen, und reine „politische“ Erfolge reichen einfach nicht mehr – so wichtig ist es jetzt, den „battle of the story“ zu gewinnen, zu bestimmen, was „Lützerath“ in Zukunft bedeuten wird, welche Geschichten die heiße Phase des Kampfes überdauern werden. Was die „Geschichte“ (im Sinne von History, nicht nur Story) über Lützerath sagen wird.

Freitag-online

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Nach einem vom Republikanischen Clan unterstützten Tiefschlaf werde Merz und Doof-blind nach neuen Schlaftabletten fragen, da sich die Beiden neben Scholz Betten möchten.

Die Russlandpolitik der Ex-Kanzlerin war fragwürdig. Doch auch die aktuelle Empörung Moskaus darüber ist geheuchelt. Eine Analyse.

5.) Putins Lügen und Merkels Unwahrheiten

Am Mittwoch hat Wjatscheslaw Woloschin, Russlands Duma-Vorsitzender, der deutschen Ex-Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs früherem Staatschef François Hollande mit einem internationalen Militärtribunal gedroht: Beide hätten erklärt, die Minsker Abkommen seien ein Mittel gewesen, Kiew Zeit zur Militarisierung zu geben. „Diese Führer beabsichtigten, einen Weltkrieg zu beginnen. Und sie verdienen eine Strafe für ihre Verbrechen.“ Merkel und Hollande hatten sich im Dezember geäußert. „Das Minsker Abkommen war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben. Sie hat diese Zeit auch genutzt, wie man heute sieht“, sagte Merkel in einem Interview mit der „Zeit“. 2015 hätte Putin die Ukraine leicht erobern können, die Nato-Länder aber hätten kaum so viel tun können, um der Ukraine zu helfen, wie sie es jetzt täten. „Angela Merkel hat recht in diesem Punkt“, erklärte später Hollande dem „Kyiv Independent“: „Die Minsker Vereinbarungen stoppten die russische Offensive für eine Weile.“ Russland sieht Merkel „geständig“. Schon vor Woloschin hatte sich in Moskau Außenamtssprecherin Maria Sacharowa über Merkel empört: Das sei mehr als eine Enthüllung, das sei ein Geständnis. Die deutsche Kanzlerin habe nie vorgehabt, die Minsker Vereinbarungen zu erfüllen.

Fr-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Wohin mit dem CO2 ?

Erstellt von DL-Redaktion am 15. Januar 2023

Diese Debatte wird für alle Beteiligten unbequem

Ein Debattenbeitrag von Felix Schenuit

EU und Bundesregierung sehen die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid als Chance. Wer darf im Jahr 2045 noch wie viel emittieren, und wer bezahlt die Investitionen in Lösungen zum nötigen Ausgleich?

Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck sieht CO2 lieber im Boden als in der Atmosphäre. Während seines Norwegen-Besuchs vergangene Woche dokumentierte er damit die Renaissance eines in Deutschland umstrittenen Themas: die Abscheidung und Speicherung von CO2 (Englisch: Carbon Capture and Storage, CCS).

Mit dem Ziel, bis Mitte des Jahrhunderts Treibhausgasneutralität zu erreichen, hat sich in den letzten Jahren ein grundlegender Wandel in der deutschen und europäischen Klimapolitik vollzogen. Dies wirft die politisch unbequeme Frage auf, wie mit den schwer vermeidbaren Emissionen im Industrie-, Landwirtschafts- und Verkehrssektor umgegangen wird. Gerade in einer Zeit, in der die Angst vor einer Deindustrialisierung den politischen Wettbewerb prägt, gewinnt dieses Thema an Brisanz.

Auch deshalb ist gerade viel die Rede von CCS. In Brüssel treibt die Europäische Kommission das Thema mit dem Strategiedokument „Nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe“ und politischen Initiativen voran. Ähnliche Impulse gehen in Deutschland vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aus, das mit dem Evaluierungsbericht zum Kohlenstoffspeichergesetz einen Wandel der deutschen Position zu CCS initiierte. Der Besuch Habecks in Norwegen und die für dieses Jahr geplante Carbon-Management-Strategie sind die nächsten Schritte in der Wiederbelebung des Themas. CCS, das jetzt als ein Bestandteil des Oberbegriffs „Carbon Management“ firmiert, wird an der Schnittstelle von Industrie- und Klimapolitik offensiv angegangen. CCS ist nicht gleich CCS: Es ist Teil unterschiedlicher Prozessketten, deren klimapolitische Funktion vom Ursprung des CO2 abhängt. Die folgende Unterscheidung wird in der Debatte oft vernachlässigt.

Zum einen gibt es Prozessemissionen, die ohne CCS nicht vermieden werden können. Dazu gehören zum Beispiel die Emissionen aus der Zement- und Kalkherstellung. Hier wird unabhängig von der Verbrennung fossiler Brennstoffe CO2 freigesetzt. Auch durch den Umstieg auf erneuerbare Energie könnten diese Emissionen nicht vermieden werden. Diese Prozesse werden nur dann nahezu CO2-neutral, wenn das CO2 abgetrennt und dauerhaft gespeichert wird. Zweitens kann CCS zur Speicherung des bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzten CO2 eingesetzt werden. Im Rahmen der angekündigten Kooperation zwischen Deutschland und Norwegen steht die Anwendung von CCS bei der Nutzung von Erdgas in Prozessketten für „blauen“ Wasserstoff im Vordergrund. Drittens ist CCS Bestandteil verschiedener Negativemissionstechnologien. Ein Beispiel ist die Abscheidung aus der Umgebungsluft (Direct Air Capture) in Kombination mit CCS. Negative Emissionen werden in Zukunft benötigt, um Restemissionen – zum Beispiel aus der Landwirtschaft – auszugleichen und so Netto-null-Emissio­nen im Jahr 2045 und Netto-negativ-Emissionen nach 2050 zu ermöglichen.

Wenn über CCS gesprochen wird, sollten diese drei Bereiche unterschieden werden. Sammelbegriffe wie Carbon Management sind politisch attraktiv. Sie unterschlagen aber die unterschiedlichen Einsatzbereiche, Regulierungen sowie politische Allianzen.

Im Zuge des neuen Vorstoßes der Bundesregierung haben sich einige Umweltverbände dem Thema CCS als Lösung für den Umgang mit den Restemissionen angenähert, andere hingegen lehnen CCS unter Verweis auf mögliche Risiken strikt ab. Wie auch bei politischen Parteien und Ministerien bergen das Thema und der steigende Positionierungsdruck erhebliches Konfliktpotenzial innerhalb und zwischen Organisationen.

Die Debatte wird jedoch für alle Beteiligten unbequem. Auch für die Industrie, die ihre Restemissionen glaubwürdig darlegen muss und so Verteilungsfragen zwischen den Branchen, aber auch innerhalb der Unternehmen klären muss. Wer darf im Jahr 2045 noch wie viel emittieren, und wer bezahlt die Investitionen in Lösungen zum Ausgleich dieser Restemissionen? Diese Frage wird in den kommenden Jahren zu erheblichen politischen Konflikten führen.

Nur wenn es eine offene Debatte darüber gibt, welche Emissionen in Deutschland im Jahr 2045 als unvermeidbar gelten, kann eine glaubwürdige Auseinandersetzung über den Einsatz von Carbon Management erfolgen. Für eine ernsthafte und umfassende Debatte braucht es deshalb eine klare Taxonomie für Restemissionen.

Quelle          :        TAZ-online            >>>>>           weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —     Demonstranten bei einer Klimademo verlangen Einführung einer CO2-Steuer

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Unten       —       Climate March 0241 – Covered wagon with arrows. „Defend colonialism – Defend CO2 colonialism.“

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Rechte Systemsprenger

Erstellt von DL-Redaktion am 15. Januar 2023

Die Politik mit dem Mythos

Englisch: Viktor Orbán auf Ungarisch Parlameint, 1997 Magyar: Orbán Viktor a Magyar Parlamentben, 1997-ben

Der russische Überfall auf die Ukraine, darüber besteht Einigkeit, ist eine Schocklüftung im Raum westlicher Illusionen. Der Traum von einer friedlichen Weltgesellschaft ist ausgeträumt, und anstatt kooperativ zusammenzuwachsen, zerfällt sie in feindliche Großräume, in Blöcke und Einflusszonen. Künftig, so heißt es, stehen sich zwei Systeme unversöhnlich gegenüber. Auf der einen Seite der neue Ostblock aus Russland und China mit Führerkult, Ultranationalismus, Hightech-Überwachung, Willkür, Massenmanipulation, Gehirnwäsche, Straflagern und einem autoritär erstickten Dasein. Auf der anderen, der westlichen Seite bleibe trotz innerer Anfechtungen alles beim Alten. Nach Putins Krieg wissen Liberale wieder, warum sie auf der Welt sind. Sie verteidigen den letzten Hort der Freiheit. Sie verteidigen den aufgeklärten Westen.

Waschechte Demokratien gegen lupenreine Despotien: Die Beschreibung klingt griffig, aber sie greift nicht. Es fehlt der Hinweis, dass auch in westlichen Staaten Systemsprenger am Werk sind und entlang einer identischen ideologischen Linie die Axt an den Liberalismus legen. David Brooks hat recht, wenn er bemerkt, die „verbitterten Hassreden illiberaler Herrscher wie Putin, Modi und Jair Bolsonaro“ klängen genau so „wie die populistische Rhetorik, die die Trumpsche Rechte, die französische, die italienische und die ungarische Rechte benutzt“.[1]

Komplizierter gesagt: Der Systemkonflikt zwischen Demokratie und Autokratie beschränkt sich nicht auf geopolitisch getrennte Großräume, sondern wiederholt sich als asymmetrische Spiegelung im Binnenraum westlicher Gesellschaften. Anders als die populäre Behauptung von der neuen Weltspaltung Glauben machen will, wird „der Westen“ nicht nur von außen bedroht, sondern auch durch sich selbst.

In Italien regiert die Postfaschistin Giorgia Meloni, deren Partei sich mit einem Wappen schmückt, das unter anderem den Sarg Mussolinis symbolisiert. In Frankreich schleicht die schwarze Katze eines „geläuterten“ Faschismus durchs Gelände, sie ist, auch dank Putins Zufütterung, dick und fett geworden; fast 42 Prozent der Wähler schenkten Marine Le Pen bei der letzten Präsidentschaftswahl ihre Stimme. In Ungarn gewann mit Viktor Orbán ein Mann die Wahl, der mitten in Europa ein zweiter Putin werden möchte. Im österreichischen Nachbarland führten FPÖ-Mitglieder über Jahre mit dem Kreml ihr Tänzchen auf, und die Alternative für Deutschland unterhält herzliche Beziehungen zur rechtsradikalen russischen Intelligenz.[2]

Derweil erweckt in den Vereinigten Staaten der Journalist Tucker Carlson (Fox News) stellvertretend für eine Vielzahl „patriotischer“ Rechter den Eindruck, seine Liebe zur russischen Diktatur sei größer als die zur eigenen Demokratie. Auch der Klerikalfaschist Franco kommt wieder zu Ehren, der Republikaner Anthony Sabatini verbreitet dessen Parole „Ich verantworte mich nur vor Gott und der Geschichte“.

Das alles wäre bloß bizarr, besäßen die politischen Kämpfe in den USA nicht eine weltgeschichtliche Dimension. Für den Fall, dass der Putschist Donald Trump (oder einer seiner ideologischen Doppelgänger) die nächste Wahl gewinnt, könnte die Rechte im Herzland des Westens ihr autoritäres Projekt vollenden. Als Präsident, sagt Fiona Hill, die frühere Russland-Direktorin des National Security Council, habe Trump „im Verlauf seiner Amtszeit Putin sowohl in seinen politischen Methoden als auch in seinen Vorlieben stärker geähnelt als seinen amerikanischen politischen Vorgängern der jüngeren Zeit“.[3]

Blockübergreifende Bündnisse der Neuen Rechten

Um es auf eine Formel zu bringen: Während die Welt in feindselige Lager zerfällt, schmiedet die internationale Rechte blockübergreifende Bündnisse und arbeitet an einer historisch neuen Konvergenz der Systeme.

Ihre Vordenker organisieren Austauschdiskurse und machen mobil für einen globalen Kulturkampf gegen den Liberalismus. Aufschlussreich ist dabei, dass dessen Inhaltsstoffe aus jenem Mythen- und Gedankendepot stammen, mit dem bereits die Abwehrschlacht gegen Aufklärung und Französische Revolution gespeist wurde.[4] Doch während sich der Antiliberalismus des 19. Jahrhunderts weitgehend innerhalb der europäischen Nationalstaaten entfaltete, so operiert er heute auf Weltebene. Im orchestrierten Gleichklang und über Ländergrenzen hinweg besingen russische, amerikanische und europäische Rechte die Herrlichkeit von Reich und Vaterland und machen, so Timothy Snyder, Reklame für eine reaktionäre „Politik der Ewigkeit“.[5] Mit wachsendem Erfolg bringen sie die „Wahrheit“ der Mythen gegen „die totalitären Tendenzen im Liberalismus“[6] in Stellung, gegen die Ideen von Fortschritt und Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.

Es ist nicht ohne Ironie, dass Intellektuelle, die vom Rückzug in nationale Räume träumen, weltweit dieselben Gewährsleute in den Zeugenstand rufen, vorneweg Edmund Burke, Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger, Oswald Spengler, Julius Evola, Alain de Benoist sowie den deutschen Exportschlager Carl Schmitt.

Die Mythen der Vergangenheit feiern  heute wieder Zukunft.

Auch der gesichert konservative Philosoph Leo Strauss, der 1938 vor Hitler in die USA flüchten musste, ist ein gern zitierter Kronzeuge der antiliberalen Allianz und gehört sogar an chinesischen Universitäten zur Pflichtlektüre.[7] Vor allem das Claremont Institute nordöstlich von Los Angeles steht ganz im Zeichen von Strauss’ Liberalismuskritik, und man sagt nichts Falsches, wenn man die „Claremonsters“ als intellektuelle Eskorte der trumpistischen Revolution bezeichnet. Am Institut lehrt zum Beispiel der Jurist John Eastman, der Trump im Vorfeld des Kapitol-Sturms beratend zur Seite stand, und Senior Fellow ist jener Glenn Ellmers, der dem Ex-Präsidenten Versagen vorwirft. Trump habe die Disziplin gefehlt, um das „postamerikanische Amerika“ endgültig umzustürzen und eine Konterrevolution anzuzetteln. Zerstörung, nicht Bewahrung müsse das konservative Prinzip sein. Alles, auch die „großen Kirchen, die Universitäten, die Populärkultur und die Unternehmenswelt sind durch und durch verdorben […]. Was wir brauchen, ist ein Staatsmann, der sowohl die Krankheit, an der die Nation leidet, als auch die revolutionäre Medizin, die zur Heilung erforderlich ist, versteht.“