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Archiv für Dezember 24th, 2022

Frohe Festtage 2022

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Dezember 2022

Allen Mitarbeiter-Innen und Leser-Innen wünschen wir frohe Weihnachtstage  2022

Red. – DL / i.A. / I.E

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Grafikquelle       :      Bundeskanzlerin Deutschland Bundeskanzler Deutschland

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Scheherazades 1001 Tochter

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Dezember 2022

Weibliches Märtyrertum ist in der persischen Kultur fest verankert.

Wird nicht den Kindern eine jede Religion von den Eltern aufgezwungen?

Von      :      Noshin Shahrokhi

Die alten Mythen und Geschichten sind eine Bastion gegen den aufgezwungenen islamischen Glauben. Die Geschichten von Scheherazade haben uns geholfen aufzustehen, weiterzumachen und dabei nie nur an uns zu selbst denken.

Wir Ira­ne­r*in­nen sind von den alten persischen Geschichten und Mythen geprägt. Die Epen aus dem „Schahnameh“ kennen in Europa wenige, doch wir wurden mit diesen Geschichten schon von Geburt an zusammen mit der Muttermilch gefüttert. In diesen altpersischen Mythen gibt es einen Dämonen namens Gier, der alles frisst, bis nichts mehr übrigbleibt. Eine Geschichte erzählt von dem Untergang der Welt. Dies geschieht, weil der besagte gierige Dämon, alles, sogar die anderen Dämonen verschlungen hat und am Ende beginnt, sich selbst zu fressen.

Beim Anblick der heutigen Erde und deren Natur, die von uns Menschen ruiniert wird, muss ich ständig an das Bild der Gier denken und dazu auch feststellen, wie durchdacht und zeitlos die persischen Mythen waren.

Auch die Märchen aus 1001 Nacht sind ein wichtiger Bestandteil der Kultur der Menschheit. Das Spannendste ist jedoch die Erzählerin selbst. Scheherazade war die Tochter eines Ministers, der einem despotischen misogynen König diente. Die Königin hatte ihn betrogen, und fortan projizierte er seinen Hass auf alle Frauen. Er heiratete jede Nacht eine Jungfrau und ließ sie am Morgen darauf hinrichten. Alle Eltern fürchteten um ihre Töchter und wussten, dass auch sie früher oder später dran waren.

Scheherazade war sowohl eine gebildete Frau, die Tausende Geschichten kannte, als auch eine mutige, die sich für die Frauen einsetzen wollte. Sie schlug ihrem Vater vor, sie mit dem König zu vermählen. Der Minister, der den despotischen und egoistischen König sehr gut kannte, wollte nicht seine geliebte Tochter opfern. Scheherazade aber diskutierte mit ihrem Vater und beharrte darauf, dass dies die einzige Chance sei, den König von den Ermordungen der Frauen abzubringen. Also verheiratete der Minister seine Tochter mit dem König, gefolgt von einer schlaflosen und angsterfüllten Nacht.

Nach dem Beischlaf mit dem König bat Scheherazade ihn, zum letzten Mal in ihrem Leben ihrer Schwester eine Geschichte erzählen zu dürfen. Der König erlaubte es ihr. Scheherazade erzählte eine Geschichte, doch nur bis zur Mitte, und ließ das Ende offen. Als der König frühmorgens seine Braut hinrichten lassen wollte, dachte er an die schöne Geschichte und verschob die Ermordung auf den nächsten Tag. Scheherazade erzählte 1001 Nacht Märchen in Märchen, bis der König durch die Geschichten geheilt wurde und weder sie noch die anderen Frauen ermorden lassen wollte.

Scheherazades Geschichten haben wir in unseren Herzen bewahrt, tausende Jahre während all der Kriege, Besetzungen und brutalen Hinrichtungen. Sie haben uns geholfen, wieder aufzustehen, weiterzumachen und nicht nur an uns selbst zu denken, sondern auch – wie Scheherazade – an jede andere Frau, an die Menschheit. Wenn Johann Wolfgang von Goethe in seinem „West-östlichem Divan“ sieben große Poeten erwähnt, die alle Perser sind, dann weist er auf eine sehr reiche Dichtung hin. Zu Recht beschreibt er das Buch von Hafiz als ein Orakel, das die zukünftigen Ereignisse voraussehen würde.

Als meine Schwester in den achtziger Jahren im Foltergefängnis Evin einsaß und ich meinen Eltern beim Neujahrsfest eine Freude bereiten wollte, habe ich ihnen ein Gedicht von Hafiz vorgelesen, das voraussagte, dass das verlorene Kind bald nach Hause kommt. Die altpersischen Epen und die Mystik bilden ein wichtiges Fundament der iranischen Kultur.

Der große persische Dichter Ferdowsi bereicherte die persische Sprache nach der Eroberung des heutigen Iran durch die Araber, indem er die Epen, alten Mythen und Geschichten neu belebte. Er bezeichnete sich selbst als „unsterblich“, weil er ein Schloss der Dichtung gebaut habe, das unzerstörbar sei. In seinen Gedichtbänden spielt die Bedeutung des Namens eine große Rolle. Der Tod wird mit dem Leben zusammen geboren, und wir sind alle bloß Gäste auf dieser Welt. Was von uns bleibt und verewigt wird, ist der gute Name. Wer durch gute Gedanken, gute Worte und gute Taten (die altpersischen Gebote, die bis heute in der iranischen Kultur gelten) einen guten Namen erwirbt, hat für immer einen Platz in unseren Herzen.

Auch in der Mystik, die in den altpersischen Religionen verwurzelt ist, ist der Mensch nur ein Gast auf dieser Erde. Die Seele des Menschen ist göttlich, und durch die Erkenntnis wird man erlöst. Die Seele ist schön, rein und befreit von Gier und anderen Dämonen, und der Mensch soll durch die guten Taten Gott in sich erkennen. Nur so kann die Seele wieder zu Gott fliegen und sich mit ihm vereinen.

Der Islam ist seit 1.400 Jahren ein Zwang in Iran. Die Dichter mussten sich als Muslime bezeichnen und haben deshalb durch Metaphern und unzählige Mehrdeutigkeiten ihre Gedanken geteilt. Und da die Mystiker keine Mullahs benötigten, um sich mit Gott zu vereinigen, wurden sie nicht nur ­gefoltert, sondern schlussendlich meist ermordet.

Damals hatte die Macht immer zwei Säulen. Die Monarchie neben der Religion. Wenn der König die Religionsvertreter verachtete, putschten diese gegen den König. Aber nun, da die Religiösen ganz allein an der Macht sind und Hunderttausende Sicherheitskräfte diese Macht mit Gewalt und schweren Waffen sichern, werden nicht nur die Machthaber, sondern auch ihre Religion mit all ihren „göttlichen Gesetzen“ gehasst.

Die Verbrennung eines Kopftuchs ist deshalb viel mehr als nur ein Stück Stoff, das in Flammen aufgeht. Es zeigt das erlittene Trauma, entstanden durch ein Regime, das sein eigenes Religionsverständnis der ganzen Bevölkerung aufzwingt. Deshalb singen die Protestierenden auf den Straßen unter Lebensgefahr: „Ich hasse eure Religion, eure Sitten und auch eure Bräuche!“

Dieser Hass ist nicht neu. Vor 40 Jahren haben mein Vater und ich zusammen das Buch „Islam in Iran“ gelesen. Als er die Geschichte der Eroberung Irans durch Muslime las, meinte er: „Vielleicht war auch Mohammed wie Chomeini, was wissen wir schon über seine Kriege. Wir haben Chomeini geliebt, und aus ihm ist ein Henker geworden.“ Danach ist er beten gegangen, weil er neben dem Hass auf die Machthaber eine Mischung aus Zweifel, Furcht und Glaube empfand. Im Gegensatz zu mir, die ich eine Teenagerin war und aus der Schule rausgeworfen wurde, weil ich mich geweigert hatte zu beten. Ich lebte in Angst und Perspektivlosigkeit, bevor ich vor 36 Jahren nach Deutschland flüchtete. Ich weiß nicht, wie sich die Zweifel bei ihm entwickelt hatten, weil er während meiner Exilzeit ohne die Gelegenheit eines Abschied verstarb.

Ob Religion oder Politik, sie sind alle gleich und wollen nur vom Volk ohne Arbeit, satt werden.

Heute wie damals werden die Demonstrierenden wegen „Krieg gegen Gott“ zum Tode verurteilt, weil sich die Machthaber als Vertreter Gottes bezeichnen und auch Gott als unmenschlich gegenüber dem Volk dargestellt wird. Ein junger Mensch, der seine Welt durch die Gebote der Dämonen als ein Gefängnis bezeichnet, sehnt sich nach Freiheit. Er hat nur zwei Wege vor sich, entweder in diesem Gefängnis wie seine Eltern alt zu werden und ein unwürdiges Leben zu führen – oder sich zu erheben. Wenn er auf diesem Weg stirbt, wird er ein Märtyrer und verewigt sich in den Herzen der Menschen, die seine Ideale teilen. Auch im schiitischen Islam existiert Märtyrertum, nur das hier für Gott gestorben wird. Wenn ein Muslim auf dem Weg Gottes getötet wird, kommt er ins Paradies.

Als Majid-Reza Rahnavard am 12. Dezember ­hingerichtet wurde, haben seine Henker ihn im letzten Moment gefragt, was er sich wünscht. Seine Augen waren bereits verbunden, doch auch an der Schwelle zum Todes zeigte er keinen Zweifel: „Lest keinen Koran und betet nicht an meinem Grab!“ Die Mörder haben ihn ausgelacht und seine Worte veröffentlicht, um zu zeigen, dass er ungläubig war und zu Recht sterben musste. Seine Worte wurden aber von Ira­ne­r*in­nen gewürdigt und bewundert. Sie bleiben unvergessen.

Quelle         :         TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —   Paul-Émile Destouches : Shéhérazade, accompagnée de sa soeur, raconte au sultan Shariar une des aventures des Mille et une Nuits (Musée Thomas Henry, Cherbourg).

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Die Erde von der Sonne

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Dezember 2022

„Nichts Schöneres unter der Sonne …“

The Blue Marble (remastered).jpg

Quelle     :      Streifzüge ORG. / Wien 

Von    :      Petra Ziegler

Ich habe es immer als ein großes Glück empfunden, zu den ersten Generationen zu gehören, die den Erdball von außen betrachten konnten. Als Ganzes. Die ikonische Fotografie der aufgehenden Erde, von der Mondumlaufbahn gesehen, entstand 1969. Ich habe sie schon so oft betrachtet, und immer noch raubt es mir fast den Atem. Der Blick auf dieses „funkelnde blauweiße Juwel“, diese „helle, zarte, himmelblaue Kugel, umkränzt von langsam wirbelnden weißen Schleiern“ (E. Mitchell, Apollo 14, 1971) löst in mir verlässlich ein Gefühl von äußerster Freude, gefolgt von leiser Trauer aus. Wir können doch sehen, warum sehen wir nicht? Frei von derlei Sentimentalitäten schreibt Günther Anders in Der Blick vom Mond. Reflexionen über Weltraumflüge (1970) davon, „dass die Erde zum ersten Mal die Chance hat, sich selbst zu sehen“. Was eine damit einhergehende menschliche Bewusstseinserweiterung angeht, zeigt er sich allerdings bereits damals wenig zuversichtlich: „Wir werden durch die Erweiterung unserer Welt nicht erweitert werden.“

Sorge um den Zustand der Erde ist Selbstsorge. Das sollte nicht extra erwähnt werden müssen. Dem Planeten sind wir wurscht. Auch das macht die Sicht von außerhalb überdeutlich. Unsere Existenz ist äußerst prekär. Rundherum nichts als unendliches Schwarz. Hauchdünn ist die erdumspannende Schicht, die unser Leben erst möglich macht.

„Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein …“ Diese Empfindung von Wärme, die langsam unter die Haut geht, ein Moment umfassender Geborgenheit. „Und meine begeisterten Augen / Weiten sich wieder und blinken und brennen sich wund“, jubiliert Ingeborg Bachmann An die Sonne. Ziehen wir es wirklich vor, im Dienst der kapitalistischen Selbstzweckbewegung mitsamt ihrer in wahnwitziger Konsequenz immer noch weiter erhöhten Taktfrequenz in einer der Megacities dieser Welt oder irgendwo im Staub der Peripherie unser Dasein zu fristen? Kein Horizont, Tag um Tag graue Leere, kein schönes Blau, nur grelles Neongelb. Hektische Geschäftigkeit unter dichtem Smog, ein Leben in gekühlten Innenräumen, Aschewolken in der Atmosphäre. (Ja, auch die Natur kann Ungemach bereiten. Da brauchen wir uns auf den menschengemachten Dreck gar nichts einzubilden.) Einen atomaren Winter denken und immer noch weiter machen? Uns vergeuden, alles vergeuden, alles opfern an den Selbstzweck der Geldvermehrung? Die Maschinerie am Laufen halten – „Koste es was es wolle!“. Ist es die Furcht vor dem Unbekannten, die uns am Bestehenden festhalten lässt? Der Mangel an einer bis ins Detail ausgearbeiteten Alternative? Der ruinöse Realismus einer Gesellschaft, nach deren Rationalität wir Hunderttausende im Überfluss verhungern lassen und allesamt langsam am Feinstaub ersticken? Oder letztlich doch an der Hitze verrecken? Oder verrecken wir lieber am Stress, im täglichen Wettlauf, aus Sorge, ob die Rechnungen zu Monatsende bezahlt werden können? Es braucht keinen weiteren UN-Klimabericht, keinen drohenden Kollaps, es braucht keine Satellitenaufnahmen, die den Kahlschlag an zahllosen Stellen der Erdoberfläche offenbaren, es braucht nicht einmal Greta, um all das schnellstens in den Orkus der Geschichte zu wünschen. Es braucht nur die Weigerung gegenüber dem obszönen Raub an Lebenszeit. Der zunehmend prekäre Status alles Lebendigen ist eine einzige Zumutung!

Der Planet wird die Menschheit irgendwann wieder los sein. So oder so. Ich kann es wieder nicht lassen und frage mich, ob es dann noch Wesen geben wird mit Augen, die staunen, oder wären die allenfalls tränenblind angesichts der Verheerungen?

Copyleft

„Jede Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung unserer Publikationen ist im Sinne der Bereicherung des allgemeinen geistigen Lebens erwünscht. Es gibt kein geistiges Eigentum. Es sei denn, als Diebstahl. Der Geist weht, wo er will. Jede Geschäftemacherei ist dabei auszuschließen. Wir danken den Toten und den Lebendigen für ihre Zuarbeit und arbeiten unsererseits nach Kräften zu.“ (aramis)

siehe auch wikipedia s.v. „copyleft“

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Grafikquellen          :

Oben     —   Full disk view of the Earth taken on December 7, 1972, by the crew of the Apollo 17 spacecraft en route to the Moon at a distance of about 29,000 kilometres (18,000 mi). It shows AfricaAntarctica, and the Arabian Peninsula.

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Wer Oben sitzt weiß alles

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Dezember 2022

Was können wir von pandemischen Abstandskultur für den Umgang mit der Öko-Katastrophe lernen?

Die Oben sitzenden wollen belehren da sie glauben alles zu wissen und zu können.  

Quelle        :     Berliner Gazette

Von          :    Kilian Jörg

Die Welt steht in Flammen, real und virtuell. Was läge näher als Weltflucht? Eskapismus – dieses tendenziell unpolitische, reaktionäre und verantwortungslose Verhalten – ist in Zeiten des Umbruchs immer wieder zu beobachten gewesen. Nichts Neues im Westen, also? Der Autor Kilian Jörg schlägt vor, sich nicht mit Diagnosen des Zeitgeists zu begnügen, sondern die Frage nach den politischen Lektionen zu stellen.

Die letzten Jahre haben einen Boom des politischen Aktivismus erlebt: Die Ungerechtigkeit der Welt wird wieder vermehrt in ihren rassistischen, sexistischen und ökologisch katastrophalen Problemzusammenhängen erfasst und mannigfaltig auf den Straßen, in den Wäldern und Zeitungen, auf den Messen und Social Media-Plattformen skandiert und bekämpft. Gleichzeitig macht sich ein großes Bedürfnis nach Rückzug und Desinvolvierung aus der rasenden, hypervernetzten Welt des Desasterkapitalismus bemerkbar, welches wohl seinen stärksten Ausdruck in der euphorischen Überaffirmation des sogenannten Social Distancing in der ersten pandemisch bedingten Lockdownphase 2020 erlebt hat: Landflucht, Rückzug, Nicht-Berührbar-Sein-Wollen und ein oftmals strenges Sich-Raushalten aus den als falsch erkannten Diskursen haben zum ersten Mal landläufig eine positive, gar progressive Konnotation erfahren.

Hierin besteht eine Grundspannung der aktivistischen Gegenwart: Die Welt ist eine vielfache, beinahe unüberschaubare Katastrophe und es gilt unbedingt etwas an ihr zu ändern. Gleichzeitig muss man seine Angriffsfläche mit Bedacht wählen und von ganz vielen Dingen wegschauen, um an einer Stelle überhaupt produktiv handeln zu können. Um etwas zu ändern, muss man von viel anderem wegsehen – denn das Zuviel lähmt zu leicht.

Sich-Raushalten?

Traditionellerweise wird Sich-Raushalten als reaktionärer Eskapismus und bürgerlicher Defaitismus verstanden. „Wie kannst Du im Angesicht der Lage nur untätig bleiben?“ Eine progressive Affirmation der Desinvolvierung fehlt in den meisten aktivistischen Kontexten, weswegen Burnout, Erschöpfung und Zersetzung so oft zum Problem werden. Es mag zur Zeit des Ausnahmezustandes während der Covid-19-Pandemie gar nicht richtig aufgefallen sein, bedarf meines Erachtens aber umso mehr einer gründlichen, theoretischen Nachbetrachtung: Zum ersten Mal war Sich-Raushalten und Zuhause-Bleiben die progressive Tugend der Stunde.

Wann wird eine kompromisslos und unabdingbar vorpreschende Haltung zum Problem? Wieviel Filterarbeit und Blasenbildung braucht ein effizienter Aktivismus? Und wann und wie kann Sich-Raushalten nicht als stillschweigendes Einlenken mit der furchtbaren Norm, sondern als notwendiges Fokussieren und Konzentrieren der Kräfte für den Kampf um Veränderung verstanden werden?

Grundannahme einer hier tentativ skizzierten Ethik einer „Neuen Vorsicht“ ist, dass es das Bedürfnis nach Desinvolvierung stets und in egal welchem politischen Lager gibt, es bislang aber noch kaum gelungen ist, dieses Bedürfnis auf einen progressiv-emanzipatorischen Begriff zu bringen.

Neue Vorsicht

Neue Vorsicht. – Lasst uns nicht mehr so viel an Strafen, Tadeln und Bessern denken! Eine*n Einzelne*n werden wir selten verändern; und wenn es uns gelingen sollte, so ist vielleicht unbesehens auch Etwas mitgelungen: wir sind durch sie* verändert worden! Sehen wir vielmehr zu, dass unser eigener Einfluss auf alles Kommende ihren* Einfluss aufwiegt und überwiegt! Ringen wir nicht im directen Kampfe! – und das ist auch alles Tadeln, Strafen und Bessernwollen. Sondern erheben wir uns selber um so höher! Geben wir unserm Vorbilde immer leuchtendere Farben! Verdunkeln wir die Andere*n durch unser Licht! Nein! Wir wollen nicht um ihretwillen selber dunkler werden, gleich allen Strafenden und Unzufriedenen! Gehen wir lieber bei Seite! Sehen wir weg!“

In diesem Aphorismus Friedrich Nietzsches aus der Fröhlichen Wissenschaft (§ 321 – gegendert von mir)drückt sich eine Intuition einer progressiven Desinvolvierung aus, der ich in diesem Essay nachgehen möchte.

Einer Haltung der Vorsicht und des Wegsehens werden in klassisch linkem Politikverständnis leicht reaktionäre und eskapistische Tendenzen vorgehalten. Diese Art von negativ verstandener Vorsicht wird mit privilegierter Zurückgezogenheit, Borniertheit und der Unfähigkeit assoziiert, aus sich selbst herauszukommen. Dem entgegen stellt man den Wagemut des Aktivisten, der aus der eigenen Komfortblase und der eigenen sicheren Umgebung ohne Rücksicht auf Verluste heraus prescht, um die Ungerechtigkeit der Welt zu bekämpfen. Der Aktivist in diesem Beispiel ist nicht mit Genderstern angeführt, um auf den meines Erachtens maskulinistischen Heldenpathos in dieser Konfrontationslogik hinzuweisen – wobei ich selbstverständlich damit nicht ausschließen will, dass auch weiblich gelesene Personen diese Art von Maskulinums performen können (oder teilweise sogar sollen).

Doch auch jenseits einer solchen feministischen Kritik an einer konfrontativen Aktivismus Logik ist noch etwas dran an der Gefahr, aufgrund einer Haltung der Vorsicht und des Vorzugs der Desinvolvierung in eine Art bürgerlichen Eskapismus abzurutschen, der sich den Problemen der Welt nicht (mehr) stellen möchte und also in eine privilegierte Komfortblase flüchtet. Die Wahrnehmung wird dann selektiv und baut auf einem Ausblenden der Strukturen auf, die den eigenen Komfort auf der Ausbeutung von anderen basieren lässt.

Alte und Neue Vorsicht

Zum Zweck der analytischen Abgrenzung möchte ich diese Art Vorsicht tentativ als „Alte Vorsicht“ bezeichnen und von der „Neuen Vorsicht“ abgrenzen, wobei die Adjektive „neu“ und „alt“ nicht so sehr als eine zeitliche Abfolgenordnung verstanden werden sollen, sondern eher als eine Unterscheidung der Einstellung gegenüber Neuem bzw. Altem. Ich glaube nicht, dass es die hier so bezeichnete „Alte Vorsicht“ zeitlich eher gab als die Neue. Vielmehr denke ich, dass beide Varianten in fast allen Haltungen der Vorsicht angelegt und stets latent vorhanden sind – es handelt sich immer um einen Balanceakt zwischen ihnen, was ein Nachdenken über sie so leicht ambivalent und explosiv macht.

Keine der beiden Vorsichten existiert jemals in Reinform – die Distinktion ist also bloß eine analytische. Die „Alte Vorsicht“ wird demnach als solche bezeichnet, weil sie das Alte und Bestehende akzeptiert und eskapistisch bejaht, während eine dem entgegengestellte „Neue Vorsicht“ versucht, den Rückzug und die Desinvolvierung dahingehend zu nützen, um einen feineren Geschmack für die latenten Potenziale zur Erneuerung zu entwickeln.

Diese Potenziale finden sich nämlich, wie diverse Theoretiker*innen des Minoritäten in der Folge von Gilles Deleuze und Felix Guattari argumentieren, zumeist außerhalb des Bereich des in der majoritären Ordnung Sichtbaren, weswegen eine Haltung der Vorsicht gegenüber dem Zuviel an sichtbaren (Ungerechtigkeiten) notwendig wird. Man kann den ganzen Tag und die ganze Nacht damit verbringen, sich über jeden problematischen Twitter-Post aufzuregen, der einer* angezeigt wird – doch ändern wird dies nichts an der problematischen Ordnung der Welt.

Vorsicht in einer anderen Natur

Die „Alte Vorsicht“ kann im klassischen Philosophiekanon mit diversen Positionen assoziiert werden, unter anderem jener der antiken Traditionen der Stoa oder der Kyniker, in modernen Texten besonders mit jenen von Kierkegaard und Schopenhauer. Schnell zusammengefasst, um nicht zu sehr in diese Denkgeschichte weißer Männer abzudriften, lässt sich die Tendenz der „Alten Vorsicht“ mit einer Ausrichtung des Lebens im Einklang mit den vorgefundenen Umständen (oftmals: „der Natur“) identifizieren. Ziel ist die Entwicklung einer Art Gelassenheit gegenüber diesen vorgefundenen Umständen, die man nicht ändern kann. Man zuckt die Achseln gegenüber der Schlechtigkeit der Welt und zieht sich in die Komfortblase einer stoischen Ruhe zurück. Das Problem an der Haltung der „Alten Vorsicht“ wäre aus aktivistischer Perspektive demnach, dass man sich durch eine als statisch und unveränderlich definierte „Natur“ der Dinge die Umstände der eigenen Lebensweise diktieren lässt und man also reaktionär in dem Maße wird, wie man sich an die vorgegebenen und sichtbaren Seins-Umstände anpasst.

Wohingegen dieser Traditionslinie einer Alten Vorsicht im Kanon viel Raum zugestanden wird, ist einer anderen Vorsicht, die innerhalb dieser „Natur“ Potenziale zur Veränderung und Erneuerung sucht, wenig Theoriebildung gewidmet. Deswegen konnte sie Nietzsche wohl auch als „Neue Vorsicht“ bezeichnen.

Diese „Neue Vorsicht“ zeichnet sich meines Erachtens durch einen radikal veränderten – und nicht mehr modernen – Begriff von „Natur“ aus. Zu lange wurde im abendländischen Kanon „Natur“ als etwas dem Menschen Äußeres verstanden – etwas, dem man entweder seinen* Willen aufzwingen muss oder dem man sich defätistisch fügen muss. Doch spätestens in einem Zeitalter der Katastrophen, wie Isabelle Stengers das vom „Einbrechen des Ökologischen“ gekennzeichnete Anthropozän nennt, ist dieser moderne Begriff der „Natur“ an seine semantischen Grenzen gestoßen. Die scharfe Trennung zwischen menschlicher Kultur und äußerer Natur ist in der Zeit des Ozonloch oder des Klimawandel hinfällig geworden: Unsere Kulturen haben massiven Einfluss auf das, was wir „Natur“ nannten und die jeweilig spezifische “Natur“ hat einen wesentlichen Einfluss auf die Bildung von „Kultur“. Wir Menschen können uns nicht mehr als der Natur Äußeres begreifen. „Wir verteidigen nicht die Natur, wir sind die Natur, die sich verteidigt“ –in diesem aktivistischen Slogan, der ursprünglich aus den französischen „ZADs“ stammt, drückt sich dieses neue politische Verhältnis am bisher klarsten aus.

In dieser neuen politischen Gemengelage nimmt auch die Vorsicht einen neuen und für die Neuerung oder Veränderung wesentlichen Platz ein. Entgegen einer „Alten Vorsicht“ kultiviert eine „Neue Vorsicht“ das Wegsehen und In-die-Blase-Gehen dann nicht als Selbstzweck einer ethischen Beruhigung und Befriedigung, sondern um die Veränderungs- wie Gefahrenpotentiale der sogenannten Natur, von der man sich nicht mehr abgrenzen kann, besser schmecken zu können. Diese Art von „Neuer Vorsicht“ blendet bewusst und gekonnt die allerorts sichtbaren Seins-Zustände aus, um sich für das Werden der Welt mitgestaltend zu sensibilisieren.

Das Virus zersetzt die Natur-Kultur-Dichotomie

Meine These ist, dass im Zuge der Pandemie-bedingten Lockdowns der letzten Jahre ein Vorzeichenwechsel entstanden ist, der die Entwicklung einer solchen Ethik der Neuen Vorsicht gleichzeitig notwendig und möglich macht. Das Virus verdeutlicht am vielleicht klarsten, dass die Natur auch in unserem Inneren ist. Die Kultur-Natur-Dichotomie hält dem mikrobiellen Bereich keine Sekunde stand und in Zeiten einer Pandemie merken wir plötzlich alle, dass alle unsere kulturellen Institutionen stets unter dem Einfluss der sogenannten „Natur“ stehen: gänzlich neue soziale Gepflogenheiten und Selbstverständlichkeiten mussten sich aufgrund der Pandemie entwickeln.

Der Begriff des „Social Distancing“ konnte sich während der Pandemie trotz seiner seltsamen antisozialen Konnotationen deshalb so breit durchsetzen, weil er ein bislang auf linker Seite eher moralisch verfemtes Bedürfnis nach Abstandskultur auf einen majoritären Begriff gebracht hat, der plötzlich progressiv und emanzipatorisch konnotiert war. Zum ersten Mal konnte man sich distanzieren und raushalten, ohne vom nagenden schlechten Gewissen heimgesucht zu werden. Plötzlich stand man auf der moralisch guten Seite, wenn man sich raushielt.

Niemand hat Politiker-innen gerufen – die Schwachköpfe fühlen sich berufen.

Weil die Natur im landläufigen Verständnis intuitiv als etwas Äußeres verstanden wurde, puschte man sich, wie der Stroh männische Aktivist am Anfang dieses Kapitels, zu oft in die permanente Aktion gegen das Schlechte in der Welt und konnte dem Bedürfnis nach Rückzug kaum Positives abgewinnen. Auch noch während der Pandemie verzweifelten linke Denker*innen älterer Schule, wie Giorgio Agamben, über diesen Verlust der für sie als politisch unumgänglich betrachteten Nähe-Involvierung, während jüngere, Queer-Denker*innen, wie Eva von Redecker, darin die Utopie eines „solidarischen Distanzgebens“ sahen.

Wenn die Natur hingegen stets in mannigfaltiger Weise auch in uns vorhanden ist, bedarf es einer vorsichtigen Filterarbeit, den richtigen Impulsen und Potentialen zu folgen. Vieles nicht sehen, um das produktive Chaos der Welt zu spüren und mit ihm plural, vielfältig, kreativ und gleichzeitig vorsichtig spielen zu können.

Freilich liegt auch in dieser neuen Haltung die Gefahr einer moralisierenden Normierung, wie wir in der Corona-Krise und ihrem sozialen Ergebnis einer extremen Polarisierung in zwei verfeindete (und gleichermaßen auf komplexitätsfeindliche Slogans verkürzte) Lager bereits bezeugen mussten. Doch gerade in der Kultivierung (anstatt eben der Moralisierung) einer Neuen Vorsicht und Abstandskultur auch noch lange nach der Covid-19-Pandemie liegt ein wesentliches politisches Potenzial, dem rasenden Stillstand unserer spätkapitalistischen Welt zu entkommen und im Zeitalter der Katastrophen der Komplexität der Lage gerecht zu werden.

Das Streben nach Wegsehen und (sicherer) Blase ist kein bloß reaktionäres und rechtes. Besonders in Zeiten von extremen Umweltkatastrophen und globaler Vernetzung, in der uns die Schreckensnachrichten der Gegenwart in eine Art schockierte Dauerlähmung bringen können, entpuppt sich eine Neue Vorsicht als wichtige Übung zur Bewahrung eines kühlen Kopfes und guten Geschmacks, um nicht bloß den majoritären Affektstimuli und ihren vorgegebenen Handlungsschemata hilflos ausgeliefert zu sein. Neue Vorsicht wird dann zu einer zentralen Voraussetzung für das Beibehalten von nachhaltiger Solidarität und Handlungsfähigkeit.

Anm. d. Red.: Mehr zu dieser hier skizzierten Neuen Vorsicht findet sich im jüngst erschienen Buch des Autors „Neue Vorsicht – Philosophie des Abstands im Zeitalter der Katastrophen.“

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Grafikquellen     :

Oben       —   Protest von FridaysForFuture und Anderen, sowie Ankunft der Verhandlungsteilnehmenden an der Messe Berlin zum letzten Tag der Sondierungsgespräche für eine Ampelkoalition.

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Kolumne-Fernsicht-Uganda

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Dezember 2022

Umstürzler in Deutschland schocken Afrika

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Von Joachim Buwembo

Dunkle Wolken zogen 2022 über Europa. Sie kamen aus Russland und verfinsterten zuerst die Ukraine.

Afrikaner, die es gewohnt sind, vor Unheil zu fliehen, konnten nicht glauben, dass Menschen mit hellen Haaren und blauen Augen aus einem europäischen Land in andere Staaten flüchten und von Hilfsorganisationen versorgt werden mussten.

Schockiert über steigende Preise für Speiseöl und Seife machten wir Afrikaner genau das Falsche: Anstatt sofort Millionen unserer unbebauten, fruchtbaren Quadratkilometer Land zu erschließen, um Sonnenblumen anzubauen, die schon nach drei Monaten eine üppige Ernte bringen, schickten wir eine Präsidentendelegation nach Moskau, um dort Hilfe zu erbitten.

Als im September die dunklen Wolken England bewölkten, weil Königin Elizabeth II. starb, wurden wir überrascht Zeugen, wie im Vereinigten Königreich reibungslose Übergänge stattfanden, auch wenn die Premierminister in rascher Folge wechselten. Hoffentlich haben wir Afrikaner gelernt, wie wichtig es ist, Institutionen und Verfassungen zu respektieren und die Regeln einer friedlichen Machtübergabe zu befolgen.

Das Jahr endete mit einem Schock aus Deutschland, als dort Dutzende Putschisten festgenommen wurden. In Afrika hielten wir das zunächst für einen Scherz. Deutschland gilt in ganz Afrika als Vorbild für Exzellenz nicht nur in technischen Belangen. Wir waren ­schockiert, dass afrikanische Methoden des Regierungswechsels von Europas stärkster Wirtschaftsmacht erprobt werden sollten.

Auf der anderen Seite des Atlantiks hat Afrika zuvor über die Präsidentschaft von Donald Trump gewitzelt. Afrika gefiel Trump sehr, weil er zeigte, dass auch mächtige, entwickelte Staaten wie ein Zirkus geführt werden können. Trumps Weigerung, die Macht abzugeben, und der Putschversuch seiner Anhänger wurden in Afrika als Beweis gesehen, dass auch die USA auf unser Niveau sinken können.

Ablieferung von Kautschuk in Deutsch-Ostafrika. – Schon vergessen wie das Reich über Euch kam und sich nahm, was zu nehmen war?

Diese Haltung und Reaktion in Afrika ist aufgrund der Ereignisse während der Kolonialzeit leichter zu verstehen. Nach der Berliner Konferenz von 1884–85, bei der Afrika aufgeteilt wurde, entsandten die europäischen Mächte in der Regel respektable Fachkräfte zur Arbeit nach Afrika. So kamen weite Teile Afrikas damals mit Europa nur durch aufrichtige Missionare, Lehrer, Ärzte, Ingenieure und disziplinierte Militärs und Polizisten in Kontakt.

Als jedoch der Zweite Weltkrieg ausbrach, rekrutierten die europäischen Kolonisatoren viele Afrikaner als Soldaten. Sie erlebten, dass auch der „weiße Mann“ von Angst ergriffen und sogar besiegt werden kann. Bei ihrer Rückkehr überzeugten sie ihre Landsleute davon, dass die Kolonisatoren auch nur Menschen seien und bekämpft und vertrieben werden könnten. Das beschleunigte die Dekolonisierung.

Quelle       :          TAZ-online          >>>>>         weiterlesen

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Oben     —     Vogelbeobachtung in Panama

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DL – Tagesticker 24.12.2022

Erstellt von DL-Redaktion am 24. Dezember 2022

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Leseauswahl des „Bengels“:  – . –  1.) „Die Grünen sind gefährlicher als die Reichsbürger“  – . –  2.)  Steinmeier: Unser Land wächst über sich hinaus“  – . –  3.) Lieber weniger komplexe Waffensysteme als den Puma, dafür solche, die funktionieren  – . –   4.)  „Danke, aber ich kann mir das Medikament nicht leisten“  – . –  5.) Die Letzte Generation ist keine kriminelle Vereinigung  – . –   DL wünscht allen Leser-Innen eine gute Unterhaltung.

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Wurde nicht früher schon gesungen: „Die Liebe ist ein seltsames Spiel?“ Aber über eine Gefährlichkeit durch Reichsbürger sollten besser die Diskutieren, welche unter ihrer Fahne, mit Hymen und Adler im Lehrsaal für Demokraten, unter ihrer Käseglocke im Reichstag sitzen und trotz Blindheit das zweite Auge des Adlers erkennen. 

Satire? Politik? Martin Sonneborn und Gregor Gysi werden vom Volk geliebt. Worüber die beiden Politiker am Donnerstagabend in Berlin gesprochen haben.

1.) „Die Grünen sind gefährlicher als die Reichsbürger

Der eine ist das Gewissen der krisenbelasteten Linkspartei, der andere der oberste Satiriker der deutschen Europapolitik. Am Donnerstagabend sind der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi (74) und der Chef der Partei Die Partei Martin Sonneborn (57) in einem Saal in Berlin-Reinickendorf aufeinandergetroffen, um besinnlich-satirisch über das vergangene und das kommende Jahr zu plaudern. Moderiert wurde das Aufeinandertreffen von Reporter Ulli Zelle, der ab und zu Scherze über seinen Arbeitgeber RBB und dessen ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger machte. „Missverstehen Sie mich richtig!“ heißt die Gesprächsreihe. Doch der Titel war dieses Mal eine Mogelpackung: Die beiden Gäste kennen sich gut, grundlegende Missverständnisse bleiben aus – dafür bieten sie einigen unterhaltsamen Erkenntnisgewinn. Wir haben die besten Zitate ausgesucht. Über Korruption im EU-Parlament. Martin Sonneborn: Ich finde, dass wir überschätzt sind, wenn wir als Europa-Abgeordnete dort bestochen werden. Wir haben kein Initiativrecht und keine Möglichkeit, wirklich Gesetze durchzubringen. Ich glaube, das war ein Fehler (von Katar, Vizepräsidentin Eva Kaili zu bestechen – Anm. d. Red.). Ich glaube zudem nicht, dass ein Parlamentarier sich bücken würde, wenn 2000 Euro auf dem Flur liegen würden.

Berliner-Zeitung-online

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Ja natürlich die Lehrzeit unter Merkel ist auch beim Gruß-Onkel angekommen. Nicht Ich, Du oder Sie – „Unser Land wächst über sich hinaus. “ Ist an und für sich alle Banane was dieser Herr auch sagt, da er politisch nicht das Sagen hat.  Aber der Gustav formulierte es einst Treffender als er sagte: „Ich liebe nicht mein Land, sondern nur meine Familie.“ Müssen wir jetzt alle in Mitleid für eine Ehefrau weinen?“ 

Explodierende Preise, Energieknappheit, Existenzängste: Bundespräsident Steinmeier weiß um die Sorgen und Nöte der Menschen in Deutschland. Zu Weihnachten verbreitet er trotzdem auch Optimismus.

2.) Steinmeier: Unser Land wächst über sich hinaus“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland angesichts der Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg zu Zusammenhalt und Zuversicht aufgerufen. „Wenn dieses Jahr ein Gutes hatte, dann doch die Erfahrung: Gemeinsam kommen wir durch diese Zeit“, sagte das Staatsoberhaupt in seiner diesjährigen Weihnachtsansprache. „Und deshalb ist es mein Weihnachtswunsch, dass wir diese Zuversicht mitnehmen ins neue Jahr. Dass wir alles stärken, was uns verbindet.“ Wenig Hoffnung machte Steinmeier allerdings für ein schnelles Ende des Krieges. Zugleich mahnte er, den Kampf gegen den Klimawandel nicht zu vernachlässigen. „Ja, dies sind raue Zeiten. Wir stehen im Gegenwind“, sagte Steinmeier. „Und dennoch: Gerade Weihnachten ist der richtige Moment, auf das zu schauen, was uns Zuversicht gibt. Und das gibt es.“ Die Ukraine behaupte sich gegen die russischen Angriffe mit großem Mut. Europa stehe zusammen. „Und unser Land wächst in der Herausforderung wieder einmal über sich hinaus. Wir sind nicht in Panik verfallen, wir haben uns nicht auseinandertreiben lassen.“

H.-Abendblatt-online

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Wem wäre das Tier auf vier Beinen nicht sympathischer als dieser eiserne Sarg auf Ketten?  Weist dieser Artikel nicht dezidiert darauf hin, in  welch einen desolaten Zustand sich diese staatliche Tötungsmaschine unter den geschönten Namen  „Bundeswehr“  seit Gründung befindet ? „Wie der Herr – so sein Gescher ?“ Erst waren da die Nazis welche von den Republikanern als Oberst abgelöst wurden? 

Für einige Leute in Deutschland fällt Weihnachten aus. Nach der neuen Panzerpanne der Bundeswehr heißt es für Personal aus Militär, Ministerium und Industrie in diesem Jahr durcharbeiten.

3.) Lieber weniger komplexe Waffensysteme als den Puma, dafür solche, die funktionieren

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erwartet bis Silvester einen Bericht über die Schäden am Schützenpanzer Puma. Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann, die die Panzer gemeinsam gebaut haben, wollen sie eine Woche später sogar schon repariert haben. Beide Seiten kämpfen mit den Ankündigungen um das eigene Ansehen: Lambrecht steht ein Jahr nach Amtsantritt ohnehin in der Kritik. Das letzte, was sie jetzt noch braucht, ist ein Skandal um den Puma. Die Rüstungskonzerne bangen darum, ob überhaupt noch mal jemand bei ihnen einen Schützenpanzer bestellen wird. Die Angelegenheit scheint alles, was in den letzten 20 Jahren deutscher Rüstungsprojekte schiefgelaufen ist, noch einmal als Farce zusammenzufassen – und das ausgerechnet in dem Augenblick, in dem die Ampel beginnt, die ersten Milliarden ihres Sondervermögens auszugeben. Allerdings müssen sich Lambrecht und die Ampelkoalition diese Pannengeschichte nicht ankreiden lassen. Die ersten Puma-Verträge schloss einst die Regierung unter Gerhard Schröder ab. In den folgenden Jahren redeten wechselnde Verteidigungsminister mit. Ein neuer, hochmoderner Schützenpanzer sollte es werden mit allerhand Spezialeigenschaften, die ihn auf dem Papier zu einer hervorragenden Waffe machten, in der Praxis aber nie funktionieren ließen und noch dazu besonders teuer machten. Die Probleme sind so hartnäckig, dass sie selbst durch eine Generalüberholung von bisher 40 Fahrzeugen offenbar nicht beseitigt werden konnten. 18 Pumas aus dieser für viel Geld modernisierten Fuhre fielen jetzt während einer Übung allesamt aus.

TAZ-online

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Wer immer in diesem Land etwas gutes für das Volk verändern will, muss damit beginnen das politische Unkraut mit den Wurzeln auszureißen ! Da darf es keinen Unterschied zwischen Rechts und Links geben – wenn der Gestank aus der Mitte kommt !

Von Armutsbetroffen – Fehlender Fiebersaft, keine Antibiotika: Viel wird derzeit über den Medikamentenmangel geschrieben. Unsere Autorin kann sich Schmerzmittel und Nasentropfen jedoch schon lange nicht kaufen – und ruft Ärzte zu mehr Sensibilität auf.

4.) „Danke, aber ich kann mir das Medikament nicht leisten“

Es ist Winter, durch die Stadt laufen dick angezogene Menschen mit laufenden Nasen. Wie schwer ist es sich vorzustellen, dass jeder fünfte bis sechste von ihnen armutsbetroffen ist? Wir sprechen jetzt über den Medikamentenmangel, doch schon vorher sind Medikamente, die nicht voll von der Kasse übernommen werden, für uns Armutsbetroffenen nicht drin. Nicht drin, das heißt: Wir können sie nicht kaufen, also nehmen wir sie nicht. Nasentropfen zum Beispiel. Natürlich riskieren wir damit, noch kränker zu werden und nein, es ist nicht schön, eine Stirnhöhlenentzündung zu bekommen, weil man sich die Tropfen nicht leisten kann. Als meine Tochter Anfang des Monats krank wurde, fand ich Hustensaft und Nasentropfen im Angebot – und war so froh. Anfang des Monats war noch genug Geld dafür da. Und ja, das fehlt dann wieder am Ende :-/ Uns als Armutsbetroffene begleitet immer diese Frage: Wann ist es wirklich notwendig, Schmerzmittel zu kaufen und zu nehmen? Ich halte das noch aus, ich halte das noch aus … Wer armutsbetroffen ist, hat ohnehin eine höhere Hemmschwelle, zum Arzt zu gehen. Immer wieder machen wir die Erfahrung, dass einige Mediziner-innen und Arzthelfer-innen nicht situationssensibel sind. Es ist schwer, zu dem gut gemeinten, aber leider grünen Privatrezept zum Arzt zu sagen: „Danke, das ist nett, aber ich kann mir das Medikament nicht leisten.“ Ich finde manchmal solche Rezepte weggeworfen im Park.

Freitag-online

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Kriminell können in solch einen Fall nur die Staaten reagieren welche in ihrer Hilflosigkeit, gegen das verbriefte „Recht der Demokratie“ auf „Freie Äußerung der Meinung“ mit der Hilfe von Uniformierten Schlägertruppen reagiert.

Kriminelle Suppe – In Bayern sitzen bereits Mitglieder der Letzten Generation in Präventivhaft. Währenddessen ermittelt die Staats­an­walt­­schaft Neuruppin gegen weitere Aktivist:innen wegen Verdacht auf Bildung einer kriminellen Vereinigung.

5.) Die Letzte Generation ist keine kriminelle Vereinigung

Am Morgen des 13. Dezember hat die Polizei in mehreren Bundesländern die Wohnungen von elf Aktivist:innen der Letzten Genera­tion durchsucht. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt gegen sie wegen eines Anfangsverdachts auf die Bildung einer kriminellen Vereinigung nach Paragraph 129 des Strafgesetzbuchs. Dabei geht es wohl vor allem um Sabotageaktionen an der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt, wo Aktivist:innen seit April mehrfach den Betrieb gestört hatten, um auf die Folgen der Nutzung von fos­silen Energieträgern hinzuweisen. Eine Verurteilung kann bis zu fünf Jahren Haft bedeuten. Nicht jede Vereinigung, die Straftaten begeht, gilt auch als kriminelle Vereinigung. Die begangenen Taten müssen eine »Erheblichkeitsschwelle« überschreiten. Das ist der Fall, wenn der Zweck oder die Tätigkeit jener Vereinigung auf die Ausführung von Straftaten ausgerichtet ist, die »im Höchstmaß mit Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren bedroht sind«. Ansonsten hängt es vom Einzelfall ab. Einfache Sachbeschädigungen oder Straßenblockaden wiegen häufig nicht schwer genug, um auch eine Strafbarkeit nach Paragraph 129 zu begründen, machen jedoch die übergroße Mehrheit der Straftaten aus, die der Letzten Generation vorgeworfen werden. ­Zudem ist nicht jede Straßenblockade eine strafbare Nötigung, da diese die Anwendung von oder Drohung mit Gewalt voraussetzt. Auch wenn der Begriff der Gewalt hierbei meist weiter ausgelegt wird als im alltäglichen Sprachgebrauch, sind friedliche Sitzblockaden nicht prinzipiell Straftaten. Nur unter bestimmten Bedingungen können sie juristisch als solche angesehen werden.

jungle. World-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tun haben.  Danke !

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