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RENTENANGST

Archiv für August 20th, 2020

Studie über Corona-App

Erstellt von Redaktion am 20. August 2020

Wie gut schützt sie wirklich?

File:Berlin, May-2020 (49904903223).jpg

Von Svenja Bergt

Laut einer Studie weist die Corona-App Mängel im Nahverkehr auf. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Warten auf die Anwendung umsonst war.

Montagmorgen, Viertel nach acht, in der U-Bahn. Es ist voll. Also nicht so voll, dass sich nicht noch ein paar Dutzend Menschen dazuquetschen könnten. Aber so voll, dass sich anderthalb Meter Abstand nicht einmal dann einhalten ließe, wenn man eine der Haltestangen in Richtung Decke erklimmen würde. Glücklich, wer jetzt die Corona-Tracing-App installiert hat und so gewarnt werden kann, falls in diesem Wagen eine Sars-CoV-2-infizierte Person mitfährt, die ebenfalls die App nutzt. Oder?

Eine aktuelle irische Studie lässt hier Zweifel aufkommen. Die Wissenschaftler:innen vom Dubliner Trinity College untersuchten, wie gut die Technologie zur Abstandsmessung, die auch in der deutschen App verwendet wird, in einer Straßenbahn funktioniert. Straßenbahnen sind für die Signalmessung kompliziert. Sitze sind mal quer, mal längs, mal im Halbkreis angebracht, unterbrochen von Knautschzonen für die Kurven. Die Forscher:innen schickten sieben Proband:innen mit Pixel-2-Smartphones in eine Dubliner Tram und maßen, ob die Abstandsmessung dann zu Alarmen führte, wenn sie es sollte, nämlich bei Abständen von unter 2 Metern, 15 Minuten lang.

Das Fazit der Studie: Bei Anwendung der Regeln, die in der Schweizer und der deutschen App implementiert seien, habe man keine Abstandsalarme feststellen können. Daher steht die Frage im Raum: Wird mit diesem Befund die App als Mittel der Pandemiebekämpfung weitgehend obsolet?

Denn der öffentliche Nahverkehr ist das Szenario, in dem eine Tracing-App ihre Stärken voll ausspielen könnte. Ein Raum, in dem Abstände in der Regel nicht eingehalten werden können, in dem man seine Mitreisenden nicht kennt und die Belüftung verbesserungswürdig ist. Klar, eine Party in einem Club fände das Virus noch besser, aber erstens ist momentan die U-Bahn mehr Party, und zweitens sind Gästelisten sogar im Club realistischer als nachmittags um fünf Uhr in einer vollen Bahn.

Das Szenario ICE

Das Robert-Koch-Institut (RKI) und der deutsche Softwarehersteller SAP teilen auf Anfrage der taz mit, die Ergebnisse der irischen Studie könnten „so nicht nachvollzogen werden“. Denn das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIK) habe die Abstandsmessung in verschiedenen Szenarien – Party, Supermarkt, ICE – getestet, und laut RKI seien 80 Prozent der Begegnungen richtig erfasst worden. Zudem werde in geschlossenen Räumen etwas großzügiger gemessen. „Damit wird in Kauf genommen, dass gegebenenfalls zu viele Nutzerinnen und Nutzer der Corona-Warn-App gewarnt werden“, so das RKI.

File:Corona-Graffiti am Donaukanal, Wien - Bild 1.jpg

Allerdings ist für den Kontext der Studie (Sitze in einer Metallkiste) ja primär das Szenario ICE relevant. Fotos der Fraunhofer-Messungen deuten darauf hin, dass nicht in einem wirklichen ICE getestet wurde, sondern die Sitze in einer Halle nachgestellt wurden. SAP konnte diese Frage nicht beantworten.

Quelle         :       TAZ        >>>>>       weiterlesen

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Grafikquellen      :

Oben     —        Another long walk with friends (appropriately spaced) to Wansee during Coronavirus pandemic. We took the Wannsee ferry. Berlin May-2020

Author Mitch Altman from San Francisco, USA    /Source   —   Berlin, May-2020

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Unten      —        Corona-Graffiti am Donaukanal, Wien – Bild 1

Author Anna Saini

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Feministische Perspektiven.

Erstellt von Redaktion am 20. August 2020

Zwischen Mutterideal und Rebellion

File:Demonstration against Morten Kjærum in Vienna.jpg

Quelle      :    untergrundblättle ch.

Von peps perdu kritisch-lesen.de

Julia Haas: „Anständige Mädchen“ und „selbstbewusste Rebellinnen“. Ein detaillierter Einblick in die Selbstbilder identitärer Frauen und ihre Positionen zu „Frauen“themen aus feministischer Perspektive.

Auch 20 Jahre nach der wegweisenden Gründung des Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus gibt es noch immer eine mangelnde Wahrnehmung für Frauen in der (extremen) Rechten. Medial findet sich eher eine Faszination für einen vermeintlichen „Feminismus von Rechts“, als dass die rechten Aktivistinnen kritisch hinterfragt werden. Julia Haas nimmt dies als Ausgangspunkt, um aufbauend auf Forschungen von Renate Bitzan die Selbstbilder rechter Frauen in den Fokus zu rücken und zu fragen, welche Weiblichkeitsvorstellung und Selbstbilder sich bei identitären Frauen wiederfinden.

 Für ihr Forschungsvorhaben greift sie auf Online-Diskurse in Form von Facebook-Seiten, Instagram-Accounts sowie Kampagnenvideos und Interviews auf YouTube zurück und arbeitet dementsprechend mit Selbstaussagen rechter Aktivistinnen. Diese werden auf ihre Positionen hin untersucht und durch die Autorin immer wieder kritisch umrahmt. Dabei beruft sich Julia Haas auf aktuelle feministische Debatten und gibt eine dezidierte Einordnung der Aussagen rechter Frauen. Die vermeintlich „frauenrechtlichen“ bis hin zu eindeutig antifeministischen Positionen rechter Akteurinnen werden – auch in ihrer Widersprüchlichkeit – in Bezug gesetzt zu feministischen Kernthemen wie Geschlechterverhältnisse bis hin zu sexualisierter Gewalt.
Rechte Positionen zu Feminismus

Julia Haas stellt die Positionen der identitären Frauen zu Geschlechterverhältnissen allgemein, deren Vorstellungen von Liebe und Beziehungen, Weiblichkeit und Mutterschaft, aber auch ihre Position in und zur eigenen Bewegung dar und arbeitet dabei unterschiedliche Meinungen und Selbstbilder heraus.

 Dabei nennt sie auch bekannte Aktivistinnen wie Melanie Schmitz von ehemals Kontrakultur Halle, die Radikal feminin-Bloggerinnen Annika Stahn und Freya Honold oder die Österreicherin Alina Wychera. Bezeichnend ist nun, dass gerade dort, wo diese explizit zum Feminismus Stellung beziehen, sich auch die stärksten Differenzen zwischen den einzelnen Aktivistinnen zeigen. Wie Julia Haas ausführt, bewegen „die unterschiedlichen Selbstbilder zum Thema Feminismus sich entlang der Pole ‚Antifeminismus‘ und ‚frauenrechtliche Positionen‘“ (S. 151).

 Gemeinsam ist ihnen, dass sie die Erkenntnis vom Geschlecht als sozialem Konstrukt zurückweisen, wie sie überhaupt den „Dritte-Welle-Feminismus“ ablehnen, weil dieser sich auf vermeintlich banale Themen fokussiere. Während Melanie Schmitz jedoch eine frauenrechtliche Position einnimmt, für Body Positivity einsteht und sich für „Nein heisst Nein“ auch innerhalb der eigenen Bewegung ausspricht, positioniert sich beispielsweise Annika Stahn von Radikal feminin klar antifeministisch. Sie argumentiert, dass Frauen Mitschuld an sexualisierter Gewalt tragen, wenn sie sich aufreizend kleiden und fordert klare konservative Rollenmodelle jenseits eines vermeintlich feministischen „Opferdiskurses.“

Beide Positionen kommen jedoch zusammen, wenn es um rassistische Zuschreibungen in Bezug auf sexualisierte Gewalt geht. Dies zeigt sich beispielsweise anhand der #120db-Kampagne:

„Um die eigenen Argumente gegen Feminismus zu kontrastieren, werden sie mit einem weiteren ausgemachten Feindbild, dem Islam, verbunden. Beide Störfaktoren werden wahlweise gegeneinander diskutiert oder ihnen eine Komplizenschaft vorgeworfen. Statt sich auf die wesentlichen Dinge – dem Schutz von Frauenrechten vor vermeintlich muslimisch-rückständigen Werten – zu widmen, vergeude der aktuelle Feminismus seine Zeit mit unnötigen Debatten und bilde dadurch keine Standhaftigkeit gegen die muslimische Gewalt.“ (S. 151)

 Ein Bezug auf feministische Inhalte findet hier immer nur dann statt, wenn damit rassistische Forderungen verknüpft werden können und eine Ethnisierung von Sexismus stattfindet.
Zwischen den Widersprüchen – die wehrhafte Weiblichkeit.

Die Ergebnisse ihrer Analyse fasst Julia Haas im Konzept der wehrhaften Femininität zusammen. Unabhängig von unterschiedlichen Selbstbildern zwischen einer konservativen und einer rebellischen Weiblichkeit eint die identitären Aktivistinnen eine starke Betonung „natürlicher“ Weiblichkeit. Der Stolz auf diese wird durch Hashtags oder in der Bildsprache der eigenen Posts reproduziert. Selbstbewusste Gleichberechtigungsbestrebungen, die als Angriffe auf eine beschützende Männlichkeit gesehen werden könnten, werden durch die Betonung der eigenen Schutzbedürftigkeit ausgeglichen.

 Interessant ist hier auch der Exkurs zu den theoretischen Impulsgeberinnen Ellen Kosita und Birgit Kelle. Ellen Kositza ist mit ihren Büchern und Kolumnen für identitäre Frauen (und auch Männer) eine wichtige Theoriequelle, jedoch schmälert sie ihre eigenen intellektuellen Fähigkeiten in der öffentlichen Darstellung und argumentiert, dass Frauen aufgrund ihrer Emotionalität der rationale Zugang zu Diskussionen fehle.

 In der Betrachtung identitärer und neurechter Frauen lässt sich das rechte Credo „gleichwertig, aber nicht gleichartig“ in Bezug auf Geschlechterbilder präsent wiederfinden. Immer wieder verweisen die Aktivistinnen auf eine vermeintliche weibliche Essenz und die Unterschiedlichkeit der Geschlechter. In Hinblick auf vorhandene Forschung fasst Julia Haas zusammen:

„Die herausgearbeiteten Selbstbilder identitärer Frauen zeichnen sich ähnlich divers [wie in der Analyse von Renate Bitzan, Anm. pp], sind aber in der Modernisierung noch weiter fortgeschritten. Die Ergebnisse kennzeichnen sich daher weniger durch grundlegend neue Vorstellungen von Frauenrollen oder ihrer Position innerhalb der jeweiligen rechten Gruppierung, sondern vielmehr durch ihr Auftreten innerhalb einer Organisation.“ (S. 206)

Ampelmädchen - Dresden.jpg

 Diese Auspluralisierung von Weiblichkeitsangeboten kann durchaus auch als strategische Positionierung gesehen werden, um dem Ziel der Identitären gerecht zu werden, in einen vermeintlichen kulturellen Mainstream einzudringen und für unterschiedliche Zielgruppen mit ihren Ideen anschlussfähig zu sein.

 Julia Haas gibt einen detaillierten und spannenden Einblick in die Selbstbilder identitärer Frauen unter ständigem Rückgriff auf schon bestehende Forschung in diesem Bereich. Differenziert arbeitet sie die zum Teil gegensätzlichen Positionen identitärer Frauen heraus. Sie macht deutlich, dass die Pluralisierung von Frauenbildern in der extremen Rechten nichts Neues ist, die Frauenbilder der Identitären jedoch eine weitere Modernisierung darstellen.

 Während Renate Bitzans Forschungen sich auf unterschiedliche Spektren der extremen Rechten bezogen, zeigt sich die Modernisierung zum einen darin, dass sich in der Identitären Bewegung diverse Frauenbilder in einer Organisation finden lassen – und dies auch strategisch in der Aussendarstellung genutzt wird. Die Modernisierungsstrategien der Neuen Rechten lassen so auch „eine Erneuerung in der Verhandlung von geschlechterpolitischen Themen“ (S. 209) erkennen. Das Buch schliesst mit einer beeindruckenden Literaturliste und einem Überblick über die in die Analyse eingeflossenen Aktivistinnen.

 Ein kleiner Wermutstropfen ist der Preis des Buches, was bei der inhaltlichen Relevanz des Werkes besonders schmerzt.

Julia Haas: „Anständige Mädchen“ und „selbstbewusste Rebellinnen“. Aktuelle Selbstbilder identitärer Frauen. Marta Press, Hamburg 2020. 284 Seiten, ca. SFr 38.00. ISBN 978-3-944442-95-2

Dieser Artikel steht unter einer  Creative Commons (CC BY-NC-ND 3.0) Lizenz.

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Grafikquellen       :

Oben     —      Demonstration der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreichs gegen die Einwanderungspolitik Österreichs sowie jener der Europäischen Union.

Author Ataraxis1492

This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

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Unten      —     An Ampelmädchen street light at a pedestrian crossing in Dresden, Germany.

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Trumps Mafia-Staat

Erstellt von Redaktion am 20. August 2020

Die Vision eines anderen Amerikas

Matthias Laurenz Gräff - "Trump. The Killing Machine".jpg

von Masha Gessen

uf den Tag drei Jahre nach Trumps Amtsantritt, am 20. Januar 2020, wurde bei der ersten Person in den Vereinigten Staaten, einem im Bundesstaat Washington wohnenden Mann, das neuartige Coronavirus diagnostiziert. Damit begann für die Trump-Administration eine unsichtbare Uhr zu ticken, die ihre Tatenlosigkeit angesichts der drohenden tödlichen Pandemie anzeigte. Zwar verfügen amerikanische Präsidenten grundsätzlich über die Macht, Leben zu retten oder zu zerstören, aber nur in Zeiten höchster Gefahr – in Kriegen, bei Naturkatastrophen oder eben Epidemien – kann diese Macht so unmittelbar und mit derart verheerender Wirkung ausgeübt werden.

Denn Trump blieb stur bei seiner Linie – der Geringschätzung von Fachwissen und Experten und der Verachtung für das Regierungssystem. Er ignorierte die Berichte der Nachrichtendienste, die ihn vor der Gefahr gewarnt hatten, dass es zu einem Massensterben kommen könne. Er ignorierte die öffentlichen Appelle der Epidemiologen und auch die Aufforderungen seiner eigenen ehemaligen führenden Mitarbeiter im „Wall Street Journal“. Im Fernsehen und auf Twitter wischte der Präsident Befürchtungen im Hinblick auf das Coronavirus als „Schwindel“ vom Tisch und versprach: „Es wird alles gut werden.“ Trump belobigte sich selbst über die Maßen, entschlossen gehandelt zu haben, weigerte sich aber, konkret zu handeln und den Defense Production Act – das Gesetz zur Kriegswirtschaft – zu aktivieren, denn das hätte die Führer der mächtigen Konzerne verärgern können. Stattdessen behalf er sich damit, falsche Hoffnungen zu wecken und sogar falsche Heilmittel zu versprechen. Oft blieb den Experten nichts anderes übrig, als Trumps Aussagen entweder in Echtzeit zu korrigieren, wie es der Immunologe Anthony Fauci, der Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Deseases, immer wieder, auch unter persönlichem Risiko, zu tun versuchte, oder Trump zu neutralisieren, wie es die Koordinatorin der Coronavirus Task Force, Deborah Brix, versuchte, womit sie ihren Ruf als Gesundheitsexpertin aufs Spiel setzte.

Als die Zahl der Toten immer weiter anstieg, nahm Trumps mangelnder Wille, sich mit der Krise zu befassen, allmählich groteske Züge an. Die Katastrophe konnte ihn offenbar weder beeindrucken noch einschüchtern: Er schien sie einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Zwar gab er sich manchmal besorgt und bezeichnete sich dann als „Kriegspräsident“, doch dann ließ er sich sofort wieder von dem ablenken, worum es ihm wirklich ging: Selbstverherrlichung und Geld. Nichts und niemand sonst waren ihm wichtig.

Die Coronakrise zeigt: Trumps Inkompetenz ist militant. Sie mildert nicht die Bedrohung, die dieser Mann darstellt; sie ist vielmehr die eigentliche Bedrohung. Die Mechanik des Krieges, den er mit seiner militanten Inkompetenz gegen Kompetenz und Fachwissen führte, wurde während der Corona-Pandemie offengelegt. Während sich die Gesundheitsexperten seiner eigenen Regierung bemühten, die Pandemie einzudämmen und die Bevölkerung über die Gefahren aufzuklären, verunglimpfte der Präsident diese Bemühungen und leugnete immer wieder die Risiken – selbstgefällig, blasiert und voller Stolz auf seine Ignoranz.

Als die Coronavirus-Pandemie über das Land kam, entwickelte sich das Vakuum, das Trump an der Spitze der Bundesregierung mutwillig erzeugt hatte, zu staatlicher Tatenlosigkeit – mit tödlichen Folgen. Manche Menschen verglichen die Trumpsche Antwort auf Covid-19 mit der Reaktion der Sowjetregierung auf die Nuklearkatastrophe in Tschernobyl im Jahre 1986. Ausnahmsweise war ein solcher Vergleich nicht weit hergeholt. Den Menschen, die dem größten Risiko ausgesetzt waren, wurden notwendige, potentiell lebenswichtige Informationen vorenthalten, worin ein Versagen der Regierung zu suchen war; auf der einen Seite gab es Gerüchte und Ängste, auf der anderen gefährliche Unwissenheit. Und natürlich kam es auch zu unschönen, vermeidbaren Tragödien.

Um es klar zu sagen: Im Jahre 2020 hatten die Amerikaner einen weitaus besseren Zugang zu Informationen als die Sowjetbürger im Jahre 1986. In zwei Schlüsselpunkten jedoch gleichen sich die Regierung Trump und die ehemalige Sowjetregierung: in der totalen Missachtung menschlichen Lebens und der monomanischen Fokussierung darauf, den Führer zu erfreuen, ihn unfehlbar und allmächtig erscheinen zu lassen.

Dies sind die Wesensmerkmale einer autokratischen Führung. In den drei Jahren seiner Präsidentschaft, sogar noch vor der Corona-Pandemie, ist Trump auf seinem Weg zu einer autokratischen Herrschaft weitergekommen, als es die meisten Menschen für möglich gehalten hätten. In den drei Jahren der Trump-Regierung wurde das Regierungssystem teilweise demontiert und teilweise korrumpiert. Nur in den Bereichen, die Trumps Aufmerksamkeit nicht auf sich gezogen hatten, durfte es teilweise weiter vor sich hin dümpeln. Aber, auch das zeigt Corona, in einer Krise kann eine Regierung ohne Führung nicht angemessen funktionieren. Trotz seiner antibürokratischen Rhetorik hat Trump in seiner Administration ein gigantisches Netz bürokratischen Versagens erzeugt. Am schlimmsten wirkte sich jedoch aus, dass das gesamte Regierungssystem von der Trumpschen Unfähigkeit beherrscht wird, eigenes Versagen zu erkennen und einzugestehen. Hannah Arendt hat die bürokratische Herrschaft als „Herrschaft des Niemand“ bezeichnet. Und nun ist Trump dieser Niemand. Er wusste nicht einmal, was er nicht tat. Denn völlig klar liegt vor unseren Augen, dass Trump allen Institutionen, die Rechenschaft verlangten, auswich, sie ignorierte oder sie vernichtete. Klar vor unseren Augen liegt auch, dass er einen Diktator nach dem anderen umgarnte.

Alle Wesensmerkmale einer autokratischen Führung

Und auch in der Innenpolitik verhält sich Trump zunehmend autokratisch. Mittlerweile prahlt der Präsident damit, dass er mehr Gesetze außer Kraft gesetzt habe als jeder andere in dessen gesamter Amtszeit, „in einem Fall sechzehn Jahre“.[1] Fast alles an dieser Prahlerei ist Lüge. Nur eins stimmt: Es war die erste Administration, die auf Zerstörung fokussiert war. Die von Trump ernannten Amtsträger machten sich daran, eine Verordnung der Obama-Ära nach der anderen zu widerrufen, vom Schutz der Rechte transsexueller Studenten über die Leistungsbewertungssysteme öffentlicher Schulen und den Gewässerschutz im Bergbau bis hin zu den Einschränkungen von Waffenverkäufen an geistig behinderte Personen.

Trump erließ eine Präsidentenverfügung, wonach für jede neue Regel zwei bestehende Regeln außer Kraft gesetzt werden mussten. Die Umweltschutzbehörde EPA übertraf dieses Ziel. In 2017 widerrief sie 16 Verordnungen und führte eine neue ein; in 2018 widerrief sie zehn und verabschiedete drei neue Verordnungen.[2] Ganze Beratergremien traten zurück, wurden aufgelöst oder verloren teilweise an politischem Einfluss, so zum Beispiel der Council of Economic Advisors, das wichtigste wirtschaftspolitische Beratergremium des Weißen Hauses.[3] Wissenschaftlich fundiertes Wissen wurde an den Rand gedrängt oder buchstäblich gelöscht; so verschwanden beispielsweise die Informationen über den Klimawandel zuerst von den Websites des Weißen Hauses und dann auch von der Website der EPA.[4]

Die meisten Abgänge in der Verwaltung, auch das Verschwinden von Expertisen, blieben der Öffentlichkeit verborgen. Doch manchmal wurde ein beunruhigendes Beispiel sichtbar. So befragte die Abgeordnete Katie Porter, eine Juraprofessorin, die früher als Bankenaufseherin tätig gewesen war, während einer Anhörung im Mai 2019 Ben Carson, den Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung, über Zwangsversteigerungen von Eigenheimen, wobei sie auch das allgemein bekannte Kürzel REO (real estate owned) verwendete.[5] Carson dachte, Porter rede über Oreo-Kekse. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit über zwei Jahren Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung. Carson war an diesem Tag vor dem Ausschuss erschienen, um sich für den Vorschlag einzusetzen, das Budget seiner eigenen Behörde um 16 Prozent zu kürzen. Tatsächlich sahen sämtliche Haushaltsentwürfe, die von der Trump-Administration vorgeschlagen wurden, Kürzungen für praktisch jede staatliche Behörde vor – mit Ausnahme der Ministerien für Verteidigung, Innere Sicherheit und Veteranenangelegenheiten.[6] Jeder Haushaltsvorschlag hätte einschneidende Kürzungen bedeutet: im Falle des Außenministeriums um 24 bis 33 Prozent, bei der Umweltschutzbehörde um 25 bis 31 Prozent und beim Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung um 13 bis 19 Prozent.[7] Die Leiter der jeweiligen Behörden wehrten sich nicht, sondern überließen es dem Kongress, auch weiterhin eine Regierung mit Mitteln auszustatten, die sich selbst die Gelder kürzen wollte.

Der Trumpismus als eine Geschichte des permanenten Amtsmissbrauchs

Trump hat die Regierung, die Medien und das Grundverständnis von Politik in den letzten bald vier Jahren so beschädigt, dass sie kaum noch wiederzuerkennen sind. Teilweise aus Gewohnheit, teilweise auch aus Notwendigkeit machen wir mit unserer Berichterstattung weiter und konsumieren die Nachrichten – Trumps Präsidentschaft hat mehr Schlagzeilen hervorgebracht als jede andere vor ihr –, aber nach den ersten weit über tausend Tagen seiner Amtszeit sind wir bei dem Versuch zu begreifen, was mit uns geschieht, keinen Schritt weitergekommen.

Entering Free Capitol Hill.jpg

Die Schwierigkeit, die Nachrichten zu begreifen, liegt teilweise in den Wörtern, die wir benutzen – sie haben es an sich, dass sie das Ungeheuerliche gewöhnlich erscheinen lassen. Wie aber kann man über eine Serie fast unvorstellbarer Ereignisse reden, die Routine geworden sind? Wie beschreibt man die Konfrontation unserer staatlichen Institutionen mit einem Präsidentschaftsapparat, der darauf aus ist, genau diese Institutionen zu zerstören?

Mögliche Antworten fand ich in den Arbeiten des ungarischen Soziologen Bálint Magyar. Bei dem Versuch, begrifflich zu erfassen und zu beschreiben, was in seinem eigenen Land in den drei Jahrzehnten nach dem Zusammenbruch des Ostblocks geschehen war, gelangte Magyar zu der Erkenntnis, dass weder die Sprache der Medien noch die der Wissenschaft dieser Aufgabe gewachsen sei.

Nach 1989 hätten sowohl die ungarischen als auch die westlichen Kommentatoren versucht, die Ereignisse in der Region in der Sprache der liberalen Demokratie zu beschreiben. Sie hätten über Wahlen und Legitimität, Rechtsstaatlichkeit und öffentliche Meinung gesprochen. In ihrer Sprache spiegelten sich ihre Annahmen und deren Grenzen wider, dass nämlich ihre jeweiligen Länder sich zu liberalen Demokratien wandeln würden, was damals das unvermeidliche Ergebnis des Kalten Krieges zu sein schien. Und sie hatten ohnehin keine andere Sprache zur Verfügung. Wenn wir jedoch die falsche Sprache benutzen, können wir nicht vermitteln, was wir sehen. Mit einer Sprache, die entwickelt wurde, um einen Fisch zu beschreiben, können wir kaum begreifen, was einen Elefanten ausmacht – Wörter wie „Kiemen“, „Schuppen“ oder „Flossen“ würden uns nicht viel nützen.

Als sich einige postsowjetische Staaten nicht wie erwartet entwickelten, behinderte die Sprache unsere Fähigkeit, die Vorgänge zu verstehen. So fragten wir beispielsweise, ob sie eine freie Presse hätten oder freie und faire Wahlen. Aber Magyar zufolge ist die Feststellung, dass das nicht der Fall sei, dasselbe, wie zu erklären, dass der Elefant weder schwimmen noch fliegen könne: es sagt uns nichts darüber, was der Elefant ist.

Und genau das ereignete sich nun in den Vereinigten Staaten: Wir benutzten die Sprache der politischen Auseinandersetzung, juristischer Verfahrensweisen oder des parteipolitischen Streits, um etwas zu beschreiben, das ein System zerstörte, für dessen Beschreibung genau diese Terminologie erfunden worden war.

Ein Clan-ähnliches System, in dem ein Mann Geld und Macht an alle anderen Mitglieder verteilt

Quelle        :      Blätter        >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben        —       Matthias Laurenz Gräff, „Trump. The Killing Machine“, oil on canvas, 60×80 cm, 2017———– Permission link – Website Matthias Laurenz Gräff https://www.matthiaslaurenzgraeff.com/kontakt/

  • CC BY-SA 4.0view terms
  • File:Matthias Laurenz Gräff – „Trump. The Killing Machine“.jpg
  • Created: 2017-08-30 15:33:45  

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Unten          —        A photo of the Western entrance to the Capitol Hill Autonomous Zone, between 10th and 11th on Pine St. in Seattle, Washington.

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LVS – Die Linke – Saar

Erstellt von Redaktion am 20. August 2020

DIE LINKE. Saar erklärt anlässlich der Vorstandsklausur am 18. 08. 2020

2017-03-26 Oskar Lafontaine by Sandro Halank–8.jpg

War noch Jemand anwesend ?

Quelle       :      Scharf  —   Links

Von DIE LINKE. Saar

In eineinhalb Jahren wird an der Saar ein neuer Landtag gewählt. Ziel der Linken muss es sein, wieder ein zweistelliges Ergebnis zu erzielen. DIE LINKE ist offen für eine Regierungsbeteiligung, wenn dies mit einem grundsätzlichen Politikwechsel einhergeht. Ansonsten wird DIE LINKE nicht zögern und die Oppositionsrolle einnehmen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Landtagswahl sind neben der inhaltlichen Ausrichtung auch zwei weitere Faktoren. Zum einen eine erfolgreiche Bundestagswahl sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene. Und ebenso notwendig ist auch das Einstellen parteiinterner Debatten in der Öffentlichkeit. Letzteres hat der LINKEN seit den Wahlen 2012/13 viele Stimmen gekostet.

Notwendig ist eine inhaltliche Schwerpunktsetzung der politischen Arbeit auf allen Ebenen und die enge Koordination. Wenn auf Bundesebene gerade die sozialen Fragen, die Rentenpolitik und das antimilitaristische Auftreten der Partei im Mittelpunkt stehen, müssen auf Landesebene Themen zugeschnitten werden, die für die Menschen im Saarland DIE LINKE wählbar machen Hier ist auf eine richtige Dosierung zwischen Protest und Widerstand gegen die neoliberale Politik der GroKo auf der einen Seite und landespolitisch realistische Alternativen der LINKEN auf der anderen Seite zu achten.

Zu den wichtigen landespolitischen Themen gehören:

Gesundheits- und Pflegepolitik: Das Saarland braucht eine flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern auch im ländlichen Raum. Krankenhäuser sind keine Unternehmen, die sich rechnen sollen. Sie sind elementarer Bestandteil der Grundversorgung und ein Allgemeingut. Langfristig gehören alle Einrichtungen in öffentliche Hand unter dem Dach einer landeseigenen Gesellschaft. Beim Gesundheits- und Pflegepersonal sind Rahmenbedingungen zu schaffen, dass diese Arbeitsplätze wieder attraktiv sind und leistungsorientiert bezahlt werden. Senioren und Pflegebedürftige brauchen attraktive und bezahlbare Betreuungsangebote.

Bildungspolitik: Bildung darf weder eine Frage des Geldbeutels noch der sozialen Herkunft sein. Alle Bildungseinrichtungen müssen kostenfrei sein, von der KiTa bis zur Meisterausbildung oder dem Hochschulstudium. Denn gut ausgebildete Menschen sind Voraussetzung für eine Gesellschaft ohne Armut und Arbeitslosigkeit. Mehr Personal für Bildung von Anfang an ist der Schlüssel dazu. DIE LINKE fordert weiterhin als langfristiges Ziel, dass die Schulbildung von der 1 Klasse bis zum Abitur unter einem Dach stattfinden soll. Außerdem ist eine deutliche Verbesserung der Online-Lernangebote und die Teilhabemöglichkeiten für Kinder aus einkommensschwächeren Haushalten dringend notwendig.

Energie- und Klimaschutzpolitik: Der Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen, die Auswirkungen werden verheerend sein. Konsequentes Energiesparen und die Nutzung der Sonnenenergie als regenerativer Energieträger sind zwei Maßnahmen, die auch kurzfristig umgesetzt werden können. Aber DIE LINKE wird sehr genau darauf achten, dass dieser Umweltschutz nicht zu Lasten der Haushalte mit geringen oder durchschnittlichen Einkommen geht. Klimaschutz ist für DIE LINKE auch eine soziale Frage. Und für den Erhalt der Eisen- und Stahlindustrie brauchen wir dringend „grünen“ Wasserstoff als Ersatz für die
Importkohle.

Transformation der Automobilindustrie: Nach dem Wegbrechen der Steinkohleförderung setzt das Saarland zu einseitig auf die Automobilindustrie. Aktuelle Absatzkrisen und der Wandel in der Mobilitätspolitik gefährden tausende Arbeitsplätze und möglicherweise einen ganzen Industriezweig. Das Saarland muss nach Auffassung der LINKEN den roten Teppich für neue und andere Industriezweige auslegen, um diese einseitige Abhängigkeit zu überwinden.

Innere Sicherheit: Polizeiliche Sicherheit ist vor allem eine Frage der sozialen Sicherheit. Und mehr Sicherheit geht nicht mit mehr technische Überwachung. Mehr Polizei auf der Straße und Inspektionen vor Ort sind Teil der Lösung. Deshalb geht die geplante Polizeireform des Landesinnenministers vollkommen in die falsche Richtung.

Mobilität: Das Saarland braucht einen flächendeckenden öffentlichen Nahverkehr, der ticketfrei organisiert wird. Hierfür ist eine landesweite Betreibergesellschaft notwendig, die vom Land und den Kommunen finanziert wird und sich über einen echten Verkehrsverbund organisiert. Im Fernverkehr braucht das Saarland wieder durchgehende Anbindungen nach Trier/Köln, Luxemburg, Straßburg sowie eine deutliche Verbesserung in Richtung Mannheim.

Sozialpolitik/Wohnen: Die wesentlichen Entscheidungen in der Sozialpolitik werden auf der Bundesebene getroffen, von denen ist die Umsetzung vor Ort abhängig. In einem der reichsten Länder der Welt ist es ein Unding, dass Kinder und Jugendliche in Armut leben müssen. Es ist ein Unding, dass Rentnerinnen und Rentner nicht genügend Einkommen haben und Hartz-IV-Leistungen aufstocken müssen. Soziale Gerechtigkeit ist keine Phrase, sie ist ein elementarer Bestandteil für alle politischen Forderungen der LINKEN. Und eins ist klar: Armut ist und bleibt ein Ergebnis von grenzenlosem Reichtum. Diesen Reichtum zu begrenzen, bekämpft Armut am wirksamsten.

Kampf gegen Rechtsextremismus: DIE LINKE ist und bleibt auch weiterhin ein konsequenter Bündnispartner gegen jede Form des Rechtsextremismus und Neofaschismus. Alle faschistische und rechtsextreme Parteien und Organisationen müssen verboten, die politische Bildung und Aufklärung müssen verstärkt werden. Unser Ziel ist es, die sogenannte AFD im Jahr 2022 aus dem saarländischen Landtag zu werfen.

DIE LINKE ist gut beraten, sich auf diese Themen zu konzentrierten und hier ansprechende Positionen öffentlichkeitswirksam zu entwickeln. Das heißt nicht, dass weiter Themen vollkommen ausgespart bleiben. Hier geht es um eine Schwerpunktsetzung mit politischen Themen, bei denen DIE LINKE als kompetent und glaubwürdig wahrgenommen wird – eine zwingende Voraussetzung für Wählbarkeit.

2021/22 sind entscheidende Jahre für DIE LINKE, sowohl im Bund wie auch bei uns im Saarland. Es liegt an uns, dies umzusetzen und attraktive politische Angebote zu machen. Das sind wir unseren Wählerinnen und Wähler schuldig.

Neunkirchen, 18.08.2020

Urheberrecht
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Grafikquellen      :

Oben       —        Oskar Lafontaine (Die Linke) beim Wahlabend zur Landtagswahl im Saarland

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FFF sauer über Frontfrauen

Erstellt von Redaktion am 20. August 2020

Thunberg und Neubauer im Kanzleramt

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Von Katherina Schipkowski

Das Treffen der Klimaaktivistinnen mit der Kanzlerin am Donnerstag sorgt für heftige Kritik in der Bewegung. Einige Ortsgruppen distanzieren sich.

Es wirkt wie ein Alleingang der Frontfrauen: Greta Thunberg, Luisa Neubauer und Angela Merkel sind am Donnerstag im Kanzleramt verabredet. Von den Beteiligten dürfte ausgerechnet die Bundeskanzlerin diejenige sein, für die das Date am unproblematischsten ist. Neubauer und Thunberg dagegen bekommen Gegenwind aus der eigenen Bewegung.

„Der Termin war überhaupt nicht abgesprochen“, kritisiert Konstantin Nimmerfroh von Fridays for Future Frankfurt. Die Basisgruppen seien erst wenige Tage vor der öffentlichen Bekanntmachung über das Treffen informiert und nicht nach ihrer Meinung gefragt worden. Für die basisdemokratisch organisierte Bewegung, in der zwar alle Ortsgruppen autonom agieren, aber große Projekte und strategische Entscheidungen langwierig abgestimmt werden müssen, ist das eigentlich ein No-Go. „Wir fühlen uns überrannt“, sagt Nimmerfroh der taz. Die Ortsgruppe wolle sich von dem Treffen distanzieren.

Der offizielle Anlass für das Dreiertreffen ist ein offener Brief, den Neubauer und Thunberg der Bundeskanzlerin überreichen wollen. Über 124.000 Personen aus 50 Ländern haben unterzeichnet. Thunberg, Neubauer und die belgischen Aktivistinnen Anuna De Wever und Adélaïde Charliér, die am Donnerstag ebenfalls im Kanzleramt dabei sein werden, fordern die Regierungschef*innen der EU darin auf, umgehend Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise zu treffen.

Sie verlangen etwa den sofortigen Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen und fordern die EU auf, dafür einzutreten, dass „Ökozid“ als Verbrechen vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verfolgt werden kann. „Das mag vielleicht unrealistisch scheinen“, schreiben die vier Aktivist*innen.

Brief war mit der Bewegung nicht abgestimmt

„Aber noch viel unrealistischer ist es zu glauben, dass die Gesellschaft die Erderwärmung überleben wird, auf die wir zusteuern.“ Unterzeichnet haben unter anderem die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai und Stars wie Billie Eilish, Shawn Mendes, Emma Thompson und Leonardo DiCaprio.

Aber auch der Brief war mit der Bewegung nicht abgestimmt. „Wenn man den Brief als Schreiben der Privatpersonen Greta, Luisa, Anuna und Adélaïde versteht, ist das okay“, sagt Nimmerfroh. Aber als Teil einer basisdemokratisch organisierten Bewegung fühle man sich doch vor den Kopf gestoßen. Von dem Treffen im Kanzleramt verspricht er sich außerdem nichts. „Solche Treffen führen in der Regel zu nichts außer zu PR-Bildern“, sagt der Aktivist. Davon habe man in den letzten zwei Jahren ja schon viele produziert, aber gebracht habe das wenig.

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Wenn das Schiff aber ein Leck hat …….

Wer auf den PR-Bildern zu sehen ist, ist eine weitere Frage, die unter den Ortsgruppen für Unmut sorgt. „Es ist schade, dass immer die gleichen Leute in der Öffentlichkeit stehen“, sagt der Kieler Fridays-Aktivist Ole Willerich. Schließlich teile nicht jeder in der Bewegung exakt die gleichen Ansichten, obwohl alle für dasselbe Anliegen kämpften. „Zweifellos macht Luisa gute Arbeit und hat viel Expertise“, sagt Willerich. „Aber durch dieses Ungleichgewicht in der Öffentlichkeit kommen andere, vielleicht auch radikalere Positionen, nicht zur Geltung.“

Positives Signal, das von Merkel ausgeht

Die Frankfurter und die Kieler Ortsgruppen sind nicht die Einzigen, die Kritik an dem Alleingang formulieren. Aber sie trauen sich, dies öffentlich zu tun. Gemeinsame Entscheidungen über Strategien und Ziele sind für die AktivistInnen ähnlich schwierig wie die Kommunikation nach außen. Selten kommentieren Ortsgruppen die Entscheidungen anderer Gruppen oder Einzelpersonen die Äußerungen von Sprecher*innen.

Quelle        :        TAZ         >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen     :

Oben      —       Fridays For Future Hamburg 1st march 2019

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Unten          —        Das neue „dynamische“ Führungs-Duo der EU erinnert an das Protagonisten-Pärchen eines bekannten Monumental-Films.

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DL- Tagesticker 20.08.2020

Erstellt von Redaktion am 20. August 2020

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Was aber nicht möglich ist, da für den Werdegang einer/s Politiker-In – wie auch Uniform-Träger-In keinerlei Qualifikation oder Eignung aus Gesellschaft und noch von viel größeren Tragweite, von den Parteien eingefordert werden ! Bei Letzteren  reichen Seilschaften oder das Clan-Verhalten über Wahl oder Nichtwahl – auf den (für gewöhnlich) abgehaltenen Delegierten-Versammlungen aus ! Ein/e Politiker-In will sich als Erstes selbst geschützt sehen und nicht die Gesellschaft, da sie eine Demo für etwas undemokratisches halten. Siehe Hamburg G20 und das Verhalten eines schlechten Bürgermeisters, welcher über die Rolle eines Hilfsarbeiters nicht hinaus kam !  Wie war die Sache mit den Fischköpfen?

„Ein Organ, das so mächtig ist, muss ständig misstrauisch beäugt werden“

1.) Polizeiwissenschaftler über umstrittene Einsätze

Zuletzt häuften sich Videos von Polizeieinsätzen, die angeblich unrechtmäßige Gewalt zeigen. Doch was dürfen Polizisten eigentlich? Ein Video zeigt wie Polizisten auf einen jungen Mann am Boden eintreten. Auf einem anderen ist zu sehen, wie ein Beamter sein Knie auf den Nacken und Hinterkopf eines 15-Jährigen drückt. Die dokumentierten Fälle von Polizeigewalt scheinen sich zuletzt zu häufen. Innerhalb von wenigen Tagen gingen fünf solcher Videos viral, führten zu Empörung in den sozialen Medien. Städtenamen werden auf Twitter zum Synonym für Polizeigewalt: Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Hamburg, Ingelheim. Nicht zuletzt, weil sie an den Tod von George Floyd in Minneapolis erinnern. Sie werfen auch die Frage auf, was Polizisten bei Einsätzen dürfen, welche Techniken zum „Brechen von Widerstand“ sind zulässig? Und: Wie weit geht das Gewaltmonopol des Staates „Gewalt in ihrer Ausführung sieht nie schön aus“, sagt Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaften am Fachhochschulbereich der Akademie der Polizei Hamburg. „Gepaart mit omnipräsenten Smartphone-Kameras, entsteht so im Netz eine neue Wirklichkeit, die den Eindruck erweckt, die Polizeigewalt würde zunehmen und brutaler werden.“

Tagesspiegel

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Die Absage von Neugebauer an Kaeser war mit Sicherheit klüger. Sehen wir es einmal umgekehrt ! Wer glaubt denn daran das Merkel einer Einladung von FFF gefolgt wäre ? Der Arroganz folgt die Dummheit bei Fuße. Der Bußgang nach Canossa aus dem Jahr 1076 war für Heinrich mit Sicherheit einfacher. Tiefer kann FFF nicht fallen !

Liest Greta Merkel heute die Klimaschutz-Leviten?

2.) Zwei Jahre „Fridays for Future“:

Greta Thunberg ist für ihren kompromisslosen Einsatz fürs Klima weltbekannt. Genau zwei Jahre nach ihrem ersten „Schulstreik fürs Klima“ besucht sie Angela Merkel. Schwer vorstellbar, dass sie das Kanzleramt zufrieden wieder verlässt. Es ist eine Art Gipfeltreffen: Die wohl bekannteste Klimaaktivistin der Welt trifft sich mit der – laut Forbes-Magazin – mächtigsten Frau der Welt. Greta Thunberg ist 17 und bekannt für ihre Kompromisslosigkeit, Angela Merkel ist 66 und berufsbedingt eine Meisterin des Kompromisses. Die Bundeskanzlerin empfängt Thunberg mit Mitstreiterinnen an diesem Donnerstagvormittag im Kanzleramt – auf Wunsch der Aktivistinnen von Fridays for Future, wie es am Vortag ausdrücklich hieß. Das Thema, natürlich: Klimapolitik.

Focus

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Fern ihrer Heimat machen Lakaien unserer politischen Mächte genau das, wozu sie im eigenen Land nicht fähig sind ! Sie bilden die Uniformierten aus, welche jetzt den Präsidenten quasi entmachteten. Im eigenen Land reicht es nur, Jugendlichen die Knie in den Nacken zu stoßen ! Als Handlanger der Macht !

Staatsstreich in Mali:

3.) Putsch nach deutscher Ausbildung

Das Militär in Mali hat Präsident Ibrahim Boubacar Keïta gestürzt. Zuvor wurde es auch durch die Bundeswehr „ertüchtigt“. Sieben Jahre und eine Woche, nachdem Ibrahim Boubacar Keïta mit knapp 78 Prozent der Stimmen zum Präsidenten von Mali gewählt wurde, hat die eigene Armee ihn unter dem Jubel der Bevölkerung abgesetzt. Der 75-Jährige verlas in der Nacht zu Mittwoch selbst seine Rücktrittserklärung im Staatsfernsehen, nachdem meuternde Soldaten ihn in seinem Amtssitz festgenommen und „zu Gesprächen“ in die Kaserne Kati am Rande der Hauptstadt Bamako gebracht hatten. „Habe ich wirklich die Wahl?“, fragte der verhaftete Präsident, den alle in Mali nach seinen Initialen IBK nennen, in seiner Ansprache. „Für meinen Verbleib im Amt darf kein Blut vergossen werden“, fuhr er fort und zog die Konsequenz. Was am Morgen als Meuterei unzufriedener Soldaten in Kati begonnen hatte, verwandelte sich bis zum Abend in einen Militärputsch – ausgerechnet in einem Land, das wie kaum ein anderes in Afrika sein Militär vom Ausland ausrüsten, ausbilden und unterstützen lässt.

TAZ

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Mein Nachbar fährt seit Wochen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ich habe mein ABO-Ticket schon vor Wochen gekündigt und ziehe es vor zu Fuß meine Besorgungen zu erledigen. Selbst wenn ich dafür drei oder vier Stunden unterwegs bin. Alles ist besser als den Idioten der Macht widerspruchlos Folge zu leisten.

Masken-Muffel in der Düsseldorfer Rheinbahn

4.) Ab sofort hagelt es Knöllchen

Einsteigen in Bus und Bahn – und wenn man dann einen Platz ergattert hat, ganz schnell die Maske runter oder wenigstens unter der Nase hängen lassen. Bisher machten das wenige Fahrgäste der Rheinbahn, aber immer noch zu viele. Damit ist ab sofort Schluss: Seit einer Woche gibt es die neue Coronaschutzverordnung des Landes. Und in die hat Verkehrsminister Wüst ein „schweres Geschütz“ reinschreiben lassen: Wer ist im Öffentlichen Personen-Nahverkehr nicht an die Corona-Maskenpflicht hält, bekommt sofort ein Bußgeld von 150 Euro. Die Verantwortungslosen, die trotzdem die „Masken fallen ließen“, scheint das in dieser Woche noch nicht so richtig abgeschreckt zu haben: Auf den Bahnsteigen des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Allee beispielsweise (und da gilt die Maskenpflicht auch) konnte man abends schnell mal ein Dutzend „Masken-Muffel“ in nächster Nähe finden.

Express

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Wie wäre eine solche Tat vor ca. 1200 Jahren, als ein Angriff auf die Festung Istanbul geschah beurteilt worden? Dieser damalige Mörder wird noch heute als Held der Geschichte in Aachen gefeiert !

Eine »fremdenfeindliche« Tat und »nur« zehn Opfer?

5.) Kommentar  :  Hanau

Die gesellschaftlichen Folgen der rassistischen Morde von Hanau reichen weit über das Attentat hinaus. Oft wird das schreckliche Blutbad in Hanau fälschlicherweise als Anschlag mit »nur« zehn Opfern betitelt. Als Mensch mit Migrationshintergrund, der selbst erfahren hat, wie eine weitaus folgenärmere und mildere, wenn auch trotzdem schreckliche Gewalttat die eigene Identität erschüttert und das eigene Wohlbefinden verletzt, möchte ich mich heute zu Wort melden und meine Erfahrungen auf eine Art und Weise schildern, die aufzeigt, wie schrecklich und terroristisch jede vermeintlich fremdenfeindliche oder rassistische Gewalt ist. Diese Geschichte erzähle ich, um zu verdeutlichen, wieso wir bis heute trauern und wieso die Folgen solcher Taten sich weit über die direkten Opfer erstreckt. Dabei möchte ich an diesem Tag, sechs Monate nach den grausamen und willkürlichen Morden in Hanau, weniger meine eigene Geschichte erzählen, sondern den Fokus auf unsere aus dem Leben gerissene Brüder und Schwestern und deren Hinterbliebene legen. Zuerst lohnt es sich der Frage nachzugehen, inwiefern dieses Blutbad als fremdenfeindlich zu bezeichnen ist. Nicht ohne Grund fragen sich manche »Kann mir jemand helfen und erklären, um welche Minderheit es sich da genau handelt und was sie zu Fremden macht?« Welcher Minderheit gehört Gökhan G. als in Hanau geborener Maurer an, wenn seine Familie bereits seit den 60er Jahren in Deutschland lebt? Welcher Minderheit gehört Fatih S. an, dessen größte eigene Migrationserfahrung der Umzug von Regensburg nach Hanau war? Die Antwort ist bei beiden (und fast allen anderen Opfern dieser rechtsradikalen Tat) die gleiche und doch in den Augen des Täters eine andere. Bis auf zwei Rom*a waren die Opfer des rechten Terroristen keiner Minderheit zugehörig, und doch war das in seiner Wahrnehmung anders.

ND

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Wer hört denn diesem nichtssagenden Gelaber selbstverliebter  Randpfosten noch zu ? 

Schäuble spricht sich für Masken im Bundestag aus

6.) Corona-Maßnahmen

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat die Abgeordneten zum Tragen einer Maske in den Parlamentsgebäuden aufgefordert. Eine Maskenpflicht besteht aber nicht. Angesichts der steigenden Zahl von Coronavirus-Infektionen hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) die Abgeordneten zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in den Gebäuden des Parlaments aufgefordert. Schäuble wandte sich Bundestagsangaben zufolge mit einer dringenden Empfehlung an die Fraktionen. Eine Maskenpflicht bedeutet dies allerdings nicht.

Zeit-online

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7.) Wogegen dieses Wochenende in Deutschland demonstriert wurde

    • den Händewaschwahn auf öffentlichen Toiletten
    • das FKK-Verbot in Kaufhäusern
    • den Genderimpfzwang
    • das Abschleckverbot im Supermarkt
    • die Querdenker-Verfolgung
    • das Hohlerden-Embargo
    • dAs gehTT EUCHD EIENN SHCE)SSDREKCs aN!!!!

Titanic

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Anregungen nehmen wir gerne entgegen

Treu unserem Motto: Es gibt keine schlechte Presse, sondern nur unkritische Leser

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Grafikquellen          :        DL / privat – Wikimedia

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