Sparen fürs Klima
Erstellt von Redaktion am 1. September 2022
Debatte über Verzicht in der Klimakrise
Und wo sparen die politischen Schnorrer, welche kaum einen Cent ehrlich verdient haben ?
Von Bernward Gesang
erzicht auf den Energieverbrauch muss nicht immer weh tun. Nur mit Verschwendung aufzuhören, wäre schon ein wesentlicher Schritt.
Die weltpolitische Lage ist wirklich deprimierend. So deprimierend, dass manche Menschen gar keine Nachrichten mehr hören wollen. Dabei entgeht uns, dass bei allen Widrigkeiten nun in die Klimakrise Bewegung kommt. Europa verhandelt über ein ehrgeiziges Klimaschutzpaket, Deutschland hat zwei ehrgeizige Klimaschutzpakete verabschiedet.
Die USA haben immerhin ein großes Klimapaket beschlossen, Australiens Regierung scheint den Ernst der Lage zu erkennen und auch Kolumbien und nach den nächsten Wahlen nimmt vielleicht auch wieder Brasilien den richtigen Kurs auf. Nun könnte man sagen, das reicht alles nicht. Das ist richtig. Aber es ist viel mehr in Bewegung als in den letzten Jahren.
Zudem haben wir jetzt die Chance, Energiesparen als zusätzlichen Hebel für den Klimaschutz zu entdecken und so die Lücke, die die internationalen Bemühungen offenlassen, zu verkleinern. Der unglückselige Krieg in der Ukraine und das Bestreben, Gas aus Russland einzusparen, hilft uns dabei. Es sollte endlich in die Debatte dringen, dass all die Sparmaßnahmen von öffentlicher verordneter und privater freiwilliger Hand auch einen Klimaeffekt haben.
Längst hätte man sie unabhängig von der Gaskrise vorantreiben sollen! Von diesen Gedanken kommt man schnell zu der Forderung, dass diese und noch mehr Maßnahmen dauerhaft unsere Klimapolitik flankieren sollen. Wir brauchen nachts keine beleuchteten öffentlichen Gebäude, während die Straßen völlig menschenleer sind. Bei uns hat sich Wohlstandsspeck eingeschlichen, der neutral betrachtet schlicht Verschwendung ist.
Kostengünstige Sparpotentiale finden
So ist es sehr wohl zumutbar, im Winter einen Pulli mehr anzuziehen, anstatt die Heizung aufzudrehen. Auch die Industrie hat Möglichkeiten, Energie und damit Kosten zu sparen. Schätzungen zufolge ließen sich mindestens 20 Prozent insbesondere bei Druckluft, Pumpen, Ventilatoren und Abwärmenutzung einsparen, wenn allen die richtigen Informationen bekannt wären, die etwa das Umweltbundesamt zusammenstellt.
Und wenn kurzfristige Investitionen für langfristige Gewinnpotenziale genügend gefördert würden. Dass diese Potenziale immer noch brachliegen, ist angesichts der Klimakrise genau so ein Skandal wie die Tatsache, dass es erst eine Gaskrise brauchte, um Einsparungen überhaupt zu diskutieren. Diese Lücken sind nun schleunigst und verbindlich – nicht erst irgendwann und freiwillig – zu schließen. Insofern liegt sogar in der vertrackten Situation eine Chance für die Zukunft.
Es geht nicht um das Sparen, das weh tut, sondern es geht um sparen, das uns kaum etwas kostet oder sich sogar rechnet. Wir sollten uns bemühen, weitere kostengünstige Sparpotenziale ausfindig zu machen und zu verselbstständigen. Völlig unverständlich, warum in der Coronakrise die Wirtschaft plötzlich stillstehen konnte und in der Gaskrise plötzlich von Russland unabhängig werden kann, aber uns die Wälder abbrennen und die Ernten vertrocknen. Warum ist das für das Klima nicht drin?
Scholz schnüffelt nach Gas im Senegal ?
Die beschriebenen Sparmaßnahmen gilt es langfristig zu denken. Dementgegen sollten politische Maßnahmen zur Energieversorgung derzeit stets daraufhin beobachtet werden, dass sie fossile Energien nur kurzfristig anvisieren. Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz im Senegal Gasfelder erschließen will, ist das Irrsinn, denn dieses Gas kommt erst in einigen Jahren, wenn wir es eigentlich nicht mehr brauchen sollten.
Langfristig nur auf Erneuerbare setzen
Wir dürfen nicht zulassen, dass die Regierung einen heimlichen Rollback veranstaltet, was sich auch durch langfristige Planung für Flüssiggas-Terminals abzeichnet. Wenn man von langfristigen Lieferverträgen der EnBW für 20 Jahre zusätzliche Gaslieferungen liest, erkennt man, dass die Gaskrise und die allseits zu spürende Angst schnell für den großen Reibach missbraucht werden können.
Weil alles wahnsinnig schnell gehen muss, wird vieles durchgewinkt, was Unsinn ist. Es bedarf für Energiesicherheit keiner Absicherung der Erneuerbaren durch Grundlast, die rund um die Uhr verfügbar und etwa wie Atomkraft kaum spontan regulierbar ist. 100 Prozent erneuerbare Energien sind auf Dauer möglich mit den bekannten erneuerbaren Technologien, Speichern und intelligent verschalteten Netzen.
Quelle : TAZ-online >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Berlin bei Nacht. Blick vom Europa-Center in westlicher Richtung. Kurfürstendamm (Mitte) und Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz rund um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche November 2015. Der Weihnachtsmarkt ist im Bau. Eröffnungstag war der 23. November.
Verfasser | Sebastian Rittau / Quelle : Eigene Arbeit / Datum : 15. November 2015, 00:00:28 Uhr |
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