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RENTENANGST

Archiv für April 7th, 2022

Der Netflix – Präsident

Erstellt von Redaktion am 7. April 2022

Macron hat die einst großen französischen Volksparteien, die Sozialisten und die Republikaner, final versenkt

Die Mitglieder debattierten mit Emmanuel Macron über die Prioritäten des französischen Ratsvorsitzes - 51830992095.jpg

Warten auf Jemanden von Oben – oder was deutet der Augenaufschlag  an?

Von Harriet Wolff

Am Sonntag wählt Frankreich. Vor dem ersten Wahlgang inszeniert sich Favorit und Amtsinhaber Macron als smarter Bewahrer der Grande Nation.

Emmanuel Macron sagt, sinngemäß übersetzt, in leicht flapsigem Unterton: „Die dümmsten Fehler habe ich immer dann gemacht, wenn ich mir meiner selbst zu sicher war.“ Es soll wohl selbstkritisch herüberkommen. Dann versinkt er im Fond seiner Präsidentenlimousine. Der Mann versteht zu schauspielern, sein Handwerk hat er bekanntlich in einer von seiner späteren Frau Brigitte geleiteten Schultheatergruppe in der französischen Provinz gelernt.

Wo sind wir hier? Voilà: Der mit derzeit rund 27 Prozent aussichtsreichste Kandidat für die erste Runde, vor der rechten Marine Le Pen mit um die 21 Prozent, spielt sich selbst. Und das Youtube-Spektakel heißt der Einfachheit halber „Le candidat“. Jede Woche gibt es eine neue, mehrere Minuten lange Folge. Die Miniserie funktioniert nach dem Netflix-Prinzip – eine Pseudorealität erscheint derart perfekt ausgeleuchtet, elegant manipulativ inszeniert und geschnitten, dass man sich in der Wirklichkeit wähnt.

Doch sehen wir stets nur den rastlosen Mimen Macron. Das Ganze soll Bür­ge­r:in­nen­nä­he vorgeben – „avec vous“ heißt das Motto – das sowohl „mit euch“ als auch „mit Ihnen“ bedeutet. Es suggeriert, dass der 44-Jährige mittlerweile mit ganz Frankreich auf Sie und Du ist. Es gelingt ihm nur mäßig. Zwar ist er immer noch klarer Favorit und wird wohl ein zweites und verfassungsrechtlich bedingt vorerst letztes Mal Präsident werden. Doch rund 30 Prozent der Fran­zö­s:in­nen wollen erst mal gar nicht wählen, und mehr als ein Drittel im Land erklärt sich als stramm rechtsaußen.

Macrons ihm nachhängendes Image des arroganten, nicht zuhören könnenden Überfliegers, der etwa die aktivistische Gelbwestenbewegung 2018 unterschätzt und lange nicht ernst genommen hatte, will er mit der „Avec vous“-Kampagne abstreifen. Sie soll Herz und Demut angesichts der Nöte und Sorgen der Fran­zö­s:in­nen signalisieren. Derzeit versucht sich der Ex-Banker und Absolvent der Elite-Hochschule ENA als Kümmerer um die und Bewahrer der Grande Nation. Beiwerk dafür ist ihm seine von ihm 2016 gegründete Bewegung La République en Marche (LREM), die er strikt vertikal managen lässt.

Diese Konstellation passte auch zu seinem befremdlich pompösen Auftritt in der La-Défense-Arena am vergangenen Samstag vor mehr als 30.000 Fans. Allerdings: Quer durch alle Parteien ist Wahlkampf in Frankreich eine oft pathetisch ablaufende Geschichte. Überall weht dann ein Fahnenmeer, das mal mehr, mal weniger oder gar nicht mit Europafahnen durchsetzt ist.

Macron hat die einst großen französischen Volksparteien, die Sozialisten und die Republikaner, final versenkt

In dem Pariser Rugbystadion schwor er seine Fans dann auch auf „Kampf“ und „Generalmobilisierung“ für aufklärerische und liberale Werte der Republik ein. Das linke französische Onlinemagazin Mediapart kommentierte bissig: „Eine Veranstaltung, als wenn die letzten fünf Jahre nichts passiert sei.“ Richtig, und der deutsche Bundestagswahlkampf im vergangen Jahr – erinnert sich jemand noch daran? – wirkte dagegen wie ein „ZDF-Fernsehgarten“ ohne Musik.

Nun ist Macron kein Demagoge, wie es Marine Le Pen vom rechtsextremen Rassemblement National und der reaktionäre Kandidat Éric Zemmour von der Bewegung Reconquête sind. Macron ist ein hochbegabter Sowohl-als-auch-Bluffer, ein sozialdemokratisch angehauchter und unheimlich von sich eingenommener Verkäufer.

Macron als Start-up

Er ist sein eigenes, stets hochtourig laufendes, erzliberales Start-up. Derzeit schafft er es, die gesunkene Arbeitslosigkeit in Frankreich für seine Popularität zu nutzen. Doch wankt der schuldenfinanzierte Aufschwung nach dem Corona-Lockdown schon jetzt durch die wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten von Putins Krieg – Ausgang auf ganzer Linie ungewiss.

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Auch Macron lässt sich von Putin auf Distanz setzen !

Andererseits ist dieser Krieg ein willkommener Anlass für Macron, sich als franko-europäischer, staatsmännischer Beschützer und transatlantischer Weltenlenker zu präsentieren. „Die Rückkehr der Tragik“ nennt er den Überfall Putins auf die Ukraine und die Konsequenzen daraus für die, es klingt im Kriegszusammenhang wie Hohn, Weltgemeinschaft. Politik, Krieg und Tragik in einem Atemzug: Diese brenzlig gefühlvolle Variation kommt einem nüchternen Kanzler Scholz nicht auf den Merkzettel.

Bei Macron ist es ein ganz bewusst von ihm gewählter Cliffhanger, der mit ambivalenten und mulmigen Gefühlen der Wäh­le­r:in­nen spielt. Wenn es schiefgeht und Putin noch eins militärisch drauflegt, dann hat der Westen, hat Frankreich möglicherweise schlicht Pech gehabt, die Rückkehr der Tragik eben – doch, halt, stopp! Ich, Macron, werde mich, sinngemäß, „mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass es nicht so weit kommt“. Lasset uns beten zum Präsidenten!

Die großen Vergessenen

Quelle        :        TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —      Der französische Präsident Macron erläuterte den Europaabgeordneten am Mittwoch die Hauptziele und die politische Strategie für Frankreichs Semester zur Steuerung der EU. In einer Debatte im Straßburger Plenarsaal erklärte Präsident Macron, dass die Versprechen, auf denen die EU gegründet wurde – Demokratie, Fortschritt und Frieden – nun bedroht seien, und forderte eine Verpflichtung,

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Polizeiliche Kriminalstatistik:

Erstellt von Redaktion am 7. April 2022

Deutschland schon wieder sicherer – und viele denken das Gegenteil

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Quelle       :         Netzpolitik  ORG

Von    :     

Deutschland ist weiter auf dem Weg zu einer Gesellschaft mit weniger Kriminalität. Nur in einigen Feldern wie der Verbreitung von Kindesmissbrauchsdarstellungen steigt die Statistik, weil immer mehr Täter entdeckt werden.

Deutschland ist schon wieder sicherer geworden. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der in der polizeilichen Kriminalitätstatistik 2021 erfassten Delikte um 4,9 Prozent gesunken, vermeldet das Bundesinnenministerium.

In der Pressemitteilung heißt es:

Bei der Diebstahlskriminalität ist ein Rückgang um minus 11,8 Prozent auf 1.483.566 Fälle zu verzeichnen, beim Wohnungseinbruchdiebstahl sogar um minus 27,7 Prozent. Bei der Gewaltkriminalität sind die Fallzahlen um minus 6,8 Prozent auf 164.646 Fälle gesunken.

Diebstahl, Wohnungseinbrüche und Gewaltkriminalität werden für das Sicherheitsbefinden der Bevölkerung als besonders wichtig angesehen. Sie spielen auch regelmäßig in Statistiken, vor welcher Kriminalität sich Menschen fürchten, ganz oben mit. Bei Morden und Raubdelikten liegt der Rückgang gegenüber dem Vorjahr bei über zehn Prozent.

Gleichzeitig erreicht die Aufklärungsquote nun mit knapp 60 Prozent einen neuen Höchststand. Bei schweren Delikten wie Mord werden mehr als 90 Prozent der Fälle in Deutschland aufgeklärt.

Mehr „Cyberkriminalität“

Gestiegene Zahlen gibt es bei der so genannten „Cyberkriminalität“, wo ein Anstieg (12,1 Prozent) mit fortlaufender Digitalisierung der Gesellschaft einhergeht und sich Tatorte und Tatmittel ins Digitale verlagern.

Die stärksten Steigerungen in der Kriminalitätsstatistik sind im Bereich der Darstellungen von Kindesmissbrauch zu verzeichnen, das Bundesinnenministerium spricht von einer Verdopplung der Fälle. Was das Ministerium in der Pressemitteilung allerdings nicht sagt, worauf das zurückzuführen ist.

Jüngst beantwortete die Bundesregierung in einer kleinen Anfrage genau darauf: Der Anstieg sei letztlich auf die „verstärkte Aufhellung des Dunkelfeldes“ zurückzuführen. Der Anstieg in der Statistik hat laut der Bundesregierung mit immer besseren „technischen Detektionsmöglichkeiten“ zu tun, durch die „immer mehr inkriminiertes Material entdeckt“ würde. Es ist also kein Anstieg der Taten an sich zu verzeichnen, sondern es werden in diesem Deliktfeld mehr Taten und Täter entdeckt.

Dieses Kriminalitätsfeld weist generell auf ein Problem der polizeilichen Kriminalstatistik hin: Diese ist durch technische Änderungen, aber auch durch politisch-polizeiliche Fokusverschiebungen Änderungen unterworfen. Zudem wird in ihr nur die polizeilich registrierte Kriminalität, also das Hellfeld erfasst.

Deutsche nehmen Kriminalitätsentwicklung völlig falsch wahr

In Deutschland ist die Kriminalität alleine zwischen 2005 und 2019 um etwa 15 Prozentpunkte gesunken, hatte die Bundesregierung im vergangenen November in ihrem Periodischen Sicherheitsbericht verkündet.

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Diese Gesamtentwicklung Deutschlands führt zu einem Land mit immer weniger Kriminalität. Gleichzeitig ist die Wahrnehmung von Kriminalität in der Bevölkerung seit Jahren vollkommen entkoppelt von der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung. Während in der Befragung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) fast zwei Drittel von einer starken bis sehr starken Zunahme der Kriminalität in den letzten fünf  Jahren ausgehen, schätzen nur sechs Prozent der Befragten die Kriminalitätsentwicklung realistisch ein. Diese Zahlen decken sich mit einer Umfrage aus dem Jahr 2016, in der mehr als zwei Drittel der Befragten von dieser Fehlannahme ausgingen.

Die falsche Wahrnehmung der realen Kriminalitätsentwicklung ist auch ein Problem für die Grund- und Freiheitsrechte, weil sie eine höhere Akzeptanz von schärferen Gesetzen befördern könnte.

Lizenz: Die von uns verfassten Inhalte stehen, soweit nicht anders vermerkt, unter der Lizenz Creative Commons BY-NC-SA 4.0.

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Grafikquellen          :

Oben     —    Unterzeichnung des Koalitionsvertrags für die 20. Bundestagswahl am 7. Dezember 2021

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Corona – Pandemie

Erstellt von Redaktion am 7. April 2022

Corona-Tote als Kollateralschaden verbuchen?

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Quelle     :     Untergrundblättle – CH

Von  : Suitbert Cechura

Neueste Klarstellungen in Sachen deutscher Pandemiebekämpfung.  Die Infektionszahlen hierzulande explodieren und erreichen Rekordhöhen.

„Das erste Mal mehr als 300.000 Neuinfektionen. Das erste Mal mehr als 1,5 Millionen Corona-Infektionen in einer Woche. Das erste Mal 4.246.200 Infizierte zur gleichen Zeit… Aktuell gibt es rund 15-mal so viel tägliche Neuinfektionen wie auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle im Januar 2021…“ (Bild am Sonntag, 27.3.2022)Im Parlament wird gleichzeitig das Impfschutzgesetz gelockert und die Massnahmen zur Pandemiebekämpfung wird auf einen Basisschutz (für vulnerable Gruppen in Form von Maskenpflicht in entsprechenden Einrichtungen) reduziert, wobei den Ländern die Möglichkeit gegeben ist, weitergehende Massnahmen in so genannten Hotspots der Pandemie zu ergreifen. Die Ministerpräsidenten dagegen murren – so viel Föderalismus hatten sie nicht bestellt – und behalten sich vor, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen; viele verzichten auf weitergehende Massnahmen mit dem Verweis auf den Bund. Das erscheint alles sehr widersprüchlich, und man kann das Ganze für einen Irrsinn halten. Doch lassen sich hier auch Schlussfolgerungen ziehen, nämlich darauf, worum es in der Pandemiebekämpfung eigentlich geht und immer schon ging.

Wer oder was wird geschützt?

Dass angesichts explodierender Infektionszahlen die Massnahmen zur Beschränkung der Infektionen reduziert oder ausgesetzt werden, lässt den Schluss zu, dass es um den Schutz des Einzelnen vor Krankheit oder Tod nie ging. Offensichtlich kann die Politik mit vielen Kranken und auch täglich neu gemeldeten Todesfällen leben – mit einer Gesamtzahl an Toten, die sich inzwischen in einem Bereich bewegt, der der Einwohnerzahl einer Grossstadt entspricht.

Natürlich hat seinerzeit die politische Klasse ab einem gewissen Punkt die Warnungen der Virologen ernst genommen. Aber bedroht sahen Politiker sämtlicher Couleur, die sich ja in der Ministerpräsidentenrunde gemeinsam mit der Regierung treffen, immer die Volksgesundheit und das Gesundheitswesen. Und das sind zwei Dinge, die man nicht einfach als Selbstverständlichkeiten nehmen sollte. Erstens, die Sorge um die Volksgesundheit – sie meint nicht einfach ein Bemühen darum, dass alle gesund sind. Es geht vielmehr um die Sicherstellung des gesellschaftlichen Funktionierens, d.h. vor allem der Marktwirtschaft mit ihrem hochsensiblen Kapitalkreislauf, damit hier nichts durch (unkalkulierbare) Krankheits- und Todesfälle gefährdet wird. Daran haben sich die Massnahmen in der bisherigen Pandemiebekämpfung ausgerichtet, die gleichzeitig in Rechnung stellen musste, dass Bewegungsfreiheit und Leistungsfähigkeit des funktionierenden Volkskörpers mit gewissen Einschränkungen zu versehen war.

Die Eingriffe erfolgten daher dosiert. So wurde der Kernbereich der deutschen Wirtschaft mit Maschinenbau, Auto-, Elektro- und Chemieindustrie nicht wirklich eingeschränkt; wo es trotzdem zu Stockungen kam, wurden gleich entsprechende wirtschaftsfreundliche Überbrückungsmassnahmen (Kurzarbeit, Erleichterung von Abschreibungen oder Steuerpflichten etc.) ergriffen. Konsequent unterbunden wurden dagegen Aktivitäten im Umkreis der „Freizeitwirtschaft“.

Das Ganze war dabei auch immer ein Ausprobieren – ein Abwägen der Fragen, welche Einschränkungen überhaupt notwendig sind, welche Auswirkungen sie auf den Erfolg der deutschen Wirtschaft haben und welche Bereiche daher von den Einschränkungen verschont gehören etc. Vom Leitgedanken der Volksgesundheit her logisch, erschien es natürlich manchem als inkonsequent und willkürlich. Die neue Protestkultur fand nicht zuletzt hier ihr Material.

Das zweite Kriterium hiess immer, dass eine Überbelastung des Gesundheitswesens vermieden werden muss: „Bundesgesundheitsminister Prof. Lauterbach hält es in der aktuellen Infektionslage für den richtigen Weg, weitreichende Schutzmassnahmen auf Hotspot-Regionen zu beschränken. Die neuen Regeln des Infektionsschutzgesetzes berücksichtigen, dass eine Überlastung der Krankenhäuser nicht mehr flächendeckend zu befürchten sei.“

Die Sicherung der Funktionsweise des Gesundheitswesens war ebenfalls nicht damit gleichzusetzen, dass die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung störungsfrei zu halten war. Zwar waren die Intensivstationen nie überbelegt und „nur“ das Pflegepersonal überbelastet, aber viele („planbare“) Operationen wurden verschoben – was nicht ohne negative Auswirkungen nicht allein bei Krebspatienten blieb – oder Reha-Massnahmen entfielen. Jetzt weisen die oben aufgeführten Zahlen darauf hin, dass eigentlich das ganze Land ein einziger Hotspot ist, in dem die Infektionszahlen allenfalls noch geschätzt werden können. Dies ist für die Regierenden jedoch kein Anlass, die Einschränkungen weiter aufrecht zu erhalten: „Gesundheitsminister Karl Lauterbach geht von einer gigantischen Dunkelziffer aus: Täglich würden derzeit rund 300.000 Neuinfektionen gemeldet. ‚Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl mehr als doppelt so hoch ist‘, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin.“ (WAZ, 26.3.2022)

Gefordert sind in den Augen des Gesundheitsministers in erster Linie die Bürger, die sich impfen lassen oder in Eigeninitiative Masken tragen sollen. Das reformierte Infektionsschutzgesetz soll zudem den Ländern die Möglichkeit bieten, Hotspots zu bestimmen und weitergehende Massnahmen zu ergreifen. Diese weisen allerdings die Verantwortung für die Pandemiebekämpfung zurück und sehen die Bundesregierung gefordert. So bilden dieselben Parteien, die gleichzeitig in Bund und Land an der Macht sind, ihre eigene Opposition. Und auch der Gesundheitsminister Lauterbach hat seine Rolle verdoppelt: Er bringt mit seinem Bundesgesetz die Lockerungen auf den Weg und tritt gleichzeitig als Mahner vor den Folgen auf. Die Bürger können sich aussuchen, bei wem sie sich besser aufgehoben fühlen: Für jeden ist etwas im Programm.

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Dass dabei täglich Tote in reichlichem Umfang anfallen, ist auch kein Geheimnis: „Man stelle sich vor, in Deutschland würde jeden Tag ein Verkehrsflugzeug mit 200 bis 300 Passagieren an Bord abstürzen. Bei Corona passiert gegenwärtig aber genau das: Jeden Tag sterben Hunderte Menschen, die Infektionszahlen sind keineswegs gesunken, wie von Optimisten erhofft, sondern steigen wieder.“ (Peter Fahrenholz, SZ, 26./27.3.2022)

Entsprechende Todeszahlen werden übrigens täglich aus der Ukraine gemeldet und sollen die Unmenschlichkeit der Russen belegen. In Deutschland gelten solche Zahlen offensichtlich als Kollateralschaden, der im Rahmen eines funktionierenden Gesundheitswesens und vor allem einer funktionierenden Wirtschaft hinzunehmen ist.

Was nicht heisst, dass der Umfang der Schäden ignoriert würde. Die Zahlen werden auch weiterhin erfasst und begutachtet, denn die drohenden Gefahren sind nicht verschwunden. Schliesslich gibt es Rekordwerte bei den Krankmeldungen in Betrieben und Schulen, was die Funktionsweise der Gesellschaft ebenfalls gefährden könnte.

Das behalten die Verantwortlichen im Blick. Nach der Devise: Mal sehen, wo Eingriffe nötig sind und wo man sie unterlassen kann, mit welchen Risiken man, d.h. die Politik, also leben kann. Was eben auch noch eine andere Schlussfolgerung zulässt: „Die Durchseuchung wird also ohnehin kommen, fragt sich nur wie schnell.“ (Bild am Sonntag, 27.3.2022) Eine Immunisierung des Volkskörpers ist eben auf zwei Arten zu erreichen – durch Impfen und durch umfangreiche Infektionen – zwei G: genesen oder geimpft. Da ist die Politik undogmatisch, wenn nur die Normalität der Gesellschaft und Wirtschaft mit kalkulierbaren Toten wieder erreicht werden kann.

Zuerst erschienen bei Telepolis

Soweit nicht anders angegeben und keine Quellenangabe (Name einer Organisation oder Internet-Adresse) vorhanden ist, gilt für die Texte auf dieser Webseite eine Copyleft (Public Domain) Lizenz.

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Oben     — Cartoon: Vielleicht sollten bei der Durchsetzung der allgemeinen Impfpflicht Tierärzte mit entsprechender Ausrüstung eingesetzt werden.

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Ein Ukraine – Tagebuch

Erstellt von Redaktion am 7. April 2022

„Krieg und Frieden“
Putin wird nicht leiden

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Aus Wladikawkas von Boris Epchiev

Den Krieg in der Ukraine spüren die Menschen in Nordossetien im Nordkaukasus auch bei sich. Ungeachtet dessen, dass hier keine Granaten explodieren und keine Maschinengewehrsalven zu hören sind, gehen die Opfer des Kriegs bereits in die Hunderte.

Die Sache ist die, dass aus den Apotheken nach und nach alle importierten Medikamente verschwinden. Die Hersteller haben ihre Tätigkeit in Russland eingestellt. Das führt dazu, dass irgendwelche cleveren Banditen fast alle Medikamentenbestände aufgekauft haben und jetzt illegal damit handeln. Anschaulichstes Beispiel dafür ist vielleicht die Kontaktlinsenflüssigkeit, die früher um die 200 Rubel (circa 2 Euro) gekostet hat. Jetzt wird sie auf dem Schwarzmarkt für 1.000 Rubel oder mehr angeboten. Und das passiert, obwohl die Behörden gesagt haben, dass die Bestände an lebenswichtigen Medikamenten noch für 5 bis 6 Monate reichen. Die Menschen sind daran gewöhnt, dass der Staat sie immer betrügt. Sie versuchen deshalb, die letzten noch vorhandenen Medikamente zu kaufen. Das betrifft zum Beispiel französisches Insulin und Schilddrüsenmedikamente. Es gibt dazu auch russische Äquivalente, aber von viel schlechterer Qualität.

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Auch Zahnärzte sind betroffen, die fast kein Material mehr haben. Und wenn irgendein Gerät ausfällt, gibt es einfach keine Ersatzteile mehr. Man kann dann nur auf ähnliche Modelle aus chinesischer Produktion zurückgreifen, aber die lassen sich überhaupt nicht mit denen aus Europa oder den USA vergleichen. Deshalb haben sich die Kosten für zahnärztliche Behandlungen bereits verdoppelt, und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.

Diejenigen, die plötzlich ihre Medikamente nicht mehr bekommen, wundern sich über diejenigen, die diese Sanktionen verhängt haben. Sie sagen, dass sie vor allem die kleinen Leute treffen, die nichts mit dem Krieg zu tun haben. „Putin wird nie darunter leiden“, sagen sie. Dafür leiden sie selbst schon jetzt.

Quelle       :       TAZ-online        >>>>>           weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —   Anne Frank in 1940, while at 6. Montessorischool, Niersstraat 41-43, Amsterdam (the Netherlands). Photograph by unknown photographer. According to Dutch copyright law Art. 38: 1 (unknown photographer & pre-1943 so >70 years after first disclosure) now in the public domain. “Unknown photographer” confirmed by Anne Frank Foundation Amsterdam in 2015 (see email to OTRS) and search in several printed publications and image databases.

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Unten    —   Командующий 58 армией принимает военный парад во знаменование 70-ти летнего юбилея победы в Великой Отечественной войне в городе воинской славы Владикавказе, 9 мая 2015 года

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DL – Tagesticker 07.04.2022

Erstellt von Redaktion am 7. April 2022

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

Heute in der Auswahl des „Bengels“:  – . –  1.) Landtagsbeschluss BW   – . –  2.) Corona und das Recht   – . –  3.) Was Lambrecht sagt und was sie tut   – . –  4.) Künftig doch Fünf-Tage-Pflicht   – . –  5.) Der schönste Platz im All   – . –  DL wünscht allen Lesern eine  gute Unterhaltung.

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Wähler-Innen sucht das Land! Kinderkrippen werden demnächst zu Wahlräume und die Legitimationen für die Parlamente schon auf dem Wickeltischen von den Clan-Parteien vergeben, da viele der Alten das System lange durchschaut haben ?

Baden-Württemberg senkt Wahlalter auf 16

1.) Landtagsbeschluss BW

Im Bund wird noch über eine Absenkung des Wahlalters diskutiert, in Baden-Württemberg ist sie jetzt beschlossen: Dort dürfen künftig schon 16-Jährige den Landtag mitbestimmen. Das Parlament von Baden-Württemberg hat eine Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre beschlossen. Der Stuttgarter Landtag beschloss nach jahrelangem Ringen am Mittwoch mit der nötigen Zweidrittelmehrheit eine entsprechende Reform des Wahlrechts. Grüne, CDU, SPD stimmten dafür, die AfD dagegen. Die FDP stimmte in einer Teilabstimmung für die Absenkung des Wahlalters, aber in der Schlussabstimmung gegen die Reform, die noch andere Elemente enthält. Damit wird nicht nur das Mindestalter für das aktive Wahlrecht für Landtagswahlen, Volksabstimmungen, Volksanträge und Volksbegehren um zwei Jahre abgesenkt, sondern auch ein Zwei-Stimmen-Wahlrecht eingeführt.

Spiegel-online

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Sollte die Corona wirklich gefährlicher sein als ein Gang zu den Zwangs-Impfen? Lassen sich letztendlich nur Meinungslose Pimpfe – auch Impfen ? Wem gehört der menschliche Körper ? Den aufgeblasenen Politiker-Innen?

Irrungen und Wirrungen der Impfpflichtdebatte – das Finale

2.) Corona und das Recht

Der Bundestag will am morgigen Donnerstag über eine mögliche Impfpflicht entscheiden. Zwar scheint der Vorschlag für eine Impfpflicht ab 18 gescheitert zu sein. Doch auch alle anderen Varianten und sogenannten Kompromisse wären verfassungswidrig. Sämtliche Argumente für eine verpflichtende Impfung sind längst hinfällig. Eine Impfpflicht gegen Covid-19, gleichgültig ob einrichtungsbezogen, ab 18 Jahren, ab 50, ab 60 oder welche Abgrenzung den Bundestagsabgeordneten noch im Wege eines „Kompromisses“ bis morgen einfallen möge, ist verfassungswidrig. So sehen es beispielsweise auch der Staatsrechtler Alexander Blankenagel, die Rechtswissenschaftlerin und Ethikrat-Mitglied Frauke Rostalski sowie der Rechtsprofessor Kai Möller, etwas zurückhaltender der Staatsrechtsprofessor Thorsten Kingreen. Erhebliche Bedenken hat der ehemalige Bundesverfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier und sehr kritisch auch die Rechtsprofessorin Ute Sacksofsky. Eine Impfpflicht lässt sich sachlich nicht begründen: Kein Fremdschutz, keine Überlastung des Gesundheitssystems, keine relevante Immunitätslücke. Mit den bislang nur bedingt zugelassenen Impfstoffen kann sich nahezu jeder Erwachsene gegen einen schweren Verlauf selbst schützen, wobei sich gezeigt hat, dass der durch die verfügbaren Impfstoffe vermittelte Schutz auch gegenüber den bisherigen Virusvarianten wirkte. Einen relevanten, insbesondere dauerhaften Fremdschutz leisten die nicht sterilisierenden Impfstoffe indes bedauerlicherweise gerade nicht. Damit entfällt eines der „Hauptargumente“, das immer wieder seitens der Politik, aber auch in Alltagsgesprächen angeführt wird und sich trotz seiner Unrichtigkeit tief festgesetzt zu haben scheint.

Cicero-online

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Wer nichts wird – wird Gastwirt oder Anwalt und versucht dort den Lebensunterhalt zu verdienen , welchen Jeder-Mann -Frau als Minister-In vom Staat hinterhergeschmissen wird, ansonsten das Gedrängel um die Posten nicht zu erklären ist. Dieses im Besonderen wenn der Chef des Clan gleich einem Schlafwagen Schaffners regiert. Nicht nur SPD – alle Politiker-Innen plündern ihr Schland. Und die Waffen liefern immer wieder die gleichen Affen.

Kommentar von Anna Lehmann zur zögerlichen Rüstungshilfe für die Ukraine

3.) Was Lambrecht sagt und was sie tut

Dass sie einmal Deutschlands oberste Waffenlieferantin sein würde, hätte sich SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wohl kaum je erträumt. 2020 als Ministerin kündigte sie noch an, wieder in ihren Traumjob als Anwältin zurückkehren zu wollen. Die Union, die sich nun auf Lambrecht eingeschossen hat, ist mittlerweile der Meinung, dass sie als Anwältin besser aufgehoben wäre. Lambrecht als Verteidigungsministerin sei eine Fehlbesetzung. Kritik an der Regierung gehört zu den Pflichtaufgaben der Opposition. Brisant ist jedoch, dass auch der Koalitionspartner die Verteidigungsministerin kritisiert. Viel zu lange dauerten die Waffenlieferungen, urteilte der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour. Das saß. Scholz stellte sich im Bundestag zwar vor Lambrecht. Die miese Performance der Verteidigungsministerin konnte er nicht korrigieren. Lambrecht steht für die Verdruckstheit der Bundesregierung in Sachen Hilfeleistung, und sie agiert dabei besonders ungeschickt. Die rot-grün-gelbe Bundesregierung ist zerrissen zwischen der moralischen Empörung über Russlands Krieg und dem nüchternen Schutz nationaler Interessen. Nur nicht zu sehr zur Kriegspartei werden, das ist der Wunsch, und die Sorge um die Wirtschaft lässt die Koalition zögern vor dem Boykott russischen Öls und Gases. Im Kreise von Nato und EU werden Scholz, Lambrecht und Co als Brem­se­r:in­nen wahrgenommen. Ein Umstand, den sie mit besonders entschlossener Rhetorik zu kaschieren versuchen.

TAZ-online

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Sind wir wieder dort angekommen wo die Zunge schneller als das Hirn arbeitet? Oder lässt die persönliche Ausstrahlung auf die Arbeit innerhalb einer Position schließen ? Eine bessere Antwort hören wir auf : YouTube: „Stumpfsinn, Stumpfsinn, du mein Vergnügen,“

Bei „Markus Lanz“ – Lauterbachs Kehrtwende bei der Corona-Isolation

4.) Künftig doch Fünf-Tage-Pflicht

Mitten in der Nacht kippt der Gesundheitsminister seinen Coronaplan. Im TV. Es ist der vorläufige Tiefpunkt in 120 Tagen einer bisher schwierigen Amtszeit. Ausgerechnet bei „Markus Lanz“. In der ZDF-Talkshow war Karl Lauterbach vor seinem Aufstieg zum Bundesgesundheitsminister Dauergast, er schätzt hinter der Bühne besonders den Beeren-Teller. Hier mahnte und warnte der Rheinländer vor den Folgen der Corona-Pandemie, was das Zeug hält. Und hier verkündet er nun – als erster Bundesminister – live im Fernsehen den Rückzug eines wichtigen Vorhabens, das zum künftigen Umgang mit Corona-Infektionen. Es ist der vorläufige Tiefpunkt in 120 Tagen einer für ihn selbst oft unerquicklichen Amtszeit, wenngleich der SPD-Politiker immer noch zu den beliebtesten Politikern im Lande zählt. Aber das Signal seines Plans, das räumt er nun selbst ein, war fatal. Zum 1. Mai sollte eine Isolation im Falle einer Corona-Infektion nur noch freiwillig sein. Da parallel auch die Maskenpflichten weitgehend gefallen sind, könnte das bedeuten, dass ein Bürger, eine Bürgerin, mit Infektion ohne Maske im Supermarkt herumlaufen und einkaufen könnte. Eine Gefährdung der anderen in Kauf nehmend, aber ohne rechtliche Folgen. Lauterbach wollte Gesundheitsämter entlasten.

Tagesspiegel-online

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Das vorhandene System verbirgt eine sorgfältige Unterstützung der Machthabenden. Das Ergebnis weist auf eine nahezu ununterbrochene Macht der CDU hin, welche der Wirtschaft und dem grenzenlosen Wachstum uneingeschränkten Vorrang einräumte.

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Die Katastrophe liegt im Jetzt

5.) Der schönste Platz im All

Die Apokalypse ist der Imperativ des »Weiter so«. Revolutionen sollen ja, so schrieb es jedenfalls Karl Marx im 19. Jahrhundert, die »Lokomotiven der Weltgeschichte« sein. Walter Benjamins Einspruch, dass sie vielmehr der Griff jenes im Zug dahinrasenden Menschengeschlechts nach der Notbremse sein könnten, speist sich aus der historischen Niederlage der revolutionären Arbeiterbewegung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Entsprechend ging es Benjamin um eine Kritik des dort vorherrschenden mechanistischen Geschichtsbegriffs, dem zufolge es mit »der Revolution« wegen der historischen Gesetz­mäßigkeiten früher oder später hinhauen müsse. Doch beide Bilder der ­Revolution – als Lokomotive oder Notbremse – werden meist von jenen gegeneinander in Anschlag gebracht, die diese ohnehin »wie die Sünde hassen« (Friedrich Ebert) und jeden Gedanken an sie zu zerstreuen suchen. Ben­jamin monierte durchaus Marx folgend, dass die zu seiner Zeit sich als prole­tarisch verstehenden Revolutionen weder sich beständig selbst kritisierten noch grausam-gründlich genug die Halbheiten ihrer ersten Versuche verhöhnten – bis endlich eine Situation geschaffen sein sollte, so das Narrativ der proletarischen Revolutionen, die jede Umkehr unmöglich mache. Das bestehende Gesellschaftssystem verschlechtert die Lebensbedingungen aller bis ins Unerträgliche.

Jungle.world-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Unten       —     Karl Marx, Der Prophet

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