DEMOKRATISCH – LINKS

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RENTENANGST

Archiv für September, 2021

Seid Sand im Getriebe!

Erstellt von Redaktion am 10. September 2021

Fridays for Future muss radikaler werden. 

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Von Carola Rackete und Momo

Das Klima retten keine Appelle, sondern nur direkte Aktionen. Fridays for Future muss radikaler werden. Eine Antwort auf Luisa Neubauer/Carla Reemtsma.

Gemeinsam radikal die Verantwortung übernehmen, so endet der Text von Luisa Neubauer und Carla Reemtsma von Fridays for Future zum IPCC-Bericht in der taz vom 9. August. Der Titel lautete „1,5 Grad sind möglich“. Das klingt erst mal gut, doch was genau heißt das? Nach drei Jahren Streik fehlen vor allem konkrete Veränderungen. Nicht durch freundliche Appelle, sondern durch direkte Aktion bauen wir den notwendigen politischen Druck auf, um das zerstörerische Nichtstun endlich zu beenden.

Klar, ihr ruft zum 24. 9. die gesamte Gesellschaft zu einem weiteren globalen Streik auf. Allerdings gab es schon ein paar solcher Streiks. Sie zwingen die Verantwortlichen nicht zum Handeln. Natürlich wurdet ihr Fridays öffentlichkeitswirksam in jede Fernsehshow und zu Gesprächen mit Spit­zen­po­li­ti­ke­r*in­nen eingeladen. Man dankt euch viel für euer Engagement. Zugegeben, ihr habt in der Zivilgesellschaft viele Menschen erreicht, und darauf könnt ihr stolz sein. Dennoch sind für 2021 wieder steigende CO2-Emissionen prognostiziert und eure Streiks sind mittlerweile kaum mehr als eine symbolische Mahnwache, die keinerlei Druck erzeugt.

Sicher, ihr ruft auch zum Wählen am 26. 9. auf. Natürlich sind Mehrheiten im Bundestag wichtig. Wir werden in Deutschland vermutlich bald eine Koalition haben, die sich mit Mühe auf einen Kohleausstieg 2034 einigen kann. Das reicht bei Weitem nicht für das Einhalten des 1,5-Grad- Ziels und erst recht nicht für Klimagerechtigkeit. Was ist also unser strategischer Plan, diesen Druck auszuüben?

Die Reaktion muss sein dem parteipolitischen Nichthandeln, dem Status quo, unsere Unterstützung zu entziehen, anstatt ihn durch Appelle doch endlich zu handeln, weiter zu legitimieren. Es müssen sich, wie ihr in der taz schreibt, „Gott und die Welt in Bewegung setzen“. Aber sich in Bewegung zu setzen fängt bei euch, Fridays, und eurer Bewegung an. Statt weiter stur die Taktik des mittlerweile symbolischen Protests zu verfolgen, solltet ihr ehrlich reflektieren, was dadurch (nicht) erreicht wird, und euch von dieser lähmenden Taktik lösen. Ihr habt die Reichweite und die Verantwortung, direkte Aktion nicht nur in Worten zu unterstützen, sondern selbst umzusetzen und damit den Handlungsdruck massiv zu erhöhen.

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Das große Verdienst von Fridays for Future ist es, die Dramatik der Klimakatastrophe in das Bewusstsein sehr vieler Gesellschaftsteile getragen zu haben. Weil die ökologischen Krisen ihre Ursache in sozialen Verhältnissen hat, geht es der Klimagerechtigkeitsbewegung nicht um eine Serie kleiner Reformprojekte, sondern um grundlegende gesellschaftliche Veränderung. Dafür müssen wir insbesondere die Wirtschaft, welche ihre Profite auf dem Rücken des Globalen Südens erwirschaftet, radikal demokratisieren. Doch der Status quo ist träge und seine Profiteure wehren sich mit aller Macht gegen jede ausreichende Kurskorrektur. Wenn wir als Bewegung eine Chance haben wollen, dann müssen wir taktisch klug handeln. Wir müssen uns dem Status quo mit all unserer Macht in den Weg stellen und ihn verändern.

Die Machtverhältnisse,die den Kohleausstieg verhindern, ändern sich nicht ohne harte, scharfe Konfrontation

In Lützerath kursiert aktuell der vielsagender Aufkleber: „2018 hat angerufen, es will seine Bewegung zurück“. Damals haben tausende Ak­ti­vis­t*in­nen auf den Bäumen und in Sitzblockaden die Räumung des Hambacher Forst verhindert. Zehntausende Wald­spa­zier­gän­ge­r*in­nen kamen jedes Wochenende und störten die Räumungsarbeiten. Am Ende kamen 50.000 Menschen zu einer Großdemo, einen Tag nachdem sich die Regierung durch den entschlossenen vielfältigen Widerstand gezwungen sah, den Hambacher Forst auf rechtlicher Ebene zu retten. Das war der Erfolg einer Bewegung, die sich außerpalamentarisch organisiert hat und entschlossen für ihre Ideale eingestand. Im Gegensatz dazu sind die Erfolgschancen von reformistischer Dialogpolitik klar am Beispiel der Kohlekommission zu erkennen, deren Beschlüsse wir bis heute bekämpfen. Deswegen müssen wir situativ angemessenen Aktionsformen nutzen, die die Zivilgesellschaft im Hambacher Forst schon lange unterstützt hat.

Quelle         :        TAZ-online         >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen    :

Oben     —   Abschlusskundgebung der FridaysForFuture Demonstration am 29. März 2019 in Berlin.

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Wer wählt denn den Kellner?

Erstellt von Redaktion am 10. September 2021

Das Kanzlerparadox

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Ein Fingerzeig auf seine ruinösen Hinterlassenschaften im Ahrtal? 

Von Bettina Gaus

Laschet schmiert ab, Scholz gewinnt – diesen Eindruck erwecken die Umfragen. Doch Laschet hat weiter Kanzlerchancen. Denn anders als in vielen anderen Ländern wählen wir in Deutschland kein Staatsoberhaupt, sondern Parteien.

Noch gut zwei Wochen bis zur Wahl. Wenn es keine neuen, vielleicht gar substanziellen Nachrichten geben sollte, dann lässt sich dieser Zeitraum in Medien mühelos mit immer neuen Meinungsumfragen überbrücken. Auch wenn diese Momentaufnahmen inzwischen nur noch den immer gleichen Trend bestätigen – aber nichts, überhaupt nichts, darüber aussagen, wer demnächst ins Kanzleramt einzieht.

Es ist nämlich kein abgedroschenes Klischee, sondern eine Tatsache, dass wir kein Staatsoberhaupt, sondern Parteien wählen. Und, ja: das hat Konsequenzen. Zum Beispiel die, dass keineswegs immer die stärkste Fraktion die Regierungskoalition führt. Wenn Armin Laschet erreicht, dass ihn im Bundestag eine Mehrheit wählt, dann ist er der nächste Kanzler und nicht Olaf Scholz. So einfach ist das.

Ich höre schon das Geschrei: Das wäre doch total undemokratisch! Die Leute – vor allem Markus Söder – trauen Armin Laschet das Amt nicht zu. Er ist unpopulär. Wenn er trotz eines katastrophalen Ergebnisses für die Union seine Wahl erzwingt, dann zeigt das nur, dass er auch noch ein schlechter Verlierer ist. Wie Donald Trump.

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Grafikquellen          :

Oben     —     Armin Laschet (CDU) am Wahlabend der NRW Landtagswahl am 14. Mai 2017 in Düsseldorf

Unten      —         Maischberger, Sendung vom 14. Dezember 2016. Produziert vom WDR. Thema der Sendung: „Wutbürger gegen Gutmenschen: Verliert die Demokratie?“ Foto: Bettina Gaus („taz“-Journalistin)

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Am Deutschen Wesen …

Erstellt von Redaktion am 10. September 2021

Verkrampfte und maßlose Politik

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Quelle:    Scharf  —  Links

Ein Kommentar von Georg Korfmacher, München

Deutsche Politik ist zu einer Schule für Euphemismen mutiert. Nicht angenehme und/oder umstrittene Sachverhalte werden beschönigend, verhüllend, mildernd umschrieben. So z.B. die Fahrt eines deutschen Kriegsschiffes ins Südchinesische Meer. Unsere Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer hat am Parlament vorbei die Fregatte ‚Bayern‘ mit über 200 Soldaten Besatzung auf eine militärische Mission mit der verkrampften Behauptung geschickt, dass dies ein wichtiger Schritt für die deutsche Sicherheitspolitik sei. Noch vor nur neun Jahren musste der seinerzeitige Bundespräsident Köhler deshalb zurücktreten, weil er von militärischen Einsätzen zum Schutz von Handelswegen schwadroniert hatte. Aber nein, heute fährt die Fregatte doch nur zur Durchsetzung einer „regelbasierten internationalen Ordnung“ gegenüber dem imaginären Feind China, der sich – potzblitz – in den Gewässern vor seinem Land nicht alle Frechheiten der USA und anderer Möchtegerne gefallen lassen will. Und jetzt soll dort die ‚Bayern‘ zur Überwachung der Sanktionen gegen Nord-Korea kreuzen, selbstverständlich mit vorher einem Stopp im durchaus nicht nach internationaler Ordnung regelbasierten US-Militätstützpunkt Diego Garcia!

Ein anderes Beispiel maßloser Selbstüberschätzung ist der „Himalaya-Plan“ unseres Außenministers Maas. Mit einer neuen Weltordnung will er den deutschen Wohlstand sichern. Am Himalaya?! Péter plus haut que son cul (höher furzen als der Arsch), würden da seine französischen Nachbarn sagen. Aber nein, er meint natürlich den indo-pazifischen Raum. Denn dort findet z.Zt. das größte wirtschaftliche Wachstum in und um China statt. Aber es brauen sich dort auch, so Maas, höchst gefährliche Konflikte zusammen. Und da muss Deutschland unbedingt dabei sein. Die vom Bundeskabinett verabschiedeten Indo-Pazifik-Leitlinien sollen dafür die Richtschnur sein. „Der politische Westen liegt auch im Osten,“ so Maas. Also zurück zur Verteidigung unserer Werte am Hindukusch?! Dümmer geht’s nimmer.

Was soll all dieser Unfug? Unseren heutigen Wohlstand verdanken wir ganz wesentlich der erfolgreichen Zusammenarbeit mit China in den letzten 40 Jahren. Dort jetzt „Flagge“ zeigen ist eher unangebracht. Im Gegensatz zu den USA und auch unserer eigenen Geschichte hat China nie ein Land ausserhalb seiner Grenzen militärisch überfallen. Seit über 2000 Jahren betreibt China eine für alle erfolgreiche Handelspolitik mit dem Aushängeschild der Seidenstraße, nur unterbrochen von brutalen Überfällen „westlicher“ Mächte, allen voran Großbritannien.

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Der hinter der Schützenlisel marschierende Hund macht schon sein Männchen

Aber die Arroganz gepaart mit stupender Unwissenheit unserer Politiker lässt diese vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Eine gute Zukunft baut man nicht auf Hirngespinsten, sondern auf bewährten und ausbaufähigen Fakten der Gegenwart. Aber vor allem auf Respekt und Vertrauen, und eben nicht auf verkrampften und maßlosen Annahmen, Vermutungen und haltlosen Unterstellungen. Verständlich, dass 50% der Deutschen bei einer jüngsten Umfrage der Meinung sind, dass unser Staat mit seinen Aufgaben und Problemen überfordert ist. Und wer das Vertrauen der Bevölkerung nicht hat, sollte zurücktreten oder zumindest schweigen. Die Wahl in 14 Tagen wird nicht nur für manche Politiker peinlich enden, sondern hoffentlich auch zeigen, dass wir noch ein urteilsfähiges Volk sind.

Urheberrecht
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Grafikquelle :

Oben      —   Fregatte Brandenburg, F215

Die Fregatte «Bayern» gehört zur «Brandenburg-Klasse»: 139m lang, 16,7m breit, 6,3m Tiefgang. Bewaffnung: ein Hauptgeschütz, Reichweite 18km, zwei Maschinenkanonen 27mm, vier schwere Maschinengewehre, zwei Starter für Seezielflugkörper RGM-84 Harpoon mit einer Reichweite von 220km, ein Senkrecht-Startsystem für Flugabwehrraketen NSSM mit einer Reichweite von mehr als 50km, und weitere Waffen-Systeme. Besatzung: 232 Soldaten und Soldatinnen

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Unten     — Secretary of Defense Lloyd J. Austin III and German Defense Minister Annegret Kramp-Karrenbauer walk together into the German Ministry of Defense, Berlin, April 13, 2021. (DoD Photo by U.S. Air Force Staff Sgt. Jack Sanders)

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Berliner Stadtgespräch

Erstellt von Redaktion am 10. September 2021

Armut in Deutschland – No money, no Zins

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Von Ambros Waibel

Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht die Vermögensbildung durch Niedrigzinspolitik gefährdet. Und erzielt so einen Propagandaerfolg.

Vor ein paar Jahren kursierte im Freundeskreis eine Liste. Es ging darum, was man noch unternehmen kann, wenn gar kein Geld mehr da ist: also zum Beispiel sich in die Bibliothek setzen (soweit keine Pandemie das verhindert) oder gar ein Buch ausleihen (soweit die Ausweisgebühr bezahlt ist).

Für viele Menschen ist das Total-­abgebrannt-Sein nur eine Phase, die zum Erwachsenwerden dazugehört und auf die man im gesetzteren Alter sentimental zurückblickt. Für andere ist die Dauerpleite Lebensbegleiter. Zu den Promis dieser Kategorie gehört etwa der Dichter Dante ­Alighieri, dessen siebenhundertsten Todestags wir, wie es der Zufall will, nächste Woche am 14. September gedenken können. Dante spricht, in den höchsten denkbaren Höhen, also im Paradies angekommen, davon, wie versalzen die einem von den Reichen hingeworfenen Brotbröckchen schmeckten und welch bitterer Weg es sei, als ewiger Bittsteller die Treppen anderer erst hoch- und dann wieder hinuntersteigen zu müssen.

Deutschland ist bekanntlich eine Klassengesellschaft. Deswegen ist Hellhörigkeit angesagt, wenn ein von den Arbeitgebern finanzierter Thinktank sich in einer Studie plötzlich Sorgen um ärmere Haushalte macht. Erstellt hat die diese Woche erschienene Studie „Der ­Einfluss der EZB-Geld­politik auf die Vermögensverteilung in Deutschland“ das In­sti­tut der deutschen Wirtschaft (IW), herausgegeben wurde sie von der Stiftung Familienunternehmen.

Das IW ist im Nebenberuf übrigens auch zuständig für die arbeitgeberfinanzierte Propagandaorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Die INSM fiel jüngst durch ihre mindestens geschmacklose, wenn nicht „antisemitische Anspielungen in Kauf“ nehmende – so der Berliner Anti­semitismusbeauftragte Samuel ­Salzborn – Negativkampagne gegen die Grünen im Wahlkampf auf.

Keine Vereinigung netter Mittelständler

In der Studie kommen die Verfasser zu dem Schluss, die niedrigen Zinsen im Euroraum erschwerten den „Vermögensaufbau und die Altersvorsorge für diejenigen Haushalte, die aufgrund ihrer niedrigen Einkommen und niedrigen Vermögen auf risikoarme Anlageformen angewiesen sind“. Oder noch mal anders formuliert: „Nachteile ergeben sich vor allem für Haushalte, die nicht in eine Immobilie investiert haben beziehungsweise konnten und ihre Vermögensanlage über Zinsprodukte gestalteten.“

Hellhörigkeit ist angesagt, wenn ein Arbeitgeber-Thinktank sich um die Armen sorgt

Da die aus solchen Sätzen generierte und unbeschwert durch die Medien schwingende Botschaft die ist, dass die EZB schuld daran sei, wenn „arme“ Familien kein Vermögen aufbauten oder kein Häuschen mehr bauen könnten, muss noch nachgetragen werden, dass es sich bei der Stiftung Familienunternehmen mitnichten um eine Vereinigung netter Mittelständler handelt, sondern um eine – selbstverständlich gemeinnützige – Lobbyorganisation von Superreichen, die unermüdlich gegen Mindestlohn und höhere Erbschaftsteuern kämpft.

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Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft

Wenn wir nun zu den einleitenden Worten zurückkehren, dann ist zumindest eines klar: Wer kein Geld hat, bekommt auch keine Zinsen drauf. „Das reichste Zehntel in Deutschland verfügt über 67,3 Prozent des gesamten Nettovermögens. Für den großen Rest der Bevölkerung bleibt also wenig übrig, und die ärmere Hälfte besitzt fast nichts“, kommentierte Ulrike Herrmann in der taz die 2020er-Zahlen des – zu einem Großteil öffentlich finanzierten – Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Wem nichts zum Sparen bleibt, wer wie sehr viele Menschen nichts hat außer Kleidung, ein paar Haushaltsgeräten und, wenn es gut läuft, einem zur Hälfte abbezahlten Auto oder, wenn es schlecht läuft, einem zu bedienenden Kredit – wem es so ergeht, der wird der EZB eher dankbar sein müssen, dass sie durch den Niedrigzins wenigstens den Arbeitsmarkt am Laufen hält. Die lockere Geldpolitik stütze Wirtschaft und Konjunktur und sorge so für eine Verringerung der Arbeitslosigkeit und höhere Einkommen: Zu diesem Schluss kommt jedenfalls die Notenbank selbst. Von der Senkung der Arbeitslosenquote profitiere das einkommensschwächste Fünftel der Haushalte in besonderem Maße.

Worum es eigentlich geht

Quelles        :          TAZ-online            >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen      :

Oben        —       Karl Marx, The Prophet

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DL – Tagesticker 10.09.2021

Erstellt von Redaktion am 10. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Hier müssten die Widersprüche beginnen. GG –  alle Macht geht vom Volk aus, welche ein verbrieftes Recht auf Demonstrationen garantiert. Aber alle Uniformierten sind doch schon immer allzu willige und billige Büttel ihres Staates gewesen. Reichen denn selbst die neuesten Erfahrungen aus Afghanistan nicht aus ? Gewalt kann nicht durch Gewalt befriedet werden. Aber die Politiker sind mittlerweile so abgestumpft das sie Recht und Unrecht nicht mehr voneinander Unterscheiden können.

Rechtens ja – aber auch gerecht?

1.) Vorgehen der Polizei

Wenn die Polizei Proteste gegen die IAA schon im Vorfeld durch Einschüchterung oder gar „Wegsperren“ zu verhindern versucht, geht sie eindeutig zu weit. Manchmal sind Kleinigkeiten verräterisch. Ein Tweet zum Beispiel. „Was darf man noch machen, ohne gleich weggesperrt zu werden?“ fragt ein erboster Twitter-User, nachdem IAA-Gegner von der Polizei vorbeugend in Gewahrsam genommen wurden. „Alles, außer Straftaten und Ordnungswidrigkeiten“, antwortet die Pressestelle des Münchner Präsidiums. Und wer jetzt sagt: Ja – und?, der möge bitte nochmal kurz innehalten: Weggesperrt wegen einer Ordnungswidrigkeit? Also etwa, wenn jemand bei Rot über die Ampel oder zu schnell fährt? Im Ernst? Im Ernst. Freilich geht es nicht um Verkehrsverstöße. Das umstrittene bayerische Polizeiaufgabengesetz (PAG) erlaubt den vorbeugenden Gewahrsam – aber nur, wenn er tatsächlich „unerlässlich ist, um die unmittelbar bevorstehende Begehung oder Fortsetzung einer Ordnungswidrigkeit von erheblicher Bedeutung für die Allgemeinheit oder einer Straftat zu verhindern“. Diese Präventionshaft ist heftig kritisiert worden. Die nächsten Tage werden zeigen, ob die Münchner Polizei den Beweis erbringen will, dass diese Kritik gerechtfertigt war.

Süddeutsche-Zeitung-online

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Fühlte sich hier ein Schein „Grot’ß’e/r als Hamburger Innensenator per „Kleiner“ persönlich beleidigt? Früher war ja schon immer alles anders und nur der Oberbürgermeister für den Einsatz von Bullen von Grünen Wiesen zuständig, wenn das Gras abgefressen war. Wie doch die Zeit vergeht, kaum ist der Riese  als Bürgermeister weg, erscheint ein ganz Kleiner und glaubt mittels solcher Taten am heimatlichen Herd  Erwachsen zu werden? Seit wann ist der Gang ein Hinweis auf die Größe im Schritt ?

Hamburgs Innensenator wegen Hausdurchsuchung in der Kritik

2.) #PIMMELGATE

Andy Grote, SPD-Senator in Hamburg, hat wegen einer Beleidigung in den sozialen Netzwerken eine Privatwohnung durchsuchen lassen. Nun stehen er und die Ermittlungsbehörden unter Beschuss. Hamburgs Innensenators Andy Grote (SPD) hat einen Twitter-Nutzer wegen Beleidung angezeigt. Daraufhin durchsuchten Polizisten am Mittwochmorgen dessen Wohnung im Stadtteil St. Pauli. Der machte die Hausdurchsuchung daraufhin öffentlich und löste im Internet eine Welle der Empörung gegenüber den Ermittlungsbehörden aus. Ausgangspunkt war eine Twitter-Nachricht von Grote, in der er Ende Mai massenhafte Verstöße gegen die damals geltenden Corona-Regeln anprangerte. An einem Wochenende trafen sich Tausende im Hamburger Schanzenviertel zu Straßenpartys. Als die Polizei zur Räumung anrückte, wurden die Beamten mit Flaschen beworfen. Darüber regte sich Grote auf und schrieb auf Twitter:

Cicero-online

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Könnte dieses nicht ein klarer Hinweis auf die Kleingeistigkeit der Politiker-Innen sein? Sitzen in der Regierung und den Parlamenten vielleicht Personen denen die tagtäglichen Lebensgewohnheiten und Sorgen seiner Bürger-Innen vollkommen unbekannt sind, da sie – außer vor Wahlen -keinerlei Kontakte unterhalten?  Deutschland ist ein „Schiedsrichterstaat“ und die Pfeifen sitzen in den Regierungen und Parlamenten ohne einen Ton von sich zu geben.

70 Jahre Bundesverfassungsgericht:

3.) Bisweilen radikal

Im September 1951 wurde das Bundesverfassungsgericht gegründet. Welchen Einfluss hat es heute? Die jüngsten Entscheidungen zeigen ein buntes Bild. Deutschland ist ein „Schiedsrichterstaat“. Bei jeder großen politischen Frage gibt es in Deutschland stets zwei parallele Diskussionen. Ist das Gesetz sinnvoll? Und ist es verfassungskonform? Wer sich politisch nicht durchsetzen kann, geht zum Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe. Ein:e Klä­ge­r:in findet sich immer. Dass das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) so mächtig werden würde, ahnte vor 70 Jahren noch niemand, als das Gericht im September 1951 seine Arbeit aufnahm. Kein Wunder, denn die Verfassungsgerichtsbarkeit war eine junge Idee und ein Gericht mit dieser Machtfülle gab es noch nicht. Das BVerfG konzentriert sich ganz auf die Verfassungsinterpretation, es kann sogar Gesetze für nichtig erklären und je­de:r Bür­ge­r:in kann es einschalten. In diesen Tagen wird viel über die Leistung des Bundesverfassunggerichts in den letzten Jahrzehnten geschrieben. Doch wie steht es um seine Leistungsfähigkeit und seinen Einfluss heute? Schauen wir uns fünf aktuelle Entscheidungen an.

TAZ-online

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So sind Politiker eben und nie anders gewesen: „Als Räuber geboren – zu Schafe geschoren – um aller Welt ihr Unvermögen zu einer erfolgreichen Arbeitsweise zu zeigen.“

Nervige Blutspritzer auf weißen Wahlkampfwesten von Union und SPD

4.) BUNDESTAGSWAHL 2021

Die Bundestagswahl stehen vor der Tür, da sind dann wahlkampfstrategische Überlegungen wichtiger als die Rettung von Menschenleben in Afghanistan. Die Krokodilstränen waren noch nicht getrocknet, da gewannen wahlkampfstrategische Überlegungen wieder die Oberhand und die Rettung von Menschenleben wurde hinten angestellt. Stets hatten die Regierungsparteien eine Mitschuld am Desaster in Afghanistan wegzuquasseln versucht, gar eine kollektive Fehleinschätzung ins Feld geführt, auf dass kurz vor der Bundestagswahl 2021 ihre humanitäre Weste nicht noch ein paar hässliche Blutspritzer abbekomme. Doch Union und SPD können aufatmen, der Sturm der Empathie hat sich ins Wasserglas verzogen, womit sich Erstere wieder ihrem „sexy und soliden“ (Markus Söder, CSU) Wahlkampf widmen können, während Letztere Tag für Tag ihre Umfragewerte abfeiern. Die Groko im trauten Einklang mit der AfD. So richtig ernst scheint man die Situation in Afghanistan ohnehin nie genommen zu haben, was das allseits anerkannte Totalversagen in Sachen Ortskräfte offenbart. Immerhin hatten SPD und CDU/CSU im trauten Einklang mit der AfD am 23. Juni einen Antrag der Grünen negativ beschieden, die „Aufnahme afghanischer Ortskräfte“ zu beschleunigen. Wohl wissend, dass sich die Bundeswehr sechs Tage später komplett vom Hindukusch verabschieden würde.

FR-online

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Wären denn andere Vorstellungen überhaupt realistisch Vorstellbar um die Uniform eines Staates zu tragen ? Wurde nicht von Merkel für die Impfung gegen Corona eine nazi-o-nalistische Staatsräson eingefordert ? Welche Erwartungen verlange ich dann von Personen, welche auch noch freiwillig die Uniformen, als Zeichen des Lizenzgebers eine Waffe tragen zu dürfen,  anziehe ?

Bundeswehrreservisten sollen rechtsextreme Gruppe gebildet haben

5.) RAZZIEN IN DREI BUNDESLÄNDERN

Die Polizei hat in drei Bundesländern Wohnungen von mutmaßlichen Rechtsextremisten durchsucht – darunter auch Bundeswehrreservisten, die im Verdacht stehen, eine Wehrsportgruppe gebildet zu haben. Bei den Razzien hat die Polizei Waffen und Munition gefunden. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt gegen mehrere Bundeswehrreservisten, die sich zu einer rechtsextremen Wehrsportgruppe zusammengeschlossen haben sollen. Zuvor war bekannt geworden, dass die Polizei in einem Großeinsatz mehrere Objekte mutmaßlicher Rechtsextremisten in drei Bundesländern durchsucht hat. Insgesamt gebe es neun Beschuldigte, darunter seien sechs Reservisten, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Lüneburg am Freitag. Bei sieben Beschuldigten habe es Durchsuchungen gegeben, darunter waren demnach vier Reservisten. Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet.

Welt-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Kampf mit offenem Ende

Erstellt von Redaktion am 9. September 2021

Dabei können sie nur gemeinsam gewinnen

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Ist nicht das Gefühl der Macht bei den meisten Politiker-Innen in den Spitzenpositionen viel zu groß, um dieses alles in den Köpfen noch rational verarbeiten zu können? Aus diesen Machtgefühl  heraus glauben sie auch automatisch, als Herr-Innen  über das Recht und  die Gewalt bestimmen zu können? Darin fühlen sie sich durch Teile aus Presse, Religionen, sowie auch ihren Clan-Parteien befähigt. Nicht Götter haben die Menschen erschaffen – sondern die Menschen suchen sich ihre Götter in ihrer scheinbaren Hilflosigkeit.

Von Josef Alkatout

20 Jahre nach 9/11 dauert der präventive Krieg gegen den Terror an. Orient und Okzident treiben auseinander.

Bereits in der Antike begann mit dem Austausch von Regeln zwischen verfeindeten Völkern die Verrechtlichung internationaler Politik. Seitdem wird das Geflecht aus Freundschaftsverträgen und multilateralen Abkommen immer enger durch und um die Weltgemeinschaft gesponnen. Die Idee dahinter war immer: Je mehr sich die Nationen der Erde untereinander abstimmen, desto weniger bekämpfen sie sich.

Im 20. Jahrhundert gelang mit der Kodifizierung der in bewaffneten Konflikten anwendbaren Schutzvorschriften ein weiterer großer Wurf. Westliche Diplomaten erreichten, dass jedes Land der Welt die Genfer Konventionen unterschrieb. Seitdem setzen diese dem bis dahin als unregulierbar, weil unmenschlich angesehenen Kriegsgeschehen Grenzen.

Völkerrechtliche Verträge decken freilich nicht jeden regulierungswürdigen Bereich ab. Dort, wo sie bestehen, werden sie zudem nicht immer redlich eingehalten. Und doch haben sie einen nicht zu unterschätzenden Anteil daran, dass die Menschheit, langfristig betrachtet, immer friedlicher miteinander umgeht. Auf unserer Welt eines unnatürlichen Todes zu sterben wird mit jedem Jahr weniger wahrscheinlich.

Dieses System von multilateraler Abhängigkeit und Kooperation begünstigt vor allem westliche Staaten, deren politische Bestrebungen Landesgrenzen überschreiten und deren Streitkräfte in entlegenen Erdteilen unsere Interessen schützen sollen. Auch der geregelte Zugang zu internationalen Handelswegen dient vor allem den euro­atlantischen Konzernen. Unser sozialer Friede und Wohlstand hängen somit vom Vertrauen ab, das Länder sich entgegenbringen.

Aus abendländischer Sicht haben die Anschläge des 11. September 2001, die knapp 3.000 Todesopfer forderten, das Vertrauen in die muslimische Welt getrübt. Viele Muslime halten das Terrorattentat ihrerseits für einen von Privatpersonen ausgeführten Mordüberfall. Auch rechtlich ist die Einordnung nicht eindeutig: Handelte es sich um den Auftakt zu einem bewaffneten Konflikt zwischen Afghanistan als Gaststaat al-Qaidas und den USA? Oder um die terroristische Antwort auf ruchlose Operationen amerikanischer Streitkräfte im Orient?

Ungeachtet der unklaren Ausgangslage läuteten die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten nach den New Yorker Anschlägen jedenfalls ihren Kampf gegen den Terror ein, der bis heute andauert. Seitdem gelten die einst von uns selbst in die Welt gebrachten Verpflichtungen des Kriegsvölkerrechts und der außerhalb von Gefechtszonen gültige menschenrechtliche Schutz für den Feind praktisch nicht mehr. So wurden nach dem 11. September zahlreiche Menschen entführt und in von westlichen Geheimdiensten betriebenen Geheimgefängnissen gefoltert. Auch der jahrzehntelange, ohne strafrechtliches Urteil angeordnete Freiheitsentzug auf der amerikanischen ­Marinebasis Guantánamo Bay erscheint bedenklich.

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US-Präsident Joe Biden hat zwar, wie vor ihm Barack Obama, versprochen, das Lager zu schließen. Dies wird der US-Kongress jedoch weiterhin zu verhindern wissen; und so wird das über 800 Jahre alte Recht eines Menschen, einen Richter über seine Inhaftierung befinden zu lassen, ausgerechnet vom Westen ignoriert.

Letztlich empfinden die knapp zwei Milliarden Muslime die großflächig ausgeführten Angriffe bewaffneter Drohnen als willkürlich. Die Geschosse aus den unbemannten Flugobjekten, für die seit diesem Jahr das Weiße Haus direkt verantwortlich zeichnet, stellen für die meisten Bewohner den einzigen Kontakt mit dem Abendland dar. Dies kann nicht in unserem Interesse sein.

Gemäß der für ihre Informationsarbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Nichtregierungsorganisation IPPNW fielen den Militäreinsätzen, die den Terror besiegen sollen, allein in den ersten zehn Jahren über eine Million Menschen zum Opfer. Laut dem Whistleblower Edward Snowden möchten Staatenlenker denn auch vor allem eines: Sich gegen die Anschuldigung wappnen, sie blieben tatenlos: „Unsere Politiker haben mehr Angst vor […] dem Vorwurf, sie nähmen den Terror nicht ernst genug, als vor dem Verbrechen selbst.“

Quelle        :       TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —     The northeast face of Two World Trade Center (south tower) after being struck by plane in the south face. Image is a cropped version of File:UA Flight 175 hits WTC south tower 9-11 edit.jpeg)

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Unten       —     An aerial view of Naval Base Guantanamo Bay’s windward side, looking northeast, showing the Navy Exchange and the Bachelor Enlisted Quarters (BEQ) area.

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Erst hü, jetzt hott: Laschet

Erstellt von Redaktion am 9. September 2021

Der nachlässige Hinhuscher

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Sein  Influencer hinten Links – dekoriert sich mit einen Narrenorden?

Eine Kolumne von Sascha Lobo

Die Laschet-Kampagne erlebt einen Tiefpunkt nach dem anderen. Schuld daran ist ihr Kandidat: Laschet verbockt historisch, weil er kein Mann der Ernsthaftigkeit ist.

Das Ausmaß der Panik der Union lässt sich am Verhalten ihres Jugendfortsatzes ausmachen. Anfang September 2021, noch drei Wochen bis zur Wahl, bezeichnet die Junge Union auf ihrem offiziellen Instagram-Account Olaf Scholz als, Zitat: »linksextremen Verbotswolf«. Das steht da wirklich und ist immer noch online (Stand Mittwoch, 8. September) – der CDU-Nachwuchs bezeichnet den Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland als »linksextrem«. Linksextremismus bedeutet laut der zuständigen Organe, dass jemand »die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung und damit die freiheitliche demokratische Grundordnung beseitigen« will.

Linksextrem also, Olaf Scholz, der einzige Mensch der Welt, der die schwarze Null mehr liebt als sein Vorgänger Wolfgang Schäuble und als Angela Merkel. Scholz, der zwischen Hartz-IV-Verteidigung, G20 und Verleugnung von Polizeigewalt zeitweise Hassbild Nummer eins der Jusos war. Ausgerechnet Olaf Scholz, der bürgerlicher ist als Samstag Auto waschen, Scholz, der als Getränk ein alkoholfreies Vernunftbier wäre. Linksextrem. Für so eine Verfehlung müssen der Jungen Union nicht nur sämtliche politischen Koordinaten komplett verrutscht und verbogen und verrottet sein, dafür muss man den eigenen Untergang unmittelbar vor Augen sehen. Und »linksextremer Verbotswolf« kam, bevor die erste seriöse Umfrage die Union bei 19% sah. Wenn es so weitergeht, zeigt sich die Union nächste Woche selbst beim Verfassungsschutz an, weil sie jahrelang koalitionär gemeinsame Sache mit dem protokommunistischen Neostalinisten vom Leuchtenden Fad, Olaf »Pol Pot« Scholz, gemacht hat.

Unten          —        Sascha Lobo; 10 Jahre Wikipedia; Party am 15.01.2011 in Berlin.

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Sprecherrat der AKL

Erstellt von Redaktion am 9. September 2021

SOFORT DAS EIGENTLICHE PROGRAMM VERTEIDIGEN

Quelle:    Scharf  —  Links

Stellungnahme des Bundessprecher*Innenrates der Antikapitalistischen Linken in der LINKEN zur Veröffentlichung des „Sofortprogramms“ der LINKEN

Stoppt die Selbstaufgabe der LINKEN und die Zerstörung der innerparteilichen Demokratie

Am 06. September veröffentlichte die LINKE einen gemeinsamen Text der Parteivorsitzenden Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow sowie der Fraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch mit dem Titel „Unser Sofortprogramm für einen Politikwechsel“.

Nicht nur in unserer Interpretation, sondern nach einhelliger Bewertung in allen analogen und digitalen Medien ist dieser Text eine gravierende Verwässerung der Positionen und Forderungen der LINKEN aus ihrem Wahlprogramm. Das damit verbundene Ziel ist eine Initiative, mit der SPD und den GRÜNEN jetzt schon zur Vorbereitung eines gemeinsamen Regierungsvorhaben nach der Bundestagswahl vom 26. September 2021 zu kommen.

„Die LINKE macht es SPD und GRÜNEN einfach“ – so das zutreffende Fazit aus der Frankfurter Rundschau.

Diese Initiative stellt die politischen Erfordernisse von heute auf den Kopf. Aufgrund der akuten Schwäche der Unionsparteien, der GRÜNEN und auch weiterhin der SPD bei den Umfragen, die zu einer überraschenden Führung von Olaf Scholz in den Umfragen für die Kanzlerkandidatur geführt hat, wird die bis dahin totgeschwiegene LINKE plötzlich in den Regierungsspekulationen wieder erwähnt. Die LINKE taucht im Wahlkampf auf.

Doch statt diese günstige Situation für ein authentisches und selbstbewusstes Auftreten der LINKEN zu nutzen, das nicht weniger, sondern mehr unserer programmatischen Positionen popularisiert, gibt sich die LINKE programmatisch selbst auf und kocht ihre politischen Positionen auf minimale Punkte ein – in der Hoffnung dadurch bei SPD und GRÜNEN auf Liebe zu stoßen. Da werden leichtfertig Chancen vertan, die der LINKEN durch die Corona-Krise, das Desaster des Afghanistan-Krieges und der sozialen Verwerfungen zugeflogen sind.

Dieses Stalking wird nicht aufgehen. Die SPD und die GRÜNEN wollen keine gemeinsame Regierung mit der LINKEN. Und die Befürworter*innen eines solchen Bündnisses bei Wähler*innen und Mitgliedern dieser beiden Parteien sind in der Anzahl bedeutend geringer, als die Anzahl der ehemaligen oder auch noch Anhänger*innen von SPD und GRÜNEN, die kein Interesse an der LINKEN mehr haben werden, wenn sich die LINKE so anbiedert, wie jetzt geschehen. Dieses Projekt, sich im laufenden Wahlkampf völlig anderen Parteien unterzuordnen, beschädigt Ansehen und Erfolgsaussichten der LINKEN in diesem Wahlkampf. Es muss sofort gestoppt werden.

Diese Veränderung in Taktik und Strategie des Wahlkampfes der LINKEN ist in nicht hinnehmbarer Weise putschartig durchgezogen worden. Weder der Parteivorstand noch der geschäftsführende Parteivorstand waren darin einbezogen.

Wahlplakat 2021 Die Linke Harlaching Muenchen-2.jpg

Die Antikapitalistische Linke protestiert gegen diese Demontage der Beschlüsse des Bundesparteitages und der satzungsmäßigen Aufgaben des Parteivorstandes.

Auch das muss sofort gestoppt und rückgängig gemacht werden.

Es gibt gegenwärtig keine Wechselstimmung für ein „Rot-Rot-Grünes“-Regierungsprojekt. Es gibt auch keinen Lagerwahlkampf. Daran wird die plötzliche Haltungsänderung der Spitzengenoss*innen der LINKEN auch nichts ändern.

Ebenso wenig ist die Vorstellung hinnehmbar, wie überhaupt erfolgversprechend, dass eine Regierungsbeteiligung der LINKEN in Form eines konspirativen Manövers Partei und Mitgliedschaft der LINKEN aufgezwungen werden kann.

Die AKL fordert, dass der Wahlkampf auf Basis des beschlossenen Wahlprogramms fortgesetzt wird. Es darf keine Vorabgespräche oder Versprechungen mit SPD oder GRÜNEN geben. Das Wahlergebnis wird sie sowieso alle enttäuschen.

Nach der Wahl ist einzig der Parteivorstand das satzungsmäßig vorgesehene Gremium, um über Gespräche mit anderen Parteien egal worüber zu entscheiden.

Die AKL fordert, jegliche separaten Abkommen und Hintergrundtreffen sofort einzustellen.

7. September 2021

Urheberrecht
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Grafikquellen   .

Oben         — Antikapitalistische Parole auf einer Black-Lives-Matter-Demo im Rahmen der Proteste infolge des Todes von George Floyd in Minneapolis

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Die Spur der Einflüsterer

Erstellt von Redaktion am 9. September 2021

Lobbyismus und Korruption

Nathanael Liminski Grimme-Preis 2018.jpg

Von Hannes Koch

Lobbycontrol legt eine Bilanz der GroKo vor. In der wimmelt es von Skandalen. Immerhin gibt es jetzt ein Lobbyregister, doch der Biss fehlt.

In der zu Ende gehenden Regierungsperiode gab es etliche Skandale um fragwürdige Einflüsse auf die Politik. So stellte der Lobbyist und ehemalige CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Kontakte für den Betrugskonzern Wirecard bis ins Bundeskanzleramt her. Ein rundes Dutzend Parlamentarier von CDU und CSU vermittelte teils im eigenen finanziellen Interesse den Kauf von Coronamasken unter anderem durch Behörden.

Weitere Unionsabgeordnete gerieten in den Verdacht, Lobbyismus für den Staat Aserbaidschan zu betreiben. Und die mecklenburgische CDU-Nachwuchshoffnung Phi­lipp Amthor setzte sich bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für die US-Firma Augustus Intelligence ein – später erhielt er dort Aktienoptionen und einen Posten als Direktor. Das alles hat die Organisation Lobbycontrol in ihrem Report 2021, einer Bilanz der Legislaturperiode, zusammengestellt und mit ihren Schlussfolgerungen versehen.

Diese fallen teilweise durchaus positiv aus. „Klare Fortschritte“ sieht Lobbycontrol-Campaigner Timo Lange im Umgang mit Lobbyismus, vor allem weil Union und SPD als Reaktion auf die Skandale das Lobbyregister eingeführt haben. „Transparenz und Integrität in der Politik wurden dadurch gestärkt“, betonte Geschäftsführerin Imke Dierßen. Wobei es noch „Lücken“ gäbe, durch die gerade Wirtschaftsinteressen unbemerkt Einfluss nehmen könnten.

Wenn Verbände, Initiativen oder auch Unternehmen ihre Interessen an die Politik herantragen, kann das der demokratischen Willensbildung dienen. Problematisch wird es allerdings, wenn einflussreiche Leute politische Entscheidungen mit Geld beeinflussen und über privilegierte oder verdeckte Zugänge verfügen. Trotz der Skandale und Beschwerden legte Dierßen jedoch Wert auf die Feststellung: „Die große Mehrheit der Po­li­ti­ke­r:in­nen ist integer.“

Die „Abkühlphase“ bleibt kurz

Die Hürden für schädlichen Lobbyismus wurden 2021 deutlich erhöht. Das Lobbyregister gilt für Bundestag und Bundesregierung: Wer dort außerparlamentarische Interessen vertritt, muss sich in das öffentlich einsehbare Register eintragen, die Auftraggeber und Budgets nennen. Erfolgsabhängige Honorare sind nun explizit verboten. Sanktionen stehen ebenfalls im Gesetz. Lobbycontrol beklagt allerdings „zu weitgehende Ausnahmen für Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und Kirchen“.

Feierliches Gelöbnis.jpg

Gerhard hätte sicher gesagt: „Schicken wir das Gedöns nach China“.

Außerdem kritisiert die Organisation, dass die Dokumentation der „Lobby-Fußspur“ fehlt. Soll heißen: Anhand des Registers lässt sich nicht nachvollziehen, wie externe Interessen den Inhalt von Gesetzen beeinflussen. Auch müssen Regierungsmitglieder bisher nicht offenlegen, mit welchen Lobbyisten sie sich treffen.

Quelle         :          TAZ-online         >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen    :

Oben     —       Nathanael Liminski beim Grimme-Preis 2018, am 13.04.2018 in Marl.

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DL – Tagesticker 09.09.2021

Erstellt von Redaktion am 9. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Ja, auch  die Deutschen Politiker wollten immer gerne den Krieg, mochten es aber nie offen aussprechen, da es ihren Ruf als Wirtschaftsmacht geschadet hätte?

Nato in Afghanistan :

1.) Wir Verlierer

Die militärische Niederlage des Westens und auch Deutschlands muss endlich beim Namen genannt werden.Der Westen hat den Krieg gegen die Taliban verloren. Das ist offensichtlich. Und doch spricht das hierzulande keiner gern aus. Man redet lieber vom afghanischen „Desaster“. Aber der Begriff verbirgt mehr, als er zeigt. Ja, es ist ein Desaster, aber es war auch ein Krieg, ein sehr langer Krieg, und der ist jetzt entschieden. Die Taliban haben gesiegt. Die USA, die Nato, Deutschland sind die Verlierer. Das muss in aller Deutlichkeit ausgesprochen werden. Denn es geht in diesen Tagen darum, ein Verhältnis zu den neuen Machthabern in Kabul zu finden. Was schwierig genug ist. Mit einer Selbsttäuschung sollte man da lieber nicht beginnen. Doch was macht Berlin? Was alle Bundesregierungen zwanzig Jahre lang gemacht haben. Nicht sagen, was in Afghanistan wirklich los ist. Zur Erinnerung: Es brauchte mehrere Jahre, mehrere Gefechte, mehrere tote Bundeswehrsoldaten, bis endlich ein Verteidigungsminister zwar nicht geradewegs die Wahrheit aussprach, sich ihr aber – wenn auch mit einem peinlichen Eiertanz – näherte. Originalton Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg 2010: „Auch wenn es nicht jedem gefällt, so kann man angesichts dessen, was sich in Teilen Afghanistans abspielt, umgangssprachlich von Krieg reden.“ Der Aufschrei war groß. Krieg?! Die Deutschen?! Niemals!! Nicht einmal „umgangssprachlich“ schießen die Deutschen. Schießen, das tun immer andere, die Deutschen bauen Brunnen und Schulen. Die Taliban sind die Gewinner des Krieges – sie diktieren die Bedingungen

Die Zeit-online

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Warum sollte einem Jo Biden nicht zugestanden werden, was einer Deutschen Kanzlerin nur recht und billig ist? Wo ist das tränenlose Trauern denn eher am richtigen Platz, als gerade unter Politiker-Innen, welche erst zerstören was ihnen später, wenn es um Neuwahlen geht bitter aufstoßen könnte. Da platzieren sie sich lieber, ihren Clan-Parteien zu liebe, als gaffender Zerstörer. Denn wegen ihres Nicht-Wissens und -Könnens sind sie schließlich doch gewählt worden. Parteien denken doch Heute schon daran, wem sie ihre Unterlassungen später unterschieben können. Dafür wird dann der/ die passende Kellner-In gesucht und kein Koch! Wie drückte sich einst der Kabarettist Dieter Hildebrandt aus: „Die Politiker-Innen schweben alle hoch über uns, aber was sehen wir wenn wir zu ihnen aufblicken: Nur Arschlöcher und nichts anderes.“

»Joe Biden hat bei den Trauerfeiern nichts zu suchen«

2.) Streit in den USA zum 11. September

20 Jahre 9/11 – doch das Gedenken wird vom Afghanistanstreit überschattet. Republikaner, rechte TV-Sender und Angehörige von Opfern werfen Joe Biden Verrat vor. Manche fordern seine Ausladung. Es ist alles vorbereitet. Wenn die USA an diesem Wochenende den 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 begehen, möchte US-Präsident Joe Biden eine große Gedenktour antreten. Der Präsident reist zu Trauerfeiern an allen drei Anschlagsorten. Er wird am Ground Zero in New York erwartet, also an der Stelle, an der einst die Türme des World Trade Centers standen. Er spricht am Pentagon in Washington, D.C., dort, wo ein von Terroristen gesteuerter Jet in Flammen aufging. Und er will in Shanksville in Pennsylvania an die Toten von Flug United 93 erinnern. Der Jet prallte dort auf einen Acker, nachdem mutige Passagiere versucht hatten, die Terroristen an Bord zu überwältigen. Joe Bidens Problem: Während sich die Nation üblicherweise an solchen Gedenktagen in Trauer vereint zeigt, drohen diesmal heftige Auseinandersetzungen. Der Gedenkmarathon wird gleich von mehreren Konflikten überschattet. Statt geeint, präsentieren sich die USA zu diesem Jahrestag gespalten wie selten zuvor.

Spiegel-online

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Eine Klatsche für Laschet und seinen ewig heulenden Hofhund als verantwortlicher IMI ? Der welcher den Bullen die Aufträge erteilt, die Zäune der grünen Wiese zu durchbrechen um Kraft ihrer Hörner für Unfrieden zu sorgen ?

Treehouse in the Hambach forest 04.jpg

Urteil zu Räumungen im Hambi:

3.) „Ein Schlag in die Magengrube“

2018 beendete die Polizei die Besetzung des Hambacher Walds mit der Begründung mangelnden Brandschutzes. Das war vorgeschoben, sagt ein Gericht jetzt. Die Räumung der Baumhäuser im Hambacher Forst im Herbst 2018 war rechtswidrig. Das entschied das Verwaltungsgericht Köln am Mittwochnachmittag. Ein einstiger Baumhausbewohner hatte geklagt. Das Gericht stellte fest, die damals als Begründung genannten Brandschutzbestimmungen seien nur vorgeschoben gewesen. Letztlich habe die Aktion nur dazu gedient, Braunkohlegegner aus dem Wald zu entfernen. So konnte der Energiekonzern RWE die geplanten Rodungen für seinen Braunkohleabbau ab Oktober besser vorbereiten. Dies allein sei aber kein Grund, einen öffentlichen Wald zu räumen. Rückblende: Die NRW-Landesregierung hatte im Sommer 2018 Begründungen gesucht, wie sie die WaldbesetzerInnen loswerden könnte, die teils seit Jahren dort lebten. Im September wies sie die Stadt Kerpen und den Kreis Düren, denen der Wald je etwa zur Hälfte gehört, an, die gut hundert Baumhäuser zu räumen: Baumhäuser seien auch Häuser und könnten brennen, deshalb müssten sie den Brandschutzanforderungen genügen. Es folgte der teuerste Polizeieinsatz des Landes NRW mit mindestens 30 Millionen Euro Kosten. Ein junger Mann stürzte während der Räumungen in den Tod. Und kaum war der Wald brandschutzgerecht leer, verhängte das Oberverwaltungsgericht Münster einen Rodungsstopp, der bis heute gilt. Der Wald scheint gerettet. „Klatsche für die Landesregierung“

TAZ-online

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Dieses alles ließe sich nur dann beheben, wenn Politiker-Innen für ihr Versagen in Haftung genommen würden – au Heller und Pfennig ! Dann würde sich auch weder ein Hanswurst oder eine jede Wurstigkeit in hohe Ämter schleichen, so ganz aus dem Nichts.

Wenn Kapitalismus auf Politikversagen trifft

4.) Klimakrise

Waldbrände hat es in Griechenland schon immer gegeben. Dass sie zuletzt so katastrophale Ausmaße angenommen haben, hat auch mit der Austeritätspolitik der EU zu tun. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten Griechenlands ländliche Regionen zwei lähmende Bevölkerungsbewegungen – erst eine Abwanderung seiner Dorfbewohner:innen, dann eine eigenartige Invasion an ihren Randgebieten. Diese beiden Wellen, unterstützt durch einen schwachen Staat und verstärkt durch die Klimakrise, haben das an und für sich überschaubare Drama der natürlich vorkommenden Waldbrände in die erschütternde Katastrophe dieses Sommers verwandelt. Nach beispiellos langen Hitzewellen haben die Waldbrände in den Sommermonaten bisher mehr als 100.000 Hektar alter Pinienwälder zerstört. Sie verkohlten weite Teile der Region Attika, verbrannten Teile des antiken Olympia und vernichteten die großartigen Wälder im Norden der Insel Euböa. Dort verlor die Landbevölkerung ihre Häuser, ganz zu schweigen von ihrer Lebensgrundlage und ihrer Landschaft. Um zu verstehen, warum das passiert, muss man sich die Geschichte urbaner und ländlicher Entwicklung in Griechenland vor Augen halten. Krieg und Armut lösten Ende der 1940er eine massenhafte Landflucht aus. Dorfbewohner, die nicht in Länder wie Deutschland, Kanada oder Australien migrierten, strömten in die Hauptstadt Athen. Kombiniert mit mangelnder Stadtplanung verwandelte diese Zuwanderungswelle den Großraum Athen schnell in einen Beton-Dschungel. In den 1960er und 1970ern dann träumten die gleichen Menschen von einer teilweisen Rückkehr aufs Land, von einem Sommerhaus im Schatten einiger Pinien, in der Nähe von Athen und möglichst in der Nähe des Meeres. Zu diesen kleinbürgerlichen einfachen Häusern, die in den 1980ern über ganz Attika verstreut entstanden, kamen Mitte der 1990er die Mittelschichtsvorstädte hinzu. Nach und nach eroberten Villen und Einkaufszentren die bewaldeten Gebiete, die an Athen grenzen. Das Tempo, mit dem das geschah, spiegelt das Wirtschaftswachstum wider, das mit von den EU-Banken geliehenen oder aus EU-Strukturfonds stammenden Geldern angekurbelt wurde.

Der Freitag-online   – / –  Guardian-online

 

Das genau ist ein Grund warum immer von den Clan-Gruppierungen in den Parteien geschrieben wird. Gerade den Jungen Leuten müssten die Warnungen vor derer Einmischung über eine Partei-Mitgliedschaft als Warnung gelten. Denn dort kommt niemand so heraus wie er hineingegangen ist. Diesen festen Willen bringen nur ganz Wenige mit, da der Reiz, ohne Arbeit an das große Geld zu kommen, zu leicht ist.

Die Reaktionen antiimperialistischer Linker auf die Eroberung Kabuls

5.) Gewohnheit schlägt Erfahrung

Antiimperialistische Linke feiern den Sieg der Taliban. Dass die afghanischen Frauen, um die sich auch Anti­imperi­alisten sorgen, ohne westliche Intervention kaum die rigide Sharia-Herrschaft hätten abschütteln können, blenden sie aus. Nach dem desaströsen Ende des Militäreinsatzes in Afghanistan ist von Linken weniger Häme und offene Apologie islamistischen Terrors zu vernehmen als 20 Jahre zuvor nach dem Anschlag vom 11. September, der den Einsatz auslöste. Eine gewisse Genugtuung über das Scheitern der Mission war dennoch vor allem aus der antiimperialistischen Linken zu hören und zu lesen. Die in der Linkspartei aktive Gruppe »Marx 21« etwa veröffentlichte die Übersetzung eines Texts der linken Anthropologen Nancy Lindisfarne und Jonathan Neal, dessen Originalfassung unter anderem auf dem stramm antizionistischen Internetportal Mondoweiss veröffentlicht wurde. »Erstens: Die Taliban haben die Vereinigten Staaten besiegt. Zweitens: Die Taliban haben gewonnen, weil sie mehr Unterstützung in der Bevölkerung haben«, hebt dieser Text an, um dies zu nichts Geringerem als einem »Wendepunkt in der Weltgeschichte« zu erklären. In der Taz sprach Georg Diez unter Berufung auf den US-Autor Spencer Ackerman von einer »Herrschaft des Terrors« und meinte damit nicht die Politik der Taliban, sondern die der USA. Er macht den Afghanistan-Krieg für im Westen grassierenden Rassismus verantwortlich; Lindisfarne und Neal sehen in diesem Krieg auch einen Ausfluss sogenannter Islamophobie, wobei sie vor allem die »Islamfeindlichkeit« liberaler Feministinnen geißeln. Der ehemalige griechische Finanzminister und linke Ökonom Yanis Varoufakis schließlich beschwor auf Twitter »den Tag, an dem der liberale Neocon-Imperialismus ein für alle Mal besiegt wurde«.

Jungle.world-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Unten      —   Baumhaus im Hambacher Forst.

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Juhu, wir dürfen wählen

Erstellt von Redaktion am 8. September 2021

Wahlplakate zwischen Karneval und konkreter Poesie

Wahlplakat 2021 MLPD Obergiesing Muenchen-1.jpg

Wehe wenn sie losgelassen. Jetzt versprechen die Volksverräter alles das, was sie schon seit vielen Jahren hätten machen können, aber nicht gemacht haben.

Von Ilja Trojanow

Alle vier Jahre ein heiliger Augenblick der Teilhabe. Hitzige Debatten gepaart mit feierlicher Stimmung. Die AfD kann kein Deutsch. Die FDP liebt Dudenrein die Freiheit. Die CDU will machen.

Im späten Sommer auf dem Weg zu einem Literaturfest im Wiesbadener Burggarten, organisiert mit Enthusiasmus und ehrenamtlichem Engagement, fiel mein Blick auf ein Plakat: DER MENSCH MACHT’S. Der Satz ist so kryptisch, er hieß mich innehalten. Ansonsten stand nichts da, so als wäre ein eleganter Auslassungsapo­stroph Aussage genug. Wie gewitzt, dachte ich, den Passanten wird Fantasie abverlangt.

Für Anhänger der repräsentativen Demokratie sind Bundestagswahlen der entscheidende Moment der Meinungsfindung. Volkes Stimme kommt zu Wort. Alle vier Jahre ein heiliger Augenblick der Teilhabe. Hitzige öffentliche Debatten gepaart mit feierlicher Stimmung, müsste mensch annehmen. Ein Ringen um Wege aus der Sackgasse, den unsere Zivilisation eingeschlagen hat, müsste mensch hoffen. Die Kulmination eines diskursiven Prozesses, ohne den die Idee unseres politischen Systems keinen Sinn ergibt.

Stattdessen ein wenig Boulevardtheater in den Medien und Plakate im öffentlichen Raum. Welches Verständnis von Politik kommt in den Appellen der Parteien an die Bürgerinnen zum Ausdruck? Welche wichtigen Botschaften erstrahlen zwischen Asphalt und Mastleuchte? Die Antwort: „Der Mensch macht’s“.

Sofort brachen Assoziationen über mich herein: „Milch macht müde Männer munter.“ Des Weiteren: „Wer macht hier, hat gemacht, was ist hier ausgemacht?“ Oder einfacher: „Was macht die Macht?“ Ein gelungenes Plakat, zu Karnevalszwecken oder als Anregung zur konkreten Poesie. Es handelte sich allerdings um Werbung für den Bundestagskandidaten der CDU, einen gewissen Ingmar Jung, vor vier Jahren erfolgreich unterwegs mit „Jung macht’s einfach“.

Nun sollte gerade die Christlich Demokratische Union wissen, dass der Mensch denkt und Gott lenkt. Oder in passender Variation: „Der Mensch macht, Gott lacht.“ Wie soll die Zuversicht von „Der Mensch macht’s“ wenige Wochen nach der Flutkatastrophe verstanden werden – als Hybris oder als Eingeständnis humanen Versagens?

Werbung und Politik sind seit Längerem schwer auseinanderzuhalten. Das ist keine neue Erkenntnis und trotzdem betrüblich. „Wir machen ehrliche Politik!“ prangt im Süden der Republik in Großbuchstaben und blauer Farbe auf einem Breitwandposter an einer Kurve der Bundesstraße 10. Noch so ein Wahlkampfspruch, könnte mensch meinen, doch handelt es sich um Werbung eines Mobilfunkanbieters. Da denkt das Volkshirn doch gleich an „das Blaue vom Himmel“.

Unter diesem großspurigen Versprechen findet sich aber mehr konkrete Information als auf jedem Wahlkampfplakat, nämlich die Kosten für ein Monatsabo, bis auf den Cent genau beziffert. Das wirkt geradezu erfrischend konkret im Vergleich zu dem Plakat in der nächsten Kurve: „Respekt für dich“, gezeichnet Herr Scholz. So respektvoll wie „Hartz IV“ etwa?

Was haben Menschen nicht alles schon gelesen – bevor sie verwesen ?
Gebrochene Versprechen sind auch Verbrechen !

Auf dem Land, etwa im schönen schwäbischen Örtchen Schlat, sind die Plakate noch bescheidener. Ein netter älterer Herr schaut einen unverbindlich freundlich an – Hermann Färber: „Ihre Stimme im Bundestag“. Womit nicht anderes benannt wird als das Prinzip der parlamentarischen Demokratie, so als müsste dieses einem unkundigen Volk erst noch verklickert werden. Im Nachbardorf wird es endlich programmatisch. Eine junge Polizistin schaut streng, aber gerecht, den Autofahrerinnen und Fußgängerinnen ins Auge: „Mit Sicherheit. Deutschland gemeinsam machen“. Wir erkennen, bundesweit gilt: CDU = macht. Egal wie geschrieben.

Mit dem Thema Sicherheit ist bekanntlich leicht Heu machen, nicht nur in Tempo-30-Zonen. Am Ortsausgang hängt ein AfD-Plakat: „Security an den Grenzen statt im Supermarkt“. Da Birnen und Äpfel hierzulande seit den Germanen heimisch sind, müsste die AfD begreifen, dass sie sich nicht vergleichen lassen. Aber – sorry security – ein wenig enttäuschend ist es schon, dass just die AfD die deutsche Sprache verlernt hat.

Das Plakat von Herrn Lindner tönt hingegen dudenrein: „Aus Liebe zur Freiheit“. Unter der Lupe offenbart dieser Minimalsatz die zwei abgegriffensten Schlagworte der deutschen Sprache. Interessant sind ergo nur die Präpositionen. Einige Alternativen wären denkbar: „Durch Liebe mehr Freiheit“. Oder: „Zur Liebe, zur Freiheit“. Allesamt brauchbarer als die gewählte, denn es bleibt erschreckend unklar, was Herr Lindner aus Liebe zur Freiheit (wessen?) so alles zu tun bereit ist.

Quelle       :         TAZ-online          >>>>>       weiterlesen

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Grafikquelle :

Oben      —     Wahlplakat der MLPD zur Bundestagswahl 2021, Obergiesing, München

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Das Erbe der Merkel-Ära:

Erstellt von Redaktion am 8. September 2021

Aus Krise wird Katastrophe

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Wurde sie nicht von einem Teil der Presse zu dem geschrieben – was sie nie konnte ?

Von von Albrecht von Lucke

Dramatischer könnten die Vorzeichen kaum sein, unter denen am 26. September die Bundestagswahl stattfindet und zugleich die politische Ära Angela Merkels endet. Hatten die meisten Beobachter noch vor kurzem angenommen, die bald eineinhalb Jahre dauernde Coronakrise werde im Mittelpunkt des Wahlkampfs stehen, haben uns die vergangenen Wochen und Monate eines Schlechteren belehrt. Erst kam die dramatische Sturzflut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz und dann auch noch der Siegeszug der Taliban und das historische Scheitern der Nato-Mission in Afghanistan. Damit sind alle großen Themen aufgerufen, die die Merkel-Ära im engeren Sinne – sprich: ihre Kanzlerschaft – geprägt haben, aber auch ihre Ära im weiteren Sinne, nämlich die zurückliegenden 30 Jahre seit dem Fall der Mauer und Merkels Eintritt in die Politik.

An erster Stelle steht dabei die Klimapolitik, die Merkel bereits in ihrer Zeit als Umweltministerin unter Helmut Kohl von 1994 bis 1998 zu verantworten hatte. Zweitens aber betrifft dies die Frage der internationalen Beziehungen, mit Nine Eleven als dem großen Einschnitt nach 1989. Damit einher geht schließlich drittens die Frage nach der Rolle Europas und Deutschlands in der neuen Unübersichtlichkeit einer multipolaren Welt.

Auf allen drei Feldern hat sich die Lage in den Merkel-Jahren erheblich verschlechtert. Besonders eklatant ist dies auf dem Feld der Umweltpolitik. Drei Jahre nach der historischen UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro von 1992 fungierte Merkel als Gastgeberin des ersten Rio-Folge-Gipfels in Berlin. „Es geht um die Erhaltung unserer einen Welt. Wir sitzen alle in einem Boot“, lautete damals ihre Botschaft. Die Industrieländer müssten als erste beweisen, „dass wir unserer Verantwortung zum Schutz des globalen Klimas nachkommen.“[1] Und zwei Jahre später schrieb Merkel in ihrem Buch „Der Preis des Überlebens“: „Wer behauptet, wirksamer Umweltschutz sei zum Nulltarif zu haben, gaukelt den Menschen etwas vor. International wird es nur möglich sein, andere Länder zum Handeln zu bewegen, wenn wir in den Industrieländern wirklich an unserem Lebensstil etwas ändern“.[2]

Ein Vierteljahrhundert später kann von grundlegender Veränderung unseres Lebensstils ebenso wenig die Rede sein wie von einem Vorangehen Deutschlands. Während ihrer Kanzlerschaft sei „nicht ausreichend viel passiert“, um den weltweiten Temperaturanstieg bis auf zwei Grad zu begrenzen, gestand Merkel unlängst ein. Keinesfalls zufällig geschah dies auf ihrer letzten Sommerpressekonferenz – schließlich muss sich die Kanzlerin nun keiner Wiederwahl mehr stellen.

Die Klimaentwicklung zeigt in besonderem Maße, dass die Politik dieser klugen Physikerin der Macht vor allem durch eines gekennzeichnet war: eine immense Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln. Damit aber steht die Kanzlerin nicht allein. Schließlich wussten wir alle oder konnten zumindest alle um die immer kritischer werdende Lage wissen. Merkel war somit der perfekte Ausdruck, ja das Sinnbild einer Epoche und einer Gesellschaft, die nach dem vermeintlichen glücklichen „Ende der Geschichte“ (Fukuyama) vor allem eines wollte – von der Politik in Ruhe gelassen werden. Verdrängung war das Leitmotiv der vergangenen 30 Jahre. „Nach uns die Sintflut“, lautete die zynische Devise. Als dann erste Südseeinseln Land-unter meldeten, wurde daraus „Neben uns die Sintflut“. Und erst in diesem Jahr scheint die Realität bei uns angekommen zu sein, erkennen wir endlich: „Bei uns die Sintflut.“

Hier besteht ein direkter Zusammenhang zur Coronakrise: Wie die jüngste Flutkatastrophe ist sie ein, wenn auch besonders dramatischer, Ausdruck der existenziellen Krise im Mensch-Natur-Verhältnis – einer Krise, die mehr und mehr den Charakter einer Katastrophe annimmt:[3] Denn während bei uns aus Rinnsalen reißende Wassermassen werden, verbrennen nur wenige hundert Kilometer weiter, in Griechenland, der Türkei und Südfrankreich, hunderte Hektar Wald. Mittlerweile müssen wir uns darauf einstellen, niemals wieder sorglose Sommer erleben zu können, sondern Jahr für Jahr mit neuen Katastrophen konfrontiert zu werden – und zwar ohne Aussicht auf baldige Besserung angesichts der bereits jetzt in der Atmosphäre befindlichen und zudem weiter steigenden CO2-Konzentration.

Auch in der Außenpolitik könnte mit dem fluchtartigen Abzug des Westens aus Kabul eine zwanzigjährige Verdrängung an ihr Ende gekommen sein. Wenn am 11. September, dem 20. Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center, die Fahne der Taliban über dem Regierungssitz in Kabul wehen wird, steht dies für das Scheitern des Westens und das Ende der US-dominierten Weltordnung.[4]

Dies ist in ein fundamentaler Einschnitt speziell für die Bundesrepublik. Jahrzehntelang waren die USA für uns, ungeachtet ihrer sonstigen Weltpolitik, tatsächlich der benevolente, wohlwollende Hegemon, erfolgte die deutsche Politik stets im sicheren Gefolge der Amerikaner. Nun aber lautet die neue Position der USA „Rette sich, wer kann“. „America first“ ist auch Joe Bidens Leitmotiv. Wiederaufbau und Nationbuilding finden nicht mehr im Ausland, sondern nur noch zuhause statt, schon um ein Comeback der Republikaner bei den Zwischenwahlen in einem Jahr zu verhindern.

Damit sind für Deutschland fundamentale Fragen aufgerufen: Bedeutet der Rückzug der Amerikaner die Preisgabe jeglicher demokratie- und menschenrechtsorientierter Politik? Und was muss die europäische Antwort auf diese Lage sein?

Auch hier war die direkte Reaktion der Kanzlerin beredt: Anstatt angesichts des Scheiterns in Afghanistan die Frage der deutschen Verantwortung grundsätzlich zu thematisieren, stellte sie umgehend auch den Bundeswehreinsatz in Mali infrage. Man fühlte sich an die Reaktion nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima erinnert: Auch hier agierte Merkel, wahltaktisch motiviert, allein reaktiv, sich den neuen Realitäten anpassend.

Diese Position kennzeichnet die gesamte Merkelsche Kanzlerinnenschaft: Vom Ende her zu denken, bedeutete bei Merkel eben nicht, den Ereignissen voraus zu sein und deshalb den Menschen möglicherweise auch etwas zuzumuten, ob in der Klima- oder Außenpolitik, sondern in erster Linie von den zukünftigen Wahlergebnissen her zu agieren, mit der Strategie der „asymmetrischen Demobilisierung“ und ihrem einschläfernden Leitmotiv: „Sie kennen mich“.

Das gilt auch für die vielleicht größte Baustelle der Merkelschen Ära, die Europa-Politik. Zu Beginn ihrer Amtszeit verschärfte sie durch ihre Austeritätspolitik die Griechenlandkrise und sorgte damit für deren Ausdehnung auf die gesamte Euro-Zone. So erst wurde aus einer Finanz- und Bankenkrise schließlich eine europäische Staatsschuldenkrise. Wie in der Klimapolitik wurden dabei die auch von deutschen Banken und Anlegern hervorgerufenen Risiken und Kosten externalisiert, nämlich in den Süden Europas. Und auch in ihrer letzten Legislatur versagte die Kanzlerin, indem sie Emmanuel Macron mit seinen visionären Plänen zur Revitalisierung der EU am langen Arm verhungern ließ.

Am Ende der Merkel-Ära ist somit ein dreifaches Scheitern zu bilanzieren: auf dem Feld der Klima-, der Welt- und der Europa-Politik. Umso mehr stellt sich die Frage, wie es der Kanzlerin gelingen konnte, den Nimbus der erfolgreichen Krisenmanagerin aufzubauen und die bis heute mit Abstand beliebteste Politikerin im Land zu sein.

In erster Linie ist dies dem unausgesprochenen Pakt der Bevölkerung mit einer Politikerin zuzuschreiben, die mit dem Einverständnis der Mehrheit den Status quo verwaltete, zu Lasten der Zukunft, aber ohne dass es – jedenfalls in der Gegenwart – wehtat.

Quelle         :      Blätter-online           >>>>>          weiterlesen

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Grafikquelle :

Oben      —     Bundeskanzlerin Deutschland Federal Chancellor Germany

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Unten     —        Die Fotomontage ist älter als 16  Jahre

DL / privat  – CC BY-SA 3.0

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AUS für die USA !

Erstellt von Redaktion am 8. September 2021

Schland als ewiger Vasall der USA NATO

NATO OTAN landscape logo.svg

Die NATO mit Deutschen Stern auf mörderischen Uniform ?

Quelle:    Scharf  —  Links

Ein Kommentar von Georg Korfmacher, München

AUS für die USA und ihre hochmütigen, arroganten Vasallen! In Afghanistan läuteten die USA selber die Todesglocke für den eigenen Imperialismus: AUS für die USA in Sachen militärischer Weltherrschaft. Nach dem längsten Krieg, den sie je auch noch gegen eines der ärmsten aber auch stolzesten Länder der Welt geführt haben, haben sie sich wie ein Hund mit eingekniffenem Schwanz vom Acker gemacht. Hamdala! 20 Jahre Besatzung ist genug! Jetzt finden sie sich im „Friedhof der Imperien“ wieder.

Nach Vietnam und Irak ist Afghanistan nun der letzte Satz in einer Kakophonie von selbstherrlichen Machtarien der USA, die alle auf derselben Ignoranz beruhten: Kaum Kenntnis und null Respekt vor anderen, fremden Sitten, Gebräuchen und Kuturen. Eigene Vorstellungen von Frieden, Freiheit und Werten anderen mit Gewalt, Bomben und Granaten aufzwingen geht gar nicht. Die Menschheitsgeschichte liefert dafür unzählige Beweise. „Wir haben die Kultur nie verstanden, wir haben die Religion nie verstanden, das Stammesdenken, die Geschichte“, stellte der ehem. US-Verteidigungsmninister Chuck Hagel richtig in einer CNN-Sendung fest. Gleichwohl hat er erst einmal draufgehauen, bevor er darüber nachdachte – wenn überhaupt. Das ist US-(Un)Kultur, die man nicht unbedingt nachahmen muss.

Und was hatte Deutschland im Schlepptau der NATO überhaupt in Afghanistan zu suchen? Die bis 1979 mit dem Land gepflegten Beziehungen waren freundlich. Dass sich dort Terrosristen aufhalten, ist kein Grund, über das ganze Land herzufallen. Bei uns gibt es davon mehr als genug. Gejagt werden sie kaum. Und hat unsere schwerfällige Bürokratie mal einen erwischt, tauchen gleich wieder neue auf. Wäre das ganze Geld für den Afghanistankrieg in unserem Land für die Bekämpfung von Terrosristen und Verbrechern eingesetzt worden, sähe es bei uns heute besser aus.

Das ist doch krank! In Afghanistan sind wir ohne Plan und Ziel beim Abschlachten von weit über 100.000 Zivilisten behilflich gewesen, und unsere Kanzlerin erklärt naiv, dass der Einsatz in Afghamistan nicht vergeblich gewesen sei. Nicht nur war er vergeblich, er war sogar kontraproduktiv. Die Taliban sind heute bis an die Zähne mit dem gesamten amerikanischen Waffenarsenal der afghanischen Armee bewaffnet und somit zur weltweit größten Terrormacht aufgestiegen. Und der ach so verpönte und bekämpfte Mohnanbau floriert nach 20 Jahren Krieg wie nie zuvor. Wurde nach den Statistiken der UNODC im Jahr 2000 Opium auf 82’000 Hektar angebaut, beträgt die Anbaufläche heute dreimal so viel: 224’000 Hektar. Größter Absatzmarkt: USA!

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Kanzlerin mit den Köchen in der Giftküche der Nazi-o-naler Staatsräson.

Vor gut 70 Jahren hieß es bei uns: Nie wieder Krieg! Und was machen wir heute? Wir erteilen uns einen Befehl oder folgen einem solchen blind, setzen ihn um, scheitern und stellen allenfalls taktische Fehler fest. Schluss mit dieser Arroganz und Menschenverachtung! Afghanistan markiert das AUS der USA und ihrer Stiefellecker für deren Weltmachtgelüste auf dem Rücken ganzer Völker und Kulturen.

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Agrarministerin J. Klöckner

Erstellt von Redaktion am 8. September 2021

Große Klappe, nichts dahinter

Im Grinsen unter Merkel vereint: Er Möchtegern – Sie Kannnichs

Von Jost Maurin

Julia Klöckner war bislang eine schlagfertige Bundesagrarministerin, die gekonnt Kritiker lächerlich machte. Aber erreicht hat sie fast nichts.

Eines hat Julia Klöckner als Bundesagrarministerin bewiesen: Die CDU-Politikerin kann ihre Gegner sehr schlagfertig beschimpfen und lächerlich machen. Das musste zum Beispiel der grüne Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt bei der Eröffnungsfeier der Agrarmesse „Grüne Woche“ 2020 erfahren, als er wagte, sich dort für mehr Umwelt- und Tierschutz auszusprechen. Vor Hunderten EU-Kommissaren, Ministern und Branchenvertretern „dankte“ Klöckner ihrem Vorredner Behrendt, dass er „hier vor allen Dingen die Sicht des Prenzlauer Bergs eingebracht hat“. Das sei interessant, „aber Deutschland ist natürlich mehr als der Prenzlauer Berg“. Die Agrarlobbyisten im Publikum johlten.

Doch ihrem angeblichen Ziel, das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und dem Rest der Gesellschaft zu verbessern, schadete diese Spitze. Genauso wie Klöckners zigfach wiederholtes Schimpfen auf die „80 Millionen Hobby-Agrarwissenschaftler in Deutschland“, die den Bauern sagen würden, was sie zu tun hätten.

Mit solcher Polemik kanzelte Klöckner während ihrer ersten, nach vier Jahren nun endenden Amtszeit berechtigte Kritik ab. Zum Beispiel, dass die Landwirtschaft 2020 laut Umweltbundesamt rund 13 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland verursachte. Dass Tiere in deutschen Ställen oft unter qualvollen Bedingungen gehalten werden. Dass potenziell gesundheitsschädliches Nitrat vor allem aus Düngern das Grundwasser belastet, aus dem das meiste Trinkwasser gewonnen wird. Und dass Landwirte etwa mit Pestiziden maßgeblich zum Aussterben von immer mehr Pflanzen- und Tierarten beitragen.

Bei den wichtigsten Themen ihres Ministeriums hat Klöckner nichts oder kaum etwas erreicht. Und das Wahlprogramm ihrer CDU deutet darauf hin, dass die Partei auch nach der Bundestagswahl am 26. September möglichst wenig verändern will.

Emissionen kaum gesunken

Unter ihren angeblichen Erfolgen zählt Klöckner in einer Liste für die taz auf: „In Deutschland hat der Agrarsektor seine Ziele bei der CO2-Reduktion voriges Jahr übererfüllt – seit 1990 wurden die Treibhausgasemissionen um rund 24 Prozent reduziert.“ Doch der Rückgang seit 1990 liegt hauptsächlich daran, dass nach der Wiedervereinigung in Ostdeutschland viele Betriebe ihre Tierhaltung aufgaben. Seit ungefähr 2006 dagegen sind die Emissionen kaum gesunken, der Anteil der Landwirtschaft am gesamten Ausstoß Deutschlands dagegen stieg, weil die anderen Sektoren sehr wohl reduzierten.

Auch in Sachen Tierschutz waren die Klöckner-Jahre verlorene Jahre. Im März 2020 wurden dem Statistischen Bundesamt zufolge 79 Prozent der Schweine in Ställen mit Vollspaltenböden gehalten, also auf Betonböden mit Löchern, durch die die Fäkalien fallen. Die Tiere müssen ständig über ihrer Gülle stehen, an den Betonkanten können sie sich leicht verletzen. Auslauf bekommen sie nie.

Einzelkäfige für Sauen bleiben legal

Auf Betreiben Klöckners legalisierte das Parlament die weit verbreiteten, aber laut Bundesverwaltungsgericht zu engen Einzelkäfige für Sauen für weitere 10 Jahre. Diese „Kastenstände“ sind ungefähr so groß wie das Schwein. Es kann sich nicht umdrehen und sich nur langsam hinlegen. Klöckner rechnet sich in erster Linie als Erfolg an, dass der Bundestag das Töten männlicher Küken, die keine Eier legen und zu wenig Fleisch ansetzen, kurz nach dem Schlüpfen verboten hat. Doch das ist nur ein sehr kleiner Teil der Tierhaltungsprobleme in Deutschland.

Rosenmontagswagen Mainz 2020 01.jpg

Kontakt zum Außenklima und Auslauf – das wären echte Fortschritte. Vorschreiben wollte Klöckner so etwas nicht. Stattdessen setzte sie fast alles auf den von ihrem CSU-Vorgänger übernommenen Plan eines staatlichen „Tierwohlkennzeichens“ für Fleisch, bei dessen Erzeugung höhere als die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten wurden. Doch die Anforderungen an die Schweinehalter waren skandalös niedrig.

Ausnahmen aus wirtschaftlichen Gründen möglich

Zum Beispiel sollte die Einstiegsstufe des Labels weiter erlauben, Schweinen einen Großteil des Schwanzes abzuschneiden – obwohl die EU das schon lange verboten hat. Und da es nur freiwillig sein sollte, hätten die Verbraucher Fleisch aus schlechter Haltung nicht erkennen können. Deshalb legte Koalitionspartnerin SPD ihr Veto ein. Erst nachdem der Europäische Gerichtshof Deutschland wegen zu viel Nitrat im Grundwasser verurteilt hatte, sorgte Klöckner für neue Regeln gegen Überdüngung. Aber ihre Düngeverordnung enthält etliche Schlupflöcher, die EU-Kommission hat schon erklärt, dass sie mit der Umsetzung nicht zufrieden sei.

Auch das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ bringt kaum Fortschritte. Es schränkt den Pestizideinsatz nur auf weniger als 10 Prozent der Agrarfläche und lediglich gering ein. Für den Anbau von Gemüse und Wein etwa gilt es überhaupt nicht. Selbst bei den anderen Pflanzen sind Ausnahmen aus wirtschaftlichen Gründen möglich. Hatte Klöckner erst gesagt, „was der Biene schadet, muss weg vom Markt“, ermöglichte sie später immer wieder „Notfallzulassungen“ aus der Gruppe der Neonikotinoide, obwohl die EU sie schon verboten hatte.

Zu viel Zucker und Fett

Besonders großspurig pries Klöckner die Reform der EU-Agrarsubventionen an, an der sie maßgeblich beteiligt war. Sie ist mit 400 Milliarden Euro pro Jahr die größte Stellschraube in der Landwirtschaft der Europäischen Union. Hier will die Ministerin einen „Systemwechsel“ erreicht haben. „Künftig wird jeder Euro Förderung an Auflagen für Umwelt- und Klimaschutz gekoppelt.“ Das war bisher auch schon so, nur sind die Bedingungen sehr schwach: Im Wesentlichen müssen die Bauern einfach die geltenden Umweltgesetze einhalten. Eine Selbstverständlichkeit.

Quelle        :        TAZ-online          >>>>>        weiterlesen

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DL – Tagesticker 08.09.2021

Erstellt von Redaktion am 8. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Wenn wir sehen, welch einen „Demokratischen“ Unrat sich diese Kanzlerin an ihren Tisch des Kabinett gerufen hat, kann da nur Zustimmung aus der Bevölkerung aufbrausen. Wir haben wir es noch in der Schule, von den Lehrer-Innen in ihren Selbstgesprächen zu hören bekommen: „Dumm geboren und rein gar nichts dazu gelernt.“

Es ist gut, dass Merkel vor dem Abschied steht

1.) Bundestag

So schwer es vielen Fans der Kanzlerin fällt: Der Wechsel ist überfällig. Nach 16 Jahren wird es Zeit für einen Neuanfang. Die Chefin und ihre Regierung schleppen sich nur noch ins Ziel. Was sich die Kanzlerin generell so wünscht, weiß man selten. Aber dass sie sich ein derartiges Finale gewünscht haben könnte, ist ausgeschlossen. Ausgerechnet der Tag, an dem sie im Bundestag zum wahrscheinlich letzten Mal Bilanz ziehen konnte, begann mit einem Streit über das größte außenpolitische Debakel ihrer Amtszeit. Dass die Opposition eine besondere Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes forderte, ist nur logisch. Dass aber die Koalition das dazu erforderliche Löschmoratorium ablehnte (mit dem man alle Akten für eine solche Aufarbeitung sichern könnte), ist eine verheerende Botschaft. Machttaktisch mag das verständlich sein. Fürs Renommee der letzten von Merkel geführten Regierung ist es peinlich. Die Regierung und ihre Chefin schleppen sich ins Ziel. Das heißt mitnichten, dass alles schlecht war in diesen 16 Jahren. Ganz im Gegenteil, in sehr heiklen Krisen hat es viele Momente gegeben, in denen die Kanzlerin mit ihrem unprätentiösen, nachdenklichen Stil das Land gelassen und klug führte. Darüber jedoch sind nicht nur die Probleme in Afghanistan, sondern auch andere zentrale Fragen liegen geblieben. Und selten ist dies so deutlich zutage getreten wie in Merkels wohl letztem Auftritt in dieser Wahlperiode.

Süddeutsche-Zeitung-online

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Sollten wir hier den nächsten Daumenabdruck einer Kanzlerin erkennen ? Wäre es möglich das diese Auseinandersetzung erst nach den Wahlen so richtig in das schwach besetzte Innenministerium hineinschwappt?

Bundeskriminalamt soll Pegasus gekauft haben

2.) SPÄHSOFTWARE

Im Jahr 2019 soll das BKA das Spionageprogramm beschafft haben – in einer abgespeckten Version. In „wenigen Fällen“ soll es auch eingesetzt worden sein. Kritik kommt von Journalisten und Menschenrechtlern. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat die umstrittene israelische Spionagesoftware Pegasus gekauft. Dies sei bei einer Sitzung des Innenausschusses im Bundestag bestätigt worden, hieß es am Dienstag aus Parlamentskreisen. Der Deutsche Journalisten-Verband und Amnesty International übten massive Kritik. Das BKA soll die Software des Unternehmens NSO Group Ende 2019 beschafft haben – dies berichteten am Dienstag „Zeit Online“, „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR unter Berufung auf gemeinsame Recherchen. Die Beschaffung sei trotz Bedenken von Juristen in der Behörde und im Bundesinnenministerium erfolgt. Aus Parlamentskreisen hieß es am Dienstag, es gebe jetzt die Bestätigung, dass die umstrittene Software „in wenigen Fällen“ durch das BKA auch eingesetzt worden sei. Es sei aber noch unklar, ob die Software auch durch Nachrichtendienste genutzt wurde. „Ein besonders mächtiges Spähwerkzeug“

FAZ-online

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So lautet -ohne  den Zusatz „Bundestag“, die heutige Schlagzeile der TAZ. Wer weiß da, was alles noch so der Wege kommt. Sang doch der Chor des WDR im letzten Jahr das Lied einer Oma welchen einmal mehr im Hühnerstall Motorrad fährt mit dem schmucken Beinamen einer Öko-Sau ! Da kann doch nur an alte Zeiten erinnert werde, wo es einst hieß: „Wem die Stunde schlägt“. So stellt sich immer mehr heraus das die Zeiten unter Helmut und Gerhard später nur noch als ein schmuckes Beiwerk auf dem Weg zurück noch Adenauer gesehen werden. Historiker werden folgerichtig Schreiben: “ Als die Demokratie erneut das Laufen lernte!“

Oma erzählt im Bundestag vom Kommunismus !

3.) Merkel wieder CDU-Generalsekretärin

Mit absurden Vorwürfen gegen den SPD-Spitzenkandidatin versucht die Kanzlerin, Laschet Auftrieb zu verschaffen. Damit polarisiert sie den Wahlkampf. Merkel wieder CDU-Generalsekretärin. Man musste zweimal hinschauen am Dienstag im Bundestag, aber ja, es war wirklich Angela Merkel, die da am Rednerpult stand. Allerdings eine ganz andere Angela Merkel als in den letzten 16 Jahren. Auf einmal sprach da nicht mehr eine Bundeskanzlerin, die stets besonnen bis betulich über die Lage der Nation und ihre kleinteiligen Kompromisse referierte, sondern eine polemische Wahlkämpferin, die sich anhörte wie die CDU-Generalsekretärin Angela Merkel 1999. Statt sich öffentlich neutral herauszuhalten, wie sie es noch beim unionsinternen Duell zwischen Armin Laschet und Markus Söder getan hatte, ging Merkel jetzt rhetorisch in die Vollen und stahl damit allen aktuellen Kanz­ler­kan­di­da­t:in­nen die Show. Ohne Rücksicht auf Verluste für ihren Ruf als seriöse Weltenlenkerin. Und ohne Rücksicht auf Olaf Scholz, also jenen Mann, der ihr lange brav bis treudoof gedient hatte. Wider besseres Wissen tat Merkel so, als habe ihr amtierender Vizekanzler mit seinem verunglückten Spruch von den „Versuchskaninchen“ die Impfkampagne sabotieren wollen. Das ist absurd, weil er das Gegenteil im Sinn hatte, und weit unter Merkels gewohntem Niveau, ließe sich aber noch abhaken als dreiste Stichelei. Oder als Notwehr gegen die schleimigen Merkel-Kopie-Versuche des SPD-Kandidaten, der mit ihrer Raute posiert.

TAZ-online

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Sollten mit dem „WIR“ die verursachenden Kriegsverbrecher der NATO angesprochen sein, würden sicher Viele der Aussage nicht Widersprechen, da das Volk nicht über  die Macht besitzt Uniformierte Mörderbanden in die Spur zu setzen. Von solchen Kriegseinsätzen kommen leider viel zu wenig Särge zurück in die Heimat. Dann erst würden es sich die Idioten der Freiwilligen Truppen mehr als zwei  mal ihr Tun überlegen und solchen Missetaten der Staaten widersprechen.

Es ist unsere Pflicht, den Menschen in Afghanistan zu helfen

4.) Afghanistan nicht im Stich lassen

Es ist unsere Pflicht, den Schutz, die Rechte und das Überleben der Menschen in Afghanistan zu gewährleisten. Wie sieht die Zukunft für Kinder in Afghanistan aus? Diese Frage beschäftigt uns seit Beginn der Arbeit von Save the Children in Afghanistan im Jahr 1976 – und die Antwort darauf scheint heute schmerzhaft ungewiss. Im vergangenen Jahr hat unsere Arbeit über 1,6 Millionen Menschen geholfen, aber jetzt wurden alle unsere Hilfen ausgesetzt. Wie andere Nichtregierungsorganisationen (NGO) sind aber auch wir entschlossen, zu bleiben und unsere lebensrettende Arbeit fortzusetzen, sobald es sicher genug ist. Wir werden die Beschäftigten, die Kinder und die Gemeinden, mit denen wir seit über vier Jahrzehnten zusammenarbeiten, nicht im Stich lassen. Unsere Botschaft an die Vereinten Nationen (UN), die Regierung und andere humanitäre Organisationen ist daher klar: Jetzt ist nicht die Zeit, sich von unseren Verpflichtungen gegenüber dem afghanischen Volk zu verabschieden. Denn das afghanische Volk hat diese Krise nicht verursacht. Wir müssen jetzt helfen – sonst stehen Leben auf dem Spiel. Afghanistan: Zahl der Hilfsbedürftigen und Vertriebenen steigt rasant.

FR-online

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Ist dieses nicht genau die Tonlage welche aus der Linken Szene seid mehr als 30 Jahren immer wieder gespielt wird? Und was machte die Partei daraus, so das sie heute so schlecht dasteht wie selten zuvor? Solange es einer Partei nicht gelingt ihre  Basis auf  Vernunft aufzubauen, dass Vorhandene auch noch Mutwillig falschen Pharisäern zu Opfern, wird das alles nie Früchte tragen. Aus einen vertrockneter Baum werden keine neue Blüten mehr sprießen. Was haben denn die meisten Glamourpersonen der Partei  bisher geleistet – außer ihr Geld nach Hause geschleppt ?

Es ist Zeit, die sich vertiefende Kluft zwischen Arm und Reich im Wahlkampf zum Thema zu machen

5.) Viel Geld für wenig Leute

Die soziale Frage spielt im laufenden Bundestagswahlkampf bisher nur eine Nebenrolle: Weder wird breit thematisiert, was die nächste Bundesregierung tun muss, um 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche aus der Armut herauszuholen, noch wie verhindert werden kann, dass die Rente von noch mehr als 2,8 Millionen Senioren und Seniorinnen in die Altersarmut führt. Stattdessen warnen Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) vor einer möglichen »Linksregierung«, die – käme sie tatsächlich zustande – das Thema Armutsbekämpfung vermutlich auf die Tagesordnung setzen würde. In den Umfragen bemerkbar macht sich diese Rote-Socken-Kampagne bisher nicht. Während Merkels 16-jähriger Amtszeit sind die Reichen noch reicher und die Armen noch zahlreicher geworden. Und das, obwohl die wirtschaftliche Lage heute sehr viel besser ist als vor ihrer Amtszeit: 2005 waren 14,7 Prozent der Bevölkerung nach den Kriterien der Europäischen Union »armutsgefährdet« oder genauer: einkommensarm, weil sie weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hatten. Nach den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2019 sind es 15,9 Prozent der Bevölkerung – mehr denn je seit der Wiedervereinigung vor mehr als 30 Jahren.

ND-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Zukunft gesetzlicher Renten

Erstellt von Redaktion am 7. September 2021

Ein größeres Stück vom Kuchen

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Von Michael Paetz und Maurice Höfgen

Eine Erhöhung des Rentenalters ist unnötig und ungerecht. Vielmehr müssten Löhne vom Wirtschaftswachstum profitieren, dann steigen auch die Renten.

Pünktlich zum Wahlkampfbeginn kommt das Thema Rente auf den Tisch. Vor leeren Kassen wird gewarnt. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert eine längere Lebensarbeitszeit und beklagt, die gesetzliche Rente stehe vor der Unfinanzierbarkeit. Vor einigen Wochen veröffentlichte zudem der wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums eine Studie, in der die finanzielle Nachhaltigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) infrage gestellt wird.

Der Beirat schlägt deshalb eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre vor. Dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht auch das nicht weit genug. IW-Ökonomen fordern gar eine Anhebung auf 70 Jahre. Aber kann der Lebensunterhalt im Alter tatsächlich nur durch längeres Arbeiten abgesichert werden?

Fakt ist, dass wir auch in Zukunft nur das verbrauchen können, was wir auch produzieren. Wenn der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter schrumpft, müssen weniger Menschen die Güter für alle herstellen. Sie versorgen mit ihrer Arbeit aber nicht nur die Rentner, sondern auch die Kinder. Dass der Anteil der Kinder schrumpft, wirkt – entgegen der öffentlichen Wahrnehmung – dem Problem grundsätzlich entgegen.

Zudem wächst stetig die Produktivität, also die Güterproduktion pro Person. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner ist die Wertschöpfung heute im Vergleich zu 1957 dreieinhalb Mal so groß. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt gibt es also offenbar gar kein Problem, weiterhin alle Menschen zu versorgen.

Erstmal Produktivität erhöhen

Die Digitalisierung sollte auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Güterproduktion pro Arbeitnehmer ansteigt, sofern wir die Weichen richtig stellen. Um auch zukünftig eine adäquate Lebenssicherung zu gewährleisten, sollte man daher alles dafür tun, die Produktivität zu erhöhen, bevor man über versteckte Rentenkürzungen diskutiert. Die viel zu geringen staatlichen Investitionen in (digitale) Infrastruktur und Bildung stellen das eigentliche Problem für die Nachhaltigkeit unseres Rentensystems dar.

Zugleich wird der Wohlstand trotz demografischer Entwicklung weiter steigen. Allerdings stehen wir vor einem Verteilungsproblem – und das bereits heute: So ist das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt seit 1991 um 40 Prozent gestiegen, der durchschnittliche Bruttolohn aber nur um 16 und die Standardrente um mickrige 5 Prozent. Die Mehrheit der Bevölkerung bekommt demnach ein immer kleineres Stück vom stetig wachsenden Kuchen ab.

Die schlechte finanzielle Situation der gesetzlichen Rentenversicherung hat also maßgeblich mit der schwachen Lohnentwicklung zu tun. Umgekehrt würden steigende Löhne auch steigende Renteneinzahlungen bedeuten und den Topf der GRV füllen. Zudem kurbeln steigende Löhne die Nachfrage an. Und wenn die Wirtschaft brummt, investieren die Unternehmen, erhöhen damit auch die Gütermenge und steigern die Produktivität.

Um das Problem der drohenden Armutsrenten zu erfassen, reicht es aber nicht aus, die durchschnittliche Lohnentwicklung zu betrachten. Denn seit Mitte der Neunziger ist diese sehr ungleich. Menschen, die im Niedriglohnsektor tätig sind, haben preisbereinigt heute häufig weniger Lohn als noch vor 25 Jahren. Sie können daher auch nicht so viel in das Rentensystem einzahlen und müssen mit einer Rente rechnen, die zum Leben nicht reicht. Führt man sich vor Augen, dass Geringverdiener im Durchschnitt eine kürzere Lebenserwartung haben, somit auch weniger Jahre in Rente genießen, ist das besonders perfide.

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Die Lumpen im Frack

Hausgemachtes Verteilungsproblem

Hier machen sich die Agendareformen der Schröder-Jahre bemerkbar. Wie von Kritikern vorhergesagt, hat die Spreizung der Lohneinkommen durch Einführung des laut Schröder „besten Niedriglohnsektors“ dazu geführt, dass immer mehr Menschen keine ausreichende Rente mehr erhalten. Hinzu kam die Senkung des Rentenniveaus.

Das deutsche Verteilungsproblem ist folglich selbst verschuldet. Wären die Löhne ähnlich gestiegen wie das BIP pro Kopf und hätte man das Rentenniveau nicht reduziert, müssten wir heute gar nicht über drohende Altersarmut diskutieren. Es wären auch keine steigenden Beitragssätze notwendig, wenn die Lohnempfänger vom gesamtwirtschaftlichen Fortschritt profitiert hätten.

Quelle        :       TAZ-online            >>>>>        weiterlesen

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Oben      —   A strawberry Chiffon cake with creamy flower in coffee shop at shopping mall in Yuen Long

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Debatte im Bundestag

Erstellt von Redaktion am 7. September 2021

Merkel warnt vor Linksbündnis

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Ist dieses vielleicht der kräftigste Tritt in den Allerwertesten des Olaf Scholz ? Als Dank für seine Wurstigkeit in der GRO-KO ? Aber so geht Leben in der Politik nun einmal ! Und was die eine Seite der Wurst nun sagt – kann ja auch auch von dem anderen Ende dieses Genussartikel gewertet werden. Ganz egal wo es auch hinein gesteckt wird ! Aus einer Wurst lassen sich immer auch zwei Würstchen machen.

Angela Merkel ist in ihrer wahrscheinlich letzten Bundestagsrede in die Offensive gegangen: »Es ist nicht egal, wer dieses Land regiert«, sagte die Kanzlerin und attackierte Olaf Scholz.

Bei der voraussichtlich letzten Sitzung im Bundestag vor der Wahl im September hat Bundeskanzlerin Angela Merkel noch einmal für eine CDU-geführte Bundesregierung geworben. Bei der Bundestagswahl stehe Deutschland vor einer Richtungsentscheidung, sagte Merkel: »Es ist nicht egal, wer dieses Land regiert«.

Entweder werde es eine Regierung geben, die mit SPD und Grünen die Unterstützung der Linkspartei »in Kauf« nehme oder zumindest nicht ausschließe. Oder eine unionsgeführte Regierung mit Armin Laschet an der Spitze, die für Stabilität stehe. »Es geht auch um handfeste wirtschafts- und steuerpolitische Entscheidungen, die die Zukunft dieses Landes bestimmen werden, die Zahl der Arbeitsplätze«, sagte Merkel. Laschet sei der Richtige, um das Land »mit Maß und Mitte« in die Zukunft zu führen.

Merkel musste sich nach ihrer Äußerung gegen laute Zwischenrufe verteidigen. »Ich sag ja nur die Wahrheit«, sagte sie.

»Impfen wirkt«

Merkel rief zudem die Bevölkerung nochmals auf, sich impfen zu lassen. »Impfen wirkt. Man schützt sich und die Liebsten. Impfen bringt uns die Freiheit zurück«, sagte Merkel. Es schütze vor Mutationen. »Lassen Sie sich impfen!«

Merkel hob auch die Sicherheit der Impfstoffe hervor: »Natürlich war und ist niemand von uns beim Impfen in irgendeiner Form ein Versuchskaninchen«, versicherte die Kanzlerin. Die Impfstoffe in Deutschland hätten alle notwendigen Phasen der klinischen Prüfung und alle Zulassungsverfahren durchlaufen. Die Politik müsse die Menschen vom Impfen überzeugen »und nicht mit schiefen Bildern von Versuchskaninchen« argumentieren.

Sie stichelte damit gegen SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Dieser hatte vergangene Woche in einem Interview der NRW-Lokalradios gesagt: »50 Millionen sind jetzt zweimal geimpft. Wir waren ja alle die Versuchskaninchen für diejenigen, die bisher abgewartet haben. Deshalb sage ich als einer dieser 50 Millionen – es ist gut gegangen! Bitte macht mit«.

Für Wiederaufbau braucht es einen langen Atem

Merkel sprach auch über die Folgen der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. Sie habe den Menschen bei ihren Besuchen zuletzt versprochen: »Wir werden die Menschen, die von dieser schrecklichen, furchtbaren Flut betroffen sind, nicht vergessen«. Für den Wiederaufbau brauche es einen langen Atem.

Die Katastrophe habe noch einmal den Fokus auf den Klimawandel gelegt. Merkel lobte in diesem Zusammenhang nochmals das Klimaschutzgesetz und den beschlossenen Ausstieg aus der Braunkohle. Klimaschutz könne nur gelingen, wenn die Menschen im Land auch mitgenommen würden.

File:120613 Doppelleben Artwork.pdf

Ein langes Studium – bedeutet nicht auch was gelernt zu haben !

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EIN BÖSES LINKES FOUL

Erstellt von Redaktion am 7. September 2021

 AN WAHLKÄMPFENDER PARTEI „DIE LINKE“

File:Wahlkampf 2012 DIE LINKE, Dillingen.jpg

Ein Neueres Foto gibt die Wikimedia nicht her !

Quelle:    Scharf  —  Links

Von Thies Gleiss

1. Mitten in der heißen Phase des Wahlkampfes veröffentlichen die Vorsitzenden von Partei und Fraktion der LINKEN, Janine Wissler, Susanne Hennig-Wellsow, Amira Mohamed Ali und Dietmar Bartsch, einen Text, der nur als eine vorzeitige Beendigung des Wahlkampfes und politische Selbstaufgabe der LINKEN bewertet werden kann.

Das in bekannter Weise ohne Rücksprache mit dem Parteivorstand direkt an die Presse verschickte Papier mit dem Titel „Unser Sofortprogramm für einen Politikwechsel. Sozial und klimagerecht. Wir machen das.“ ist eine völlig falsche Bewertung der politischen Lage und eine Erklärung aller programmatischen Inhalte der LINKEN zur beliebigen Verhandlungsmasse. Es ist eine Selbstaufgabe der LINKEN zugunsten einer vorab erklärten bedingungslosen Bereitschaft, sich an einer Regierung mit SPD und GRÜNEN zu beteiligen. Es ist eine vorzeitige Beendigung des Wahlkampfes und eine Ohrfeige für unsere Kandidat*innen und Wahlkämpfer*innen.

2. Menschen, die auf Zahlen starren – das scheint hinter diesem Text der Partei- und Fraktionsspitze zu stehen, aber keine politische Analyse der aktuellen Lage. Die Umfragen zur Wahl haben innerhalb der letzten wenigen Wochen eine spektakuläre Verschiebung ergeben. Die Unionsparteien sind von kurzfristig 40 Prozent auf gut die Hälfte davon abgestürzt. Es bahnt sich zum zweiten Mal nacheinander das schlechteste Wahlergebnis der bürgerlichen Hauptpartei des deutschen Kapitalismus in der Geschichte an – sollte das Wahlergebnis tatsächlich diesen Umfragen entsprechen.

Die SPD wird mit 24 Prozentpunkten umgefragt, was auch noch das zweitschlechteste Wahlergebnis bedeuten würde. Die GRÜNEN haben ihr Allzeithoch mit fast 30 Prozent verlassen und wären mit knapp 20 Prozentpunkten immer noch bei ihrem bestem Ergebnis. FDP und AfD pendeln zwischen 11 und 14 Prozent.

Nach den Hintergründen für diesen Schwenk bei den Umfragen wird bei den Autor*innen des „Sofortprogramms“ gar nicht mehr gefragt. Allein die numerische Möglichkeit einer Mehrheit von SPD, GRÜNEN und LINKE hat alle guten Sinne fahren lassen.

3. Die Unionsparteien haben sich auf dem Hintergrund der guten Umfragen voll und ganz auf einen inhaltslosen und unpolitischen Wahlkampf eingestellt. Ihr wichtigster Ministerpräsident, Armin Laschet, sollte geräuschlos auf der Welle des „Weiter-so-wie-Merkel“ ins Amt gehievt werden. Eine solche Wahlkampftaktik läuft immer Gefahr, dass schon kleine Fehler und unglückliche Auftritte des Kandidaten große Wirkung hinterlassen können, sie werden nicht von inhaltlichen Konzepten über die Person hinaus relativiert.

Solche Fehler sind jetzt eingetreten. Großer Gewinner ist Olaf Scholz. Er darf sich jetzt als der Erbe von Merkel und Garant für ein Weiter-so verkaufen. Was der SPD in acht Jahren großer Koalition nicht gelang, glückt ihr ausgerechnet in den letzten Wochen der Amtszeit: Sie wird als die gute Seele der Koalition wahrgenommen. Shit happens – heißt es wohl in der CDU-Zentrale.

Auch die GRÜNEN verlieren aufgrund von Fehlern ihrer Kandidatin Baerbock und vor allem wegen zynischer Medienattacken aufgrund dieser Fehler. Das ist auch hier Resultat einer unpolitischen Personalisierung, der sich die GRÜNEN in ihrer Wahlkampfkonzeption verschrieben haben – da nützt jetzt das Geschrei, dass es doch um Inhalte gehen soll, auch nicht mehr. Im Gegensatz zu ihrer Europawahl-Kampagne haben sich die GRÜNEN statt voll und ganz auf ihr Image als Partei der Modernisierung des Kapitalismus zu bauen, in die Arena des personalisierten Wahlkampfes ohne Inhalt begeben – jetzt haben sie das Resultat.

4. Der Höhenflug von Scholz ist Ergebnis des unpolitischen Wahlkampfes, nicht dessen Aufhebung. Nichts ist von einem Lagerwahlkampf oder von Wechselstimmung zu spüren. Das „Sofortprogramm“ erzählt auf den ersten zwei Seiten diesbezüglich schlicht Märchen.

Die gesamte Öffentlichkeit weiß, und es wird ihr von BILD bis FAZ und in jeder Talkshow immer wieder vorgeführt, dass SPD, CDU/CSU, FDP und GRÜNE allesamt jede mit jeder koalieren kann. Da gibt es keine prinzipiellen Brüche und keine politischen Lager. Selbst das Schmuddelkind AfD könnte darin einen Platz finden (und wird es auch, wenn es „numerisch“ mal erforderlich sein sollte). Ausgeschlossen bleibt allein die LINKE. SPD und GRÜNE wollen ausdrücklich nicht mit der LINKEN zusammengehen, sie werden es höchstens zähneknirschend machen, wenn es „numerisch“ nicht anders geht.

5. Es ist absehbar, dass auf diesem Hintergrund die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl wieder stark sinken wird. Politisch wäre es jetzt wichtig, eine Kampagne um die Nichtwähler*innen zu forcieren. Das ist allein deshalb schon wichtig, weil bei allen letzten Wahlen es gerade die LINKE war, der es nicht gelang, ihre Wähler*innen zu mobilisieren. Nichtwähler*innen werden aber nur durch einen authentischen Wahlkampf als echte Alternative aufgerüttelt und nicht als Anhängsel der anderen Parteien.

6. Weiterhin zeichnet sich bereits ab, dass die Unionsparteien in den letzten Wochen des Wahlkampfes versuchen werden, den unpolitischen und inhaltslosen Auftritt zu ändern. Einzige Themen, die ihr einfallen, werden ein scharfer Kurs gegen Linksschwenk, Kommunismus und andere schönen Sachen sein. Dazu möglicherweise auch noch ein rassistischer Aufguss der Angst vor neuen Flüchtlingen.

Endlich taucht die LINKE im Wahlkampf auf – könnte aufgeatmet werden. Die LINKE könnte das für einen Auftritt nutzen, dass sie die einzige zur Wahl stehende Alternative ist. Nichts täte ihr deshalb besser als eine schöne Rote-Socken-Kampagne. Aber was macht das „Sofortprogramm“ in dieser Situation? Es ist übereifrig und übereilig zu betonen, dass die LINKE gar nichts Schlimmes machen will. Sie verkauft sich als pflegeleichte Ergänzung und bettelt SPD und GRÜNE geradezu um Liebe an. Das erfüllt den Tatbestand des Stalking. Es wird sich noch nicht einmal getraut, sich über diese irrwitzigen Forderungen von Baerbock und Scholz, die LINKE müsse sich aus vollem Herzen zur NATO bekennen, lustig zu machen.

7. In den der Märchen erzählenden Einleitung folgenden Seiten des „Sofortprogramms“ wird das Wahlprogramm der LINKEN zu unverbindlichen Formeln und herabgekochten Einzelmaßnahmen reduziert. Nichts ist mehr von einem „System Change“, einem Politikwechsel zu lesen. Alle inhaltlichen Programmpunkte werden als Verhandlungsmasse angepriesen. Selbst als Sofortforderungen reichen sie zum Beispiel bei Klimafragen nicht an die tagespolitischen Erfordernisse heran.

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8. Das „Sofortprogramm“ ist vorauseilende Koalitionstreue, die eigentlich nur als Parodie auszuhalten ist. Was treibt politisch Verantwortliche dazu, drei Wochen vor Wahlkampfende, bereits die Choreographie von Koalitionsgesprächen mit einer unbegrenzt belastbaren LINKEN auszuplaudern? Werden jetzt drei Wochen lang jeden Tag Beteuerungen kommen, dass selbst die herabgekochten Positionen immer noch verhandelbar sind?

Wie auch immer. Das „Sofortprogramm“ ist ein Skandal gegenüber der Partei DIE LINKE. Der gewählte Parteivorstand wurde einmal mehr gar nicht erst gefragt. Er erfährt solche Dinge aus der Presse. Die einzige demokratische Variante bestand dieses Mal darin, dass das Papier nicht nur an den „Spiegel“, sondern gerecht gleich an alle großen Pressehäuser verteilt wurde.

Offenkundig haben sich die „Regierungssozialist*innen“ in der LINKEN mit diesem „Sofortprogramm“ ihr Manifest für einen Putsch in der Partei geschrieben. Es ist eine offene Kampfansage an Programm und Wahlprogramm der LINKEN. Der Parteitag des „Aufbruchs“ – er ist verpufft. In diesem Kontext wäre es interessant zu erfahren, was denn das andere schräge Lager in der LINKEN, das sich um Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine schart, davon hält – Lifestyle-Linke will Minister*in werden, oder was?

All die anderen jedoch, die eine unabhängige, radikale, sozialistische Partei, die in der realen Gesellschaft verankert ist haben und verteidigen wollen, die nicht nur auf das schielen, was „numerisch möglich ist“, sondern eine programmatische Prinzipienfestigkeit haben, ohne die eine linke Partei schlicht nicht überleben wird – die sollten jetzt aufschreien und dieses unsägliche „Sofortprogramm“ sofort zugunsten unseres Programms entsorgen.

05. September 2021

Sofortprogramm_Wir-machen-das_030921_Final.pdf

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Grafikquelle :

Oben      —      Gruppenaufnahme in Dillingen, vor dem Fraktionsmobil

Author Okami-san       —     Source  : Own work         —        Date   :    12 February 2012

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Unten        —       Cologne, Germany: Participants of Cologne Pride Parade 2016

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DER ROTE FADEN

Erstellt von Redaktion am 7. September 2021

Genies, Deppen, Strategien

Roter Faden Hannover rote Zusatzmarkierung.jpg

Durch die Woche führt Robert Misik

Ausgeklügelte Taktik oder Zufall? Der überraschende Umfrageerfolg der SPD und ihres Kandidaten Olaf Scholz beruht vermutlich auf beidem.

Olaf Scholz’ Aufstieg in den Umfragen ist vielleicht nicht die spektakulärste Auferstehung seit Lazarus, aber schon nahe dran. Dabei war alles so geplant. Denn bei den Leuten rund um Olaf Scholz hat man sich das schon vor etwas mehr als einem Jahr in etwa so ausgedacht: Angesichts der tiefen Krisen und Erschütterungen – jetzt auch noch durch Corona und die daraus folgende Wirtschaftskrise – werden die Bürgerinnen und Bürger bei den Bundestagswahlen ein immenses Sicherheitsbedürfnis haben, ein Bedürfnis nach Stabilität und Solidität.

Da die Bundeskanzlerin kein weiteres Mal antritt, werden diesmal auch Millionen „Merkel“-Wähler und -Wählerinnen am Markt sein. Wähler_innen der Mitte mit leicht progressivem Einschlag, was Modernität, Feminismus, Gerechtigkeit, Humanität und Weltoffenheit anlangt. Die werden sich erst in den letzten Wochen vor der Wahl entscheiden, wenn ihnen dämmert, dass „CDU“ nicht mehr „Merkel“ heißt.

Dies wäre dann die Stunde des Mannes, der als einziger Kanzlerkandidat wenigstens mit einem „Vizekanzler“-Bonus in die Wahl geht, der wie kein anderer die Sicherheitsbedürfnisse der Leute repräsentiert und zugleich als der perfekte Merkel-Nachfolger erscheint. Dieser Gedankengang scheint, Stand heute, bemerkenswert gut aufzugehen. Man könnte meinen: Da müssen Genies am Werke sein.

Nun ist eine Strategie dann perfekt, wenn sie aufgeht. Es wäre aber natürlich auch möglich gewesen, dass sie nicht aufgeht. Dann wären die genialen Strategen vielleicht wie Deppen dagestanden. Wir sehen also: Strategie ist von Glück nie ganz leicht zu unterscheiden. Natürlich gibt es auch Pläne, die so aberwitzig sind, dass sie niemals funktionieren können. Eine Strategie ist also nicht viel mehr als ein Planspiel, das eintreten kann, und eine geniale Strategie ist ein Plan, der zufälligerweise aufgegangen ist.

2021-07-06 Olaf Scholz SPD 8636.jpg

Neben dem Glück spielt auch die Hoffnung hinein. Unsere Annahmen, was sich in Zukunft ereignen könnte, sind nicht nur von der Ratio modelliert, sondern auch von Gefühlen. „Dass meine Gefühle mein Denken verfälschen könnten, ist mir eine so beängstigende und widerwärtige Vorstellung …“, notierte schon der legendäre André Gide in sein Tagebuch.

„Bitte, wie?“

Gerade wenn man sich selbst als rationales Subjekt sieht und die Überlegungen und Einschätzungen, zu denen man gelangt, als Ergebnis vernünftigen Abwägens ansieht, stellt die Erkenntnis von Gide ja das eigene Selbstbild infrage. Von der Art: „Bitte, wie? Das, was ich für meine rationale Einschätzung halte, halte ich nur für eine solche, weil ich wünsche, dass es so eintritt?“

Unsere SPD-Strategen haben sich obige Strategie so zurechtgelegt, weil sie wünschten, dass sie eintritt und weil sie sich emotional innerlich dazu überredeten, sie für eine äußerst wahrscheinliche Variante zu halten.

Quelle         :        TAZ-online           >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben        —             Roter Faden in Hannover mit beschriftetem Aufkleber als Test für einen möglichen Ersatz des auf das Pflaster gemalten roten Strichs

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Unten          —   Olaf Scholz, Politiker (SPD) – Zur Zeit Vizekanzler und Bundesminister der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland. Außerdem ist er Kanzlerkandidat der SPD für die Bundestagswahl 2021. Titel des Werks: „Olaf Scholz – Juli 2021 (VII)“

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DL – Tagesticker 07.09.2021

Erstellt von Redaktion am 7. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Aber ist dieses nicht genau der Punkt warum politische Lobbyvertreter glauben sich über ihre Wähler erheben zu können ? Erst laufen sie ins Ahrtal zwecks Bürgerberuhigung und machen ihre Versprechungen, um anschließend die Fußböden ihrer Hilfstäter auf der IAA zu „Scheuer“n ?

Umgang mit IAA-Gegnern:

1.) Kleinlich und gereizt

So ist der Umgang der Behörden mit den Veranstaltern des Protestcamps zur Internationalen Automobilausstellung. Befremdlich wirken zudem die Argumente für die strengen Auflagen. Wenn man zu Füßen der Bavaria steht und über die Theresienwiese blickt, fällt das Protestcamp der IAA-Gegner kaum auf. Es befindet sich rechts hinten, am südöstlichen Zipfel, ein kleines Plätzchen im letzten Eck. Kein Vergleich zu den Plätzen in der Innenstadt, die in dieser Woche von den Veranstaltern der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) belegt werden: Marienplatz, Königsplatz, Odeonsplatz, Hofgarten … Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die besten Plätze der Stadt gerade gut genug waren, um sie für eine Dauer-Demonstration der Automobilbranche freizumachen. So großzügig die Stadt in diesem Fall vorgegangen ist, so kleinlich verhält sie sich gegenüber der Dauer-Demonstration der Automobilgegner, die bis zum Sonntag im letzten Eck der Theresienwiese ihre Zelte aufschlagen. Zwar hat das Bayerische Verwaltungsgericht am Montagnachmittag den Eilantrag des Aktionsbündnisses „Sand im Getriebe“ gegen die am Freitag mitgeteilten Auflagen des Kreisverwaltungsreferats (KVR) teilweise abgelehnt, womit es sich in seiner Argumentation bestätigt fühlen durfte. Aber ein Geschmäckle bleibt, zumal das Gericht den von den Protest-Veranstaltern vorgesehenen Betrieb einer Feldküche für 1500 Teilnehmer ja genehmigte.

Süddeutsche-Zeitung-online

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Benutzten die Europäischen Militärs nicht immer nur ihre Streitkräfte zum Erhalt ihrer Wirtschafts-Macht und fielen aus diesen einzigen Grund in Ihnen fremde Ländern ein ? Das ist auch z.B. bei Frankreich so, welche sich ihren Umgang, als einstiger Sklavenhalter, noch heute von den Scheinregierungen bedienen lassen ? Und dieses nicht einmal ungerne, was aus den Verhalten der wahren Machthaber, unter der Mithilfe ihrer Legionäre, in inoffiziell besetzter Ländern, sichtbar wird ?

Ein bisschen mehr als nichts

2.) EU-VERTEIDIGUNGSPOLITIK

Das Debakel in Afghanistan hat erneut bewiesen, dass die europäischen Streitkräfte in einem miserablen Zustand sind. Die EU-Verteidigungsminister starten nun einen weiteren Anlauf, um sich von der Abhängigkeit von den USA zu befreien. Doch ist das mehr als guter Wille? „Wir haben in Afghanistan gesehen, dass wir mit Blick auf unsere eigenen Fähigkeiten nicht so weit sind, wie wir uns das selbst vorgestellt haben,“ wird die Bundesministerin der Verteidigung im Zusammenhang mit dem Treffen der EU-Verteidigungsminister im slowenischen Kranj zitiert. Wer ist „wir“ und was haben sich diese denn vorgestellt? Dass die Streitkräfte der EU-Staaten über weiterreichende Fähigkeiten verfügen? Das muss wohl so sein, dass es Verantwortliche gab, die den Streitkräften mehr zutrauten, als die zu leisten in der Lage waren. Was genau das gewesen sein soll, wird vielleicht noch ausgeführt. Nun aber soll die reale Verfassung der Streitkräfte den weiterreichenden Vorstellungen angepasst werden. Die EU-Staaten überlegen, eine Eingreiftruppe, die 5.000 bis 20.000 Soldatinnen und Soldaten umfassen soll, einzurichten. Sie sollen, soweit das bisher bekannt wurde, von einer „Koalition der Willigen“ innerhalb der EU gestellt werden. Erklärtes Ziel, so Kramp-Karrenbauer, ist die Abhängigkeit von den USA zu überwinden. Im Hinblick auf die Entwicklungen der letzten Wochen sagte sie: „Wir waren von den Amerikanern abhängig und es wird heute darum gehen, die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Nun betrifft die Abhängigkeit von den USA nicht nur den Flughafen von Kabul, der zum Anlass des Erschreckens wurde, weil es den EU-Staaten anscheinend nicht möglich war, ihn eigenständig zu sichern. Aber es geht ja viel weiter: Die EU-Staaten sind von den USA schon bei der Landesverteidigung abhängig und erst recht, wenn nukleare Bedrohungen und Erpressungen bedacht werden. Den EU-Staaten mangelt es hier vollumfänglich an Abschreckungs- und Abhaltepotential. Ein weites Feld.

Cicero-online

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Galt es nicht immer als die oberste Prämisse der Europäer, Militärische-Macht zu zeigen, um auch als Zwergen-Staat in der Welt ihre wirtschaftliche Macht auszubauen ? Das die NATO sich auch heute noch so stark zeigt, ist doch ausschließlich der USA zu Schulden,  da die einstigen Auswanderer ihren früheren Beherrschern nicht mehr unterlegen sein möchten? Ein immer noch fortwirkendes Angstgefühl aus den Erfahrungen vorausgehender Generationen ?

Eher Vogelscheuche als Schreckgespenst

3.) Debatte über rot-grün-rote Koalition

Eigentlich spricht viel für ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linken. Doch auch diesmal dürfte R2G kaum Realität werden – vor allem der Außenpolitik wegen. Die Debatte über Rot-Grün-Rot hat etwas Kurioses. Sie ist wichtig, und seltsam unernst. Die Union hat R2G als Schreckgespenst aus der Kiste geholt. Das wirkt allerdings ziemlich in die Jahre gekommen und sieht eher mitleid- als furchterregend aus. Wer mit AnhängerInnen eines Mitte-links-Bündnisses bei Grünen, SPD und Linkspartei redet, trifft auf keine Entschlossenen, die sich, angesichts der möglichen Mehrheit für R2G, kurz vor dem Ziel sehen. Es werden keine Strategien ausgetüftelt, wie man nach der Wahl die Macht erobert. Man ist eher resignativ als euphorisch gestimmt. Und ahnt, wie das Ganze wieder enden wird. Dabei spricht ja viel für ein Mitte-links-Bündnis. Höhere Steuern für Reiche, eine schwungvolle Klimapolitik und ein höherer Mindestlohn sind populäre Ideen, die mit FDP oder Union kaum zu machen sind. Das ist der ernste Kern der Debatte. Eine energische ökosoziale Reformpolitik kann wohl nur R2G auf den Weg bringen.

TAZ-online

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War der Scholz nicht immer schon ein nahezu glühender Verehrer der Staatlichen Macht Elite ? Versuchte er nicht als Oberbürgermeister von Hamburg, eine  jegliche Demokratische Demonstrationen gegen die Gangstertruppe der 20 zu verbieten? Mit eigens dafür aufgestellten Schlägertruppen? Auch bei Hartz-4 machte er artig seinen Diener mit vielen anderen  SPD-lern, auf Schröders Krönungsfeier. Letztendlich spielte er viele Jahre für Merkel die Rolle eines taubstummen Steuermann im Kanonenboot einer CDU Regierung.

Mercron.jpg

Olaf Scholz, ein Linkskanzler?

4.)Rot-Grün-Rot

CDU und CSU sehnen sich nach Lagerwahlkampf, doch sie sollten gewarnt sein: Rote-Socken-Kampagnen waren schon immer Rohrkrepierer. In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod. Diesen genialen Filmtitel Alexander Kluges nimmt sich die Union jetzt zu Herzen und packt die ganz große Keule aus. Fraktionschef Ralph Brinkhaus: „Wir müssen … die Frage aufwerfen, was dem Land droht: ein linkes Bündnis. Am Ende ist es ein Lagerwahlkampf: Laschet oder ein Linkskanzler.“ Das ist Wasser auf die Mühlen von FDP-Chef Christian Lindner. Der kann diesen Wunsch nur nicht so laut aussprechen, weil er noch bis zum Wahltag von allen heiß begehrt werden möchte. Lindner sagt lediglich: „SPD und Grüne stehen der Linkspartei näher als der FDP, und deshalb ist es unwahrscheinlich, dass Herr Scholz und Frau Baerbock der FDP ein attraktives Angebot unterbreiten könnten.“ Übersetzt heißt das: Liebe Union, wenn ihr einen Lagerwahlkampf wollt, dann fangt endlich an damit! Problem: Das linke Lager gibt es nicht. Zwar existieren ausreichende Gemeinsamkeiten zwischen SPD, Grünen und Linken in der Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik, aber nicht in der Außen- und Sicherheitspolitik. Dort herrscht Dissens. Denn außen- und sicherheitspolitisch denken fast alle Parteien noch so, als lebten sie weiter im Kalten Krieg mit seiner alles überwölbenden Systemkonkurrenz zwischen gutem Kapitalismus und bösem Kommunismus. Viele Politikbereiche haben sich gewandelt, nur die internationale Politik wird noch immer mit den gleichen Hohlformeln beschrieben wie vor 50 Jahren.

Der Freitag-online

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Nach zweimaligen Besuch seiner Clan-Parteigrößen schmeißt der CDU Eleve die Brocken hin? Reicht dieses nicht als Hinweise auf die Unwichtigkeit dieses Postens aus? Die Kleinen wurden schon immer von den Großen gefressen. Noch hat doch Niemand gefordert im seine Pension zu entziehen?

Landrat im Flutkreis Ahrweiler beantragt dauerhafte Dienstunfähigkeit

5.) Schon länger krankgeschrieben

Der Kreis Ahrweiler wurde von der Flut besonders hart getroffen. Landrat Pföhler macht den Weg für einen Neuanfang frei. Der Landrat im von der tödlichen Flutkatastrophe schwer getroffenen Kreis Ahrweiler, Jürgen Pföhler, hat einen Antrag auf dauerhafte Dienstunfähigkeit gestellt. Der Christdemokrat ist schon länger krankgeschrieben. Eine Sprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier teilte am Montag mit: „Der Antrag von Landrat Dr. Pföhler liegt der ADD seit kurzem vor und wird zeitnah bearbeitet.“ Zuvor hatte am Montag die Koblenzer „Rhein-Zeitung“ in ihrer Online-Ausgabe darüber berichtet. Schon ein fraktionsübergreifender Appell des Kreistages im Landkreis Ahrweiler hatte Pföhler aufgefordert, den Weg für einen Neuanfang freizumachen. Auch seine eigene Partei, die CDU, stellte sich dahinter. Der Landrat habe nicht mehr das Vertrauen der Menschen.

Tagesspiegel-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Unten     —      Das neue „dynamische“ Führungs-Duo der EU erinnert an das Protagonisten-Pärchen eines bekannten Monumental-Films.

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Linke vom Winde verweht

Erstellt von Redaktion am 6. September 2021

Die Linke im Bundestagswahlkampf

Janine Wissler & Susanne Hennig-Wellsow 2021-02-27 Digitalparteitag Die Linke 2021 by Martin Heinlein.jpg

Von Anna Lehmann und Andreas Wyputta

Zwei Parteichefinnen in Weimar – kaum jemand interessiert’s. Eine Kritikerin in Schwerte – und der Platz ist voll. Die Linke hat so lange gestritten, dass sich Wähler abwenden.

er Wahlkampfstand, den die Linke Ende August im Plattenbauviertel Weimar-West aufgebaut hat, steht etwas ungünstig. Die Leute gehen zum Einkaufen oder Geldabheben nicht am Stand der Partei vorbei. Und es zieht. Der Wind reißt irgendwann die rote Folie ab, die den Tisch umschließt. Zwei ältere Genossen bemühen sich, die Verkleidung wieder zu befestigen. Ihre Pappschilder vor Brust und Rücken mit der Aufschrift „Sparkasse Weimar-West muss bleiben“ behindern sie. Die Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow hantiert mit Kabelbindern. Es ist ihr Wahlkreis, sie will hier das Direktmandat holen. Zu Gast ist an diesem Tag auch ihre Co-Vorsitzende Janine Wissler. Die versucht erst gar nicht, mit handwerklichen Fähigkeiten zu glänzen.

Der Wind ist schließlich stärker. Die Ge­nos­s:in­nen geben auf. Rollen die Folie zusammen und packen sie in den Bus. Nun steht der Tisch ziemlich nackt da.

Irgendwie passt die Lage des Tischchens zur Situation der Linken. Die liegt seit Wochen hinter allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien, mal ein, mal zwei Punkte über der 5-Prozent-Hürde. Und sie steht obendrein neuerdings im Sturm echter und gespielter Entrüstung. Mit ihrer Entscheidung, sich bei der Abstimmung über die Evakuierung afghanischer Ortskräfte zu enthalten, habe sich die Linke selbst ins Abseits geschossen, so die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Dann ging SPD-Kandidat Olaf Scholz auf noch mehr Distanz, verlangt ein Bekenntnis zur Nato. Und die CDU/CSU schießt sich nun auf Rot-Grün-Rot ein und warnt aktuell vor einem Linksrutsch.

Fest betoniert bei sechs bis sieben Prozent

Das alles könnte der Linken gelegen kommen, immerhin nimmt sie mal wieder jemand wahr. In der Bundestagsfraktion ist man schon fast so weit, Präsentkörbe für die Union zu packen. Doch die Mehrheit der Wäh­le­r:in­nen hat offenbar noch nichts davon mitbekommen, wie brandgefährlich die Linke ist. Wie festbetoniert stagnieren die Linken in den Umfragen. Die Spitzenkandidaten Janine Wissler und Fraktionschef Dietmar Bartsch bemühen sich bislang vergeblich, einen Hauch von Aufbruch zu erzeugen. Dass von Bartsch ausgegebene Ziel, zweistellig zu werden, ist derzeit so fern wie der Mars.

Sogar der Worst Case scheint nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Partei könnte, wie schon 2002 zu Beginn der Ära Merkel, wieder aus dem Bundestag geweht werden.

Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler antwortet am Telefon schnell und entschieden. Das glaube er gar nicht. Die Stammwählerschaft bleibe der Linken treu. Was ihm eher Sorgen bereitet: „Wir schöpfen unser Wäh­le­r:in­nen­po­ten­zi­al bei Weitem nicht aus.“ Sechs Prozent seien fest entschlossen, die Linke zu wählen, doch 14 Prozent haben angegeben, sie könnten sich zwar vorstellen, die Linke zu wählen. Tun es aber nicht.

Ein wichtiger Grund heißt: Sahra Wagenknecht. Ein Gutteil der potenziellen Wäh­le­r:in­nen sage nämlich, sie könnten die Linke nicht wegen Sahra wählen. Und ein anderer Teil gebe an, die Linke nicht zu wählen, weil die so schäbig mit Sahra umgehe. „In der Situation kannst du es eigentlich niemandem recht machen, deshalb muss diese unproduktive Polarisierung raus“, meint Schindler.

Sahra Wagenknecht ist prominent, eloquent und kann Populismus. Sie ist die heimliche Spitzenkandidatin der Linken. Sie hat ein Buch geschrieben, in dem sie die Lifestyle-Linken anprangert. Viele Ge­nos­s:in­nen lesen es als Angriff auf Positionen der Partei. Aber sie zieht Leute, füllt Säle und Plätze.

Zu Wagenknecht strömen die Massen

Schwerte im Ruhrgebiet am vergangenen Donnerstag: Um 17 Uhr soll Wagenknecht hier auftreten – und schon eine Stunde zuvor ist der Markt, auf dem die Ge­nos­s:in­nen Bühne und Infostand aufgebaut haben, gut gefüllt. Weil viele Menschen stehen müssen, tragen Hel­fe­r:in­nen Bierbänke heran.

Mag die einstige Fraktionschefin mit ihren Positionen zum Asylrecht, zur Genderpolitik oder zum Klimaschutz auch polarisieren – auf die Straße bringt sie ihre Anhänger:innen, aber auch Kritiker.innen noch immer.

„Aus Neugier“ sei sie hier, sagt Gabriele Schmidt. Die 64-Jährige ist bekennende Unterstützerin der Linken, wählt die Partei wegen ihrer Sozialpolitik. „49 Jahre habe ich gearbeitet“, erzählt die gelernte Fleischfachverkäuferin. Zuletzt war Schmidt Hausmeisterin einer Schule. Gerade Rentnerin geworden, muss sie jetzt mit 1.100 Euro im Monat auskommen. „Für 49 Jahre harte körperliche Arbeit ist das ein Witz“, ärgert sie sich. Wagenknecht sei ihr „sehr sympathisch“.

Für mehr Klimaschutz ist die Rentnerin auch, nur müsse der bezahlbar bleiben, dürfe nicht überhastet eingeführt werden. Auf die Frage aber, ob Deutschland ein sicherer Hafen für Schutzsuchende bleiben solle, reagiert sie vorsichtig: „Das Thema Asyl ist sehr heikel“, sagt Schmidt.

Die Abiturientinnen Lea Gruner und Nele ter Jung hat dagegen die Skepsis auf den Schwerter Marktplatz gebracht. „Eigentlich finde ich die Linke sehr gut – aber von Wagenknecht bin ich nicht überzeugt“, sagt die 19 Jahre alte ter Jung diplomatisch. Den Satz „Wer Gastrecht missbraucht, hat Gastrecht verwirkt“, mit dem die damalige Fraktionschefin 2016 die Angriffe der Kölner Silvesternacht kommentierte, stößt die beiden Schülerinnen auch fünf Jahre später noch ab. „Das Asylrecht zu einem ‚Gastrecht‘ abzuqualifizieren, geht gar nicht“, sagt die 17-jährige Lea Gruner.

Nele ter Jung, Abiturientin„Wagenknecht repräsentiert die Linke nicht, widerspricht dem Parteiprogramm“

Wagenknechts Ablehnung einer geschlechtergerechten Sprache ärgert beide. Gegenderte Sprache sei ein Teil von Geschlechtergerechtigkeit – und „Gerechtigkeit ist doch wohl Kern der Politik der Linken“, sagt ter Jung. Für sie ist deshalb klar: „Wagenknecht repräsentiert die Linke nicht, widerspricht dem Parteiprogramm.“ Ähnlich kritisch blickt auch Daniel Kramer auf die NRW-Spitzenkandidatin der Partei: „Wagenknecht hat sich an ein Milieu angebiedert, das ich verachte“, sagt der 41-jährige Lehrer.

Als Wagenknecht mit 25 Minuten Verspätung in einer schwarzen Audi-Limousine vorfährt, wird trotzdem spürbar, für viele hier ist sie eine Ikone: Der Applaus beginnt bereits, als die Bundestagsabgeordnete aussteigt. „Die schönste Frau der Welt“, ruft eine Frauenstimme aus der Menge.

„Politiker vom Hof jagen“

Auf der Bühne kommt Wagenknecht schnell zur Sache. Sie lobt das kategorische Nein ihrer Partei zu Rüstungsexporten. Danach folgt die soziale Frage in allen Facetten. Gerade die Christdemokraten hätten während der Pandemie plötzlich von „Solidarität“ geredet – und dabei Geringverdiener, auf Hartz IV Angewiesene, kleine Selbstständige vergessen. Mit 700 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld beglückt worden sei dagegen der Daimler-Konzern. Und der habe die Millionen schnell wieder an seine Aktionäre ausgeschüttet. „Politiker, die so etwas zulassen, die muss man doch vom Acker jagen“, ruft Wagenknecht unter viel Beifall.

Weitere Klassiker der Linken folgen. Der Zwang, nach nur einem Jahr ohne Job den Großteil der Rücklagen aufzubrauchen, um überhaupt Hartz IV zu bekommen, sei „Enteignung“ – und nicht, wie von der Union behauptet, eine Vermögenssteuer „für Multimillionäre und Milliardäre“, donnert die NRW-Spitzenkandidatin. Auch für die Geringverdiener kämpfe die Linkspartei – mit ihrer Forderung nach einem Mindestlohn von 13 Euro.

Denn der Niedriglohnsektor sei „nicht vom Himmel gefallen“ – jetzt geht es gegen die Sozialdemokraten. Deren Kanzlerkandidat Olaf Scholz verspreche „stabile Renten“, habe aber offenbar noch nicht mitbekommen, dass „viele Menschen von ihrer Rente nicht leben können“.

Und die Grünen seien erst recht keine Alternative, donnert sie: „Grün ist die Farbe der Verteuerung.“ Den „schicken Tesla, das Niedrigenergiehaus“ könnten sich viele schlicht nicht leisten.

Zum Thema Migration, zur gendergerechten Sprache, zum Schutz von Minderheiten dagegen kein Wort.

Schadet Wagenknecht? Oder hilft sie?

„Eine gute Rede – genau meine Themen“, sagt Rentnerin Gabriele Schmidt. „Sahra Wagenknecht hat viele gute Sachen gesagt – aber viel Kontroverse vermieden“, finden die Abiturientinnen Nele ter Jung und Lea Gruner. Allerdings: „Populistisch“ seien die Klimaschutzpassagen gewesen – natürlich müsse auch der individuelle Lifestyle verändert werden. Wohl auch deshalb ist Lehrer Daniel Kramer nicht mehr zu sehen. Schon vor Wagenknechts Rede hat er erklärt, er werde dieses Mal wohl die Grünen wählen.

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Es gibt Genoss:innen, die glauben, ohne Wagenknecht stünde die Linken besser da. Sie sei die größte Hypothek für den Wahlkampf, meint ein Mitglied des Parteivorstands. „Sahra hat uns eine Million Wählerstimmen gekostet“, meint ein anderer Genosse aus der Fraktion. „Wir lagen 2017 in allen Großstädten vor den Grünen. Bis Sahra eine Debatte über Migrationspolitik vom Zaun gebrochen hat und Aufstehen gegründet hat.“ Die Grünen hätten sich bedankt.

Die Sammlungsbewegung Aufstehen, die Wagenknecht vor drei Jahren gemeinsam mit Po­li­ti­ke­r:in­nen von SPD und Grünen aus der Taufe gehoben hatte, ist inzwischen gescheitert. Dass eine Fraktionsvorsitzende eine Bewegung gründet, die dem eigenen Laden den Kampf ansagt, kann man bei vielen Linken bis heute nicht verwinden.

Quelle        :         TAZ-online          >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen      :

Oben        —     Digitalparteitag Februar 2021“ by Martin Heinlein is licensed under CC BY 2.0

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2.) von Oben      —     Lafontaine Fotomontage:

Die Fotomontage stammt aus der Projektwerkstatt


Virtuelle Projektwerkstatt von SeitenHieb Verlag steht unter einer Creative Commons

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Unten    —     „maischberger. die woche“ am 13. November 2019 in Köln. Produziert vom WDR. Foto: Sahra Wagenknecht, Die Linke (ehemalige Fraktionsvorsitzende)

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Die Parlaments Katastrophe

Erstellt von Redaktion am 6. September 2021

Afghanistan: Postdemokratie in Echtzeit

Fritz and merkel.jpg

 

Von Jöran Klatt

Hinter der Afghanistan-Katastrophe steht auch eine Schwächung der Parlamente in westlichen Demokratien – etwa des Bundestags. Dort gab es stets Kritik an diesem Krieg.

Eine Überraschung war die Afghanistan-Krise nicht. Und wer versucht, die ausgebliebene Vorbereitung auf eine schnelle Machtübernahme durch die Taliban so zu rechtfertigen, läuft daher auch in eine Sackgasse. Warum aber scheint sich die Bundesregierung trotzdem nicht auf das gegenwärtige Szenario vorbereitet zu haben? Gab es nicht genügend lautstarke Stimmen, die davor gewarnt hatten, dass auf den angekündigten Abzug der Vereinigten Staaten zeitnah auch eine erneute Machtübernahme der neuen alten Herrscher folgen würde?

Ein Großteil der jetzigen Situation ist sicherlich mangelhafter Planung und damit auch verantwortlichen Personen in Regierungsverantwortung anzulasten. Bei einer kommenden Aufarbeitung des Einsatzes sollten daher auch diese Verantwortlichkeiten keinesfalls ausgeklammert werden. Gleichwohl sollte in einer Demokratie hin und wieder aber auch die Frage gestellt werden, auf welche systemischen Ursachen solche Krisen hindeuten könnten. Das Afghanistan-Debakel macht nämlich womöglich eine Dysfunktionalität des deutschen Politbetriebs sichtbar: den Bedeutungsschwund des Bundestages.

An diesem zentralen Ort der bundesdeutschen Demokratie wurde in den vergangenen Jahren zwar immer wieder besonders lautstark der Afghanistan-Einsatz von allem möglichen Seiten der Opposition kritisiert und vor fatalen Konsequenzen in der Zukunft gewarnt. Doch Einfluss auf das Regierungshandeln schienen diese Warnungen nicht zu haben. So wurde weder auf die repetitiven Kritiken der Linkspartei gehört, deren Vorgängerpartei PDS schon zu Beginn gegen den unter der Regierung Schröder beschlossen Einsatz war. Ebenso wenig Gehör fanden aber auch die mahnenden Anträge und Anfragen der Grünen oder FDP der jüngeren Geschichte, die zwar beide als Parteien die Einsätze als solche mittrugen, aber immer wieder plausible Kritiken an Zielsetzung und Stand hatten oder eine transparentere Diskussion über die eigentliche Zielsetzung forderten.

Ein Fünkchen Wahrheit

Nun lässt sich darüber streiten, welche dieser konstruktiv-kritischen Oppositionsparteien in der Endphase des zwanzigjährigen Einsatzes nun das Gros des Recht-Behaltens für sich beanspruchen kann. Kaum bestreiten lässt sich aber, dass in all diesen kritischen Stimmen ein Fünkchen Wahrheit gesteckt hatte, auf das besser zu hören, wohl zuletzt Menschenleben hätte retten können.

Nun war es in der bundesdeutschen Geschichte noch nie so, dass Fraktionen und Abgeordnete der Opposition eine besonders große Machtfülle hatten. Und letztendlich bleibt der Opposition vor allem die Rolle der Besserwisser, die sich in den Jahren des Nicht-Regierens medial als mögliche Besserhandler vorzustellen haben.

Norbert roettgen 2012.jpg

Dennoch zeigt die Geschichte der deutschen Afghanistan-Debatte im Bundestag ein besonderes Maß an Missachtung aller vorgebrachten Argumente und Gegenvorschläge. Und das konsequente Übergehen der Opposition in Sachen Afghanistan-Einsatz wurden in den 16 Jahren der Ära Merkel auf die Spitze getrieben.

Deutlich wird dies auch am kommunikativen Umgang der Regierungsparteien mit dem Desaster. Am Abend des 18. August 2021 wurde der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Norbert Röttgen (CDU), inmitten der sichtbar gewordenen Tragödie von der Journalistin Sandra Maischberger befragt, wie es sein konnte, dass die Koalitionsmehrheit einen Antrag der Linkspartei abgelehnt hatte, in dem diese bereits im Juni des Jahres eine Evakuierung der Ortskräfte vor Ort eingefordert hatten. Letztendlich habe sich doch diese Forderung als eine richtige herausgestellt. Einem derartigen Antrag der Opposition aber zuzustimmen sei, so Röttgens klare Antwort, schlicht nicht üblich. Er fügte hinzu, dass Derartiges ohnehin nicht im Parlament entschieden würde, was zweifellos eine bemerkenswerte Verfassungsinterpretation darstellt. Es blieb auch nicht beim Übergehen des Linken-Antrags, denn im Juni stellten auch die Grünen eine ähnliche Evakuierungsforderung, der die Linkspartei zustimmte, die FDP sich enthielt und die übrigen Parteien sie ablehnten.

Was Röttgen offenbart

Röttgens Antwort offenbart, was für aufmerksame Beobachter der Politik wohl keine Überraschung sein wird: Im Bundestag geht es nicht um die reine Suche nach Best Practice, sondern vor allem um das Behaupten vor dem Gegenüber. Röttgen trat im besagten Talkshowinterview daher vor allem als ein Bollwerk auf. Eine Idee, die nicht von Seiten der Regierungsparteien selbst kommt, hat aus einer höheren demokratietheoretischen Überlegung zwar einen Stellenwert, für die regierenden Akteure in der Institution aber keinen Mehrwert. Daher werden Regierungsfunktionäre und die entsprechenden Parlamentarier wie Röttgen zu Parteisoldaten, die als reflexhafte Türsteher jedwede politische Idee und Programmatik, die nicht aus ihren eigenen Reihen kommt, abwehren. Auf diese Weise entsteht eine lähmende Inaktivität des demokratischen Austauschs im Herz der deutschen Demokratie, dem Deutschen Bundestag.

Die Offenheit, in der Röttgen das Übergehen des Parlaments als legitim darzustellen versuchte, belegt dabei ungewollt die Diagnose des britischen Soziologen Colin Crouch. Crouch prägte in einem heute noch lesenswerten Essay aus dem Jahr 2004 den Begriff der Postdemokratie. Damit beschreibt er eine Aushöhlung parlamentarischer Institutionen, wie der Parlamente. Die Institutionen in den westlichen Demokratien seien nach wie vor vorhanden, sie würden aber durch externe Eingriffe und Missbrauch entkernt und geschwächt. Ein Beispiel dafür sei der Lobbyismus, dessen Kräfte dafür sorgten, dass in die Demokratie, die auf Gleichheit basiert, ein Element der Ungleichheit eingebracht wird: Wer mehr Geld und Ressourcen aufwenden kann, seine Meinung zu verteidigen, wird sich damit durchsetzen, auch wenn er unrecht hat.

Taliban Fighters and Truck in Kabul, August 17 2021.png

Röttgens Aussage offenbart, dass die Postdemokratisierung auch mit der gelebten Kultur der Parlamentarier zusammenhängt. Denn die Koalitionäre leben gegenwärtig einen radikalen Ausschluss der Mächtigen, also ihrer selbst, gegenüber den von der Macht ausgeschlossenen, der Opposition. Zwar mag es nicht die Rolle der Opposition sein, dass sie die Regierungsgeschicke, Richtungen und Inhalte bestimmt, aber dass sie prinzipiell nie einen Einfluss hat, scheint nicht nur aus ideeller Perspektive Schaden an der Demokratie zu üben, sondern auch die Suche nach der Best Practice zu behindern.

Quelle     :      Der Freitag-online        >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen :

Oben      —   German Chancellor Angela Merkel on a visit with the German ISAF forces in Afghanistan. She is meeting with Major-General Hans-Werner Fritz, commander of the German forces in Afghanistan. origianl caption: A meeting was held between Gen. David H. Petraeus, commander, International Security Assistance Force, President of Afghanistan Hamid Karzai and Chancellor of Germany Angela D. Merkel, at Headquarters Regional Command North Dec. 18. ISAF RC North supports Afghanistan in creating a functioning government and administration structure, while preserving Afghan traditions and culture. (U.S. Navy photo/Mass Communication Specialist 2nd class Jason Johnston)

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Umbruch in Mali

Erstellt von Redaktion am 6. September 2021

Ärger im „geostrategischen Vorfeld Europas“

File:Dutch MINUSMA troops, UN mission Mali 01.jpg

Quelle     :     Untergrundblättle – CH 

Von Christoph Marischka /

Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 460, Sommer 2021, www.graswurzel.net

Auf der Homepage des Auswärtigen Amtes kann man lesen, dass die EU seit Januar 2007 die Streitkräfte Malis durch Beratung und Ausbildung unterstützt, damit diese die territoriale Unversehrtheit Malis sichern und der Bedrohung durch terroristische Gruppen entgegentreten könnten.

Streitkräfte, die sich 2012, 2020 und 2021 an die Macht putschten. Beinahe trotzig verkündet das Auswärtige Amt, dass zu den Tätigkeiten der EUTM Mali auch Schulungen zu den Themen humanitäres Völkerrecht, Schutz der Zivilbevölkerung und Menschenrechte gehörten. Christoph Marischka berichtet über die Hintergründe des militärischen Engagements in der Sahel-Region. (GWR-Red.)Nachdem im August 2020 das Militär den amtierenden Präsidenten Malis abgesetzt und nach Verhandlungen mit der Regionalorganisation ECOWAS (1), Frankreich und der EU eine Übergangsregierung eingesetzt hatte, wurde am 24. Mai diesen Jahres auch diese Übergangregierung von den Putschisten aufgelöst. Diesmal ernannte sich deren Führungsfigur, Assimi Goïta, gleich selbst zum Präsidenten. In der Übergangsregierung hatte er formal den Posten des Vize-Präsidenten eingenommen. Nachdem deren Präsident Bah N’Daw und Premierminister Moctar Ouané jedoch drei Ministerien neu besetzt hatten, ohne ihn zu konsultieren, nahm er dies zum Anlass, sie ins Militärlager Kati verschleppen zu lassen und dort festzuhalten, bis sie nach wenigen Tagen ihren Rücktritt erklärten.Die sog. internationale Gemeinschaft reagierte zunächst entschiedener als bei den vorangegangenen Machtübernahmen der Militärs. Deutlicher als im vergangenen Jahr wird offen von einem „Putsch“ gesprochen und dieser verurteilt. Dabei wäre es fast treffender, von einem Putsch im Putsch zu sprechen – oder von einer Machtdemonstration des Militärs innerhalb einer Übergangsregierung, welche dessen Machtübernahme lediglich kaschieren sollte.

Die westlichen Militärmissionen in Mali

Damit hatten die „internationalen Partner“ gut leben können. Die „Ertüchtigungsinitiative“ der Bundesregierung, in deren Rahmen Deutschland das malische Militär ausrüstet und ihm Infrastruktur (Waffendepots, Werkstätten) aufbaut, lief nach dem Putsch im vergangenen August nahezu ungebremst weiter. Die EU-Ausbildungsmission, die seit 2013 im Land ist und seit dem fast so viele Soldaten fortgebildet hat, wie sich aktuell in der Armee befinden, wurde nur kurz ausgesetzt – wobei diese vor dem Putsch wegen der Corona-Pandemie ohnehin auf Sparflamme lief und sich in einer Phase der Umstrukturierung befand.

Tatsächlich hatten EU und Deutschland erst kurz zuvor das Mandat der Trainingsmission ausgeweitet: Auf die Armeen der Nachbarstaaten und des Tschad und die „einsatznahe“ Begleitung der malischen Soldaten „bis zur taktischen Ebene“. Der Einsatz der rund 5.000 französische Kräfte umfassenden Operation Barkhane, die in der ganzen Region – mit Schwerpunkt in Mali – gemeinsam mit lokalen Verbündeten „Terroristen“ bekämpfen, wurde ohne Unterbrechung fortgesetzt.

Diesmal aber hatte Macron zunächst vage angedroht, die französischen Truppen abzuziehen und kurz darauf – nachdem AU und ECOWAS die Mitgliedschaft Malis suspendiert hatten – angeordnet, dass diese ihre Zusammenarbeit mit dem malischen Militär vorübergehend, aber mit sofortiger Wirkung einstellen sollten. Damit stellt sich mit neuer Schärfe die Frage, auf welcher völkerrechtlichen Grundlage die französischen Soldaten eigentlich im Land sind.

Formal agieren diese in Mali, Mauretanien, Burkina Faso, Niger und Tschad auf Einladung der jeweiligen Regierungen – wobei es sich seit dem Tod des tschadischen Präsidenten im vergangenen April auch dort um eine demokratisch in keiner Weise legitimierte Militärführung handelt. Wenn nun aber Frankreich nach dem erzwungenen Rücktritt der Übergangsregierung in Mali die dortige Führung nicht anerkennt und die Kooperation mit dem malischen Militär aussetzt, besteht keinerlei Grundlage mehr für die andauernde Präsenz französischer Kräfte in Mali. Das ist mehr als ein juristisches Problem, denn im Rahmen der Operation Barkhane (2) wird geschossen, getötet und bombardiert – erst im Januar etwa versehentlich eine Hochzeitsgesellschaft mit 19 getöteten Zivilist*innen. Mit welcher Legitimation und auf welcher Grundlage aber entscheidet Frankreich künftig in Mali, wer getötet werden soll und darf?

Für die gut 15.000 bewaffneten Kräfte, die im Rahmen der UN-Mission MINUSMA (3) in Mali sind (davon 1.100 aus Deutschland), verändert sich der Kontext ebenfalls, aber weniger drastisch. Mandatiert ist ihre Präsenz durch Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates. Ihre Kooperationspartner waren bereits zuvor einerseits verschiedene malische Regierungen, die aus vorangegangenen Putschen (zunächst 2012) hervorgegangen waren, und andererseits eben jenes Militär, das nun innerhalb von zehn Jahren dreimal geputscht hat.

Ihr Auftrag ist die „Stabilisierung“ Malis, die Rückkehr zu einer „verfassungsmässigen Ordnung“ – und der „Wiederaufbau des malischen Sicherheitssektors“. In der Praxis scheitert MINUSMA allerdings bereits am „Schutz der Zivilbevölkerung“ und dient vielmehr mit ihrer flächendeckenden militärischen Infrastruktur v.a. als Plattform für die vielfältigen bi- und multilateralen Interventionen und Aufrüstungsprogramme. Zur Stabilisierung hat diese umfassende Militarisierung Malis und der gesamten Sahel-Region natürlich nicht beigetragen. Im Gegenteil: Die Lage wird immer aussichtsloser.

In ihrer im März 2021 formulierten „Strategischen Ausrichtung des Sahel-Engagements“ spricht die Bundesregierung ganz ungeniert von der Sahel-Region als „geostrategisches Vorfeld Europas“. Gefordert werden „verstärkte Anstrengungen mit Blick auf die Eindämmung irregulärer Migration und das Vorgehen gegen Schleuserstrukturen“. Doch es wäre töricht, in der Migrationsbekämpfung das einzige Interesse Deutschlands und der EU zu sehen. Es geht auch viel allgemeiner um Geopolitik – und um Energieversorgung.

Während die Putsche 2012 und auch jener 2020 noch von Teilen der malischen Zivilgesellschaft (v.a. in Bamako) bejubelt wurden, ist nun in typischen Berichten über Mali vielmehr von „Resignation“ die Rede. Sowohl die sog. „internationale Gemeinschaft“ als auch die hierzulande zu Wort kommenden Vertreter*innen der Zivilgesellschaft hatten grosse Hoffnungen in den Aufbau der malischen Armee gesetzt und ihre Konzepte blieben weitgehend darauf reduziert. Auch in Deutschland haben linke Gruppen und entwicklungspolitische NGOs zwar wiederholt „eine massive Aufstockung ziviler Mittel“ angemahnt, ganz konkret jedoch auch die „Stärkung nationaler Sicherheitskräfte und Armeen“ gefordert.

Zum Putsch von 2020 veröffentlichte das Netzwerk „Fokus Sahel“ eine – offenbar nicht im Konsens verabschiedete – Erklärung, wonach „[d]ie aktuelle Situation [auch] als Chance zu betrachten“ sei, „die es Mali ermöglichen kann, politischen Stillstand und Kontrollverlust sowie das dramatische Abgleiten in immer neue Gewaltspiralen zu überwinden“. Denn die Bevölkerung wünsche sich eine „Art Komplettaustausch der korrupten politischen Klasse“. Der Armee hingegen wurde implizit unterstellt, demgegenüber frei von Korruption zu sein und im Interesse der Bevölkerung zu agieren. Von den intervenierenden westlichen Staaten wurde zumindest teilweise wohlwollend angenommen, dass sie die Bevölkerung schützen und das Militär stärken wollten, um einen stabilen, souveränen und demokratischen Staat aufzubauen, der die Interessen der Zivilbevölkerung vertritt. (4)

Das Interesse des Nordens in der Sahel-Region

Natürlich aber verfolgen USA, Frankreich, Deutschland und die EU in der Region ihre eigenen Interessen. Zu Beginn des Jahrtausends machte man sich dort viele Sorgen um den wachsenden Einfluss Chinas auf dem afrikanischen Kontinent. Die USA bauten mit Africom (5) ein eigenes Oberkommando für den Kontinent auf und intensivierten gerade in der Sahel-Region ihre militärischen und geheimdienstlichen Kontakte. Auch EU-Trainingsmissionen im Sahel befanden sich schon zum Ende der Nullerjahre in Vorbereitung – bevor 2011 die Situation in Folge der NATO-Intervention in Libyen eskalierte.

Das war auch jener Zeitraum, in dem das deutsche Kapital im Rahmen der Desertec-Initiative (6) massiv für die wirtschaftliche und energiepolitische Erschliessung der Wüste warb. Während die Bomben in Libyen fielen, veröffentlichte der neu gegründete Europäische Auswärtige Dienst im März 2011 seine „Strategie für Sicherheit und Entwicklung im Sahel“. Die Strategie basierte u.a. auf vier Fact-Finding Missionen, welche die EU bereits zwischen Juli 2009 und Juli 2010 in Mauretanien, Mali, Niger und Algerien durchgeführt hatte und die in den drei erstgenannten Staaten „mangelnde operationale und strategische Kapazitäten“ im gesamten Sicherheitssektor offenbart hätten, woraus u.a. eine ungenügende „Kontrolle des Territoriums“, Mangel bei der Rechtsdurchsetzung und ein ineffizientes Grenzmanagement resultieren würden. Als Ziele werden benannt, das Potential dortiger Terrorgruppen, Anschläge in Europa zu verüben, zu verringern, „Drogenschmuggel und anderen kriminellen Handel nach Europa einzudämmen, legale Handels- und Kommunikationswege durch den Sahel (Strassen, Pipelines) zu sichern, (…) bestehende ökonomische Interessen zu schützen und die Basis für Handel und Investitionen aus der EU zu schaffen“.

Seit dem wurden Unsummen in die Militärs und Polizeikräfte gepumpt. Dass damit eine (weitere) Machtverlagerung von teilweise zivilen und korrupten Regierungen weg in die Kasernen stattfindet und auch in letzteren die Korruption um sich greifen wird, war abzusehen. Doch es wird und wurde nicht nur Infrastruktur für die dortigen Streitkräfte aufgebaut. Die USA betreiben alleine im Niger mittlerweile drei Drohnen-Basen, die deutsche Luftwaffe unterhält am Flughafen der dortigen Hauptstadt ein gemeinsames Luftdrehkreuz mit Frankreich und hat im Norden Malis Drohnen vom Typ Heron-1 stationiert.

Frankreich hat dort im letzten Jahr auch mit dem Einsatz bewaffneter Drohnen begonnen. In ihrer im März 2021 – kurz vor dem Putsch in Mali – formulierten „Strategische[n] Ausrichtung des Sahel-Engagements“ spricht die Bundesregierung ganz ungeniert von der Sahel-Region als „geostrategisches Vorfeld Europas“ – und wieder von der Notwendigkeit der „Stärkung der Sicherheitskräfte“. Gefordert werden im Gegenzug „verstärkte Anstrengungen mit Blick auf die Eindämmung irregulärer Migration und das Vorgehen gegen Schleuserstrukturen“. Doch es wäre töricht, in der Migrationsbekämpfung das einzige Interesse Deutschlands und der EU zu sehen. Es geht auch viel allgemeiner um Geopolitik – und um Energieversorgung.

Aktuell investiert die Bundesregierung (auf Drängen der Industrie) Milliardensummen in die Umstellung der Stahl- und Chemieindustrie auf Wasserstoff. Dies soll dem Klima dienen. Mit erneuerbaren Energien wird sich allerdings hierzulande nicht genug Wasserstoff produzieren lassen, um den „Exportweltmeister Deutschland“ zu versorgen.

Christoph Marischka / Artikel aus: Graswurzelrevolution Nr. 460, Sommer 2021, www.graswurzel.net

Fussnoten:

(1) Die Economic Community of West African States (ECOWAS), deutsch Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, ist eine Regionalorganisation, der 15 westafrikanische Staaten angehören, darunter viele ehemalige französische Kolonien. Grösster Mitgliedsstaat ist allerdings Nigeria.

(2) Opération Barkhane ist eine französische Militäroperation, welche die sog. G5-Staaten (Mauretanien, Mali, Niger Burkina Faso und Tschad) umfasst. Sie löste 2014 die Anfang 2013 begonnene, massive französische Intervention in Mali, Operation Serval, ab und basiert im wesentlichen auf Truppenkontingenten, welche Frankreich bereits zuvor in seinen ehemaligen Kolonien stationiert hatte. Eine Übersicht über die verschiedenen internationalen Militärmissionen findet sich unter: https://migration-control.info/wiki/minusma-und-militaerische-operationen/.

(3) MINUSMA (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) ist eine von der UN geführte Militärmission, der etwa 15.000 Kräfte angehören – davon etwa 1.100 aus der Bundeswehr. Sie löste im Juli 2013 die Mission AFISMA ab, die im Zuge der französischen Militärintervention (Serval) in Mali stationiert worden war und zunächst (formal) unter Führung der AU (Afrikanische Union) stand. Siehe auch den Link in Fussnote 3.

(4) Die Zitate aus diesem Absatz finden sich in verschiedenen Texten, die Afrique-Europe-Interact auf folgender Seite dokumentiert hat: https://afrique-europe-interact.net/1832-0-Aktivitten-Europa.html. Hier lässt sich auch die kontroverse Debatte um die Positionierung zum Einsatz der Bundeswehr in Mali nachvollziehen.

(5) Das AFRICOM (United States Africa Command) ist ein gemeinsames Kommando für Operationen der US-Streitkräfte auf dem afrikanischen Kontinent. Es wurde 2007 in Stuttgart-Möhringen in der Nähe des EUCOM (United States European Command) aufgebaut, welches seit dem sog. Kalten Krieg entsprechende Aufgaben für den europäischen Kontinent (einschliesslich der Staaten des ehemaligen (Warschauer Paktes) wahrnimmt.

(6) Die Desertec Industrial Initiative (Dii) wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, politische Unterstützung für die Gewinnung von „Wüstenstrom“ zu mobilisieren. Beteiligt sind u.a. die Deutsche Bank, die Münchner Rück (ehemals: Allianz), RWE und e-on. Neben der Dii existiert auch eine Stiftung mit vergleichbaren Zielen und Akteuren. Die Diskussion um die Gewinnung erneuerbarer Energien in der Sahara und die Vernetzung entsprechender Wind- und Solar-Kraftwerke durch ein Hochspannungs-Gleichstromübertragungs-Netz erfuhr Ende der Nullerjahre grosse Aufmerksamkeit, wobei Überlegungen zur Stabilität der beteiligten Länder damals in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle spielten.

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons (CC BY-NC-ND 3.0) Lizenz.

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Grafikquelle      :

Oben      —    Dutch MINUSMA troops, UN mission Mali 01

Author Ministry of Defence, Netherlands   /    Source  :    https://www.defensie.nl/onderwerpen/mali/inhoud/weblog/2014/over-de-schouders-van-onze-commandos

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DIE – WOCHE

Erstellt von Redaktion am 6. September 2021

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/Die-Woche.png?uselang=de

Kolumne von Friedrich Küppersbusch

Vom Wahl-O-Mat benutzt: ABBA, Union, Wildtierpopulation, Afghanistan sollte ehrlich bilanziert werden und warum die Union am Schluss doch die Nase vorn hat und vier schwedische Mittsiebziger das Rampenlicht suchen. Und: Klimaopfer Komodowaran.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Kein Schwein interessiert, wer in 21 Tagen NRW regiert.

Und was wird besser in dieser?

Wir sind unregiert auch gut.

Haben Sie schon den neuesten Wahl-O-Mat benutzt?

Nein, er mich. Ich hatte erst Briefwahl gemacht und dann gewahlomatet und mir wurden ein Dutzend Parteien eher empfohlen als die meiner Wahl. Wohl weil einige Kleinstparteien ihre Antworten besonders clever designen. Schöne Vision: Statt Parteien, die einem viel erzählen können, träfe man 38 bindende Sachentscheidungen für die kommende Legislatur. Und präferierte eine Partei. Wenn also der O-Mat selbst die Wahl wäre: spannend.

Die Lokführer der GDL streiken zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit. Geht dadurch was voran?

Im Speisewagen erwartet Sie unser astronomisches Angebot: Nö. GDL und Bahn sind nah am Abschluss, etwa in der Größenordnung des öffentlichen Dienstes. Beide haben Hintergedanken: Die Bahn möchte die ruppige GDL kleinhalten und Tarifabschlüsse lieber auskungeln mit der frommen Eisenbahn-Verkehrs-Gewerkschaft EVG. Die GDL möchte Abschlüsse erzielen für andere, aufgesplitterte Bahntöchter. Sprich: Diesen Tarifkampf nutzen als Werbefläche für ihre bevorstehende Weltgeltung. Der DGB streitet für die Einheitsgewerkschaft gegen den Spalter Weselsky und seine GDL. Die GDL ist für die Einheitsgewerkschaft – wenn sie GDL heißt. Möge der Lautsprecher knistern und eine Stimme zu uns sprechen: „In Hamm werden beide Zugteile vereinigt.“ Das dauert.

Die schwedische Popband Abba kehrt nach 40 Jahren mit einem Album zurück. Summen Sie dazu „Mamma Mia“, „SOS“ oder „Money, Money, Money“?

Es hat vier Buchstaben, kommt aus Schweden und funktioniert wie Sau: Ikea, Wasa, Abba. Die vier finanziell unabhängigen Mittsiebziger kommen mit neuen Songs und einer technisch innovativen Bühnenshow. Das muss einem sympathischer sein als Thirtysomethings, die ihre größten Hits memorieren. Zudem erinnern Abba daran: Es ist erst 46 Jahre her, dass der ESC musikalisch innovativ war und eine Superband hervorbrachte. Schließlich mutet die Avatar-Bühnenshow an, als gelänge Kraftwerk doch der Ausbruch aus dem Museum. Lauter spannende Vorzeichen. Schade, dass ich auf die Musik einfach nicht kann.

Eine Wildtierzählung in Kenia hat ergeben, dass es erstaunlich positiv steht um die Populationen von Elefanten, Zebras und Giraffen. Ist die Umweltlage doch nicht so düster?

Zugleich erscheint die Rote Liste der 40.000 vom Aussterben bedrohten Tierarten. Neu sind Klimaopfer wie der Kommodowaran. Aber der Thunfischbestand hat sich erholt. Durch Fangquoten und Kampf gegen Wilderei. Tenor, wie in Kenia: der Mensch kann zum Guten hin eingreifen.

Den Menschen in Afghanistan droht eine humanitäre Krise. Was können wir von Deutschland aus für sie tun?

Quelle        :         TAZ-online           >>>>>         weiterlesen

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Oben     —        Bearbeitung durch User:Denis_Apel – Lizenz “Creative Commons“ „Namensnennung – Weitergabeter gleichen Bedingungen“

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DL – Tagesticker 06.09.2021

Erstellt von Redaktion am 6. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Kurz vor den Wahlen erscheinen die politischen Verursacher erneut und betrachten ihr angerichtetes Scherbengericht. Versprechungen gibt es in dem Sinne, dass die Opfer alle vom Staat entschädigt werden. Aber Achtung bei solchen Versprechungen! Der Staat hat und hatte noch nie eigenes Geld zu seiner Verfügung, da die Politiker-Innen immer nur in die eigenen Taschen arbeiten. Die Schäden werden einmal mehr den Steuerzahler aus den Taschen gezogen und die Verursacher gehen ihrer Wege.

„Wiederaufbau wird lange dauern“

1.) Merkel erneut im Flutgebiet:

Knapp zwei Monate liegt die Flutkatastrophe zurück. Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident Laschet haben nun erneut stark betroffene Gebiete in Nordrhein-Westfalen besucht. Für den Wiederaufbau der vom Hochwasser verwüsteten Gebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist nach Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein langer Atem erforderlich. „Der Wiederaufbau wird lange dauern“, sagte Merkel am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Hagen. Merkel hatte zuvor zusammen mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Gebiete besucht, die von der Hochwasserkatastrophe im Juli besonders schwer getroffen worden waren. In Hagen besichtigte sie eine Brücke, die bei der Flut schwer beschädigt worden war, aber fast wieder fertig ist. Beeindruckt zeigte sie sich von einem Gespräch mit den Kollegen zweier bei der Flut umgekommener Feuerwehrleute im Sauerland. Merkel: „Armin Laschet weiß um meine Unterstützung“

t-online

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Wer will Versager zählen, der sollte sich in die Parteien begeben. Nur die Nieten und Versager aus der Gesellschaft singen: „Kanzler werden ist mein Schlager“.

Nein, es ist nicht das fehlende Programm

2.) Das größte Manko von Armin Laschet

Beliebter Ministerpräsident der CDU will Kanzler werden und auf den Redaktionsetagen biegen sie sich vor Lachen? Wir hatten das Stück schon mal auf der politischen Bühne: Der Kandidat hieß damals Helmut Kohl. Armin Laschet sieht nicht so aus, wie die Leute sich einen Kanzler vorstellen. Das ist sein größter Nachteil. Das Gesicht ist zu verwaschen, der Mund zu weich. Die Gesichtszüge werden mit dem Alter auch nicht härter und kantiger, sondern allenfalls knittriger. Die Deutschen sind, wenn es um Männer an der Macht geht, an klar geschnittene Gesichter gewöhnt, die Führung und Entschlossenheit ausstrahlen. Der ideale Kanzler war in der Hinsicht Helmut Schmidt mit dem akkuraten Seitenscheitel über dem Offiziersgesicht. Er war nicht von ungefähr für viele der Überkanzler, der dann einen einzigartigen Spätruhm genoss Helmut Kohl, der gerade in den Anfangsjahren ebenfalls zu sehr nach dem Genuss von Riesling und Siedewürstchen und zu wenig nach Arbeit aussah, konnte den Nachteil durch seine imposante Größe wettmachen. Laschet ist auch noch ziemlich klein. Er misst 1,72 Meter, wie ich Google entnommen habe.

Focus-online

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Früher war vieles immer leichter, da die Augen für alles schöne der Welt immer Aufnahmefähig waren. Da war dann Politik auch nicht mehr, als das Gedöns im Elternhaus. Heute nach gelebten Erfahrungen sieht plötzlich die Lebensumgebung ganz anders aus und die Zerstörungen in der Natur werden mit jeden Tag sichtbarer. Nur Politiker-Innen sehen dieses nicht, da sie ihre roten Teppiche nie verlassen, um Kontakt zu den normalen Menschen aufzunehmen und derer Sorgen den Versagern egal sind.

Meine Wahl – Rotabgleich 

3.) Im Wechselbad linker Gefühle

Früher war es einfacher: grün wählen, was sonst? Dort konnte man einigermaßen guten Gewissens sein Kreuzchen machen, wenn man eine Jugend in der Sponti-Linken in Westberlin erlebt hatte, mit allen Antis von Antikapitalismus bis zu Anti­atomkraft. Die Partei konnte der jungen Mittelschichtlerin eine Illusion von Antibürgerlichkeit vorgaukeln wie die billige Altbauwohnung mit Kohleheizung und Etagenklo. Die Zeiten ändern sich. Heute, im Alter von über 60 Jahren, sind die Dinge komplizierter und die linke Wählerin gerät in einen Sturm widersprüchlicher Gefühle. Dabei gibt es doch eine Auswahl: Linkspartei, Grüne, SPD. Die Linkspartei kann ich nicht wählen, da ist mir zu viel Wünsch-dir-was drin, auch wenn ich unbedingt für höhere Erbschaftssteuern bin. Maximalversprechen, das klappt doch nicht. Man weiß, dass der Vorschlag, einfach nur von den Reichen mehr Geld nehmen zu wollen und ein Grundeinkommen von 1.200 Euro für alle einzuführen, ein Märchen ist. Die Linke zu wählen ist ein Statement, okay, aber ich bevorzuge Programme, die näher dran sind an der Realität.

TAZ-online

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Herrscht nicht in der Politik immer schon eine große trockene Trauer, wenn Einer von „uns“ abtritt ? Niemand hatte doch gesagt: „Wir wollen ihn loswerden – die Chinesen machen alles besser“. Wo bleibt denn nur Laschet jetzt`?

DEUTSCHER BOTSCHAFTER IN CHINA GESTORBEN – Merkel trauert um engen Vertrauten:

4.) „Erschüttert mich zutiefst“

Jan Hecker ist tot. Deutschlands Botschafter in China ist mit 54 Jahren gestorben. Die Umstände sind unklar. Er war ein Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel. Kanzlerin Angela Merkel hat sich bestürzt über den überraschenden Tod des deutschen Botschafters in China, geäußert. Er arbeitete zuvor im Bundeskanzleramt, war ein enger Vertrauter Merkels (siehe Erstmeldung). „Der Tod Jan Heckers erschüttert mich zutiefst“, sagte sie am Montagmorgen in einer in Berlin verbreiteten Erklärung. „Ich trauere um einen hochgeschätzten langjährigen Berater von tiefer Menschlichkeit und herausragender Fachkenntnis. Ich denke voller Dankbarkeit an unsere Zusammenarbeit und bin froh, mit ihm über Jahre so eng verbunden gewesen zu sein.“ Sie fügte hinzu: „Mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Kindern und den anderen Angehörigen in ihrem unermesslichen Schmerz.“ Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der als frühere Kanzleramtschef ebenfalls eng mit Hecker zusammengearbeitet hatte, nannte Heckers Tod auf Twitter eine Tragödie und einen großen Verlust für alle, die ihn kannten. „Sein Pflichtbewusstsein, seine menschliche und berufliche Kompetenz und tiefe Bildung waren herausragend.“

FR-online

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Wo Waffen geliefert werden, darf mutmaßlich auch der Deutsche BND nicht fehlen. Der Deutsche Adler aus dem Parlament streckt nicht ohne Überlegung dem Volk seine Zunge entgegen.

Wappen Deutsches Reich (Weimarer Republik).svg

Ätschi – Bätschi – Wir Politiker lecken euch alle !

BND kooperierte mit Islamisten

5.) Bundesnachrichtendienst 

Antwort zum Engagement in den 1980er Jahren in Afghanistan. Stimmt es, dass der Bundesnachrichtendienst (BND) in den 1980er Jahren mit einer geheimen Operation den Guerillakampf afghanischer Mudschaheddin gegen die Sowjetunion unterstützte? Das wollte der Linksfraktionsabgeordnete André Hahn wissen. Hahn, der auch dem Parlamentarischen Kontrollgremium angehört, das die deutschen Nachrichtendienste im Blick behalten soll, hatte so etwas in der »Tagesschau« gehört. Geantwortet hat ihm Staatssekretär Johannes Geismann (CDU). An seinem Türschild im Bundeskanzleramt steht: Beauftragter für die Nachrichtendienste. Offenbar versteht er seinen Job nur als Geheimnisverwahrer. »Sonnenregen«, so behauptete er in der knappen Antwort an Hahn, habe der Unterstützung afghanischer Flüchtlinge gegolten und sei 1985 von Abgeordneten des Bundestages nach einer BND-geführten Pakistan-Reise »beschlossen« worden. Das war mitten in der Hochzeit des Kalten Krieges zwischen den Systemen. In Afghanistan tobte einer der vielen heißen Stellvertreterkriege. Zwischen 1979 und 1989 versuchte die Sowjetunion, in Afghanistan ein höriges Regime zu etablieren und zu stützen. Dagegen setzten sich heimische Widerstandsgruppen – einschließlich der fundamentalistischen Taliban – zur Wehr. Nicht, weil man deren Kampf als berechtigt ansah, sondern weil der Feind meines Feindes nur allzu oft zu meinem »Freund« wird, unterstützte der Westen den Kampf der Mudschaheddin mit Geld, Waffen und Ausbildern.

ND-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Unten     —

Arms of Germany at the beginning of the Weimar Republic. In 1928, they were replaced by the new official coat of arms

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Debatte um „Vaterjuden“

Erstellt von Redaktion am 5. September 2021

Wer entscheidet, wer Jude ist?

Von Micha Brumlik

Um diese Frage ist in der jüdischen Community ein Streit entflammt. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Wer Jude war, hat sich oft verändert.

Die Frage, ob auch sogenannte „Vaterjuden“ „richtige“ Juden sind, ist erneut entbrannt. Der zuletzt mit einer brillanten Novelle hervorgetretene Autor Maxim Biller hatte dem jungjüdischen Aktivisten Max Czollek abgesprochen, jüdisch zu sein. Ins Kreuzfeuer geraten ist dabei auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der – wie es seines Amtes ist – die traditionelle Sichtweise vertritt.

Dieses Problem hat schon vor mehr als zehn Jahren den Vizepräsidenten des Landesverbandes der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, den zu früh verstorbenen Heinrich C. Olmer, nicht ruhen lassen. Er hat daher ein Buch vorgelegt, das zu den wichtigsten Beiträgen zur Sicherung jüdischer Zukunft nicht nur in Deutschland gehört.

Olmers Buch „‚Wer ist Jude?‘. Ein Beitrag zur Diskussion über die Zukunftssicherung der jüdischen Gemeinschaft“ wagte sich an die auch aktuell hoch umstrittene Frage: warum die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk nur durch die Abstammung von einer jüdischen Mutter oder durch eine formgerechte rabbinische Konversion erlangt werden kann, aber nicht, wie in biblischen Zeiten, durch einen jüdischen Vater. 2017 hat darauf folgend Ruth Zeifert – selbst Tochter eines jüdischen Vaters – eine anregende Studie unter dem Titel „Nicht ganz koscher. Vaterjuden in Deutschland“ vorgelegt.

Die Frage, wer Jüdin oder Jude ist und wer wie Jüdin oder Jude werden kann, geht über rein religiöse Belange weit hinaus. So hat der Staat Israel sein Rückkehrgesetz seit Langem den komplizierten Familienverhältnissen jüdischer Immigranten aus der Sowjetunion angepasst, so hat das Reformjudentum in den USA schon seit Langem beschlossen, dass Kinder jüdischer Väter „Bat- oder Bar Mizwah“, also religiös mündig werden können, sofern sie von ihren Vätern nicht nur gezeugt, sondern eben auch jüdisch erzogen worden sind.

Ansonsten ist Jüdin oder Jude, wer entweder von einer jüdischen Frau geboren wurde oder vor einem anerkannten Rabbinatsgericht förmlich konvertiert ist (nach warnenden Vorhaltungen sowie ausführlichem Studium von Tora, Talmud und Halacha sowie langjähriger, korrekter religiöser Lebensführung).

Bezüglich des komplexen Verhältnisses von Ethnizität und Religion im Judentum heißt das, dass man durch eine religiöse Zeremonie zur Angehörigen eines Ethnos werden kann, während Personen, denen jede Religiosität gleichgültig oder gar verächtlich ist, im religiösen Sinne sogar dann als Juden oder Jüdinnen gelten, wenn sie von einer areligiösen Mutter geboren wurden: sofern diese ihrerseits eine nachweislich jüdische Mutter hatte.

Historisch sind also zwei Fragen zu klären: Wann entstand das Judentum als Religion, und wann und unter welchen Umständen wurde die Matrilinearität als Kriterium der Zugehörigkeit zu dieser Religionsgemeinschaft durchgesetzt?

Western Wall, Jerusalem, (16037897867).jpg

Der amerikanische Gelehrte Shaye J. D. Cohen hat dieser Frage vor zwanzig Jahren eine bahnbrechende Monografie unter dem Titel „The Beginnings of Jewishness. Boundaries, Varieties, Uncertainties“ gewidmet, in der er zunächst nachweist, dass jüdische Frauen und Männer in der griechisch-römischen Antike vor dem Jahre 90 – abgesehen von ihren religiösen Bräuchen – in keiner Hinsicht von anderen Menschen zu unterscheiden waren und es zudem keine öffentlich nachprüfbaren Verfahren gab, um festzustellen, ob jemand zum Judentum konvertiert ist – sieht man einmal von der männlichen Pflicht zur Beschneidung ab.

Belege für das Matrilinearitätsprinzip finden sich zunächst in der Mischna, im Traktat „Qiddushin“ 3:12, wo es um die Legitimität von Kindern geht, die aus nicht zulässigen sexuellen Verbindungen hervorgehen, und im Traktat „Yevamot“ 4:13, wo es um die Stellung eines „Mamzers“, eines unehelichen Kindes, geht. Der Religionswissenschaftler Cohen hat sorgfältig nach möglichen Gründen für die Einrichtung des Matrilinearitätsprinzips gesucht: In der Hebräischen Bibel, im Buch Esra, finden sich Hinweise auf die Ungewissheit aller Vaterschaft, auf die Intimität des Mutter-Kind-Verhältnisses sowie auf Rückstände eines archaischen Matriarchats.

Cohen kommt zu dem Schluss, dass die wahrscheinlichste Lösung des Problems in einer stillschweigenden Übernahme römischer Rechtsgrundsätze durch die Rabbinen liegt, die den Status von Kindern unter allen Umständen dem Status ihrer Mütter zuordneten. Aber auch Cohen räumt ein, dass bis zur Zeit der Mischna, also bis Ende des zweiten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung, unter den Juden nur das Patrilinearitätsprinzip galt: „Why, then, did the rabbis break with previous practice! I do not know.“

Heinrich C. Olmer wagt einen anderen Schluss: Er geht davon aus, dass die Rabbiner nach dem gescheiterten Bar-Kochba-Aufstand im zweiten Jahrhundert die mütterliche Abstammung an die Stelle der väterlichen gesetzt hätten – aus pragmatischen Gründen, angesichts der Versklavung und Verschleppung jüdischer Männer. Ob es sich dabei um eine durch Quellen belegte Einsicht oder um eine Rückprojektion handelt, ist bis heute ungeklärt.

Quelle      :         TAZ-online         >>>>>         weiterlesen

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Oben        —   Junge mit Kippa

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Nur Schweizer-Meinung?

Erstellt von Redaktion am 5. September 2021

Wenn Diplomatie in den Zynismus schliddert

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Es gibt Ab- Schieber und  -Lehner – auch Schland kennt seine politischen Clowns

Quelle      :        INFOsperber CH.

Von Beat Allenbach /   

Schweizer Behörden lehnen Ersuchen der afghanischen Botschaft um Unterstützung schroff ab.

In Afghanistan, das „von ausländischen Soldaten befreit ist“, sind jetzt viele Frauen und Männer Opfer brutaler Gewalt und Erpressungen durch die siegreichen Taliban. Die Taliban-Krieger haben nicht allein die Weltmacht USA gedemütigt, sondern den ganzen Westen, auch unser Land. Wie regiert die Schweiz auf die Verzweiflung und die Befürchtungen zahlloser Menschen in Afghanistan?

Hilferuf aus Genf

Ein Beispiel. Mitglieder der afghanischen Botschaft, die gleichzeitig bei der Uno in Genf und bei der Schweiz akkreditiert ist, sind besorgt um Angehörige in Afghanistan. Diese gelten für die Taliban als Verräter, weil sie mit der sich inzwischen aufgelösten Regierung zusammenarbeiteten. In einem Schreiben an die Schweizer Vertretung bei der Uno in Genf haben sie gefragt, was unternommen werden könnte zugunsten ihrer in Afghanistan gefährdeten Angehörigen. Die Schweizer Vertretung leitete das Schreiben an die zuständige Stelle weiter, an das Staatssekretariat für Migration (SEM).

Die Antwort des SEM, welche die Schweizer Diplomaten ihren afghanischen Kollegen weiterleiteten, hält u.a. folgendes fest. Bedrohte Personen, die zu ihrem Schutz in die Schweiz einreisen möchten, hätten die Möglichkeit sich persönlich bei einer schweizerischen Botschaft zu melden und um Aufnahme zu bitten. Gleichzeitig wird präzisiert, dass die direkte Aufnahme von Personen aus Afghanistan gegenwärtig im Prinzip auf Schweizer Bürger, afghanische Angestellte der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und ihrer engsten Familienangehörigen beschränkt sei.

Darauf habe sich der afghanische Botschafter direkt beim Staatssekretariat für Migration erkundigt, und zur Antwort erhalten, dem Schreiben, das die Botschaft bekommen habe, sei nichts beizufügen.

Es handelt sich nach meiner Meinung um ein bürokratisches, ja zynisches Verhalten. Die Antwort des SEM ist mit vielen höflichen Formeln versehen, bringt jedoch weder Verständnis noch Mitgefühl zum Ausdruck.

Ist das etwa ein Beispiel für die humanitäre Tradition der Schweiz?

Der Vorschlag ist ein Hohn, man könne ein humanitäres Visum bei einer Schweizer Botschaft beantragen. Unser Land hat in Afghanistan gar keine Vertretung. Das Staatssekretariat muss wissen, dass es den Familienangehörigen der afghanischen Diplomaten praktisch unmöglich ist, zur nächsten Botschaft nach Islamabad in Pakistan zu reisen. Diese Familienangehörigen sind jetzt in grosser Gefahr, doch gegenwärtig haben sie nicht die Möglichkeit ihr Land zu verlassen; sie erhalten keinen Schutz unseres Landes.

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Fragen an die Diplomaten unter Bundesrat Cassis 

Weshalb haben unsere Diplomaten in Genf das Staatssekretariat nicht um eine menschlichere Antwort ersucht? Weshalb haben sie sich bei ihren afghanischen Kollegen nicht für die schroffe Antwort entschuldigt? Und weshalb hat Aussenminister Ignazio Cassis, der die humanitäre Tradition der Schweiz verteidigen sollte, nicht seine Kollegin Karin Keller-Suter angerufen? Es geht nicht darum, vor der Welt gut dazustehen, aber es geht darum, Menschen in Lebensgefahr zu retten. Die afghanischen Diplomaten und Beamten in Genf haben eine enge Beziehung zur Schweiz: Unsere Behörden sollten deshalb auf ihren Hilferuf nicht bloss mit Achselzucken reagieren.

FREIE NUTZUNGSRECHTE

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Oben        —   Titel des Werks: „Horst Seehofer, Joachim Herrmann und Markus Söder (2013)“

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Flag of Germany.svg
Attribution: Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 de

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A cartoon called „Obama Taliban“ by Carlos Latuff.

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Über das TOR Netzwerk

Erstellt von Redaktion am 5. September 2021

Betreibt schnelle TOR-Knotenpunkte!

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Von Jimmy Bulanik

Das TOR Netzwerk hat Eigenschaften. Eines davon ist, das es nicht kommerziell ist. Es beschützt Menschen in unfreien Ländern damit sie frei von Repression am Leben bleiben können.

Ein fundamentaler Grundsatz in der Rechtswissenschaft, „In dubio pro reo“ findet darin keine Anwendung. Beispiele für diese Länder auf der Welt gibt es bedauerlicherweise zu genüge. Dazu braucht ein Mensch lediglich die Nachrichten seriöser Medien zu verfolgen.

Auch in westlich orientierten Ländern benötigen Menschen eine digitale Privatsphäre damit Menschen sich frei und gesund entfalten können. Denn die global agierenden Konzerne maximieren ihren Profit durch das digitale kultivieren von persönlichen Daten um präzise Profile zu erstellen und weiter zu verarbeiten. Das TOR Netzwerk ist mit seinen TOR Knotenpunkten, TOR Server mitunter ein sicherer Verbraucherschutz auf Weltniveau.

Der im Exil lebende Edward Snowden warnte die Weltöffentlichkeit vor seinen ehemaligen Arbeitgeber wie dem US amerikanischen Militärnachrichtendienst NSA. Diese Behörde monetarisiert ihre Daten nicht. Global operierende Konzerne welche mittels Strukturen der Verschachtelungsgeschäfte die rücksichtslose Vermeidung von rechtmäßiger, demokratischer Steuerzahlung betreiben und für inhumane Arbeitsbedingungen bekannt sind wie beispielsweise Facebook Inc., Alphabet Inc. (Google) und Amazon.com, Inc. allerdings schon.

An dieser Stelle rekurriere ich gegenüber meiner Leserschaft gerne auf weltweit öffentlich bekannte Datenskandale. Deren Historie ist leider ziemlich lang. Das britisch – US amerikanische Unternehmen Cambridge Analytica ist solch ein Beispiel dafür.

Mind Control, Social Engineering, Social Manipulation, Social Hacking als Geschäftsmodell ist eine reale und ernsthafte Gefahr für alle Menschen auf der Welt. Sie sind der Traum jeder Diktatur.
Für ihre Gier nach Profiten stellen sich oben genannten Konzerne gegen die Natur, wie freie und klare Menschen mit einem gesunden Menschenverstand.

Durch das nicht bezahlen von Steuern nutzen die Konzerne wo sie vor Ort operieren das Bildungssystem eines Landes und deren öffentliche Infrastruktur gnadenlos aus. Durch deren Bekämpfung von demokratischen Strukturen wie Gewerkschaften, gewerkschaftliche Orientierung an den Standorten ihrer Betriebe sind diese autoritär, antidemokratisch und wegen ihrer Haltung des Machtanspruch mannigfaltig ein nachhaltig, ernsthafter Fall für jede demokratische Politik und öffentlicher Verbraucherschutzorganisatione
Alle Menschen welche ein TOR Knotenpunkt betreiben finanzieren dies selbst.

So gut sie können. Die persönlichen Kosten dafür dürfen selbstverständlich bei der zuständigen Finanzverwaltung geltend gemacht werden.Das TOR Netzwerk ist dezentral.

Die Daten fließen verschlüsselt durch drei, bzw. sechs Kontenpunkte. Beispielsweise beim Aufrufen der Webseite wie der sichersten Suchmaschine der Welt aus den Niederlanden Startpage,  oder der ebenfalls EU basierte Suchmaschine aus Frankreich welche für ihren strengen (EUDSGVO) Datenschutz bekannt ist.

Im Fall das Aufrufen einer Webseite mit der Endung .onion wie der Suchmaschine DuckDuckGo Onion,  sind es sogar sechs Knotenpunkte. Das ist gegenwärtig das Maximum an digitaler Sicherheit. Dazu benötigt ein Mensch den weltbekannten TOR Browser oder noch sicherer das Linux Live Betriebssystem TAILS.

Das TOR Netzwerk benötigt so bezeichnete TOR Knotenpunkte, bzw. TOR Server. Der erste verschlüsselte Knotenpunkt ist ein Guard. Er ist ein im digitalen Sinne einer blinden Postdurchleitung welcher von einem Zugang zum Internet wie freien, öffentlichen WLAN, Wi-Fi die Daten unverschlüsselt annimmt, als erstes verschlüsselt und weiterleitet.

Der zweite verschlüsselte Knotenpunkt wird als Relay bezeichnet. Der das ist eine blinde Postdurchleitung. Dieser nimmt blind die verschlüsselte Daten des Guard an und leitet sie verschlüsselt und blind weiter.

Der dritte verschlüsselte Knotenpunkt ist ein Exit Knotenpunkt. Diese dritte blinde Postdurchleitung nimmt die verschlüsselten Daten des Relay an und leitet diese unverschlüsselt an die gewünschte Webseite. Daher ist die Quantität der TOR Exit Knotenpunkte, Server von Bedeutung.

Dabei weiß keiner der drei, bzw. sechs blinden Postdurchleitungen wer in welcher Reihenfolge die verschlüsselten Daten transferiert hat.
Sofern eine Webseite aufgerufen wird welche keine Metadaten speichern, eine null Speicher Politik betreiben, bleibt der digitale Besuch einer Webseite gänzlich anonym. Vertrauenswürdig obendrein.

Webseiten welche Daten speichern erkennen lediglich die Metadaten des dritten, Exit TOR Knotenpunkt, bzw. Server. Diese Metadaten, digitale Verkehrsdaten sind selbstverständlich nicht die eigenen. Die Standorte der TOR Knotenpunkte, TOR Server erstrecken sich auf die ganze Welt.

Jeder Datenfluss im TOR Netzwerk von Knotenpunkt, bzw. Server sind willkürlich. Das TOR Netzwerk benötigt eine Erhöhung an verschlüsselten Knotenpunkten, blinden Postdurchleitungen. Die gegenwärtige Anzahl an TOR Knotenpunkten, Server auf der Welt beträgt derzeit in etwa 7.000.

Das bedeutet es gibt mehr Millionärinnen und Millionäre als Knotenpunkte auf der Welt. Dabei sind die Kosten pro Monat für ein TOR Knotenpunkt, bzw. TOR Server sozialadäquat. In etwa 20 Euro. Soziokulturell entspricht dies außer Haus einer bekömmlichen Pizza, normaler Größe in Verbindung mit einem bunten, mediterranen Salat.

Es steht absolut außer Frage das die Rechtsgüter, Menschenleben, Gesundheit, Freiheit wertvoller sind. So wie die Soziokulturelle Teilhabe, ist das Betreiben eines TOR Knotenpunkt, Server im Kern lediglich eine Frage der persönlichen Räson. Wer ein TOR Knotenpunkt betreiben will, findet einen Weg dazu.

Wer das nicht will erfindet sich dafür eine Ausrede. Es steht allen Menschen frei jene natürlichen Personen, juristischen Personen welche die monetäre Kapazitäten haben, darauf proaktiv hinzuweisen einen TOR Knotenpunkt, TOR Server zu betreiben. Vor dem Hintergrund das diese über Steuerkanzleien verfügen, haben diese keinerlei Nachteile daraus.

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„Jake“ Appelbaum (* 1983) ist ein US-amerikanischer Internetaktivist und Spezialist für Computersicherheit.

Deshalb können diese das in ihrer Werbung verwenden. Als Autor dieses Artikels betreibe selbst einen TOR Knotenpunkt, Server. Dieser kann und darf öffentlich eingesehen werden.

metrics.torproject.org/rs.html#details/8E76F1F6E8499CCE975C451560586A5F8BF0BFDB

Um einen TOR Knotenpunkt, TOR Server zu betreiben kann ein Mensch sich externe Hilfe konsultieren. Wie dem Chaos Computer Club. Dieser ist bundesweit bekannt.

Ebenfalls hilfreich ist Andreas Bley, Inhaber der Gesellschaft Polypodis UG, sowie der Verein Zwiebelfreunde e.V. In Absprache mit einem Menschen in der Eigenschaft als Unterstützerin, Unterstützer des TOR Netzwerkes in Form von einem TOR Knotenpunkt, TOR Server wird bei einer Hosting Gesellschaft den Ort für den TOR Knotenpunkt, TOR Server auf dem Globus frei ausgesucht, programmiert, online gestellt.

Es ist sinnig das ein TOR Knotenpunkt, TOR Server immer mit der aktuellen Software Version online ist.

Die Gesellschaft als Dienstleiter bewerkstelligt das stellvertretend für einen selbst. Die Weihnachtszeit ist günstig zur Besinnung. Das unilaterale treffen der Entscheidungen im Anschluss ist nur konsequent, richtig und wichtig obendrein.

Tatsache ist das jeder TOR Knotenpunkt, TOR Server mehr im TOR Netzwerks hilfreich ist. Es verbessert die Sicherheit, Qualität des Netzwerkes als auch die notwendige Internetgeschwindigkeit innerhalb des TOR Netzwerkes für alle Menschen auf der Welt. In Anbetracht der volatilen und disruptiven Zeiten für alle von uns auf dem Globus bleibt die Bedeutung des TOR Netzwerkes mit seinen TOR Knotenpunkten, TOR Server, sowie die Weiterentwicklung des TOR Browsers, dem aus dem TOR Netzwerk Live Linux Betriebssystem TAILS sinnig, nützlich und im wahren Sinne des Wortes wertvoll.

Auf unabsehbarer Zeit jeden Tag und überall auf das neue. Mit der bevorstehenden 5G können die Standorte der Mobilfunktelefone präziser, auf den Meter genau geortet werden. Ein Laptop kann bereits jetzt mit 4G mittels einem internetfähigen Mobilfunktelefon gekoppelt werden, zwecks dem Zugang in das Internet.

Nach 5G ist zu erwarten das das Internet der Zukunft in hoher Geschwindigkeit von Satelliten aus die Menschen versorgen werden wird in Verbindung mit Bodenstationen. Dies vereinfacht die globale Möglichkeiten Menschen digital zu überwachen, evtl. kontrollieren und steuern. Dies widerspricht den universellen Werten des Humanismus.

Quellen:

Chaos Computer Club

www.ccc.de

Polypodis UG

www.polypodis.de

Zwiebelfreunde e.V.

www.zwiebelfreunde.de

The TOR Project

torproject.org

TAILS

tails.boum.org

Startpage.com

startpage.com

Qwant

www.qwant.com

DuckDuckGo .onion

3g2upl4pq6kufc4m.onion

Dein IP Check

www.dein-ip-check.de

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Grafikquellen :

Oben        —       Presentación de Contribuciones a Tor (Fernando Fernandez) en la Fase Final del Concurso Universitario de Software Libre 2018. Salón de Grados de la Escuela Técnica Superior de Ingeniería Informática de la Universidad de Sevilla.

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Starker Staat als Fallobst ?

Erstellt von Redaktion am 5. September 2021

Der starke Staat gegen Lina E.

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Von Konrad Litschko

Es wird der bedeutendste Prozess gegen eine autonome Gruppe seit Jahren: Ab Mittwoch stehen die Leipzigerin Lina E. und drei Mitangeklagte in Dresden vor Gericht. Die Vorwürfe sind gewaltig – die Solidarität der linken Szene ist es auch.

Es ist eine Verfolgungsjagd, die sich der silberne VW Golf in der Nacht zum 14.Dezember 2019 mit der Polizei liefert. Mehrere Einsatzwagen jagen in Eisenach dem Fahrzeug mit den gestohlenen Kennzeichen hinterher, Richtung Autobahn. Noch im Stadtgebiet stoppen es die Beamten schließlich. Auf einem der Sitze: Lina E. Und auf der Rückbank noch die Originalkennzeichen des Golfs, zugelassen auf E.s Mutter.

Kurz zuvor, gegen 3.15 Uhr, sollen acht Vermummte in Eisenach dem Neonazi Leon R. aufgelauert haben, nachdem der von seiner Szenekneipe Bull’s Eye von drei Bekannten nach Hause gefahren wurde. Laut den Ermittlern hält Leon R. die Angreifer mit einem Messer und Pfefferspray auf Abstand. Die attackieren daraufhin seine Begleiter in deren Auto, zertrümmern mit Stangen und einem Hammer die Scheiben, prügeln auf die Insassen ein. Dann rasen sie in zwei Autos davon, einer davon ist der VW Golf. Der zweite Wagen schafft es bis ins nahe Hessen, dann wird auch er gestoppt.

Es ist diese Nacht, in der die Polizei plötzlich eine Spur hat. Seit Monaten kommt es in Leipzig zu Angriffen auf Rechtsextreme, Polizeireviere oder Baustellen von Neubauprojekten. Eine eigens vom LKA Sachsen gegründete Soko Linx ermittelt dazu – ohne Erfolg. Nun aber wird in Eisenach die Gruppe aus Leipziger und Berliner Autonomen gefasst, unter ihnen Lina E. Und die Ermittler stellen fest: Die Studentin wurde erst einen Tag zuvor in einem Leipziger Baumarkt erwischt, als sie versuchte, zwei Hämmer zu klauen.

Für die Soko Linx geht die Arbeit nun richtig los. Am Ende wird die Bundesanwaltschaft den Fall übernehmen und Lina E. sechs schwere Angriffe auf Rechtsextreme vorwerfen sowie die Bildung einer kriminellen Ver­einigung, der sie als „Kommandogeberin“ vorgestanden haben soll. Am 5. November 2020 wird Lina E. unter großem Medienrummel festgenommen. Mit einem Helikopter wird sie zum Haftrichter nach Karlsruhe geflogen, ihr Bild landet in den Boule­vardmedien.

Ab Mittwoch nun wird Lina E. vor dem Oberlandesgericht Dresden stehen, zusammen mit drei Mitangeklagten. Getragen von einer „militanten linksextremistischen Ideologie“ hätten sie als kriminelle Vereinigung ab August 2018 das Ziel gehabt, Rechtsextreme „planvoll anzugreifen“, heißt es in der Anklage. Die insgesamt 13 Opfer hätten dabei teils lebensbedrohliche Verletzungen erlitten. Drei von ihnen werden als Nebenkläger mit im Saal sitzen.

Der Prozess ist schon jetzt politisch aufgeladen. Es ist lange her, dass die Bundesanwaltschaft so gegen Autonome durchgreift, zuletzt klagte sie 2008 die „militante gruppe“ aus Berlin an. In jüngster Zeit warnten die Sicherheitsbehörden nun erneut vor einer Radikalisierung der linken Szene, vor einer Abkoppelung klandestiner Gruppen – die vermeintliche Gruppe um Lina E. dient ihnen als Beleg.

Auf der anderen Seite organisiert die linke Szene eine Solidaritätskampagne für Lina E. und die anderen, wie es sie ebenfalls lange nicht gab. „Free Lina“ hieß es auf Demonstrationen, Graffitis oder Stoffbeuteln. Auch zu Prozessbeginn soll es eine Kundgebung vor dem Gericht geben.

Lina E. wird dann das erste Mal nach ihrer Verhaftung in die Öffentlichkeit treten. Inhaftiert ist sie in der JVA Chemnitz, wo auch Beate Zschäpe einsitzt. Zu den Vorwürfen hat sich die 26-Jährige bisher nicht geäußert. Und sie wird es laut ihren Anwälten auch im Prozess vorerst nicht tun.

Doch die Vorwürfe sind massiv. Schon Anfang August 2018 soll Lina E. den Wurzener Neonazi Cedric S. ausgespäht haben, der sich 2016 an einem Überfall von 250 Rechtsextremen auf den Leipziger Alternativstadtteil Connewitz beteiligte. Aus einem Auto heraus soll die Studentin Fotos vom Fußballplatz gemacht haben, auf dem S. trainierte. Mehrere Monate später überfielen fünf Vermummte den Rechtsextremen, schlugen auf ihn ein, auch mit einem Schlagstock. Er soll mehrere Risswunden am Kopf und Knochenbrüche erlitten haben.

Dann soll Lina E. noch beteiligt gewesen sein an einem Angriff auf einen früheren NPD-Mann und einen Kanalarbeiter, der eine Mütze mit rechtsextremem Logo trug.

Im Oktober 2019 folgte dann der erste Angriff auf Leon R. und sein „Bull’s Eye“ in Eisenach. Bis zu 15 Vermummte sollen nach Mitternacht das Lokal gestürmt und auf die Anwesenden eingeprügelt haben, auch mit Schlagstöcken. Lina E. habe wieder mit Pfefferspray gesprüht und Kommandos gegeben. Zwei Monate später erfolgte dann der zweite Überfall auf Leon R. – bei dem die Polizei das Auto mit Lina E. stoppte.

Dennoch soll sie sich im Februar 2020 an einem weiteren Angriff auf eine sechsköpfige Gruppe Neonazis beteiligt haben, die sich auf dem Heimweg von einem Szeneaufmarsch in Dresden befand. Lina E. habe sie in der Regionalbahn beobachtet und deren Standort an ihre Mittäter durchtelefoniert. Die seien mit E.s Auto nach Wurzen gefahren und hätten dort den Neonazis aufgelauert und sie verprügelt. Im Juni 2020 sollen die Autonomen dann die Wohnung des Leipziger Neonazis Brian E. ausgespäht haben, Lina E. habe dabei eine rote Perücke getragen. Den Angriff aber verhinderte die Polizei, die Gruppe wurde da längst observiert. Lina E. wurde kurz darauf das erste Mal festgenommen, fünf Tage später aber wieder entlassen – bis zur erneuten Festnahme im November.

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Die Frage ist nun: Lassen sich all diese Taten wirklich Lina E. zuschreiben?

Ihre Anwälte bestreiten das. „Die Beweise sind teils sehr, sehr dünn“, sagt einer von ihnen, Ulrich von Klinggräff. „Vieles sind einfach Ketten von Mutmaßungen.“ Dass die Bundesanwaltschaft den Fall übernommen habe und so hoch hänge, sei „völlig überzogen“. „Hier findet eine beispiellose Vorverurteilung statt.“ Tatsächlich ist das Vorstrafenregister von Lina E. bisher leer. Aufgewachsen in Kassel, machte sie dort ihr Abitur. Sie studierte Erziehungswissenschaft in Halle, zog 2018 nach Connewitz, schrieb ihre Bachelorarbeit zum Umgang mit Rechtsextremen in der Jugendarbeit, am Beispiel des Jenaer NSU-Trios. Dann begann sie ein Masterstudium, ging regelmäßig klettern, hielt engen Kontakt zu ihrer Familie.

Beschreiben bekannte Lina E., lässt sich das Bild kaum mit den Vorwürfen der Bundesanwaltschaft in Einklang bringen. Lebensfroh und offen sei sie gewesen, habe die Fantasyreihe „Herr der Ringe“ gemocht und Sozialarbeiterin werden wollen, werden Freunde in der Leipziger Volkszeitung oder Zeit zitiert. Und ja, sie sei auf Demos gegangen, der NSU-Mord in Kassel habe sie wohl politisiert. Aber radikale Töne und brutale Übergriffe? Nichts davon habe man bemerkt.

Quelle       :     TAZ-online        >>>>>       weiterlesen

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Oben     —   Acte XIV des gilets jaunes à Paris. Dispersion de la manifestation esplanade des Invalides.

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DL – Tagesticker 05.09.2021

Erstellt von Redaktion am 5. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Ist es nicht eine bodenlosen Frechheit, sich über viele Jahre dem „Klima-Change“ als Lobbyisten-Reiterin zu verweigern,  um sich nun mit freiwilligen Döspaddeln des Staates ablichten zu lassen? Womit haben sich die ehrlich helfenden Menschen eine solche Beleidigung verdient? Ach ja, mittels politischer „Zukunftskonferenzen“ wurde selbst nach den verlorenen Krieg nicht ein Haus wideraufgebaut, denn dazu braucht es fleißige Hände und die halten Politiker-Innen bekanntlich in ihren Hosentaschen versteckt. Denen reicht es, leere Köpfe zu zeigen welche viel blabla äußern .

Dreyer kündigt weitere »Zukunftskonferenz« für Wiederaufbau an.

1.) Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal

Zum zweiten Mal hat Bundeskanzlerin Merkel das zerstörte Ahrtal besucht. Sie versicherte: Die Flutkatastrophe werde in Berlin nicht vergessen – auch wenn schon ein paar Tage vergangen seien. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Betroffenen der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz Solidarität zugesichert. »Die Botschaft, die ich als Erstes sagen möchte, ist, dass wir diese Flut nicht vergessen – auch wenn schon ein paar Tage vergangen sind«, sagte Merkel am Freitag bei ihrem zweiten Besuch im Ahrtal auf einer Pressekonferenz. Es werde noch viele Monate und Jahre brauchen, um die Schäden zu beheben. Gleichzeitig sei in den vergangenen sieben Wochen viel geschafft worden. »Dieser Besuch ist natürlich auch ein Zeichen des festen Willens, dass wir von der Bundesregierung mit den betroffenen Ländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zusammenarbeiten und das leisten wollen, was wir überhaupt tun können«, sagte Merkel.

Spiegel-online

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Diesen Vorhaben stand bekanntlich der Don Quijote von der Saar immer schon kritisch gegenüber, da sie seinen Ausblick beim Tafeln stören. Na vielleicht hat die Ministerin ja das Glück, dass Dieser nach den Neuwahlen des Landtag der Vergangenheit angehört?

Rehlinger fordert neuen Schub für erneuerbare Energien

2.) Energie – Saarbrücken

Saarlands Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) macht sich für einen Ausbau von Windrädern und Photovoltaikanlagen im Saarland stark. „Ich will den Anteil der erneuerbaren Energien am Strombedarf für das Saarland bis 2030 mindestens verdoppeln“, sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Und zwar auf 40 Prozent. Das soll in einem Energiefahrplan festgeschrieben werden, den Rehlinger in der nächsten Woche vorstellen will. „Der Ausbau der erneuerbaren Energie ist nicht nur aus Klimaschutzgründen notwendig, sondern auch für unsere Industrie“, sagte Rehlinger. Jeder müsse dazu seinen Beitrag leisten. „Wir können uns unehrliches Reden und dann Nichthandeln nicht mehr leisten.“ Es gehe nicht, auf der einen Seite wortreich über grünen Stahl zu reden und zu sagen, dass darin die Zukunft liege – und sich dann gleichzeitig einer Debatte über den Ausbau der neuen Energie zu verschließen. Der Energiefahrplan 2030, über den die schwarz-rote Landesregierung noch nicht entschieden hat, birgt gerade in Bezug auf Windkraft politischen Zündstoff. Die CDU-Fraktion im saarländischen Landtag hat jüngst auf der Grundlage einer Studie erklärt, „die Flächenpotenziale für zusätzliche Windräder im Saarland“ seien „nahezu erschöpft“.

Süddeutsche-Zeitung-online

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Wo hätte es eine Solche denn schon jemals in einen Staat gegeben, wenn die Rechthabenden ihre angeblichen Wahrheiten nur mit Hilfe einer Gewalt in Uniformen durchgesetzt werden kann? Der Staat ist immer nur das – was die Clans in den Parteien mit ihren Hobby-Politiker-Innen, für die Gesellschaft übrig lassen.

Wo bleibt die Solidarität?

3.) Streik der GDL

Wer in Deutschland streikt, erfährt mehr Wut als Solidarität. Tief verwurzelt ist der Neid auf alle, die es wagen, für ihre Forderungen einzutreten. Wer kennt das? Der Job ist entweder unterbezahlt oder stressig und voller Überstunden oder das Klima zwischen Kol­le­g*in­nen vergiftet – wenn man richtig Glück hat, geht gleich alles drei zusammen. Ab und zu hört man vom Burn-out als Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts. Wenn man selbst betroffen ist, geht man in Therapie und sucht das Problem bei sich. Kann man machen. Echte Veränderung kann es aber nur geben, wenn Arbeit und Arbeitsbedingungen als etwas Politisches gesehen werden. Das ist in einem Land wie Deutschland, dem Land des blinden Gehorsams und der protestantischen Arbeitsmentalität, wo der Mindestlohn erst seit ein paar Jahren gilt und nicht für alle, ein Tabubruch. Genau den aber leistet ein Streik. Und genau deshalb regen sich auch alle so darüber auf. Angestellte wollen mehr Geld? Skandal!Der Streik berührt unsere verdrängten Wünsche. Während wir wie blöde weiterackern, wagen andere das Unverschämte: Arbeitsverweigerung! Das allein ist schon ein mutiges „Fuck you“ an die stetig ratternde Leistungsgesellschaft. Und der Gipfel: Streikende haben Forderungen! Da ist jemand aus dem Hamsterrad gesprungen, und wir laufen weiter. Ist die Wut auf den Streik Neid? Verwirrung darüber, dass es auch anders geht? Nein? Ein bisschen Solidarität wäre dann aber doch angebracht.

TAZ-online

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Ein sehr nützlicher Troll der Taliban ? Versager richten  heute über  Menschen dort, wo früher die Staatsvergaser ihre große Welt erobern wollten ? MMs Bestmann? Nach Scheuer?

Besuch bei Horst Seehofer

4.) Deutschland/Afghanistan

Die Initiative Luftbrücke Kabul gibt Einblick in ihre durch Spenden realisierte Rettungsaktion – und spart nicht mit Kritik an der Bundesregierung. Der Ort der Pressekonferenz ist bewusst gewählt: An den Rande eines Parks gegenüber des Bundesinnenministeriums hat die Organisation „Kabul Luftbrücke“ an diesem Mittwochvormittag geladen. Eine Gruppe um den Grünen-Europaabgeordneten Erik Marquardt hatte im Internet um Spenden geworben und mit diesen einen Charterflug organisiert, mit dem am vergangenen Samstag 18 gefährdete Ortskräfte aus Afghanistan ausgeflogen wurden. Einen Tag später konnten mithilfe des US-Militärs weitere 189 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Tausende Kilometer vom Geschehen in Kabul entfernt flackert nun auf dem Podium das Banner der Initiative im Wind. Drei Aktivisten vor Ort und eine per Video aus Doha zugeschaltete Aktivistin berichten über die Hintergründe der Aktion. Der Ort der Pressekonferenz ist bewusst gewählt: An den Rande eines Parks gegenüber des Bundesinnenministeriums hat die Organisation „Kabul Luftbrücke“ an diesem Mittwochvormittag geladen. Eine Gruppe um den Grünen-Europaabgeordneten Erik Marquardt hatte im Internet um Spenden geworben und mit diesen einen Charterflug organisiert, mit dem am vergangenen Samstag 18 gefährdete Ortskräfte aus Afghanistan ausgeflogen wurden. Einen Tag später konnten mithilfe des US-Militärs weitere 189 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Tausende Kilometer vom Geschehen in Kabul entfernt flackert nun auf dem Podium das Banner der Initiative im Wind. Drei Aktivisten vor Ort und eine per Video aus Doha zugeschaltete Aktivistin berichten über die Hintergründe der Aktion.

Der Freitag-online

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Wer – wann und wo recht hatte, wird sich vielleicht wieder nach den Wahlen erweisen, wenn die Zulassungsprüfdauer für Impfseren erneut ca. 20 Jahre dauert und das große Geschäft mit der „Pandemie“, sowie allen noch folgenden Buchstaben des Griechischen Alphabet, zu einer Hühner- oder Schweine-Grippe, oder auch  einer Trockenseuche weitergewandert ist ? Ist es möglich das die SPD ihre Hartz-4 Seuche wiederentdeckt? Geistige Blitzeinschläge überraschen Politiker-Innen auch manchmal an sehr anrüchigen Örtchen.

Scholz nennt Geimpfte „Versuchskaninchen“ – und erntet Kritik von Laschet

5.) Verunglückter Aufruf des SPD-Chefs

SPD-Kanzlerkandidat Scholz sagt bei einem Aufruf, dass bereits Geimpfte „Versuchskaninchen“ seien. CDU-Kandidat Laschet reagiert mit Unverständnis. Unionspolitiker haben Olaf Scholz für einen Impfaufruf kritisiert, in dem der SPD-Kanzlerkandidat die bislang in der Corona-Pandemie Geimpften als „Versuchskaninchen“ bezeichnet hatte. „Menschen sind keine Versuchskaninchen in diesem Land“, sagte Unionskanzlerkandidat Armin Laschet am Samstag beim Landesparteitag der Brandenburger CDU in Potsdam. Er forderte seinen Konkurrenten auf, von derartigen Begriffen Abstand zu nehmen.

Tagesspiegel-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Mehr Utopie wagen

Erstellt von Redaktion am 4. September 2021

Bloß die WählerInnen nicht überfordern.

2021-01-23 Armin Laschet MG 5860.jpg 

Niemand hatte ihn gerufen – aber er fühlte sich berufen

Von Stephan Hebel

Die Devise im Wahlkampf lautet: Bloß die WählerInnen nicht überfordern. Diese Ängstlichkeit hat etwas Lähmendes

Dieser Wahlkampf ist kurios. Armin Laschet, eigentlich Chef beim „Team Stillstand“, geht in die Offensive, weil er muss. Das führt schon nach den Gesetzen der Logik zu gewissen Widersprüchen. Auf der anderen Seite, wo eigentlich „Team Vorwärts“ Tempo machen müsste, steht Olaf Scholz bewegungslos da und schaut zu, wie Annalena Baerbock den Endspurt versucht, wenn auch mit angezogener Handbremse.

Ginge es um nichts, wäre es vielleicht das Beste, sich mit bitterem Lachen abzuwenden, den Ausgang der Bundestagswahl für irrelevant zu erklären und – grundsätzliche Sympathien für „Team Vorwärts“ vorausgesetzt – ausschließlich auf außerparlamentarischen Druck für eine politische Wende zu setzen. Tatsächlich ist ja davon auszugehen, dass auch eine fortschrittliche Regierung allenfalls dann entschieden genug handeln würde, wenn starke gesellschaftliche Bewegungen ihr Beine machen. Aber es ist nicht egal, wer regiert. Das Ergebnis dieser Wahl wird darüber entscheiden, ob sich Spielräume öffnen für die ökologisch-ökonomisch-soziale Transformation, die wir brauchen.

Doch das Niveau der politischen Auseinandersetzung in diesem Wahlkampf ist den krisenhaften Veränderungen der Gegenwart bei Weitem nicht angemessen. In unterschiedlichen Abstufungen begehen die drei Parteien, deren Spitzenleute sich um einen Platz im Kanzleramt bewerben, denselben Fehler. Statt an den notwendigen Veränderungen orientieren sie sich an einer vermeintlichen Stimmung bei den Wählerinnen und Wählern, die sie ständig selbst reproduzieren und verstärken.

Mit anderen Worten: Aus „Angst vorm Wähler“, die ihnen nach dem ersten Triell bei RTL selbst Günther Jauch bescheinigte, verzichten die Kandidatin und die Kandidaten auf den Versuch, die gesellschaftliche Hegemonie für größere Ziele zu erkämpfen. „Die Menschen“, so ist oft zu lesen, hätten Angst vor allzu radikalen Reformen. Deshalb müsse sich mit utopischem Überschuss zurückhalten, wer viele von ihnen mitnehmen wolle.

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Der Stehgeiger der Hartz 4 SPD

So entsteht jene Ideologie des Pragmatismus, die mit Robert Habecks Satz „Wir sind pragmatisch und spielen nicht Wünsch-dir-was“ hinreichend umschrieben ist. Darin drückt sich ein Mangel aus, den der Literaturwissenschaftler Jürgen Link „Antagonismuslosigkeit“ nennt: Die notwendige Artikulation grundsätzlichen Widerspruchs geht im Normalismus einer Politik verloren, die sich an einer imaginären Mitte orientiert.

Dass die Angst vor politisch gesteuerter Transformation in der Gesellschaft oft größer ist als die Angst vor den immer noch als abstrakt wahrgenommenen Folgen des Klimawandels, den globalen Ausbeutungsverhältnisse und internationalen Konflikten – das mag sogar stimmen. Auf den vertrauten Routinen des Alltagslebens zu beharren, ist ja verständlich. Aber wer sagt, dass diese Stimmung eine unwandelbar feste Größe ist? Wer sagt, dass sie nicht zu wenden wäre durch eine entschlossene Kampagne des Aufbruchs? Wer will wissen, ob mit einem erkennbaren Kampf um neue Perspektiven nicht auch Stimmen zu gewinnen wären? Es hat ja lange niemand mehr probiert.

Die Hegemonie im kollektiven Bewusstsein verändern zu wollen, bedeutet keineswegs, dass Politik vorschreiben soll, wie die Leute zu denken und zu leben haben. Natürlich soll sie „Menschen nicht umerziehen“, wie Habeck es einmal formulierte. Aber allzu leicht wird dabei vergessen, dass Politik auch die Aufgabe haben kann, für Ideen zu werben, die im Lebensgefühl der Mehrheit noch nicht verankert sind. Dass erst das Benennen von Alternativen den Einzelnen Denkräume eröffnen kann, in denen letztlich auch ein besseres Leben im Alltag aufscheint.

Dass gerade jetzt die Häufung unterschiedlicher Krisen von Corona über Klimafolgen bis Afghanistan für Verunsicherung sorgt, wird jede und jeder an sich selbst und in vielen Gesprächen spüren. Immer deutlicher wird vielen Menschen, dass es so wie bisher nicht weitergehen wird. Aber das heißt: Wenn heute etwas alternativlos sein sollte, dann wäre es eigentlich der Versuch, deutlich zu machen, dass es besser ist, jenes noch unbestimmte Andere, das folgen wird, selbst in die Hand zu nehmen, als festgeklammert an Routinen auf die Katastrophe zu warten.

Mit anderen Worten: Der befreiende Gedanke, aus den Krisen der Gegenwart heraus den Weg zu einer klimaschonenden, nicht mehr „imperialen“, weniger gehetzten Lebensweise zu finden, wird immer drängender. Wenn Politik hier keine radikalen Anstöße gibt, gibt sie dem Gefühl noch Nahrung, sich ängstlich hinter den Palisaden eines noch leidlich funktionierenden Alltags verstecken zu müssen. Damit lässt sie diejenigen, die Auswege aus der Festung suchen, mit ihrem Engagement allein.

Jürgen Link hat die Kritik an der chronischen Unterversorgung mit Utopie so zugespitzt: „Man sagt, man muss die Leute dort abholen, wo sie sind. Ich auch. Aber man soll sie nicht wieder dahin zurückbringen, wo sie waren.“

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Warum kann ein jüngere Mutti im alten Neuland nicht die Bessere sein ?

Der Vorwurf des vorauseilenden Gehorsams gegenüber vermeintlichen Stimmungen (und Koalitionsoptionen) trifft Sozialdemokraten, Union und Grüne nicht gleichermaßen. Es gibt, trotz utopischer Unterversorgung bei allen, Unterschiede.

Am einfachsten ist die Sache bei der CDU/CSU und Armin Laschet. Sie machen eigentlich einen konsistenten Wahlkampf: Der Mangel an Reformbotschaften passt zur ihrem politischen Programm. Es war deshalb folgerichtig, dass Laschet zunächst versucht hat, die bewährte Strategie Angela Merkels zu kopieren. Er versuchte, der „Antagonismuslosigkeit“ eine Stimme zu verleihen: Fürchtet euch nicht, nichts wird verboten, alles bleibt, wie es ist – nur aus „Mutti“ wird „Onkel“, das war die unausgesprochene Devise. Sie folgte dem Handbuch der „asymmetrischen Demobilisierung“. Dessen wichtigste Regeln lauten: Leg dich nicht fest, biete keine Angriffsflächen, spiele den „Für alle da“-Politiker, narkotisiere die Öffentlichkeit – dann ist die Chance am größten, dass die potenziellen Wäh­le­r*in­nen der Konkurrenz zu Hause bleiben.

Quelle        :          TAZ -online          >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben         —    Armin Laschet beim Programmausschuss der CDU Rheinland-Pfalz am 23. Januar 2021.

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Das globale Agrarsystem

Erstellt von Redaktion am 4. September 2021

–  Wahnsinn mit Methode

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Quelle     :      Streifzüge ORG. / Wien 

von Tomasz Konicz

Die Autodestruktivität der globalen Mehrwertmaschine kommt gerade bei der unmittelbaren Verwertung der Ökosysteme voll zur Entfaltung. Der kapitalistische Produktivitätsextremismus, bei dem alle betriebswirtschaftliche Rationalität dem irrationalen Selbstzweck uferloser Kapitalverwertung unterworfen ist, wird somit erst bei einem genaueren Blick auf die globale Nahrungsmittelindustrie in seiner vollen Monstrosität sichtbar. Der Spätkapitalismus bringt eine regelrecht inzestuöse, im höchsten Maße labile und krisenanfällige Agrarindustrie hervor, die den kommenden klimabedingten Erschütterungen der Nahrungsmittelversorgung der Menschheit nicht gewachsen ist – und diese eher noch verstärken wird (konkret 4 und 5/2013).

Zum einen stellt die scheinbare Wahl zwischen Produkten im Supermarkt größtenteils eine Illusion dar. Kaum etwas trügt so sehr wie die Vielfalt der Waren, die die Sinne des Konsumenten beim Gang durch einen Supermarkt überflutet, denn die der kapitalistischen Wirtschaftsweise inhärente Tendenz zur Ausbildung von Monopolen oder Oligopolen – das logische Endziel der Marktkonkurrenz – ist trotz all der Bauernhofromantik, die sich auf vielen Lebensmittelverpackungen findet, auch bei der Nahrungsproduktion längst voll entfaltet. Nahezu alle Zweige der Agrar- und Lebensmittelbranche werden von einigen wenigen Großkonzernen beherrscht, die maßgeblich die Produktionsverhältnisse und informellen „Spielregeln“ in ihren Marktsektoren bestimmen.

Die aus den Konzentrationsprozessen resultierende Form der oligopolistischen Konkurrenz ist für das Gros der Marktsubjekte durch eine neofeudale Abhängigkeit von wenigen Giganten charakterisiert, deren Produktions- und Preisvorgaben den Charakter von Marktgesetzen angenommen haben. Das gilt auch für den deutschen Einzelhandel, der nahezu vollständig von fünf Konzernen beherrscht wird: der Schwarz-Gruppe (Kaufland, Lidl), Aldi, Edeka, Rewe und Metro. Mit ihrer Marktmacht können diese Großkonzerne nicht nur inländische, sondern auch international agierende Zulieferer massiv unter Druck setzen. Der Weltmarktführer in der Branche sitzt allerdings in den Vereinigten Staaten: Walmart hat mit zwei Millionen Angestellten und einem Umsatz von mehr als 500 Milliarden US-Dollar (2017) inzwischen die Dimensionen einer kleinen Volkswirtschaft erreicht.

Die Folgen dieser weit fortgeschrittenen Oligopolbildung sind selbst dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aufgefallen, das 2011 in seiner Studie „Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel: Hersteller sitzen am kürzeren Hebel“ vor dem zunehmenden „Missbrauch der Marktmacht“ durch die wichtigsten deutschen Lebensmitteleinzelhänder warnte. (diw-econ.de/downloads/konzentration-im-lebensmitteleinzelhandel-hersteller-sitzen-am-kuerzeren-hebel/) Bei derart ausgeprägter Marktkontrolle sei die Belieferung dieses Einzelhandelsoligopols für die Hersteller „unverzichtbar“. Die Beziehungen zwischen Händlern und Herstellern seien folglich von „einem deutlichen Ungleichgewicht zulasten der Hersteller geprägt“, erklärten die Autoren. Dabei falle es schwer, zwischen den „handelsüblichen Drohungen“ und einem „Missbrauch einer bestehenden Nachfragemacht“ zu unterscheiden.

Der zunehmende Druck, Preise und Kosten zu senken, fördert die Verschärfung der ohnehin brutalen Arbeits- und Produktionsbedingungen in der gesamten Produktionskette der Lebensmittel- und Agrarbranche. Mit der fortschreitenden Kapitalkonzentration verschwinden zugleich die Nischen, in die ein Ausweichen möglich wäre. Die Lebensmittelhersteller geben den Kostendruck an ihre Zulieferer weiter, die wiederum möglichst niedrige Preise beim Kauf von Agrarrohstoffen durchsetzen wollen. Wie hoch das Erpressungspotential inzwischen ist, illustriert die globale Verwertungskette beim Kaffee. Den rund 25 Millionen Kleinbauern und Landarbeitern, die im Kaffeeanbau beschäftigt sind, stehen fünf internationale Händler gegenüber, die 55 Prozent des Marktes kontrollieren, sowie drei Röstfirmen, deren Marktanteil circa 40 Prozent beträgt.(konkret 5/2013)

Ähnliche, mitunter noch stärker ausgeprägte Konzentrationsprozesse sind in nahezu allen Wirtschaftszweigen abgeschlossen, in denen mit dem Anbau, der Verarbeitung oder der Distribution von Nahrungsmitteln Kapital verwertet wird. In den USA kontrollieren vier fleischverarbeitende Unternehmen rund 84 Prozent aller Schlachtkapazitäten, vier große Geflügelzüchter haben den globalen Markt der Tiergenetikindustrie unter sich aufgeteilt, beim Saatgut beträgt der Marktanteil der Top-10-Konzerne 74 Prozent, bei Düngemitteln sind es 55 Prozent, bei Pestiziden 90 Prozent. Der globale Handel mit Soja und Getreide wird von vier Konzernen abgewickelt, die 74 Prozent Marktanteil erreichen. Die meisten dieser Marktführer streben inzwischen nach einer „vertikalen Integration“ ihrer Verwertungstätigkeit, bei der die Kontrolle aller Produktionsschritte vom Acker bis zur Supermarkttheke forciert wird. Der Biotech- und Chemieriese Syngenta produziert nicht nur Pestizide und Saatgut, er lässt auch Gemüse anbauen und ist im landwirtschaftlichen Kreditgeschäft tätig. Der weltgrößte Getreidehändler Cargill lässt ebenfalls Landwirte auf Kredit produzieren, er stellt zudem Nahrungs- und Futtermittel her und beliefert über seine Tochtergesellschaften direkt die Supermärkte.

Die scheinbare Vielfalt der Waren in den Supermärkten trügt aber nicht nur hinsichtlich der Anbieter. Auch die bunten Produktverpackungen täuschen nur darüber hinweg, dass die Insassen der spätkapitalistischen Tretmühle längst mit einem Einheitsfraß abgespeist werden, der von einer perversen, auf bloße Profitmaximierung orientierten Rationalisierung hervorgebracht wird. So wurde im Gefolge der Konzentrationsprozesse bei den Tierzüchtern (neuerdings als „livestock genetics“ bezeichnet) die Anzahl der Zuchtlinien bei allen Nutztierrassen drastisch vermindert, während die Populationen der einzelnen Rassen einander genetisch immer ähnlicher werden. Ein Zuchteber oder Zuchthahn kann Millionen von Nachkommen haben.

Zumeist kommen dabei sogenannte Hybride zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um besonders „leistungsfähige“ Kreuzungen von Inzuchtlinien (Bruder-Schwester-Verpaarung), die über Dutzende von Generationen auf die Ausbildung bestimmter Merkmale selektiert wurden. Der führende britische Züchter Genus PLC bietet etwa Hybridzüchtungen beim Schwein an, beim amerikanischen Saatgutkonzern Pioneer entwickelten sich neben dem feilgebotenen Hybridmais auch Hybridhühner zum Verkaufsschlager. Für die Züchter hat dieses Inzuchtsystem den Vorteil, dass ihre hybriden „Waren“ immer wieder nachgekauft werden müssen, da die als „Heterosis-Effekt“ bezeichneten Eigenschaften der Hybride bei ihren Nachkommen sukzessive verlorengehen.

Von den „livestock genetics“ werden nur diese Hybride oder die Samen der entsprechenden männlichen Zuchttiere verkauft, während die reinrassigen Zuchtlinien wie ein Staatsgeheimnis gehütet und unter Verschluss gehalten werden. Die hierdurch ausgelöste genetische Homogenisierung der Nutztierpopulation führte dazu, dass inzwischen Millionen von Rindern, Schweinen oder Hühnern nur noch die genetische Vielfalt einer Population von weniger als hundert Tieren aufweisen.

Chemiegetriebene Landwirtschaft

Dem Profitstreben wird alles geopfert, auch die Gesundheit der Kunden. Wenn die Profite stimmen, wird auch krebserregendes Gift verscherbelt. Erst nach der Akquisition Monsantos durch den deutschen Bayer-Konzern sind dessen diesbezügliche Umtriebe ab 2018 in den Fokus der US-Justiz geraten – dies vor dem Hintergrund der zunehmenden handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und der EU.

In einer Reihe spektakulärer Prozesse entschieden US-Geschworenengerichte Ende 2018 und Anfang 2019, dass das glyphosathaltige Pestizid Roundup der Bayer-Tochter Monsanto krebserregend sei. Überdies stufte das internationale Krebsforschungsinstitut Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein – im Gegensatz zum Bundesinstitut für Risikobewertung, das keine diesbezüglichen Anhaltspunkte sehen wollte. (swr.de, 28.03.2019) Eine weitere Untersuchung stellte fest, dass vor allem Anwender von Glyphosat wie Landwirte oder Landarbeiter ein um 41 Prozent erhöhtes Risiko für Lymphdrüsenkrebs aufwiesen.(theguardian.com, 14.02.2019) Zugleich existiert eine Reihe von Studien, die zwischen 2012 und 2016 von Chemiekonzernen in Auftrag gegeben wurden und die kein Krebsrisiko konstatieren. Diese „Industrie-Studien“ wurden aber von Behörden genutzt, „um über die Zulassung des Ackergifts zu urteilen“. Es handle sich bei diesen Auftragsstudien und Gutachten de facto um „gekaufte Wissenschaft“, schreibt bund-naturschutz.de in „Glyphosat und Krebs: Gekaufte Wissenschaft“.

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Das umstrittene Pestizid Glyphosat ist der weltweit meistverkaufte chemische Unkrautvernichter, der zudem im Verdacht steht, das globale Insektensterben (sueddeutsche.de, 25.09.2018) mitzuverursachen. Der dramatische Rückgang der Insektenpopulation, deren Kollaps katastrophale Folgen für die Ernährungsgrundlage der Menschheit zeitigen würde, wird gerade durch die auf Chemie, Monokulturen und Überdüngung setzende kapitalistische Agrarindustrie maßgeblich verursacht („Das große Insektensterben: Warum verschwinden die Insekten?“, bund.net). Nach Dekaden exzessiven Einsatzes chemischer „Schädlingsbekämpfungsmittel“ setzt nun das große Sterben der „Schädlinge“ ein, die Grundlage vieler Nahrungsketten sind – auch der menschlichen. Glyphosat als Symbol dieser zerstörerischen „chemiegetriebenen Landwirtschaft“ generiert auch einen Großteil der Gewinne der von Bayer aufgekauften US-Tochter, worauf die taz aufmerksam machte (20.03.2019).

Dabei stellt das Vorgehen der US-Justiz gegen die Bayer-Tochter Monsanto ohnehin eine Ausnahmeerscheinung dar, die im Ruf steht, einen Nebenkampfplatz der deutsch-amerikanischen Handelskriege darzustellen. Für gewöhnlich setzen Agrarmultis ihre Interessen innerhalb des spätkapitalistischen Politikbetriebs durch. Der legislative und juristische Kampf der amerikanischen Umweltbewegung gegen die Agrarlobby resultierte in den Dekaden bis zu den Bayer/Monsanto-Prozessen de facto in einer Kette von Niederlagen, in deren Gefolge der amerikanische Agrarsektor bereits in jene neofeudale Abhängigkeit von den Gentechkonzernen geführt wurde, wie sie sich nun auch in Europa immer stärker abzeichnet.

Die Saatgutmultis waren in der Lage, „Patente“ auf Pflanzen, auf die Kreationen ihrer Gentechnik-Labors legislativ durchzusetzen. Daraufhin nutzten sie das „Copyright“ auf ihre patentierten Genpflanzen, um mittels kostspieliger Klagen renitente Bauern auszuschalten und Monopole zu errichten. Maßgeschneiderte Gesetze sorgen dafür, dass gerade Monsanto Landwirte, deren Felder mit genetisch veränderten Sojabohnen kontaminiert wurden, wegen Patentverletzungen auf Schadensersatzleistungen verklagen kann. Einen Ausweg aus diesen langwierigen, ruinösen Gerichtsauseinandersetzungen bot der Konzern den Landwirten an: den Umstieg auf ihre Gen-Sojabohnen. Die legislativ flankierte Erpressungsstrategie war äußerst erfolgreich. Während Monsanto bei der Sojaproduktion in den USA inzwischen den Marktanteil von 90 Prozent hält, stiegen zugleich die Kosten für den Anbau von Soja zwischen 1995 und 2011 um 325 Prozent.

Wachstumswahn und Wasserkrise

Nicht nur der Mensch, auch die Natur ist dem Kapital nur Mittel zum zerstörerischen Selbstzweck uferloser Akkumulation. Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen, den das Kapital effizient organisiert, führt zu schweren ökologischen Krisen wie der extremen Wasserkrise des Jahres 2019 in weiten Teilen Indiens. Die größten fossilen Wasservorräte befinden sich hauptsächlich in den USA, Indien und China, wo sie einem regelrechten Raubbau ausgesetzt sind. „In Indien und China gehen die Wasserspiegel heute bereits um 1,5 Meter pro Jahr zurück. Im indischen Punjab muss man schon 100 Meter tief bohren, um noch Wasser zu finden“, warnte schon 2008 der damalige Nestlé-Chef Brabeck in einem NZZ-Interview (23.3.08). Besonders verheerend sei die Produktion sogenannter Biotreibstoffe: „Um 1 Liter Bioethanol zu produzieren, brauchen Sie 4000 Liter Wasser! Wasser ist das grössere Problem als der CO2-Ausstoss. Wir zapfen heute schon nicht nur die erneuerbaren, sondern auch die fossilen Wasservorräte an. Diese fossilen Vorräte wurden wie das Erdöl vor Millionen von Jahren geschaffen … die großen Produzenten bewässern ihre Felder heute fast alle künstlich.“

Auch in den Zentren des Weltsystems werden die Ökosysteme buchstäblich „leergepumpt“. Der Zu- und Abflussbereich des Colorado River z.B. erstreckt sich über die US-Bundesstaaten Colorado, Utah, Arizona, Nevada und Kalifornien, bevor der Fluss infolge übermäßiger Wasserentnahme im sandigen Flussbecken Baja Californias versickert, ohne seine Mündung im Golf von Mexiko zu erreichen. Die rapide schwindende Wassermenge des Colorado spielt eine zentrale Rolle für die Landwirtschaft, die Elektrizitätsgewinnung und die Trinkwasserversorgung im Südwesten der USA und in Teilen Kaliforniens. Das Wasser des Flusssystems versorgt rund 40 Millionen Menschen in der Region, es dient zudem zur Bewässerung von 1,6 Millionen Hektar Agrarfläche.

Eine satellitengestützte Untersuchung förderte zutage, dass rund 75 Prozent des Wassers, das dem Colorado-Flussbecken in den vergangenen neun Jahren entnommen wurde, aus dessen Grundwasserreservoiren stammten. Zwischen Dezember 2004 und November 2013 verlor das Flussbecken des Colorado rund 64 Kubikkilometer Wasser. Rund drei Viertel dieses gigantischen Wasserverlustes – 50 Kubikkilometer – gehen auf die Grundwasserentnahme zurück (nature.com, 25.07.2014, konkret, 09/2014).

Das Agrarsystem lebt in diesem wichtigen Anbaugebiet gewissermaßen „auf Pump“ von der Vergangenheit, indem fossile Wasserreserven, die in Jahrmillionen akkumuliert wurden, in einem erdgeschichtlichen Wimpernschlag der Kapitalverwertung geopfert werden. Das größte Problem bei der Grundwasserentnahme in der Region besteht darin, dass vollkommen unklar ist, wie lange sie noch fortgesetzt werden kann.

Insbesondere im Südwesten wird dieser agrarische Extraktivismus durch die lang anhaltende „Dürre“ verschlimmert, von der auch der wichtige Landwirtschaftssektor Kaliforniens betroffen ist (theatlantic.com, 18.12.2018).

Die Farmer im kalifornischen Central Valley setzen weiterhin auf bewässerungsintensive Anbaumethoden und Feldfrüchte, obwohl die Agrarregion insgesamt dabei sei, „sich in die Wüste zurückzuverwandeln“, wie Slate (14.5.14) in einem Hintergrundbericht 2014 bemerkte. Während an den Straßenrändern des Central Valley Schilder mit Stoßgebeten um Regen zu finden seien, müssten die Farmer der Region nun „wichtige Entscheidungen“ treffen – zumeist entscheide dabei das Geld. Wenn man vor die Wahl gestellt werde, wasserhungrige Fruchtbäume am Leben zu erhalten, die den zehnfachen Profit pro Hektar bringen, oder Gemüse zu pflanzen, dann falle die Entscheidung leicht, wenn man „seine Profite maximieren will“. Deswegen würden in diesem Jahr im Central Valley viele Gemüsefelder brachliegen, während die Farmer sich bemühten, die lukrativen Fruchtbäume zu retten.

Monströse Fleischfabriken

Die pervertierte „Rationalität“ der Lebensmittelindustrie tritt bei einem Blick hinter die Fassaden der Fleischproduktion und Verarbeitung in voller Perversion zutage. In den gesamten Vereinigten Staaten gib es inzwischen nur noch 13 riesige Schlachtfabriken. Das größte Schlachthaus der Welt, die Smithfield Hog Processing Plant in North Carolina, verarbeitet 32.000 Schweine pro Tag, während seine Kläranlage eine mittlere Stadt versorgen könnte (rollingstone.com, 14.12.2006). Die Arbeitsbedingungen sind so miserabel, dass Smithfield seine Arbeitskräfte aus einem Radius von mehr als 100 Kilometern im verarmten amerikanischen Süden zusammenkarren muss und überdies verstärkt „illegale“ mexikanische Einwanderer rekrutiert.

Europas Hähnchen und Puten, die inzwischen in Rekordzeit gemästet werden, können kaum noch laufen, da ihre Brüste dermaßen überzüchtet sind, dass die „hybriden“ Tiere ihr Gewicht schlicht nicht tragen können. Bewegung wäre diesen geschundenen Kreaturen ohnehin kaum möglich, da nach Ablauf der Mastzeit – die sich dank Überzüchtung binnen der vergangenen 50 Jahre von 90 auf 30 Tage reduziert hat – im Schnitt 20 Hähnchen auf einem Quadratmeter untergebracht sind.

Eine Existenz in ihrer eigenen Scheiße fristen hingegen die US-Rinder, die in den CAFOs (Concentrated Animal Feeding Operations) durch widernatürliches Maisfutter möglichst schnell zur Schlachtreife gebracht werden sollen. Die Fläche pro Rind ist so klein, dass die Tiere knietief in ihren Exkrementen stehen müssen.

Auch in Deutschland expandiert die Fleischbranche weiter, wobei der Lohnkahlschlag und die Prekarisierung der Arbeit seit der Einführung der Agenda 2010 dazu beigetragen haben, diesen Sektor mit billigen Arbeitskräften zu versorgen. Gigantische Tierfabriken mit bis zu 90.000 Schweinen oder 500.000 Masthähnchen beflügeln die Exportoffensive der deutschen Fleischindustrie. Die Anzahl der Schweinehalter ist seit 2001 um 70 Prozent, die der Hähnchenmäster um 50 Prozent zurückgegangen – bei gleichzeitigem Anstieg der Nutztierpopulation.

Die in Turbomastanlagen zur Schlachtreife gebrachten Tiere sind einer Tortur ausgesetzt, bei der ihre elementarsten natürlichen Bedürfnisse dem Kostenkalkül geopfert werden. Von den rund 60 Millionen Schweinen, die in Deutschland pro Jahr gemästet und geschlachtet werden, landet etwa ein Drittel, also 20 Millionen, im Müll. Die mit Antibiotika vollgepumpten Tiere werden im künstlichen Dämmerlicht gehalten, damit sie sich möglichst wenig bewegen und in 180 Tagen ihr Schlachtgewicht von 90 Kilogramm erreichen. Aufgrund der daraus resultierenden Verhaltensstörungen beißen sich die Schweine oft gegenseitig die Schwänze ab – weswegen man dazu übergegangen ist, diese schon den Jungtieren abzuschneiden und den ausgewachsenen Tieren die Eckzähne abzuschleifen.

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Zwischenfazit: Wir bekommen von der Lebensmittelindustrie einen bunt verpackten, genetisch homogenisierten Einheitsfraß vorgesetzt, der aus gefolterten Nachkommen überzüchteter Inzesttiere und genetisch modifizierter Pflanzen geformt wird. Hinzu kommt noch der übliche Cocktail aus Antibiotika und Chemie, der dieses widerwärtige System funktionsfähig erhält. Es ist ein ungesunder, massenhaft zu ernährungsbedingten Krankheiten führender und auf höchstmögliche Kapitalverwertung optimierter Fraß, der mit einem größtmöglichen Ausstoß an Treibhausgasen einhergeht. Rund 31 Prozent der Klimagasemissionen schreibt der Weltklimarat IPCC direkt der kapitalistischen Landwirtschaft und der veränderten Landnutzung zu. Verarbeitung, Transport, Kühlung, Erhitzung, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln hinzugerechnet ergibt, dass über 40 Prozent aller Emissionen davon abhängen, wie wir uns ernähren und Landwirtschaft betreiben.

Der Mensch als Müllhalde

Das besondere Merkmal des Lebensmittelsektors ist, dass die Nachfrage in diesem Bereich nicht völlig wegbrechen kann und selbst in Krisenzeiten ein Mindestumsatz garantiert ist. Wir müssen essen. Somit ist der menschliche Körper der faktische Endpunkt der Produkte, die bei der Verwertung des Kapitals im Lebensmittelsektor ausgestoßen werden. Und die Aufnahmekapazität dieses Körpers ist sehr flexibel. Das bringt für die Lebensmittelbranche eine Reihe von Vorteilen, die zwecks Renditemaximierung oder schlichten Betrugs ausgenutzt werden. Generell eignen sich Lebensmittel, die in den menschlichen Körper gelangen, gut dazu, verseuchte oder mangelhafte Rohstoffe profitträchtig und kostengünstig verschwinden zu lassen. Das kontaminierte Zeug ist dann erstmal weg. Der menschliche Körper ist für das Kapital ein perfekter Müllschlucker, in dem die Ergebnisse einer katastrophalen Nahrungsproduktion billig entsorgt werden können.

Auch hier ist die explizit kriminelle Handlung nur die letzte Konsequenz der legalen Praktiken der Lebensmittelindustrie, die ihre „Kundschaft“ zu Abfallhalden ihrer Verwertungsprozesse zugerichtet hat. Der Verwertungsprozess des Kapitals speit längst Produkte aus, die durch den exzessiven Einsatz von Fett, Zucker, Salz und Chemie Absatz wie Profite dauerhaft zu sichern versuchen. Die Konditionierung fängt inzwischen im Kindesalter an: „Mit Obst und Gemüse lässt sich nur wenig Profit machen – mit Junkfood und Softdrinks schon mehr. Es lohnt sich ganz einfach nicht, gesunde Produkte ans Kind zu bringen“, erläuterte Anne Markwardt von der NGO Foodwatch in einem Interview (presseportal.de/pm/50496/2215224). So nehmen Kinder inzwischen im Schnitt nur noch die Hälfte der empfohlenen Menge an Obst und Gemüse zu sich, während die tägliche Zuckerdosis mit 200 Prozent weit übertroffen wird. Die Folge: Seit den Neunzigern ist der Anteil fettleibiger Kinder um 50 Prozent gestiegen, ein Prozent aller Kinder leidet unter Diabetes.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung formuliert das so: „In einem Industrieland wie Deutschland wird die Hauptlast der Krankheiten und Beschwerden von einer kleinen Zahl chronischer Krankheiten verursacht, die allesamt in Zusammenhang mit ungünstigen Ernährungsgewohnheiten und einer unkritischen Auswahl von Lebensmitteln stehen.“ Bezeichnend ist die rasche Zunahme von Diabetes in den vergangenen Jahren: In der BRD stieg die Anzahl der Diabeteserkrankungen von 5,3 Millionen im Jahr 2000 auf 7,3 Millionen im Jahr 2007 (konkret 04/2013).

Dieser Anstieg ernährungsbedingter Erkrankungen ist insbesondere in den Vereinigten Staaten auf die krisenbedingten Verelendungstendenzen zurückzuführen, da sich immer weniger Menschen eine gesunde und ausgewogene Ernährung leisten können und deswegen den Kalorienbedarf mit klima- und gesundheitsschädlichem Fast Food und Fertiggerichten zu decken versuchen. In den USA wurde seit Krisenausbruch der Begriff der Rezessionsfettleibigkeit bei Kindern geprägt, da diese oft von ihren Eltern mit Billiglebensmitteln ernährt werden müssen. Der Anteil fettleibiger US-Bürger stieg von 19 Prozent 1997 über 26 Prozent 2007 auf 35 Prozent im Jahr 2010. Mississippi, der US-Bundesstaat mit der höchsten Armutsrate und dem niedrigsten Einkommensniveau, weist auch das höchste Aufkommen von Adipositas-Erkrankungen auf. Holmes County wiederum ist einer der ärmsten Landkreise Mississippis – dort wird mit einer Adipositas-Rate von 42 Prozent der US-weite Rekordwert erreicht. Die Lebenserwartung in Holmes County liegt mit 65 Jahren rund zehn Jahre unter dem US-Durchschnitt.

Der wichtigste Faktor, der die Existenz der spätkapitalistischen Lebensmittelindustrie überhaupt ermöglicht, sind die Agrarsubventionen, mit denen bevorzugt große Agrarunternehmen in den USA und Europa überschüttet werden. Dabei fließen die Subventionen kaum an die Produzenten (Kleinbauern), die sie durchaus brauchen könnten. 20 Prozent der größten Agrarbetriebe in der EU erhalten 80 Prozent der Subventionen. In der BRD erhalten die größten landwirtschaftlichen Unternehmen, die nur 1,5 Prozent der Gesamtempfänger ausmachen, 30 Prozent der Beihilfen.

Die USA und die EU subventionieren die Ausfuhren ihrer Agrarprodukte in all die Regionen des Globalen Südens, die sich aufgrund ihrer sozioökonomischen Marginalisierung, ihrer extremen Verschuldung oder ihrer willfährigen Herrschercliquen nicht mit Schutzzöllen dagegen wehren können. Die Europäische Union verwendet etwa Teile ihres Agrarhaushalts für die Förderung von Exporten, die mittels Dumpings die kleinbäuerliche und von Subsistenzwirtschaft geprägte Agrarstruktur insbesondere in Afrika zerstören.

Freihandelsterror …

Diese Subventionspolitik geht einher mit der Oktroyierung von Freihandelsabkommen in der Peripherie des Weltsystems, die dem subventionierten Frankensteinfraß der USA und der EU neue Absatzmärkte öffnen. Mehr als zehn Jahre lang bemühte sich die EU, mit möglichst vielen afrikanischen Ländern langfristige Freihandelsabkommen (EPA – Economic Partnership Agreement) abzuschließen, um diese in ein möglichst enges ökonomisches Abhängigkeitsverhältnis zu manövrieren. Diese neoimperiale EU-Strategie zielt vor allem auf die Sicherung des Zugangs zu den Rohstoffen einer Region ab, in der auch China und die USA verstärkt aktiv sind.

Die langfristige Strategie Brüssels erinnert an das Vorgehen eines Drogendealers: Nachdem die EU etlichen „Entwicklungsländern“ ab dem Jahr 2000 einen erleichterten Zugang auf den europäischen Binnenmarkt eingeräumt hatte, bildeten diese entsprechende ökonomische Verflechtungen mit Europa aus – gerade bei Agrarprodukten. Diese wachsenden afrikanischen Abhängigkeiten verschafften Brüssel erst den Hebel, mit dem der afrikanische Widerstand gegen die weitgehende Öffnung seiner Märkte für die gnadenlos überlegene europäische Konkurrenz gebrochen werden konnte. Mitte 2013 hat Brüssel in übler neokolonialer Manier etlichen afrikanischen Staaten ein Ultimatum (africa-eu.com, 15.11.2013) gestellt: Entweder sie unterzeichnen die EPA bis Oktober 2014 oder es werden ihnen sämtliche Handelserleichterungen mit der EU gestrichen.

Das Diktat führte zum durchschlagenden Erfolg: Am 10. Juli 2014 kapitulierten die Regierungen der Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Staaten (Ecowas) und leiteten den Ratifizierungsprozess des EPA ein. Es folgten die sieben Mitgliedsstaaten der Southern African Development Community (SDAC) und schließlich Kamerun.. Einzig Kenia versäumte es zuerst, die Deadline des Weißen Mannes einzuhalten, sodass die Strafzölle der EU den Exportsektor des Landes voll trafen und Hunderttausende von Arbeitsplätzen gefährdeten. Der einzige Ausweg für Kenia bestand darin, das Freihandelsabkommen zu unterschreiben, was „die Regierung in Nairobi in diesem ungleichen Duell mit der mächtigen EU auch tat“ (wienerzeitung.at, 14.12.2018). Laut EPA muss Afrika seine Märkte zu 83 Prozent für europäische Waren öffnen, während Schätzungen zufolge nur zehn Prozent der in Afrika hergestellten Waren tatsächlich international wettbewerbsfähig sind. Es sei „frustrierend“, so Francisco Marí, Handelsexperte der NGO Brot für die Welt, als NGO mittels Spenden Agrarentwicklungsprogramme in Afrika zu realisieren, nur um wenig später festzustellen, dass dies im Endeffekt vergebens sei, weil die hochsubventionierten EU-Agrarprodukte den afrikanischen Agrarsektor zerstörten.

Diese pessimistischen Prognosen sind durch eine Vielzahl ähnlich gelagerter Beispiele aus der Vergangenheit nur zu gut begründet. Seit geraumer Zeit haben die Zentren des Weltsystems den „Freihandel“ vor allem dazu genutzt, ihre agrarische Überschussproduktion in der Peripherie zu entsorgen. Ein Symbol für diese rücksichtslose Exportpolitik, die unzähligen afrikanischen Kleinbauern die Lebensgrundlagen entzieht, stellt das mit Chemie und Subventionen vollgepumpte europäische Hühnerfleisch dar, das jahrelang die Märkte Westafrikas – etwa Ghanas – übrschwemmte (deutschlandfunk.de, 14.11.2018). In den 80er- und 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts deckte der ghanaische Agrarsektor rund 80 Prozent des Geflügelbedarfs des westafrikanischen Landes – 2013 waren es nur noch zehn Prozent (dw.com, 17.01.2014). Mit absoluten Dumpingpreisen wurde in den späten 90er-Jahren die einheimische Geflügelzucht vom Agrobusiness verdrängt, um hiernach die Preise anzuheben.

Die monströsen und hocheffizienten deutschen Hühnerfleischfabriken etwa erreichen eine Überproduktion von 25 Prozent gegenüber der Binnennachfrage („Hähnchenblase“), sodass ein enormer Exportdruck entsteht, der sich in massiv ansteigenden Ausfuhren in die Peripherie entlädt. Besonders heftig leiden südafrikanische Geflügelproduzenten unter der deutschen Exportoffensive. Deutsche Hähnchenfabriken konnten ihre Ausfuhren nach Südafrika zwischen 2010 und 2013 um 625 Prozent steigern, sodass die Branche in Südafrika „vor dem Kollaps“ stehe und rund 100.000 Arbeitsplätze bedroht seien. Seit 2010 habe die EU ihre Geflügelfleischexporte nach Afrika „um knapp zwei Drittel gesteigert“ und somit „die Geflügelwirtschaft in vielen afrikanischen Ländern mit ihren Dumpingpreisen binnen weniger Jahre vernichtet“, resümierte Spiegel-Online (17.1.2014).

Eine ähnliche Politik betreibt die EU bei Milchprodukten, wo industrielles Milchpulver aus Europa oftmals die lokalen Milchproduzenten verdrängt, und beim Fischfang, der durch das Abfischen der lokalen Gewässer durch europäische Fabrikschiffe für Einheimische kaum noch möglich ist. Mit mehr als einem Dutzend afrikanischer Staaten unterhält die EU sogenannte „Partnerschaftsabkommen“, die den EU-Fabrikschiffen das Abfischen der dortigen Bestände erlauben. Es sind Peanuts, die Brüssel an die korrupten Regime dieser verarmten Länder zahlen muss, um deren Gewässer ausplündern zu können. Brüssel schließe damit „Abkommen mit den korruptesten Staaten dieser Welt“, kritisierte die schwedische Grünen-Politikerin Isabella Lövin, die Mitglied des Fischereiausschusses des Europäischen Parlaments war. Die EU exportiere ihr Überfischungsproblem schlicht nach Afrika (zeit.de, 02.04.2012). Und es sind diese Abkommen, die den lokalen Fischern die Lebensgrundlage entziehen.

… und Land Grabbing

Jeder Student der Volkswirtschaftslehre bekommt im Proseminar eingetrichtert, dass in der Marktwirtschaft steigende Preise zu steigenden Investitionen führen. Somit würde die segensreiche unsichtbare Hand des Marktes auch die drohende Hungerkrise lösen, indem die Kapitalzuflüsse in den Agrarsektor dessen Produktivität erhöhten. Tatsächlich setzte nach dem Ausbruch der Lebensmittelkrise von 2007/08 eine wahre Investitionsflut insbesondere in die agrarischen Regionen des Globalen Südens ein – aber diese Kapitalströme zementieren Hunger, Marginalisierung und Elend in der „Dritten Welt“. Die zuvor subsistenzwirtschaftlich bewirtschafteten Agrarflächen werden beim immer stärker um sich greifenden Land Grabbing (Aneignung von Land durch Konzerne und Investmentgesellschaften) im Globalen Süden schließlich direkt in die Weltmarktproduktion inkorporiert. Immer öfter bedeutet dies, dass auf den ehemaligen kleinbäuerlichen Subsistenzflächen nun genetisch modifizierte Futterpflanzen für jene höllischen Fleischfabriken angebaut werden, die den Ruin der kleinbäuerlichen Landwirtschaft beförderten und befördern.

Die Explosion der Weltmarktpreise für Nahrungsmittel zwischen 2008 und 2012 führte nicht nur zu Hungerunruhen und Klimaaufständen, sondern auch zur größten Landnahme seit dem Ende des Kolonialismus. Konzerne und staatliche wie private Investmentfonds aus Schwellen- und Industriestaaten kaufen vor allem in Afrika riesige Agrarflächen auf, um dort Lebensmittel oder Nutzpflanzen für ihre heimischen Märkte anzubauen. Laut dem Weltagrarbericht (weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/landgrabbing.html) umfassten diese „Landakquisitionen für ausländische Nutzung“ eine Gesamtfläche von knapp 41 Millionen Hektar, wobei nur neun Prozent dieser Investitionen der direkten Lebensmittelproduktion dienten. Rund 38 Prozent seien für „Pflanzen bestimmt, die nicht der menschlichen Ernährung dienen“ und zu Tierfutter oder „Biosprit“ verarbeitet würden. Auf den restlichen Flächen würden sogenannte „Flex Crops“ angebaut, die sowohl zu Benzin wie zu Nahrung verarbeitet werden könnten (rund 15 Prozent), oder die Flächen werden durch Mischanbau ausgebeutet.

Der Großteil dieses Landraubs in der Peripherie des Weltsystems hat sich im 21. Jahrhundert vollzogen, da seit dem Jahr 2000 rund 26,7 Millionen Hektar Land den Besitzer in diesem Zusammenhang wechselten. Dies entspreche einer „Fläche so groß wie das Vereinigte Königreich und Slowenien zusammen“, heißt es im Weltagrarbericht. Der am stärksten betroffene Kontinent sei Afrika, da hier rund 10 Millionen Hektar aufgekauft worden seien. Die Nichtregierungsorganisation Oxfam kommt sogar auf eine Fläche von 33 Millionen Hektar, die im Zuge des Land Grabbing im 21. Jahrhundert aufgekauft wurde, „knapp die Hälfte dieser Landgeschäfte betrafen Afrika“. Hinzu komme, dass viele Landgeschäfte „im Geheimen abgeschlossen“ worden seien, es also eine hohe Dunkelziffer gebe.

Zechausee im Naturschutzgebiet Restloch Zechau (Mai 2012)

Dabei können diese Plantagen, auf denen Afrikaner höchstens als Tagelöhner geduldet werden, die Ausmaße europäischer Kleinstaaten erreichen. China lässt auf unvorstellbaren 2,8 Millionen Hektar Land im Kongo Palmöl zur Gewinnung von Biotreibstoff anbauen (tagesspiegel.de, 07.05.2012). Allein dieser Deal umfasst ein Gebiet, das einem Sechstel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Großbritanniens entspricht. Europäische Produzenten derartiger „Biotreibstoffe“ haben in Afrika rund 3,9 Millionen Hektar Land gepachtet oder erworben. Saudi-Arabien und andere Golfstaaten konzentrieren sich auf Ostafrika. Einer der reichsten Männer der Welt, der saudische Scheich Mohammed al-Amoudi, investiert zwei Milliarden US-Dollar, um in Äthiopien 500.000 Hektar Land aufzukaufen. Dort werden Lebensmittel und Blumen für den saudischen Markt produziert. Während Millionen Äthiopier von Lebensmittelhilfen abhängig sind, gab die Regierung drei Millionen Hektar der besten Flächen zur langjährigen Verpachtung frei. Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten, die zumeist Subsistenzlandwirtschaft betreibt, wird enteignet und vertrieben (theguardian.com, 14.04.2014).

Letztendlich produziert Europa – gemeinsam mit den anderen Zentren des Weltsystems – die anschwellenden Fluchtbewegungen in der Peripherie, die in der verzweifelten und mörderischen Massenflucht über das Mittelmeer kulminieren. Wo sollen denn die Millionen ökonomisch überflüssiger Lohnabhängigen Afrikas ein Auskommen finden, ihre Arbeitskraft vermittels Lohnarbeit auf Märkten reproduzieren, wenn die rücksichtslose Interessenpolitik der EU die Märkte Afrikas systematisch zerstört? Von einem breiten Sektor agrarischer Weiterverarbeitung, von einer afrikanischen (Klein-) Industrie träumt südlich des zu einem Massengrab verkommenen Mittelmeers niemand mehr. Die Zentren des Weltsystems tun alles, um jedwede nennenswerte wirtschaftliche Konkurrenz in der Peripherie auszuschalten und diese Regionen zu abhängigen Rohstofflieferanten zuzurichten.

Selbst in der Landwirtschaft, dem einzigen Sektor, in dem afrikanische Produkte zumindest theoretisch auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig wären, wird Afrika durch ein Zusammenspiel gnadenloser europäischer Wirtschaftspolitik und des permanent anwachsenden Produktivitätsvorsprungs der europäischen Agrarindustrie an die Wand gedrückt. Die Effekte der europäischen „Entwicklungspolitik“ in Afrika, die immer öfter nur noch als Türöffner zur Realisierung knallharter wirtschaftlicher Interessen fungiert, werden somit durch die rücksichtslose, quasi neoimperiale Wirtschaftspolitik Europas zerstört.

Es ist gerade diese Zangenbewegung aus neoimperialistischer Machtpolitik der Zentren und ungebremster, marktvermittelter Vernichtungskonkurrenz, die in Afrika ökonomisch „verbrannte Erde“ hinterlässt: Regionen, in denen kaum noch Kapitalverwertung in nennenswertem Ausmaß vonstattengeht.

Die einzige Chance, die den betroffenen Menschen in der „Dritten Welt“ verbleibt, besteht in der verzweifelten Flucht in die kapitalistischen Kernländer. Mehr als eine Million mexikanischer Kleinbauern hat nach der 1994 erfolgten Einführung des Freihandelsabkommens Nafta ihre Lebensgrundlage verloren, weil die US-Agrarindustrie Mexiko danach mit billigem Mais überflutete. Ein großer Teil dieser Menschen rackert inzwischen als „illegale“ und geduldete Tagelöhner im amerikanischen Agrar- und Lebensmittelsektor zu Löhnen und unter Arbeitsbedingungen, die US-Bürger nie akzeptieren würden. Auch der gigantische Cluster von gemüseproduzierenden Gewächshäusern in der südspanischen Region Almería (aufgrund seiner Ausdehnung auf 350 Quadratkilometern auch als „andalusisches Plastikmeer“ bezeichnet) kann die unschlagbar günstigen Preise für sein Plastikgemüse nur dank der gnadenlosen Ausbeutung afrikanischer Arbeitsmigranten erreichen. Rund 22.000 von ihnen schuften dort unter brutalen Bedingungen für einen Hungerlohn in 32.000 Plastikplanengewächshäusern, um die jährliche Erntemenge von 2,8 Millionen Tonnen Obst und Gemüse einzubringen.

Damit schließt sich der Kreislauf: Der an der barbarischen und ökologisch desaströsen Überproduktion von Chemiefraß erstickende Agrarsektor im nördlichen Zentrum des kapitalistischen Weltsystems formt mittels subventionierter Agrarexporte die Landwirtschaft im Globalen Süden nach seinem Ebenbild; der Süden aber liefert nun die Rohstoffe und Arbeitskräfte für die weitere Verwertung in den Fleischfabriken und Gemüseimitate ausspeienden Plastikwüsten Europas und der USA.

Dies auf maximale Ausbeutung von Mensch und Natur geeichte kapitalistische Agrarsystem verbrennt die natürlichen Ressourcen der Welt, um den irrationalen Selbstzweck der Wertverwertung aufrechtzuerhalten. Es ist aufgrund des Aufbaus genetisch inzestuöser, „geschlossener Systeme“ im hohen Grade krisenanfällig, es zerstört mit der globalen Insektenpopulation auch unsere Existenzgrundlage, es treibt immer mehr Menschen in ernährungsbedingte Krankheiten, und es zerstört die landwirtschaftlichen Strukturen in der Peripherie des Weltsystems, die von der kommenden Klimakrise besonders schnell und hart betroffen sein wird. Es liegt somit offen auf der Hand: Das spätkapitalistische Agrarsystem ist ein perfekter Krisenverstärker, der für einen großen Teil der globalen Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich und den kommenden klimabedingten Lebensmittelkrisen nicht gewachsen ist.

Copyleft

„Jede Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung unserer Publikationen ist im Sinne der Bereicherung des allgemeinen geistigen Lebens erwünscht. Es gibt kein geistiges Eigentum. Es sei denn, als Diebstahl. Der Geist weht, wo er will. Jede Geschäftemacherei ist dabei auszuschließen. Wir danken den Toten und den Lebendigen für ihre Zuarbeit und arbeiten unsererseits nach Kräften zu.“ (aramis)

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Probleme der Gesellschaft

Erstellt von Redaktion am 4. September 2021

Verschärfte soziale und politische Spannungen im Notstandskapitalismus

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Quelle:    Scharf  —  Links

Von Iwan Nikolajew

1.) Prolog

Das Jahr 2021 steht im Zeichen der Verschärfung der „Corona-Krise“. Langsam werden trotz aller Propaganda die sozioökonomischen Schäden sichtbar. Diese spielten lange Zeit in der herrschenden Politik keine Rolle. Nun treten diese Schäden über die zunehmenden sozialen und politischen Spannungen an die gesellschaftliche Oberfläche

  1. Gesellschaftliche Konfrontationen

Immer deutlicher treten die sozioökomischen Schäden offen zu Tage. Die Corona-Politik des Kapitals, nicht die SARS-Corona-Pandemie, hat das zu verantworten. Es kommt auf die politische Reaktion an, nicht auf das Auftreten der SARS-Corona-Pandemie. Es gäbe auch andere Möglichkeiten der SARS-Corona-Pandemie entgegenzutreten, zivile Methoden und zivile Antworten statt dem „Corona-Notstand“. Der „Corona-Notstand“ ist eben nicht alternativlos, wie die Bourgeoisie ihn darstellt, nicht notwendig, wie auch die Gefahr durch die SARS-Corona-Pandemie ideologisch noch erhöht wird, denn der Notstand verlangt nach einer Legitimation. Die SARS-Corona-Pandemie ist beides, real existent und ideologisch existent und damit auch gleichzeitig ideologische Legitimation für einen Notstandsstaat. Die ideologische Vergrößerung der realen Gefahren der SARS-Corona-Pandemie ist die materielle Grundlage für den „Corona-Notstandsstaat.“ Dann ist Gefahrenabwehr notwendig und dies ist dann die Stunde des Notstandsstaates. Umso größer die Gefahr, desto mehr Notstand, also muß im Sinne der Psychologischen Kriegsführung die reale Gefahr ideologisch noch vergrößert werden. Diese Operation ist für die Bourgeoisie ein voller Erfolg. Über eine Strategie der Spannung ist es gelungen, den Notstandsstaat aufzurichten und dieser wird nicht mehr leicht rückgängig gemacht werden können. Ein Zurück ist nicht mehr möglich und so schafft der Notstandsstaat eine „neue Normalität.“.

Die „neue Normalität“ ist das neue Kräfteverhältnis zwischen Arbeit und Kapital im Klassenkampf und dieses neue Kräfteverhältnis wurde durch den „Corona-Notstand“ noch weiter als bisher zu Gunsten des Kapitals verschoben. Mit der drastischen Einschränkung bzw. Aufhebung der individuellen und kollektiven Grundrechte, welche nichts anderes sind als die Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus, wurde die Organisationsfähigkeit der proletarischen Massenorganisationen erheblich eingeschränkt und die Arbeiterklasse desorganisiert und atomisiert. Die Freiheit zur Diskussion, die Freiheit der Meinungsäußerung, ist deutlich eingeschränkt, denn Versammlungen, Demonstrationen und Kundgebungen sind durch das Infektionsschutzgesetz weitgehend verboten. Nun entscheidet der bürgerliche Staat deutlich darüber, ob eine Demonstration abgehalten werden kann oder nicht. Ein Recht auf Demonstration gibt es nicht mehr, sondern eher ein Gnadenrecht auf Demonstration etc. Dies wird von der bürgerlichen Klassenjustiz gedeckt. Die Abstandsregeln und die Kontaktverbote verhindern die Meinungsbildung. Eine vertrauliche freie Diskussion ist nicht mehr möglich. Eine Diskussion über das Internet ist keine vertrauliche Diskussion, sondern tendenziell eher eine öffentliche Diskussion, denn die digitale Kommunikation kann leicht abgehört, manipuliert und gestört werden. Die mächtigste Waffe des Proletariats ist die Organisation. Ohne die proletarische Organisierung atomisiert sich die Arbeiterklasse, was dem Kapital dann die Möglichkeit gibt, eine Überausbeutung zu organisieren. Gewerkschaftsgremien, wie Betriebsratsgremien, tagen derzeit meistens digital und damit halb-öffentlich und nicht mehr vertraulich. Widerstand gegen Methoden der Überausbeutung können so nicht organisiert werden. Die im Grundgesetz schriftlich niedergelegte Koalitionsfreiheit ist damit real beseitigt und dies zerstört die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften weiter. Diese Desorganisation der proletarischen Massenorganisationen öffnet der Corona-Deflationspolitik die Tore. Das Monopolkapital allein baut derzeit mehr Arbeitsplätze ab, als nach der sogenannten Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. Die Arbeitsplatzverluste bei dem mittleren und kleineren Kapital, wie beim alten Kleinbürgertum, sind noch nicht einmal eingerechnet. Es gibt gegen diese radikale Deflationspolitik des Kapitals keinen nennenswerten gewerkschaftlichen Widerstand. In „normalen Zeiten“, d.h. ohne einen Ausnahmezustand, wäre dieser radikale Arbeitsplatzabbau nicht möglich gewesen und es hätte Massenproteste gegeben. Unter dem Diktat des Notstandsstaates geht der krisenbedingte massive Arbeitsplatzabbau widerstandslos und geräuschlos vonstatten. Der korporatistische Block zwischen Kapital, bürgerlichen Staat und Gewerkschaftsbürokratie organisiert die Neuzusammensetzung des Kapitals gegen die Arbeiterklasse. Dieser korporatistische Block ist ein zentrales Moment im Modell Deutschland (Hegemonie des Weltmarktkapitals gegenüber dem Binnenmarktkapital) und die Gewerkschaftsbürokratie ist dort ein integraler Bestandteil. An der Oberfläche bricht manchmal der koropatistische Block auf und die Gewerkschaften versuchen auszubrechen, z.B. bei der Agenda 2010 und Hartz IV, wenn der Widerstand der Gewerkschaftsbasis gegen die Politik der Gewerkschaftsbürokratie zu stark ist und die Gewerkschaftsbürokratie formal aus dem koropratistsichen Block aussteigen muß. Doch in der Tiefenebene bleiben die korporatistischen Strukturen intakt und ermöglichen auch in Krisen des korporatistischen Blocks eine tendenzielle Kontinuität und der vermeintliche, nur formale, Ausbruch aus den komparatistischen Strukturen, führt mittelfristig wieder zu einer formalen Reintegration in dieselben.

Die Corona-Deflationspolitik wird auch von der Gewerkschaftsbürokratie mitgetragen und mitgestaltet, sie wählt kein kleines Übel und ist kein Opfer, sondern Mit-Täterin. Der „Corona-Notstand“ ermöglicht sogar auf Seiten des korporatistischen Blocks eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kapital, bürgerlichen Staat und Gewerkschaftsbürokratie, denn durch die Atomisierung der Arbeiterklasse und damit auch über den Verlust an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit innerhalb der Arbeiterklasse, ist ein organisierter Widerstand gegen die Corona-Deflationspolitik deutlich erschwert worden. Über den „Corona-Notstand“ wird schon präventiv der organisierte proletarische Widerstand zerschlagen, wobei die proletarischen Massenorganisationen, hier vor allem die Gewerkschaften, formal noch bestehen. Immer deutlicher werden die Tendenzen zur Herausbildung einer Arbeitsfront und damit zum Einbau der Gewerkschaften in den bürgerlichen Staat, es ist ein „Selbst-Einbau“ der DGB-Bürokratie in den bürgerlichen Staat, keine Gleichschaltung, sondern eine Selbstgleichschaltung. Direkte Repression ist nicht notwendig. Die DGB-Bürokratie weist deutliche Zersetzungserscheinungen auf, sie ist auch bereit ihre bürokratische Selbstexistenz aufzugeben und zu einem Teil des bürgerlichen Staatsapparates zu werden, wenn es sein muß.

Der „Corona-Notstand“ reproduziert das Modell Deutschland in sich selbst, denn die Weltmarktsektoren des Kapitals bleiben auch in der „Corona-Krise“ gegenüber den Binnenmarktsektoren privilegiert. Die Zwangsschließungen des Geschäftsbetriebs über den „Corona-Notstand“ betrifft zentral das Binnenmarktkapital, welches innerhalb des Kapitals die größte Krisenlast zu tragen hat. Die Unterstützungszahlungen des bürgerlichen Staates reichen nicht aus, damit die Reproduktion des Kapitals gewährleitet ist und so schlägt dort der Massenbankrott zu und führt zum Aufkauf durch das Monopolkapital und damit zur Zentralisation und Konzentration des Kapitals. Auf Seiten der Lohnarbeiterklasse verbleibt die Kernbelegschaft in den Weltmarktsektoren unter einem relativen Schutz durch die Gewerkschaftsbürokratie, während die Randbelegschaft in den Binnenmarktsektoren des Kapitals durch die Politik der Gewerkschaftsbürokratie ungeschützt der Akkumulation von Kapital zum Fraß vorgeworfen wird. Konkret werden die Kernbelegschaften gegen die Randbelegschaften ausgespielt und umgekehrt, bzw. beide zusammen werden gegen die industrielle Reservearmee ausgespielt. Das Ziel ist eine qualitative Absenkung der gesellschaftlich notwendigen Reproduktion der Arbeiterklasse und damit die weitere Verflüssigung der Ware Arbeitskraft. Im Gesundheitswesen wird über den Notstand die zulässigen Arbeitszeiten ausgehebelt. Das Kapitalkommando nutzt den Notstand, um abseits des Notstands in den Betrieben seine eigene Ordnung zu etablieren, indem die dortigen Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus ausgehebelt werden. In den Betrieben machen sich Wildwest-Methoden breit und es gibt von Seiten der Arbeiterklasse nur relativ wenig Gegenwehr.

Just a burnout.jpg

Am deutlichsten trifft die „Corona-Krise“ das alte Kleinbürgertum. Es sind die abhängigen Selbständigen, welche derzeit den höchsten Preis für diese Krise zahlen müssen, denn sie stehen massenhaft vor dem Bankrott. Die überwiegende Mehrheit des alten Kleinbürgertums befindet sich in dem unproduktiven Sektor, dem sogenannten „Dienstleistungssektor“ und ist auf den Binnenmarkt hin orientiert. Und gerade der Binnenmarkt wird durch den bürgerlichen Staat, vermittels Notstand, heruntergefahren und quasi einer Kriegswirtschaft unterworfen. Damit ist der massenhafte Konkurs unvermeidlich. Da der Kapitalismus nur von zwei sozialen Klassen bestimmt ist, vom Kapital und von der Arbeiterklasse, steht das Kleinbürgertum zwischen diesen beiden Klassen, ist materiell nicht notwendig und wird zwischen diesen beiden Klassen beständig zerrieben. Nur das neue Kleinbürgertum, das lohnabhängige Kleinbürgertum, kann sich auf die Arbeiterklasse stützen, ist über die Lohnarbeit an die Arbeiterklasse angebunden, auch in Fragen der gesellschaftlichen Organisierung der sozialen Sicherungssysteme. Jedoch das traditionelle Kleinbürgertum ist frei von Lohnarbeit und frei von Kapital, hat nur seine Produktionsmittel und reproduziert sich gesellschaftlich über Selbstausbeutung und hat keine gesellschaftlichen Sicherungssysteme, agiert schutzlos im Kapitalismus. Vor allem das alte Kleinbürgertum wird massenhaft durch die „Corona-Krise“ in den Bankrott getrieben und schlägt in seiner Verzweiflung wild um sich. Dabei steht das Kleinbürgertum, vor allem das alte Kleinbürgertum, dem Kapital immer strukturell näher als die Arbeiterklasse. Nur durch eine aktive Politik kann das Proletariat dem Kleinbürgertum ein Bündnis unter proletarischer Vorherrschaft anbieten. Bleibt das Proletariat passiv, organisiert sich das Kleinbürgertum gemäß seiner objektiven Rationalität und geht damit auf das Kapital zu, nicht direkt, aber indirekt und die Bourgeoisie ist dann in der Lage, das Kleinbürgertum, vor allem das alte Kleinbürgertum, auf seine Seite zu ziehen und das Kleinbürgertum mit der Speerspitze des alten Kleinbürgertums gegen die Arbeiterklasse auszurichten. Die derzeitigen Anti-Corona-Proteste des alten Kleinbürgertums sind der erste Schritt zur Selbstorganisierung des Kleinbürgertums und damit objektiv indirekt zur Fremdorganisierung des Kleinbürgertums durch das Kapital gegen die Arbeiterklasse und stellen somit eine soziale und politische Massenbasis für den bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) dar. Die gegenwärtige Schwäche der Arbeiterklasse treibt objektiv das Kleinbürgertum, besonders das alte Kleinbürgertum, in die Arme der Bourgeoisie. Das Kleinbürgertum marschiert immer mit der konkret stärksten Klasse, Macht imponiert das Kleinbürgertum, Schwäche stößt es ab, denn das Kleinbürgertum sucht jemanden, um sich bei ihm anzulehnen, da es im Klassenkampf zu schwach ist, allein zu bestehen. Aus diesem Grunde gruppiert sich das Kleinbürgertum als Ganzes immer um die herrschende Klasse, wobei das alte Kleinbürgertum der Bourgeoisie tendenziell nähersteht und das neue Kleinbürgertum (die unproduktiven Lohnarbeiter) graduell ein wenig näher hin zur Arbeiterklasse positioniert ist. Das neue Kleinbürgertum kann vom Proletariat am leichtesten gewonnen werden, denn die Lohnarbeit ist das materielle Band zwischen Arbeiterklasse und neuem Kleinbürgertum. Nur in Ausnahmesituationen, revolutionären Situationen, kann das Proletariat das Kleinbürgertum erobern, die materielle Grundlage dafür ist eine Arbeitereinheitsfront. Dies ist dann die materielle Basis für ein Bündnis aus Arbeiterklasse und Kleinbürgertum unter der Hegemonie der Arbeiterklasse. Gelingt es nicht, wird die Bourgeoisie das Kleinbürgertum gegen die Arbeiterklasse in Marsch setzen und das Kleinbürgertum wird eine tödliche Gefahr für die Arbeiterklasse. Die Anti-Corona-Proteste sind der Verzweiflungsschrei des alten Kleinbürgertums, welches durch den „Corona-Notstand“ ruiniert wird und diese Proteste sind letztlich reaktionär, denn sie beziehen sich auf den zusammengebrochenen neoliberalen Weltmarkt. Ein Zurück wird es nicht mehr geben und so werden diese elitären Proteste an den Strukturen des multipolaren Weltmarktes scheitern. Es fehlen die egalitären Proteste der Arbeiterklasse, diese könnten das alte Kleinbürgertum von seinen elitären Positionen abdrängen. Aus sich selbst heraus kann das alte Kleinbürgertum keine egalitären Forderungen entwickeln und verbleibt bei seinen irrealen elitären Forderungen, welche sich immer in letzter Konsequenz gegen die Arbeiterklasse richten.

Das Kleinbürgertum, vor allem das alte Kleinbürgertum, schlägt wild um sich. Dies äußert sich in den Anti-Corona-Demonstrationen, welche öfters die Formen von Revolten annehmen, wie auch in den „vorpolitischen“ Revolten, welche notwendig durch Zufälle ausbrechen, wenn die Massen sich auf einen räumlichen Punkt konzentrieren, aus einem bestimmten „nicht-politischen Grund,“ bis sie mit dem „Corona-Notstandsstaat“ in Konflikt kommen, der auch solche „nicht-politischen“ sozialen Zusammenballungen repressiv begegnet, denn solche „vorpolitischen“ Ereignisse können in politischer Aktion enden, wenn sie nicht präventiv vorher zerschlagen werden. Diese zufälligen Ereignisse können bei Fußballspielen auftreten, wie auch in Parkanalagen oder in Einkaufsstraßen. Einmal begonnen, können diese „vorpolitischen“ Revolten sich auch rasch politisieren, radikalisieren. In diesen „vorpolitischen“ Revolten materialisiert sich die abstrakte Massenunzufriedenheit, welche ihr konkretes Ziel nicht findet. Nur wenn die abstrakte Massenunzufriedenheit organisiert wird, wird sie konkret, wird sie politisch und kann an Schlagkraft gewinnen. Die schließt einen Rückzug auf das Feld der „digitalen Konferenzen“ aus. Der Widerstand gegen die Politik des Kapitals kann nur konkret in direkter Aktion erfolgen. Es gilt, die abstrakte Massenunzufriedenheit durch proletarische Organisierung zu einer scharfen Waffe im Klassenkampf gegen die Bourgeoisie zu schmieden. Gelingt dies nicht, löst sich die „vorpolitische“ Revolte langsam in Luft auf und läßt kein politisches Erbe zurück, denn die „vorpolitische“ Revolte muß sich erst in eine politische Revolte transformieren, wenn sie eine abstrakte Wirkung erzielen will. Das Kapital kann mit „vorpolitischen“ Revolten leben, zur Not auch mit politischen Revolten, aber nicht mit den revolutionären Tendenzen, welche auf dem Rücken der „vorpolitischen“ bzw. „politischen“ Revolten wachsen können. So antwortet der bürgerliche Staat auf die proletarischen Revolten mit Massenrepression und mit spezieller Repression gegen die revolutionären Tendenzen. Nur durch eine in den Klassenkämpfen sich aufbauende bolschewistisch-leninistische Partei kann der qualitative Sprung von der Revolte zur Revolution realisiert werden. Eine Revolte ist keine Revolution und ebenfalls wird die Revolte nicht automatisch zur Revolution.

Die Revolten des Kleinbürgertums und der Arbeiterklasse in „vorpolitischer“ oder politischer Form breiten sich deshalb aus, weil die korporatistische Politik der Gewerkschaftsbürokratie mit dem Kapital und dem bürgerlichen Staat dafür objektiv Raum gibt, denn durch die korporatistische Politik der Gewerkschaftsbürokratie entsteht im Verhältnis zu Basis ein politisches Vakuum, welches durch die kleinbürgerlichen und proletarischen Revolten gefüllt wird. Kommt die Gewerkschaftsbürokratie nicht ihren historischen Aufgaben nach, tritt die Revolte an Stelle des Streiks, der spontane Streik tritt an die Stelle des gewerkschaftlich kontrollierten Streiks. Die Situation wird unberechenbarer. Der bürgerliche Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) soll auch in dieser unberechenbaren Situation die Neuzusammensetzung des Ausbeutungsprozesses garantieren und der proletarischen Revolte, wie der kleinbürgerlichen Revolte, repressiv begegnen und die mögliche Störung des Akkumulationsprozesses von Kapital verhindern.

Die innere Aufrüstung der repressiven Staatsapparate richtet sich zentral gegen Revolten, d.h. gegen weitgehend spontane und unorganisierte Aufstände, welche die bürgerliche Ordnung bedrohen. Aus diesem Grunde auch die paramilitärische Ausrüstung der Polizei, schwere Kriegswaffen und Schützenpanzer neben Elektroschock-Waffen. Diese Waffen richten sich nicht gegen die Kriminalität, sondern gegen die Arbeiterklasse und lassen zu, dass die organisierte Kriminalität im Schutze dieser Aufrüstung gut wachsen kann, denn der bürgerliche Staat duldet im Prinzip die organisierte Kriminalität und setzte diese gegen die Arbeiterklasse ein. Die organisierte Kriminalität ist ein Moment des tiefen Staates bzw. des inneren Staates der Bourgeoisie, ebenso wie der Terrorismus und die Geheimdienste, welche alle in sich verschlungen sind. Umso mehr sich der bürgerliche Staat auf die paramilitärische Zerschlagung von Revolten und spontanen Streiks konzentriert, desto mehr Handlungsfreiheit gewinnt die organisierte Kriminalität, desto enger verschlingen sich Unterwelt und Oberwelt ineinander. Doch nicht nur die Polizei wird militarisiert, sondern der „Corona-Notstand“ treibt auch den Einsatz der Bundeswehr im Inneren erheblich weiter. Die Bundeswehr ist aktiv in den Kommunen zur „Kontaktverfolgung“ eingesetzt und übt dort aktiv die „zivil-militärische“ Zusammenarbeit im Sinne der „Counterinsurgency“ gegen die Arbeiterklasse ein. Gleichzeitig wird ein „Heimatschutz“ aktiviert, der eine Mischung aus Reservistendienst und Freiwilligendienst ist und sich zentral aus den faschistischen Strukturen rekrutiert. Diese „Hilfestellung“ der Bundeswehr für den „zivilen“ Staat ist nichts anderes als eine „innere Militarisierung“ mit dem Ziel von „crowd-control“ bei Revolten bzw. spontanen Streiks und zur Zerschlagung von proletarischen Avantgardestrukturen.

Die Desorganisation der Arbeiterklasse, auch mit Hilfe des korporatistischen Blocks aus Kapital, bürgerlichen Staat und Gewerkschaftsbürokratie, atomisiert und verflüssigt die Arbeiterklasse im Ausbeutungsprozeß des Kapitals, da ein erfolgreicher Widerstand gegen die Deflationspolitik unter dem „Corona-Notstand“ nur ein organisierter Widerstand sein kann. Das Ziel des „Corona-Notstandes“ ist es nicht primär, die SARS-Corona-Pandemie zu bekämpfen, sondern der Arbeiterklasse ihre Organisationsfähigkeit zu nehmen, denn nur dann kann eine Deflationspolitik mittels einer Schockpolitik realisiert werden. Der „Corona-Notstand“ ist ein Moment des politischen Blitzkrieges gegen die Arbeiterklasse: die Zerstörung der proletarischen Massenorganisationen, ob offen oder verdeckt, über eine Schock-Politik. Eine Schock-Politik soll die Basis der proletarischen Massenorganisationen kurzzeitig lähmen und die Bourgeoisie nutzt dann den Schockzustand aus, um die Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus zu zerstören und ein neues Ausbeutungsmodell zu implantieren. Die Schockpolitik des Kapitals ist eine andere Form des politischen Enthauptungsschlages.

Der „Corona-Notstand“ begann als inoffizieller Notstand im Sinne des „übergesetzlichen“ Notstandes bei „Gefahr im Verzug“ und bezieht sich auf „Notwehr“. Jedoch kann sich nur eine konkrete Person auf Notwehr berufen, nicht aber der bürgerliche Staat. Der Begriff „Notwehr“ ist ein Abwehrrecht einer konkreten Person gegen einen lebensgefährlichen Angriff und dies schließt die Abwehr eines gefährlichen Angriffs des bürgerlichen Klassenstaates mit ein. Es ist ein egalitäres Recht. Es ist absurd, wenn sich dies egalitäre Recht der bürgerliche Klassenstaat als elitäre Organisation der herrschenden Klasse anmaßt und gegen die Arbeiterklasse wendet. Nicht der bürgerliche Staat hat ein Notwehrrecht gegen die Arbeiterklasse, wohl aber hat die Arbeiterklasse ein Notwehrrecht gegen den bürgerlichen Staat.

Dieser informelle „übergesetzliche“ Notstand war nur die Vorstufe zu einem formellen Notstand unter der Formel des Infektionsschutzgesetzes, welches einen formellen Notstand unterhalb der Notstandsgesetze ermöglicht. Nur in den Notstandsgesetzen ist der Notstand voll entwickelt, auf seinen Begriff gebracht. Der Notstand vermittels Infektionsschutzgesetz bleibt darunter und bremst die Repression ab. Ein informeller Notstand kann nur kurze Zeit realisiert werden, denn die verschiedenen Staatsapparate des bürgerlichen Staates bedürfen einer klaren Linie, um ihre Aufgaben erfolgreich zu realisieren, bedürfen einer längerfristigen Politik, wenn der „Corona-Notstand“ seinen Zweck erfüllen soll, die Neuzusammensetzung des Kapitals abzusichern, denn die Neuzusammensetzung des Kapitals ist ein längerer Prozess und bedarf einer längeren Absicherung durch den bürgerlichen Staat und damit einer gesetzlichen Grundlage. Die Institutionalisierung des Notstands sichert die Planungssicherheit des individuellen Kapitalkommandos ab und ebenfalls den Notstand selbst, denn auf diese Weise wird der bürgerliche Staat und das Kapital auf den Notstand eingeschworen, keine bedeutende Fraktion der herrschenden Klasse kann diesen blockieren oder verlassen. Immer bleibt der informelle Notstand ein schwacher Notstand, ein prekärer Notstand und seine Institutionalisierung und Materialisierung im Infektionsschutzgesetz ist der erste Schritt hin zu einem stabilen Notstand.

Zu Beginn des „Corona-Notstandes“ konnte der Notstand von der Arbeiterklasse noch leichter als zum jetzigen Zeitpunkt zerstört werden, denn die Bourgeoisie war sich nicht einig bezüglich des Verhaltens der Arbeiterklasse und ihrer Massenorganisationen. Es wurde in Teilen des Kapitals von deutlichen Widerstandhandlungen des Proletariats ausgegangen und aus diesem Grunde war der „übergesetzliche“ Notstand ein tastender Schritt in den Notstand, dessen schärfste Waffe die psychologische Kriegsführung war und ist, welche die Massenlegitimation für einen Notstand überhaupt zu organisieren hat. Nach dem dieser politische Blitzkrieg erfolgreich beendet ist, eine kampflose Kapitulation der proletarischen Massenorganisationen erreicht wurde, konsolidiert sich der „Corona-Notstand“, indem er sich institutionalisiert. Nun ist es für die Arbeiterklasse schwerer, den Notstand zu stürzen und damit auch, sich gegen die „Corona-Deflationspolitik“ zu verteidigen. Einen formellen Notstand zu stürzen, ist immer schwerer als einen informellen Notstand niederzureißen.

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Die psychologische Kriegsführung des Kapitals zielt vor allem darauf ab, eine übergreifende Einheit und Zustimmung, trotz aller sozialen und politischen Differenzen zwischen den an sich antagonistischen Klassenorganisationen, zuerst in der Gewerkschaftsbürokratie, dann über diese in den Massen selbst, in der Frage der „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ herzustellen. Dabei wurde die naturwüchsig kapitalistisch produzierte SARS-Corona-Pandemie erst zur Pandemie und dann zu einer sehr gefährlichen Pandemie interpretiert und daraus eine „Notwehrlage“ konstruiert, welche einen „übergesetzlichen“ Notstand rechtfertigt. Der „Staat“ muß die „Gesellschaft“ vermittels des „übergesetzlichen Notstandes“ vor der SARS-Corona-Pandemie schützen und die „Gesellschaft“ schützt den „Staat“ vor einer massenhaften Kritik aus der „Gesellschaft“, in dem sie sich schützend vor dem „Staat“ stellt, sich gegen die Kritik aus der „Gesellschaft“ und damit als Transformationsriemen für den „Staat“ formiert. Auf diesem Wege gelingt es dem bürgerlichen Staat die bürgerliche Gesellschaft im Sinne der „nationalen Sicherheit“ zu formieren. Im „Corona-Notstand“ offenbart sich die neue Doktrin der „nationalen Sicherheit“ des bürgerlichen Staates und der bürgerlichen Gesellschaft, welche eben dem entstehenden multipolaren Weltmarkt angemessen ist. Die Große Krise des Kapitalismus seit dem Zusammenbruch der Wall Street 2007/2008 produzierte die „Corona-Krise“ und damit ist die SARS-Corona-Pandemie nur ein Moment der Großen Krise des Kapitalismus. Auf diese Weise ist die „Corona-Krise“ die finale Krise des neoliberalen Weltmarktes und mit dem Zusammenbruch des neoliberalen Weltmarktes wächst aus diesem dann naturwüchsig der multipolare Weltmarkt hervor und dieser bildet dann den bürgerlichen Staat nach seinem Abbild um. Der bürgerliche Staat des multipolaren Weltmarktes organisiert sich nationalliberal und nicht mehr neoliberal. Die „Nation,“ d.h. als nationales Gesamtkapital tritt das Kapital offen auf, statt multilaterale Lösungen stehen nun unilaterale Lösungen im Vordergrund. Der bürgerliche Staat ist nun bereit mit aller Härte im internationalen Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt sein Kapital gegen jede andere Weltmarktkonkurrenz zu verteidigen. Die Weltmarktkonkurrenz verdoppelt sich in ökonomische und politische Konkurrenz. Es kommt zur Bildung von imperialistischen Blöcken im Kampf um die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette.

Mit dem Zusammenbruch der US-Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette seit Beginn der Großen Krise in den Jahren 2007/2008 steht nun das Finale dieser Entwicklung an. Die „Corona-Krise“ ist der Endpunkt dieser Entwicklung, d.h. die „Corona-Krise“ bezeichnet die Stunde 0 in der Neuformierung der imperialistischen Kette. Das Ende der US-Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette ist das Ende des neoliberalen Weltmarktes. Der US-Imperialismus garantierte den Weltmarkt in verschiedenen Formen, zuletzt in der Form des neoliberalen Weltmarktes. Ohne einen Hegemon, konkret ohne den US-Hegemon, hängt der Weltmarkt in der Luft. Der Weltmarkt funktioniert nur dann optimal für die Akkumulation von Kapital, wenn er von einem Hegemon „geordnet“ und garantiert wird. Damit ist der multipolare Weltmarkt nur ein Durchgangsstadium zu einem neuen Hegemon, der vermittels eines Dritten Weltkrieges oder einer Kette von Kriegen ausgekämpft werden muß. Einen friedlichen Wechsel auf die Position des Hegemons innerhalb der imperialistischen Kette gibt es nicht. Es kommt zu einem Kampf jeder gegen jeden, alle gegen alle. Der Krieg ist die Fortsetzung der Weltmarktkonkurrenz mit anderen Mitteln. Die Weltmarktkonkurrenz wird nicht nur mit ökonomischen Mitteln, sondern auch mit politischen und militärischen Mitteln ausgetragen, es reicht nicht, auf dem ökonomischen Sektor in Führung zu sein. Dies bezieht sich vor allem auf das kapitalistische China, welches ein hochentwickeltes kapitalistisches Land ist, aber immer noch der Peripherie angehört, aber nicht der imperialistischen Kette. Es reicht nicht die Fabrik der Welt zu sein, gleichzeitig muß ein Land noch der Bankier der Welt werden, wie auch politisch und militärisch den anderen Metropolen überlegen sein, wenn es die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette und damit innerhalb des Kapitalismus überhaupt, erringen will. Politik ist nichts anderes als konzentrierte Ökonomie, bzw. die konzentrierte materielle Basis.

Die Frage der Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette ist eine politische Frage und keine ökonomische Frage, sie wird im imperialistischen Konkurrenzkampf politisch entschieden, aber nicht ökonomisch. Eine starke ökonomische Position im Weltmarkt ist eine Grundbedingung für den Kampf um die Hegemonie innerhalb der imperialistischen Kette, aber sie ist nicht hinreichend, es muß das Finanzsystem, wie auch der militärisch-industrielle Komplex, in der Lage sein, den bedeutenden Sektor der Mehrwertproduktion im Weltmarkt auch international abzusichern. China ist gut aufgestellt in der Mehrwertproduktion, doch noch hinkt es deutlich in der Entwicklung des fiktiven Kapitals dem US-Imperialismus hinterher und ebenso in der Entwicklung des militärisch-industriellen Komplexes. Bisher muß vor allem der russische Imperialismus den militärischen Schutz Chinas gegenüber dem US-Imperialismus übernehmen. Ansonsten hätte es schon längst einen militärischen Angriff des US-Imperialismus auf China gegeben. Das Gipfel-Treffen im Juni dieses Jahres zwischen US-Präsident Biden und dem russischen Präsidenten Putin dient dazu, die Kräfteverhältnisse, auch gerade im Hinblick auf den russischen militärischen Schutz für China, auszuloten. Nicht von ungefähr kam der Wunsch zu einem Gipfeltreffen von US-amerikanischer Seite. Die russischen Hyperschallwaffen durchbrechen jedes Raketenabwehrsystem. Damit ist das SDI-Projekt der 80er Jahre des 20.Jahrhunderts an einem toten Punkt angekommen. Mit dem SDI-Projekt wollte der US-Imperialismus in der Lage sein, auch siegreich einen thermonuklearen Krieg zu führen. Unter der Präsidentschaft von Bush II. wurde dieses SDI-Projekt Anfang des 21. Jahrhunderts aktiviert und scheitert nun an den russischen Hyperschallwaffen. Derzeit bewegen sich im multipolaren Weltmarkt die USA und China konfrontativ aufeinander zu. Der US-chinesische Wirtschaftskrieg, entfacht vom US-Imperialismus, zerrüttet nicht nur die Akkumulation in den USA und in China, sondern auch weltweit und destabilisiert den Weltmarkt und die internationalen Beziehungen. Das objektive sozioökonomische und politische Bündnis zwischen den USA und China ist zerrissen. Die USA und China können nicht zusammenleben, aber nur zusammen sterben. Der US-Imperialismus benötigt China, um sein Handelsbilanzdefizit zu finanzieren und China benötigt die USA als Exportmarkt. China hält die größten Dollar-Reserven in der Welt und die USA sind einer der größten Exportmärkte für das chinesische Kapital. Aber mit dem Vordringen des chinesischen Kapitals in den Bereichen der kompliziert zusammengesetzten Arbeit verändert sich das Verhältnis zwischen den USA und China. Das US-Kapital verteidigt sein Monopol in den Sektoren der kompliziert zusammengesetzten Arbeit gegen das chinesische Kapital und führt deshalb einen Wirtschaftskrieg gegen China. Die USA und China befinden sich notwendig auf einem Konfrontationskurs und drohen sich dabei gegenseitig zu vernichten, ökonomisch, politisch, militärisch.

In der Vergangenheit garantierte die US-Hegemonie den Weltmarkt, zuletzt den Weltmarkt in neoliberaler Form, nach dem Zusammenbruch der bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten in Osteuropa. Von dieser Hegemonie profitierte zentral der US-Imperialismus, aber auch die anderen Metropolen, wie auch China. Während China mit den USA in das Zentrum des neoliberalen Weltmarktes rückte und so den neoliberalen Weltmarkt konstituierte, verblieb der russische Imperialismus am Rand des neoliberalen Weltmarktes. Bis zum Beginn der Großen Krise in den Jahren 2007/2008 war der neoliberale Weltmarkt ein Erfolgsmodell für das Kapital. Die Akkumulation des Kapitals produziert die historische Form unter der sie sich realisiert, wie auch das Ende dieser konkreten historischen Form. Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate als durchschnittliche Bewegungsform des Kapitals kann nicht außer Kraft gesetzt, sondern nur modifiziert werden. Die Bedingungen des Aufschwungs der Akkumulation tragen auch die Bedingungen des Niedergangs der Akkumulation in sich, d.h. konkret: Die Bedingungen der Entfaltung des neoliberalen Weltmarktes tragen gleichzeitig auch die Bedingungen des Niedergangs des neoliberalen Weltmarktes in sich.

Mit der Realisation der Überakkumulation von Kapital in den Jahren 2007/2008 beginnt der neoliberale Weltmarkt langsam zu zerbrechen. Von nun an wird der neoliberale Weltmarkt zur Fessel für die Akkumulation des chinesischen Kapitals, aber auch für die russische Akkumulation von Kapital. Rußland und China beginnen langsam aus dem neoliberalen Weltmarkt auszubrechen, was der US-Imperialismus zu verhindern sucht und dabei scheitert. Da der US-Imperialismus den Ausbruch Rußlands und Chinas nicht verhindern kann, setzt sich der US-Imperialismus an die Spitze dieser Bewegung und reißt aktiv den neoliberalen Weltmarkt ein, denn ein neoliberaler Weltmarkt ohne Rußland und China ist nicht existenzfähig. Die objektive strategische Zusammenarbeit zwischen den USA und China in der neoliberalen Epoche kann mit dem Zusammenbruch des neoliberalen Weltmarktes nicht mehr aufrechterhalten werden. Was einst strategische Zusammenarbeit war, wird nun zur strategischen Feindschaft. Internationale Kooperation schlägt in internationale Feindschaft um. Die Große Krise zerbricht die strategische Zusammenarbeit zwischen den USA und China und setzt Feindschaft zwischen ihnen. Die „Corona-Krise“ ist das Finale der Großen Krise und zwingt nun offen zur Neuzusammensetzung des Kapitals, damit zieht nun der multipolare Weltmarkt herauf. Im multipolaren Weltmarkt bewegt sich China nun weg vom US-Imperialismus und hin zum russischen Imperialismus. Obwohl China im Verhältnis zum US-Imperialismus mächtiger geworden ist, ist China mit dem US-Imperialismus nicht auf gleichwertigem Niveau präsent. Nur der russische Imperialismus bewegt sich auf gleichem Niveau wie der US-Imperialismus und China bedarf so gegen den US-Imperialismus den Schutz des russischen Imperialismus. China allein auf sich gestellt, kann sich gegen dem US-Imperialismus nicht behaupten. Der US-chinesische Konflikt ist nur ein Moment der Neuformierung des Kapitalismus und kann nicht isoliert betrachtet werden. Die Niederlage des US-Imperialismus und seines NATO-Paktes in Afghanistan am 15. August mit der Einnahme Kabuls durch die „Taliban“ beenden auch formal das Ende der US-Hegemonie. Ein zweites Saigon vor aller Welt. Afghanistan ist das zweite US-Vietnam. Damit verliert der US-Imperialismus seinen starken Einfluß in Zentralasien und auch im Mittleren Osten und in dem neuen Vakuum können sich Rußland und China neu positionieren. Während alle „westlichen Botschaften“ ihre Tore schließen, bleibt die russische Botschaft auf. Es ist dem russischen Imperialismus gelungen zu den Siegern des Afghanistan-Krieges gute Beziehungen aufzubauen. Diese Niederlage des US-Imperialismus und seines NATO-Paktes radikalisiert den US-Imperialismus und auch seine imperialistischen Verbündeten in ihrer Außenpolitik, aber auch in ihrer Innen- und Wirtschaftspolitik. Sie sind bereit in wilder Wut und Verzweiflung um sich zu schlagen. Der Griff zum Notstand wird mit der Afghanistan-Niederlage fester.

Der deutsche Imperialismus ist in der Zwickmühle, denn er ist gleichzeitig auf den US-Markt angewiesen, wie auf den chinesischen Markt. Die deutsche Deflationspolitik zielt auf Vitalisierung der deutschen Exportwaffe, die vor allem auf die USA und China ausgerichtet ist. Jedoch benötigt die deutsche Exportwaffe einen tendenziellen Freihandel, sonst bricht sie sich an Zollmauern der Weltmarktkonkurrenten. Eine Zuspitzung der Widersprüche zwischen den USA und China und damit auch gleichzeitig tendenziell mit dem russischen Imperialismus, gefährdet die internationale Stellung des deutschen Kapitals im multipolaren Weltmarkt. Dem deutschen Kapital droht immer ein zentraler Absatzmarkt verlustig zu gehen, im schlimmsten Fall sogar der US-Markt und der chinesische Markt gleichzeitig. Für diese beiden strategischen Märkte gibt es für das deutsche Kapital keinen weiteren Ersatzmarkt. Aus diesem Grunde laviert der deutsche Imperialismus zwischen den USA und China, wird aber, wenn es hart auf hart kommt, auf den chinesischen Markt verzichten und gemeinsam mit dem US-Imperialismus gegen China ins Feld ziehen. Die sich daraus ergebenen Verluste wird das deutsche Kapital auf die Arbeiterklasse überwälzen; die Deflationspolitik wird dann in diesem Fall noch intensiviert und je härter die Deflationspolitik, desto notwendiger wird dann auch immer eine Form des bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) werden.

Die deutsche Exportwaffe gegen die Weltmarktkonkurrenz beruht auf dem Hartz IV-System, welches eine scharfe Waffe des Kapitals gegen die Arbeiterklasse ist. Ohne das Hartz IV-System wäre der Aufstieg des deutschen Imperialismus zu einer dominanten Metropole innerhalb der EU und auch tendenziell in der Weltarena nicht möglich gewesen. Das Hartz IV-System ist die materielle Basis für die nationale und internationale Machtentfaltung des deutschen Kapitals.

Das Hartz IV-System zerstörte die Arbeitslosenversicherung als proletarische Eroberung des Proletariats im Kapitalismus und beseitigte weitgehend die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften. Mit der Realisation des Hartz IV-Systems in den Jahren 2003 und 2004 ist die Arbeitslosenversicherung nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Formal existiert sie noch, doch real wurde sie zerschlagen. Mit der Begrenzung der Bezugsdauer auf ein Jahr und dann die automatische Abstufung in die „Fürsorge“ (Hartz IV bzw. Sozialhilfe) hat sie ihren materiellen Schutzschirm verloren. Die Verkürzung der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes auf ein Jahr und der Zusammenlegung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe auf dem Niveau der Sozialhilfe führen wesentlich zur weitgehenden Zerstörung der Arbeitslosenversicherung.

Mit der weitgehenden Zerschlagung der Arbeitslosenversicherung wird das gesellschaftliche Reproduktionsniveau nicht nur für die industrielle Reservearmee, sondern auch für die aktive Arbeiterarmee drastisch abgesenkt. Der Druck, jede Arbeit anzunehmen, wurde deutlich erhöht. Das Hartz IV-System entrechtet die Arbeiterklasse, senkt den Reallohn, führt zur Abnahme der Tarifbindung und ebenso zum Rückgang von Betrieben mit Betriebsrat. Die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften wurde drastisch reduziert. Diese Tendenz kann nur dann umgekehrt werden, wenn das Hartz IV-System zerschlagen wird. Das Hartz IV-System ist das dunkle Herz des deutschen Kapitals und damit der Erfolg des deutschen Kapitals in der Weltmarktkonkurrenz.

Hartz IV verpflichtet die industrielle Reservearmee dazu, jede zumutbare Arbeit anzunehmen, es sei denn, sie verstößt gegen die „Guten Sitten“. Es gibt keinen Qualifikationsschutz, es gibt keinen Tarifschutz. Schon dies führt zur massiven Entwertung der Ware Arbeitskraft. Im Bereich der zumutbaren Arbeit wurde die Beweislast umgekehrt. Nun muß der Erwerbslose beweisen, daß die Arbeit unzumutbar ist. Praktisch ist dies kaum möglich. Wer sich dennoch weigert, die vom Hartz IV-System bestimmte Arbeit anzunehmen, wird mit Sanktionen belegt. Dies führt zu einer erheblichen Kürzung der schon kargen Regelleistung. Wird die Arbeitsstelle dennoch nicht angetreten, kann auf Null sanktioniert werden und damit droht dann der Sturz in die Obdachlosigkeit.

Die Sanktionen sind die scharfen Waffen des Hartz IV-Systems. Entweder Obdachlosigkeit riskieren oder Annahme jeder noch so schlecht entlohnten Arbeit. Vor dieser Wahl gestellt, sind die Erwerbslosen gezwungen, jede auch noch schlecht vergütete Arbeit anzunehmen. Ist das Hartz IV-System unsicher, ob ein erwerbsloser Lohnarbeiter den Anforderungen des Ausbeutungsprozesses gewachsen ist, kann der erwerbslose Lohnarbeiter im kommunalen Arbeitsdienst erprobt werden. Dies ist dann kein Lohnarbeitsverhältnis, sondern nur ein Sozialrechtsverhältnis. Es fallen keine Beiträge für die Sozialversicherung an, es darf kein Betriebsrat gebildet werden. Zwar ist eine Gewerkschaftsmitgliedschaft nicht verboten, jedoch darf die Gewerkschaft keine Arbeitskampfmaßnahmen durchführen. Nur die wenigsten Arbeitsschutzgesetze sind gültig. Auch hier gilt, daß eine Verweigerung dieser Maßnahmen zur „Arbeitserprobung“ mit Sanktionen belegt werden können. Damit wird die „Arbeitserprobung“ im Hartz IV-System objektiv zur Hartz IV-Zwangsarbeit.

Beständig wird der Bedarf einer „Bedarfsgemeinschaft“ vermittels Hausdurchsuchungen und Razzien überprüft. Jede Person einer „Bedarfsgemeinschaft“ ist verpflichtet, sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen, um auf diese Weise die Abhängigkeit von Hartz IV-Leistungen zu reduzieren, also nicht nur der Antragsteller auf Hartz IV ist von der Repression des Hartz IV-Systems betroffen, sondern die ganze „Bedarfsgemeinschaft“ im Sinne einer sozialen Sippenhaft.

Um Überhaupt Hartz IV beziehen, zu können, muß die Bedürftigkeitsprüfung überstanden werden. Maßgabe ist hier wieder die „Bedarfsgemeinschaft“. Hat die „Bedarfsgemeinschaft“ ein Einkommen und/ oder Vermögen, welches die fixierte Grenze der Bedürftigkeitsprüfung des Hartz IV-Systems übersteigt, dann wird der Antrag auf Hartz IV abgelehnt, solange, bis das Vermögen aufgebraucht ist und das vorhandene Einkommen der „Bedarfsgemeinschaft“ soweit gesunken ist, bis die Grenzen des Hartz IV-Systems greifen.

Nicht nur Erwerbslose beziehen Regelleistungen aus dem Hartz IV-System, sondern der zweite prekäre Arbeitsmarkt ist davon abhängig, indem ein Niedriglohn mit ergänzender Hartz IV-Leistung ergänzt wird. Diese Verwendung des Hartz IV-Systems ist bedeutender als die Verwaltung der Arbeitslosigkeit.

Ohne Hartz IV gäbe es keinen großen deutschen Niedriglohnsektor, der größte Niedriglohnsektor in EU-Europa. Das Hartz IV-System konstituiert den Niedriglohnsektor des deutschen Kapitals und dies ist das eigentliche Ziel des Hartz IV-Systems. Das eigentliche Ziel von Hartz IV ist die deutliche Absenkung der gesellschaftlichen Reproduktion der aktiven Arbeiterarmee; die Absenkung der Verwaltungskosten der industriellen Reservearmee ist nur ein Nebeneffekt. Der Angriff des Kapitals gegen die aktive Arbeiterarmee geht nur verdeckt über den Angriff auf die industrielle Reservearmee vor sich, denn es sollen die Spaltungen zwischen der aktiven Arbeiterarmee und der industriellen Reservearmee vertieft werden. Teile und herrsche. Mit Hartz IV wird die Angst vor der Arbeitslosigkeit erhöht. Die aktive Arbeiterarmee wird auf Widerstand gegen die Maßnahmen des Kapitalkommandos weitgehend verzichten, denn die Drohung mit Entlassung und dem sozialen Absturz in das Hartz IV-System diszipliniert die aktive Arbeiterarmee im Sinne der Ausbeutung durch das Kapital. Mit dem Druck des Hartz IV-Systems im Hintergrund gelingt es dem deutschen Kapital, die Produktivität der Arbeit zu steigern und die deutsche Exportwaffe aufzubauen.

Die Gewerkschaftsbürokratie des DGB unterwarf sich in den Jahren 2003 und 2004 dem Kapital und kapitulierte. Zuvor forderte der bürgerliche Staat die Gewerkschaftsbürokratie auf, tarifliche Öffnungsklauseln zu formulieren und drohte bei Verweigerung mit der Implantierung von gesetzlichen Öffnungsklauseln. Dies war ein Großangriff auf die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften. Statt die Gewerkschaftsbasis gegen diese Angriffe zu mobilisieren, kapitulierte die Gewerkschaftsbürokratie und akzeptierte dann tarifliche Öffnungsklauseln. Dieser Angriff auf die relative Tarifautonomie vermittels Öffnungsklauseln lief parallel mit der Implantierung des Hartz IV-Systems, welches ein indirekter Angriff auf die relative Tarifautonomie darstellt. Wenn schon die Gewerkschaftsbürokratie bei einem direkten Angriff auf die relative Tarifautonomie (Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen) kapituliert, wird sie notwendig auch bei einem indirekten Angriff auf die relative Tarifautonomie (Hartz IV-System) kapitulieren. Trotz großer außerparlamentarischer Proteste gelang es nicht, Hartz IV zu verhindern. Wesentlich für diese Niederlage der Arbeiterklasse war die Sabotage des Widerstandes gegen Hartz IV durch die DGB-Gewerkschaftsbürokratie. Die DGB-Bürokratie versuchte Hartz IV zu „gestalten“, arbeitete aktiv mit am Hartz IV-System, um es „abzumildern“. Doch das kleinere Übel führt notwendig zum größeren Übel.

Das Hartz IV-System kann nicht reformiert, sondern nur zerstört werden. Entweder das Hartz IV-System wird zerstört oder das Hartz IV-System zerstört die relative Tarifautonomie der Gewerkschaften und letztlich die parlamentarisch-demokratische Form des bürgerlichen Staates, denn das Hartz IV-System ist ein Notstandssystem für einen Teil der Arbeiterklasse, für die industrielle Reservearmee und für die Randbelegschaften der aktiven Arbeiterarmee. Nicht jedoch für die Kernbelegschaften. Das Hartz IV-System zielt unmittelbar auf die industrielle Reservearmee und die Randbelegschaften, jedoch mittelbar auf die Kernbelegschaften. Gelingt es dem Hartz IV-System die industrielle Reservearmee und die Randbelegschaften fest unter das Kapitalkommando zu subsumieren, ist der nächste Schritt, in Richtung Entwertung der Ware Arbeitskraft in den Kernbelegschaften, möglich und notwendig. Der „Corona-Notstand“ ist dann nur die Verwirklichung des Hartz IV-Systems im nationalen Rahmen. Das Hartz IV-System ist ein partieller Notstand und trägt den ganzen Notstand in sich. Hartz IV verwirklicht sich erst mit dem „Corona-Notstand.“ Die resignative Akzeptanz von Hartz IV durch das Proletariat führt dazu, daß das Kapital noch einen Schritt weiter in den nationalen Notstand geht, wenn es dies als geboten ansieht. Mit Hartz IV wurden die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden antagonistischen Klassen deutlich zu Gunsten des Kapitals verschoben und dies provoziert weitergehende Forderungen des Kapitals.

Mit Hartz IV wurden die individuellen und kollektiven Grundrechte für die industrielle Reservearmee, soweit sie in das Hartz IV-System fällt, drastisch eingeschränkt. Ebenso für die Randbelegschaften des zweiten prekären Arbeitsmarktes, welche sich nur mit Niedriglohn und ergänzenden Hartz IV-Leistungen gesellschaftlich notwendig reproduzieren können. Die Freiheit der Berufswahl wurde eingeschränkt, ebenso Wohnungsdurchsuchungen zur Kontrolle der individuellen Lebensführung realisiert und damit wurde die Unverletzlichkeit der Wohnung, bzw. die Freiheit der privaten Lebensführung aufgehoben. Das Hartz IV-System greift auf einen eigenen Überwachungsdienst zurück, welcher „Sozialbetrugsfälle“ aufdecken soll. Gearbeitet wird auch mit der Förderung von Denunziation. Die Hartz IV-Zwangsarbeit ist ebenso mit den individuellen und kollektiven Grundrechten, besonders auch mit den kollektiven Rechten der Verfassung bezüglich der Koalitionsfreiheit-Tarifautonomie, unvereinbar. Das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung beinhaltet eben auch das Recht auf Arbeitskampfmaßnahmen. Eine Trennung zwischen dem Recht auf gewerkschaftliche Organisierung und dem Verbot des Arbeitskampfes ist nicht mit der Koalitionsfreiheit vereinbar, ebenso nicht das Verbot einen Betriebsrat zu bilden und die Vorenthaltung aller Arbeitsschutzgesetze. Hartz IV war schon immer der „kleine Notstand“ für die industrielle Reservearmee und für die Randbelegschaften und war schon immer ein Labor für das Kapital bezüglich der Gestaltung der Klassenbeziehungen. Hartz IV war immer die Ausgründung bzw. Ausweisung aus der „normalen“ bürgerlichen Gesellschaft, denn die gesellschaftliche Reproduktion der Ware Arbeitskraft konnte nicht mehr in jedem Punkt gewährleistet werden. Im Hartz IV-System existiert eine Überausbeutung und diese setzt sich tendenziell auch außerhalb des Hartz IV-Systems fort. Das Hartz IV-System setzte ein Sonderrecht in seinem Bereich, welches sich von der parlamentarisch-demokratischen Klassenjustiz unterscheidet. Das Recht der parlamentarisch-demokratischen Klassenjustiz kann nur dann für die Hartz IV-Bezieher gesichert werden, wenn Klage erhoben wird, was jedoch die wenigsten Hartz IV-Bezieher wagen. Nur dann wird, in letzter Konsequenz über das Bundesverfassungsgericht, auch im Hartz IV-System die parlamentarisch-demokratische Klassenjustiz exekutiert. Das Hartz IV-System ist also nur peripher mit der parlamentarisch-demokratischen Klassenjustiz verbunden, hat sich schon weitgehend als Sonderrechtssystem verselbständigt. Die resignative Akzeptanz von Hartz IV durch die Arbeiterklasse ist die materielle Basis für eine weitergehende Repression durch den bürgerlichen Staat. Vor dem Hintergrund der resignativen Akzeptanz des Hartz IV-Systems durch die Arbeiterklasse läßt sich eine Entscheidung über die Ausrufung eines „Corona-Notstandes“ leichter fällen. Hartz IV provoziert geradezu einen Notstand heraus. Es bedarf nur einer Situation, welche als „nationale Gefahr“ von der Bourgeoisie interpretiert wird und eines beliebigen Anlasses und die Bourgeoisie weitet den Notstand auf die gesamte bürgerliche Gesellschaft aus.

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Die deutsche Exportoffensive ist ein Produkt von Hartz IV, d.h. Produkt eines deflationären Prozesses des deutschen Kapitals. Während das deutsche Kapital Handelsbilanzüberschüsse einfährt, realisiert der US-Imperialismus immer größere Defizite. Der US-Imperialismus agiert als Importeuer der letzten Instanz, doch auch dies hat abstrakte Grenzen. Werden die Defizite des US-Kapitals zu groß, bricht an einem bestimmten Punkt die Funktion des Importeurs der letzten Instanz zusammen, denn das US-Kapital kann nur dann importieren, wenn es auch produziert und exportieren kann. Deshalb versucht das US-Kapital dem deutschen Kapital Grenzen zu setzten. Notfalls über Strafzölle, wie es unter der Präsidentschaft Trump angedroht wurde. Das deutsche Kapital drosselte seine Exportoffensive in die USA und lenkte teilweise diese nach China um. Doch dies löst das Problem nicht, da die USA nun China zum Feind erklärt haben. Der deutsche Export (vor allen von Produktionsmitteln) fördert dann die chinesische Exportwaffe, welche im großen Maße die USA als Zielkoordinaten ausweist. Immer mehr wird im US-Imperialismus der unmittelbare, aber auch der mittelbare deutsche Export über China in die USA, als „nationale Bedrohung“ für die USA gesehen. Letztlich sitzt der Importeuer der letzten Instanz, der Schuldner, am längeren Hebel und kann seine Defizite über die Erhöhung der Zollmauern reduzieren und überhaupt regulieren. Dagegen kann die Waffe Hartz IV nichts ausrichten und scheitert an den Zollmauern. Um dies zu verhindern, muß das deutsche Kapital dem Druck des US-Imperialismus tendenziell nachgeben. Besser ist für das deutsche Kapital Selbstbegrenzung statt Fremdbegrenzung.

Einen Warnschuß vor den Zollmauern, stellt die Politik der Abwertung des US-Dollar dar.. Dies verteuert deutsche Waren auf dem Weltmarkt, wie auch chinesische Waren und droht einen Abwertungswettlauf einzuleiten. Am Ende dieses Abwertungswettlaufs steht dann der vollausbildete Protektionismus mit seinen Zollmauern. Dann wird das Gold objektiv wieder zum Weltgeld, auch einem Währungskorb, der immer nur ein prekärer Waffenstillstand sein kann. Das deutscher Kapital wird jedoch zuerst versuchen, die Abwertung des US-Dollar nicht so sehr mit der Abwertung des Euro zu begegnen, sondern mit einer Verschärfung der Deflationspolitik. Mit dieser Politik wurde schon unter dem Schutzschirm des Corona-Notstandes begonnen. Die „Corona-Krise“ ist die normale Krise der Überakkumulation von Kapital in der durchschnittlichen Bewegung des Kapitals im Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate und wird lediglich durch die „Corona-Pandemie“ modifiziert. Der „Corona-Notstand“ zielt nur nebenbei gegen die Corona-Pandemie, sondern hauptsächlich auf eine Neuzusammensetzung des Kapitals in der Entwertung des Kapitals und damit auf eine Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse im Sinne der Optimierung der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft. Die „Corona-Deflationspolitik“ wird durch den „Corona-Notstand“ abgeschützt. Das deutsche Kapital bereitet sich auf die Fortsetzung seiner Deflationspolitik seit der Implantierung von Hartz IV in den Jahren 2003 und 2004 vor und dies durch eine Radikalisierung der Deflationspolitik. Eine Radikalisierung der Deflationspolitik ist einer neuen Bundesregierung vorbehalten. Die Bundeskanzlerschaft Merkel mit einer Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD bereitet die Deflationspolitik vor und versucht die Arbeiterklasse und das Kleinbürgertum langsam darauf vorzubereiten, daran zu gewöhnen und als alternativlose Notwendigkeit darzustellen. Dabei könnte es zu einer Neuauflage der Schock-Politik kommen. Der multipolare Weltmarkt zerbricht die neoliberalen globalen Lieferketten und somit müssen sich die Lieferketten multipolar neu ausrichten, was unter den Bedingungen einer expansiven Geldpolitik, welche die Große Krise abmildern soll, zu erheblichen Preissteigerungen führt. Würden die Gewerkschaften ihrer historischen Aufgabe nachkommen und höhere Löhne erkämpfen, könnte eine Inflation entstehen. Da dies nicht geschieht, bildet sich eine Spekulationsblase, welche an einem bestimmten Punkt an platzt und dann setzt eine deflationäre Entwicklung ein. Um dies zu verhindern, überlegt die US-amerikanische Zentralbank einzugreifen und die Zinsen zu erhöhen. Auf diesen Weg soll der inflationäre Druck gemildert werden, ohne daß es zu deflationären Tendenzen kommt. Eine kontrollierte Zinserhöhung zur Sicherung der Akkumulation. Doch dies wird notwendig scheitern und hat es noch nie gegeben. Entweder die Zinserhöhung ist zu gering, dann wird die inflationäre Tendenz nicht gestoppt und damit das potentielle Platzen der Spekulationsblase nicht verhindert oder aber die Zinserhöhung ist zu kräftig und führt zum Platzen der Spekulationsblasen. Den richtigen Zeitpunkt und die richtige Dosis einer Zinserhöhung konnte bisher noch niemals gefunden werden. Ein notwendiger Zufall wird in naher Zukunft den Crash auslösen und eine neuerliche Phase der Entwertung von Kapital einleiten. So könnte eine Bitcoin-Entwertung sogar einen Crash auslösen.

Der „Corona-Notstand“ bleibt erhalten, auch wenn er nur im Hintergrund verbleiben sollte. Das Ziel des „Corona-Notstandes“ ist die Neuzusammensetzung des Kapitals und er bleibt so lange offen oder verdeckt existent, bis der Prozeß der Neuzusammensetzung des Kapitals abgeschlossen ist. Erst dann besteht die Möglichkeit, daß das Kapital auf den Notstand verzichtet. Es ist davon auszugehen, daß der Notstand, in welcher Form auch immer, ob offen oder verdeckt, solange existieren wird, wie die Epoche des multipolaren Weltmarktes existiert, solange, bis ein neuer Hegemon innerhalb der imperialistischen Kette den Weltmarkt organisiert und garantiert. Damit ist der Notstand immer auch Vorbereitung zum imperialistischen Krieg, denn die Hegemonie kann eine Metropole nur durch eine historische Auseinandersetzung mit der Weltmarktkonkurrenz in einem Dritten Weltkrieg oder in einer Kette von Kriegen gewinnen. Der Notstand umfaßt die Epoche der multipolaren Weltmarktkonkurrenz und die multipolare Weltmarktkonkurrenz faßt den Notstand in sich ein. Der bürgerliche Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) ist ein Produkt der Großen Krise des Kapitalismus. Die Neuzusammensetzung des Kapitals verlangt den zeitweiligen Bruch (im historischen Sinne) mit der parlamentarisch-demokratischen Form des bürgerlichen Staates und die Zerstörung der bisherigen proletarischen Eroberungen im Kapitalismus. Damit ist der bürgerliche Ausnahmestaat keine Reaktion der Bourgeoisie auf eine Offensive des Proletariats, sondern eine Reaktion auf die Schwäche des Proletariats. Die Kosten der Krise werden offen durch die Zerstörung der proletarischen Eroberungen im Kapitalismus auf die Arbeiterklasse abgewälzt. Ist jedoch die Arbeiterklasse erstarkt, kann dieser direkte und offene Angriff auf die Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus nicht realisiert werden. Dann erfolgt der Angriff auf die Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus in verdeckter und indirekter Form über eine Volksfront. Dies gilt auch bei der Abwehr einer proletarischen Offensive. Über eine Volksfront wird die Arbeiterklasse weiter gespalten und geschwächt, in die Defensive abgedrängt und dann kann die Bourgeoisie zum offenen Gegenangriff ansetzten und realisiert den bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus). Der bürgerliche Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) ist auch bei einer schon geschwächten Position der Arbeiterklasse notwendig und Voraussetzung für die Zerstörung eines bestimmten Klassenkompromisses/Klassengleichgewichts. Dies ist in einer parlamentarisch-demokratischen Staatform des bürgerlichen Staates nicht möglich, denn auch sie ist eine Eroberung des Proletariats im Kapitalismus. Nur unter der parlamentarisch-demokratischen Form des bürgerlichen Staates kann sich der organisierte Reformismus entfalten und die Arbeiterklasse ihre Eroberungen im Kapitalismus machen und verteidigen. Auf dem Feld der parlamentarisch-demokratischen Form des bürgerlichen Staates kann das Kapital nicht die Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus zerstören bzw. den konkreten historischen Klassenkompromiß oder das konkrete Klassengleichgewicht; es bedarf der Zerschlagung der parlamentarisch-demokratischen Form des bürgerlichen Staates mit dem bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) als Ersatz.

Der „Corona-Notstand“ zuerst in der prekären Form des „übergesetzlichen“ Notstandes, dann codifizierter im Infektionsschutzgesetz, ist ein schwacher Notstand, denn die Gewalt des bürgerlichen Staates verbleibt noch im Hintergrund und es wird damit auch nur ein wenig gedroht und somit keine Abschreckungspolitik verfolgt. Offene Gewalt ist in der „Corona-Krise“ bis jetzt nicht notwendig gewesen. Die psychologische Kriegsführung vermittels einer niedrigschwelligen Strategie der Spannung hat bisher ausgereicht, den „Corona-Notstand“ durchzusetzen. Schon ein schwacher Notstand reichte bisher aus, um die „Corona-Deflationspolitik“ zu realisieren. Der organisatorische und systematische Widerstand des Proletariats wurde präventiv auf diese Weise zerstört. Sollten sich Widerstandkerne bilden, wird der bürgerliche Staat auch mit ganzer repressiver Härte diese angreifen und zerschlagen wollen. Der schwache und niedrigschwellige Notstand muß nicht so bleiben, sondern kann schnell in einen vollausgebildeten Notstand umschlagen.

Das Ziel der psychologischen Kriegsführung ist es zum einen, eine Massenlegitimation für den Notstand zu organisieren. Ein Notstand kann nur dann realisiert werden, wenn er eine soziale und politische Massenbasis ausweist. Die Stütze eines bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) ist immer das Kleinbürgertum, denn dieses steht der Bourgeoise objektiv und damit strukturell näher als der Arbeiterklasse und kann nur in revolutionären Situationen für das Proletariat gewonnen werden, bleibt immer zwischen den antagonistischen sozialen Klassen eingeklemmt und kann deshalb kein eigenes Klassenbewusstsein entwickeln, muss sich immer das “Klassenbewusstsein“ von der Bourgeoisie oder dem Proletariat borgen. Ohne das Kleinbürgertum kann die Bourgeoisie nicht ihre Klassenherrschaft aufrechterhalten; sie bedarf immer der passiven und/oder aktiven Massenlegitimation durch das Kleinbürgertum, auch im Fall des bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus). Ohne aktive und/oder passive Massenlegitimation für den „Corona-Notstand“ kann auch die Deflationspolitik nicht realisiert werden. Aus diesem Grund wird die „Corona-Pandemie“ ideologisch vergrößert und zu einer Bedrohung für die „nationale Sicherheit“ der BRD stilisiert. Mit dieser „Bedrohung“ wird der „Corona-Notstand“ legitimiert und die passive/aktive Massenlegitimation durch die Mobilisierung von bürgerlichen, kleinbürgerlichen und reformistischen Massenorganisationen als Transmissionsriemen des Notstandsstaates organisiert. Diese „Zivilgesellschaft“ der herrschenden Klasse agiert als innere Schiene der Repression des bürgerlichen Staates in und gegen die Arbeiterklasse. Auf diese Weise wird die bürgerliche Gesellschaft konkret neuformiert. Implizit wird sich auf die „Nation“ bezogen. Jedes Individuum hat die „Nation“ zu verteidigen und als Verkörperung der „Nation“ erscheint der bürgerliche Staat, der jedes Individuum gegen die SARS-Corona-Pandemie verteidigt und der deshalb auch gegen jede Kritik an der „Corona-Notstands-Politik“ verteidigt werden muß. Es wird ein neuer Patriotismus konstruiert. Wer den „Corona-Notstand“ mit seiner „Corona-Deflationspolitik“ ablehnt, wird zum „Staatsfeind“, zum „Extremisten“ oder „Terroristen“ erklärt, der die „innere und äußere nationale Sicherheit“ bedroht und auch mit den äußeren Feinden in Verbindung steht. Es wird nun Gehorsam gefordert. Gehorsam gegenüber dem bürgerlichen Staat, Gehorsam gegenüber dem individuellen Kapitalkommando und beides ist ideologisch gehorsam gegenüber der „Nation.“ Gehorsam heißt Loyalität oder auch Verfassungstreue. Der bürgerliche Staat und das Kapital sollen nun der Verfassung treu ergeben sein und somit wird Verfassung und Corona-Notstand von der Bourgeoisie ins Eine gesetzt. Damit wären dann ideologisch geklärt, daß der bürgerliche Staat und das Kapital niemals gegenüber der Verfassung und den Staatsbürgern sich illoyal verhalten können, nur die Massen, die Staatsbürger, sind es, welche sich illoyal verhalten könnten. Loyalität in der bürgerlichen Klassengesellschaft ist immer hierarchisch und wird immer von der herrschenden Klasse der unterworfenen Klasse abgefordert, nicht jedoch umgekehrt. Nur die Arbeiterklasse kann sich illoyal, staatsfeindlich verhalten, die Bourgeoisie niemals. Nur aus den Reihen der Arbeiterklasse können sich „Verfassungsfeinde“ entwickeln, aus den Reihen der Bourgeoisie niemals, denn die herrschenden Klasse garantiert ihre herrschenden Produktionsverhältnisse. Die Arbeiterklasse hat der Bourgeoisie zu gehorchen, aber die Bourgeoisie gehorcht niemals der Arbeiterklasse. Nur die Arbeiterklasse kann „Extremisten“ oder „Terroristen“ hervorbringen, welche die bürgerliche Ordnung in Frage stellen. Das Kapital stellt seine bürgerliche Ordnung nicht in Frage und wenn dabei das Kapital die Verfassung übertritt, welche in letzter Konsequenz die Verfassung des Kapitals ist, die durch einen historischen Klassenkompromiß modifiziert wird und immer das kapitalistische Produktionsverhältnis festschreibt, dann verteidigt das Kapital immer noch die Verfassung mit den Mitteln der „Staatsräson“ gegen die illoyale Arbeiterklasse, denn die Bourgeoisie ist der Souverän und die Arbeiterklasse ist es nicht. Es gilt immer noch da Wort von Carl Schmitt: Souverän ist der, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“. Wenn die Bourgeoisie die Verfassung offen bricht, wie im Ausnahmezustand, konkret im übergesetzlichen Notstand bzw. im „Infektionsnotstand“, dann verteidigt sie in ihrer Sicht die Verfassung, eben durch den Verfassungsbruch. Das Kapital als herrschenden Klasse ist der Souverän und kann frei binden und lösen und ist selbst ungebunden, während die Verfassung in letzter Instanz nur die Arbeiterklasse an das Ausbeutungsverhältnis fesselt. Nur die herrschende Klasse ist souverän und kann den Ausnahmezustand verhängen. Die Prüfung von „Loyalität“ und „Verfassungstreue“ setzt (bürgerliche) Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnisse voraus. Der „Corona-Notstand“ ist gleichzeitig die Prüfung von Gehorsamsbereitschaft bzw. die Prüfung der „Loyalität“ und der „Verfassungstreue“ der Arbeiterklasse und führt langsam in eine Tendenz zur alltäglichen Überprüfung der „Loyalität“ und der „Verfassungstreue“ des Proletariats. Die Bourgeoisie zieht die Zügel straffer an. Gegenwärtig ist die „Empfehlung“ der Befehl. Bei der Überprüfung des Gehorsams wird derzeit nicht so sehr auf eine formale Verpflichtung gesetzt, sondern auf die Empfehlung. Es wird eine Empfehlung ausgesprochen, aber gemeint ist die Verpflichtung. Es ist eine Empfehlung, die man nicht ignorieren kann. Wer die Empfehlung ignoriert, hat den Sinn der Empfehlung nicht verstanden bzw. will den inneren Sinn dahinter nicht verstehen und ist somit nicht „loyal“ der Verfassung und damit der Bourgeoisie gegenüber und wird ein potentielles Sicherheitsrisiko für den konkreten Kapitalismus und damit dann als potentieller „Terrorist“ oder zumindest als potentieller „Extremist“ geführt. In einzelnen Bundesländern wird versucht, wieder auf die „Extremistenbeschlüsse“ der 70er Jahre zurückzugehen, d.h. zu den Berufsverboten, wenn es um den Justizapparat geht. Es geht wieder in Richtung Regelabfragen des BRD-Inlandsgeheimdienstes Verfassungsschutz bei Bewerbern im Justizdienst. In Sachsen gar wird versucht, dies auch im Referendariat zu verankern, so daß eine Ausbildung zum Volljuristen nicht mehr möglich wäre. Ohne zweites Staatsexamen kann niemand als Rechtsanwalt fungieren und das Studium wäre zwangsweise gescheitert. Es geht also in Sachsen nicht nur um den juristischen Staatsapparat, sondern zielt auch auf die bürgerliche Klassenjustiz als Ganzes. Die Tendenzen zum Berufsverbot können sich also verselbständigen, erst in der bürgerlichen Klassenjustiz, dann auch in anderen Staatsapparaten (klassisch im ideologischen Staatsapparat-Schule und Universität) und letztlich außerhalb des bürgerlichen Staates in den Betrieben, dort in der Form von „Schwarzen Listen“. Es ist auch in Sachsen, wo der Inlandsgeheimnis Verfassungsschutz unter Druck kommt, weil er sogar Daten von gewöhnlichen Politikern und Abgeordneten sammelt. Eine Revitalisierung des „Extremistenbeschlusses“ führt notwendig zur Ausdehnung der Tätigkeit der Geheimdienste, insbesondere des Inlandsgeheimdienstes gegen die Arbeiterklasse.

Es geht bei den „Berufsverboten“ bzw. „Radikalenerlassen“ nicht darum, „Terroristen“, d.h. im bürgerlichen Sinn Straftäter zu bekämpfen, sondern Personen, die keine Straftat begangen haben, aber unter Umständen eine begehen könnten, d.h. es geht um „präventive Kriminalitätsbekämpfung“ im ideologischen Sinn des Kapitals und präventive Counterinsurgency im realen Sinn des Klassenkampfes. Die Zielpersonen sind Personen, welche nicht die Gesetze des bürgerlichen Staates übertreten haben, aber der Bourgeoise als „Sicherheitsrisiken“ bzw. als „Risikopersonen“ gelten. Der bürgerliche Staat vermutet nur ganz abstrakt, daß diese vermeintlichen „Risikopersonen“ ein Verbrechen begehen könnten und da man das nicht ausschließen kann, werden diese Personen präventiv mit einem Berufsverbot belangt, also für etwas, was sie niemals getan haben, aber unter Umständen tun könnten. Aus diesem Grunde ist auch für sie die Polizei nicht zuständig, denn diese befaßt sich nur mit begangenen Straftaten, sondern die Geheimdienste, hier der Inlandsgeheimnis Verfassungsschutz. Während die Polizei an feste Regeln gebunden ist und die Arbeit der Polizei durch das öffentliche Gericht der bürgerlichen Klassenjustiz kontrolliert wird, fehlt bei den Geheimdiensten die judikative und öffentliche Kontrolle. Es gibt keine öffentliche Anklage, keine Verhandlung und kein Schuldspruch, denn es liegt kein Delikt vor. Der Inlandsgeheimdienst hat freie Hand Dossiers zu erstellen und diese Dossiers sind nicht intersubjektiv nachprüfbar, d.h. sie sind im juristischen Sinn keine Beweise. Die „Sicherheitsüberprüfung“, welche nun im öffentlichen Dienst, aber auch in „systemischen bzw. „sicherheitsrelevanten“ Einzelkapitalen tendenziell ausgeweitet wird, stützt sich auf unüberprüfbare und willkürliche Informationen, die durch Systeme der Künstlichen Intelligenz ausgewertet werden. Auf Grundlage dieser Dossiers wird die Selektion einer Person in hierarchisierte Risikogruppen vorgenommen und damit entscheidet sich die soziale Existenz. Das Berufsverbot bezieht sich nicht nur auf die Einstellung einer Person in einen bürgerlichen Staatsapparat oder in einem Unternehmen, sondern die in diesem Fall veranlaßte „Sicherheitsüberprüfung“ wird im Laufe des Bestehens des Arbeitsverhältnisses mehrfach wiederholt und damit dem privaten oder staatlichen Lohnarbeiter permanent mit Entlassung und Berufsverbot gedroht.

Mit der gegenwärtigen Revitalisierung des „Extremistenbeschlusses“ durch einzelne Bundesländer unter der Deckung des „Corona-Notstandes“ betätigt sich der bürgerliche Staat als Eisbrecher für das Kapital. Für das Kapital ist es das Signal, daß eine politische Säuberung in gewissem Maße vom bürgerlichen Staat toleriert, ja sogar gewünscht wird. Um den bürgerlichen Staat dabei zu entlasten, konstruiert das Kapital seine eigenen „wilden Sicherheitsüberprüfungen“. So wie der bürgerliche Staat als ideeller Gesamtkapitalist einen „übergesetzlichen Notstand“ konstruiert und die SARS-Corona-Pandemie als Gefahr für die „innere und äußere Sicherheit des Staates“ einstuft, als Notfall im Sinne einer „Naturkatastrophe,“ d.h. auch als „Gefahr im Verzuge“, so kann das Kapitalkommando im Einzelkapital ebenfalls seinen Notfall bei „Gefahr im Verzuge“ ausrufen, aufgrund der Konkurrenzsituation bzw. wegen den wegbrechenden Lieferketten, die schon jetzt zu Produktionseinschränkungen mit Kurzarbeit führen. Der „Corona-Notstand“ kann sich zu einem betrieblichen Notstand entwickeln und das Kapitalkommando ignoriert weitgehend die Gesetzeslage. Dies wird dann in der Regel an die Unternehmen der „Union Buster“-Branche delegiert, welche dann für das jeweilige Einzelkapital den psychologischen Krieg gegen die Gewerkschaften, die Betriebsräte und gegen widerständige Lohnarbeiter organisieren. Das Kapital will wieder in den Betrieben „Herr im Haus“ werden und entsorgt tendenziell die proletarische Mitbestimmung. Schon seit längerem sinkt die Reichweite des Tarifvertrages und des Betriebsratswesens in der kapitalistischen Ökonomie der BRD. Die „ Corona-Krise“ und der „Corona-Notstand“ treiben diesen Prozeß schneller voran. Nun kann ohne großen Widerstand der Arbeiterklasse die Neuzusammensetzung des Kapitals realisiert werden. Als Beispiel steht dafür die Papenburger Meyer Werft. Durch eine Abstimmung von Teilen der Belegschaft über angeblich notwendige Entlassungen und für 200 Überstunden im Jahr ohne und damit gegen den Betriebsrat geht das Kapitalkommando in die Offensive. Es ist dem Kapitalkommando gleichgültig, ob dabei das Betriebsverfassungsgesetz, das Tarifvertragsrecht, die Arbeitsschutzgesetze etc. verletzt werden. Das Kapitalkommando der Papenburger Meyer Werft nutzt die Gunst der Stunde des „Corona-Notstandes“ und versucht sich im Tabula-Rasa in den konkreten Klassenbeziehungen. Dabei werden Teilnehmer an Belegschaftsversammlungen vom Werkschutz fotografiert und auch mit Drohnen observiert. Das Kapitalkommando der Meyer Werft versucht die Kernbelegschaft zu verkleinern und dafür scheinselbständige Werkvertragsfirmen einzusetzen. Die Kernbelegschaften soll reduziert und die Randbelegschaft erhöht werden. Eine Politik, die derzeit das Gesamtkapital exekutiert. Die Meyer-Werft stellt dabei die Avantgarde bei dem Angriff des Kapitals auf die Reproduktionsbedingungen der Arbeiterklasse dar und zeigt auf, wie weit das Kapital derzeit geht. Ohne den „Corona-Notstand“ und damit ohne die Kapitulation der Gewerkschaftsbürokratie vor dem Notstandsstaat wäre dies nicht möglich gewesen. Wer sich gegen das Vorhaben des Kapitalkommandos stellt wird zum Feind des Kapitalkommandos, wird zu einem „Extremisten“ und damit zu einem „potentiellen Terroristen“ und muß entlassen werden. Dabei kann das Kapitalkommando auf den bürgerlichen Staat mit seinem „Corona-Notstand“ zählen, der diese Politik, wenn nicht aktiv, doch dann auf jeden Fall mit passiver Billigung gutheißt. Die Politik des individuellen Kapitalkommandos hängt von der Politik des ideellen Gesamtkapitalisten ab. Unter dem „Corona-Notstand“ ist es schwieriger, Widerstand gegen die betriebliche, wie überbetriebliche Deflationspolitik, zu leisten.

Der „innere Feinderklärung“ des Kapitals trifft nicht so sehr die isolierten proletarischen Widerstandsnester, sondern die Massen selbst. Es geht nicht so sehr um die Überwachung von proletarischen oder links-kleinbürgerlichen Avantgarden, sondern um die Überwachung und Kontrolle der Massen-Massenüberwachung. Zum „Feind“ für das Kapital wird man nicht, weil man gegen die Bourgeoisie offen Partei ergreift, sondern weil das zusammenbrechende neoliberale Akkumulationsmodell in den Massen passiv-resignativ akzeptiert wurde. Der multipolare Weltmarkt jedoch erfordert eine kapitalistische Neuausrichtung des Proletariats. Zum „inneren Feind“ wird jeder, der sich den Erfordernissen des multipolaren Weltmarktes widersetzt, jede Person, welche sich im neoliberalen Weltmarkt eingerichtet hat. Auch dies ist jetzt „abweichendes Verhalten“ und schädigt die Akkumulation von Kapital. Das Kapital richtet die Arbeiterklasse an dem multipolaren Weltmarkt neu aus und die Massenüberwachung ist ein Mittel dazu. Es wird eine grobe Selektion durchgeführt. Wer sich den neuen multipolaren Herausforderungen, aus welchen Gründen auch immer, verweigert, wird für das Kapital objektiv zum „Feind“, ob er subjektiv dem Kapital Widerstand leistet oder nicht, spielt keine Rolle. Es findet vermittels der Massenüberwachung eine Selektion des Proletariats nach den Erfordernissen der Akkumulationsbedingungen des multipolaren Weltmarktes statt. Dabei wird die Massenüberwachung in ihrer Komplexität reduziert (heute gibt es eher eine Überfülle von Daten) und in der ersten Phase grobschlächtig exekutiert. Es bedarf keiner langen Entscheidungswege; wenige Datensätze, aufbereitet von den EDV-Systemen Künstlicher Intelligenz, reichen aus, eine erste Phase der Selektion durchzuführen. Es wird eine „Neue Normalität“ des multipolaren Weltmarktes, eine neue Normalität der kapitalistischen Ausbeutung, konstruiert und eine soziale Rasterfahndung als politische Waffe gegen abweichendes Verhalten in der Arbeiterklasse eingeleitet. Die Selektion in der Arbeiterklasse durch das Kapital geht subtil und alltäglich vor sich, scheinbar objektiv, so daß sie in der Arbeiterklasse nur wenig aufgemerkt wird. Erst wenn die „Massenselektion“ vermittels Massenüberwachung realisiert ist, wendet sich die Bourgeoisie gegen die versprengten und isolierten proletarischen Widerstandskerne und kleinbürgerliche Avantgarden. Durch die Massenselektion trennt das Kapital die sozialen Verbindungen zwischen diesen versprengten Avantgardekernen und den Massen. Wer politisch nicht loyal zum deutschen Kapital steht, politisch unzuverlässig ist, wird von der aktiven Arbeiterarmee in die industrielle Reservearmee befördert und von dort maximal in die Randbelegschaft. Auf jeden Fall werden die Kernbelegschaften von politisch unzuverlässigen Elementen gesäubert. Die Kriterien, die an den Begriff „politisch unzuverlässig“ angelegt werden, bestimmt die herrschende Klasse und kann flexibel ausgestaltet werden, kann mal enger und mal weiter gefaßt werden. „Politisch unzuverlässig“ kann auch die „Leistungszurückhaltung“ sein. Über den Einsatz von KI-Systemen in Form von Biosensoren können noch versteckte Leistungsreserven aufgespürt, Momente für ein Psychogramm und Soziogramm durch individuelle Ortung und Erfassung erstellt werden, in der Werkshalle, im Büro und im „Home Office“ vom individuellen Kapitalkommando und gleichzeitig durch den bürgerlichen Staatsapparat unter dem Vorwand der betrieblichen und staatlichen „Gesundheitsförderung, doch es ist nichts anderes als Erhöhung der Ausbeutungsrate des Proletariats und verstärkte betriebliche und gesellschaftliche Repression im Zeichen der Forcierung der relativen Mehrwertproduktion.

Der „Corona-Notstand“ ist immer ein politischer Notstand. Einen medizinischen Notstand gibt es nicht. Dabei ist der übergesetzliche Notstand der eigentliche Notstand, denn er ist ein Notstand ohne Notstandsgesetz und repräsentiert den Ausnahmezustand und damit die reale Klassenmacht des Kapitals, denn nur die herrschende Klasse hat die Macht und das Recht über dem Proletariat willkürlich einen Notstand zu verhängen und diesem Akt der Willkür diszipliniert die Bourgeoisie das Proletariat für die Zeit nach dem Notstand, statuiert ein Exempel für das erwünschte zukünftige Verhalten der Arbeiterklasse. Damit ist der übergesetzliche Notstand als eigentlicher Notstand, als originärer Ausnahmezustand nur das Tor zum Notstand, ist nur der Beginn des Ausnahmezustandes und ist organisch mit dem politischen Feld des Klassenkampfes und besonders mit dem „vorpolitischen“ Feld des Klassenkampfes vermittelt und damit instabil. Erst wenn sich die Bourgeoisie in dieser ersten Phase gegen die Arbeiterklasse durchgesetzt hat, kann der Notstand stabilisiert werden, indem er institutionalisiert wird, dann werden die internen Widersprüche innerhalb der herrschenden Klasse und innerhalb des Staatapparates geklärt, erst dann realisiert sich der Notstand zur Totalität. Der Notstand ist kein Selbstzweck und auch endlich, sondern nur ein Werkzeug unter vielen anderen Werkzeugen bei der Aufrechterhaltung bürgerlicher Klassenherrschaft. Das Ziel des Corona-Notstandes ist es, dem Kapital die Neuzusammensetzung des Kapitals und damit die Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse zu ermöglichen, damit die Entwertungstendenzen der Großen Krise gebrochen werden. Die SARS-Corona-Pandemie ist nur der zufällige und beliebige Anlaß für diese Politik, es könnte jedes andere Ereignis ebenfalls dazu dienen. Auch die gegenwärtig diskutierte Herabstufung der Pandemie zur Epidemie ändert daran nichts. Im Gegenteil. Wenn der SARS-Corona-Virus nun mehr chronisch wird, heißt dies auch, daß der „Corona-Notstand“ gewissermaßen chronisch wird, solange, bis das Kapital seine Neuzusammensetzung des Kapitals realisiert hat, danach vergißt das Kapital die Begriffe „Pandemie“ und „Epidemie“ und der Notstand ist überflüssig. Eine chronische Lage heißt eben Modifikation der „Corona-Maßnahmen“ in Richtung zeitweiser Abbau der Repression und ebenso flexibler schneller Aufbau, wenn es nötig ist. Eben keine Aufhebung des „Corona-Notstandes“, sondern eine (zeitweise) Modifikation. Jedoch eröffnet die Herabstufung der Pandemie in eine Epidemie neue Handlungsfelder für das Kapital. Denn bei einer chronischen Lage, können die Hilfen des bürgerlichen Staates für das Kapital zurückgefahren werden und vor allem die Hilfen für die Arbeiterklasse. Dies leitet dann eine verstärkte Deflationspolitik ein und der Notstand sichert dies ab. Für die Arbeiterklasse droht damit unter der Epidemie-Phase eine Verschlechterung ihrer Reproduktionsbedingungen gegenüber der Pandemie-Phase. Wohin die Reise geht, zeigen erste Kapitalverbände mit der Forderung der Anhebung des Rentenalters auf mindestens 68 Jahre und der Forderung der Verkürzung des Urlaubs um eine Woche. Die „neue Normalität“ ist die Epidemielage, ein Zurück zu den Verhältnissen vor der „Corona-Krise“ ist nicht mehr möglich. Auch wenn sogar die Epidemielage und damit der Notstand aufgehoben werden würde, würde dies nichts ändern. In der Zeit der „Corona-Krise“ hat sich die Zusammensetzung des Kapitals geändert und damit die gesamten kapitalistischen Bedingungen, so daß auch dann eine Rückkehr zu Verhältnissen, die vor der „Corona-Krise“ normal waren, ausgeschlossen ist. Diese neuen Bedingungen der Akkumulation haben bereits die Arbeiterklasse neuen Ausbeutungsbedingungen unterworfen und damit diszipliniert- die „Neue Normalität“ existiert schon in den Fabriken und läßt sich nicht mehr revidieren. Die „Neue Normalität“ ist der Ausgangspunkt für die direkte Aktion des Proletariats.

Wie weit die Corona-Deflationspolitik und der Corona-Notstand geht, zeigt sich in Griechenland, welches schon seit Jahren ein Labor des Kapitals für die Entwicklung von Methoden zur Zerschlagung der Arbeiterbewegung ist. Dort wurde jetzt der historisch erkämpfte acht Stundentag zerstört. Die Lohnarbeiter sollen nun länger pro Tag arbeiten, wenn das Kapital dies als notwendig erachtet. Keine Bezahlung der Überstunden, dafür nur Freizeitausgleich. Es gibt keine Wahlfreiheit für das Proletariat in dieser Frage. Der bürgerliche Staat setzt dies Programm mit Hilfe von Mobiltelefonen durch. Über die Telekommunikationsdaten läßt sich die Dauer des Arbeitstages ermitteln, wie die Bewegungen während der Arbeitszeit, den genauen Standort des Arbeiters zu einer bestimmten Zeit, wie auch die Kontaktpersonen im kapitalistischen Arbeitsprozeß. Diese Bewegungsdaten werden vom bürgerlichen Staat ausgelesen, bzw. dieser ermächtigt private Unternehmen, diese Daten zu verwalten. Damit zieht Georg Orwell´s „1984“ in die Fabriken ein. In verschiedenen Formen wird sich in verschiedenen Ländern die Deflationspolitik und der Notstand realisieren, wesentlich ist ihnen ein Ziel gemeinsam: Die drastische Absenkung des gesellschaftlichen Reproduktionsniveaus der Arbeiterklasse durch Atomisierung derselben.

Die industrielle Reservearmee und die Randbelegschaften sind am deutlichsten in der Lohnarbeiterklasse von der „Corona-Krise“ und dem „Corona-Notstand“ betroffen. Der bürokratische Verfolgungsdruck ist im Hartz IV schon seit der Implantierung des Hartz IV-Systems in den Jahren 2003 und 2004 auf hohem Niveau. Mit dem „Corona-Notstand“ wurden auch die „Tafeln,“ als Suppenküchen unserer Zeit, geschlossen und damit war eine Reproduktion der Hartz IV-Bezieher nicht mehr gewährleistet, denn der Regelsatz ist so gering, daß nur mit Hilfe der „Tafeln“ eine gesellschaftliche Reproduktion möglich ist. Die Schließung der Büchereien und der Bibliotheken führt gleichzeitig zur kulturellen Verarmung vor allem in der industriellen Reservearmee und in den Randbelegschaften. Der Wegfall der sozialen Beratungen und Treffpunkte erhöht die schon bestehende Isolation deutlich. Die Hartz IV-Ämter schlossen ebenfalls die Türen und schalteten zu erheblichen Teilen auf „Home Office“ um, waren nicht mehr präsent, sondern nur über telefonische oder digitale Terminbuchung erreichbar. Vor allem die digitale Terminbuchung ist für Erwerbslose eine große Hürde. Nur noch formal waren die Hartz IV-Behörden für die Erwerbslosen zugänglich, real jedoch wurde der Zugang eingeschränkt und dies führte zu großen Problemen bei den Erwerbslosen. Die Sanktionspraxis wurde weitgehend fortgeführt, trotz der SARS-Corona-Pandemie. Während der soziale Abstieg der Kernbelegschaften in der „Corona-Krise“ noch abgefedert wird, werden die Randbelegschaften und erst Recht die industrielle Reservearmee ins Elend fallen gelassen. Kurzarbeit kann sich noch die Kernbelegschaft leisten; für die Randbelegschaft ist dies der sichere Weg in das Hartz IV-System. Tiefer als die industrielle Reservearmee/Randbelegschaften fällt nur das alte Kleinbürgertum, denn es wird proletarisiert und muß sich erst einmal in die Reihen der industriellen Reservearmee und der Randbelegschaften einreihen. Vor allem das alte Kleinbürgertum in den neoliberalen Sektoren des Gaststättengewerbes, der Tourismusindustrie und der Kulturindustrie sind von dieser Umstrukturierung des Kapitals betroffen. Diese Sektoren werden durchkapitalisiert und damit auch durchstaatlicht. Erst dann kann sich in diesen Sektoren die Durchschnittsprofitrate tendenziell realisieren.

Der „Corona-Notstand“ ist die politische Impfung des Proletariats durch das Kapital gegen das Virus des proletarischen Eigensinns, des proletarischen Widerstandes gegen die Neuzusammensetzung des Kapitals in der Großen Krise. Der proletarische Widerstand, der proletarische Eigensinn, dies ist der Virus, von dem sich das Kapital fürchtet. Über die „Corona-Krise“ stimmt die Bourgeoisie die Arbeiterklasse auf Verzicht und damit konkret auf die Deflationspolitik ein. Die Deflationspolitik sei keine politische Wahl, sondern alternativlos das Produkt der „Corona-Pandemie“, welche angeblich eine Naturkatastrophe ist. Nach dem Kapital folgt dann aus der angeblichen Naturkatastrophe „Corona-Pandemie“ die Deflationspolitik als Fortsetzung eben dieser angeblichen Naturkatastrophe. Eine reformistisch-keynesianische Politik wird nicht in Betracht gezogen, während die Deflationspolitik als alternativlos dargestellt wird, als eine notwendige Folge der SARS-Corona-Politik. Die „Corona-Deflationspolitik“ und der „Corona-Notstand“ sollen im Sinne des Kapitals alternativlos erscheinen. Alle anderen, auch bürgerliche politische Alternativen zu „Corona-Notstand“ und „Corona-Deflationspolitik,“ werden als irrationale Verschwörungstheorie denunziert. Politik findet für die Bourgeoisie nicht mehr statt, es gibt nur noch technokratische Lösungen, aber keine politischen Lösungen mehr.

Um diese technokratischen Lösungen aufgrund eines vermeintlichen Sachzwangs optimaler gegen die Arbeiterklasse durchzusetzen, müssen die Massen formal-demokratisch eingebunden werden. Dies ist die Aufgabe der „Identitätspolitik“. Es gibt keine offene politische Meinungsbildung, sondern das Ergebnis steht aufgrund des „Sachzwangs“ schon vorher weitgehend fest. Es kann nur um Modifikationen der schon getroffenen Entscheidung gehen. Diese Modifikationen können durch die Beschaffung von Massenlegitimation erforderlich sein. Die Deflationspolitik muß ebenfalls massenlegitimatorisch abgestützt werden. Dies geschieht unter anderem durch die „Identitätspolitik“, deren Ziel es ist, über die Konstruktion verschiedener sozialer Gruppen mittels eines beliebigen identitären Themas die relative Einheit der Arbeiterklasse und des Kleinbürgertums zu zerstören, indem diese aus der sozialen Totalität des Klassenkampfes isolierten sozialen Gruppen, welche in scharfer Konkurrenz zueinander stehen, vom bürgerlichen Staat aufgewertet werden und in ihrer zersplitterten abstrakten Einheit die Zustimmung der Massen zu der Deflationspolitik darstellen sollen. Im Querschnitt sollen diese zersplitterten Gruppen die Massen repräsentieren. Jedoch ist die Summe mehr als die Summe der zersplitterten Teile.

Eine Konstruktion von identitären sozialen Gruppen ist nichts anderes als Klientismus bzw. die Herausbildung von Seilschaften, welche um bornierte materielle Privilegien auf Kosten der Arbeiterklasse ringen und hat ihre Grundlagen in der Großen Krise. Um den Krisenfolgen zu entkommen, setzt vor allem im Kleinbürgertum die sozialdarwinistische Flucht immer tiefer in das kapitalistische System ein. Jeder ist sich selbst der Nächste. Vorteile können in der Großen Krise innerhalb des kapitalistischen Systems nur auf Kosten des Konkurrenten errungen werden. Es setzt eine umfassende Verdrängungskonkurrenz ein und dabei blüht die Korruption auf. Die Korruption ist das innere und einigende Band des Kapitalismus und blüht in den Krisen des kapitalistischen Systems auf und führt zur Herausbildung eines tiefen Staates. Der Klientismus ist eine Form der Korruption und erscheint derzeit in der Form der „Identitätspolitik“. Mögen sich die verschiedenen Klientelgruppen noch so sehr bekämpfen, einig sind sie sich in dem Kampf gegen die Arbeiterklasse und für die Aufrechterhaltung des Kapitalismus, denn dieser ist die Grundlage für die Existenz des Klientismus. Die derzeitige Identitätspolitik ist eine Sumpfblüte der allgemeinen Korruption des Kapitalismus in einer tiefen Krise. Umso größer der sozioökonomische Absturz, desto größer die Korruption. Die Korruption ist die Panzerung des Kapitalismus im Klassenkampf und bindet das Kleinbürgertum fest an das Kapital.

Der Klientismus der „Identitätspolitik“ dient dazu, die Entscheidungen des Kapitals zu legitimieren, konkret die Deflationspolitik. Es geht nur um die Form, nicht um den Inhalt. Eine Entscheidung soll „fair, soll „ gerecht“ sein, wenn sie von der Allgemeinheit ohne Probleme akzeptiert werden soll. Aus diesem Grunde werden soziale Gruppen nach „Identitäten“ konstruiert, vermeintliche „Minderheiten“, welche alle zusammen an der „Entscheidungsfindung“ partizipieren sollen. Es geht um Proporz-Verhältnisse. Wenn alle Gruppen ihrem Anteil an der Bevölkerung nach repräsentiert sind, soll die Entscheidung „fair“ bzw. „gerecht“ sein. Mit dieser Form kann jeder Inhalt legitimiert werden. Ohne weiteres können Arbeiter entlassen werden, es geht nur um die Frage, ob „fair“ und „gerecht“ diese Entscheidungen gefällt worden sind. Dies kann sich auch auf die Todesstrafe beziehen. Diese wird unter dem Identitätspostulat nicht abgelehnt. Es geht nur um die Form, ob das Todesurteil „gerecht“ und „fair“ gefällt wurde, der Inhalt, die Todesstrafe, wird nicht in Frage gestellt. Auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene dient die Identitätspolitik dem Aufbau einer Volksgemeinschaft und verhindert eine proletarische Klassenpolitik. Denn die Forderungen der Gewerkschaften werden damit gekontert, daß sie „unfair“ sein, denn sie berücksichtigen nicht die anderen sozialen Gruppen, diskriminieren sie sogar. Die Gewerkschaften und damit die relative Tarifautonomie werden als Privileg denunziert und die Gewerkschaftsmitglieder als Arbeitsplatzbesitzer, welche ihre Arbeitsplätze gegen die Arbeitslosen verteidigen etc. Das Kapital will seine Forderungen auch berücksichtigt sehen. Im Sinne einer „Identitätspolitik“ ist dann die Arbeitsfront die Form, in der alle organisierten Minderheiten ihrem gesellschaftlichen Anteil gemäß repräsentiert werden. Eine autonome Klassenpolitik des Proletariats wäre „unfair“ und „ungerecht“, weil sie dann die Minderheiten „diskriminieren“ würde und müßte dann vom bürgerlichen Staat entschieden bekämpft werden, denn dem bürgerlichen Staat kommt es zu, den gesellschaftlichen Ausgleich zu organisieren, zu garantieren und zu exekutieren. Das Ziel der Identitätspolitik ist es, die proletarischen Massenorganisationen als Arbeitsfront in den bürgerlichen Staat einzubauen und diese damit für jede proletarische direkte Aktion zu verschließen.

Auf der Mikroebene der bürgerlichen Gesellschaft muß sich jedes klassenhafte Individuum mit einer „zivilgesellschaftlichen“ Organisation tendenziell identifizieren und wird auf diese Weise vermittelt über die „zivilgesellschaftlichen“ Organisationen vom bürgerlichen Staat organisiert. Es drohen Tendenzen, daß jedes klassenhafte Individuum sich identifizieren muß, am Arbeitsplatz, beim gesellschaftlich notwendigen Konsum etc. und identifizieren heißt auch, sich Gemäß den bürgerlichen Anforderungen zu verhalten und damit nicht nur Zwang zur individuellen Identifikation seiner selbst, sondern auch Identifikation mit vorgelegten Zielen, Identifikation mit dem Kapitalkommando und dem bürgerlichen Staat, wenn ein Lohnarbeiter seinen Arbeitsplatz/Ausbeutungsplatz behalten möchte, denn ohne Ausbeutungsplatz droht der Abstieg in die absolute Verelendung. Die „Corona-Krise“ führt zu einer Uniformierung und zur inneren Militarisierung, vor allem durch die Aufwertung von gesellschaftlichen Hierarchien. Es werden immer deutlicher gesellschaftliche Tabuzonen konstruiert, welche nicht hinterfragt werden dürfen. Wer diese gesellschaftlichen Tabuzonen hinterfragt, wird zum „Staatsfeind“, denn er gefährdet die „nationale Sicherheit“. Zentral ist die Identifikation mit der „Nation“, denn dies schließt die Identifikation mit dem jeweiligen konkreten Kapitalkommando, wie mit dem nationalen Gesamtkapital und dem bürgerlichen Staat als ideellen Gesamtkapitalisten ein und damit auch die konkrete Überprüfung der Loyalität gegenüber diesen Gewalten durch den bürgerlichen Staat und/oder das jeweilige konkrete Kapitalkommando.

Die sogenannte „Zivilgesellschaft“ (formelle oder informelle Organisationen oder Gruppen, welche nicht explizit politisch bestimmt sind, sondern „vorpolitische“ Aufgaben wahrnehmen, jedoch implizit eine politische Agenda verfolgen) dienen als Transmissionsriemen für den bürgerlichen Staat und auch für die konkrete Identitätspolitik. Eine NGO (Nichtregierungsorganisation) gibt es nicht. Die zentralen Nichtregierungsorganisationen werden durch den bürgerlichen Staat finanziert bzw. über internationale Organisationen, welche sich durch diverse bürgerliche Staaten finanzieren und damit sind die Nichtregierungsorganisationen indirekte Staatsapparate des bürgerlichen Staates und keine neutralen Organisationen, welche außerhalb der bürgerlichen Klassengesellschaft stehen. Autonome Nichtregierungsorganisationen, welche wirklich Nichtregierungsorganisationen sind, werden vom bürgerlichen Staat nicht geduldet. Entweder lassen sie sich für das Kapital funktionalisieren oder werden vom Kapital zerstört. Die staatlichen Nichtregierungsorganisationen agieren meist im „vorpolitischen“ Raum, nehmen allgemeine soziale Fragen auf oder auch diverser „Minderheitenfragen“ und transformieren sie derzeit in „Identitätsfragen“, d.h. sie versuchen die Klassenfrage zu zerstören, indem sie diese Frage in tausend Stück zersplittern und dann setzt der bürgerliche Staatsapparat diese tausend Momente seiner eigenen Rationalität nach neu zusammen und damit dann auch die Nichtregierungsorganisationen, eingefaßt ihrer einzelnen Klassenindividuen. Damit wird ein „vorpolitisches Feld“ produziert, wo abstrakte Allgemeinheiten, die fast jeder unterschreiben kann und somit klassenübergreifend sind, formuliert werden, diese jedoch in organischer Verbindung zur konkreten bürgerlichen Deflationspolitik gesetzt sind und so über das abstrakt-allgemeine in die konkrete Deflationspolitik überleiten. Die klassenunspezifische Formulierung des „vorpolitischen Feldes“ durch das Kapital führt notwendig konkret zur Durchsetzung des bürgerlichen Klasseninteresses hin. Die Hegemonie der herrschenden Klasse ist im „vorpolitischen“ Feld zu verorten, bevor das Politische überhaupt politisch wird. Konkret heißt dies, daß eben die sogenannte „Zivilgesellschaft“ den Boden für die Deflationspolitik bereitet und damit ebenso für den Notstand in welcher Form auch immer. Der übergesetzliche Notstand als der eigentliche Notstand der Bourgeoisie, ein Notstand ohne Gesetz und damit der Notstand selbst, welcher Willkür ist, er bezieht seine Legitimität nicht aus dem Gesetz, sondern aus der konkreten Situation, welche im „vorpolitischen Feld“ legitimiert ist.

Der Massenputsch, die „bunten Revolutionen,“ bauen sich zentral aus dem „vorpolitischen“ Raum auf und erhalten dort ihre Legitimität und strukturieren den „politischen Raum“ vor, auch im Sinne der Massenlegitimation für die Aktion im „politischen Raum“. Die konzentrierte politische Aktion der „Zivilgesellschaft“ auf ein bestimmtes politisches Ziel hin, wird durch den bürgerlichen Staatsapparat verdeckt organisiert. Dieser „vorpolitische Raum“ schafft die materielle Basis für die Aktion im „politischen Raum“, wie auch für den Krieg als Fortsetzung von Konkurrenz und bürgerlicher Politik und dient als zivilgesellschaftliche Tarnung der politischen Aktion, bereitet der politischen Aktion den Boden. Es ist keine Bewegung von unten, aus den Massen heraus, sondern eine Bewegung von oben, vom bürgerlichen Klassenstaat und von Kapital aus. Die „zivilgesellschaftliche-Aktion“ ist hierarchisch aufgebaut, auf Befehl und Gehorsam, aber auf keinen Fall demokratisch. Die demokratischen Verfahren werden nur imitiert, wie auch die vermeintliche basisdemokratische Aktion. Die Grenzen der „zivilgesellschaftlichen“ Autonomie zieht die finanzielle Unterstützung. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing. Ohne staatliche und/oder private Förderung des Kapitals kann eine zivilgesellschaftliche Organisation nicht lange überleben oder muß alternativ ihren Wirkungskreis drastisch einschränken. Die private, wie auch staatliche Finanzierung der „Zivilgesellschaft,“ erfolgt über ein weit verzweigtes Stiftungssystem und soll die Finanzquellen verschleiern. Diese „Zivilgesellschaft“ borgt sich ihre materielle Existenz vom Kapital durch die Finanzierung ihrer materiellen Existenz und die politischen Formen ihrer Politik von vorhergegangenen sozialen Massenbewegungen aus dem Kleinbürgertum und der Arbeiterklasse und agiert in relativer Autonomie zur Bourgeoisie. Nur in einer Entscheidungssituation verlässt die Zivilgesellschaft ihre relative Autonomie und agiert direkt unter dem Befehl der Bourgeoisie und/oder unter dem direkten Befehl des bürgerlichen Staates. Damit ist die (kleinbürgerliche) Zivilgesellschaft elitär ausgerichtet und nicht egalitär, d.h. sie reproduziert die bürgerliche Gesellschaft als Mikrokosmos in sich selbst und dient zur Beschaffung von Massenloyalität für die Bourgeoisie und für den bürgerlichen Staat. Deshalb ist die (kleinbürgerliche) Zivilgesellschaft objektiv gegen die Arbeiterbewegung der Arbeiterklasse gerichtet, eine präventive Konterrevolution gegen die Arbeiterklasse, indem egalitäre Forderungen aus der Arbeiterklasse aufgenommen und zersplittert werden, was ihnen die Spitze nimmt. Das Ziel der (kleinbürgerlichen) Zivilgesellschaft ist es, die Arbeiterbewegung bzw. die Massenorganisationen der Arbeiterklasse präventiv politisch zu eliminieren. Die Bourgeoisie führt über das Kleinbürgertum der „Zivilgesellschaft“ die Arbeiterklasse. Nur wenn die Arbeiterklasse um ihre historischen Positionen kämpft, kann sie ein Bündnis mit der kleinbürgerlichen Zivilgesellschaft eingehen, denn dann steht das Kleinbürgertum unter der Führung des Proletariats, dann dominieren egalitäre Positionen und die Bourgeoisie verliert ihre kleinbürgerliche soziale und politische Massenbasis.

Die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft wird in letzter Instanz vom Kapital organisiert und strukturiert und dient als gesellschaftliche Frühwarnsysteme für drohende proletarische Revolten, sie kann auch proletarische Revolten präventiv bekämpfen, indem sie den proletarischen Revolten zuvorkommt und die proletarische Unzufriedenheit kanalisiert. Wenn gesagt ist, dass das Kapital in letzter Instanz die Kontrolle über die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft ausübt und diese in relativer Autonomie vom Kapital agiert, heißt dies nicht unbedingt, dass das jeweilige nationale Kapital die konkrete kleinbürgerliche Zivilgesellschaft in letzter Instanz kontrolliert, es kann auch ein fremdes nationales Gesamtkapital sein und damit meistens eine imperialistische Metropole, welche die Kontrolle über die Zivilgesellschaft innehat. Diese Zivilgesellschaft kann dann gegen den hegemonialen Block der herrschenden Klasse im Stellung gebracht werden, um diesen im Sinne der internationalen Konkurrenz zu stürzen und auf diesem Weg kann dann in dem betreffenden Land eine neue Kapitalfraktion den herrschenden Block an der Macht innerhalb der herrschenden Klasse bilden, die dann der imperialistischen Metropole mehr gewogen ist. Dies setzt immer voraus, daß die Arbeiterklasse politisch entmachtet ist bzw. entpolitisiert wurde, denn sonst würde keine Bourgeoisie dieses Risiko einer offenen Situation eingehen. In diesen „bunten Revolutionen bzw. „Farbenrevolutionen“ schafft die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft den Raum für einen Massenputsch. Im Hintergrund steht eine imperialistische Bourgeoisie. Diese Methode des Massenputsches kann gegen kapitalistische Nationen der Peripherie, wie auch gegen Metropolen angewendet werden. Aber auch können diese Methoden zur Unterstützung des bürgerlichen Staates verwandt werden, indem die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft zu einer kollektiven Vorfeldorganisation des bürgerlichen Staates formiert werden. Auch dies gelingt nur dann, wenn die Arbeiterklasse politisch neutralisiert wurde.

Die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft rekrutiert sich zu erheblichen Teilen aus den akademisch geprägten Schichten des Kleinbürgertums und reflektiert vor allem die sozialen Interessen dieser kleinbürgerlichen Schicht und ist offen für eine Funktionalisierung durch das Kapital gegen die Arbeiterklasse. Jedoch kann die Arbeiterklasse nicht mit diesen Methoden durch das Kapital gewonnen werden. Die Arbeiterklasse läßt sich nicht mit Programmen des individuellen Aufstiegs und einigen Sozialprogrammen gewinnen, sondern nur mit einer systematischen reformistischen und somit egalitären Perspektive, welche dem proletarischen Klasseninteresse entspricht. Dies ist genau das Gegenteil, was das Kapital beabsichtigt. Das Ziel des Kapitals ist es, den organisierten Reformismus zu beseitigen, nicht ihn zu stärken. Deshalb stützt sich das Kapital auf die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft, eben um gegen den organisierten Reformismus vorzugehen, nicht um ihn zu fördern. Kapital und Arbeiterklasse stehen in einem antagonistischen Klassengegensatz und können sich nicht verbünden, maximal einen prekären Klassenkompromiß finden ist das äußerste, was möglich ist. Ohne einen historischen Klassenkompromiß und damit gegen die Arbeiterklasse kann das Kapital nur das Kleinbürgertum als Verbündeten gewinnen. Die Selbstorganisierung des Kleinbürgertums in der Zivilgesellschaft ist objektiv eine Organisierung des Kleinbürgertums durch das Kapital gegen die Arbeiterklasse.

Das Ziel der kleinbürgerlichen Zivilgesellschaft ist es, als Vorfeldorganisation gegen die Arbeiterklasse zu dienen, den Angriffen des Kapitals eine „humanistische“ Form zu geben, d.h. konkret einen demokratischen und sozialen Schein im Sinne der formalen Freiheit und Gleichheit. Doch alleine scheitert die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft an der Arbeiterklasse, so sehr sie auch die proletarischen Aktionen kopiert und imitiert. Objektiv ist die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft nur ein politischer Schutzschirm für die Aktion bestimmter repressiver Staatsapparate des bürgerlichen Klassenstaates gegen die Arbeiterklasse und ideologisiert die Repression des bürgerlichen Klassenstaates als ein Fest von Freiheit und Demokratie, um auf diesem Wege die Massenlegitimation im gesamten Kleinbürgertum zu erhalten. Nur die Minderheit des Kleinbürgertums ist in zivilgesellschaftlichen Organisationen organisiert. Über die Organisation der Zivilgesellschaft versucht das Kapital, repräsentiert von der hegemonialen Fraktion des Kapitals, ebenfalls die Hegemonie innerhalb des Kleinbürgertums zu realisieren und so das Kleinbürgertum als soziale und politische Massenbasis gegen die Arbeiterklasse zu gewinnen, mit dem Kleinbürgertum gegen die Arbeiterklasse, mit einer kleinbürgerlichen Massenbewegung gegen die proletarische Massenbewegung.

Im Falle des „Corona-Notstandes“ ist die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft der Transmissionsriemen des Kapitals zur Herstellung der erforderlichen Massenlegitimation für den „Corona-Notstand“. Die „zivilgesellschaftlichen“ Organisationen, z.B. die Kirchen, die Sportvereine, die restlichen Vereine, Teile der Kulturindustrie etc. propagieren den Notstand und setzten ihn in ihrem Bereich auch durch. Auch die von der Gewerkschaftsbürokratie beherrschten Gewerkschaften zählen dazu. Dabei werden sie tatkräftig von den bürgerlichen Medien und den ideologischen Staatsapparaten unterstützt und sind somit Teil der psychologischen Kriegsführung des bürgerlichen Staates gegen die Arbeiterklasse. Sie werden nur in letzter Instanz gleichgeschaltet, doch normalerweise schalten sie sich selbst gleich. Es bedarf auch nur selten einer Repressionsdrohung. Die kleinbürgerliche „Zivilgesellschaft“ ist derzeit identitätspolitisch organisiert und damit auf den bürgerlichen Staat hin ausgerichtet, identifiziert sich deshalb mit dem bürgerlichen Staat und mit der bürgerlichen Gesellschaft. Die verschiedenen identitätspolitischen Organisationen werden vom bürgerlichen Staat und/oder vom Kapital ganz oder teilweise finanziert und ihre Anliegen sind auf die Entscheidung des bürgerlichen Staates ausgerichtet, er wird als Schiedsrichter akzeptiert. Ohne den bürgerlichen Staat ist die kleinbürgerliche „Zivilgesellschaft“ nicht lebensfähig. Die kleinbürgerliche „Zivilgesellschaft“ ist keine Gegenmacht gegen das Kapital und seinem bürgerlichen Staat, sondern der verlängerte Arm des bürgerlichen Staates gegen die Arbeiterklasse, ist gar eine Agentur der Bourgeoisie innerhalb der Arbeiterklasse. Das Proletariat negiert die kleinbürgerliche „Zivilgesellschaft“ durch die Einheitsfront und damit ist die kleinbürgerliche „Zivilgesellschaft“ auch der Klassenfeind. Die proletarische Einheitsfront richtet sich nicht nach dem bürgerlichen Staat aus, sondern greift diesen an.

Auch ist die kleinbürgerliche „Zivilgesellschaft“ gegenwärtig notwendig intern-organisatorisch auf das Kapital hin organisiert, statt Organisationen von unten, die von der Mitgliedschaft getragen werden, welche demokratisch über alle Belange entscheidet und somit egalitäre Tendenzen fördert, ist die gegenwärtige „Zivilgesellschaft“ von oben gesteuert. Es gibt keine demokratische Mitgliedschaft, sondern eine Zentrale, welche sich aus Spendengeldern des bürgerlichen Staates und des Kapitals finanziert (es können auch fremde Staaten die Rolle eines Finanziers der kleinbürgerlichen „Zivilgesellschaft“ übernehmen), und bestimmt ebenfalls über die Programmatik und die politischen Aktionsformen. Es gibt keine verbindliche Mitgliedschaft und damit auch keine demokratische Entscheidung innerhalb einer Organisation. Die Organisationszentrale trifft alle wesentlichen Entscheidungen und läßt die Aktionen von Unternehmen der Werbeindustrie ausarbeiten. Damit geht es primär um Öffentlichkeitsarbeit mit der Zielrichtung Lobbyismus und nicht um die alltägliche Arbeit vor Ort. Es wird keine selbstverantwortliche Mitgliedschaft erwartet, sondern eine gehorsame Masse, welche den Direktiven der Organisationszentrale folgt. Nicht die Mitglieder wählen sich eine Organisationsform und eine Führung, sondern die Führung wählt sich eine Massenunterstützung. Nicht die Basis einer Organisation kontrolliert die Führung, sondern die Führung einer Organisation kontrolliert die Basis. Wichtig sind für diese gegenwärtige zivilgesellschaftliche Organisationsform nur spektakuläre Aktionen, diese zielen auf das Kapital und den bürgerlichen Staat und sollen zentral nur eine passive Unterstützung der Massen notwendig machen. Die zentrale Organisation läßt sich gerne ihren Namen als Markennamen sichern und firmiert als Unternehmen, ist eher eine Frontorganisation. Im Hintergrund steht dann die unsichtbare „Zivilgesellschaft“ –der Ozean der „gemeinwohlorientierten Stiftungen,“ welche die politische und finanzielle Kontrolle über die Frontorganisation haben und hinter diesem System der „gemeinwohlorientierten Stiftungen“ steht das Kapital und der bürgerliche Klassenstaat.

Diese neoliberale Form der „Zivilgesellschaft“ trat zuerst in den 90er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in Italien auf. Mit dem Zusammenbruch der bürokratisch entarteten Arbeiterstaaten formierte sich auch der italienische Imperialismus neu und damit der dortige sehr aktive tiefe Staat. Es kam zum Zusammenbruch der dominierenden christdemokratischen Partei und damit auch zum Zusammenbruch des Parteiensystems. Dabei stieg Silvio Berlusconi, eine Figur und ein Produkt des tiefen Staates Italiens, an die Spitze des Staats auf und organisierte den italienischen Imperialismus neu. Dazu gründete er eine neue „Partei“ mit den Geldern des tiefen Staates. Doch diese Partei war und ist keine Partei, sondern eine Kapitalgesellschaft, eine Holding, welche die Partei „Forza Italia“ gründete. Die Partei „Forza-Italia“ wird von der Holding geführt, wie jedes andere Unternehmen der Holding, zum Beispiel das private Fernsehimperium Berlusconis. „Forza Italia“ ist keine Partei, sondern ein Unternehmen. Das Kapital gründet sich seine eigene „Zivilgesellschaft“, wenn es sein muß. Die Bourgeoisie schafft ihre eigene „Zivilgesellschaft“, indem sie das Kleinbürgertum mit seinen zivilgesellschaftlichen Organisationen uniformiert und ein Archipel „gelber“ zivilgesellschaftlicher Organisationen organisiert, die als Gegenorganisationen zu proletarischen Massenorganisationen, wie auch zu links-kleinbürgerlichen Organisationen fungieren. Das Ziel des Kapitals ist es, diese proletarischen Massenorganisationen oder links-kleinbürgerlichen Organisationen gleichzuschalten oder zu zerschlagen, denn das Kapital steht gegen die egalitäre Tendenz dieser relativ autonomen proletarischen und links-kleinbürgerlichen Organisationen, welche keine Vorfeld-oder Lobbyorganisationen für bestimmte Kapitalfraktionen sind.

Die Organisation „Friday for Future“ steht für den „gelben“ Typ der „Zivilgesellschaft“. Diese Organisation ist als Markenname registriert und somit intern als Kapital organisiert, d.h. hierarchisch und damit anti-egalitär und antidemokratisch. Es wird nur eine interne Demokratie simuliert, die letzte Instanz für Entscheidungen ist die Führung dieser Organisation. Statt fester Mitgliedschaften mit allen Rechten und Pflichten, regelmäßigen Versammlungen zur Diskussion und Meinungsbildung, demokratische Wahlen für Repräsentanten in der Organisation, transparente Finanzierung finden nur amorphe Versammlungen statt, schon vor dem „Corona-Notstand“ meist nur über Internet. Gibt es keine formal-demokratischen Hierarchien, dann existieren informelle Hierarchien, welche nicht demokratisch sind. Statt systematischer Arbeit vor Ort stehen spektakuläre Aktionen im Mittelpunkt. Damit ist man dann objektiv eine Lobbyorganisation für bestimmte Kapitalfraktionen und hat z.B. enge Verbindungen zu den“ entrepreneurs4future“, einer Kapitalorganisation (welche sich offen für Lobbyschulungen für die Bundestagswahl 2021 engagiert), die sich für den Klimaschutz einsetzt. Damit ist „Friday for future“ keine selbstbestimmte Organisation, sondern wird vom Kapital und bürgerlichem Staat fremdbestimmt. Es fehlt explizit der Trennungsstrich gegenüber dem Kapital und somit ist „Friday for Future“ eine Vorfeldorganisation des Kapitals, eine Vorfeldorganisation für bestimmte Kapitalgruppen und nur eine Aktionsform für diese Lobbygruppen, Kapitalgruppen, welche „Friday for Future“ finanzieren und damit steuern. Wer finanziert, der bestimmt. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing. „Friday for Future“ ist keine autonome Organisation, keine autonome Bewegung, keine autonome Aktion, sondern eine ganz normale Vorfeldorganisation einer Kapitalgruppe und damit ist „Friday for Future“ bis jetzt eine Marketing-Maßnahme einer Kapitalgruppe, aber keine Graswurzelbewegung. Dies spiegelt sich konkret-spezifisch ebenfalls in der sozialen Zusammensetzung der „Friday for Future“-Aktivisten, welche in der Mehrheit aus dem mittleren und höheren Kleinbürgertum und aus der Bourgeoisie stammen und einen höheren formalen Bildungsgrad aufweisen.

Das Ziel von „Friday for Future“ und auch von „Extinktion Rebellion“ (eine Ltd.-eine britische GmbH) ist nicht die Infragestellung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, sondern die Infragestellung des gesellschaftlichen Reproduktionsniveaus der Arbeiterklasse. Der Verzicht der Arbeiterklasse steht im Vordergrund, nicht der Verzicht des Kapitals. Es geht nicht um die Negation der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, sondern nur um den Verzicht der Arbeiterklasse. Höchstens sollen die kapitalistischen Produktionsverhältnisse modifiziert werden, doch das Privateigentum an Produktionsmitteln bleibt heilig. Konkret geht es nur um eine Neuzusammensetzung des Kapitals, um ein neues Akkumulationsmodell im multipolaren Weltmarkt und damit um eine neue Rohstoffbewirtschaftung, denn mit dem Auseinanderbrechen des neoliberalen Weltmarktes gerät auch die Rohstoffversorgung des Kapitals in große Probleme. Die Lieferketten brechen. Der deutsche Imperialismus ist derzeit zu schwach, um politisch und militärisch gegen seine EU-Konkurrenten, gegen die USA, gegen Rußland und China mitzuhalten und leitet tendenziell eine Politik der Autarkie in der Frage der Rohstoffversorgung und Energiegewinnung ein. Das Ziel sind nun regenerative Energien und Rohstoffe, diese machen das deutsche Kapital unabhängiger. Jedoch die ökologischen Kosten des Kapitalismus bleiben hoch, sie wechseln nur die Form. Und dieser Formwechsel in den ökologischen Kosten des Kapitalismus nutzt das Kapital für die Neuzusammensetzung des Kapitals als Propaganda. Es geht dem Kapital nicht um die Senkung der ökologischen Kosten des Kapitalismus, sondern nur um die Neuzusammensetzung des Kapitals. An der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse erscheint die Neuzusammensetzung des Kapitals als ökologischer Kapitalismus, als „grüner“ Kapitalismus, obwohl nur sich nur die Formen der ökologischen Kosten des Kapitalismus ändern. Es ist die historische Aufgabe von „Friday for Future“ etc. als Vorfeldorganisation des Kapitals die Neuzusammensetzung des Kapitals mit ökologischen Positionen zu legitimieren, aber nicht eine ökologische Politik einzufordern, denn dies würde ein Bruch mit den kapitalistischen Produktionsverhältnissen bedeuten.

„Friday for Future“ richtet sich zentral gegen Organisationen, welche für eine ökologische Politik eintreten und dafür eine alltägliche Praxis ausweisen. Es sind die klassischen linkskleinbürgerlichen Umweltorganisationen, welche ins Visier von „Friday for Future“ etc. geraten. Sie sollen überspielt und umstrukturiert werden, denn sie stehen dem Kapital in ökologischen Fragen kritisch gegenüber und sind keine Vorfeldorganisationen des Kapitals, sondern originäre, realiter Organisationen von unten, getragen von den Mitgliedern und demokratisch organisiert. Diese realen Umweltorganisationen leisten alltäglich eine stille, zähe und fortschrittliche Arbeit für den Schutz der ökologischen Lebensgrundlagen und stehen so der Akkumulation von Kapital in vielen Fällen im Wege. Über die Gründung von Vorfeldorganisationen des Kapitals im Bereich der ökologischen Frage sollen sie überspielt werden, anstelle der alltäglichen, zähen Arbeit vor Ort, die spektakuläre leere Aktion, welche nur für die bürgerlichen Medien inszeniert wird. Die klassischen Umweltschutzorganisationen werden abgedrängt und die Initiative geht dann auf die ökologischen Vorfeldorganisationen des Kapitals über, welche dann politisch die Agenda, die Fragestellung hegemonieren. Mit einer pseudo-ökologischen Politik, mit pseudo-ökologischen Organisationen, wird eine ökologische Politik verhindert, indem man einen Frontalangriff auf die ökologischen Organisationen vermeidet, aber diese hinterrücks und indirekt angreift. Es geht dem Kapital um eine ökologische Entsorgung der ökologischen Frage. Bei „Friday for Future“ steht nicht mehr die ökologische Frage in aller Totalität zur Diskussion, sondern nur noch ein vereinzeltes, isoliertes Moment, der Klimawandel. Damit werden „Klimafragen“ gegen den Rest der ökologischen Fragen ausgespielt. Statt „Umweltschutz“ nur noch „Klimaschutz“. Wenn man das „Klima“ schützt, muß man eben die „Umwelt“ dafür opfern, wenn es nicht anders geht.

Die Neuzusammensetzung des Kapitals aufgrund des Zusammenbruchs des neoliberalen Weltmarktes liegt schon eine historische Periode, seit den Jahren 2007/2008, in potentieller Notwendigkeit vor. Die Diskussion um einen „grünen Kapitalismus“ und die Aktivitäten des Kapitals vermittels ihrer neuen ökologischen Vorfeldorganisationen zeugen davon. Doch erst mit der „Corona-Krise“ tritt die Neuzusammensetzung des Kapitals aus der Potentialität heraus und wird aktiv exekutiert. Nun erst wird das Projekt „Industrie 4.0“ des deutschen Kapitals zur Realität. Dieses Projekt „Industrie 4.0“ wird in der Form des „grünen Kapitalismus“ beworben, damit die Massenlegitimation sichergestellt ist. Der „Corona-Schock“ verhilft diesem Projekt des deutschen Imperialismus zum Durchbruch. Vermittelt über den „Corona-Notstand“ und hinter dem Nebel der „Corona-Krise“ wird die „grüne Industrie 4.0“ bzw. die Neuzusammensetzung des Kapitals mit seiner Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse realisiert. Die „Corona-Krise“ öffnet das Tor für die Neuzusammensetzung des Kapitals und der „Corona-Notstand“ stellt die Brücke für die Neuzusammensetzung der Arbeiterklasse durch das Kapital dar.

Schon vor der „Corona-Krise“ und dem „Corona-Notstand“ haben die Vorfeldorganisationen des Kapitals, wie „Friday for Future“ etc. offen für einen Notstand getrommelt. Denn nur mit einem historischen Bruch kann die Neuzusammensetzung des Kapitals realisiert werden und dieser historische Bruch benötigt einen Notstand des Kapitals gegen die Arbeiterklasse; die „Corona-Krise“ war nur Anlaß und Auslöser für den gegenwärtigen Notstand. So wird für „Friday for Future“ der „Corona-Notstand“ zum Vorbild für den „Klima-Notstand“ und aus diesem Grunde verteidigt die kapitalistische Vorfeldorganisation „Friday for Future“ auch den „Corona-Notstand“. Die ökologische Vorfeldorganisation des Kapitals „Friday for Future“ bearbeitet auch gleichzeitig das politische Vorfeld in der „Corona-Notstandspolitik“, kann auch für diesen Zweck instrumentalisiert werden und stellt im Klassenkampf somit ein überdeterminiertes Moment dar. Mit dem „Corona-Notstand“ war die Bourgeoisie schnell bei der Hand, weil die Notwendigkeit des Notstandes im Kapital selbst schon längst akzeptiert war und auch in den Massen als „Klimanotstand“ popularisiert wurde. Die Propaganda für den „Klimanotstand“ war der Test für einen möglichen Notstand, wie nimmt die Arbeiterklasse ihn auf, wie das Kleinbürgertum? Es ging darum, die Reaktionen der Arbeiterklasse und des Kleinbürgertums auf einen Notstand zu testen und langsam in den Massen die Notwendigkeit eines Notstandes zu verankern. Die Diskussion um den „Klimanotstand“ bereitete abstrakt den Notstand vor, der dann konkret in zufälliger Notwendigkeit sich im „Corona-Notstand“ realisierte. Damit ist auch die Vorfeldorganisation „Friday for Future“ ein wesentliches Moment des „Corona-Notstandes“ und der „Corona-Deflationspolitik“, indem sie einen Notstand für „einen guten Zweck“, ein Notstand „zur Rettung der Menschheit“ propagiert und dies realisiert sich im „Corona-Notstand“ und in der „Corona-Deflationspolitik“ und diese bereiten dann einen möglichen „Klimanotstand“ vor. Die „gelbe“ Zivilgesellschaft ist zentral für die Legitimierung eines Notstandes und einer Deflationspolitik, sie ist die materielle Basis, auf die sich der Notstand und die Deflationspolitik erhebt, paralysiert präventiv den proletarischen Widerstand indem sie auf diese Weise ein Klima der „Alternativlosigkeit“ erschafft und so den proletarischen Widerstand lähmt. Sogar der reformistische Widerstand kann sich nicht mehr organisatorisch ausdrücken. Der Bruch zwischen Führung und Basis wird größer. Die Belange der Basis werden nicht mehr ansatzweise wahrgenommen, sondern hauptsächlich abgewiesen und die Führung der Organisation verselbständigt sich weiter von der Basis und versucht immer offensichtlicher und damit repressiver, ihre Interessen und damit ihre Politik umzusetzen. Das erste Opfer ist die Meinungsfreiheit durch die Zensur. Eine freie Diskussion und Meinungsbildung ohne Tabus ist die materielle Basis für jede demokratische Entscheidung. Der Begriff „alternativlos“ unterbindet jede Diskussion und jede demokratische Entscheidung, schafft Tabuzonen und eine Selbstzensur. Wer keine Nachteile erleiden will, paßt sich opportunistisch an. Mit dem Diktum der „Alternativlosigkeit“ zieht alternativlos die Repression ein. Wer das Diktum der „Alternativlosigkeit“ nicht akzeptiert, wird alternativlos bestraft, schon bei der kleinsten Abweichung von der herrschenden Mehrheitsmeinung. In einer Politik der „Alternativlosigkeit“ ist nur die Repression alternativlos, denn sonst läßt sich diese Politik nicht umsetzten. Die kleinbürgerliche Zivilgesellschaft wird vom Kapital in Form einer „gelben Zivilgesellschaft“ formiert und damit in Vorfeldorganisationen des Kapitals gegen die Arbeiterklasse transformiert, dient somit als innere Schiene der Repression des bürgerlichen Staates und begleitet diese bzw. geht dieser gar voraus als Wetterleuchten der Repression des bürgerlichen Staates. Zuerst muß die links-kleinbürgerliche Zivilgesellschaft zersetzt werden. Ist diese zersetzt, kann die „gelbe Zivilgesellschaft“ aufgebaut werden, deren Aufgabe es ist, über Identitätspolitik die Arbeiterklasse zu zersetzten, ihre historischen und materiellen Interessen einer De-Legitimation zu unterziehen. Im „Corona-Notstand“ mutiert die „gelbe Zivilgesellschaft“ damit ebenfalls zur Vorfeldorganisation des Notstandsstaates und sichert diesen auch präventiv gegen den möglichen proletarischen Widerstand ab.

Die „gelbe Zivilgesellschaft“ kann nicht nur von einem nationalen Gesamtkapital unmittelbar gegen die Arbeiterklasse eingesetzt werden, sondern auch von einem imperialistischen Gesamtkapital gegen ein nationales Gesamtkapital aus der Peripherie bzw. auch gleichzeitig gegen einen anderen imperialistischen Weltmarktkonkurrenten und dies geht immer indirekt gegen die Arbeiterklasse. Das Exempel ist hier die Ukraine und Syrien. In der Ukraine, wie in Syrien, wurde eine „gelbe Zivilgesellschaft“ durch die transatlantischen Metropolen und ihrer internationalen Organisationen, vor allen NATO und EU, formiert. Dabei spielen die transatlantischen Geheimdienste eine herausragende Rolle. Über diese „gelbe Zivilgesellschaft“ wird das „vorpolitische“ Feld strukturiert und der nationalen Bourgeoisie der Peripherie die Massenlegitimation entzogen und politisch von ihrem Kleinbürgertum isoliert. Über die Massenmobilisierung des Kleinbürgertums gegen die syrische nationale Bourgeoisie soll erreicht werden, daß sich eine Fraktion der herrschenden Klasse aus ihrer Position löst und die Macht übernimmt und so die nationale Bourgeoisie in eine Compradorenbourgeoisie transformiert. Das Ziel ist ein „demokratischer Massenputsch“. Diese Strategie scheiterte in der Ukraine, wie in Syrien. Die imperialistischen Mächte zogen die Lehre, daß die Situation dann radikalisiert werden muß und gingen den Weg der bewaffneten Machtergreifung, des militärischen Massenputsches bzw. des offenen Bürgerkrieges. Die Initiative ging von der „gelben Zivilgesellschaft“ auf die paramilitärischen Gladio und/oder Gladio B Strukturen über. Über einen imperialistischen Bürgerkrieg, einer verdeckten imperialistischen Aktion, wurde versucht ein Regime-Change zu organisieren und scheiterte. In Syrien scheiterte diese Aktion offen, in der Ukraine verdeckt. Zwar konnten faschistische Elemente mit Unterstützung der transatlantischen Metropolen die Macht in der Ukraine erringen, doch dabei zerstörten sie die Staatlichkeit der Ukraine. Die Ukraine verlor die Krim an Rußland und hat im Donbass die Kontrolle verloren. Es scheiterten die Versuche, in der Ukraine oder in Syrien einen Regime-Change zu organisieren. Damit dient die „gelbe Zivilgesellschaft“ objektiv nur als Tarnung für direkte paramilitärische Aktionen, soll gar diese legitimieren. Die „gelbe Zivilgesellschaft“ wird zum verlängerten Arm der paramilitärischen Gladio-Strukturen umfunktioniert und unter zivilgesellschaftlicher Tarnung (Weißhelme in Syrien) werden die paramilitärischen Aktionen exekutiert. Aus diesem Grunde scheiterte auch der Regime Change in Belorussland im August 2020, denn die „gelbe Zivilgesellschaft“ scheiterte mit dem Massenputsch, aber es gab nur geringe paramilitärische Einheiten, denen man die Initiative übergeben konnte. Normalerweise geht nach dem Scheitern des „Massenputsches“ das Kommando auf die paramilitärischen Stoßtruppen über, während die Bedeutung der „gelben“ Zivilgesellschaft abnimmt und nur noch darin besteht, die „zivile“ Flankendeckung für die paramilitärischen Gladio-Stoßtruppen zu organisieren. Den Gladio-Stoßtruppen sind „Regime-Change“ Stoßtruppen vorgeschaltet, die normalen neofaschistischen Organisationen und die Fußball-Hooligan-Kleinkriminellen Szene, welche die Masse der paramilitärischen Stoßtruppen stellt.

Über eine „gelbe“ Zivilgesellschaft läßt sich gut eine Massenlegitimation für einen bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) organisieren. Dann wird die „gelbe“ Zivilgesellschaft zu einer Vorfeldorganisation des bürgerlichen Ausnahmestaates in den Massen. Über eine „gelbe“-zivilgesellschaftliche Propaganda in den Massen der Arbeiterklasse und des Kleinbürgertums wird der „Corona-Notstand“ als alternativlos dargestellt, dienen konkret der psychologischen Kriegsführung gegen die Arbeiterklasse und garantieren so die friktionslose Durchsetzung des „Corona-Notstandes“ in den Massen. Der Klassenfeind in der Verkleidung des „Helfers“. Die „gelbe“ Zivilgesellschaft legitimiert die offene Repression des bürgerlichen Staates gegen jeden proletarischen oder kleinbürgerlichen Widerstand, welcher sich gegen den „Corona-Notstand“ richtet. Wer es wagt, den „Corona-Notstand“ zu kritisieren oder auch nur Teile von diesem, wird als Extremist, ob als rechtsradikaler oder linksradikaler Extremist oder gar beides zusammen, bezeichnet und damit als „Feind der Gesellschaft“. Es darf alles kritisiert werden, nicht aber der „Corona-Notstand“. Der „Corona-Notstand“ ist ein Tabu, er wird vom bürgerlichen Staat als „alternativlos“ erklärt. Über die „gelbe“ Zivilgesellschaft wird die bürgerliche Gesellschaft durchstaatlicht und auf diese Weise wird die bisherige reale, authentische, „Zivilgesellschaft“ zerstört. Während die von unten aus dem Kleinbürgertum und aus der Arbeiterklasse gewachsene „Zivilgesellschaft“ ein Produkt des Widerstandes der beherrschten Klassen gegen die herrschenden Klassen sind und eine damit organisatorisch eine politische Kritik an den herrschenden kapitalistischen Produktionsverhältnissen darstellen, akzeptiert die „gelbe“ Zivilgesellschaft die kapitalistischen Produktionsverhältnisse und weist eine Kritik an den kapitalistischen Produktionsverhältnissen zurück. Die antikapitalistische Systemkritik wird als Extremismus und Terrorismus begriffen. So bringt die „gelbe“ Zivilgesellschaft keine politische Kritik hervor, sondern nur eine moralische Kritik, die noch nicht einmal gegen das Kapital gewendet ist, sondern gegen die Arbeiterklasse. Die Arbeiterklasse soll verzichten und sich dem Kapital unterwerfen, denn sie wird für die diversen kapitalistischen Krisen, ob ökonomische Krise oder ökologische Krise oder gegenüber den Krisenverlieren aus den sogenannten „Minderheiten“ von der „gelben“ Zivilgesellschaft verantwortlich gemacht, nicht der Kapitalismus, d.h. die „gelbe“ Zivilgesellschaft fordert nur eine Modifikation des Kapitalismus, ein paar Reformen innerhalb des Kapitalismus, um den Kapitalismus „gerechter“ und „nachhaltiger“ zu gestalten. Schon die reformistische Forderung nach antikapitalistischen Strukturreformen ist für die „gelbe“ Zivilgesellschaft ein Ausdruck des Extremismus und Terrorismus. So ist die „Identitätspolitik“ die Form, unter der sich die „gelbe“ Zivilgesellschaft formiert. Es geht nicht darum, die jeweiligen sozialen Interessen gegen den Kapitalismus durchzusetzen, sondern darum, die jeweiligen sozialen Interessen dem Kapitalismus anzupassen, d.h. konkret die Anpassung des individuellen Lohnarbeiters an das kapitalistische System und damit an die kapitalistische Ausbeutung und deshalb verlegt sich die „gelbe“ Zivilgesellschaft auf den Moralismus, welcher die Repression des Kapitalkommandos begleitet. Für die „gelbe“ Zivilgesellschaft sind nicht die kapitalistischen Produktionsverhältnisse das Problem, sondern der proletarische Eigensinn, bzw. der Klassenkampf. Jeder Lohnarbeiter soll sich ohne Widerstand dem Kapitalregime beugen und sich ausbeuten lassen, jeder proletarische Widerstand gegen das Ausbeutungsregime des Kapitals wird nicht als Verteidigung gegen den Aggressor gesehen, sondern als Aggression gegen das Kapital. Die Ausbeutung wird zum „Guten“ erklärt und der Widerstand gegen die Ausbeutung wird dann zum „Bösen“ erklärt. Solidarität mit dem Kapital, mit dem bürgerlichen Staat, mit dem „Corona-Notstandsstaat“ ist „gut“, aber Widerstand gegen die „Corona-Deflationspolitik und dem „Corona-Notstandsstaat“, d.h. proletarische Solidarität ist „böse“ und muß bestraft werden. Der Verzicht der Arbeiterklasse ist „gut“, jedoch „böse“ ist die Verweigerung des Verzichts durch das Proletariat. Dabei fällt auch, daß vor allem die Kulturindustrie, die „Künstler“ (und jeder kann sich als „Künstler“ gemäß der Identitätspolitik definieren) als ideologische Sturmtruppen auftreten und Brücken zu den paramilitärischen Stoßtruppen über „Aktionskunst“ schlagen. „Kunst-Künstler-Aktionskunst-Aktionskünstler“ können unter dem Deckmantel von Kunst, Kultur und Wissenschaft Regime-Change-Aktionen organisieren bzw. gegen den proletarischen Widerstand vorgehen, indem sie eine Aktion schaffen, wo sich die „vorpolitische“ Aktion der „gelben“ Zivilgesellschaft mit der paramilitärischen Aktion vereinigt. Dann werden die Aktionen der Paramilitärs als Aktionskunst ausgegeben und wer sich gegen diese Art der „Aktionskunst“ wehrt, wird als Feind der Freiheit im allgemeinen und Feind der Freiheit von Kunst, Kultur und Wissenschaft im besonderen denunziert. Die „Kunst“, der „Künstler“ dient als Bindeglied zwischen der „gelben“ Zivilgesellschaft und den paramilitärischen Sturmtruppen, vor allem die „Musik“, indem versucht wird, über diese eine Brücke zwischen der intellektualisierten „gelben“ Zivilgesellschaft und den lumpenproletarischen paramilitärischen Sturmtruppen zu schlagen. Denn die „Musikkünstler“ können in beiden Welten zu Hause sein, in der Welt der Bourgeoisie-Intellektuellen, wie gleichzeitig im Proletariat, im Kleinbürgertum, im Lumpenproletariat, sie dienen als Vermittler. Der „Regime-Change“ im August 2020 scheiterte daran, daß keine paramilitärischen Sturmtruppen vorhanden waren, wie auch daran, daß die „gelbe“ Zivilgesellschaft nicht in der Lage war, die lumpenproletarischen Elemente zu sich heran zu ziehen

Die Ausblendung gesellschaftlicher Zusammenhänge führt zur Umschreibung gesellschaftlicher Defizite in individuelle Defizite und zu einem bürgerlichen moralischen Imperialismus gegenüber der Arbeiterklasse und dem Kleinbürgertum. Jede spontane proletarische Widerstandhandlung wird in bürgerlichen moralischen Kategorien notwendig mißinterpretiert und so überinterpretiert. Eben die Ausblendung gesellschaftlicher Verhältnisse führt zur Monadenbildung eines abstrakten Individuums und zu einer technokratischen Ideologie der Alternativlosigkeit und setzt sich dann konkret als Moralismus, d.h. die Ausblendung politischer Interessen und Probleme führt notwendig in eine technokratische Ideologie der Alternativlosigkeit und damit zu einem Moralismus. Auf diese Weise wurde die bürgerliche Gesellschaft durch den Neoliberalismus entpolitisiert. Die Ideologie der „Identitätspolitik“ ist Ausdruck der technokratischen Ideologie des Neoliberalismus, wie des Nationalliberalismus und bringt einen Moralismus in Stellung, der den Zweck hat, in den gesellschaftlichen Diskussionen den Moment der Gesellschaft auszublenden und damit jede politische Diskussion. In der politischen Diskussion geht es nicht zentral um Moral, sondern um gesellschaftliche Interessen, d.h. um materielle Interessen. Im bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus), welcher als „Nation“ erscheint, sind die antagonistischen Klasseninteressen gleichgeschaltet aufgehoben im Sinne des Kapitalinteresses. Dort gilt zentral nur das Kapitalinteresse schrankenloser Akkumulation von Kapital, dort in der „Nation“ sind alle Klasseninteressen zwangsweise aufgehoben, es gibt keine Klassen mehr, sondern nur noch die „Nation“ in Form der Volksgemeinschaft, es gibt keine Politik mehr (und damit keine Interessen und Alternativen), sondern nur noch den Sachzwang, den jeder zu akzeptieren hat, statt Diskussion und Meinungsfreiheit als Grundlage für demokratische Entscheidungen nur noch Befehl und Gehorsam gegenüber der „Nation“ und damit „Moral“ im Sinne von „Kampfmoral“. Über den „Sachzwang“ kann nicht diskutiert werden, über ihn gibt es keine politische Entscheidungen, nur „Sachentscheidungen“ in seinem Sinne, technokratische Entscheidungen. Es geht nur noch um die Optimierung des Sachzwangs und damit Kritik nur noch im Sinne von Produktivitätssteigerung und damit um die Herstellung eines hohen Niveaus von Arbeits- und Kampfmoral. Dann ist Politik tot und nur die Verwaltung lebt und über die Entpolitisierung des Kapitalismus bei gleichzeitiger moralischer Aufladung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse im Sinne der Erhöhung der Ausbeutungsrate soll der Kapitalismus repressiv pazifiziert werden. Über die Transformation von politischen Fragen in Verwaltungs-bzw. Moralfragen, vermittels der Identitätspolitik, wird die Arbeiterklasse in die Defensive gedrängt, wenn sie sich auf einen Kampf auf diesem Feld einläßt.

So auch der „Corona-Notstand“. Das Kapital formuliert die politische Frage der „Corona-Pandemie“ in eine „Sachfrage“ und damit ein eine Verwaltungsfrage und entpolitisiert damit die politische Frage nach dem „Corona-Notstand.“ Aus der politischen Frage nach dem „Corona-Notstand“ wird unter der Hand eine „medizinische Sachfrage“ gemacht und diese „Sachfrage“ ist dann alternativlos. Hier haben wir deutlich die Mystifizierung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, fußend auf dem Warenfetisch, die Umkehrung der realen Verhältnisse im unmittelbaren Bewußtsein der kapitalistischen Subjekte vor uns und damit die naturwüchsige Produktion der kapitalistischen Ideologie. Die „Natur der Sache“ ist nichts anderes als das verdinglichte Bewußtsein im Kapitalismus und ist die eigentümliche Verkehrung der „Natur der Verhältnisse“ d.h. der Natur der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Es gibt keine „Sachen“, sondern nur „Verhältnisse, bzw. „Sachen“ existieren nur im „Verhältnis“ und das „Verhältnis“ existiert nur durch die „Sachen“. Wird dieser materielle dialektische Zusammenhang, die Totalität, auseingerissen, dann erst entstehen „Sachen“, „Sachfragen“, „Sachzwänge.“ Im verdinglichten Bewußtsein der kapitalistischen Subjekte an der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse erscheinen die realen kapitalistischen Produktionsverhältnisse als isolierte „Sachen“, isoliert im Raum und Zeit, a-historisch und somit ewig, erscheinen dann als „alternativlos.“ Auf diese Art produziert der Kapitalismus naturwüchsig seine „Sachfragen“ und „Sachzwänge“. Doch es sind die „Verhältnisse“, die kapitalistischen Produktionsverhältnisse, welche die „Sachen- Sachverhältnisse und Dinge“ naturwüchsig produzieren. In diesen „Sachen“ und „Dingen“ materialisieren sich die „Verhältnisse“, die kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Es gibt keine „Sachfragen“, sondern nur Fragen der gesellschaftlichen Verhältnisse, politische Fragen.

Wird der gesellschaftliche und damit politische Ursprung, der kapitalistische Klassencharakter der SARS-Corona-Pandemie geleugnet, kommt man zu dem Fehlschluß, daß die SARS-Corona-Pandemie eine Naturkatastrophe ist, ein außergesellschaftlicher und außerpolitischer Zufall. Die SARS-Corona-Pandemie ist keine Naturkatstrophe, sondern eine kapitalistische Katastrophe und diese sind ein notwendiges Produkt des Kapitalismus. Einen Kapitalismus ohne Katastrophen gibt es nicht. Kapitalistische Katastrophen sind der Normalfall im Kapitalismus und kapitalistische Katastrophe sind politische Katastrophen und keine Naturkatastrophen, sie können durch das aktive Handeln des Proletariats objektiv verhindert werden. Das SARS-Corona-Virus wurde im Kapitalismus produziert, ist ein Produkt des Kapitalismus und somit primär eine Frage der Politischen Ökonomie des Kapitalismus und nur sekundär eine Frage der Medizin. Die SARS-Corona-Pandemie ist eine Frage der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und kann erst dann unter Kontrolle gebracht werden, wenn die kapitalistischen Produktionsverhältnisse überwunden werden, wenn die Diktatur des Proletariats errichtet wurde. Ein medizinischer Impfstoff scheitert notwendig an den kapitalistischen Produktionsverhältnissen und damit an den Reproduktions- und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse, denn diese entscheiden über die Ausbreitung der Pandemie. Die einzige erfolgreiche Impfung gegen die SARS-Corona-Pandemie ist die proletarische Weltrevolution.

Die ideologische Transformation von politischen Fragen in „Sachfragen“ ist die materielle Basis für die Leugnung der realen Existenz der Klassengesellschaft und ihren politischen Implikationen. An der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse äußert sich dies, wenn betont wird, es gibt kein „rechts“ und kein „links“ mehr, was heißt, es gibt keine antagonistischen sozialen Klassen mehr und damit auch keine Politik. Es würde nur noch „Sachprobleme“ oder einen „Sachzwang“ bzw. Verwaltung der „Dinge“ geben. In der „Verwaltung der Dinge“ verschwindet dann die Politik, welche nichts anderes ist, als Klassenhandeln. An der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse findet eine Verdinglichung der materiellen/sozialen Verhältnisse statt, die historischen sozioökonomischen Verhältnisse erscheinen als Sachen und diese materiellen Verhältnisse erscheinen als nicht-existent, d.h. die Dinge scheinen die historischen sozialen Verhältnisse zu beherrschen, obwohl es gerade andersherum ist. Auf diese Weise erscheinen dann an der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse diese als „natürlich“ und damit a-historisch. Die gegenwärtige Politik des Kapitals vollzieht sich durch die Entpolitisierung der bürgerlichen Gesellschaft und damit durch die Entpolitisierung des Proletariats. Auf diesem Wege marschiert man in Richtung Volksgemeinschaft, welche ihren Ausdruck in der „Nation“ findet. Die „Nation“ als „Sachzwang“ ist dann alternativlos und die Politik der herrschenden Klasse gegen die beherrschten Klassen gibt sich als „Verwaltung von Dingen und Sachen“ aus. Kritik an diesem Status quo wird als extremistisch gewertet. Die Einforderung von Politik, von politischen Entscheidungen und die Negation von „Verwaltung der Sachen“ und damit des Status quo wird als extremistisch und terroristisch gebrandmarkt. Eine Verwaltung von Dingen kann es nur nach dem Absterben des Staates, nach der Errichtung der Diktatur des Proletariats, geben, aber niemals in der kapitalistischen Klassengesellschaft. Die „Verwaltung der Dinge und des „Sachzwangs“ ist die Form des Klassenkampfes des Kapitals gegen die Arbeiterklasse, Politik als Nicht-Politik und muß vom Proletariat zurückgewiesen werden und durch eine Politisierung aller Lebensbereiche gekontert werden. Alles ist Politik. Auch die Verwaltung von „Sachen“ und „Dingen“ ist Politik. Einen Kapitalismus ohne Politik gibt es nicht. Auch der „Sachzwang“ ist Politik, auch der „Corona-Notstand“ ist Politik und kein „Sachzwang“, keine Naturkatastrophe“. Im „Corona-Notstand“ hebt sich „rechts“ und „links“ auf, hebt sich scheinbar der antagonistische Klassengegensatz repressiv auf, wird das Proletariat zu Gunsten der Bourgeoisie repressiv entpolitisiert, während sich die Bourgeoise im „Corona-Notstand“ politisiert. Der „Corona-Notstand“ wird je nach Bedarf und Lage gelockert oder angezogen und wird so zum ewigen Notstand. Es bedarf keines neuerlichen Lockdowns, denn der alte Lockdown wirkt fort, er wird nur mal enger, mal weiter. So sind die Versprechungen des „Corona-Notstandsstaates“, daß kein dritter Lockdown angestrebt wird, nur leeres Wortgeklingel, denn der gelockerte Lockdown wirkt fort. Der auf Ewigkeit angelegte Lockdown macht einen neuen Lockdown überflüssig.

Im Zentrum der „Nation“ steht die „nationale Sicherheit“ die „Staatssicherheit“. In der „nationalen Sicherheit“, der „Staatssicherheit,“ sind wird der Klassenantagonismus autoritär aufgehoben und damit auch die Oberflächenkategorien von „links“ und „rechts“ autoritär überwunden, bzw. erscheint dies so auf der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Ebenso scheinbar über den antagonistischen sozialen Klassen stehend setzt sich die „nationale Sicherheit“, die „Staatssicherheit“. Der bürgerliche Staat in der Form des Notstandsstaates schützt seine „Gesellschaft“ und im Gegenzug, schützt die „Gesellschaft“ den Staat durch ihre Loyalität dem Staat gegenüber. Die Grundrechte der Staatsbürger werden im Notstand eingeschränkt, im Namen des „Grundrechts auf Sicherheit“. Daran gab es Kritik. Doch mit der „Corona-Pandemie“ wurde den Begriffe geändert. Statt „Grundrecht auf Sicherheit“ als „Supergrundrecht“, heißt es nun, daß das wichtigste Grundrecht der „Schutz des Lebens“ Es ändert sich der Name, doch nicht der Inhalt. So entspricht nun die „nationale Sicherheit“ bzw. die „Staatssicherheit“ dem „Schutz des Lebens und der Gesundheit“. Der „Corona-Notstand“ als Reaktion auf eine vermeintliche Naturkatastrophe erfordert zum „Schutz des Lebens“ eine vermeintliche drastische Einschränkung der individuellen und kollektiven Grundrechte der Arbeiterklasse. Es wird vom Kapital ideologisch ein Sachzwang aufgebaut. Dann erscheint der „Corona-Notstand“ als eine sachnotwendige, medizinische Entscheidung und das „Supergrundrecht auf Sicherheit“ als „Schutz des Lebens“ und nicht als politische Entscheidung der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse. Unter der Ideologie des „Schutz des Lebens“ breitet sich der Staatsschutz aus und der Staatsschutz legitimiert sich mit dem „Schutz des Lebens“. Somit erscheint auf der Oberfläche der kapitalistischen Produktionsverhältnisse der Staatsschutz als „Schutz des Lebens“. Ein „Gefährder“ ist dann eine Person, die durch ihr Verhalten die „nationale Sicherheit“ bedroht, die „Staatssicherheit“ gefährdet und die Gefährdung der „Staatssicherheit“ ist eine ein Angriff auf das „Supergrundrecht Leben.“ Indem der „Gefährder“ das „Supergrundrecht“ Leben gefährdet, gefährdet er die „nationale Sicherheit“. Zum „Gefährder“ wird eine Person, wenn sie dem „Corona-Notstand“ kritisch gegenübersteht und die Notwendigkeit des Notstandes anzweifelt. Schon das reicht heute aus, zum „Gefährder“ erklärt zu werden. Es wird immer mehr der blinde Gehorsam verlangt. Der „Corona-Notstand“ seit 2020 radikalisierte sich immer weiter. Wurden die vom bürgerlichen Staat geforderten Ziele erreicht, wurden sofort noch weitergehende Ziele aufgestellt. Die „nationale Sicherheit“ wurde immer enger formuliert. War formal zu Beginn des „Corona-Notstandes“ noch Kritik und Gegenrede erlaubt, wird dies jetzt als staatsfeindlicher Akt gewertet. Kritik an dem „Corona-Notstand“ wird vermehrt als Angriff auf das „Grundrecht auf Leben“ eingestuft. Die innere Feinderklärung wurde im letzten Jahr in der Frage der Gesichtsmaske festgemacht, jetzt an der Frage des Impfstatus. Es wird in der Impffrage ein verdeckter Druck ausgeübt und die Impfung mit bisher unerprobten Impfstoffen zur einer Frage der „nationalen Solidarität“ hochgesetzt. Auf diese Weise wird der Akt des Impfens ein vermeintlich „patriotischer“ Akt und ein medizinischer Sachzwang gleichzeitig. Die Impfung als Loyalitätsbekundung gegenüber dem bürgerlichen Staat, gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft und dem Beginn des Aufbaus eines Passierscheinsystems auf Basis der Impfpässe, um eine lückenlose „Kontaktverfolgung“ zu gewährleisten. In letzter Konsequenz führt dies, vermittelt über eine „Zero Covid“-Politik, zu einem schweren Angriff auf die Randbelegschaften und auf die industrielle Reservearmee, denn diese sind aufgrund ihrer materiellen Lebensverhältnisse im Kapitalismus besonders anfällig für Infektionskrankheiten und damit auch für die SARS-Corona-Pandemie. Auch die SARS-Corona-Pandemie konzentriert sich in den Armutsquartieren. Eine „Zero-Covid“-Politik führt zur Aufteilung des Raums in verschiedene Zonen und damit auch zu verschiedenen Rechten. Bewegungen sind dann in der Regel nur zwischen den Zonen erlaubt, die eine niedrige Inzidenz aufweisen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Gewinnen werden die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Zonen, verlieren dann die proletarischen Zonen, wo sich der Massenarbeiter konzentriert und damit auch die industrielle Reservearmee unter der Hartz IV-Diktatur. Armutsquartiere sind und waren immer Hochinzidenzgebiete, Hochinfektionsgebiete, denn Armut führt notwendig zu Infektionskrankheiten, Epidemien, Pandemien etc. Da hilft es auch nicht, die Arbeit einzustellen, um das Infektionsrisiko zu senken. Jedoch die Quartiere der Kernbelegschaften und der mittleren und höheren Schichten des Kleinbürgertums bleiben von der repressiven Einschließung durch die Bourgeoisie relativ verschont. Die „Zero-Covid“ Forderung in der Arbeiterklasse haben ihre materielle Basis in den Kernbelegschaften und berücksichtigen nur im geringen Maße die Interessen der Randbelegschaften und der industriellen Reservearmee- des Massenarbeiters. Es reicht nicht, die Arbeitsplätze im Sinne von „Zero-Covid“ umzugestalten, d.h. es ist keine betriebliche Frage, sondern eine Klassenfrage und diese geht weit über den konkreten Arbeitsplatz/Ausbeutungsplatz hinaus. Es nützt nichts, die Arbeitsplätz im Sinne von „Zero Covid“ umzugestalten, wenn die konkreten Reproduktionsbedingungen nicht dementsprechend geändert werden. „Home office“ nutzt nichts, wenn die konkreten Reproduktionsbedingungen nicht dafür ausgelegt sind. Der Nährboden für die Ausbreitung der SARS-Corona-Pandemie ist die Armut. Und die Armut kann nicht mit Impfen bekämpft werden, sondern nur politisch. Wo es Armut gibt, gibt es Infektionskrankheiten etc. Dies kann man mit medizinischen Impfen nicht verhindern. Die Armutsbedingungen überspielen jede medizinische Impfung. Mit „Zero-Covid“ werden dann „Gefährdungsräume“ mit „Gefährdern“ konstruiert, die dann auch baulich von den anderen Zonen abgegrenzt werden. In der Konsequenz läuft es auf eine antiproletarische Apartheidspolitik hinaus, denn die untersten Schichten der Arbeiterklasse sind doppelt gefährlich, als Träger von Pandemien und politisch unzuverlässig. Dies eine bedingt das andere, zumindest aus der Sicht des Kapitals. Da hilft auch keine willkürliche Unterfütterung von „Zero-Covid“ mit sozialen Forderungen, denn diese sozialen Forderungen können nicht sofort umgesetzt werden, wohl aber die Einteilung in Zonen und ihrer repressiven Befestigung. Eine „Zero-Covid“-Politik ist nichts anderes als eine als „sozial“ getarnte Counterinsurgency-Politik. Es geht um die restlose Erfassung der Arbeiterklasse, ihrer Bewegungen, ihrer sozialen Kontakte zum Zwecke der „Sicherheitsüberprüfung“. Der „Impfpass“ ist nur Tarnung und Einstieg in diese Politik. „Zero Covid“ ist im Kapitalismus unmöglich und verlangt sofortigen revolutionären Bruch mit dem Kapitalismus als Vorbedingung für eine revolutionäre Zero-Covid-Politik. Erst wenn die Armutsquartiere aufgehoben sind und dies ist erst dann der Fall, wenn die Diktatur des Proletariats realisiert wurde, kann es eine „Zero-Covid“-Politik Erfolg haben. Im Kapitalismus scheitert „Zero-Covid“ an den kapitalistischen Produktionsverhältnissen und wird zu einer scharfen Waffe des Kapitals gegen die Arbeiterklasse. Erst „Zero-Kapitalismus“ macht „Zero-Covid“ möglich, nicht umgekehrt, denn das materielle Primat liegt in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen. Pandemien sind ein Produkt von Klassengesellschaften, hier konkret der kapitalistischen Klassengesellschaft und werden nur dann verschwinden, wenn die konkrete Klassengesellschaft verschwindet. Krankheiten und Pandemien außerhalb der Klassengesellschaft gibt es nicht. Damit sind Krankheiten und Pandemien immer nur ein Produkt der konkreten Klassengesellschaft. Wird die konkrete Klassengesellschaft bekämpft, wird die Ursache von Krankheiten und Pandemien bekämpft, werden nur die Krankheiten und Pandemien bekämpft, werden nur Symptome bekämpft. Eine materialistische Gesundheitspolitik stellt den Klassencharakter von Gesundheit und Krankheit in den Mittelpunkt und nicht „Krankheit“ und „Pandemie“ isoliert von der konkreten Klassengesellschaft, denn sonst würde man „Krankheit“ und „Pandemie“ verdinglichen. Das materielle Primat von „Gesundheit“ und Krankheit“ ist immer die objektive Klassenlage. Die objektive Klassenlage entscheidet über Gesundheit, Krankheit und Pandemie, d.h. konkret, daß die SARS-Corona-Pandemie kein Problem für die Bourgeoisie und den mittleren Schichten des Kleinbürgertums ist, sondern ein Problem für die Arbeiterklasse, keine Frage der Medizin, sondern eine Frage der Sozialmedizin, keine Frage des Impfens, sondern eine Frage der konkreten Arbeits-und Lebensbedingungen auf nationaler und internationaler Ebene, eine Frage der konkreten proletarischen Politik. Nicht die SARS-Corona-Pandemie ist gefährlich, sondern die kapitalistische Klassengesellschaft, welche eben diese Pandemie produziert. Es sind die materiellen Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse zu ändern und damit gegen das Kapital, gegen den bürgerlichen Staat, gegen den „Corona-Notstand“. Der „Corona-Notstand“ verhindert gerade die Änderung der konkreten Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterklasse und will die SARS-Corona-Pandemie nur innerhalb der kapitalistischen Produktionsverhältnisse auf „medizinische“ Weise lösen, d.h. durch Impfung und Ausgangssperre (Lockdown). Die Ausgangssperre ist endlich und bei Aufhebung derselben bricht sich die Pandemie wieder Bahn, denn die materielle Basis der SARS-Corona-Pandemie, wie aller Pandemien, sind die Armutsquartiere, die konkreten Arbeits- und Lebensbedingungen und eben daran scheitert auch jede Impfung, denn diese wird immer einem SARS-Corona-Virus, d.h. gegen die materiellen Bedingungen, die diesen SARS-Corona-Virus produzieren, unterlegen sein. SARS-Corona ist primär eine Armutskrankheit, eine Armutspandemie und betrifft vor allem die industrielle Reservearmee, die Randbelegschaften, welche sich unterhalb des Niveaus der gesellschaftlich notwendigen Reproduktion in prekärer Weise gesellschaftlich notwendig reproduzieren müssen. Die „Lockdown-Maßnahmen“ senken die gesellschaftlich notwendige Reproduktion weiter herab und führen somit zur Ausbreitung der SARS-Corona-Pandemie, statt die einzudämmen. Konkret: SARS-Corona ist eine Pandemie, eine Krankheit, die vor allem Hartz IV-Bezieher betrifft. Seit je her, seit der Entstehung von Klassengesellschaften, wurde immer die Armutsbevölkerung das Opfer von Pandemien und Seuchen. Daran hat sich auch im 21. Jahrhundert nichts geändert. Die Seuchenpolitik aller bisherigen Klassengesellschaften richtete sich gegen die Armutsbevölkerung, welche den Seuchen preis gegeben wurde und diente zum Schutz der herrschenden Klassen und damit zur Aufrechterhaltung der konkreten Klassengesellschaft, richtete sich immer konkret gegen die Armutsbevölkerung, welche aus der konkreten Klassengesellschaft ausgeschlossen und überwacht wurde. Das ist heute im 21. Jahrhundert in der Frage der SARS-Corona-Pandemie immer noch so und materialisiert sich auch in der Form einer möglichen „Zero-Covid“-Politik. Eine „Zero-Covid“-Politik tastet nicht grundsätzlich die kapitalistischen Produktionsverhältnisse an und bezieht sich zentral auf den bürgerlichen Notstandsstaat (nicht auf den bürgerlichen Staat in parlamentarisch-demokratischer Form) und geht repressiv gegen die Armutsbevölkerung (in urbanen Quartieren, in den „Heimen“ aller Art, in den Gefängnissen und Psychiatrien etc.) als möglichen Überträger der SARS-Corona-Pandemie vor, nicht aber gegen die SARS-Corona-Pandemie selbst, tarnt dieses repressive Vorgehen gegen die Armutsbevölkerung aber als Bekämpfung der SARS-Corona-Pandemie. Armut und Verelendung sind die materiellen Grundlagen für die Ausbreitung der SARS-Corona-Pandemie. Eine Armutsbekämpfung kann die Ausbreitung der SARS-Corona-Pandemie unter Kontrolle bringen, gelingt im Kapitalismus nur tendenziell und dies nur dann, wenn die Arbeiterklasse im Kapitalismus gewisse Rechte und Mitspracherechte hat, d.h. in einer „parlamentarisch-demokratischen“ Form des bürgerlichen Staates. Statt die Rechte der Arbeiterklasse, hier vor allen die Grundrechte, durch den Notstandsstaat einzuschränken, müßten diese ausgebaut werden, wenn man die SARS-Corona-Pandemie erfolgreich bekämpfen wollte. Die Russische Revolution verlegt sich nicht auf eine Impfpolitik. Die Massenimpfungen waren nur ein Moment in der revolutionären Umgestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Massen. Dies wurde erst in der Russischen Revolution möglich, nicht in einem kapitalistischen Staat. Erst in der proletarischen Revolution kann eine Pandemie erfolgreich bekämpft werden.

Die Ausgangssperre richtet sich zentral gegen die Armutsquartiere des Massenarbeiters, denn dort wird die SARS-Corona-Pandemie, wie alle anderen Pandemien gesellschaftlich notwendig reproduziert. Hier droht eine dauerhafte Ausgangssperre. „Zero Covid“ ist der Ruf nach einem „sozialen“ Notstand, nach einer „sozialen“ Ausgangssperre-Lockdown, nach einem Verhältnis, was nicht existiert und niemals existieren kann. Hier werden gefährliche Illusionen nach einem „progressiven“ Notstand genährt, was die gegenwärtige Verwirrung nur noch steigern kann. Notstand, Ausnahmezustand, ist immer die höchste Form der Reaktion. Einen „sozialen“ Notstand kann es ebenso wenig geben, wie einen „sozialen Kapitalismus“. Der „Corona-Notstand“ des Kapitals gegen die Arbeiterklasse kann nicht mit „sozialen“ Forderungen entschärft werden. Notstand und soziale Forderungen, bzw. Durchsetzung sozialer Forderungen vermittels Notstandsrechts sind zwei antagonistische Momente, die das Projekt scheitern lassen. Mit Notstand plus sozialen Forderungen kommt man nur in die Querfront als soziale und politische Massenbasis für den bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus), nicht aber zur sozialen und politischen Emanzipation. Auf diese Weise flankiert man die „Corona-Deflationspolitik“ und den „Corona-Notstand“. Mit „Zero Covid“ landet man noch nicht einmal im Reformismus, sondern im Zentrum der Reaktion. „Zero Covid“ ist der „linke“ Nationalliberalismus. Und vor allem heißt Querfront die Einbeziehung der Gewerkschaftsbürokratie in diese Front durch „Zuckerbrot und Peitsche“, wie eben auch die Einbeziehung der „gelben“ Zivilgesellschaft als Momente der „Nation,“ als staatserhaltende Kräfte gegen die subversiven, infizierten Momente, gegen die staatsfeindlichen Kräfte der Gesellschaft. Vor allem die Querfront bezieht sich auf die „Nation“ und sieht die „gelbe Zivilgesellschaft als nationale Sammlungsbewegung an und letztlich auch die originäre Zivilgesellschaft, denn diese steht unter dem Druck, sich der „gelben“ Zivilgesellschaft anzupassen oder zerschlagen zu werden. Die Parteien in einer Querfront spielen keine große Rolle, wohl aber die abstrakte Zivilgesellschaft, welche durch die Querfront militarisiert wird. Mit der Querfrontkonzeption wird versucht, auf proletarische, wie kleinbürgerliche Revolten zu reagieren, auch präventiv zu reagieren, sich an die Spitze eines diffusen Protestes zu setzten und den Protest im nationalliberalen Sinne zu kanalisieren. Statt auf die proletarischen und kleinbürgerlichen Revolten mit einem reformistischen Programm nach Demokratisierung der Gesellschaft und des Staates zu reagieren, reagiert die Querfront mit einer tiefengesellschaftlichen Militarisierung zum Schutz der „Nation“ vor dem „inneren und äußeren Feind“. Das Ziel ist die formierte Gesellschaft, die Unterordnung der Zivilgesellschaft unter die „Nation“ und die „Nation“ ist auch konkret die „nationale“ Gesundheit.“ Zum Schutz der (nationalen) Gesundheit muß dann auch der „Corona-Notstand“ akzeptiert werden. Die „nationale Sicherheit“ wird zum höchsten Ziel erklärt, zu einem Ziel, daß außerhalb der politischen Verhandlung ist und somit ein Tabu darstellt. Nun wird die „nationale Sicherheit“ angeblich durch die SARS-Corona-Pandemie bedroht und deshalb muß der „Corona-Notstand“ realisiert werden. Wer dies in Zweifel zieht und auf eine demokratische Antwort auf die SARS-Corona-Pandemie besteht, wird zum Staatsfeind erklärt. Um das Ziel „Zero Covid“ zu erreichen, muß auf den Notstand zurückgegriffen werden, der sozial nur ein wenig besser unterfüttert werden muß. Diese Position ist nicht neu und hat Geschichte. Dafür steht der „Deutsche Herbst“ und der Hamburger Notstand im Juli 2017zum G-20 Gipfel. Während der Notstand im Deutschen Herbst (einschließlich der Morde von Stammheim) und der Hamburger Notstand 2017 nur die aktivistischen Kader betraf, ist mit dem Corona-Notstand die gesamte Arbeiterklasse betroffen. Der Hamburger G-20 Notstand war nur eine Übung für eine nationale Notstandslage. Die Massen wurden schon länger auf einen nationalen Notstand vorbereitet und somit hat der Notstand schon vor seiner Realisation in der Zivilgesellschaft, vor allem in der „gelben“ Zivilgesellschaft tiefe Wurzeln geschlagen. In der „gelben“ Zivilgesellschaft ist der Notstand akzeptiert und ein ganz normales Mittel, um die „Corona-Politik“ oder die Anti-Klimawandel- Politik“ zu realisieren. Schon im Hamburger Notstand im Juli 2017 kam es zu einer engen Zusammenarbeit zwischen dem lokalen Notstandsstaat und der „gelben“ Zivilgesellschaft. Die staatliche und private Finanzierung von Organisationen der „Zivilgesellschaft“ durch den bürgerlichen Staat oder durch das Kapital stellt die bürgerliche Kontrolle über die „gelbe“ Zivilgesellschaft sicher und zwingt auch die Organisationen der Zivilgesellschaft zur Anpassung an den Kurs des bürgerlichen Staates, wenn diese bestehen bleiben wollen. Die Zivilgesellschaft ist wesentlich durch den bürgerlichen Staat durchstaatlicht und durch das Kapital durchkapitalisiert und ist somit zentral gegen die Arbeiterklasse gerichtet, soll auch von innen heraus einen kleinbürgerlichen Druck auf die proletarischen Massenorganisationen aufbauen. Die „gelbe“ Zivilgesellschaft ist objektiv gegen die proletarische „Zivilgesellschaft“ gerichtet und nimmt die Form eines „Trojanischen Pferdes“ gegenüber der Arbeiterklasse ein. „Zero Covid“ ist ein trojanisches Pferd der Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse und kann nur im Klassenkampf um die Diktatur des Proletariats überwunden werden, konkret im Klassenkampf um die Zerschlagung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und damit um die Zerschlagung des bürgerlichen Staates. Erst mit der gewaltsamen Zerschlagung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und des bürgerlichen Staates, die Beseitigung der verfassungsmäßigen Ordnung, ist der Weg frei für die Diktatur des Proletariats und erst dann ist der Weg frei, zur erfolgreichen Bekämpfung der SARS-Corona-Pandemie, erst dann ist „Zero Covid“ realistisch. Die Arbeiterklasse verteidigt ihre Eroberungen im Kapitalismus, nicht die verfassungsmäßige Ordnung (hingegen bezieht sich der „linke Neoliberalismus“ der Anti-Corona-Proteste positiv auf die verfassungsmäßige Ordnung), d.h. sie vereidigt ihre Eroberungen mit revolutionären Mitteln gegen den bürgerlichen Notstandsstaat und zielt über die verfassungsmäßige Ordnung hinaus, zielt auf die Diktatur des Proletariats und lehnt die FDGO grundsätzlich ab. Somit werden die Eroberungen der Arbeiterklasse im Kapitalismus mit dem offensiven Ziel der Diktatur des Proletariats verteidigt, wenn nötig auch durch den „roten Terror“, den kollektiven Terror des revolutionären Bürgerkrieges.

Die SARS-Corona-Pandemie ist eine Klassenfrage und keine primäre medizinische Frage, kann nur politisch im Klassenkampf gelöst werden, aber niemals mit medizinischen Mitteln. Und die Lösung der „Corona-Frage“ ist die Diktatur des Proletariats. Das SARS-Corona-Virus ist keine „Naturkatastrophe,“ denn „Natur“ existiert nur in „Gesellschaft“ und ist somit gesellschaftliche Natur, konkret kapitalistische Natur, d.h. das SARS-Corona-Virus hat eine Klassennatur, eine kapitalistische Natur, einen kapitalistischen Klassencharakter, ist ein Produkt des Kapitalismus und nicht der „Natur,“ sowie die „Natur“ immer nur Klassennatur sein kann. Es gibt keine „Natur“ außerhalb der Klassen-Natur. Die Naturgeschichte, wie die Naturwissenschaft, sind immer nur Momente innerhalb der Geschichte, d.h. der sozialen Geschichte, der Menschheitsgeschichte und damit der Klassengeschichte, welche die Geschichte von Klassenkämpfen ist. Jede Wissenschaft, auch die „Naturwissenschaft,“ ist ein Produkt der jeweiligen Klassengesellschaft, ist ein Produkt von Klassenkämpfen und ihre Ergebnisse sind immer politische Ergebnisse und niemals neutral, sind immer Ergebnisse des Klassenkampfes und immer organisch mit der Ideologie der herrschenden Klasse und der beherrschten Klassen vermittelt, wobei das materielle Primat in der herrschenden Klasse liegt, welche die konkrete Produktionsweise garantiert. Der „Blinde Fleck“ der verdinglichten „Naturwissenschaft“ ist die soziale und somit politische Dimension von „Natur“ „Naturgeschichte“ und „Naturwissenschaft“ selbst, die Verdinglichung und somit ideelle Verselbständigung der „Natur“ vom „Sozialen“, von der konkreten historischen Klassengesellschaft. Dieser „Blinde Fleck“ der Naturwissenschaft ist die materielle Basis für die naturwissenschaftliche Ideologie innerhalb der „Naturwissenschaft“ und so ist „Naturwissenschaft“ immer „Naturwissenschaft“ und „naturwissenschaftliche Ideologie“ als übergreifende Einheit ihrer Widersprüche gesetzt und strukturell immer an die herrschende Klasse angebunden. Ausnahmen bestätigen die Regel und beziehen sich auf die unterworfenen Klassen. Versucht die „Naturwissenschaft“ ihre Verdinglichung aufzuheben, kommt sie den beherrschten Klassen nahe, findet ihre soziale und historische Erdung wieder. Besteht die „Naturwissenschaft“ darauf „Naturwissenschaft“ zu sein, über den Klassen zu stehen, neutral zu sein, steht sie der herrschenden Klasse nahe. “Naturwissenschaft“ ist nur dann „Naturwissenschaft“, wenn sie keine „Naturwissenschaft“ ist. „Naturwissenschaft“ die „Naturwissenschaft“ ist, ist Ideologie, Ideologie der herrschenden Klasse. Die Bourgeoisie versucht die reale Klassengeschichte der SARS-Corona-Pandemie als eine ideelle Naturgeschichte umzudeuten und festigt so seine Klassenherrschaft über das Proletariat. Nur wenn die Genese der SARS-Corona-Pandemie vom Kopf auf die Füße gestellt wird, kann die SARS-Corona-Pandemie unter Kontrolle gebracht werden.

Die Juli-Revolten in Tunesien, ausgelöst durch die „Corona-Krise,“ haben zu einem Putsch geführt, indem der Präsident die Regierung absetzt, daß Parlament für einen Monat suspendiert und ein Notstand ausgerufen wird. Der Putsch wird von einer großen Massenbewegung begrüßt. Der Notstandsstaat führt seine Verhandlungen mit der Zivilgesellschaft. Es ist ein Putsch auf der Basis einer großen Revolte gegen die bisherige Regierungspolitik und soll die Revolten kanalisieren.

Der „linke“ Neoliberalismus wandelt sich immer mehr zum „linken“ Nationalliberalismus. Während sich der „linke Neoliberalismus“ auf die individuellen Freiheiten des Kapitalismus bei gleichzeitiger Identitätspolitik bezog und so die kollektiven Freiheitsrechte angriff, bezieht sich der „linke“ Nationalliberalismus auf einen „starken Staat“, welcher die individuellen und kollektiven Freiheitsrechte der Arbeiterklasse drastisch einschränkt und im Gegenzug ein geringes Mindestniveau der gesellschaftlichen Reproduktion der Arbeiterklasse garantiert, gebunden an die politische Loyalität dem bürgerlichen Staat gegenüber. Der Neoliberalismus konnte nur dann hegemonial werden, wenn er sein enges Feld verließ und die Interessen des Kleinbürgertums aufgriff, zum „linken“ Neoliberalismus mutierte. Ebenso muß der Nationalliberalismus sich dem Kleinbürgertum hin öffnen und diesem eine Perspektive bieten. Nur einen „starken“ Staat im Angebot zu haben reicht nicht aus. Es bedarf eines Mindestniveaus der gesellschaftlichen Reproduktion der Arbeiterklasse und des Kleinbürgertums als politische Perspektive, um das Kleinbürgertum an den „starken Staat“ des autoritären Kapitalismus zu binden und eine nationale Identität herauszubilden. Im Nationalliberalismus erscheint der bürgerliche Staat als Retter vor der Not des Kapitalismus, als „Vater Staat,“ der seinen Untertanen Gutes zukommen läßt. Während sich der „linke Neoliberalismus auf den „Bürger“ und den „Vertrag“ bezieht, bezieht sich der „linke Nationalliberalismus“ auf den „Untertan“ und auf „Befehl und Gehorsam“. Im „linken Nationalliberalismus“ wird die tendenzielle politische Entmündigung akzeptiert als Preis für den (sozialen)-Schutz durch den „starken“ bürgerlichen Staat. Mit der „Corona-Krise“ verschieben sich die politischen Gewichte in Richtung „linker Nationalliberalismus,“ welcher die Massenloyalität für den „Corona-Notstand“ organisiert. Der „starke Staat“ im „linken“ bzw. „progressiven“ Gewand, der „starke Staat“ nicht als „strafender Vater“, sondern als „gütiger Vater“. Wenn der „Staat“ die Sicherheit der Gesellschaft garantiert, dann hat die Gesellschaft die Sicherheit des „Staates“ zu garantieren und seine Handlungen nicht zu hinterfragen, sondern zu unterstützten. Auf diese Weise wird der Notstand zu einer technischen Notwendigkeit, denn die „Experten“, d.h. die Hierarchien der bürgerlichen Gesellschaft insgesamt, vor allem im bürgerlichen Staat und im individuellen Kapitalkommando, treten deutlicher hervor und verlangen Glauben und Gehorsam. Kritik an den Entscheidungen der vermeintlichen „Experten“ wird nicht geduldet und damit keine freie demokratische Diskussion. Wer sich diesen vermeintlichen „Experten“ der Bourgeoisie widersetzt, kommt in die Zangen der Repression. Die „Corona-Krise“ illustriert diese historische Tendenz und zeigt in aller Konkretheit auf, wie schnell, in einer gesellschaftlichen Schocksituation, sich die politischen Gewichte verschieben können. Der Nationalliberalismus und auch der „linke“ Nationalliberalismus, werden zur politischen Massenbasis für den bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus). In den Zeiten einer großen Krise und ein gesellschaftlicher Schock ist so eine große Krise, kann das Kleinbürgertum sehr schnell seine politischen Formen wechseln und genau entgegengesetzte Positionen vertreten. Nur das Proletariat kann das Kleinbürgertum einen und eine revolutionäre Perspektive bieten. Geschieht dies nicht, dann verfällt das Kleinbürgertum in einen nationalliberalen Fanatismus, konkret in einer „Corona-Hysterie“ und wird zu einer großen Gefahr für die Arbeiterklasse. Schon jetzt gelingt dem wildgewordenen Kleinbürgertum und damit letztlich der Bourgeoisie, welche dann politisch über das Kleinbürgertum hinaus auf die Arbeiterklasse zielt, die Paralyse der proletarischen Massenorganisationen. Es sind keinerlei Ansätze auf den Gewerkschaften erkennbar, welche sich dem „Corona-Notstand“ des Kapitals gegen die Arbeiterklasse widersetzen. Es wird eine „Corona-Deflationspolitik“ ohne großen proletarischen Widerstand realisiert. Doch dies nicht aus Angst vor der SARS-Corona-Pandemie, sondern aus Angst vor der repressiven Reaktion des bürgerlichen Staates in Form des Notstandsstaates. Der „Corona-Notstandsstaat“ geht mit großer psychischer und physischer Härte gegen die kleinste Abweichung oder Kritik am „Corona-Notstand“ vor. Eine politische Diskussion über eine politische Alternative zur „Corona-Notstandspolitik“ soll mit aller Härte schon im Ansatz verhindert werden. Es geht zentral um Einschüchterung und Abschreckung. Bis jetzt ist es dem „Corona-Notstandsstaat“ gut gelungen, sich eine nationalliberale politische Massenbasis zu sichern. Der gesellschaftliche Schock der „Corona-Pandemie“ war der Grund für diese Entwicklung. Durch den plötzlichen Zusammenbruch des neoliberalen Klassenalltags entstand ein Vakuum, welches vom Nationalliberalismus gefüllt wurde, dessen zentrales Diktum die „nationale Sicherheit“ ist.

Eine Minderheit blieb bei den neoliberalen, „links-neoliberalen,“ Positionen. Besonders aus dem alten Kleinbürgertum, welches erheblich von der „Corona-Krise“ betroffen ist. Die abhängigen Selbständigen fallen durch das ökonomische und soziale Netz. Vor allem in den Sektoren Tourismus, Gastronomie und Kulturindustrie, welche in der neoliberalen Epoche des Kapitalismus ausgebaut wurden, konzentriert sich das alte Kleinbürgertum und hier müssen in der „Corona-Krise“ die größten Opfer erbracht werden, denn diese Sektoren werden derzeit abgewickelt. Es nutzt dem alten Kleinbürgertum in den Sektoren Tourismus, Gastronomie und Kulturindustrie nichts, wenn sie zum „starken Staat“ flüchten, denn der „starke Staat“ ist es, der sie in den Massenkonkurs treibt. So bleiben sie ihren „links-neoliberalen“ Positionen treu und kämpfen für die „alte“ neoliberale Normalität. Die Anti-Corona-Proteste sind der materielle Ausdruck dieser historischen Entwicklung. Die materiellen Lasten der „Corona-Krise“ möchte das alte Kleinbürgertum, welche derzeit die Hauptlast trägt, auf die Arbeiterklasse abwälzen. Das alte Kleinbürgertum ist nicht grundsätzlich gegen den Notstand, wohl aber gegen den gegenwärtigen „Corona-Notstand“. So unterstützt auch die nationalliberale AfD den Protest des alten Kleinbürgertums gegen den „Corona-Notstand.“ Nicht weil die AfD gegen den Notstand ist, sondern weil ihr der Notstand nicht weit genug geht. Wenn der „Corona-Notstand“ noch deutlicher als bisher gegen die Arbeiterklasse gerichtet wäre, würde auch die AfD den „Corona-Notstand“ unterstützten, es also nur um die Umverteilung der Kosten zwischen dem alten Kleinbürgertum und der Arbeiterklasse und dem neuen (lohnabhängigen) Kleinbürgertum zu Lasten der Arbeiterklasse und des neuen Kleinbürgertums. Der Anti-Corona-Protest des alten Kleinbürgertums unter der Form von „Querdenken“ ist rückwärts, neoliberal, zurückgebunden und somit elitär. Doch der alte neoliberale Kapitalismus wird nicht mehr zurückkommen, er mußte dem multipolaren Kapitalismus Platz machen und dieser wird den Kapitalismus neu organisieren. Es fehlt dem gegenwärtigen Corona-Protest das egalitäre Moment aus der Arbeiterklasse. Nur über egalitäre Positionen können faschistische Organisationen aus den Anti-Corona-Protesten gedrängt werden.

Während „Querdenken“ am deutlichsten den Neoliberalismus und hier besonders den „linken Neoliberalismus“ präsentiert, präsentiert „Zero Covid“ den Nationalliberalismus und hier besonders den „linken Nationalliberalismus“ sehr deutlich. Beides sind für die Arbeiterklasse keine fortschrittlichen, progressiven Perspektiven. Querdenken“ und „Zero Covid“ sind gleichermaßen reaktionär, denn sie spiegeln konkret spezifisch die Interessen der verschiedenen Kapitalfraktionen, nicht aber die historischen Interessen der Arbeiterklasse. Nur in einer proletarischen Einheitsfront gegen „Querdenken“ und „Zero Covid“ liegt die proletarische Perspektive der „Corona-Krise“.

Der „Corona-Notstand“ öffnet den Weg für das Paradigma der Pflicht und damit der Pflicht- und Zwangsdienste. Die Diskussion um die Impfpflicht bereitet den Boden für die Verpflichtung der Arbeiterklasse in besondere Dienste im Sinne einer inneren Militarisierung. Es wird eine Impfpflicht angedroht, aber bisher auf einen indirekten Zwang zur Impfung gesetzt, indem den Verweigerern einer Anti-Corona-Impfung dauerhaft die Grundrechte zu großen Teilen entzogen werden. Impfen-Pflicht-Solidarität., sagt die „Corona-Propaganda. Damit ist das Tor für die Institutionalisierung von Pflicht- und Zwangsdiensten weit geöffnet.

Die Diskussion um die Corona-Impfpflicht bereitet weitere Diskussionen um Pflicht- oder Zwangsdienste vor. Vor allem geht es um die Reaktivierung der Wehrpflicht. Die Wehrpflicht ist nur ausgesetzt, nicht aufgehoben und kann jederzeit wieder aktiviert werden. Die gegenwärtigen historischen Umbrüche führen zur inneren und äußeren Aufrüstung und haben potentiell die Reaktivierung der Wehrpflicht in sich. Dies gilt nicht nur für den deutschen Imperialismus, sondern für die gesamte imperialistische Kette. Dann heißt es: Militärdienst ist gelebte Solidarität an der Nation. Die Bourgeoisie benutzt den Begriff „Solidarität“ in Verbindung mit dem Begriff „Nation“. Die individuellen und kollektiven Rechte haben hinter den „Rechten“ der „Nation“ zurückzustehen und so wäre dann die Aktivierung der Wehrpflicht gerechtfertigt. Und mit der Aktivierung wird auch gleichzeitig der Wehrersatzdienst bzw. der „Zivildienst“ aktiviert. Diesen würde dann die Bourgeoisie dann gerne als allgemeinen Zivildienst erweitern und damit vor allem auf Frauen ausweiten. Der allgemeine Dienst an der Nation im Sinne eines Zivilschutzkorps.

Auch ohne die Aktivierung der Wehrpflicht gibt es einen zentralen Zwangsdienst in Deutschland. Im Hartz IV –Regime sind kommunale Arbeitsgelegenheiten verpflichtend für Langzeitarbeitslose. Werden diese Arbeitsgelegenheiten abgelehnt, folgen Sanktionen von den Hartz IV-Behörden, die bis zur Totalsanktionen reichen können und damit in die Obdachlosigkeit führen. Im Hartz IV-System gibt es eine Arbeitspflicht, jede zumutbare Arbeit anzunehmen oder den Arbeitseinsatz in den kommunalen Arbeitsgelegenheiten, die keine regulären Arbeitsverhältnisse sind. Auch hier wäre jeder Widerstand gegen diese Zwangs- und Pflichtdienste ein Angriff auf die „nationale Sicherheit“ bzw. auf das „nationale Wohl“ und damit nicht nur ein krimineller Angriff, sondern ein Akt des „Terrorismus,“ einer speziellen Kriminalitätskategorie, die beim Hochverrat angesiedelt ist und der höchsten Repression des bürgerlichen Staates unterliegt. Durch den Zangenangriff von Notstand und Identitätspolitik wird die Arbeiterklasse in die Defensive gebracht; der Notstand greift von außen ein, während die Identitätspolitik als innere Schiene der Repression dient, indem sie spaltet und offen den bürgerlichen Staat in Notstandsform von innen heraus unterstützt. Die „gelbe“ Zivilgesellschaft des bürgerlichen Staates marschiert unter der Fahne der Identitätspolitik und die innere Struktur der Identitätspolitik, die „Definitionsmacht“ der Identitätspolitik ist gut anschlußfähig an einen bürgerlichen Notstandsstaat. „Definitionsmacht“ ist ein anderer Begriff für das individuelle und kollektive Kapitalkommando, welches sich in einem bürgerlichen Ausnahmestaat (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) auf den Begriff bringt. Die „Identitätspolitik“ der „gelben“ Zivilgesellschaft ist der ideologische Ausdruck des Notstandsstaates, Vorbereitung und Krönung. Im Notstandsstaat findet sich die „Identitätspolitik“ zu sich selbst. Mit dem „identitären“ Notstandsstaat gegen die Arbeiterklasse.

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Die versteckte Impfpflicht gegen den SARS-Corona-Virus ist der Test für weitere repressive Maßnahmen. Wer die Impfung gegen SARS-Corona mit den unzuverlässigen Impfstoffen verweigert, wird bewußt aus der Gesellschaft ausgegrenzt und langsam kriminalisiert, erst Recht dann, wenn sich offen gegen eine Impfpflicht ausgesprochen wird. Eine Impfung aus eigener Entscheidung lehnt die Bourgeoise ab, die Impfentscheidung wird aufgezwungen Es geht nur um die Frage, wie zuverlässig sind die gegenwärtigen Impfstoffe. Und die gegenwärtigen Impfstoffe sind unzuverlässig, sie haben nur eine Notfallzulassung, d.h. sie wurden nicht langwierigen Prüfungen unterzogen, sondern einfach zugelassen. Impfungen sind eine Waffe im Kampf gegen Pandemien, aber sie müssen zuverlässig sein und nicht Produkte des Profits und der Staatsräson und sind nur kleines Moment in der Pandemie-Bekämpfung. Notwendig ist vor allem die Verbesserung der Arbeits- und Lebendbedingungen in den Armutsquartieren. Dies kann nur die Diktatur des Proletariats verwirklichen, nicht aber der Kapitalismus. Der Kapitalismus und sein bürgerlicher Staat verhindern eine erfolgreiche „Zero-Covoid“-Politik und müssen beseitigt werden. Es kommt nur den proletarischen Doppelherrschaftsorganen das Recht zu, Anti-Corona-Maßnahmen zu treffen. Hier ist an der Arbeiterkontrolle und den bestehenden Vertrauensleutestrukturen, Betriebsratsstrukturen und neu entstehenden proletarischen Strukturen anzuknüpfen, welche autonom die Corona-Pandemie-Bekämpfung in eigene Hände nehmen, gegen das Kapitalkommando und gegen den bürgerlichen Staat. Eine Klassenzusammenarbeit mit dem jeweiligen Kapitalkommando und mit dem bürgerlichen Staat, noch dazu in der Form des Notstandsstaates, wird als Klassenverrat abgelehnt. Die Klassenzusammenarbeit mit dem Kapital in Form des bürgerlichen Ausnahmestaates (Bonapartismus, Diktatur, Faschismus) führt geradewegs in die Querfront.

Im Kapitalismus ist die Entwicklung von Impfstoff nur eine Ware unter vielen Waren und die Politik der herrschenden Klasse verfügt über den Impfstoff und zwar gegen die Arbeiterklasse. Dies schafft Mißtrauen und Impfverweigerung. Der bürgerliche Staat benutzt den indirekten Zwang, um die Massen dahin zu bringen, daß sie unzuverlässige Impfstoffe akzeptiert, während der bürgerliche Staat alles versucht, eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Armutsquartieren zu verhindern, denn diese gehen auf Kosten des Profits des Kapitals, während die „Impfung“ eine kostengünstige Lösung für das Kapital wäre. Dies geschieht vermittels „Zuckerbrot und Peitsche“. Der bürgerliche Staat fordert von seinen Untertanen bedingungslosen Gehorsam. Wer sich dem Befehl des bürgerlichen Staates in dieser Frage verweigert, wird als semi-Krimineller behandelt, als potentieller Terrorist. Es geht nur in zweiter Linie um die Frage der SARS-Corona-Impfung; in erster Linie geht es um den Gehorsam. Wer dem bürgerlichen Staat den Gehorsam verweigert, ist ein Staatsfeind, ist ein „Terrorist“. Wer sich zu Beginn der Impfkampagne impfen ließ, ist ein guter Untertan, denn er gehorchte sofort und kämpfte eigenständig um Termine für eine Impfung und akzeptierte damit die Position und die Sichtweise des bürgerlichen Staates. Ein zuverlässiger Untertan. Ein schlechter Untertan ist die Person, welche sich erst dann impfen läßt, als es schon genug Impfstoff gab. Dies wird vom bürgerlichen Staat als Mißtrauen geben über ihn gewertet und damit als staatsfeindliche Handlung. Die Einen stehen hinter der Impfung und damit hinter dem bürgerlichen Staat, die anderen lassen sich nur notgedrungen Impfen und zeigen deutlich ihre oppositionelle Haltung in den Augen des bürgerlichen Staates. Für den bürgerlichen Staat ist die Impfkampagne gegen die SARS-Corona-Pandemie gleichzeitig auch ein Loyalitätstest für die Untertanen. Die Impfkampagne ist nur Mittel zum Zweck, zur Einschwörung der Massen auf den autoritären Kapitalismus. Es werden noch weitere Zwangsmaßnamen auf die Arbeiterklasse zukommen. Dies ist nur der Anfang. Über die „Corona-Impfkampagne“ läuft die Zurichtung und Abrichtung der Arbeiterklasse, sie ist ein Einstieg für weitere Disziplinierungsmaßnahmen der Bourgeoisie. Eine neutrale Impfkampagne des bürgerlichen Staates kann es nicht geben. Jedes Handeln ist Klassenhandeln. Deutlich wird dies an der Behandlung des impfskeptischen Teils der unterworfenen Klassen. Sie werden offen als Staatsfeinde, als Bürger zweiter Klasse behandelt, da sie sich gar nicht oder nur spät impfen lassen wollen. Zur Strafe soll diesen impfskeptischen Teil der unterworfenen Klassen dann Grundrechte entzogen werden, während der geimpfte Teil der unterworfenen Klassen diese in der Tendenz zurückbehält. Hinter der indirekten Impfpflicht steht die Wehrpflicht, steht die Pflicht zum Zivildienst, steht die Hartz IV-Pflicht zur Arbeit und die Hartz IV-Zwangsarbeit. Die Disziplinierung der Arbeiterklasse über das Hartz IV-System ist die materielle Basis für den „Corona-Notstand“ und die verdeckte Impfpflicht wirkt wieder auf die Repression des Hartz IV-Systems zurück und verstärkt die Repression des Hartz IV-Systems. Ohne weiteres kann der Hartz IV-Bezieher noch weiter isoliert werden, vor allen von den „Tafeln“, die notwendig sind, um die gesellschaftlich notwendige Reproduktion tendenziell zu sichern. Es wird sogar darüber diskutiert, eine Triage gegen nicht geimpfte Personen einzuführen. Mit dem gleichen Recht kann dann später gefordert werden, auch andere Verhaltensweisen unter ein Behandlungsverbot zu subsumieren. Eine Kontrolle über die konkreten Verhaltensweisen kann über verpflichtende Biosensoren erfolgen. Schon heute werden Biosensoren von vielen Personen freiwillig benutzt. Der Impfpass ist nur der Anfang in der Disziplinierung der Arbeiterklasse, der Einstieg in die restlose Erfassung der Arbeiterklasse.

3. Die proletarische Antwort

-Radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich, ansetzend an der alltäglichen Sabotage der Ausbeutung und international organisiert.

-Arbeiterkontrolle über die Produktion als erster Schritt zu proletarischen Doppelherrschaftsorganen

Aufbau proletarischer Hundertschaften gegen die Repression des bürgerlichen Staates und seiner neofaschistischen Organisationen

Iwan Nikolajew Hamburg im September 2021 Maulwurf/RS

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2.) von Oben       —     Just a burnout

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3.) von Oben        —     Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin am 29. August 2020.

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KOLUMNE * ERNSTHAFT?

Erstellt von Redaktion am 4. September 2021

Lessons learned in Afghanistan ?

Von Ulrike Winkelmann

Es wird jetzt viel über die Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan gesprochen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass dadurch etwas besser würde.

Das Englische kann so viel geschmeidiger sein als das Deutsche, eindrücklicher auch. Selbst wenn die deutsche Vokabel eigentlich parat steht, bietet sich die englische Vokabel daneben oft geradezu an, passgenau, mundgerecht. Das gilt insbesondere dann, wenn über etwas auf Englisch mindestens so viel geredet wird wie auf Deutsch, und das trifft auf den Krieg in Afghanistan nun unbedingt zu.

Deshalb jedenfalls hallt in meinem Kopf der Begriff von den „lessons learned“ schon lange nach, den Lehren („gelernte Lehren“ würden wir ja nicht sagen), die aus dem Afghanistan-Krieg zu ziehen wären.

„Was sind unsere lessons learned?“, riefen viele, die den Einsatz in Afghanistan schon früh schieflaufen sahen. Es antwortete aber niemand – jedenfalls niemand Zuständiges. Und nein, die „Fortschrittsberichte“ der Bundesregierung zu Afghanistan waren kein Ersatz, auch wenn sie kritische Töne enthielten. (Habe den ersten dieser Berichte von Ende 2010 gerade vor mir: Tatsächlich ist da bereits zu lesen, dass die Laune der Afghaninnen und Afghanen sank. Sie waren frustriert vom Einsatz des Westens.)

Ulrike Winkelmann - Zukunft des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (34715387826).jpg

Nun standen ja schon lange unangenehme Erkenntnisse im Raum herum und warteten nur darauf, angesprochen zu werden. Ein Beispiel, das viele KennerInnen des Landes beschreiben: Jahrelang wollte die Bundesregierung den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan dadurch moralisch aufwerten, dass sie ihn mit ziviler Hilfe verband, mit Brunnen-, Schul- und Brückenbau. Militär und Entwicklungshilfe gingen vor Ort also Hand in Hand.

Immer schön auf die anderen verweisen

„Vernetzte Sicherheit“ hieß das, mehrere Verteidigungsminister in Folge sprachen davon. Bei Franz Josef Jung klang es im hessischen Idiom besonders weich und zivil. Doch für die Afghaninnen und Afghanen war die „lesson learned“, dass Aufbau und militärische Besatzung eigentlich das gleiche waren. Brunnen-, Schul- und Straßenbau wurden so zu einer militärischen Besatzungsaktion – und jedenfalls nicht der afghanischen Regierung in Kabul zugeschrieben, die überflüssig wirkte. Es war ein Staatsaufbau, der dem aufzubauenden Staat keine Anerkennung verschaffte.

Quelle      :          TAZ-online       >>>>>       weiterlesen

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DL – Tagesticker 04.09.2021

Erstellt von Redaktion am 4. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Auf den Foto sehen nicht Alle gerade Glücklich aus. Acht Reiter schauen auf einen lahmenden Gaul welcher nicht einmal einen Sattel trägt! In einer solchen Situation helfen nicht einmal mehr die härtesten Sporen, da Dieselben bekanntlich nicht am Kopf zum Einsatz kommen.

„Wir wollen dem Staat ein Update verpassen“

1.) CDU-Wahlkampf

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet startet mit einem achtköpfigen Team in den Endspurt zur Bundestagswahl. Vier Männer und vier Frauen gehören dazu. Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) geht mit einem Expertenteam in den Endspurt vor der Bundestagswahl. 23 Tage vor der Wahl gehe es jetzt um Inhalte, sagte Laschet in der CDU-Zentrale in Berlin. „Kreative Ideen jetzt auf den Punkt zu bringen, das ist das, was wir uns vorgenommen haben.“ Sein Team bestehe aus „Experten und Expertinnen, die etwas anderes machen als schlicht Experimente ideologischer Art“ Laschet betonte, für ihn sei es als Parteivorsitzender und als Kanzlerkandidat immer wichtig gewesen, dass die CDU als Team sichtbar sei. Er habe acht Expertinnen und Experten berufen, die „neue Ideen für die Zukunft“ hätten. Sie stünden für das, was die Union nach der Wahl am 26. September umsetzen wolle. Laschet präsentierte vier Männer und vier Frauen für sein „Zukunftsteam“. Für Wirtschaft und Finanzen soll Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz zuständig sein. Merz hob hervor, es sei jetzt wichtig, „dass wir das Land entfesseln“ und Wachstumspotenziale nutzten. Vizeunionsfraktionschef Andreas Jung soll sich um die Themen Klima und Energie kümmern, Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) um Digitales. Sie kündigte an, „einen neuen digitalen Turbo zünden“ zu wollen, unter anderem mit einem Ministerium für Innovation und Transformation. „Wir wollen dem Staat ein Update verpassen“, sagte Bär.

Zeit-online

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Niemand hatte doch in den USA gesagt, das wichtige Meldungen sofort an den zuständigen Innenminister weitergeleitet werden sollten? Stellte sich aber hier nicht als erste Frage warum Namen geschwärzt werden sollten? In einer Demokratie mit einer Pechschwarzen Regierung, wo aus kleinen Wunden ab und an ein roter Tropen Lebenssaft quillt ?

War wirklich niemand vorbereitet? Hätte Deutschland früher handeln können?

2.) Geheimer Afghanistan-Bericht gibt Rätsel auf

Niemand war darauf vorbereitet, wie schnell Afghanistan komplett in die Hände der Taliban fiel. Oder? Ein geheimer Drahtbericht der deutschen Botschaft aus Washington deutet darauf hin, dass die Verantwortlichen früher hätten reagieren können. Der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan war ein Debakel. Selbst Bundeskanzlerin Merkel gab vergangene Woche zu, dass Deutschland die Entwicklungen unterschätzt habe. Doch mit einer Reuebekundung ist es nicht getan: Verschiedene Parteien im Bundestag fordern weitere Aufklärung in Sachen Afghanistan. So auch die FDP. Ihre verteidigungspolitische Sprecherin Marie-Agnes Strack-Zimmermann verlangt laut „Welt“ vom Wehrressort die Einsicht in einen geheimen Drahtbericht der deutschen Botschafterin in Washington, Emily Haber, an das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium vom Freitag, den 6. August. Hat Deutschland bei der Evakuierung in Afghanistan wertvolle Zeit verschenkt? Ihre Vermutung: Der Bericht habe Hinweise auf den bestehenden Truppenabzug der Amerikaner enthalten. Wäre das der Fall, stellt sich die Frage, wieso die Vorbereitungen zur Evakuierung erst eine Woche später, am 13. August, begannen. Wurde wertvolle Zeit verschenkt?

Focus-online

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Wurde Hier vielleicht ganz Bewusst etwas auf die lange Bank geschoben, um nicht auf die Lobgesänge von „Ich hab die Haare schön“ auf den kurz bevorstehenden Geburtstag verzichten zu müssen. Nicht nur Autolobbyisten-Innen hatten in diesem Land schon immer lange Arme, sondern auch sehr große Hände. Aber selbst dort sind alle wichtigen Posten auf viele Jahre hinaus nicht nur in großen, sondern auch in festen Händen und brauchen sich nicht in Wahlen außer Hauses zu stellen.

Umweltverbände drohen Konzernen:

3.) Klimaklage gegen VW und Co.

Umweltverbände fordern von deutschen Autobauern und dem Energieproduzenten Wintershall Dea, ihre Geschäfte zu ändern. Andernfalls wollen sie klagen. Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wollen mit Klimaklagen gegen deutsche Unternehmen vorgehen. Zunächst wurden VW, Daimler und BMW sowie der Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea aber aufgefordert, ihre Geschäftspolitik freiwillig zu ändern. Die Ankündigung der beiden Verbände erfolgte wenige Tage, bevor am Dienstag die Internationale Automobil-Ausstellung in München eröffnet wird. Die Umweltverbände verlangen von den Autobauern, dass sie den Verkauf von Pkw mit Verbrennungsmotoren bis 2030 stark reduzieren und ab 2030 ganz einstellen. Wintershall Dea soll bereits ab 2026 keine neuen Öl- und Gasfelder mehr erschließen. Wintershall Dea gehört zu zwei Dritteln dem Chemie-Unternehmen BASF und bezeichnet sich als „führenden unabhängigen Erdöl- und Erdgaskonzern Europas“. Am Donnerstagabend hat Greenpeace-Anwältin Roda Verheyen ein so genanntes Anspruchs-schreiben an Europas größten Autobauer VW geschickt. Wenn der Konzern nicht bis Ende Oktober eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgibt, will sie im Namen der Greenpeace-Geschäftsführer und der Aktivistin Clara Mayer (Friday for Future) beim Landgericht Braunschweig klagen. DUH-Anwalt Remo Klinger hat ähnliche Schreiben an Daimler, BMW und Wintershall Dea formuliert. Zuständig wären hier die Landgerichte in Stuttgart, München und Kassel.

TAZ-online

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Auf eine, wie schon unter Kohl angekündigte politische Wende wird die CDU wohl noch sehr lange warten müssen, da auch entsprechende Personen nicht akzeptiert wurden. Anders ist es nicht zu erklären wie die mass-geblichen Posten in Regierung sowie in wichtigen Behörden genau so  besetzt wurden und werden.

Wie die CDU sich in der Zeit von Merkels Kanzlerschaft verändert hat

4.) Von wegen sozial demokratisiert

Sozialpolitisch ist die CDU während der Kanzlerschaft Angela Merkels nicht nach links gerückt, gesellschaftspolitisch hat sie schlicht Wand­lungsprozesse nachvollzogen. Angela Merkel wollte sich nicht lumpen lassen. Eigentlich halte sie sich ja seit der Abgabe des CDU-Parteivorsitzes 2018 »grundsätzlich aus Wahlkampfveranstaltungen heraus«, sagte die Bundeskanzlerin am 21.August beim offiziellen Wahlkampfauftakt der Union im Berliner Tempodrom, denn: »Alles hat seine Zeit.« Aber dann sprach sie eben doch beim Wahlkampfauftakt. In ihrer Rede erinnerte sie daran, dass in den 72 Jahren seit der Gründung der Bundesrepublik 52 Jahre lang die Union den Kanzler beziehungsweise die Kanzlerin gestellt hat. Das sei »kein Anlass zum Stolz, sondern dass ist Anlass zu Demut«, sagte sie. Bis auf wenige Ausnahmen – 1972, 1998 und 2002 – wurden die Unionsparteien bei Bundestagswahlen stets stärkste Kraft, bisweilen mit einem gehörigen Vorsprung vor der SPD. Bei Konrad Adenauers erfolgreichster Wahl 1957 betrug der Abstand 18,4 Prozentpunkte, 1983 waren es unter Helmut Kohl 10,6 und 2013 unter Merkel 15,8. Adenauer regierte 14 Jahre, wie Kohl wird Merkel wohl die 16 Jahre voll machen. Alle drei waren prägend für die CDU. Dabei orientierten sie sich weniger an Grundsatzprogrammen als daran, was sie für politisch notwendig hielten. Die Partei folgte ihnen, solange sie Erfolg hatten. Die CDU war und ist ein Kanzlerwahlverein.

Jungle.world-online

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Müsste es nicht ziemlich einfach sein, nach den gemachten Erfahrungen mit Kriegsführungen, alle Uniformen abzuschaffen? Aber so ist Welt nun einmal politisiert, denn zur Durchführung solcher Vorhaben müsste sich erst einmal die sich hinter den Uniformen versteckenden Politiker als Taugenichtse und Volkschmarotzer selber eliminieren. Und diese Weltweit: Der Traum aller ehrbaren Bürger.

Die Widerständigen: Nein zum Krieg

5.) AFGHANISTAN UND IRAK

Die Logik des Kriegs triumphiert über die Chancen des Friedens: Dass das scheitern muss, wussten manche schon vor 20 Jahren. Zwanzig Jahre nach dem Al-Kaida-Angriff auf New York bleiben uns allen, die älter sind als die jüngste Generation, die Bilder des Terroranschlages ins visuelle Gedächtnis eingebrannt. Der Schock des 11. September hat Europäern wie Amerikanern die Illusion genommen, in einem einigermaßen sicheren, unantastbaren Teil der Welt zu leben. Nur so ist zu erklären, dass die Reaktion der US-Administration, einen „unbegrenzten Krieg gegen den Terror“ zu führen und Afghanistan anzugreifen, von den Nato-Partnerstaaten beinahe vorbehaltlos als Bündnispflicht mitgetragen wurde. George W. Bushs Ultimatum „Jedes Land in jeder Region muss sich jetzt entscheiden – entweder es steht an unserer Seite oder an der Seite der Terroristen,“ veranlasste Bundeskanzler Schröder zur Versicherung der „uneingeschränkten Solidarität“. So gerieten deutsche Soldaten in einen Krieg, der jahrelang nicht als solcher bezeichnet werden sollte. Für die USA, allen voran Donald Rumsfeld und seine Mannschaft, war Afghanistan als Hort der Taliban und ihrer Al-Kaida-Verbündeten nur ein erstes Ziel. Anti-Terror-Krieg: Schröders Mut

FR-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

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Militäreinsatz im Sahel

Erstellt von Redaktion am 3. September 2021

Wird der Sahel zum zweiten Afghanistan?

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Von Katrin Gänsler

In Sahelstaaten wie Mali und Niger ist die Regierung vielerorts abwesend. Um jungen Menschen Perspektiven aufzuzeigen, braucht es langfristige Strategien.

 

Es ist unklar, wie viele Menschen täglich in den Sahelstaaten Mali, Burkina Faso und Niger durch Angriffe und Überfälle ums Leben kommen. An manchen dürften es Dutzende sein. In die internationalen Nachrichten schaffen es nur die ganz großen Attacken wie jene in Burkina Faso von Mitte August, als mehr als 80 Menschen bei dem Anschlag auf einen Konvoi aus Militär, Zi­vi­lis­t*in­nen und Selbstverteidigungsmilizen ermordet wurden.

Mutmaßlich Dschihadisten überfielen ihn 25 Kilometer entfernt von der Stadt Gorgadji, die im Norden und in der Nähe der Grenzen zu Niger und Mali liegt. Präsident Roch Marc Christian Kaboré ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Anschlag.

Eine Staatstrauer ist zwar ein wichtiges Symbol. Doch sie hilft weder, den Konflikt zu lösen, noch den Opfern und deren Familien. Deshalb ist es höchste Zeit, langfristige Strategien zu entwickeln, damit die Region nicht komplett verloren geht.

Wie rasend schnell die Kontrolle entgleiten kann, zeigt ein kurzer Blick zurück: Noch vor sechs Jahren war es kein Problem, Burkina Faso mit dem Bus zu bereisen. Heute birgt jede Überlandfahrt ein enormes Risiko. Nach dem Putsch in Mali 2012 war man in Mopti, im Zentrum des Landes, sicher. Heute leben besonders dort die Menschen in Angst und beschreiben, wie Dschihadisten in den umliegenden Dörfern auf sie lauern.

Die abwesende Staatsmacht

Einer der Gründe: Die Staatsmacht ist in ländlichen Regionen de facto abwesend – und genau das muss sich dringend ändern, so schwer es auch sein mag. Weit weg von den Hauptstädten, häufig in Grenznähe, haben die Angriffe einst begonnen. Hier staatliche Präsenz zu zeigen, verhindert nicht jeden Anschlag, setzt aber für die Bevölkerung ein Zeichen: Wir sind da und auf eurer Seite, gegen den Terror.

Vielerorts versucht die örtliche Bevölkerung, sich ohne Unterstützung – meist erfolglos – gegen Terroristen zu wehren. Aus der Region Tillabéri im Südwesten des Niger wird berichtet, dass es den Dörfern mitunter gelinge, eine kleine Zahl von Terroristen und Banditen zu vertreiben, wenn diese Vieh, Nahrungsmittel oder Benzin stehlen wollen. Doch die Angreifer kommen zurück und verüben aus Rache oft Massaker.

Doch staatliche Präsenz allein reicht nicht. Vor allem auf dem Land braucht es Infrastruktur wie Straßen, Gesundheitseinrichtungen und Schulen sowie Perspektiven für die junge Generation. Letztere zu schaffen, wird die größte Herausforderung sein. Auch in weitaus stabileren Nachbarländern südlich des Sahels gelingt das häufig nicht. Sehr viele Menschen fühlen sich abgehängt. Mali, wo die Sahel-Krise vor knapp zehn Jahren begann, ist das Paradebeispiel dafür, dass eine rein militärische Lösung nicht funktioniert.

Dschihadisten dringen immer weiter in den Süden vor

Seit 2013 sind dort Zehntausende internationale Sol­da­t*in­nen stationiert, auch deutsche, die das Land stabilisieren, die malischen Streitkräfte (FAMa) ausbilden und die Terroristen bekämpfen sollen. Aus Gao und Timbuktu heißt es zwar, dass die Städte sicherer geworden sind, nicht aber das Umland. Andernorts hat sich die Lage sogar verschlechtert.

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Albträume von wilden Mörderjungen in Uniform ?

Bewaffnete dringen immer weiter nach Süden vor. Gut möglich, dass die Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime (Jnim) weniger Kämpfer hat als die französische Antiterrorismuseinheit Barkhane. Trotzdem ist Jnim derzeit für die Mehrzahl der Anschläge in Mali und Burkina Faso verantwortlich.

Aus all diesen Gründen ist Mali in den vergangenen Wochen häufig als neues Afghanistan bezeichnet worden. Der Vergleich klingt plausibel und trifft doch nicht zu. In Mali operieren zwar Terroristen, die Dörfer besetzen, Männern das Rauchen verbieten und Frauen dazu zwingen, sich zu verschleiern. Doch in der ganzen Region sind viele Mitglieder der Bewegungen eher Söldner, die weniger ideologische und religiöse, sondern starke finanzielle Motive haben. Alle drei Länder liegen auf den untersten zehn Plätzen des Entwicklungsindexes der Vereinten Nationen.

Quelle           :         TAZ-online           >>>>>        weiterlesen

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CSU-Chef Markus Söder

Erstellt von Redaktion am 3. September 2021

Der bayerische Scheinriese

2021-07-12 Markus Söder 0125.JPG

Eine Kolumne von Bettina Gaus

Woher nimmt Markus Söder die Chuzpe, sich als Retter der Nation aufzuspielen, der landauf, landab als Kandidat und Kanzler herbeigesehnt wird? Tatsächlich droht dem Bayern eine ernüchternde Bundestagswahlnacht.

Es passiert ja nicht so selten, dass jemand die Backen aufbläst, der dazu eigentlich keinen Anlass hat. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat diese Technik bis zur Meisterschaft verfeinert – ohne dass dies allerdings weithin aufzufallen scheint. Dafür gibt es Gründe.

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Unten        —       Maischberger, Sendung vom 14. Dezember 2016. Produziert vom WDR. Thema der Sendung: „Wutbürger gegen Gutmenschen: Verliert die Demokratie?“ Foto: Bettina Gaus („taz“-Journalistin)

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Akt Zwei -Afghanistan !

Erstellt von Redaktion am 3. September 2021

„Trauerspiel Afghanistan“: Zweiter Akt

Taliban Fighters in Kabul, August 17 2021.png

Quelle      :      Ständige Publikumskonferenz der öffentlichen Medien e.V.

Von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Der Wertewesten führt seinen terroristischen Kolonialkrieg weiter. Mit anderen Mitteln.

Ist es Ihnen auch aufgefallen? Die Bundeswehr stellte in Afghanistan 20 Jahre lang eine Besatzertruppe von durchschnittlich 2.500 Soldaten (Höchststand vor zehn Jahren: 5433 Soldaten; im März 2021 waren es noch knapp 1.100). (1) Doch jetzt müssen, laut Außenminister Maas und Tagesschau, „mehr als 40.000 afghanische Ortskräfte der Bundeswehr“ (2) aus ihrem Heimatland heraus- und in Deutschland in Sicherheit gebracht werden. Pro Bundeswehrsoldat circa 17 Hiwis. Die ARD-aktuell-Hofberichterstatter fanden das keiner Nachfrage wert.

Bei dem Bombenattentat am Flughafen Kabul „haben Terroristen des ‚Islamischen Staates‘ zahlreiche Afghaninnen und Afghanen sowie 13 US-Soldaten getötet“(3) Wie viele Tote das „zahlreich“ bedeutet, bezifferte die Tagesschau nicht mal überschlägig. Dass darunter auch Menschen waren, die im Kugelhagel durchgeknallter US-Soldaten starben, verschwieg sie gleich ganz. Die GIs hatten nach der Explosion wahllos in die Menschenmenge geballert. (4)

Es ist schon beeindruckend, wie es unseren Mainstream-Medien unter Führung ihres „Flaggschiffs“ Tagesschau gelingt, selbst in Berichten von den aktuellen Panikszenen am Kabuler Flughafen von den Verbrechen der westlichen Besatzer in Afghanistan abzulenken und sie “unsichtbar” zu machen. (5) Bis heute – und trotz der verdienten Niederlage in diesem zwanzigjährigen Kolonialkrieg – propagiert die transatlantische Medienmeute das Bild vom edlen Kampf für „Demokratie und Menschenrechte“, in dem es leider nicht gelungen sei, in Afghanistan rechtsstaatliche Ordnung zu schaffen. Woran die Afghanen selbst schuld seien. Die verantwortlichen US-NATO-Polit-Eliten werden zwar jetzt wegen ihrer Fehleinschätzungen und Versäumnisse beim Abzug gescholten, aber die Frage nach der Verantwortung für die monströsen Kriegsverbrechen in Afghanistan wird (immer noch) nicht aufgeworfen. (6) Konsequente Ermittlung und Strafverfolgung finden nicht statt.

Die oberflächlichen Bildreportagen vom chaotischen Rückzug aus Kabul verstellen den Blick dafür, dass auch die deutsche Außenpolitik ihre verbrecherischen Komponenten hat. ARD-aktuell, wichtigste deutsche Nachrichtenredaktion, hat laut Gesetz „die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung zu berücksichtigen“ (7), und praktiziert doch das genaue Gegenteil: Durch ihre Selektion, Distraktion und Fragmentierung von Fakten behindert sie eine qualifizierte Meinungsbildung.

Ein paar Zahlen: 

Vom 1. Januar 2016 bis zum 31. Dezember 2020 bestanden ihre rund 130 Afghanistan-Beiträge zu fast 50 Prozent aus Sensationsberichten über Terror-Anschläge und sonstige katastrophale Ereignisse. Wobei selbstverständlich die US-Drohnenbombardements und ungezählte Luftangriffe der alliierten Streitkräfte nicht erwähnt wurden. 20 Prozent waren pure Übernahmen von regierungsoffiziellen Verlautbarungen über Bundeswehr- und Militärangelegenheiten. Nur knapp 10 Prozent der Reportagen spiegelten die gesellschaftlichen Verhältnisse der afghanischen Bevölkerung, zumeist der städtischen. Kontinuierliche, unabhängige Information über die Ziele und Ergebnisse des Bundeswehr-Engagements hatte die Tagesschau nicht zu bieten. Das zentrale Problem des Landes stand völlig außerhalb ihrer Betrachtung: Afghanistan mit seinen 39 Millionen Einwohnern rangiert bis heute auf Platz 8 der ärmsten Länder der Welt – mit einem Pro-Kopf-Einkommen von jährlich nur 438 Dollar. (8) (Deutschland: 41 621 Euro. [9])

Nicht zu fassen

Weder die Bundeskanzlerin noch einer ihrer Minister noch gar der einzelne Abgeordnete wüssten präzise zu sagen, wieviele Milliarden Euro genau aus Deutschland am Himalaya eigentlich verpulvert wurden – 7 Milliarden, 17 Milliarden, 47 Milliarden, X-Milliarden? Auch der Bundesrechnungshof weiß es nicht. (10, 11) Ein Offenbarungseid, aber kein Thema für die Tagesschau-Redaktion. Um Legendenbildungen vorzubeugen: Die Antwort der Bundesregierung auf eine entsprechende Anfrage der Linksfraktion, es seien 12,1 Milliarden Euro für Afghanistan ausgegeben worden (12), erlaubt nur einen Blick auf einen Teil des Verteidigungshaushalts, auf andere Etats und verdeckte Zahlungen aber nicht.

Bereits vor 11 Jahren bekannte eine NDR-Redaktionsleiterin: „Über die Lage in Afghanistan erfährt man nichts.“ (13)  2007 schrieb der ehemalige NVA-Offizier und spätere deutsche Militärattaché in Kabul, Oberstleutnant Jürgen Heiducoff, dem damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier:

„…  Wenn immer mehr zivile Opfer und unsägliches Leid durch die eigenen Militärs unter der Zivilbevölkerung produziert werden, dann eignet sich das Mittel der militärischen Gewalt nicht, um die Probleme in diesem Land zu lösen. … Tragen Sie bitte dazu bei, die weitere Eskalation der militärischen Gewalt in AFG zu stoppen.“ (14)

Heiducoff musste seinen Platz räumen. Steinmeier hingegen nahm Platz auf Schloss Bellevue. Von dort verkündete er kürzlich, nach der Katastrophe in Kabul, gestützt auf seine gewaltigen Gedächtnislücken:

„Wir erleben in diesen Tagen eine menschliche Tragödie, für die wir Mitverantwortung tragen, und eine politische Zäsur, die uns erschüttert und die Welt verändern wird“. (15)

„Wir, Bundespräsident von Gottes Gnaden“, meinte er nicht. „Ich trage Mitverantwortung“, sagte er nicht. Vielmehr schob er die Verantwortung von sich auf uns alle und zelebrierte sich dabei selbst als edelmütig-betroffen. Der Grüßaugust der Nation weiß, er kann nicht mehr dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass er entgegen dem Willen von zwei Dritteln der Deutschen immer für die Auslandseinsätze der Bundeswehr stand und steht.

Die Beleidigung des denkenden Bürgers

Fast genau zwei Jahrzehnte dauerte der Kolonialkrieg der USA und der NATO gegen Afghanistan. Kolonialkrieg, richtig, denn die regierungsoffizielle Behauptung, man wolle das Land mit Demokratie und Menschenrechten beglücken, war eine ebensolche Beleidigung des denkenden Bürgers wie das Sozialdemokraten-Wort „Deutschlands Freiheit wird auch am Hindukusch verteidigt“. In einem Anfall von Aufrichtigkeit hat der einstige Bundespräsident Horst Köhler einmal gesagt, in Afghanistan gebe es nicht nur den Terrorismus, sondern auch Seltene Erden. (16, 17) Wenig später sah er sich zum Rücktritt gezwungen.

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Mitgegangen – Mitgefangen?

Rund 3.600 Soldaten der westlichen „Wertegemeinschaft“ WWG ließen bis 2020 in diesem Krieg ihr Leben. Auch sie sind mitverantwortlich dafür, dass in Afghanistan und im benachbarten Pakistan rund 241.000 Menschen umgebracht wurden. Die allermeisten Opfer waren Frauen, Kinder und Alte sowie Soldaten der regulären afghanischen Armee und Polizisten. Die Kriegskosten für die USA betrugen 2,3 Billionen (!) Dollar. (18) Das ist mehr als das Hundertfache des jährlichen afghanischen Brutto-Inlandsprodukts von 19 Milliarden Dollar.

Das Verbrecherische dieses Krieges wurde der Öffentlichkeit nie wirklich bewusst. Ursache für diesen „Erfolg“ bei der Pflege unserer Unbedarftheit waren Falschaussage, Desinformation und Sprachregelung. Unsere nahezu gleichgeschalteten Massenmedien ließen sich von einer Politikerkaste briefen, deren Selbstbetrug sich mit ihrer Charakterlosigkeit die Waage hält:

„Da, wo wir konnten, haben wir geholfen, dass so etwas wie eine wache Zivilgesellschaft entsteht. Wir unterstützen junge Afghanen und noch mehr junge Afghaninnen, die ihre Gesellschaft moderner und offener machen wollen, immer noch gegen harte Widerstände. Ich darf Ihnen nach meinem letzten Besuch versichern: Auch das trägt Früchte.“ (Frank-Walter Steinmeier) (19)

Oder der hier:

„Gemeinsam mit den Menschen in Afghanistan arbeiten Sie seit zwei Jahrzehnten hart für die Sicherheit und eine bessere Zukunft dieses Landes. Ihre Leistungen und ihre Opfer sollten deshalb auch uns hier Verpflichtung sein, unser militärisches Engagement in Afghanistan verlässlich und verantwortlich zu beenden, sobald es die Bedingungen erlauben, um so dem Frieden in Afghanistan eine echte Chance zu geben“. (Heiko Maas) (20)

Fortgesetzte Heuchelei

Bis heute, zwanzig Jahre danach, ist sogar die Standardlüge noch im Schwange, die Taliban seien mitverantwortlich gewesen für die Terroranschläge am 11. September 2001 in New York und Washington. Nicht die „Bäckerblume“ oder ein ähnliches Käseblatt bringt das fertig, sondern die Tagesschau. (21) Den gerichtsfesten Beweis, Osama bin Laden habe sich namens der al-Qaida zu dem Anschlag bekannt, hat niemand je antreten können. Der frühere Außenminister Colin Powell betonte vielmehr in einem Interview mit der ‚New York Times‘, gegen Bin Laden habe es keine Indizien gegeben. Die Anklage sei vielmehr 

„ein Rechtsfall, der nicht einmal vor einem normalen Strafgericht standhalten würde.“ (22)

Vor diesem Hintergrund wirkt die vorgebliche Sorge der WWG um die afghanischen Frauen erst recht heuchlerisch. Perverses Denken rechnet Menschenleben gegen Frauenrechte auf. (23) Die Sendungen der ARD-aktuell sind voll von diesem Gejammer. Dass zehntausende afghanischer Frauen mit ihren Kindern bei US-Drohnenangriffen von US- und NATO-Soldaten massakriert wurden, war dagegen kein vorrangiges Thema. Dass sich die Bundesluftwaffe seit Ende 2009 aktiv an den Bombenflügen der Royal Air Force im Süden Afghanistans beteiligt hatte (24) und wahrscheinlich ebenfalls für den Tod ungezählter Frauen mitverantwortlich ist, fand die Tagesschau nie einer eigenen Nachforschung wert.

„Schießereien, Schnitte in Ohren, Nase und Hals, sexueller Missbrauch … und andere Formen der Brutalität gegen afghanische Frauen sind zur Routine geworden“: 2014, während der Präsidentschaft Hamid Karsais, wurde in Kabul ein Gesetz beschlossen, das Männern, die Frauen misshandeln, „praktisch Straffreiheit garantiert“. (25)

Karsai war eine Marionette der USA. Folglich tauchte in der Tagesschau keine Meldung über sein frauenfeindliches Regime auf.

Synonym für Kollaborateur

Von den Tagesschau-notorischen „mindestens 40.000 afghanischen Ortskräften der Bundeswehr“ war eingangs schon die Rede. Insgesamt hat der in Afghanistan engagierte Werte-Westen 250.000 solcher Personen vorerst „im Stich gelassen“ (26), lässt darüber aber dicke Krokodilstränen fließen. Ein Experte der muslimischen Welt, der in Syrien lebende Franzose Thierry Meyssan (Herausgeber von Voltaire-Netz), hat eine andere Bezeichnung für diese Hilfskräfte der westlichen Besatzer: Er nennt sie schlichtweg „Kollaborateure“ und erinnert daran, dass viele von ihnen „Blut an den Händen“ haben. (27)

Diesen „Ortskräften“ – wer war der Erfinder dieses verschleiernden Begriffs? – gilt nun auch Deutschlands demonstratives Mitgefühl. Wir wollen ja immer auf Seiten der „Guten“ stehen. Das berücksichtigen unsere politischen Entscheidungsträger bei ihrem Lippenbekenntnis zur Verantwortung für die Ortskräfte. Hintenherum bemühen sich Außenminister Maas und Innenminister Seehofer derweil, die Einreise dieser und aller anderen Fluchtwilligen nach Deutschland zu blockieren. (28)

Maas düste mit vielen geldwerten Versprechen im Gepäck gleich nach dem deutschen Abzug aus Afghanistan in dessen Nachbarländer. Es galt, dort Aufnahmebereitschaft und Internierungslager für afghanische Flüchtlinge zu organisieren. Die Tagesschau übernahm die Schaumschlägerei und meldete, Maas verhandle hauptsächlich über eine sichere Durchreise für die Ortskräfte auf deren Weg nach Deutschland. (29) Gewohnheitslügner, alle miteinander.

Weder die Kanzlerin noch einer ihrer Minister bekannten sich mitschuldig am schändlichen Abgang aus Afghanistan. Vom Blitzerfolg der Taliban beim Vormarsch auf Kabul wollen sie alle gemeinsam überrascht worden sein. Dass dies entweder Eingeständnis vollkommener politischer Unfähigkeit oder glatte Lüge ist, ließ die ARD-aktuell kalt. Schuld an dem Desaster sind, folgt man einem zur Ablenkung entwickelten „Narrativ“, die rund 160.000 feigen und treulosen Soldaten der afghanischen Armee. Die seien, obwohl bestens ausgerüstet, ja schlichtweg davongelaufen, wie wir nun der Tagesschau abkaufen sollen.

Solch primitives Besatzer-Denken nimmt sich heraus, die mehr als 66.000 gefallenen afghanischen Soldaten und zweihunderttausend Verwundeten zu ignorieren, die dabei halfen, „Deutschlands Freiheit am Hindukusch“ zu verteidigen. (30)

Afghanisches Kanonenfutter

Nach dem strategischen Konzept der westlichen Besatzer waren Polizei und Armee Afghanistans nur Lieferanten von Kanonenfutter. Bundeskanzlerin Merkel sprach schon vor Jahren von einer „Übergabestrategie in Verantwortung“. Sie meinte mit dieser zynischen Formel, dass der Großteil der Kämpfe von den einheimischen „Sicherheitskräften“ ausgetragen werden solle, ungeachtet der Gefahr eines Bürgerkrieges. Die Kampfhandlungen sollten eben

„Schritt für Schritt ein afghanischeres [sic!] Gesicht bekommen.“ (31)

Es ging um Kostensenkung im Besatzungsregime, nicht um afghanische Menschenleben und auch nicht um Entwicklung demokratischer Verhältnisse.  Deshalb hatten Armee und die Polizei Afghanistans zwanzigmal mehr Tote zu beklagen als die NATO-Truppen insgesamt. Dass die afghanische Armee sich binnen Tagen auflöste und ihre Soldaten desertierten oder zu den Taliban überliefen, weil sie nicht länger für ein korruptes Kolonialregime sterben wollten, ist keine Schande für sie, sondern der moralische Bankrott des “Wertewestens”.

 Carlos Latuff  hatte wohl ein gutes Näschen

Der tut nun so, als wolle er daraus die Lehren ziehen. Frieden und Freiheit für Afghanistan gewährt er nicht. Er setzt vielmehr sein Terrorregime mit anderen Mitteln fort. In den vergangenen zwanzig Jahren standen die USA und ihre Verbündeten dafür, dass die Afghanen vom Reichtum ihrer Bodenschätze (32) nicht den geringsten Nutzen hatten. Jetzt nehmen die Ex-Besatzer und Ausbeuter ihre Opfer endgültig in den Würgegriff.

Die USA beschlagnahmten Afghanistans 6 Milliarden Dollar Währungsreserven und kassierten seinen Goldvorrat von 1,2 Milliarden Dollar. Der Zugang zum Internationalen Währungsfonds wurde gesperrt. Die Bundesregierung, herzallerliebst, hatte schon zu Jahresbeginn die Entwicklungshilfe für Afghanistan gestoppt. Die EU hält eine weitere Milliarde Euro zurück. (33) Drei Viertel der afghanischen Bevölkerung leben eh schon weit unterhalb der Armutsgrenze, teils in unbeschreiblichem Elend.

Hilfe wäre dringend geboten, berichtete auch die Tagesschau. (34) Statt zu helfen, verschlimmert der Wertewesten die Situation. Wir, „die Guten“, schauen lieber dabei zu, wie die Taliban versuchen, gegen das Elend zu kämpfen. Und wehe ihnen, sollten sie sich um russische oder chinesische Partnerschaft bemühen.

Räuber und Mörder

Der klassische US-amerikanische Imperialismus: Ganze Nationen überfallen, ausrauben, ethnische und religiöse Gegensätze fürs Anzetteln von Bürgerkriegen nützen und damit „failed states“ (gescheiterte Staaten) schaffen, von denen aus sich die Weltregionen beherrschen lassen. Condoleezza Rice, von 2005 bis 2009 US-Außenministerin des Präsidenten George Dabbeljuh Bush, brachte diese Verbrechen auf den Begriff „kreatives Chaos schaffen“. Gerne nehmen die USA dafür die Dienste krimineller Söldner und islamistischer Terroristen in Anspruch. (35) Das Rezept bewährte sich für Washington nicht nur in Afghanistan, sondern später auch in Irak, Syrien, Libyen, Sudan und Somalia.

Die USA haben anscheinend schon vor längerer Zeit eine „Rattenlinie“ aus der von Terroristen beherrschten nordsyrischen Provinz Idlib nach Afghanistan eingerichtet. (36) Der russische Außenminister Lawrow warf den USA kürzlich unwidersprochen vor, ihre Mörderbande mit ungekennzeichneten Hubschraubern in Afghanistan abzusetzen und mit Waffen zu versorgen. (37) Verdächtig schnell bekamen diese Kopfabschneider die Bezeichnung „ISIS-K“. Sie sind Feinde der Taliban, und das dürfte sie bald zu unseren „Freunden“ machen. Dann wird dieses Geschmeiß in der Tagesschau wieder einmal zu „moderaten“ Rebellen mutieren.

Eines muss man den Schreibtischtätern der ARD-aktuell nämlich lassen: Sie verstehen es, unsere schändliche Abhängigkeit vom angloamerikanischen Machtkomplex und unsere totale gedankliche Auslieferung an denselben als gewollt und positiv darzustellen. Die grausamste Verbrecherpolitik wird uns mit dem Etikett „mehr Verantwortung übernehmen“ verhökert. Die Tagesschau macht uns blind für das, was Deutschlands unvergessener Fernsehjournalist Peter Scholl-Latour schon vor elf Jahren erkannte:

„Torheiten einer Regierung, die weder zu einer Außenpolitik noch zu einer Strategie fähig ist. (38)

Quellen und Anmerkungen:

  1. https://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verteidigungspolitik/238332/afghanistan-einsatz
  2. https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-44577.html
  3. https://www.tagesschau.de/ausland/anschlag-kabul-165.html
  4. http://www.news.cn/english/2021-08/31/c_1310158086.htm
  5. Mausfeld, „Warum schweigen die Lämmer?“, Westend, 2019, Seite 40.
  6. https://www.tagesschau.de/thema/afghanistan/
  7. https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/MStV/true
  8. https://www.laenderdaten.info/am-wenigsten-entwickelte-laender.php
  9. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161330/umfrage/entwicklung-des-bruttonationaleinkommens-bne-in-deutschland-pro-kopf/
  10. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159871/umfrage/kosten-fuer-den-bundeswehreinsatz-in-afghanistan-seit-2002/
  11. https://www.mitwelt.org/kosten-opfer-afghanistan-krieg
  12. https://dserver.bundestag.de/btd/19/283/1928361.pdf
  13. https://www.tagesschau.de/ausland/guttenbergafghanistan110.html
  14. https://anachrichten.de/blog/2021/08/26/ein-staatsoberhaupt-mit-gedachtnislucken/
  15. https://www.tagesschau.de/inland/afghanistan-1019.html
  16. https://neue-debatte.com/2021/08/26/demokratie-export-die-beleidigung-der-wahrheit/
  17. http://www.afghanistan-connection.de/koehler/
  18. https://watson.brown.edu/costsofwar/costs/human/civilians/afghan
  19. https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/140213-bm-bt-isaf/259898
  20. https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-bundestag-resolute-support/2445924
  21. https://www.tagesschau.de/regional/nordrheinwestfalen/wdr-story-42259.html
  22. https://www.wallstreet-online.de/community/posting-drucken/4912286
  23. https://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan/afghanistan-taliban-behoerden-103.html
  24. http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_10/LP10410_190410.pdf
  25. https://www.solidarwerkstatt.at/frieden-neutralitaet/afghanistankrieg-bitterkeit-und-zorn
  26. https://www.strategic-culture.org/news/2021/08/28/terror-attacks-in-kabul-suspiciously-on-cue-who-gains/
  27. https://www.voltairenet.org/article213829.html
  28. https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8688/
  29. https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-44557.html
  30. https://www.nzz.ch/international/afghanistan-die-gruende-fuer-das-klaegliche-scheitern-der-armee-ld.1640577
  31. https://www.imi-online.de/2011/11/14/experimentierfeld-af-2/
  32. https://www.schatzwert.de/rohstoffe/bodenschaetze/bodenschaetze-afghanistan/
  33. https://www.merkur.de/politik/geber-frieren-milliarden-fuer-afghanistan-ein-zr-90930527.html
  34. https://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan-konferenz-113.html
  35. https://www.hintergrund.de/globales/kriege/zerfall-und-neuordnung-im-nahen-osten/
  36. https://asiatimes.com/2021/08/who-profits-from-the-kabul-suicide-bombing/
  37. https://www.ibtimes.com/russia-claims-us-supplying-weapons-terrorists-afghanistan-unmarked-helicopters-2655899
  38. xttps://www.youtube.com/watch?v=w5awK8DcRvQ

Das Autoren-Team: 

Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 bis 2008 Mitarbeiter des NDR, zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.

Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Redakteur. 1975 bis 1996 Mitarbeiter des NDR, zunächst in der Tagesschau, von 1992 an in der Kulturredaktion für N3. Danach Lehrauftrag an der Fu-Jen-Universität in Taipeh.

Anmerkung der Autoren:

Unsere Beiträge stehen zur freien Verfügung, nichtkommerzielle Zwecke der Veröffentlichung vorausgesetzt. Wir schreiben nicht für Honorar, sondern gegen die „mediale Massenverblödung“ (in memoriam Peter Scholl-Latour). Die Texte werden vom Verein „Ständige Publikumskonferenz öffentlich-rechtlicher Medien e.V.“ dokumentiert: https://publikumskonferenz.de/blog

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Polizeigesetze-Versammlung

Erstellt von Redaktion am 3. September 2021

– und Pressefreiheit, Staatstrojaner …
Was das liberalste Deutschland, das es je gab, alles nicht aushält

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Quelle:    Scharf  —  Links

Von Renate Dillmann

Die öffentliche Meinung in Deutschland ist sich weitgehend einig, dass es in dieser Welt indiskutabel repressive und autoritäre „Regime“ gibt: Nordkorea und China zählen mit Sicherheit dazu, auch Putins Russland und die Mullahs im Iran. Und wenn man auch nicht so sehr viel weiß über diese Länder, ist man sich sicher: In diesen Ländern wird die Meinungs-und Pressefreiheit mit Füßen getreten, es herrschen Zensur und allgegenwärtige staatliche Überwachung, Proteste und Demonstrationen, so es sie überhaupt gibt, werden niedergeschlagen, Teilnehmer und Aktivisten mit übelsten Polizeistaat-Methoden behandelt.

Warum ist das so? Die gängige Antwort lautet: Die dort regierenden Politiker haben keinen Respekt vor den Menschenrechten. Sie setzen den Machterhalt ihrer „Regime“, ob über Schein-Wahlen legitimiert oder nicht, über alles. Die deutsche Öffentlichkeit, ob Bürger oder Journalisten, verachten solche Staatswesen deshalb unisono.

Diese Verachtung begründet man damit, dass es „bei uns“ ganz anders zugeht. Hier in Deutschland sind Meinungs- und Pressefreiheit grundgesetzlich garantiert. Unsere Verfassung erlaubt Versammlungen und Demonstrationen. Als Lehre aus dem „Bösen“ des Nazi-Staats werden hohe rechtliche Ansprüche angelegt, wenn staatliche Exekutiv-Organe in diese Rechte eingreifen wollen. Geheime Dienste, die „natürlich“ auch das liberale Deutschland unterhält, um nach eigener Darstellung all diese Freiheiten gegen Gefahren von außen und innen zu schützen, stehen unter der Kontrolle des Parlaments und machen ihre Resultate teilweise sogar öffentlich, in einem jährlichen „Verfassungsschutzbericht“ etwa.

So ungefähr sieht das populäre Bild von der heutigen Staatenwelt aus.

Seltsames im Land der Guten und Freien

Schaut man – als in diesem Sinne politisch gebildeter Bürger oder von Sowi-Lehrern mit dem eigenen Staatswesen vertraut gemachte Schülerin – auf einige Ereignisse und Gesetzesvorhaben der letzten Zeit, müsste man eigentlich ins Grübeln geraten:

  1. Der Chefredakteur einer angesehenen Online-Zeitung wird von Nato- und EU-Ausschüssen der Desinformation bezichtigt.
  2. Die einzige linke Tageszeitung Deutschlands soll laut Bundesregierung finanziell in die Enge getrieben werden.
  3. Der deutsche Verfassungsschutz darf die Kommunikation seiner Bürger in den Messenger-Diensten mittels Staatstrojaner mitlesen.
  4. Das Demonstrationsrecht im größten deutschen Bundesland soll massiv verschärft werden.
  5. Eine Demonstration gegen dieses Vorhaben wurde von der Polizei gewaltsam attackiert.

Da vermutlich nicht alle diese Nachrichten allgemein bekannt sind, hier zunächst die etwas ausführlichere Version – mit den entsprechenden links.

  1. In einer Studie der Nato, die auch die EU veröffentlicht hat, wird der Tatbestand der „Informationswäsche in Deutschland“ untersucht. Darunter fassen die Autoren journalistische Positionen, die Zweifel an (außen)politischen Informationen bzw. Begründungen äußern. Untersucht werden die Themen COVID-19, EU-Sanktionen gegen Russland, Nord Stream 2 sowie die Vergiftung von Alexei Nawalny. Als Resultat wird der Tatbestand der „Desinformation“ festgehalten, als einer der „Hauptakteure“ wird neben Sputnik und RT Deutsch Florian Rötzer von Telepolis genannt. Rötzer hat im Fall Nawalny übrigens das getan, was guter Journalismus kann: Er lieferte gute Recherchen und fragte hartnäckig nach, z.B. hier.In Großbritannien ist zu sehen, was passieren kann, wenn ein Journalist Regierungsinteressen in die Quere kommt: Craig Murray, früher britischer Diplomat und inzwischen Journalist, der beharrlich den Assange-Fall begleitet, ist unter Vorwänden zu acht Monaten Gefängnis verurteilt worden. Seine Berichterstattung wird die Fortsetzung dieses Verfahrens nicht mehr stören.
  1. Anfang Mai 21 stellt sich die Bundesregierung nach einer Anfrage der Linkspartei explizit hinter die inzwischen gut fünfzehn Jahre andauernde Beobachtung einer linken Tageszeitung durch den Verfassungsschutz. Die dezidiert marxistische Position inklusive „Klassenbegriff“, Mobilisierung für linke Konferenzen und Demonstrationen sowie eine nicht genügende Distanzierung von Gewalt bei Befreiungsbewegungen der 3. Welt werden als Gründe angeführt; finanzielle Schädigung für die Tageszeitung als explizit gewollte Folgen genannt.
  1. Am 25.6.21 wird dem Verfassungsschutz per Gesetz erlaubt, auf die sogenannten Messenger-Dienste zuzugreifen und verschlüsselte Kommunikation der Bürger mitzulesen.
  1. Noch vor der Sommerpause 21 will die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ein neues Versammlungsgesetz verabschieden. Es erlaubt die (verdeckte) Überwachung und Aufzeichnung von Demonstrationen durch Drohnen und Hubschrauber; es verlangt (mehr) Daten über Anmelder und Ordner; es verbietet – außer der sogenannten „Vermummung“, mit der Protestierende einer Identifizierung vorbeugen wollen – einheitliche Kleidung, mit der ein inhaltliches Anliegen, aber auch „Militanz“ ausgedrückt wird. Gerade will Bayern mit einem neuen Artikel im Polizeiaufgabengesetz nachziehen, das eine anlasslose Personenüberprüfung bereits vor dem Zutritt zu Veranstaltungen bzw. Demonstrationen gestattet.
  1. Eine Demonstration gegen diese Pläne (Düsseldorf, 26.6.) wird von einem „massiven Polizeieinsatz“ „begleitet“, der den Geist des neuen Gesetzes vorweg nimmt. Die mediale Aufregung angesichts des behördlichen Einsatzes von „Reizgas und Einsatzmehrzweckstock“ (Presseerklärung der Polizei), stundenlanger Einkesselung von Hunderten Leuten, Abbruchs der Demonstration und vielen Verletzten (Video) gilt einem DPA-Fotografen, der zwischen die Fronten geraten war. Die Kommentare der Leser einer Düsseldorfer Zeitung bewegen sich zu einem nicht geringen Teil zwischen „der Fotograf wollte wieder mal nur die Polizeigewalt ablichten“ bis hin zu „geschieht der Antifa (wahlweise: den Kommunisten, den Chaoten, den Linken) sowieso Recht“…

Zusammengefasst: Nach außen – Richtung China, Belarus, Russland oder andere übliche Verdächtige – laute Anklagen gegen mangelnde Presse- und Demonstrationsfreiheit. Im Innern ständig zunehmende Repression: geheimdienstliche Schikanen gegen eine linke Tageszeitung und einen unbequemen Journalisten; ein neues Polizei- und Versammlungsrecht, das deutlich auf Abschreckung, Unterordnung und Kriminalisierung von Demonstrationen zielt; eine Polizei, die das schon mal durchexerziert, und Bürger, die dabei applaudieren – ohne dass all das das Bild von der freiheitlichen Gesellschaft irgendwie ankratzen könnte.

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Man kann jetzt natürlich abwinken – nach dem Motto: Was geht’s mich an? Oder sagen: In China und Nordkorea ist es sicher noch schlimmer. Das mag sein. Obwohl zumindest auffallen könnte, dass man dieses Argument in seiner ganzen Abstraktheit durchhalten kann, ohne das Geringste über Presse, Öffentlichkeit, Staat und Polizei hier wie dort zu wissen.

Man kann natürlich auch voll dafür sein, dass die Linken, die ewigen Nörgler und die Antifa was „in die Fresse“ kriegen, weil man der Auffassung ist, dass damit alles besser wird in diesem schönen Land. Man kann sich genau umgekehrt in der trüben Meinung bestätigt sehen, dass Deutschland im Kern eben doch ein faschistisches Land ist, das jetzt wieder seinen wahren Charakter enthüllt.

Oder – und das ist die Alternative, die ich hier vorschlage – man kann sich der Frage widmen, wie das alles zusammen gehört: Die Verankerung von Meinungs-,Presse- und Demonstrationsfreiheit im Grundgesetz, das Selbstbewusstsein von der Güte der deutschen Demokratie im Wettstreit der Staaten – und die oben zitierte Realität.

Wen das interessiert, der sollte weiter lesen.

Meinungs-, Presse- und Demonstrationsfreiheit

Die Gesellschaft, in der wir leben, beruht wesentlich darauf, dass ihre Mitglieder in wirtschaftlicher Konkurrenz zueinander versuchen, ihr „Glück zu schmieden“, also den für sie größtmöglichen Vorteil zu erlangen. Dabei brauchen sie sich einerseits: der Verkäufer den Kunden, der Mieter den Vermieter, der Unternehmer die Arbeitskräfte. Andererseits stehen sie mit ihren Interessen gegeneinander: Was zu zahlen ist und was dafür geliefert werden muss, ist und bleibt notwendigerweise strittig. Selbst wenn in Kauf-, Miet- oder Arbeitsverträgen zu einem bestimmten Zeitpunkt darüber Einigkeit erzielt wird, versuchen alle Seiten, mit ihrer eigenen Willenserklärung so kreativ umzugehen, dass im Vollzug dann doch der Vertragspartner schlechter und man selbst besser fährt – Rechtsanwälte und Zivilgerichte leben von diesem Dauerstreit.

Was hat das mit unserem Thema zu tun? Viel! Es macht deutlich, warum in dieser Gesellschaft kaum zu erwarten ist, dass sich ihre Mitglieder in irgendetwas einig sind oder werden. Schon die simple Beschreibung eines x-beliebigen Gegenstandes wird verschieden ausfallen, je nachdem, wer mit welchem Interesse auf ihn schaut. Wie laut wird wohl die Wohnung neben der Eisenbahn in den Ohren eines potenziellen Mieters klingen – und wie leise in denen des Vermieters, der die Bude anpreisen will? Wie gut sieht der angebotene Gebrauchtwagen aus, wie sehr ist den Auskünften von Handwerkern zu trauen, wie wirtschaftsverträglich erscheint eine Lohnforderung?

Eine „Objektivität“ kann es unter diesen Bedingungen nicht geben. Das liegt nicht daran, dass es so schwer wäre, sie tatsächlich zu ermitteln, sondern daran, dass es in dieser Art Streit gar nicht um so etwas wie die Wahrheit der Sache geht. Auf das jeweilige „Objekt“ richten sich unterschiedliche bis gegensätzliche Interessen, die die „Meinung“ über es notwendig subjektiv ausfallen lassen – je nach „Perspektive“ eben, wie jeder weiß.

Insofern gehört der freie Streit der Meinungen zu einer Gesellschaft konkurrierender Interessen essentiell dazu. Er findet seine Fortsetzung in einer pluralistischen Presse, die über das Weltgeschehen berichtet und dieses kommentiert. Das Handeln der Regierenden, der Zustand der Wirtschaft, die außenpolitische Lage – sie sehen je nach Standpunkt der jeweiligen Redaktion sehr verschieden aus; je nachdem eben, ob aus christlicher, wirtschaftsliberaler oder arbeiterbewegter Sicht geschrieben wird.

Die durchgesetzte „Mainstream-Presse“ sorgt sich tagtäglich vor allem um den Erfolg der Nation, für die sie berichtet. Deshalb enthalten ihre Artikel – entgegen der journalistischen Selbstdarstellung von „erst Information, dann Kommentar“ – bereits in der Darstellung der angeblich „puren Fakten“ einen eindeutigen Bezug auf die nationalen Anliegen: Sie berichten selektiv, haben klare Freund-Feind-Kriterien und ordnen damit die wirtschaftlichen Erfolge, staatlichen Gewaltakte und Kollateralschäden der Weltordnung zuverlässig zu. In ihren Kommentarspalten sind sie dann notorisch kritisch – gegenüber dem unbefriedigenden Durchsetzungsvermögen der Regierung wie den Erfolgen der Nation auf allen denkbaren Feldern, von den Schlagern über den Sport bis hin zum Kriegseinsatz.

Das alles kann man vom Standpunkt des Bedürfnisses, Bescheid wissen zu wollen über den Lauf der Welt, eher ungünstig finden; die Mitglieder dieser Gesellschaft finden es aber im Normalfall völlig selbstverständlich, ja geradezu natürlich (wie soll es anders gehen?), dass Aussagen nicht objektiv, sondern interessegeleitet sind. Gewohnheitsmäßig vermuten sie deshalb umgekehrt auch hinter jeder noch so nüchtern daherkommenden Sachaussage ein verborgenes Interesse und fragen, worauf ein Argument eigentlich „hinauslaufen“ soll, was der Sprechende also „eigentlich“ im Sinn hat mit seinem Gerede.

Die Garantie von Meinungs- und Pressefreiheit im Grundgesetz trägt dem Konstruktionsprinzip einer Konkurrenz-Gesellschaft Rechnung: Die freien und vor dem Recht gleichen Eigentümer, die nach ihrem Vorteil streben sollen, sind sich in nichts einig; sie formulieren ihre unterschiedlichen bis gegensätzlichen Anschauungen und Interessen in der Form von Meinungen und sie streiten in Form von Parteien – auch das ist ihnen erlaubt – um die jeweils aktuelle Fassung des „allgemeinen Wohls“, das durch die Regierung umgesetzt werden soll.

Für den Fall, dass Bürger mit politischen Entscheidungen nicht einverstanden sind, dürfen sie das öffentlich zum Ausdruck bringen. Die Verankerung des Demonstrationsrechts in der Verfassung zeigt, dass der demokratische Staat damit rechnet, dass sein Regierungshandeln permanent Unzufriedenheit erzeugt – kein Wunder angesichts der gegensätzlichen Interessen in seinem Volk. Im Umgang mit dieser Unzufriedenheit ist er so liberal, demonstrativen Protest gegen seine Entscheidungen grundsätzlich zuzulassen.

Dass Meinungs-, Presse- und Demonstrationsfreiheit grundgesetzlich zugestanden werden, heißt allerdings auch, dass n u r das erlaubt ist. Jeder Bürger, jede Bürgerin kann sich zu allen Tatbeständen dieser Welt denken, was er bzw. sie will. Zeitungen dürfen Unfug aller Art drucken und Demonstranten dürfen für oder gegen alles Mögliche protestieren.

Ein Recht auf praktische Umsetzung haben sie damit nicht. „Allen gesellschaftlichen Ansprüchen und Interessen wird ein ganz formelles ,verbales‘ Daseinsrecht zuerkannt und ihnen zugleich als Preis dafür die Anerkennung ihrer Unverbindlichkeit abverlangt, die den tatsächlich statt­ findenden Interessenabgleich, die Herstellung gesellschaftlicher Verbind­lichkeit, einer Macht außerhalb des Reiches der Privatinteressen überlässt: nämlich der höchsten Gewalt, die in diesem System alle Lizenzen vergibt. Anders ausgedrückt: Wenn alle divergierenden Meinungen gleichermaßen gelten sollen, dann gilt keine. Dann gilt eben das, was vom staatlichen Ge­waltmonopol erlaubt und geboten wird.” (Albert Krölls, Das Grundgesetz – ein Grund zum Feiern? Eine Streitschrift gegen den Verfassungspatriotismus. Hamburg 2009, S. 180)

Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit

Gerade indem also Meinungs-, Presse und Demonstrationsfreiheit per Verfassung anerkannt werden, werden alle Gedanken, alle Kritik und alle daraus entspringenden Willensbekundungen zu praktischer Ohnmacht verurteilt. Zudem werden auch diesen Freiheiten, kaum dass sie in Kraft gesetzt sind, rote Linien gezogen.

Historisch gab und gibt es von Staats wegen mit jedem neuen Kommunikationsmittel ein Bedürfnis nach Aufsicht, Sortieren und Zensur – ob das der Buchdruck war, die ersten Zeitungen, der Rundfunk und das Fernsehen oder die heutigen „sozialen Medien“. Die neue Technik soll von den Bürgern genutzt werden können – was der demokratische Staat im Unterschied zu seinen vorbürgerlichen Kollegen explizit anerkennt. Gleichzeitig aber soll das zum Funktionieren dieser Gesellschaft beitragen und sie nicht etwa in Frage stellen.

Artikel 18 Grundgesetz legt fest: „Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Abs. 1), die Lehrfreiheit (Artikel 5 Abs. 3), die Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die Vereinigungsfreiheit (Artikel 9), das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum (Artikel 14) oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.“

Nicht jede Meinung, jede Presseäußerung, jede Versammlung genießt also den Schutz der freiheitlichen Ordnung des Grundgesetzes, sondern nur diejenigen, die keine prinzipielle Gegnerschaft gegen diese Ordnung formulieren und es damit auch noch ernst meinen („Kampf“). Wer seine Freiheit so versteht, „missbraucht“ per definitionem seine Rechte – und verliert sie.

Daran zeigt sich ein weiterer Pferdefuß der im Grundgesetz ausgesprochenen Freiheit zum Meinen, zum Schreiben und zum Demonstrieren: Mit der Erlaubnis dazu ist zugleich eine Instanz installiert, die darüber wacht und entscheidet, was erlaubt und was verboten ist. Wenn Unzufriedenheit zur Äußerung von Kritik führt, darf diese nicht zu weit gehen; „das System“ in Frage zu stellen und dafür zu mobilisieren, wirft aus der Warte der staatlichen Aufsicht die Frage auf, ob das nicht weniger Gebrauch als Missbrauch der gewährten Freiheit ist.

Kritik soll konstruktiv sein – sie soll sich, schon beim Formulieren der Beschwerde fragen, wie es denn besser gehen könnte und sich damit einbringen in den öffentlichen Diskurs. Alles andere ist auch in dieser Sphäre schnell an der Kippe zum Problemfall, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird und mit diversen Verboten belegt werden kann: Berufsverbot, Parteienverbot, Einschränkung der Demonstrations- und Versammlungsfreiheit usw. usf.

Das Bedürfnis nach permanenter Verschärfung ist notwendig

Es gibt also keineswegs nur in China oder Nordkorea, sondern mitten in der freiheitlichsten Demokratie ein elementares staatliches Bedürfnis, die Meinungsbildung der Bürger im Auge zu behalten und rechtzeitig festzustellen, ob Ge- oder Missbrauch der erlaubten Freiheiten vorliegt – was naturgemäß eine nicht leicht zu beantwortende Frage bzw. „Einschätzung“ darstellt. Konkreter formuliert: Das Bespitzeln von Bürgern, von Journalisten sowie Protestierenden aller Couleur und das Ausforschen ihrer weltanschaulichen Gesinnung und politischen Loyalität gehört zur freiheitlich-demokratischen Ordnung dazu und stellt keinen Widerspruch zu ihr dar – wie möglicherweise Leute denken, die zuviel Stasi-Filme gesehen haben (interessant übrigens, dass es davon erheblich mehr gibt als Filme über die Überwachungsmethoden der Nazis).

Kein Wunder also, dass die Bundesrepublik sich 1950, kaum war das Grundgesetz verabschiedet, an den Aufbau eines solchen Dienstes machte – übrigens auf Vorschlag ihrer demokratischen Besatzungsmächte hin. Kein Wunder auch, dass sie dabei auf in der „Sache“ erfahrene Nazis zurückgegriffen hat – schließlich ging es sofort wieder gegen den alten wie neuen Feind: den „Bolschewismus“ im eigenen Land, der aller faschistischen Verfolgung zum Trotz noch nicht ganz ausgerottet war.

Für die entsprechenden Behörden, die mit dieser Aufgabe betraut werden, ist die verlangte Unterscheidung nicht ganz einfach; aus ihrer Sicht stellt sich die Welt ziemlich unübersichtlich dar. Überall scheint es potentiellen Missbrauch zu geben – neben den notorisch verdächtigen Linken, Autonomen, Verfolgten des Naziregimes, Antifas usw. inzwischen eine ganze Menge an Rechten, Identitären, Reichsbürgern, Preppern und Querdenkern; dazu Islamisten usw. usf. Man könnte fast sagen: Je weniger es eine große, geeinte Opposition gibt (wie die frühere Arbeiterbewegung), je schwerer haben es die Dienste, all das mitzukriegen und fachkundig zu sortieren, was sie interessiert und was sie verdächtig finden. Die akribische Arbeit des deutschen Verfassungsschutzes, der noch kleinste Gruppierungen beobachtet und gewissenhaft auflistet, sollte in dieser Hinsicht vielleicht auch einmal gewürdigt werden.

Da zudem dauernd neue Kommunikationsmittel erfunden werden, hinken die Möglichkeiten und Befugnisse der politischen Polizei immer mal wieder hinterher – wie ab und an bedauernd mitgeteilt wird. Das ist ein unschöner Zustand, der deshalb permanente Anpassungsleistungen, sprich: Verschärfungen erforderlich macht.

• Dass sich beispielsweise eine linke Tageszeitung halten und ihre Auflage sogar steigern kann, ist eigentlich nicht vorgesehen. 20.000 Abos für ein linkes Blatt – das ist offenbar zuviel für die deutsche Demokratie. Die Beobachtung durch den Verfassungsschutz soll Abonnenten, Autoren und Geschäftspartner abschrecken, der „jungen Welt“ schlechtere Konditionen bescheren und sie so schädigen. Die vorgetragenen Rechtfertigungen dafür sind hanebüchen (kommt die FAZ unter Beobachtung, weil sie dogmatisch wirtschaftsliberal ist und keinen Marxisten zu Wort kommen lässt? Weil sie in Konferenzen für die „Zukunft Europas“ mobilisiert? Weil sich Jasper von Altenbockum nicht genügend von den Gewalttaten der deutschen Armee distanziert?)

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• Dass es mit den Online-Plattformen ein paar neue Medien geschafft haben, journalistische Produkte neben den etablierten Verlagen anzubieten und, weil kostenlos, nicht wenige Leser haben, ist eine weitere Neuerscheinung, die selbstverständlich kontrolliert werden muss. Auch hier sammeln sich vielleicht Autoren jenseits des Mainstreams und können glatt ein paar Gedanken und Fragen äußern, die nicht dem üblichen Standpunkt entspringen, sich um den Erfolg des deutschen Staatswesens Sorgen zu machen. So war es natürlich nicht gemeint mit der Meinungs- und Pressefreiheit – das ist „Desinformation“. (Liebe Leser, ist Ihnen eigentlich klar, wie offen damit der Zweck benannt wird, dem die nicht! zensierte! freie! Presse zu dienen hat? Journalismus, der den Verlautbarungen der deutschen bzw. Nato-Politik mit dummen Rückfragen kommt und ihre diplomatischen Konstrukte stört, wird mit regelrechten Kriegs-Terminologien belegt.) Konsequenz: Die russischen Medien in Deutschland, wie etwa RT Deutsch, werden madig gemacht, indem man sie als „vom Kreml finanziert“ ausweist, Online-Zeitungen und ihre Redakteure unter Beobachtung gestellt und damit eingeschüchtert.

• Privatmenschen, darunter auch die Feinde der Freiheit, kommunizieren verschlüsselt, um das Mitlesen ihrer Botschaften und Verabredungen zu erschweren; da muss sich ein effektiver und moderner Staatsschutz selbstverständlich den Zugriff auf die gesamte angeblich private Kommunikation der Bürger gestatten lassen – Postgeheimnis hin oder her.

• Und Demonstrationen stören zunehmend einfach nur noch. Zwar ist es nicht mehr viel und zunehmend hilfloser Protest. Aber gerade deswegen: Warum soll man als gewählter Politiker eigentlich noch hinnehmen, dass die so wichtigen und vor allem sowieso „alternativlosen“ Staatsgeschäfte von naiv-idealistischen und hartnäckig-opferbereiten Jugendlichen behindert werden? Mit dem Vorgehen gegen die angeblich so unerträglich gewaltsamen G-20-Demonstranten von Hamburg hat man sich den Vorwand verschafft, Landes-Polizei-Gesetze und nun auch Landes-Versammlungs-Gesetze zu verschärfen. Die Wahrnehmung des Demonstrations-Rechts, das „wir“ gegen China und die anderen „autoritären“ jederzeit selbstzufrieden hochhalten, soll in der deutschen Heimat zu einem echten kleinen Harakiri-Erlebnis für jeden gemacht werden, der das glaubt.

Kein Fall für Streit

Halten wir das bisherige Resultat fest: Die staatlichen Ansprüche an das reibungslose und störungsfreie Funktionieren der Sphäre von Meinungs-, Presse- und Demonstrationsfreiheit sind in der liberalsten Demokratie, die Deutschland je hatte, ziemlich hoch – um nicht zu sagen: totalitär. Man könnte fast meinen, es solle bewiesen werden, dass eine fortgeschrittene Demokratie ihre politische Stabilität effektiver gewährleisten kann als jede Diktatur.

Gut, ein wenig profitiert die deutsche Republik sicher immer noch von dem disziplinierenden Effekt zweier Weltkriege und eines faschistischen Drittes Reichs, das die oppositionelle Arbeiterbewegung ziemlich komplett eliminiert hat. Aber daraus haben „wir“ ja auch „gelernt“ und operieren heute deutlich eleganter als damals: All die schönen, im Grundgesetz garantierten Freiheiten werden gar nicht angetastet. Ganz im Gegenteil: Um diese Freiheiten zu verteidigen, muss die „innere Sicherheit“ mit all ihren Behörden, Spitzeln und Methoden dauernd stärker bewacht werden – die „Feinde“ schlafen schließlich nicht.

Und so können „wir“ den Chinesen (wahlweise Russen, Weißrussen, Iranern, und überhaupt jedem, wo es nötig ist) zum Glück auch immer wieder ganz ungeniert mit dem großen Freiheitsbanner kommen, wenn die sich mit ihren inneren (von „uns“ protegierten und finanzierten) Feinden herumschlagen.

Mit dem Widerspruch, Freiheiten anderswo lauthals einzuklagen und gleichzeitig im Innern immer mehr einzuschränken, kommt die deutsche Öffentlichkeit, Mainstream-Redaktionen wie Publikum, bemerkenswert gut klar. Mit großer Anteilnahme verfolgt man das Schicksal drangsalierter Journalisten oder Aktivisten im hintersten Erdenwinkel – und schert sich nicht die Bohne darum, wenn in Hamburg oder Düsseldorf Demonstranten fertig gemacht werden. Man engagiert sich für tapfere Frauen im Iran und ist begeistert von unbeugsamen Künstlern in China; von der Einschüchterung kritischer Journalisten oder finanziellen Attacken auf linke Zeitungen bzw. antifaschistischen Verbänden im schönen Deutschland will man nichts wissen oder legt die entsprechenden Meldungen ungerührt beiseite.

Solcherart Schizophrenie ist nur durch einen sehr gesunden Patriotismus zu erklären. Hier, bei „uns“, ist es allemal besser als im Rest der Welt. Fakten über dort und hier können das nicht in Frage stellen. Und für eine größere Aufregung um „unsere Werte“ ist in dieser Frage einfach kein Platz in der freien, unzensierten Öffentlichkeit unserer schönen Demokratie.

https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/was-das-liberalste-deutschland-das-es-je-gab-alles-nicht-aushaelt/

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Oben      —    Karikatur von Gerhard Mester zum Klimawandel: „Weiter so“

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Sicher, aber verzweifelt

Erstellt von Redaktion am 3. September 2021

Afghanische Ortskräfte in Deutschland

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Von Ralf Pauli

Mehrere Tausend afghanische Ortskräfte sind in Deutschland. Ihre Sorgen bleiben – denn viele mussten Familienmitglieder zurücklassen.

Die 127 Afghan:innen, die im Übergangswohnheim Marienfelder Allee im Süden Berlins Schutz vor den Taliban erhalten haben, sind dankbar – ihre Sorgen und Ängste sind dennoch geblieben. Das wird bei jedem Wort klar, das die rund 20 früheren Ortskräfte an diesem Donnerstagvormittag an Eva Högl richten, die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages.

Högls Aufgabe besteht eigentlich darin, sich für das Wohl der Bundeswehrsoldaten einzusetzen. Doch nun sitzt die SPD-Abgeordnete in einem großen Saal mit dunklem Holzinventar und fragt, wie es den Ortskräften in Deutschland geht, die jahrelang für die Bundeswehr gearbeitet haben. „Ich bin hier, um von Ihnen zu hören, wie ich Sie unterstützen kann.“

HERR NABIZADA, ORTSKRAFT„Sie sind in Gefahr, weil ich für die Bundeswehr gearbeitet habe“

Was die Wehrbeauftragte in den kommenden zwei Stunden zu hören bekommt, ist eine Mischung aus höflichem Dank und verzweifelten Bitten. „Wir sind in Sicherheit, aber nur wir mit unseren Kernfamilien“, sagt etwa Herr Nabizada, ein Mann in Jeans und schwarzem Hoodie. Von 2003 bis 2021 hat Nabizada als Dolmetscher für verschiedene Ausbildungsprogramme der Nato-Mission Isaf in Masar-i-Scharif gearbeitet, mehrere Jahre auch für die Bundeswehr. Seine Eltern und drei seiner Brüder werden von den Taliban gesucht, sie verstecken sich nun in und um Kabul. „Sie sind in Gefahr, weil ich für die Bundeswehr gearbeitet habe“, sagt Nabizada.

Der 38-Jährige ist zum Sprechen aufgestanden wie ein Schulkind. Eine Sprachmittlerin übersetzt seine Worte: „Deshalb bitten wir Sie, holen Sie unsere ganzen Familien nach Deutschland.“

Nur die Kernfamilie darf mit

Seit 2013 sind nach Angaben der Bundesregierung 4.800 Ortskräfte und ihre Familien eingereist, nach einem vereinfachten Visaverfahren noch einmal 2.500. Von den 3.849 Afghan:innen, die in den vergangenen zwei Wochen von den Bundeswehr evakuiert worden sind, sind laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) weitere 138 Ortskräfte und 496 Angehörige.

Sie alle erhalten eine Aufenthaltserlaubnis nach Paragraf 22 des Aufenthaltsgesetzes. Das heißt: Sie dürfen für zunächst drei Jahre im Land bleiben und in der Zeit bereits arbeiten oder eine Ausbildung beginnen. Ob auch die übrigen evakuierten Af­gha­n:in­nen diesen Status erhalten oder ins Asylverfahren müssen, werde derzeit geprüft, teilt ein Bamf-Sprecher mit.

Die meisten der 127 Af­gha­n:in­nen im Übergangswohnheim Marienfelder Allee sind bereits vor August eingereist. Eine entsprechende Aufnahmezusage haben alle erhalten, sagt die Leiterin der Einrichtung, Uta Sternal, vom Internationalen Bund (IB). Deshalb hätten die Familien auch Anspruch auf Leistungen vom Jobcenter oder Sprachkurse, so Sternal. Dennoch seien einige enttäuscht von der Bundesregierung: „Viele Familien mussten ihre Kinder, Geschwister und Eltern zurücklassen, weil sie nur die Kernfamilie mit nach Deutschland nehmen durften.“

Hat Seehofer Wort gebrochen?

Quelle         :       TAZ-online         >>>>>        weiterlesen

Unfreiwillige Weiterreise für afghanische Ortskräfte

Von Ralf Pauli

In Ramstein sitzen afghanische Ortskräfte deutscher Institutionen auf der US-Air-Base fest. Sie dürfen den Luftwaffenstützpunkt nicht verlassen.

14.900 aus Kabul evakuierte Menschen befinden sich derzeit auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz und warten auf einen Weiterflug in die USA oder andere Länder. Sie waren in den letzten Wochen in US-Militärflugzeugen aus Afghanistan ausgereist – und sollen Deutschland jetzt schnell wieder verlassen. Wie das Auswärtige Amt am Mittwoch bestätigte, haben die Bundesregierung und die USA eine entsprechende Vereinbarung getroffen.

Das Problem: Unter den Wartenden in Ramstein sind auch einige, die eigentlich lieber in Deutschland bleiben wollen und dafür berechtigte Gründe haben. Einigen von ihnen hatten die deutschen Behörden im Rahmen der Evakuierungsaktion sogar schon eine Aufnahme zugesagt, zum Beispiel, weil sie früher als Ortskräfte für deutsche Stellen gearbeitet hatten. Sie dürfen die Air Base aktuell aber nicht verlassen und somit nicht richtig nach Deutschland einreisen. Es ist sogar möglich, dass sie demnächst nach Uganda, Albanien oder Nordmazedonien geflogen werden. Dort und in weiteren Drittstaaten will die US-Regierung die Visumverfahren für ihre Evakuierten durchführen, bevor sie sie weiter in die USA bringt.

Wie schwer der Weg aus der Air Base ist, zeigt ein Schreiben der Deutschen Botschaft in Doha, das der taz vorliegt. Darin teilt eine Mitarbeiterin einem in Deutschland lebenden Afghanen mit, wie er seine am Dienstag über Katar nach Ramstein evakuierte Ehefrau und Kinder wiedersehen könne. „Um eine tatsächliche Einreise in das Bundesgebiet aus Ramstein möglich zu machen, sollten Sie sich an die für Sie zuständige Ausländerbehörde wenden und dort um Vorabzustimmung zur ­Visumerteilung für Ihre Angehörigen bitten. Im Anschluss sollte sich die Ausländerbehörde mit dem BMI [Bundesministerium des Inneren; Anm. der Red.] in Verbindung setzen, damit ein Verlassen der amerikanischen Basis in Ramstein möglich wird“.

Nur: Die lokale Ausländerbehörde in Augsburg, in der der Mann das Visum für seine ­Familie vorbereiten soll, sieht sich nicht zuständig und ­verweist auf das Auswärtige Amt. Das wiederum reagiert ebenso wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) nicht auf entsprechende Anfragen per E-Mail. So schildert es die auf Migrationsrecht spezialisierte Münchner Rechts­anwältin Anna Frölich, die den Afghanen aus Augsburg vertritt, gegenüber der taz. „Es ist momentan völlig undurchsichtig, ob der deutsche Staat noch eingreift und seine Zusage, die Evakuierten mit ihrer Kernfamilie zusammenzuführen, einhält.“

Quelle          :           TAZ          >>>>>         weiterlesen

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Oben     —     210820-M-AU949-0097 HAMID KARZAI INTERNATIONAL AIRPORT, Afghanistan (August 20, 2021) U.S. Marines and Norweigian coalition forces assist with security at an Evacuation Control Checkpoint ensuring evacuees are processed safely during an evacuation at Hamid Karzai International Airport, Kabul, Afghanistan, Aug. 20. U.S. service members are assisting the Department of State with a non-combatant evacuation operation (NEO) in Afghanistan. (U.S. Marine Corps photo by Staff Sgt. Victor Mancilla)

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DL – Tagesticker 03.09.2021

Erstellt von Redaktion am 3. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Vielleicht versteht die Gesellschaft nun noch besser den Sinn einer großen Koalition: „Wenn die CDU nicht einmal mehr Schwimmen kann, begibt sich die SPD auf Tauchstation und fängt das Versagen der Regierung auf?“ Die Demokratie wird anschließend gemeinsam gelobt, auf das es immer gelingt sein  Volk unter ihrer Kontrolle zu halten.

Arbeitgeber dürfen in sensiblen Bereichen Impfstatus abfragen

1.) Koalition einig

In sensiblen Bereichen wie in der Pflege sollen Beschäftigte Auskunft über ihren Impfstatus geben müssen, sagt Gesundheitsminister Spahn dem SPIEGEL. Das RKI meldet eine Sieben-Tage-Inzidenz von 80,2. Der Überblick. Die Große Koalition hat sich nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) darauf verständigt, dass Arbeitgeber in besonders sensiblen Bereichen wie Altenpflege und Kinderbetreuung nach dem Impfstatus ihrer Beschäftigten fragen dürfen. Spahn sagte im Gespräch mit dem SPIEGEL, Union und SPD seien sich darin einig. Der Minister hob hervor, bei Krankenhäusern gelte seit vielen Jahren »aus gutem Grund«, dass ein Arbeitgeber seine Beschäftigten im Patientenkontakt fragen dürfe, ob sie gegen Infektionskrankheiten geimpft seien. »Wir wollen in dieser Pandemie dieses Auskunftsrecht auch auf andere Bereiche ausdehnen«, sagte Spahn. Konkret nannte der Gesundheitsminister Pflegeheime, Kitas oder Schulen. In diesen Bereichen seien den Beschäftigten Menschen anvertraut, die einen besonderen Schutz bräuchten, argumentierte Spahn. »Wie wollen Sie einem Angehörigen erklären, dass die Mutter an Covid gestorben ist, weil der Pfleger nicht geimpft war?«, sagte er.

Spiegel-online

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Benötig nicht eine Regierung im Neuland auf jede Unterposition einen Strohhalm an dem sich die „Führerin auch ohne Schein sich festklammern kann?“ Die SPD als Klammerbeutel und Maas spielt weiter den roten Hasen mit seinen Lehrmeister als Influencer?

Mit Nebelkerzen auf teurer Mission

2.) DEUTSCHE AFGHANISTANPOLITIK

Der Außenminister ist aufgebrochen, um Ausreisemöglichkeiten für Tausende Menschen zu finden, die in Afghanistan festsitzen. 600 Millionen Euro hat er im Gepäck. Die Bundesregierung hat sich entschieden, die Gespräche mit den Taliban aus der Position des Bittstellers mit großem Portemonnaie zu führen. Als Ergebnis eines jahrzehntelangen Einsatzes ist das dürftig. Es war nicht zu erwarten, dass der Bundesminister des Auswärtigen noch vor Ablauf seiner (ersten?) Amtszeit mit einer wirklich ernsthaften Aufgabe befasst wird. Denn aus den Jahren zuvor gibt es wenig zu berichten. Die Grundlagen hierfür legte er allerdings selbst, indem das Amt drei Jahre lang, also seit die amerikanische Regierung unter Trump 2018 mit den Taliban Verhandlungen aufgenommen hatte und der Abzug ihrer Truppen absehbar war, keinen effizienten Plan ausgearbeitet und umgesetzt hat, um den Abschied Deutschlands aus dem Land vorzubereiten. Das muss unerbittliche Selbstdisziplin gefordert haben.Später, als im Mai 2021 Frankreich mit Evakuierungen vom Hindukusch begann, fielen die beteiligten Ministerien in einen bürokratischen Zwist mit komatösen Folgen. Dieser groben Vernachlässigung des für die Afghanistanpolitik federführenden Ministeriums folgte nicht die Demission des Ministers – warum auch, haben ja alle versagt! –, sondern seine erste ernsthafte Mission. Der Minister beschwichtigt.

Cicero-online

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Wie wurde es mir einmal von einen älteren Journalisten vertraulich zugetragen: „Wenn wir immer Schreiben könnten was wir möchten, sähe manch eine Zeitung anders aus“! So könnte es mutmaßlich nicht nur in Leipzig sein. Und dort wo die Regierung einen Almödi zum obersten Behörden Chef bestellt, darf auch niemand über mehr Wissen verfügen als sein IMI. Genau so erklärt sich dann auch die Studie des Kanadischen Professor Laurence Johnston Peter.

Ein Gespenst geht um in Leipzig.

3.)Das Gespenst des Linksterrorismus

Der Leipziger Stadtteil Connewitz ist der linksextremste Ort Deutschlands. So war es im vergangenen Jahr vor allem in Boulevardmedien zu lesen. Die sächsische Polizei sprach nach den Ausschreitungen zu Silvester 2020 sogar von „Linksterrorismus“. Um es klar zusagen: Extremismus ist scheiße, egal aus welcher Richtung. Nur klingen die Begründungen für die kraftvollen Worte in Sachen Connewitz immer so furchtbar dünn. Nun steht das Verfahren gegen die Studentin Lina E. bevor. Auch hier bietet sich das gleiche Bild. Der Studentin wird von der Bundesanwaltschaft vorgeworfen, Anführerin einer linksextremistischen Gruppe zu sein, die Angriffe auf die rechte Szene in Sachsen und Thüringen verübt haben soll. Obwohl die Beweislage ziemlich dünn ist. Trotzdem schreibt die Leipziger Volkszeitung (LVZ) schon mal munter von der „mutmaßlichen Linksterroristin“ und übernimmt auch sonst brav die Positionen des sächsischen Verfassungsschutzes. Am 8. September ist Prozessauftakt vor dem Dresdner Oberlandesgericht. Für den 18. September mobilisiert das Bündnis „Wir sind alle linx“ bundesweit zu einer Demonstration nach Leipzig. Die Verfassungsschützer befürchten deshalb linksextreme Straf- und Gewalttaten, berichtet am 27. 8. die LVZ. „Wenngleich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine entsprechenden Aufrufe zur Begehung von Straftaten zu verzeichnen sind, könnte der gesamte Prozessverlauf grundsätzlich ein Risiko von links­extremistischen Straftaten und Gewalttaten gegen Sachen und Personen mit sich bringen“, zitiert das Blatt eine Sprecherin des Verfassungsschutzes als Beleg. Beleg? Das ist Konjunktiv im Doppelpack!

TAZ-online

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Die Corona Pandemie gespielt von einen panischen Regierungsorchester? Ein seit langen bekanntes Spielchen der Jagd zwischen den Treibern und den Getriebenen Viechern – bei dem manch einer der Jäger zum Abschuss getragen werden muss.

Man macht es sich einfach

4.) Corona

Wo staatliches Infektionsmanagement versagt, wird auf unternehmerischen Instinkt gesetzt. Merken wir noch, in welchem biopolitischen Experiment wir uns gerade befinden? Drei, zwo, eins – und wer ist raus? Das G-Spiel in der Corona-Pandemie ist so bunt wie die Republik, und jeder hat einen Aufschlag. Hamburg hat ihn sich gekrallt und durfte beginnen. 2G-Optionsmodell heißt das nun im Polit-Sprech. Unter dem Motto „geimpft, genesen, getestet“, 3G, dachten eigentlich alle, ganz gut zu fahren. Aber Tests sind auf Dauer teuer für den Staat und bringen Unentschlossene nicht an die Nadel. Also dachte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), lassen wir dem Markt doch freies Spiel. Wo das staatliche Infektionsmanagement nicht so super erfolgreich war, kann man doch mal den unternehmerischen Instinkt aktivieren. Deshalb können seit einigen Tagen Gastronominnen, Hoteliers, Friseursalons, Kinobetreiber und andere darüber entscheiden, wer ihre Türschwelle überschreiten darf und unter welchen Voraussetzungen. 2G bedeutet, dass nur noch voll Geimpfte und Genesene als Gäste willkommen sind, Getestete nicht. Im Gegenzug entfallen die Beschränkungen für die Gästezahl und die Abstandsgebote, einzig die Maskenpflicht in Innenräumen bleibt erhalten. So wird der Immunstatus von Bürger:innen in der Bundesrepublik erstmals als Einlasskarte deklariert. Nicht staatlicherseits, sondern privat. Man kann das aus gesundheitspolitischen, ökonomischen und einigen anderen Gründen „vernünftig“ finden. Aber man sollte sich darüber klar sein, was hier gerade passiert.

Der Freitag-online

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Alles ganz normal? Ja – wann hätten Politiker denn schon je etwas liegen lassen, was für sie der Titel im Angebot bereit hält. Sollte Mittels der übergroßen zur Show-Stellung der Hände, nicht auf das Missverhältnis auf die zu klein geratenen Hirne für ihre Aufgaben, als ein deutlich sichtbarer Hinweis gewertet werden?

Wie Werbeagenturen die Parteien zur Wahl inszenieren

5.) Riesige Hände und schräge Volkslieder

Im Wahlkampf wird Politik auf knappe Botschaften heruntergebrochen und zu einem Lebensgefühl stilisiert. Welche Parteien machen das besonders erfolgreich? Olaf Scholz erkennt man schon von Weitem. Um ihn herum ist alles signalrot und er sieht ziemlich zuversichtlich aus, so wie er da von dem Wahlplakat auf die Straße schaut. Allerdings ist sein Gesicht gar nicht das, was man zuerst bemerkt. Vielmehr bleibt der Blick an seinen Händen hängen. Die wirken riesig. Richtig große Pranken, mit denen er einen Briefwahlumschlag in die Kamera hält. „Die Fotos der SPD-Wahlkampagne wurden mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen. Dadurch entsteht der prägnante dreidimensionale Effekt, der sich durch die gesamte Kampagne zieht“, sagt Raphael Brinkert. Er ist der Kampagnen-Manager von Olaf Scholz. Sein Job ist es, politische Inhalte so umzusetzen, dass daraus ein Lebensgefühl wird, dass Menschen wählen wollen. Entweder, weil ihnen eine Vision von Deutschland präsentiert wird, mit der sie sich identifizieren. Oder weil ihnen ein Repräsentant vorgestellt wird, von dem sie den Eindruck haben, dass er ihre Belange vertritt.

Tagesspiegel-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Aus den Finanzcasino

Erstellt von Redaktion am 2. September 2021

Ein Herz für Reiche

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Von Ulrike Herrmann

Armin Laschet behauptet, dass der Soli für Wohlhabende verfassungswidrig sei. Das ist falsch. Doch im TV-Triell wird diese Fehldeutung als Fakt verkauft.

Beim Triell ist Moderatorin Pinar Atalay ein grober Schnitzer unterlaufen. Atalay ist eigentlich eine gut informierte TV-Journalistin, aber an einer Stelle war sie nicht faktensicher. Als es um die Steuern ging, stellte sie Unionskandidaten Laschet keine echte Frage – sondern betete einfach nach, was CDU und FDP gern permanent behaupten. Atalay unterstellte, dass der „Soli“ sowieso abgeschafft werden muss, weil er verfassungswidrig sei. Das ist falsch.

Richtig ist: Die FDP hat beim Bundesverfassungsgericht eine Klage eingereicht, um den Soli zu kippen. Aber eine Entscheidung steht noch aus – und es wäre höchst erstaunlich, wenn die Verfassungsrichter den Soli beanstanden würden. Er ist nämlich eine normale Steuer, und es wäre ein schwerer Eingriff in die Hoheitsrechte des Parlaments, wenn die Richter den Soli verbannen ­würden.

Das Thema ist so brisant, weil der Soli nur noch von den Reichen gezahlt wird, denn für die unteren 90 Prozent der Steuerzahler wurde er bereits abgeschafft. Falls der Soli komplett entfällt, würden also nur die Wohlhabenden beschenkt, die dann im Jahr rund 10 Milliarden Euro bei den Steuern sparen könnten.

Der Solidaritätszuschlag ist eine komplizierte Konstruktion und hat eine wechselvolle Geschichte. Dieses Durcheinander nutzen Union und FDP, um die Wähler zu verwirren. Daher ist eine Rückschau unumgänglich.

Nur Reiche zahlen noch den Soli

Der Soli wurde erstmals im Juli 1991 eingeführt und war damals auf ein Jahr befristet. Die Zulage betrug 7,5 Prozent der gezahlten Einkommen- und Körperschaftsteuer, und dieses Geld sollte unter anderem den Golfkrieg finanzieren. Aber auch Kosten der deutschen Einheit und Hilfen für Osteuropa sollten aus dem Zusatztopf gedeckt werden.

Wie geplant lief dieser Soli am 1. Juli 1992 aus, doch ab 1995 wurde er erneut eingeführt. Wieder lag der Satz bei 7,5 Prozent, aber diesmal sollten die Gelder allein der deutschen Einheit dienen. 1998 sank der Soli dann auf 5,5 Prozent, und bei dieser Höhe ist es seither geblieben.

Der Soli ist eine normale Steuer. Und über Steuern entscheidet das Parlament, kein Verfassungsgericht

Jahrzehntelang bewegte sich beim Soli dann nichts mehr – bis die Große Koalition beschloss, die unteren 90 Prozent der Steuerzahler ab Januar 2021 vom Soli zu befreien. Dieses Datum ist übrigens kein Zufall. Denn im September 2021 stehen bekanntlich Bundestagswahlen an, so dass sich danach eine neue Regierung mit dem ungelösten Problem herumschlagen darf, wie sich die Einnahmeausfälle kompensieren lassen. Die breite Bevölkerung hat nämlich bisher jährlich etwa 10 Milliarden Euro zum Soli beigesteuert. Dieses Geld fehlt jetzt, und eine seriöse Gegen­finanzierung gibt es nicht.

2018-12-07 Armin Laschet CDU Pateitag in Hamburg-2500.jpg

Es wäre also Wahnsinn, das Finanzloch noch zu vergrößern, indem der Soli auch für die Reichen entfällt. Zudem wäre politisch gar nicht zu vermitteln, warum die Wohlhabenden noch weiter beschenkt werden müssen, denn sie wurden schon äußerst üppig bedient.

Entlastungen für Reiche sind unpopulär

Ein paar Beispiele: In den vergangenen zwanzig Jahren wurde der Spitzensatz bei der Einkommensteuer von 53 auf 42 Prozent gesenkt; die Körperschaftsteuer für Unternehmen fiel auf 15 Prozent; auf Zinsen und Dividenden muss nur noch eine Abgeltungsteuer von 25 Prozent gezahlt werden; und die Erbschaftsteuer wurde so reformiert, dass Firmenerben meist gar nichts abführen müssen, selbst wenn sie milliardenschwere Unternehmen übernehmen.

Die Reichen wurden umfangreich bedacht – obwohl sie sowieso ständig reicher werden. Vom Wachstum der vergangenen zwanzig Jahre haben vor allem die Wohlhabenden profitiert. Seit der Jahrtausendwende sind die realen Einkommen des reichsten Zehntels um 25 Prozent gestiegen, während die Durchschnittsverdiener nur auf ein Plus von etwa 12 Prozent kamen. Das ärmste Zehntel hat sogar verloren: Sie erhalten jetzt 2 Prozent weniger als vor zwanzig Jahren.

Quelle          :         TAZ-online          >>>>>         weiterlesen

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Grafikquelle       :      Ulrike Herrmann (taz, Berlin) und Markus Pühringer (Grüne) beim Querdenken #18 („Der Sieg des Kapitals“) in Linz

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Kinder + Corona Pandemie

Erstellt von Redaktion am 2. September 2021

Warum wird Kindern so viel zugemutet?

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Eine Kolumne von Sascha Lobo

In vielen Bundesländern hat die Schule schon wieder angefangen, doch effektiven Coronaschutz für Kinder gibt es noch immer nicht. Der Grund dafür ist so alt wie traurig.

Am 1. September 2021 befinden wir uns im Jahr zwei der globalen Pandemie, die 20 Monate zuvor im Januar 2020 auch in Europa begonnen hatte. Vor diesem Hintergrund lässt sich frohen Mutes ein kleines Ratespiel veranstalten: Wieviel Euro Förderung des Bundes sind bereits für mobile Luftfilteranlagen in Kindergärten und Schulen geflossen? An die Orte also, wo sich nach den Sommerferien die größten Ansammlungen Ungeimpfter in geschlossenen Räumen befinden?

Die richtige Antwort dürfte lauten: Null Euro. Wenn nicht in den letzten Tagen blitzartig Gelder geflossen sind, von denen wir noch nicht wissen. Doch das ist eher unwahrscheinlich – womit wir bei den zwei Gründen für dieses erstaunliche Versäumnis wären. Einer davon ist konkret, der andere lässt einen vor Wut rasen.

Der konkrete ist, dass entsprechende Anträge seit dem 27. August 2021 überhaupt erst gestellt werden können. Ging vorher nicht, weil – je nachdem, wen man fragt – entweder der Bund oder die Länder blockierten, irgendeine Unterschrift fehlte und eine Verwaltungsvorschrift des Bundes geändert werden musste. Wenn man die Erfahrung aus den Novemberhilfen für Unternehmen als Muster begreift, dann dürfte die Auszahlung um den Spätsommer 2031 beginnen.

Der andere, vor Wut rasend machende Grund für das Versagen gegenüber den Jüngsten ist die prinzipielle Geringschätzung, mit der dieses Land seinen Kindern begegnet. Dass man fast anderthalb Jahre lang sich getraut hat, Lüften als wichtigste Coronamaßnahme bei Kindern vorzuschlagen. Statt die anderthalb Milliarden Euro für Luftfilter in Klassenräumen zu besorgen, als man im Spätsommer 2020 auch für Theater, Museen und Parlamentsgebäude plante.

Der Teufel Demografie

Die Geringschätzung war natürlich schon vor Corona da, die deutsche Kindermissachtung lässt sich neben vielen anderen Daten an einem beschämenden Wert festmachen. Als Angela Merkel 2005 Kanzlerin wurde, waren 19,5 Prozent der Kinder in Deutschland armutsgefährdet. 2020 betrug dieser Wert 21,3 Prozent, und besser lässt sich kaum ausdrücken, dass Kinder einfach politisch vernachlässigbar sind. Um Interpretationsspielchen zu vermeiden – die Zahlen stammen von der Bertelsmann Stiftung, die nicht unbedingt als Speerspitze des Sozialismus bekannt ist. Diese Entwicklung ist um so beschämender, als die wirtschaftliche Entwicklung der letzten zehn Jahre in Deutschland spektakulär gut war. Und dass es eine Reihe von Reformen und Maßnahmenpaketen gab, die zumindest Kinderarmut hätten eingrenzen sollen. Nicht passiert, offensichtlich. Aber natürlich ist die Politik nicht immer überall für alles alleinverantwortlich.

Die Überalterung der Gesellschaft hat die Interessenlage verschoben. Der Teufel Demografie schlägt erbarmungslos zu, bei der kommenden Bundestagswahl wird es dreimal so viele Wählende über 60 geben wie Wählende unter 30 Jahren. Rentner sind politisch wichtiger als Kinder und ihre Eltern zusammen. Leider lassen sich Eltern aber traditionell auch immer und immer wieder mit Lippenbekenntnissen abspeisen, Kinder seien voll wichtig. Und bald gäbe es auch ganz bestimmt einen tollen, preiswerten Kitaplatz.

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Scharf rechts –

Erstellt von Redaktion am 2. September 2021

Ideologieproduktion aus dem Geist des nationalen Mainstreams

Erasmus, Roundel, 1532, by Hans Holbein (Kunstmuseum Basel).png

Quelle:    Scharf  —  Links

Von Johannes Schillo

Mit Blick auf die Bundestagswahl 2021 hat sich die Auseinandersetzung um die öffentliche Förderung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) zugespitzt. Schließlich geht es um deftige Beträge. Weit mehr als eine halbe Milliarde Euro bekamen in der vergangenen Legislaturperiode die sechs politischen Stiftungen, die von den im Bundestag vertretenen Parteien anerkannt sind.

Nach parlamentarischem Brauch erhält eine Partei bislang erst nach dem zweiten Einzug in den Bundestag öffentliche Mittel zur Finanzierung ihrer Stiftung. Am 26. September wird es also ernst (vgl. Rechtspopulismus – vom Bund gesponsert? https://www.heise.de/tp/features/Rechtspopulismus-vom-Bund-gesponsert-6176838.html). Wenn es bei der bisherigen Regelung bleibt, könnte die AfD auf bis zu 80 Millionen Euro aus Steuergeldern für ihre Stiftungsarbeit hoffen.

Kampf dem Extremismus?

Gegner einer Finanzierung der AfD-Stiftung aus dem Bundeshaushalt gehen daher vermehrt an die Öffentlichkeit und versuchen diesen Geldsegen etwa durch ein Gesetz, das die Stiftungsfinanzierung regelt, zu verhindern. So vorgetragen im „Manifest der Zivilgesellschaft“ (https://www.stiftungstrick-der-afd.com/manifest-der-zivilgesellschaftlichen-organisationen/). Die Kritiker – die aus dem DGB, den Fridays for Future, Attac oder dem Zentralrat der Juden stammen – rufen damit die Fraktionen des Deutschen Bundestags dazu auf, ihre „apathische Haltung gegenüber Parteien wie der AfD und ihrer Desiderius-Erasmus-Stiftung aufzugeben“. Sie sollten schnellstmöglich ein Demokratiefördergesetz auf den Weg bringen, „das sicherstellt, dass Verfassungsfeinde keine Steuergelder erhalten“.

Für die AfD, die mit privaten Spenden bekanntlich gut ausgestattet ist, wäre ein solcher Eingriff qua Extremismusklausel nicht dramatisch, aber natürlich ein gefundenes Fressen. Reitet sie doch beständig darauf herum, dass der öffentliche Diskurs in Deutschland vom bestehenden „Parteienkartell“ gesteuert und reguliert wird. Und in der Tat, wie Linke hierzulande wissen, gibt es bei den öffentlichen Wortmeldungen eine ganze Menge Dinge, die das liberalste Deutschland, das es je gab, nicht aushält (https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/was-das-liberalste-deutschland-das-es-je-gab-alles-nicht-aushaelt/). Entsprechende Vorkehrungen der Obrigkeit sind an der Tagesordnung, bedeuten aber keine Zensur, sondern sind mit dem bürgerlichen Recht der Meinungsfreiheit vereinbar, ja stellen dessen eigentlichen Sinn in einer Privateigentümergesellschaft klar.

„Meinungsfreiheit – nur noch eine leere Hülle?“fragte die Erasmus-Stiftung bei ihrem Kongress vom Sommer 2019, der jetzt in der neuen DES-Schriftenreihe „Faktum“ dokumentiert ist (https://erasmus-stiftung.de/). Wie die Stiftungsvorsitzende Erika Steinbach (Ex-CDU) erläutert, startete man „nicht ohne Grund mit dem elementarsten Thema jedweder Demokratie“, denn die rechte Partei wie ihre Stiftung sehen die Bürger im Land von lauter Denk- und Sprachverboten umstellt. Ein Zustand, dem die AfD mit ihrer Gründung entschieden den Kampf angesagt hat.

Ganz im Sinne von Thilo Sarrazins Enthüllungen über den „neuen Tugendterror“ in Deutschland und seinen Angriffen auf den „Kulturmaxismus“ bekennt sich auch das AfD-Wahlprogramm 2021 in seinem medienpolitischen Teil zu „Meinungsfreiheit statt Tugendterror“ (https://www.afd.de/wahlprogramm/) und zum Angriff auf die „Vormachtstellung“ des Establishments: „Diffuse Vorstellungen von ‚politischer Korrektheit‘ ersticken die öffentliche Diskussion durch Sprach- und Denkverbote. Tatsachen werden verdreht und kontroverse Themen tabuisiert. Das Zusammenrücken der Altparteien zu einem politischen Meinungskartell hat die linke Dominanz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in privaten Mainstream-Medien verfestigt.“

Gegen den „Deutschlandabschaffungskurs“

Über die akademische Intelligenz, die die AfD mittlerweile eingesammelt hat und mit ihrer Stiftung bündeln will, gibt der Eröffnungsband „Nachdenken für Deutschland“ (2018) der DES-Buchreihe Auskunft. „Deutschland verflüchtigt sich“ heißt dort der Schlussbeitrag des AfD-Philosophen Marc Jongen, in dem er Merkels „Deutschlandabschaffungskurs“ geißelt.

Dieser Kurs werde hierzulande von breiten Kreisen – zumindest da, wo das gesunde Volksempfinden noch intakt ist – als „Resultat einer gigantischen, gegen Deutschland und Europa gerichteten Verschwörung, die die systematische Zerstörung des historisch gewachsenen Nationalstaats zum Ziel hat“, wahrgenommen. Jongen kokettiert damit, dass man das in Deutschland eigentlich nicht mehr sagen darf, tritt aber als mutiger Anwalt des Volkes auf, der dessen Sorgen letztlich mit einer philosophischen Tiefenbohrung ernst nehmen will.

Wichtig ist hier, dass Europa im gleichen Atemzug mit der Sorge um den Bestand Deutschlands genannt wird. Die Partei bekennt sich ja mit der Wahl ihres Stiftungspatrons entschieden zum christlichen Abendland. Die Bezugnahme auf „unser Europa“ ist dabei im Rechtsradikalismus nichts Ungewöhnliches. Das geeinte Europa hat propagandistisch eben die doppelte Funktion: als Feindbild für die Unterdrückung der nationalen Identität seiner Völker zu dienen und zugleich als Bollwerk gegen die anstürmenden, mit abendländischen Werten ganz unvertrauten Massen geschätzt zu werden.

Intellektuelle, die die AfD um sich und in ihrer Stiftung versammelt, haben es also nicht allein mit der vom rechten Lager als „Schuldkult“ geschmähten Vergangenheitsbewältigung in Sachen NS-Herrschaft zu tun. Beim DES-Kongress 2019 trat z.B. der bekannte Medientheoretiker Prof. Norbert Bolz auf und unterhielt das Publikum mit den letzten Kalauern über den „Rotfunk WDR“, der mittlerweile „wie eigentlich das ganze öffentlich-rechtliche System“ zu einem „Grünfunk“ mutiert sei. O-Ton Bolz: „Mir hat besonders gut der Tweet eines besonders intelligenten Menschen gefallen: ‚Alle 11 Minuten verliebt sich ein Journalist in einen Grünen‘.“ Wahrlich, alternative Medientheorie, wie sie dem Land seit Langem fehlt!

Die AfD lädt auch schon einmal einen akademischen Apologeten des europäischen Kolonialismus in den Bundestag ein, um die Meisterleistungen des christlichen Abendlandes bei der Ausplünderung der Dritten Welt hochleben zu lassen etc. Wenn die Stiftung gemäß der Parteilinie also endlich die Tabus darüber, was man hierzulande über das Ausland und die Ausländer sagen darf, bricht oder die deutsche Erinnerungskultur – mit der angesagten Kehrtwende um 180 Grad – renoviert, dann bietet sich ihr ein breites Betätigungsfeld: Von der Kolonialära und dem Ersten Weltkrieg, zu dem die Stiftung 2018 ihren ersten Kongress veranstaltete, bis zum modernen Globalismus gilt es, das Deutschtum wieder ins Recht zu setzen.

Nationalismus kritisieren – statt Verbote fordern

Es wäre, wie gesagt, fatal, wenn jetzt solchen Tendenzen mit einer erneuerten Extremismusklausel entgegen getreten würde, etwa im Rahmen eines „Demokratieförderungsgesetzes“, das dann auch gleich alle meinungsbildenden Aktivitäten in der Zivilgesellschaft unter einen Extremismus-Vorbehalt stellt – so weit öffentliche Mittel tangiert sind. Aber das kann ja schnell der Fall sein, wenn sich eine Initiative in einer Uni, einem Bürgerzentrum oder einer Volkshochschule trifft… Wenn die öffentliche Hand mit dem Extremismus-Hammer zuschlägt, steht fest, was folgt (siehe: Marx, dieser Linksextremist! https://www.heise.de/tp/features/Marx-dieser-Linksextremist-6045658.html). Dann geraten auch und gerade linke, linksliberale oder radikaldemokratische Aktivitäten ins Visier. Dann fallen mit Sicherheit Versuche, die Legitimität staatlicher Maßnahmen zu bezweifeln oder die bundesdeutsche „Klassengesellschaft“ zu kritisieren, unter das Extremismus-Verdikt. Dann zählt nur noch explizite Staatstreue.

Hinzu kommt: Die AfD, die sich dank Nachhilfe vom Bundesamt für Verfassungsschutz vom Extremismus distanziert hat, könnte mit einer solchen Klausel eigentlich gut leben. Sie müsste sich taktisch darauf einstellen und ein paar Sprachregelungen berücksichtigen. Dann könnte sie beim antiextremistischen Kampf volles Rohr mitmachen. Denn die offizielle Linie der Bundesregierung, die dem Marxismus in Medien und öffentlicher Meinungsbildung den Kampf angesagt hat, stimmt inhaltlich mit dem rechten Feindbild vom „Kulturmarxismus“ überein (siehe: Bundesregierung: Sozialistische Gesellschaftsordnung schließt „freiheitliche Demokratie“ aus https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/bundesregierung-sozialistische-gesellschaftsordnung-schliesst-freiheitliche-demokratie-aus/).

Natürlich sehen Seehofer und sein Staatssekretär Krings die Gefahr nicht bei den Mainstream-Medien, die von Sarrazin, Maaßen oder Höcke mit dem „Kulturmarxismus“-Vorwurf ins Visier genommen werden, sondern bei der Restlinken, bei Armutsforschern oder Neoliberalismus-Kritikern. Aber wenn die staatlich beauftragten Extremismusforscher ans Werk gehen, ist das Ergebnis programmiert: dass nämlich marxistische Theorie im öffentlichen Diskurs nichts verloren hat, also da, wo sie sich Gehör verschafft, ausgegrenzt werden muss (siehe: Amtlich bestätigt: Marx ein Linksextremist https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/amtlich-bestaetigt-marx-ein-linksextremist/). Statt nach mehr Anti-Extremismus zu rufen sollte man also besser den deutschen Nationalismus in all seinen Varianten kritisieren – etwa auch da, wo er sich stiftungsmäßig auf glühende Antikommunisten wie Konrad Adenauer, Friedrich Ebert oder einen Pionier des deutschen Imperialismus wie Friedrich Naumann beruft. In den Club passt Desiderius-Erasmus bestens hinein!

Neue = alte Rechte = gute alte BRD

Wie der deutsche Rechtspopulismus taktisch vorgeht, um dem Rechtsextremismus-Vorwurf den Wind aus den Segeln zu nehmen, legt jetzt übrigens das „Schwarzbuch Neue/Alte Rechte“ von Christian Niemeyer minutiös, ja mit erschlagender Detail- und Materialfülle dar. Dort widmet sich ein ausführlicher Text (Essay, Nr. 13) einem Protagonisten der neurechten Intelligenz, nämlich Erik Lehnert, seines Zeichens promovierter Philosoph, Mitarbeiter eines AfD-MdB und Mitherausgeber des „Staatspolitischen Handbuchs“. Er ist Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik (IfS), einer Denkfabrik der Neuen Rechten, die 2000 von Götz Kubitschek und anderen Aktivisten aus dem Umfeld der rechtsradikalen Zeitung „Junge Freiheit“ gegründet wurde. Vom Bundesamt für Verfassungsschutz wird das IfS seit 2020 als rechtsextremer Verdachtsfall geführt.

Im Jahr 2020 hat Lehnert deswegen seinen Job als Schriftführer der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) verloren. Denn, so die DES-Vorsitzende Steinbach, Lehnerts führende Funktion im IfS vertrage sich aufgrund der Verfassungsschutz-Entscheidung, das Institut „wegen extremistischer Tendenzen als Verdachtsfall einzustufen und damit permanent zu beobachten, nicht mit der Satzung der DES“ (taz, 26.5.20). Das Schwarzbuch von Niemeyer wertet dies als eine taktische Entscheidung – typisch für die Art und Weise, wie sich die Partei und ihre Stiftung um Seriosität bemühen.

Niemeyers Ausführungen zeigen paradigmatisch an einem IfS-Handbuch-Artikel Lehnerts zur westdeutschen NS-Vergangenheitsbewältigung, wie der Rechtspopulismus heute taktiert und laviert, um dem Rechtsextremismus-Vorwurf zu entgehen. Der Sache nach gehe es bei Lehnerts Rückblick auf NS-Kriegsverbrecherprozesse eindeutig darum – was Niemeyer minutiös darlegt –, eine Relativierung bzw. „Bagatellisierung der NS-Verbrechen vom Typ Vogelschiss à la Gauland“ zu lancieren; also die bekannten zwölf dunklen Jahre als Fußnote einer 1000-jährigen Nationalgeschichte herabzustufen und so das deutsche Nationalbewusstsein aufzuhellen. Hier zeige sich auch, was AfD-Flügel-Mann Höcke mit seiner erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad gemeint hat: eine Beendigung des ewigen „Schuldkults“, auf den sich AfD-Politiker sowieso eingeschossen haben. Man wolle, so Niemeyer, in diesen Kreisen „das Volk der Täter als Volk der Opfer inszenieren“.

2019-04-11 AfD Fraktion im Bundestag by Olaf Kosinsky-7933.jpg

Eine gewisse Ähnlichkeit der Beiden mit dem Portrait des Erasmus ist nicht ganz abwegig – sähen wir sie nicht wie im Koma dort.

Die Kritik des Schwarzbuchs trifft zu: Der heutige Rechtspopulismus betreibt ja keine Holocaustleugnung, sein Geschäft ist die Relativierung von Schuld und Schande, die angeblich die deutsche Nation niederdrücken – eine nationale Macht- und Selbstvergessenheit, die die Populisten an der Macht beseitigen wollen, was ja in gewisser Weise ihr ganzes Programm darstellt! Bei dieser Diagnose vom nationalen Defizit erliegt die Alternativpartei allerdings einem grandiosen (gewollten?) Missverständnis, verkennt sie doch die politisch-diplomatische Wucht, mit der das neue Deutschland dank seiner außergewöhnlichen Läuterung auf der weltpolitischen Bühne agiert: Die Singularität des Holocaust ist mittlerweile zum moralischen Gütesiegel der Nation geworden.

Für den Hausgebrauch, im Innern der Nation, ist das Singularitäts-Konstrukt allerdings eine etwas sperrige Angelegenheit. Hier wird seit Adenauers Zeiten – mit gewissen Konjunkturen – auch die Normalversion gepflegt, dass nämlich das deutsche Volk das eigentliche Opfer einer Clique von (wie man seit den jüngsten Enthüllungen von Norman Ohler weiß: drogensüchtigen) NS-Verbrechern war und von diesen missbraucht wurde. Diese Relativierung der NS-Zeit – gutes deutsches Volk, inklusive gute Soldaten, durch „böse“ Kräfte verführt – ist eben kein Alleinstellungsmerkmal der AfD, sondern Allgemeingut.

Das belegt übrigens das neue Schwarzbuch minutiös an der westdeutschen Nachkriegsgeschichte – vom Pacelli-Papst über Strauß, Filbinger, Dregger, Kiesinger bis zum „führenden“ neudeutschen Militärhistoriker Sönke Neitzel, der jetzt gerade als gefragter Experte zum Afghanistan-Krieg gilt.„Es fehlte bisher der Dank der Nation für den Afghanistan-Einsatz. Und es fehlen schon lange die ikonischen Bilder, die für die Verbundenheit von deutscher Gesellschaft und Bundeswehr stehen.“ (NZZ, 22.7.21) Das weiß der Mann zum allseits konstatierten Debakel beizusteuern. „Insgesamt bescheinigt Neitzel den Deutschen ein gestörtes Verhältnis zu einer Armee, die Gewalt anwendet“. Eine Rettung deutscher Soldatenehre, die Lehnert sicher sofort unterschreiben würde!

Mehr noch: Der offizielle Standpunkt der demokratischen deutschen Vergangenheitsbewältigung ist gar nicht so weit entfernt von den Relativierungskunststücken rechtspopulistischer Geschichtsexperten. Exemplarisch vorgeführt wurde das etwa von Bundespräsident Steinmeier beim Auschwitz-Gedenktag 2020, wo sich z.B. die AfD im Bundestag ganz konstruktiv aufführte, die Feierstunde mitmachte und den israelischen Staatspräsidenten mit gesteigerter Israel-Solidarität, nämlich in der Zuspitzung des Iran-Konflikts, beeindrucken wollte (siehe: „Kulturkampf von rechts“? https://www.heise.de/tp/features/Kulturkampf-von-rechts-4657804.html). Wenn die Erinnerungskultur zu national aufbauenden Ergebnissen führt, kann eben auch die AfD Positives an ihr entdecken.

Hierzu hatte Steinmeier bereits bei seinem Auftritt in Yad Vashem die Vorgabe gemacht. Demnach war damals „das Böse“ für die Ermordung der europäischen Juden verantwortlich; es wurde zwar 1945, als das Gute siegte, weitgehend ausgerottet, aber irgendwo fanden die „bösen Geister der Vergangenheit“ Unterschlupf und machen sich heute wieder bemerkbar. Diese Inschutznahme des nationalen Kollektivs, an das jeder einzelne Deutsche unaufhebbar zurückgebunden sein soll, ist im Prinzip derselbe Standpunkt, den ein Gauland vertritt, wenn er die Güte der Nation gegen ihre dunklen Seiten stellt.

Literaturhinweis

Christian Niemeyer, Schwarzbuch Neue/Alte Rechte – Glossen, Essays, Lexikon. Mit Online-Materialien (http://beltz.de). Weinheim (Beltz-Juventa) 2021, 795 S., 39,95 €.

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Grafikquelle :

Oben      —   Roundel Portrait of Erasmus of Rotterdam.

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Rettung aus Afghanistan

Erstellt von Redaktion am 2. September 2021

Die Odyssee der Luftbrücke

Von Tobias Schulze

Von Berlin aus versuchen Ak­ti­vis­t*in­nen, Menschen aus Afghanistan zu retten. Von der Bundesregierung fühlen sie sich ausgebremst. Haben sie damit recht?

Das Hauptquartier der Luftbrücke Kabul befindet sich in einer Wohnung in Berlin. Weil sich Feinde macht, wer Menschen aus Afghanistan nach Deutschland holt, gehen wir nicht näher darauf ein, wo sie liegt. Wir können aber beschreiben, dass am Klavier im Wohnzimmer ein Stadtplan von Kabul lehnt. Gelbe Stecknadeln markieren die Standorte von Taliban-Checkpoints. Ein Plan des Airports hängt an der Glastür zur Küche. Ein Bildschirm auf dem Küchentisch zeigt im Vollbildmodus zwei Uhrzeiten an: Berlin und Afghanistan.

Sieben Aktivist*innen, die meisten um die 30, sind am Montagabend hier. Normalerweise sind sie unter anderem in der Seenotrettung aktiv. In den letzten zwei Wochen haben sie diese Wohnung kaum verlassen. Das sieht man ihnen an: Sie wirken euphorisch und gleichzeitig ausgelaugt. Sie haben tagelang kaum geschlafen, um Menschenleben gebangt und immer wieder telefoniert – mit Soldaten, mit Ministerinnen, sogar mit dem Weißen Haus. Sie haben von hier aus Buskonvois auf dem Weg durch Kabul beobachtet. Sie haben erlebt, wie Transporte scheitern. Aber auch, wie 207 Menschen mit Hilfe ihrer privaten Evakuierungsaktion aus dem Land gekommen sind.

Und dann sind sie auch noch wütend. „Wir hätten Hunderte evakuieren können“, sagt Mattea Weihe, die normalerweise Pressearbeit für Sea-Watch macht und jetzt für die Luftbrücke spricht. „Aber in den deutschen Behörden gab es eine Blockadehaltung. Irgendjemand wollte nicht, dass wir als Gruppe aus der Zivilgesellschaft etwas schaffen, das die Regierung nicht hinbekommt.“ Dass die Opposition im Bundestag angekündigt hat, nach der Wahl einen Untersuchungsausschuss zum Abzug aus Afghanistan einzusetzen, findet sie richtig. Es müsse aufgeklärt werden, wer die Evakuierung sabotiert habe.

Wenige Kilometer entfernt, im Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes, sieht es in diesen Tagen wahrscheinlich ähnlich aus. Trotz der Vorwürfe: Viele Mit­ar­bei­te­r*in­nen haben in den Tagen der Evakuierung viel gegeben, das sagen selbst die Ak­ti­vis­t*in­nen der Luftbrücke. Das Ministerium, chronisch unterbesetzt, hat Personal aus der ganzen Welt zusammengezogen und fast seinen gesamtem Attaché-Lehrgang ins Callcenter gesetzt. Die Di­plo­ma­t*in­nen haben mit Tausenden Menschen gesprochen, die in Afghanistan in Lebensgefahr sind und nicht aus dem Land kommen.

Im Ministerium wirken viele deshalb etwas angefasst ob der Kritik, die ihr Haus abbekommt: Den Sturz der Regierung nicht vorausgesehen, die Ortskräfte im Stich gelassen, jetzt auch noch private Rettungsflüge sabotiert? Der PR-Apparat des Außenministeriums wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Wir haben diese Initiative von Anfang an unterstützt. Das war eine Entscheidung von Außenminister Maas, der sich auch selbst aktiv immer wieder eingebracht hat“, sagte ein Sprecher am Montag in der Bundespressekonferenz. Die Anschuldigungen will man nicht auf sich sitzen lassen. Aber was stimmt?

Der Privatjet

Auf dem Balkon der Berliner Wohnung erzählt Mattea Weihe am Montagabend, wie vor mehr als zwei Wochen alles anfängt. Die Aktion beginnt, kurz bevor Kabul in die Hände der Taliban fällt. Theresa Breuer, Journalistin aus Berlin, hat eine Weile in Afghanistan gelebt und als Reporterin von dort berichtet. Jetzt will sie zwölf afghanischen Bekannten aus dem Land helfen.

Breuer bittet Ruben Neugebauer um Hilfe, auch er sitzt zwei Wochen später auf dem Balkon und erzählt. Neugebauer kennt sich in der Luftfahrtbranche aus. Vor ein paar Jahren hat er einen Pilotenschein gemacht und eine Maschine besorgt, mit der er für Sea-Watch Aufklärungsflüge über dem Mittelmeer geflogen ist. Jetzt soll er wieder ein Flugzeug organisieren. „Eigentlich wollten wir nur einen kleinen Privatjet chartern, um die Leute dort rauszuholen. Das Angebot an Chartermaschinen war zu dem Zeitpunkt auch noch groß“, sagt er.

n der Nacht vom 15. auf den 16. August stünde der Jet eigentlich bereit. Aber wenige Stunden zuvor sind die Taliban schon in Kabul einmarschiert. Die USA, die noch den Flughafen kontrollieren, lassen nur noch Militärflugzeuge landen. Der Flug wird gestrichen.

Gleichzeitig stellt sich raus: Ein kleiner Jet reicht nicht. Breuer und Neugebauer kommen mit deutschen Medienhäusern ins Gespräch, mit Hilfsorganisationen, mit Fridays for Future. Alle wollen Leute aus Afghanistan holen und sich dafür nicht auf die Flüge der Bundeswehr verlassen. Wen die Bundesregierung überhaupt auf diese Flüge lässt, ist zu diesem Zeitpunkt unklar. In den kommenden 14 Tagen wird das Innenministerium in ständigen Abstimmungen mit den anderen Ressorts zwar über 40.000 Menschen zusagen, nach Deutschland zu dürfen. Die Bundeswehr wird aber nur einen Bruchteil tatsächlich ausfliegen.

Drei Tage nach dem Fall von Kabul, am 18. August, bezieht das Kernteam der Luftbrücke sein Hauptquartier in der Berliner Wohnung. Knapp ein Dutzend sind sie hier. Noch mal doppelt so viele Un­ter­stüt­ze­r*in­nen sitzen in den Institutionen, die sich der Aktion angeschlossen haben.

Das Rufzeichen

Neugebauer findet einen Charteranbieter in Ägypten, der einen Airbus A320 zur Verfügung stellen würde. Nachdem die Luftbrücke ihre Pläne öffentlich macht und um Spenden bittet, ­gehen ihren Angaben zufolge deutlich über 1 Million Euro ein. Das würde reichen, um das Flugzeug eine Woche lang nach Afghanistan ein- und ausfliegen zu lassen.

Weiterhin dürfen zivile Flugzeuge aber nicht ohne Weiteres in Kabul landen. Der Flieger braucht ein militärisches Rufzeichen der Nato, das ihn im Funkverkehr als Regierungsmaschine kennzeichnet. Nach Angaben des Außenministeriums meldet sich die Luftbrücke das erste Mal am 20. August, dem Freitag, mit der Bitte, ein solches Call Sign bei der Nato zu beantragen. Das Ministerium hilft. Das Anliegen geht durch mehrere Stellen in Ministerien, Bundeswehr und der Nato. Die Initiative erhält am Ende das Rufzeichen, und das Auswärtige Amt deutet das heute als Beleg dafür, die Evakuierungsaktion unterstützt zu haben.

Das Prinzip: Die Ak­tivis­t*in­nen telefonieren alle ihre Kontakte ab. Irgendwann ist jemand beim Außenminister angekommen

Neugebauer klagt aber: „Das war ein ewiges Hin und Her. Die wollten uns erst erklären, dass wir das Call Sign gar nicht bräuchten. Wir mussten drei Mal nachhaken, bevor man uns geglaubt hat.“ Die Kommunikation lief über das Auswärtige Amt; Neugebauer kann sich aber vorstellen, dass das Problem beim Innenministerium, Kanzleramt oder Militär lag. Von „Multiorganversagen“ spricht er. Erst nach Tagen sei das Rufzeichen dagewesen.

Belege liefern die Ak­ti­vis­t*in­nen für diesen und andere Vorwürfe nicht. Sie könnten alles beweisen, behaupten sie. Nur: nicht jetzt. Aus ihren Mail- und Chatverläufen müssten sie die Nachweise erst noch raussuchen. Dazu seien sie während der laufenden Evakuierung nicht gekommen.

Der Flug

Als das Rufzeichen endlich da ist, gibt es ein neues Problem: Die ägyptischen Behörden wollen den Airbus nicht starten lassen. Warum, kann im Nachhinein keiner der Beteiligten genau sagen. Irgendetwas kommt den Ägyptern wohl suspekt vor. Es ist jetzt Dienstag, der 24. August, und zumindest über das, was jetzt geschieht, sind sich alle einig: Heiko Maas persönlich schickt eine SMS an den ägyptischen Außenminister. Dann ist das Problem erledigt.

Die Anekdote zeigt, wozu die Luftbrücke fähig ist: Die Ak­tivs­t*in­nen telefonieren einfach alle ihre Kontakte ab. Viele von ihnen sind schnell von der Sache überzeugt und wählen sich wiederum durch ihr Telefonbuch. Irgendwann ist schließlich jemand beim Bundesaußenminister angekommen. „Es war ein Schneeballeffekt“, sagt Mattea Weihe. „Zig Leute haben telefoniert und plötzlich hat jeder Hörer auf der ganzen Welt geklingelt. Alle haben ihre Kontakte genutzt. Wenn man nur will, kann man sich über die Grenzen hinwegbewegen, die die bürokratische Ordnung vorgibt.“

Man kann davon ausgehen, dass sich nicht jeder Angerufene über diese Grenzverschiebung freut. Die Luftbrücke verursacht Arbeit. Manchmal bringt sie Abläufe durcheinander. Ihr Charterflugzeug kann aber abheben und landet am 25. August, einem Mittwoch, in Kabul.

Die Liste

Ein Flugzeug nach Kabul zu bringen ist das eine. Die Passagiere in den Flughafen zu bekommen das andere. Um überhaupt in die Nähe des Airports zu gelangen, muss man es durch den Kabuler Verkehr und Taliban-Checkpoints schaffen. Danach muss man noch durch eines der Flughafentore gelangen, die geschlossen oder streng bewacht sind, meist durch das US-Militär. Selbst wer auf der Evakuierungsliste der Bundesregierung steht, hat es hier schwer.

Die Luftbrücke kümmert sich daher schon am Wochenende, bevor das Flugzeug überhaupt startklar ist, um einen Konvoi. Die Ak­ti­vis­t*in­nen bitten um Unterstützung im Außenministerium von Katar. Das Emirat, wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik, ist in den Tagen der Evakuierung gefragt. Wegen guter Beziehungen zu den Taliban schaffen es katarische Sicherheitskräfte immer wieder, Busse mit Passagieren an den Checkpoints vorbei in den Flughafen zu lotsen.

Auch den Ak­ti­vis­t*in­nen der Luftbrücke sagen sie Unterstützung zu. Die Bedingung: Das Auswärtige Amt solle der Regierung Katars die Passagierliste schicken, samt einer formellen Bestätigung, dass die Bundesrepublik diese Menschen aufnehmen und im Zweifel auch selbst ausfliegen werde.

Quelle         :       TAZ-online          weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —   823 Menschen an Bord einer überfüllten Boeing C-17 der US Air Force in Kabul, 15. August[24]

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DL – Tagesticker 02.09.2021

Erstellt von Redaktion am 2. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Thema – Schurken welche glauben die Welt zu bedeuten und sie fast nur noch die Politik aufzuweisen hat, da mit dem Sklavenhaltern, der Adel in diesen Land abgeschafft wurde und nur noch ab und an in Teilen des Staats-Funk und  der hoffierenden  -Presse Gehör findet.

Was wird in Erinnerung bleiben von der Politik Horst Seehofers?

1.) Flüchtlinge : Scham und Schande

Horst Seehofer galt einmal als Verteidiger der Schwachen. Dieses Image ruiniert er selbst, seit er an der Seite gleichgesinnter Europäer demonstrativ jene kalten Herzens abweist, die in Afghanistan um ihr Leben fürchten. Das ist ein Trauerspiel für Deutschland und Europa. Er hatte mal ein Herz für die sogenannten kleinen Leute. Er kämpfte für sie bei Jobs, Renten und der Gesundheitsversorgung. Und er ärgerte damit manchen Kollegen und manche Kollegin bis aufs Messer. Edmund Stoiber konnte darüber jahrelang ein mühseliges Lied singen. Aber auch Angela Merkel bekam seine leidenschaftliche Hartnäckigkeit zu spüren, als sie in der Gesundheitspolitik für eine Kopfpauschale kämpfte und Seehofer sich querstellte. Dickköpfig in der Sache war er und empathisch im Einsatz für jene, die keine lauten oder gar mächtigen Fürsprecher hatten. Den Helferinnen und Helfern eine sichere Zukunft bieten – das wäre eine hoffnungsfrohe Botschaft. Man stelle sich vor, Seehofer würde das heute für die Bedrohten in Afghanistan machen. Er würde bei den EU-Innenministern mit dem gleichen Herzen für die Aufnahme von denen kämpfen, die für Europäer arbeiteten und sich auf ein freies Leben freuten, aber jetzt um ihr Leben fürchten müssen. Seehofer würde sich an die Seite des tapferen Herrn Asselborn aus Luxemburg stellen – und all jenen in Europa die Leviten lesen, die selbst jetzt noch in der Lage sind, Europas Tore zu versperren, statt Helfern, Unterstützern, Mitstreitern eine sichere Zuflucht zu bieten. Es wäre eine wunderbare und eine angemessene Botschaft. Es stünde Seehofer gut zu Gesicht, und es würde wenigstens ein klein wenig von dem Schmerz lindern, den Deutschland, Europa, die USA vielen Frauen und Männern in Afghanistan inzwischen angetan haben.

Süddeutsche-Zeitung

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Müsste nicht so ein Wahlkampf ein Leckerbissen für jede/n Politiker-In sein, da sich Merkels-Einstellung des „weiter so“ als größter Rohrkrepierer nach Adenauer erwiesen hat? Wo stände denn Merkel heute – wäre es ihr nicht gelungen einen großen Teil des Staats-Funk sowie der -Presse wohlwollend durch ihre Raute zu ziehen?

Eigentlich müsste Scholz Laschet zur Weißglut treiben

2.) Wer ist der wahre Merkel-Erbe?

Für die Union wird es immer enger und Merkels Stille gibt Scholz die Chance, sich als Nachfolger zu inszenieren. Während Merz die Kanzlerin fordert, bleibt einer entspannt: Laschet ist mit Merkel „im Reinen“. Kostet ihn das den Wahlsieg? Wer formt die bessere Raute? Der Wahlkampf nimmt an Fahrt auf, seit sich die Kandidatin und Kandidaten fürs Kanzleramt im Triell auf ntv und RTL direkt miteinander maßen. Zu einer der zentralen Fragen im Wettbewerb entwickelt sich das „Erbe“ der amtierenden Regierungschefin. Wer genießt die Gunst Angela Merkels? Und vor allem: Wen halten die Wählerinnen und Wähler für ihren legitimen Nachfolger? Denn Merkels unangefochtene Spitzenposition im Politiker-Ranking legt nahe, dass man sich dieser Tage mit Nähe zur Kanzlerin noch einige Stimmen sichern kann. „Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir den Armin herbei“ – unter normalen Umständen wäre zu erwarten, dass ein Bonus durch Nähe zur Kanzlerin in jedem Fall an den Kandidaten ihrer eigenen Partei geht, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Laschet also. Aber die Umstände sind nicht normal, und dafür sorgt unter anderem die Kanzlerin selbst gleich in zweifacher Hinsicht: Sie scheidet – ein Novum seit Gründung der Bundesrepublik – freiwillig aus dem Amt, stellt sich nicht noch einmal zur Wahl. Von den Kandidaten weiß man nicht: „Können die das denn?“

ntv-online

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Es war sicher auch ein Riesenschlag gegen die anderen Kriegstreibenden Staaten in der NATO. Da es wohl demnächst einer weit größeren Leistung von Biden und seinen Nachfolgern-Innen bedarf,  sich  auf selbsternannten Gipfeln mit Landpomeranzen oder Möchtegern Napoleon-Nachfolgern um die runde Tafel zu setzen um zu lernen die von Steuergeldern bezahlten Speisen mittels Messer und Gabel (Ausspruch der „Birne“) zu verspeisen?

Bidens Rede nach dem Afghanistan-Abzug

3.) Der Abschied vom „Regime Change“

Der US-Präsident sagt Militäreinsätzen zur Umgestaltung anderer Länder ab. Für die USA heißt das, mit anderen Mitteln im Rest der Welt mitzuspielen. Es war im Wesentlichen bekannt, was US-Präsident Joe Biden am Abend des vollendeten US-Abzugs aus Afghanistan zu sagen hatte. Nur ein Satz ragte in seiner Kategorik heraus: „Es geht darum, eine Ära großer Militäroperationen zur Umgestaltung anderer Länder zu beenden.“ Der Satz geht in den USA im aktuellen Streit über die Schuld am verkorksten Abzug unter. Niemand widerspricht. Dabei ist es nun beileibe nicht so, dass Biden hier lediglich eine Binsenweisheit wiederholt hätte. Wenn das tatsächlich der neue Konsens der US-Außenpolitik wäre, dann bedeutete das wirklich das Ende einer Ära, und zwar einer überparteilichen. Die neokonservativen und die humanitärinterventionistischen Falken hätten beide ausgedient. Die Drohungen mit „regime change“ durch Militäreinsatz, die seit so vielen Jahren zumindest rhetorisch zum außenpolitischen Instrumentarium Washingtons gehören, wären Vergangenheit. Das hieße auch: Die USA müssten ihre Stärke als Global Player wieder aus anderen Faktoren ziehen als aus ihrer Feuerkraft.

TAZ-online

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Wie schön das es auch noch Kinder gibt, welche auf weniger von diesen Scheinheiligen Vätern treffen. Ist Söder vielleicht der heimlicher Chef hinter der Stiko (Stecher-Kohorte)? Zuzutrauen wäre dem Alm-Einöden sicher vieles und mehr.

„Auch der Heilige Vater ist zwei Mal geimpft“

4.) SÖDER ERKLÄRT CORONA-POLITIK

In Bayern soll es im privaten Rahmen künftig keine Kontaktbeschränkungen mehr geben, Clubs und Discos sollen bald wieder öffnen dürfen. Die Opposition fragt Markus Söder nach Luftreinigern für Klassenzimmer, die er versprochen hatte. Nicht wenige Abgeordnete des Bayerischen Landtags dürften es bereuen, dass sie Ministerpräsident Markus Söder in der Frühphase der Pandemie aufgerufen haben, das Parlament stärker zu beteiligen. Seither jagt eine Regierungserklärung die nächste. Wegen einer neuerlichen Sondersitzung am Mittwoch konnte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) die Karpfensaison nicht persönlich eröffnen, andere Abgeordnete mussten vorzeitig aus dem Urlaub zurückkehren – und das für Lockerungen, die Söder schon mehrmals verkündet hatte. Für die AfD war das Grund genug, von einer „Farce“ zu sprechen. Söder jedoch hielt es für richtig und wichtig, auch im Hohen Haus die „neue Realität“ darzulegen. Der entscheidende Faktor, der die jetzt rollende vierte Welle von den vorausgegangenen unterscheide, sei das Impfen. 60 Prozent Vollgeimpfte gebe es in Bayern – genau gesagt sind es 58,8. Inzidenz unter Jugendlichen hoch.

FAZ-online

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Das Leben im Höhenrausch dieser Drei,  war aber nicht von allzu langer Dauer. Wurde die Rechnung aus der Rotlicht Umgebung  vielleicht selbst dem Genossen aller Gossen zu hoch ? Nach Hoch und Höher erfolgt bei vielen ein tiefer Fall.

Koalitionsdebatten

5.) Alles für den Markt

SPD und Grüne sind in vielen Umfragen im Aufwind. Ihre letzte gemeinsame Regierungszeit weckt allerdings keine guten Erinnerungen. Aus Ökonomie und Zeitgeist entstand einst die grüne Bewegung. »Wut über die staatstragende Atomclique war treibende Kraft der Proteste in Wyhl, Brokdorf und Wackersdorf«, heißt es am Beginn der offiziellen Chronik der 1980 gegründeten Partei. Knapp zwei Jahrzehnte dauerte es, bis »Müslifresser« und »Latzhosenträger« im Establishment angekommen waren: Auf Bundesebene regierten Bündnis 90/Die Grünen und die »alte Tante« SPD dann gemeinsam von 1998 bis 2005. Unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stellten die Grünen in zwei Legislaturperioden jeweils drei Bundesminister, darunter den schillernden Vizekanzler und Außenminister Joschka Fischer. »Noch heute«, lobt die Grünen-Chronik, »sind wir skeptisch, wenn Großkonzerne Allianzen mit den Regierenden eingehen.« In der Bankwirtschaft sieht man dies etwas anders. Während der 90er Jahre hatten sich die engen Bande der »Deutschland AG« gelöst. Shareholder-Value – die Ausrichtung der Industriekonzerne an Aktienkursen sowie an kurzfristigen, hohen Renditezielen – und die Globalisierung der Lieferketten internationalisierten die wiedervereinigte deutsche Wirtschaft. Neue, ausländische Kapitalinteressen, Fonds und angelsächsische Investmentbanken drangen auf den deutschen Kapitalmarkt vor. Doch gleichzeitig zog es deutsche Konzerne, die seit dem Kriegsende lange Nachholbedarf bei der Internationalisierung hatten, verstärkt über die nationalen, bald auch westeuropäischen Grenzen hinaus. Die manchmal jahrzehntelang gehaltenen Rundum-Kapitalbeteiligungen innerhalb der Deutschland AG galten nun im neuen »finanzmarktgetriebenen Kapitalismus« (Jörg Huffschmid) als zu wenig profitabel.

ND-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Wir erhalten in letzter Zeit viele Mails mit Texten zwecks Veröffentlichung – Um diese zu Verbreiten  sollten Sie sich aber erst einmal vorstellen und zeigen mit wem wir es zu tuen haben.  Danke !

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :

Oben     —   DL / privat – Wikimedia

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Tschüss, Linksliberalismus

Erstellt von Redaktion am 1. September 2021

Das linksliberale Milieu wurde ausgetrocknet von Neoliberalismus, Populismus und von der Gleichgültigkeit

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Alles echte Demokraten oder Akrobaten im politischen Zirkus ihrer Eitelkeiten ?

Ein Schlagloch von Georg Seeßlen

Die westliche Demokratie scheiterte nach außen nicht erst in Afghanistan, und innerlich ist sie zerrissen. Demokratie und Kapitalismus sind nicht kompatibel.

Wer sagt, dass die Zeit der großen Erzählungen vorbei ist? Unsere große Erzählung, in tausend Varianten, aber mit einem heißen mythischen Kern, heißt: „Der Untergang der westlichen Demokratie“. An den imperialen Rändern hat diese Erzählung einen militärischen und diplomatischen Charakter. „Das große Versagen“ ist das Mindeste, was man von beidem sagen kann, nicht erst seit Afghanistan, aber dort mit einer so schaurigen Gewissheit, dass alle Versuche des Schönredens vergeblich sind.

Im sozialen Innen wird diese Untergangserzählung von den großen Spaltungen bestimmt: Die Reichen, die immer reicher werden und nicht mehr wohin wissen mit dem Kapital, so dass es nur noch als Medium der Zerstörung wirken kann, und die Armen, die immer weniger wissen, wie leben und überleben, und dabei alle Kraft verlieren, die dringend für eine Gesellschaft und ihre Entwicklung gebraucht würde.

Hier die Bürgerinnen und Bürger, die nur noch nach  Sündenböcken und Verschwörungen suchen können, um ihr (auch moralisches) Elend zu erklären, und die immer weiter vom „konservativen“ zum reaktionären, antidemokratischen und schließlich faschistoiden Impuls wechseln, und dort die ökolinksliberalen Realdemokraten, die sich immer mehr in ihre eigene Blase, ihre eigenen „Narrative“ und Begriffe zurückziehen.

Und während sich die Gesellschaft immer weiter spaltet, bildet sich als Regierung ein Einheitsbrei: Koalitionen, in denen sich die Parteien gegenseitig so in Schach halten, dass sich nichts ändert. Jedenfalls nichts zum Besseren.

Der innere Widerspruch im System des Westens ist der zwischen Demokratie und Kapitalismus. Für eine historische Spanne war die Verbindung von beidem ein Erfolgsrezept, das hier und da zum Exportgut, jedenfalls aber zum vermeintlich hegemonialen Weltmodell werden konnte. Angela Merkel hatte ihm den treffenden Namen verpasst: „Marktkonforme Demokratie“.

Und nun? Was, wenn endlich nicht mehr zu verleugnen wäre, dass das Marktkonforme und die Demokratie nicht mehr zueinander passen? Die vielen Brüche in der Gesellschaft entsprechen dem einen großen Bruch, dem Bruch zwischen Kapitalismus und Demokratie.

Was bleibt, wenn das Projekt Demokratie als nicht mehr (welt-)marktkonform entsorgt wird, das ist ein gewisser praktischer Liberalismus. Subjekt-Freiheit als Mix von Selbstverwirklichung, Toleranz, Spätaufklärung und kultureller Offenheit wurde in den westlichen Demokratien von einem speziellen Segment des progressistischen Kleinbürgertums entwickelt und garantiert, dem man den Namen „linksliberal“ gab und das sich seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts um einen wesentlichen Bereich ökologischer Sorge erweiterte.

Niemand hatte doch gesagt wir wollen eine Corona-Mauer bauen

Das ökolinksliberale Lebensgefühl bildete ein Milieu als Humus für kritische, alternative oder dissidente Bewegungen, die sich darin gleichen, dass sie nicht den Bruch mit dem System suchen, sondern seine Verbesserung. Persönlich hieß das in aller Regel, Forderungen an ein System stellen, mit und von dem man ansonsten ziemlich gut lebte.

Solange beide Seiten flexibel blieben und einen gemeinsamen, „modernen“ Begriff von Wirklichkeit hatten, konnte man das noch modisch als Win-win-Situation ansehen. Staat und Ökonomie ließen das linksliberale Milieu gedeihen, das beidem im Gegenzug kreative Energie und Geschmack an Innovation lieferte. Darüber hinaus ließ sich eine Balance zwischen dem linksliberalen und dem konservativ-reaktionären Segment der Mittelschicht als Beweis „lebendiger“ Demokratie ausmachen.

Das linksliberale Milieu als Fabrik des demokratischen, humanistischen und fortschrittlichen Aspekts im System der westlichen Kapital-Demokratien geriet mit dem Aufstieg des Neoliberalismus in äußere wie innere Krisen.

Quelle        :        TAZ-online       >>>>>        weiterlesen

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Oben     —   Core G7 member leaders attending the 44th G7 Summit <a href=“https://en.wikipedia.org/wiki/44th_G7_summit“ rel=“nofollow“>en.wikipedia.org/wiki/44th_G7_summit</a> Left to right front row: Jean-Claude Juncker, Donald Tusk, Donald Trump, Justin Trudeau, and Angela Merkel. Back row: Theresa May, Emmanuel Macron, This caricature of Jean-Claude Juncker was adapted from a Creative Commons licensed photo from the <a href=“https://www.flickr.com/photos/eppofficial/12995014393/„>European People’s Party Flickr photostream</a>. This caricature of Donald Tusk is based on a Creative Commons licensed photo available from <a href=“http://commons.wikimedia.org/wiki/File:2014_-_Donald_Tusk_(1).jpg“ rel=“nofollow“>Wikimedia</a>. The body is adapted from a Creative Commons licensed photo from <a href=“https://www.flickr.com/photos/eastbookeu/6345196578/„>Anna Wozniak’s Flickr photostream</a>. The background is adapted from a Creative Commons licensed photo from <a href=“https://www.flickr.com/photos/primeministergr/5864372520/„>Antonis Samaras, Prime Minister of Greece’s Flickr photostream</a>. This caricature of Donald Trump was adapted from a photo in the public domain from <a href=“https://www.whitehouse.gov/people/donald-j-trump/“ rel=“nofollow“>the White House</a>. The body was adapted from a photo in the public domain from <a href=“https://www.army.mil/article/195774/medal_of_honor_awarded_to_capt_gary_m_rose_for_actions_in_laos“ rel=“nofollow“>the US Army</a>. This caricature of Justin Trudeau was adapted from a Creative Commons licensed photo href=“https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trudeaujpg.jpg%22>available via Wikimedia. The body was adapted from a Creative Commons licensed photo from <a href=“https://www.flickr.com/photos/alexguibord/14578663236/„>Alex Guibord’s Flickr photostream</a>. The background was adapted from a Creative Commons licensed photo from <a href=“https://www.flickr.com/photos/neilghamilton/6854011317/„>Neil H’s Flickr photostream</a>. This caricature of Angela Merkel was adapted from a Creative Commons licensed photo by Dirk Vorderstraße <a href=“http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Angela_merkel_unna_2010.jpg“ rel=“nofollow“>available via Wikimedia</a>. The body is from a photo in the public domain <a href=“http://www.eucom.mil/article/24201/ila-2012-features-us-military-aircraft“ rel=“nofollow“>from the United States European Command</a>. This caricature of Theresa May was adapted from a Creative Commons licensed photo from <a href=“https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Theresa_May_(Sept_2017).jpg“ rel=“nofollow“>Wikimedia</a>. This caricature of Emmanuel Macron was adapted from a Creative Commons licensed photo from EU2017EE Estonian Presidency’s Flickr photostream: <a href=“https://www.flickr.com/photos/eu2017ee/36669381364/„>face</a> and <a href=“https://www.flickr.com/photos/eu2017ee/23522649118/„>body</a>. This caricature of Japanese Prime Minister Shinzo Abew as adapted from a photo in the public domain <a href=“http://en.wikipedia.org/wiki/File:Abe_Shinzo_2012_02.jpg“ rel=“nofollow“>available via Wikimedia</a>. This caricature of Giuseppe Conte was adapted from a photo released on Wikimedia for anyone to use for any purpose provided attribution is given to <a href=“https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Giuseppe_Conte_2.jpg“ rel=“nofollow“>Presidenza della Repubblica</a>.

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Die Vollgeld Initiative

Erstellt von Redaktion am 1. September 2021

Von den Banken und unseren Geldern

500 Euro Banknoten.jpg

Lobbyscheinchen für Politiker-Innen

Von  Jimmy Bulanik

Das Wirken von Banken hat viel Leid über die Menschen weltweit gebracht. Es bestehen Unterschiede zwischen einer real existierende Menge an Bargeld. Der Gegenwert des Bargeld ist nicht gedeckt durch physische Werte wie das Ergebnis humaner Wertschöpfung. Beispielsweise in Form von Einfamilienhäusern. Deshalb gibt es global mehr Schulden und erheblich mehr Derivate als Bargeld. Bankenrettungen auf Kosten von Menschen waren der Fall gewesen. Selbst der Euro als Währung wurde in Gefahr gebracht. Diese Gefahr besteht weiterhin. Zum Nachteil von Menschen welche sich in der Europäischen Union befinden.

Die Schweiz hat sich etwas einfallen lassen. Die Vollgeld Initiative mit der Internetwebseite Vollgeld Initiative. Die Wirkung soll sein das der soziale Frieden stabilisiert werden, dadurch das die Ökonomie und dessen Geldhandel gerecht werden soll. Bargeld und ein tatsächlicher Gegenwert sollen einhergehen. So stehen Leute mit ihrem Stand in Zürich vor der Nationalbank und werben für ihre Idee. Eine Volksabstimmung steht der Schweiz bevor. Die Personen in den Banken stehen vor der Frage wie sie künftig handeln wollen. Bei einer zerbrechenden Ökonomie können diese zwar ihren Lebensmittelpunkt verlagern, allerdings nicht die Welt in der sie leben.

Auch die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland können mit einem geringem Aufwand ihre Situation verbessern. Indem sie ihr Privatkonto bei einer Bank haben welche von ihrer Rechtsform her eine Genossenschaftsbank ist. Dort werden Genossenschaftsanteile erworben und ein Mensch ist somit Miteigentümerin, Miteigentümer dieser Bank.

Beispiele dafür sind die GLS Bank oder die Ethik Bank welche den Miteigentümerinnen und Miteigentümern kein Filialnetz bietet.

Genossenschaftsbanken welche ihren Miteigentümerinnen und Miteigentümern ein Filialnetz bieten sind: die Sparda e.G. West oder die Volksbank welche allesamt einen kostenfreien Umzugsservice für das neue Konto bieten. So bleiben alle Vorteile bestehen, inklusive dem Girokonto ohne Gebühren.

Nützliche Links im Internet:

Max von Bock – Wie funktioniert Geld

www.youtube.com/watch?v=0VAJY0Oq6K8

Vollgeld Initative

www.vollgeld-initiative.ch

GLS Bank

www.gls.de/privatkunden

Ethik Bank

www.ethikbank.de

Sparda eG West

www.sparda-west.de

Volksbank

www.volksbank-eg.de

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Replik zu Karl Reitter

Erstellt von Redaktion am 1. September 2021

Anmerkungen zu „Gewerkschaftssozialismus“

Parteitages der Partei DIE LINKE 2019, Bonn.2.jpg

Quelle:    Scharf  —  Links

Von Ralf Krämer

Karl Reitter stellt, nachdem er mit mir intensiv kontrovers zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen diskutiert hat, Überlegungen an, warum linke Gewerkschafter gegen das Grundeinkommen seien. Es ist m.E. schade, dass diese Diskussion nicht aufgezeichnet und öffentlich zugänglich gemacht wurde, damit sich alle selbst ein Bild machen können von der Fundiertheit der jeweiligen Argumentationen. Man kann natürlich solche Mutmaßungen anstellen wie Karl Reitter, sinnvoller wäre aber die Gründe ernst zu nehmen, die formuliert vorliegen und tatsächlich die die Ablehnung dieser Vorstellungen begründen, siehe etwa https://wipo.verdi.de/publikationen/++co++ab29a9ba-db39-11e7-ade4-525400940f89 externer Link. Und man sollte sich an der Realität orientieren.

Es ist dagegen Unfug, wenn Reitter schreibt: „In der rauen Wirklichkeit der kapitalistischen Verhältnisse vertreten Gewerkschaftsfunktionäre angesichts der neoliberalen Umwälzungen der Arbeitswelt immer nur kleine und sehr kleine Teile der Klasse. Die prekär Beschäftigten, die Scheinselbstständigen, die modernen StücklohnarbeiterInnen, die Erwerbsarbeitslosen, die in Ausbildung Befindlichen, die SaisonarbeiterInnen, die LeiharbeiterInnen und nicht zuletzt die halblegal und illegal Beschäftigten, mithin die Mehrheit der Klasse, wird durch diese je spezifischen Verhandlungen nicht oder nur teilweise erfasst.“ Gewerkschaften sind Selbstorganisationen der arbeitende Klasse, sie vertreten in den konkreten Auseinandersetzungen primär die organisierten, damit aber auch die jeweils betroffenen Teile der Klasse und ihre Interessen insgesamt, und politisch gesehen die Interessen der gesamten Klasse. Jedenfalls gibt es keine anderen Organisationen, die dies auch nur annähernd so beanspruchen können und leisten wie die Gewerkschaften. Gewerkschaften organisieren und vertreten sehr wohl auch die Interessen der von Reitter genannten Beschäftigtengruppen und auch die von Erwerbslosen. Wobei klar ist, dass die Artikulation dieser Interessen und ihre Vertretung nicht ohne Widersprüche ist, diese Widersprüche können aber nur innerhalb der Organisationen sinnvoll ausgetragen werden.

Es ist Unfug zu behaupten, Gewerkschaften verträten „nur kleine und sehr kleine Teile der Klasse“. Die von Reitter aufgeführten Gruppen sind zum einen sehr unterschiedlich zu betrachten und stellen dennoch selbst alle zusammen nur eine deutliche Minderheit der Klasse dar. Die überwiegende Mehrheit der Lohnabhängigen in Deutschland und auch in Österreich ist regulär sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Insgesamt scheint es in Teilen der Linken große Unkenntnis und eine verzerrte Sicht auf die quantitativen Proportionen der Beschäftigungsverhältnisse zu geben, ich empfehle als Datenquellen https://www.sozialpolitik-aktuell.de/arbeitsmarkt-datensammlung.html externer Link und https://www.iab.de/de/daten.aspx externer Link

Unfug ist auch die Behauptung Reitters, die Gewerkschaften würden sich nur um Löhne und Arbeitszeiten kümmern und seien deshalb gegen Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen. Gewerkschaften kümmern sich selbstverständlich auch um die sozialstaatlich vermittelten Einkommen und öffentlichen Leistungen, die für die Lohnabhängigen – nichterwerbstätige Familienangehörige, Rentner:innen, Erwerbsunfähige und Erwerbslose dabei eingeschlossen – von großer Bedeutung sind und stellen dazu vielfältige Forderungen auf und vertreten diese politisch, siehe etwa https://wipo.verdi.de/publikationen/++co++57183c20-b7b2-11eb-aa4e-001a4a160119 externer Link.

Ich könnte jetzt auch aufschreiben, wieso m.E. manche Leute so hartnäckig und geradezu fanatisch und dabei unter Missachtung von sozialen und politökonomischen Fakten und Zusammenhängen ihre BGE-Illusionen propagieren, welche Isolierung von den Lebensbedingungen und Auffassungen der großen Mehrheit der Lohnabhängigen und welche ideologischen Verblendungen dahinter stecken. Ich verzichte darauf und will Reitter in einem Punkt positiv aufgreifen, wenn er abschließend schreibt „Wahrscheinlich wäre es zielführender mit alle jenen, die meinen, im Kapitalismus sei das Grundeinkommen eine Illusion und im Sozialismus überflüssig, nicht über das Grundeinkommen, sondern über ihr Sozialismusverständnis als gute Arbeitsgesellschaft für alle zu diskutieren.“ In der Tat scheint das Sozialismusverständnis eine wichtige Differenz zu sein, denn selbstverständlich wird ein demokratischer Sozialismus eine „gute Arbeitsgesellschaft für alle“ sein. So sah es Marx, vgl. https://diefreiheitsliebe.de/wirtschaft/marx-waere-gegen-die-bge-forderung-gewesen/ externer Link, und so wird es auch im Grundsatzprogramm der Partei DIE LINKE beschrieben https://www.die-linke.de/partei/programm/ externer Link.

Dagegen steht eine idealistische Vorstellung einer kommunistischen Gesellschaft, in der es keiner gesellschaftlich organisierten Arbeit mehr bedürfte, sondern jede/r nur tue, was er/sie individuell will und dabei auf wundersame Weise und vielleicht vollautomatisch dennoch das und da und dann produziert werde, was gerade gebraucht wird an Gütern und Dienstleistungen. Diese Gesellschaft soll gewissermaßen durch ein BGE ein Stück weit vorweggenommen werden. Diese Vorstellungen beruhen auf einer falschen oder fehlenden politökonomischen Analyse und sind für die Gegenwart und die absehbare Zukunft illusorisch und desorientierend.

Urheberrecht
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Grafikquelle :

Oben      —    Parteitag der Linkspartei in Bonn. 2. Tagung des 6. Parteitages der Partei DIE LINKE, 22. und 23. Februar 2019, Bonn.

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KOLUMNE – MATERIE

Erstellt von Redaktion am 1. September 2021

Die Deutschen und ihre Armee

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Von Kersten Augustin

Seit die Bundeswehr Afghanen aus Kabul rettete, werden die Soldaten als Helden verehrt. Und plötzlich sind alle Pazifisten. Irgendwie schräg.

Ich muss in diesen Tagen an Ali denken, mit dem ich zusammen Abitur gemacht habe. In meinem Jahrgang gab es nur zwei Männer, damals eher Jungs, die „zum Bund“ gingen und ihre Wehrpflicht absolvierten. Der eine wollte eigentlich zur Polizei, war aber einmal zu oft beim Prügeln auf der Reeperbahn erwischt worden, für die Bundeswehr reichte es noch. Der andere war Ali. Seine Eltern waren aus Afghanistan nach Hamburg geflohen. Alle anderen in der Stufe verweigerten den Wehrdienst oder ließen sich gleich ausmustern, weil ihnen die Knie weh taten. So auch ich.

Ich habe keinen Kontakt mehr zu Ali. Aber ich frage mich, was er vom Bundeswehreinsatz hält und von der Haltung der Deutschen zu ihrer Armee.

Die Bundeswehr war immer pfui für linke und liberale Deutsche. Man wollte mit ihr nichts zu tun haben. Als im vergangenen Herbst entschieden wurde, dass Soldaten in Uniform kostenlos Bahn fahren dürfen, wurde das als Militarisierung des Alltags kritisiert. Jetzt hat sich das Bild der Bundeswehr innerhalb weniger Tagen radikal gewandelt. Uniformen sieht man nicht mehr nur im Zug, sondern auch im Fernsehen.

Bilder von Marines gehen um die Welt, die gerettete Babys im Arm halten. Bundeswehroffiziere sitzen in Talkshows und zeigen, dass sie gelernt haben, in klaren Sätzen zu sprechen, anders als die anderen in der Runde. Sie erzählen, wie sie seit Monaten darum kämpfen, die Ortskräfte zu retten. Man könnte heulen, wenn man das hört.

Wie ein Resozialisierungsprogramm

Viele Medien sind auch gerührt und salutieren: Die Zeit interviewt ganzseitig einen Generalleutnant a. D., und das ARD-Hauptstadtstudio schlägt die Hacken zusammen: Der Bundeswehr gebühre Respekt, Dank, Anerkennung.

Natürlich kann man Respekt vor der gefährlichen Evakuierung in Kabul haben. Aber man muss auch daran erinnern, dass sie erst nötig wurde, weil die Bundeswehr so lange in Afghanistan war. Und dass dieser Einsatz misslang, daran hat die Bundeswehr ihren Anteil. Dass man Korruption nicht bekämpft, aber Warlords gestärkt hat, dass Soldaten mit Schädeln posierten und Zivilisten bombardiert haben.

Man muss daran erinnern, dass das KSK, das jetzt in spektakulären Einsätzen mit Hubschraubern Menschen rettet, jene Spezialeinheit ist, die nach rechtsradikalen Vorfällen hätte aufgelöst werden müssen. Es klingt wie ein Resozialisierungsprogramm, dass ihr Befehl nun lautet, Flüchtlinge nach Deutschland holen.

Ignorieren, oder als Held verehren

Quelle        :         TAZ-online            >>>>>          weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —     German Chancellor Angela Merkel on a visit with the German ISAF forces in Afghanistan. She is meeting with Major-General Hans-Werner Fritz, commander of the German forces in Afghanistan. origianl caption: A meeting was held between Gen. David H. Petraeus, commander, International Security Assistance Force, President of Afghanistan Hamid Karzai and Chancellor of Germany Angela D. Merkel, at Headquarters Regional Command North Dec. 18. ISAF RC North supports Afghanistan in creating a functioning government and administration structure, while preserving Afghan traditions and culture. (U.S. Navy photo/Mass Communication Specialist 2nd class Jason Johnston)

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DL – Tagesticker 01.09.2021

Erstellt von Redaktion am 1. September 2021

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Käme es andersherum bliebe es doch einzig und alleine den um ihre Altersrenten betrogenen überlassen, einen Unrechtsstaat in die Knie zu zwingen, da einer tatkräftige Demokratie die dazugehörige Opposition schon fehlt, seit sich die SPD aus ihren Demokratischen Pflichten, in die GRO-KO Verflüchtigt hat.

„Ob jemand geimpft ist, hat Arbeitgeber nicht zu interessieren“

9 Fragen zur Coronaimpfung im Arbeitsrecht

Die Coronaimpfungen gehen voran, wenn auch nur schrittweise. Es ist aber zu hoffen, dass in der zweiten Jahreshälfte viele Beschäftigte die Möglichkeit erhalten, sich impfen zu lassen. Dies wirft allerdings arbeitsrechtliche Fragen auf. Schon bevor es mit dem Impfen überhaupt losging, war die Irritation groß. Erste Arbeitgeber drohten Kündigungen an, falls sich ihre Beschäftigten nicht würden impfen lassen. Andere beließen es nicht bei der Drohung. Kein Wunder also, dass viele Arbeitnehmer*innen verunsichert sind. Wir klären die wichtigsten Fragen. 1. Kann mein Arbeitgeber mich zu einer Impfung zwingen? Nein. Auch wenn natürlich dringend empfohlen wird, sich gegen Corona impfen zu lassen, besteht keine Pflicht dazu. Die Impfung ist freiwillig. Deswegen kann auch der Arbeitgeber nicht anordnen, dass seine Beschäftigten sich impfen lassen. Eine arbeitsrechtliche Weisung in dem Sinne, dass man sich impfen lassen soll, ist also unwirksam und muss nicht befolgt werden. Wer als Arbeitnehmer*in deswegen abgemahnt wird oder sogar die Kündigung erhält, hat gute Chancen, einen Prozess beim Arbeitsgericht zu gewinnen.

 

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Einmal unter  SED Doktrinen erzogen – lässt sie sich fortan  von der ganzen Gesellschaft glorifizieren. Die Deutsche Michel Methode:  – „Schlafmütze tief über die Augen ziehen“ – hat sich in vielen Kriegen als Niederlage erwiesen.

DEBATTE UM IMPFPFLICHT

2.) Moralische Spaltung?

Beim Thema Impfen fördert die Bundesregierung mit einer Mischung aus Angstmache, Drohung und Ausgrenzung ein toxisches gesellschaftliches Klima. Dabei wäre die Lösung recht einfach. Die Regierung könnte sich offen dazu bekennen, die Impfpflicht einführen zu wollen. Darüber ließe sich wenigstens diskutieren und streiten, meint unser Gastautor. In den aktuellen Diskussionen über 3G in Zügen, über 2G in Restaurants oder über berufliche Konsequenzen für Ungeimpfte wird fast immer vergessen, was die eigentliche Aufgabe des Verfassungsstaates ist: Dessen Aufgabe ist nicht, die nächste Stufe der Einschränkung zu zünden, sondern schnellstmöglich in einen grundrechtlichen Normalzustand zurückzukehren. Man kann es nicht oft genug betonen, dass die Verfassung auch und gerade in Zeiten einer Pandemie zu gelten hat. Insofern müssen die staatlichen Verantwortungsträger alles, was notwendig und geboten ist, dafür tun, den Ausnahmezustand so bald wie möglich zu beenden. Unser Grundgesetz will nicht nur idealerweise die größte Freiheit für alle, es ist auch auf die gesellschaftliche Integration möglichst aller Menschen im Land angelegt. Zum Beispiel soll die durch Artikel 5 des Grundgesetzes garantierte Meinungsfreiheit genau dies gewährleisten: Sie soll jedem Einzelnen, jeder Minderheit und jeder Interessensvertretung die Chance geben, sich in die Debatte einzubringen, um damit Teil des gemeinsamen Fortschrittsprozesses zu werden. Die Verfassungsmütter und -väter sahen hierin ein unerlässliches Element, um den gesellschaftlichen Frieden selbst bei größeren gesellschaftlichen Konflikten zu wahren. Gesellschaftliche Desintegration.

Cicero-online

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Und genau eine solche Haltung ist das beste Zeichen für den Niedergang der Politiker-Innen Branche ! Ein Dummkopf folgt immer seien Vorgänger-Innen egal welch einen Unsinn diese auch durchgezogen haben. Und die große Menge aus einer noch ratloseren Gesellschaft klatscht den gewünschten Applaus, auch von Balkonen und belohnt damit diese Hirnlosigkeiten! Das Besondere daran: Auch der Vorgängen von Biden war: „Einmal ein Flüchtling“ – Made in Germany – Gleich Schröder, Kohl, Adenauer usw., usw. .

Joe Biden zum Afghanistan-Abzug

3.) „Die beste Entscheidung für Amerika“

Erneut verteidigt der US-Präsident seine Entscheidung zum Truppenabzug aus Afghanistan. Republikaner versuchen aus den niedrigen Umfragewerten Kapital zu schlagen. Mit einem von einer Nachtsichtkamera aufgenommen Foto verabschiedeten sich die US-Streitkräfte am Montag nach 20 Jahren aus Afghanistan. Das Foto zeigte einen US-Soldaten mit Gewehr in der Hand, der als Letzter den finalen Evakuierungsflug aus Kabul bestieg. Für die Vereinigten Staaten war es das offizielle Ende des längsten Krieges in ihrer Geschichte. Für die Menschen in Afghanistan der Start in eine ungewisse Zukunft. Trotz der erneuten Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban und der chaotischen Szenen, die sich am Flughafen von Kabul während der vergangenen Wochen zugetragen hatten, verteidigte US-Präsident Joe Biden am Dienstag erneut den US-Truppenabzug. „Nach 20 Jahren Krieg in Afghanistan war ich nicht dazu bereit, eine neue Generation von amerikanischen Töchtern und Söhnen zum Kampf in einen Krieg zu schicken, der schon vor langem hätte enden sollen“, sagte Biden während einer Rede im Weißen Haus. „Es ist die richtige Entscheidung, eine weise Entscheidung und die beste Entscheidung für Amerika“. „Wir müssen aus unseren Fehlern lernen“, sagte er. „Es geht darum, eine Ära großer Militäroperationen zur Umgestaltung anderer Länder zu beenden.“ Künftige Einsätze müssten klare, erreichbare Ziele haben. Sie müssten sich außerdem „auf das grundlegende nationale Sicherheitsinteresse“ der USA konzentrieren. Es braucht die Unterstützung der Taliban.

TAZ-online

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Trägt an einer solchen Situation vielleicht die Linke auch einen, in wesentlichen Teilen selber die größte Schuld, da ihr seit Jahren, die typischen Eigenschaften einer tatkräftigen Opposition abhanden gekommen sind und sie so ihre Stammwählerschaft auf das sträflichste vernachlässigt hat, da es Vielen mehr um ihre eigenen, ganz persönlichen Interessen und Eitelkeiten ging?

Wie wollen wir das unseren Kindern erklären?

4.) Rote-Socken-Kampagne 3.0

Für Politik und Medien gibt es kaum ein dringlicheres Thema, als dass Annalena Baerbock und Olaf Scholz eine Koalition mit der Linkspartei ausschließen. Warum eigentlich? Montag Abend eröffnete Marietta Slomka das ZDF-„Heute Journal“ mit einem Beitrag über das „ungeklärte“ Verhältnis der SPD zur Linkspartei. Im Prinzip betätigte sie sich damit als Echo der verzweifelten Kampagne von CDU und FDP, mit der Grüne und SPD gezwungen werden sollen, ein Linksbündnis von vornherein auszuschließen. Sie wiederholte einfach die Fragen, die Armin Laschet am Sonntagabend im Triell gestellt hatte, drei Mal, glaube ich. Könnte aber auch vier Mal gewesen sein. Es scheint – Klimakrise hin, Wuchermieten, Niedriglöhne, Corona und die desaströse Schulpolitik her – auch bei den Öffentlich-Rechtlichen kein anderes Thema mehr zu geben, keine höhere Dringlichkeit, als dass Olaf Scholz auch nur Gespräche mit der Linkspartei nach den Wahlen ausschließt.

Der Freitag-online

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Ein Kellner unter vielen aus der EU-Suppenküche ? Was hier als Hinweis auf  das Fehlen eines/r Koch/Köchin aus dieser Gemeinschaft von Versagern gesehen werden könnte? Lautete sein Name vielleicht „Frontex“, welche als einzige mit Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht? Im Getümmel unter Unfähigkeits-Lümmel?

Michel Barnier – ein Gentleman im Getümmel

5.) Präsidentschaftswahl in Frankreich

Mehr Taten als Worte: Der Ex-Brexit-Unterhändler der EU, Michel Barnier, will Frankreichs nächster Präsident werden. Er überragt sie alle um einen Kopf und sticht auch sonst aus dem Kandidatenpulk heraus: Michel Barnier, einem breiten Publikum bekannt als Chefunterhändler des britischen EU-Austritts, tritt im kommenden April bei den französischen Präsidentschaftswahlen an. In Paris und seiner Partei „Les Républicains“ gilt der 70-Jährige als Außenseiter aus den Alpen. Trotz einer fast 50-jährigen Politkarriere – er war 1978 der jüngste Abgeordnete der konservativen Gaullisten – zählt der Weißhaarige nicht zum inneren Kreis der Parteiapparatschiks. Seine Distanz zum Pariser Polit- und Medienzirkus gilt jedoch als Vorteil in einem Land, das keine großen Stücke auf seine Politikerinnen und Politiker hält. Barniers interne Widersacher:innen, etwa Xavier Bertrand oder Valérie Pécresse, stammen dagegen aus dem Parteikader. Wahl in Frankreich: Internetbefragung der Mitglieder.

FR-online

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Den Morgengruß an gleicher Stelle – schreibt jeden Tag
„Der freche Bengel“

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