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Archiv für Dezember 6th, 2019

Geld – Fußball – Absturz

Erstellt von Redaktion am 6. Dezember 2019

„Da steckt schon Sprengstoff drin“

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Ein Interview von Ambros Waibel

Der Historiker und FC-Bayern-Sympathisant Hans Woller wollte nach seiner Pensionierung eine Biografie über seinen Lieblingskicker Gerd Müller schreiben. Herausgekommen ist eine Kriminalgeschichte des Fußballs zwischen großem Geld, Politik und privatem Absturz.

Das Gespräch mit Hans Woller findet in einem Café in der Schwabinger Clemensstraße statt. Nur ein paar Gehminuten entfernt befand sich von 1900 bis 1907 der erste Fußballplatz des FC Bayern München, an den heute eine Gedenktafel erinnert. Der Italienspezialist Woller hat das Café empfohlen, weil es da „den besten Kaffee Münchens gibt“. Seinen Cappuccino auch zu trinken, muss man Woller dann allerdings erinnern, so konzentriert, engagiert und sich Notizen machend ist er im Gespräch.

taz: Herr Woller, als Historiker haben Sie erforscht, wie das Agrarland Bayern nach 1945 zu einem Motor der westdeutschen Modernisierung wurde. Welche Rolle spielt in dieser Erfolgsstory der FC Bayern, welche sein bedeutendster Spieler Gerd Müller?

Hans Woller: Die Modernisierung des Fußballs beginnt mit der Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/64. Die Folge ist eine Dynamisierung des Fußballs insgesamt. Davon profitieren viele junge Leute – wie Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Uli Hoeneß –, die die Chance zum sozialen Aufstieg haben, weil der Fußball für die Wirtschaft und die Medien interessant wird und dadurch viel Geld in die Kassen kommt. Die Bayerische Staatsregierung und die dahinterstehende CSU mischen dabei kräftig mit: der Freistaat Bayern und der FC Bayern – modern, aber mit autoritärer Führung, unter konservativen Vorzeichen. Daraus ist dann eine Lebenspartnerschaft geworden.

Wie ist man seitens der CSU vorgegangen?

In einem Gespräch, das der bayerische Finanzminister Ludwig Huber um 1970 mit dem damaligen FCB-Präsidenten Wilhelm Neudecker geführt hat, wird klar ausgesprochen, dass die „bayerische Achse“ der Stars zusammengehalten werden muss, nicht nur als sportliches, sondern als ein explizit politisches Erfordernis. Und ich nenne in dem Buch eine ganze Reihe von Beispielen, wie Huber für den FC Bayern, aber auch für einzelne Spieler Vorteile herausgeschlagen hat, insbesondere für Gerd Müller. Er hat die Führung des FC Bayern zum Steuerbetrug bei den Einnahmen aus Auslandsgastspielen ermuntert. Der Großteil dieser illegalen Gelder wurde noch im Flugzeug in Briefumschlägen in bar an die Stars wie Müller weitergegeben. Huber hat Müllers Schwager eine gut dotierte Stelle bei einer Bank verschafft, er hat Gerd Müller einen Manager zur Seite gestellt und vieles andere.

Der bayerische Finanzminister als Mädchen für alles?

Er und Gerd Müller haben sich geduzt, das war schon ein enges Verhältnis.

In fünfjähriger Arbeit hat sich ihr Buch von einer Biografie des wohl bedeutendsten deutschen Fußballers zu einer Kriminalgeschichte ausgewachsen. Welche Entdeckungen waren da entscheidend?

Der Nachlass von Rainer Keßler im Hauptstaatsarchiv in München. Keßler war Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, CSU-Mitglied und eine der prägenden Figuren im Verwaltungsbeirat des FC Bayern. In diesem Nachlass bildet sich ab, wie eng die Kooperation zwischen Politik und Verein war. Das ist aber nicht die einzige Quelle. In den nicht veröffentlichten Memoiren von Neudecker findet sich zum Teil wortwörtlich dasselbe.

Warum sind die nicht veröffentlicht – und wie kamen Sie an die dran?

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Die Memoiren fanden sich in der „FC Bayern Erlebniswelt“ in der Allianz­arena. Neudecker hat sie geschrieben, nachdem er Ende der 1970er Jahre im Streit vom FC Bayern geschieden war, eine Abrechnungsschrift, nicht zuletzt auch mit Uli Hoeneß. In meinen Augen sind diese Memoiren hoch brisant, was ich den sehr freundlichen Leuten bei der „FC Bayern Erlebniswelt“ dann auch gesagt habe: Da steckt schon Sprengstoff drin. Vermutlich sind sie deshalb unveröffentlicht geblieben.

Und hat sich die Führung des FC Bayern dazu verhalten?

Karl-Heinz Rummenigge ist wohl derjenige, der noch am ehesten ansprechbar ist für historische Fragen. Wer überhaupt keinen Sinn hat dafür, ist Uli Hoeneß. Der begegnete mir im Gespräch eher mit Misstrauen und Unverständnis; den interessierte eine Gerd-Müller-Biografie nicht, den interessiert anscheinend auch kaum, wie sich der FC Bayern im „Dritten Reich“ betragen hat. Er ist ein Mensch der Zukunft, der so viele Pokale wie möglich gewinnen will. Ein Traditionsverein wie der FC Bayern müsste aber Interesse an der eigenen Geschichte haben, zumal diese ja nicht nur negativ ist. Viele Innovationen sind mit den Bayern verbunden, auch wenn man mit Blick auf die Präsidenten seit den 1950er Jahren sagen muss: Da werden sie kaum einen finden, der nicht mit Recht und Gesetz zum Teil in massiver Form in Konflikt geraten ist.

Sie beschreiben Gerd Müller mit einer gewissen Sympathie. Gehen Sie nicht etwas zu nett mit ihm um, wo Müller sich doch auch für den Wahlkampf von CSU-Größen wie Huber und Franz Josef Strauß hat einspannen lassen?

Ich will eine gewisse Empathie für Gerd Müller nicht abstreiten. Das hat mit seinen Leistungen als Fußballspieler zu tun und mit meinem Verständnis für die Problematik des sozialen Aufsteigers. Unter diesen Problemen, zumal der Zerrissenheit, habe ich selber auch gelitten.

Wie würden Sie den Fußballer Gerd Müller beschreiben, für jemanden, der den Namen noch nie gehört hat, der ihn nie hat spielen sehen? Was hat ihn ausgezeichnet?

Zunächst, dass er außerordentlich viele Tore geschossen hat – und zwar im Gegensatz etwa zum heutigen Bayern-Stürmerstar Robert Lewandowski die entscheidenden Tore. Das andere ist, der Mann ist so unglaublich schnell in den Bewegungen, der liegt am Boden, sein Gegenspieler auch, und bevor der nur daran denken kann, wieder aufzustehen, ist Müller schon auf den Beinen und schießt irgendwie sein Tor. Und schließlich hatte Gerd Müller einfach ein Füßchen, rechts wie links gleich gut. Ein kompletter Fußballer eben, denn er war auch sehr kopfballstark.

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Woran bemerkenswert ist, dass Gerd Müller den Spitznamen seines ersten Trainers bei Bayern nie losgeworden ist: „kleines, dickes Müller“. Dabei war er immerhin 1,76 groß, wog um die 80 Kilo. Warum hielt sich diese Zuschreibung?

Quelle           :         TAZ           >>>>>             weiterlesen

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GrafoOben        —      Der ehemalige Fußballnationalspieler Gerd Müller bei einem öffentlichen Auftritt in Berlin (Juni 2006).

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2.) von Oben       —        Franz Beckenbauer, Gerd Müller en Udo Lattek bij aankomst op Schiphol voor de wedstrijd Ajax – Bayern München

  • CC0Hinweise zur Weiternutzung
  • File:Beckenbauer, Müller, Lattek.jpg
  • Erstellt: ‎5‎. ‎März‎ ‎1973

 

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Onten       —    Wereldkampioenschap voetbal 1974 in Munchen; supporters omhelsen Duitse spelers Datum : 1974 Locatie : München Trefwoorden : sport, voetbal, wereldkampioenschappen Fotograaf : Mieremet, Rob / Anefo Auteursrechthebbende : Nationaal Archief Materiaalsoort : Dia (kleur) Nummer archiefinventaris : bekijk toegang 2.24.01.06 Bestanddeelnummer : 254-9557

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Eine exemplarische Debatte?

Erstellt von Redaktion am 6. Dezember 2019

Die Armut der Kritik am Anarchismus

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Quelle       :        untergrund-blättle      CH.

Von Mona Alona

In der Erfurter Zeitung „Lirabelle“ hätte eine Debatte zur vermeintlichen Kritik am Anarchismus und seiner Verteidigung stattfinden können.

Teaser

Auslöser waren die Vorurteile, Diffamierungen welche die Autorin Minna Takver verbreitete, in Verbindung mit ihrer hanebüchenen Unkenntnis ihres Gegenstandes. Anstatt sich der Auseinandersetzung wirklich zu stellen, lehnte die Redaktion der Lirabelle den zweiten Teil der „Armut der Kritik des Anarchismus“ von Mona Alona ab. Da es sich um eine beispielhafte Reaktion handelt und es Formen solidarischer, respektvoller und konstruktiver Auseinandersetzungen weiter zu üben gilt, lohnt es sich, diese schriftliche Provinz-Debatte als Beispiel vor Augen zu führen. Und selbstverständlich, weil der zweite Teil der „Armut der Kritik am Anarchismus“ ja auch irgendwo noch auftauchen sollte und das Ganze ein gewisses Lesevergnügen bereitet.

Wer sich den billigen Szene-Gossip ersparen will, kann die Texte von Minna Takver auch überspringen. Wer den zweiten Teil der Entgegnung lesen möchte, kann ins letzte Viertel scrollen…

Kritik aktueller anarchistischer Praxis in Jena. Teil I

(http://lirabelle.blogsport.eu/2019/05/22/kritik-aktueller-anarchistischer-praxis-in-jena-teil-i/)

Als Hotspot linksradikaler Politik in Thüringen birgt die anarchistische Szene Jenas auch kritikwürdige Aspekte. Minna Takver widmet sich in zwei Teilen der anarchistischen Strategie und ihrer Auswirkungen. Dieser erste Teil beleuchtet Anthropologie und Aktionen, der zweite Teil Identifikation und Geschichtskonstruktion. Die Autorin ist Mitglied im Club Communism.

A! In Jena; da ist was los!

So die Antwort auf die Frage, wo denn in Thüringen linksradikal am meisten geht, wenn der Eindruck entsteht, es gibt allerorten nur FaschistInnen und andere Menschenfeinde; die stetige berechtigte Angst vor Übergriffen inklusive. Viele in der Jenaer Szene eint, dass sie sich selbst unter der Bezeichnung anarchistisch verorten lassen oder durch ihre Politik dort zugeordnet werden können. Es gibt dort seit Jahren eine intensive Auseinandersetzung mit anarchistischer Theorie, an der sich jede_r beteiligen kann.

Mindestens genauso lange gibt es anarchistisch geprägte Aktionen im öffentlichen Raum, die linken Belangen Sichtbarkeit verschaffen, zum Beispiel, wenn es um die Frage nach Räumen zum Leben für Alle geht. Auch ganz konkret anarchistischen Raum gibt es, der offen ist, durch die Angebote, sowie durch seine hervorragende Lage in der Stadt. Es gibt mehrere anarchistische Medien, sowohl analog als auch digital. Und vor allem gibt es anarchistische Menschen, die solidarisch kochen, die sich in ihrer Betroffenheit als Eltern/-teile austauschen, die bei staatlicher Repression helfen, die sich nicht scheuen mit jüngeren oder neuen Gesichtern ins Gespräch zu kommen, die den Blick auf linksradikale Praxis über die deutschen Grenzen hinaus wagen, die Gefangene unterstützen, die sich mit der (radikalen) linken Geschichte in Jena und Umland auseinandersetzen, die gemeinsam wandern gehen, die unentgeltlich beim Stress mit der Lohnarbeit helfen, die Bücher und Wissen teilen und dabei stets versuchen, für antifaschistische, feministische und antirassistische Belange einzutreten. Dabei begegnet man den Leuten in ihrem Alltag, sei es Lohnarbeit, Familie oder Freizeit, was aller Kritik zum Trotz die dominante Realität ist.

Anarchist_innen in Jena schauen Filme, hängen ab, feiern gemeinsam und nehmen sich Zeit für ein Bier/eine Brause in lauschiger Umgebung, politisch interessante Gespräche inklusive. Es werden allgemein Menschen angesprochen, die irgendwie links sind, und mit den Gefangenen Leute unterstützt, die dem Staat in spezieller Weise ausgeliefert sind und auf „die draussen“ angewiesen sind. Durch die Aktionen und Räume tritt mit den Anarchist_innen in Jena linksradikale Politik unbestreitbar und dankenswerterweise aus ihrem Versteck heraus. Gerade weil diese Form der Praxis keine Selbstverständlichkeit unter den gegebenen Bedingungen ist, drängt sich die Frage auf, wie das möglich ist und welche Konsequenzen das hat. Bei näherer Betrachtung lässt sich in der anarchistischen Praxis eine Strategie entdecken, die diese antreibt, und deren Schwächen und Auswirkungen Sorge bereiten.

„Die Keimzelle einer neuen Gesellschaft“

Besagte Strategie möchte ein Umfeld zur politischen Radikalisierung und Betätigung schaffen. Es soll möglichst viele Bereiche menschlichen Lebens abdecken, um alle interessierten Menschen zu erreichen. Dazu wurden und werden Stützpunkte geschaffen, wie sie es schon länger in Jena gibt. Sie zu doppeln kann also nur den Zweck haben, sich vom Rest der radikalen Linken abzusetzen. Dadurch besteht die Gefahr der Schwächung strömungsübergreifender politischer Strukturen. Die besagten Stützpunkte bilden die wesentlichen Eckpfeiler des anarchistischen Zusammenhangs, in dem sich Menschen radikalisieren können sollen, um dann in den Rest der Gesellschaft hinein wirken zu können, mit dem Ziel eine Bewegung aufzubauen, die die Verhältnisse umstürzt. Dabei wird vernachlässigt, dass es auch in sogenannten Freiräumen kein Aussen von dieser Gesellschaft gibt und es geht damit eine Vorstellung von Menschen einher, die durch die Gesellschaft verblendet seien und in der richtigen Umgebung zu politischem Bewusstsein kämen.

Hauptgegner der Anarchist_innen sind Staat und Faschismus. Der Umkehrschluss daraus ist, dass jegliche Zusammenarbeit mit dem Staat korrumpiert. Konkrete Verbesserungen mit dem Staat (mit den FaschistInnen auch für die Autorin undenkbar) werden als reformistisch heruntergespielt. Zentral ist der Aufbau der anarchistischen Blase, nicht die Menschen, wodurch konkrete Verbesserungen ihrer Lebensumstände nur erkämpfenswert sind, weil sie gegen den Staat oder FaschistInnen durchgesetzt werden könn(t)en. So ist die Blase nur sehr eingeschränkt offen für Menschen, die für eine progressive Politik eintreten, ohne dass diese revolutionär ist. Auch schliesst sich die Blase gegen eine selbstkritische Infragestellung ab, wie sie notwendig sein wird, wenn ihre Stützpunkte nicht mehr der eigenen Gesellschaftsanalyse adäquat oder der eigenen Politik zweckmässig sind.

Es wird auch ausgeblendet, dass Stützpunkte primär von aussen bestimmt sind. Anarchistische Stützpunkte in Jena werden vorbehaltlos gefeiert, ohne offen zuzugeben, wie prekär ihre Existenz im Angesicht staatlicher Repression ist oder dass es sie ohne Bezug szeneexterner Ressourcen schwerlich geben kann. Die anarchistische Blase gibt sich autark gegen alles andere und macht sich damit selbst zu einer leichten Beute staatlicher Repression, da sie weder einen zivilgesellschaftlichen Deckmantel besitzt noch bürgerlichen Rückhalt will: kündigt ihnen die Vermieterin auf medialen oder politischen Druck hin, haben sie nichts in der Hand; werden ihre Vereinsstrukturen als staatsfeindlich verboten, gibt es wenig Gegenargumente vor Gericht.

„Konkrete Kämpfe gegen diese Verhältnisse“

Mit der Vorstellung von Menschen, als durch die richtigen Umstände radikalisierbar, geht auch einher, dass solche Umstände gezielt hergestellt werden könnten. Zentral hierfür ist die Konfrontation mit den beiden Hauptgegnern Staat und FaschistInnen, durch die Menschen ein (im linksradikalen Sinne) positives politisches Bewusstsein entwickeln würden. Staatliche Repression gilt dabei im Zweifelsfall als Bestätigung der eigenen Strategie. Mit dieser Strategie der direkten Konfrontation liegt es nahe, ohne Rücksicht auf Verluste vorzugehen, sei es für die Verhinderung eines Fascho-Aufmarsches oder das Erkämpfen eines selbstverwalteten Hauses.

Leider zielte die reale Aktion selten ernsthaft darauf: kein Haus wurde in Jena in den letzten Jahren besetzt, mit der Absicht es hinterher tatsächlich zu behalten. Die existierenden Stützpunkte sind alle auf legalem Weg eingerichtet worden. Und zwar aus gutem Grund: da sie nicht in der Konfrontation erkämpft wurden, sind sie bisher auch nicht so in den Fokus von Staat oder FaschistInnen geraten, dass sie in ihrem Bestehen gefährdet wären. In der Deckung zu agieren, war im Falle der Stützpunkte definitiv erfolgreicher als die direkte Auseinandersetzung mit dem Staat (und anderen Grundeigentümer_innen).

Gleiches gilt für Fascho Aufmärsche: sich nicht dabei erwischen lassen, wie man einen Kabelbrand verursacht oder vorab anonym Informationen für die bürgerliche Öffentlichkeit zu publizieren, wäre im provinziellen Thüringen wirksamer, als mit ein bis zwei Dutzend Anderen nur unzureichend vermummt den Versuch zu wagen, gegen die Materialübermacht der Bullen anzurennen oder in der direkten Auseinandersetzung Schaden davon zu tragen. Darüber hinaus gibt es keine grösseren Aktivitäten Jenaer Anarchist_innen, um FaschistInnen das Leben schwer zu machen. Letztere werden immer erst dann konkret relevant, wenn sie in der Stadt politische Veranstaltungen machen und anlässlich des staatlichen Aufgebots sich der Erfahrungsraum der direkten Gruppen Konfrontation eröffnet.1 Eine solidarische Masse in die Auseinandersetzung mit Polizei oder Justiz zu ziehen, indem man die Unterstützung zum Beispiel bei Hausbesetzungen einfordert, nur um eine politische Radikalisierung hervorrufen zu wollen, ist so gefährlich wie kein anderer Teil der anarchistischen Strategie.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen aus solchen Konfrontationen beschädigter heraus kommen als vorher, ist so viel höher als die, dass sie sich entschliessen hinterher ihr politischen Engagement auszudehnen. Der deutsche Staat ist leicht dazu in der Lage jede_n von uns zu brechen, geschundene Körper, zerstörte Privatexistenzen und traumatisierte Psychen bleiben. Die Sicherheit jedes einzelnen Menschen aber sollte aufgehoben sein in radikaler Politik und nicht durch sie hinweg gewischt werden. Jede politisch emanzipatorische Aktion muss vorher mit den Risiken, die sie birgt, mit den Bedürfnisse, der an ihr Beteiligten, und ihren Zielen abgewogen werden. Das geht nur im Dialog und sei es dadurch, dass man als Initiator_innen Risiken und Ziele transparent macht. Selbstkritik verhütet womöglich, dass wir noch härter gegen uns selbst und damit noch härter gegen andere werden.

Die Armut der Kritik am Anarchismus. oder: A macht Wissen (Teil 1)

(http://lirabelle.blogsport.eu/2019/10/08/die-armut-der-kritik-am-anarchismus-oder-a-macht-wissen-teil-i/)

Ohne Freude arbeitet sich Mona Alona an Minna Takvers Text in der letzten Lirabelle ab, weil sich dieser als paradigmatisch für die Armut der Kritik am Anarchismus dafür anbietet. Und weil es einiger Richtigstellungen bedarf.

Starke Irritation rief der Artikel von Minna Takver bei mir hervor. Im Gespräch stellte sich heraus, dass dies Freund*innen ähnlich ging, die etwa äusserten, sie wüssten nicht, ob sie in der gleichen Stadt wie die Autorin leben. Insgesamt vermisse ich in Takvers Text den Ansatz, einer politischen Szene tatsächlich Selbstreflexion zu ermöglichen und sie organisatorisch, strategisch oder theoretisch weiterzuentwickeln. Dies könnte erstens gelingen, wenn es sich um eine selbstkritische Perspektive handeln würde, zweitens, wenn der Text von Minna Takver nicht zur Hälfte aus Unterstellungen bestehen würde und wenn in ihm schliesslich, drittens, überhaupt sein Gegenstand erfasst werden würde, den er bedauerlicherweise zur Gänze verfehlt. Anstatt über Ethik, Organisation und Theorie des Anarchismus zu schreiben, würde ich mich lieber mit „konkreten Kämpfen gegen diese Verhältnisse“ befassen. Die hanebüchene Unkenntnis des Anarchismus‘, die langweiligen Vorurteile und der nahezu historische Abgrenzungsreflex ihm gegenüber, lassen mein Schreiben jedoch schon fast als eine solche (leider notwendige) Auseinandersetzung erscheinen. Deswegen lohnt es sich, mich fragend durch Takvers Text voran zu graben:

Die rein negative Kritik, welche Takver formuliert, ist der Abglanz einer untergehenden Epoche. Einer, in der Menschen traumatisiert von ihrem Vernichtungspotenzial waren und damit einen Umgang finden mussten. Dies ist verständlich und dem ist nichts hinzuzufügen. Es war aber auch eine, deren Nachgeborenen es sich in gewisser Weise leisten konnten, sich in ihrem Selbsthass zu suhlen, einen allzu deutschen Zynismus zu kultivieren und ihre politische Praxis zu weiten Teilen in schmutzigen Grabenkämpfen zu sehen. Damit meine ich wohlgemerkt nicht die zivilgesellschaftlichen Schützengräben in den Herrschaftsverhältnissen, sondern die Differenzen zwischen an sich vernünftigen Leuten. Darum schreibe ich es in diesem Zusammenhang in aller Deutlichkeit: Eine gesellschaftliche Linke, die nicht mehr aufzubieten hat, als allein ihre negative Kritik, wird künftig keinerlei Relevanz mehr beanspruchen können, sondern als krude Marotte abgewiesen werden. Als zu gross, zu tief, zu umfassend stellt sich die multiple gesellschaftliche Krise dar. Übrigens nicht allein für Personen in linksradikalen Kreisen.

Dies führt zum zweiten Punkt, dem falschen Verständnis von gesellschaftlicher Totalität. Takver – und ich beziehe mich hier stellvertretend auf sie – bedarf ihrer. Sie scheint fast existenziell auf sie angewiesen zu sein, um mit dem Gefühl ihrer eigenen Ohnmacht zurecht zu kommen und jenem einen Sinn zu verleihen. Doch das Ohnmachtsgefühl in dieser Gesellschaft ist, ebenso wie die Angst vor „Konfrontationen“, ein Produkt derselben. Wie zurecht bemerkt wurde, trifft dies selbstverständlich auch auf das Bedürfnis nach „Handlungsfähigkeit“ oder der Sehnsucht nach „Gemeinschaft“ in diesen vereinsamenden gesellschaftlichen Zuständen zu.

Weil dies jedoch der Fall ist, zeigt sich dadurch, dass es durchaus unterschiedliche Möglichkeiten gibt, mit den ökonomischen, sozialen, kulturellen, politischen Verhältnissen umzugehen, auf sie zu reagieren oder gar in ihnen zu agieren. Dass im Anarchismus agency und community betont werden, ist nicht vorrangig naiv oder eine Verkennung der Umstände, sondern ebenfalls Teil der Realität – mit ihren jeweiligen Potenzialen und Problemen. Hierbei ist es kein Zufall, dass zeitgemässe progressive links-emanzipatorische Texte mit dem wörtlichen – also vulgären – Verständnis von gesellschaftlicher Totalität brechen und sich stattdessen auf die Suche nach Verhältnissen begeben, die parallel zu den dominanten ebenfalls vorhanden sind.

Drittens. Was versteht Takver nicht alles unter „Anarchismus“? In Kürze: Alles, was irgendwie in der linken Szene herum springt und Aspekte von Selbstorganisation aufweist. Solidarisches Kochen, wie auch immer finanzierte oder betriebene selbstorganisierte Räume oder das Teilen einer gemeinsamen (zu unterschiedlichen Graden politisierten) Lebensrealität, hat aber zunächst einmal nichts mit Anarchismus zu tun. Vielmehr handelt es sich um Praktiken, die wahrscheinlich in jeder linken Szene von Jena bis nach Sydney gelebt werden. Es stimmt, dass Anarchist*innen solche Dinge als Formen potenziell egalitärer Selbstorganisation betonen und diese als „Keimzellen einer neuen Gesellschaft“ betrachten.

Es stimmt aber ebenso, dass die gesamte sozialistische Bewegung – historisch betrachtet – selbstorganisierte Institutionen und Beziehungen in einem solch beachtlichen Umfang hervorbrachte, dass die Vorstellung, damit die zukünftige Gesellschaft bereits aufzubauen, für viele keineswegs als abwegig angesehen wurde. Takver kritisiert nicht „den“ Anarchismus, wie sie behauptet. Ihr Szene-Gossip ist keine Kritik. Sie wettert gegen linke Szenen allgemein, wo denn noch welche zu finden sind. Aus ihrer Darstellung müsste konsequenterweise geschlussfolgert werden, dass der Anarchismus die einzige verbleibende sozialistische Strömung ist. Was zweifellos unsinnig wäre. Mit der Handvoll tatsächlicher Anarchist*innen setzt sie sich nicht auseinander.

Deswegen sollte Takver, viertens, wenn sie meint, Politik-Beratung für Jenaer Szene-Angehörige betreiben zu müssen, auch einen Schimmer von dem haben, wovon sie schreibt. Völlig fehlgeleitet ist ihre Unterstellung, Anarchist*innen in Jena würden die vermeintliche Übermacht des Staates in einer „direkten Konfrontation“ verkennen. Allein ihrer Fantasie entspringt es, dass sie uns andichtet, wir würden mit den Bullen kämpfen wollen – quasi so „Mann gegen Mann“, wie irgendeine bescheuerte maoistische Gruppierung andernorts. Gleichwohl gibt es ein ganzes Bündel emanzipatorischer Wege, „weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen“ (Adorno). Neben anarchistischen Ansätzen werden diese in Jena dankenswerterweise auch von einer guten feministischen Organisierung gepflegt.

Ob absichtsvoll oder unbewusst entsprechen sie dem Konzept von sozialer Revolution. Dieses meint eine prozesshafte, umfassende und radikale Transformation der Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen. Die soziale Revolution geht von den vorfindlichen gesellschaftlichen Bedingungen und Beziehungen aus, bezieht sich nicht auf den Staat und kritisiert deswegen auch rein politische Handlungsmodi. Dass dies innerhalb linksradikaler Kreise schwer vermittelbar zu sein scheint, ist keineswegs der Unzulänglichkeit oder Unverständlichkeit anarchistischer Theorien geschuldet. Vielmehr zeugt diese Vermittlungsschwierigkeit von der Armut an Vorstellungskraft, Motivation, Selbstbewusstsein, Aufrichtigkeit und Erfahrung in den Teilen der deutschen gesellschaftlichen Linken, die ich hiermit adressiere.

Wenn Takver sich nur etwas mit anarchistischem Denken befassen würde, könnte sie auch, fünftens begreifen, dass ihre Behauptung, Jenaer Anarchist*innen würden im „Staat“ und „Faschismus“ ihre „Hauptgegner“ sehen, völliger Humbug ist. Sicherlich ist der libertäre Sozialismus das diametrale Gegenstück zum Faschismus. Aus diesem Grund betreiben Anarchist*innen Antifaschismus aus Notwendigkeit, aber nicht als Selbstzweck. (Dies gilt übrigens auch für alle anderen Aktivitäten.) Wir sind in einer historisch-politischen Konstellation angekommen, wo blosse Versuche der Abwehr des Faschismus diesen nicht mehr verhindern (werden). Deswegen braucht es (oftmals schwache und teilweise widersprüchliche) Ansätze, wie wir die bestehende Gesellschaft überwinden können. Denn der Faschismus kommt nicht von „rechts aussen“, sondern entsteht bekanntlich in ihrer Mitte.

Im Unterschied zu den meisten marxistisch geprägten Linksradikalen, meinen Anarchist*innen eine solche Aussage nicht als hohle Phrase, um dann praktisch sozialdemokratische Politik zu machen. Umgekehrt bedeutet dieser Anspruch allerdings, unser tägliches Handeln sozial-revolutionär auszurichten. Das ist ziemlich unspektakulär und es gibt dafür auch keine moralischen Bewertungsmassstäbe, wer dies zu welchem Grad tut. Eigentlich ist dies auch der Hauptgrund für eine kollektive Organisierung: Sich gemeinsam zu bewegen – etappenweise, verbunden mit unseren konkreten Lebenssituationen und -umfeldern und als die bestimmten Personen, die wir sind.

Als absoluter Quatsch erweist sich in diesem Zusammenhang Takvers Aussage, eine wäre „gefährlich“ eine „solidarische Masse in die Auseinandersetzung mit Polizei oder Justiz zu ziehen, indem man die Unterstützung zum Beispiel bei Hausbesetzungen einfordert, nur um eine politische Radikalisierung hervorrufen zu wollen“. Jedes Wort ist hierbei hohl und giftig. Traurig ist, dass die Autorin offenbar nie Solidarität erfahren hat. Ihre Behauptung, das Ziel einer Soli-Kundgebung wäre das Hervorrufen einer „Radikalisierung“ ist ein Affront. Lieber lässt sie Menschen in ihrer Betroffenheit allein, als sie darin zu unterstützen. Dies mag seinen Grund darin haben, dass sie Leid gar nicht überwinden möchte, weil sonst die Grundpfeiler ihrer Identität bröckeln würden. Ich befürchte, gerade daraus entwickelt sich der instrumentelle Charakter, den sie nun anderen unterstellt.

Um abschliessend zu Takvers Lieblingsthema zu kommen, den sogenannten „Stützpunkten“. Die hierbei mitschwingende militärische Denkweise wird sicherlich von den meisten (der paar) Anarchist*innen in Jena abgelehnt, weswegen wir sie uns nicht einfach zuschreiben lassen sollten. Der Begriff „Freiräume“ hat allerdings ebenfalls seine Nachteile. In jüngeren Diskussionen wird dagegen viel von „Zwischenräumen“ gesprochen, was ich erst mal für einen guten Arbeitsbegriff halte. Takvers Vorstellung, ein Raum, wie beispielsweise das FAU-Lokal könnte sich nur durch indirekte staatliche Gelder finanzieren, ist eine blosse Diffamierung, die der Verleumdung als „Antifa e.V.“ wenig nachsteht. Das Lokal wird von den Mitgliedern vollständig selbst getragen. Es ist so anfällig gegenüber staatlicher Repression wie jeder Raum in der Öffentlichkeit. Selbst Linkspartei-Büros sind davon bekanntlich nicht ausgenommen. Wenn Takver den „Jenaer Anarchist*innen“ also empfehlen sollte, ein Haus in der Innenstadt zu kaufen und Eigentümer zu werden, so wären sie sicherlich nicht dagegen. Sie würden es bloss für utopisch im schlechten Sinne halten.

Kritik aktueller anarchistischer Praxis in Jena. Teil II

(http://lirabelle.blogsport.eu/2019/10/08/kritik-aktueller-anarchistischer-praxis-in-jena-teil-ii/)

Als Hotspot linksradikaler Politik in Thüringen birgt die anarchistische Szene Jenas auch kritikwürdige Aspekte. Minna Takver widmet sich in zwei Teilen der anarchistischen Strategie und ihrer Auswirkungen. Der erste Teil beleuchtet Anthropologie und Aktionen, dieser zweite Teil Identifikation und Geschichtskonstruktion. Die Autorin ist Mitglied im Club Communism.

„Historische Tradition und Werte des Anarchosyndikalismus“

Auf den Gegenprotesten zu Fascho Demos in black block Kluft herum rennen birgt einen Reiz, dem sich weder Autorin noch Jenaer Anarchist_innen entziehen können: dadurch fühlt man sich als Teil von etwas grösserem, es gibt einen Zusammenhang zwischen mir und jeder anderen, die so herum rennt (auch wenn es kaum Sinn macht ausserhalb eines konkreten black block). Mit dem hoch gezogenen Tuch über Mund und Nase bin ich anders als die anderen Normalos, ich bin ein Vorschein auf die Zukunft. Dazu bleibt nur zu sagen: hoffentlich nicht!

Nicht nur in Demo Aktionen schaffen sich Jenaer Anarchist_innen eine gemeinschaftsstiftende Identität. In ihrer Blase werden Menschen Identifikationsangebote gemacht: es gibt diverse kulturelle Aktivitäten, konsumierbare Waren und die Konstruktion einer fast schon mythischen, heroischen anarchistischen/autonomen/antifaschistischen Geschichte durch Entdeckung immer neuer Held_innen in Jena/er Umland/Thüringen. Dabei dient die Auseinandersetzung mit der eigenen linksradikalen Geschichte nicht dazu, sich ihr Scheitern einzugestehen und aus ihren Fehlern und theoretischen Sackgassen zu lernen. Stattdessen wird im anarchistischen Umfeld für Jena eine historische Kontinuität hergestellt, die letztlich als Legitimation für das heutige Wirken dient, statt Legitimität durch die Vertretung der eigenen Politik herzustellen (die dann freilich sich ihrer gesellschaftlich marginalen Position bewusst sein müsste).

Auch durch den engen, solidarischen Bezug auf süd/süd-ost/osteuropäische gegenwärtige anarchistische Praxis wird Identität gemacht, wobei die Schwächen der anderen Anarchismen unsichtbar bleiben. Eine kritische Haltung zu revolutionärer Praxis oder Theoriegeschichte und ihre Transformation sind dabei nicht in Sicht. Die Konstruktion von Gefangenen als einer zu befreienden Gruppe von Unterdrückten, mit denen eine kontinuierliche Zusammenarbeit möglich ist, ist ebenfalls Teil anarchistischer Identität. Selbst wenn Gruppen im anarchistischen Spektrum in einem Staatsbetrieb für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, sind sie trotz ihrer staatlich hoch legalistischen Mitteln (Klagen vor Gericht, angemeldete Kundgebungen) keiner Kritik innerhalb der anarchistischen Szene Jenas ausgesetzt. Daran lässt sich wohl am deutlichsten ablesen, dass die gemeinsame Identität wichtiger ist als die konkrete politische Praxis.

Gleiches gilt für die immer wiederkehrende Diffamierung einer so genannten „Staatsantifa“, unabhängig davon, ob sie die Lebensbedingungen von Menschen verbessert oder nicht. Die Gegner von Anarchist_innen und „Staatsantifa“ sind die gleichen: FaschistInnen; aber nur erstere agieren wahrhaft authentisch gegen sie, da sich Zweitere mit dem anderen Hauptgegner (Staat) verbünden. Und wieder gibt es keine interne Auseinandersetzung mit dieser zweifelhaften Selbstbeweihräucherung. Die anarchistische Blase Jenas neigt wie alle Blasen dazu szene- und/oder subkulturförmig zu werden und sich damit gegen Kritik abzuschliessen. An dieser Stelle drängt sich die unbeantwortete Frage auf, wie Solidarität mit noch lebenden und bereits verstorbenen Menschen aussehen kann, die für die Emanzipation streiten/stritten, ohne dass es in Verklärung dieser Menschen abdriftet?

Diese Frage betrifft nicht nur Anarchist_innen. Weiter steht die Frage im Raum für wen ein solches Identitätsangebot attraktiv ist: In Jena gibt es eine enge Verknüpfung des grösseren anarchistischen Dunstkreises mit der studentischen Lebensrealität, die weitgehend abgekoppelt ist von der Freizeit- und Lohnarbeits-/Schulrealität des Rests der Gesellschaft. Dabei herrscht die bereits erwähnte Mentalität von „GANZ ODER GAR NICHT“ vor, welche sich mit dieser Lebensrealität einfacher vereinbaren lässt. Leider lässt sie sich nach dem Ende des Studiums auch einfach wieder ablegen und so wählt der grössere Dunstkreis Option 2, der harte Kern Option 1. Eine politische Betätigung grösserer Zusammenhänge über die Zeit des Studiums hinaus wird so nicht realisierbar.

Keine Lösung

Aus der identitätsstiftenden Blase heraus gibt es gelingende Kooperation mit und gegenseitige Unterstützung von verschiedensten nicht anarchistischen linksradikalen Menschen und Gruppen in der Kleinstadt Jena. Resigniert lässt sich vermuten, dass das aus der eigenen Schwäche der anarchistischen Blase und einem Mindeststandard linker Politik resultiert. Die Sorge bleibt, dass die Anarchist_innen uns im Stich lassen, wenn sie stark geworden sind, weil wir keine Anarchist_innen sind. Die Stärke der anarchistischen Szene in Jena ist ihre Aktivität. Ihre Schwäche die geringe Selbstkritik. Ihre Gefährlichkeit der kompromisslose Hunger nach Widerspruchslosigkeit. Mit der Kritik daran verbindet sich die Hoffnung, dass doch noch alles für alle gut wird, denn eine andere Lösung hat die Autorin nicht.

Die Armut der Kritik am Anarchismus oder: A macht Wissen. Teil II

Gespannt wartete Mona Alona auf die letzte Ausgabe der Lirabelle, um zu lesen, ob es Minna Takver gelingen würde, ihren haltlosen Szene-Gossip auf die Ebene von Kritik zu hieven. Doch wiederum wurde sie massiv enttäuscht. Mona hätte es nicht für möglich gehalten, dass der zweite Teil von Takvers vermeintlicher „Kritik aktueller anarchistischer Praxis in Jena“ tatsächlich ebenso problematisch wie der erste ist. Daher fühlte sie sich dazu getrieben, diese Steilvorlage zu nutzen, um Grundlagenwissen zu vermitteln.

1887 wurde ein Buch veröffentlicht, das den reisserischen Titel Der Anarchismus und seine Träger. Enthüllungen aus dem Lager der Anarchisten trägt. Sein junger Autor, Rudolf Emil Martin, positioniert sich darin als vehementer Anti-Anarchist. Er reiste im Stile eines schmierigen Boulevard-Journalisten nach London um die dortige #anarchistische Szene – in ihr viele exilierte Deutsche und Russen – vorgeblich investigativ zu studieren. Aufgrund seines übertrieben bürgerlichen Bewusstseins, seiner mangelnden Lebenserfahrung, wie auch seiner fetischistischen Staatsgläubigkeit, besteht sein Buch jeweils zu einem Drittel aus blossen Erfindungen, aus falsch eingeordneten Wahrnehmungen, sowie aus kontextlosen Zitaten von anarchistischen Flyern und Zeitungen. Bis 1919 entwickelte sich Martin zum Anhänger der Sozialdemokratie ohne irgendwelche Kontakte zu sozialen Bewegungen zu haben. Nur diese könne nach dem grossen Krieg noch das Chaos der Anarchie verhindern, glaubte er. So wie Martin ist Minna Takver nicht ansatzweise in der Lage, ihren Gegenstand zu erfassen und sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die ihn tatsächlich kennen. Im Unterschied zu ihm versteht sie sich vermutlich nicht (mehr) als kleinbürgerliche Sozialdemokratin, sondern als sowas wie Kommunistin. Umso trauriger, dass sie offensichtlich nicht in der Lage ist, selbst irgendeine inhaltliche Positionen zu beziehen. Stattdessen ernährt sie sich wie ein Zombie durch die Diffamierung von Menschen, die ihre potenziellen Genoss*innen sein könnten. Aus diesem Grund wird ihre Ideologie auch untot bleiben und nie eine progressive emanzipatorische Rolle spielen können. Nun aber im Detail zur Wiederlegung von Takvers herbeiphantasierten Behauptungen:

Identität scheint für Takver ein Reizwort zu sein. Umso erstaunlicher ist es, dass sie „der anarchistischen Szene in Jena“ Identifikationen zuschreibt, von denen sie offensichtlich jedoch keinerlei Ahnung hat. Unter der Überschrift „Historische Tradition und Werte des Anarchosyndikalismus“ schreibt sie völlig zusammenhangslos davon, dass sie es sinnlos findet, wenn sie selbst unorganisiert und ziellos im black block herumläuft. Was das mit Anarchismus zu tun haben soll, ist mir schleierhaft, ebenso wie die blosse Erfindung, Anarchist*innen würden sich irgendwelcher Heldenmythen bedienen. Wenn wir uns nicht das Scheitern auch von Geschichten ansehen würden, an denen Anarchist*innen beteiligt waren, hätten wir 2014 keine Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Gekonnt scheitern“ organisiert, um genau dies zu thematisieren.

Von „theoretischen Sackgassen“ des Anarchismus zu sprechen, steht Takver dabei absolut nicht zu, weil sie keine Ahnung von anarchistischer Theorie hat, wie sich in ihren Texten überdeutlich zeigt. Die Bezugnahme auf eine historische Tradition würde die Legitimation für das Handeln im Hier und Jetzt herstellen, lesen wir weiter. So what? Genau die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte ermöglicht ja erst ein Lernen und die Selbstreflexion, zu welcher Takver nicht fähig ist. Im Übrigen „legitimieren“ wir uns durchaus vorrangig durch das, was wir tun und nicht durch irgendwelche vorgetragenen Phrasen, wie es Takver oder irgendwelche rot-roten Gruppen tun.

Erneut zeigt sich, dass Takver durchgängig von sich auf andere schliesst, somit also die Beschäftigung mit ihren eigenen Widersprüchen vermeidet. Anstatt selbst zu denken – oder auch mal nachzufragen – ringt sie wie im ersten Text mit ihrer eigenen Orientierungslosigkeit und bringt nicht den Willen auf, gegen ihre Ohnmachtsgefühle handlungsfähig zu werden. Anarchismus ist etwas Bestimmtes. Seine ethischen Wertvorstellungen, Organisationsprinzipien und theoretischen Grundsätze entspringen nicht dogmatischen Festlegungen oder idealistischen Konstruktionen, sondern den jahrzehntelangen Erfahrungen in sozialen Bewegungen. Position zu beziehen, die über das Anti-Irgendwas hinausgeht – dafür steht der Anarchismus heute wie auch in den sozialistischen Geschichten.

Auch die praktizierte antinationale Solidarität namentlich mit „süd/süd-ost/osteuropäischen“ anarchistischen Gruppen hält Takver fälschlicherweise für einen Aspekt unserer Identititätskonstruktion. Eigentlich kennen nur einige von uns Leute, die Leute kennen und das ist alles. Sich auf den osteuropäischen Kontext zu beziehen ist jedoch auch darüber hinaus sinnvoll, um auch nach 30 Jahren von der post-realsozialistischen Situation zu lernen, das heisst, auch weiterhin die Irrwege des Staatssozialismus zu kennen und zu benennen. Ausserdem wissen jene, die ansatzweise antinational unterwegs sind, dass es emanzipatorische Kräfte in osteuropäischen Ländern noch deutlich schwerer haben, als hierzulande. Mit den „Kommunist*innen“ dort ist keinerlei emanzipatorische Politik zu machen. Seit seiner Entstehung war der Anarchismus eine globale Bewegung, die sich zugleich lokale Verankerungen schaffte. Antinationale Solidarität zu praktizieren ist auch heute wichtig und sollte möglichst auf direkten Kontakten statt auf antiimperialistischen Projektionen beruhen.

Persönlich angesprochen fühlte ich mich, als Takver vom Staatsantifaschismus schrieb, denn das ist eines meiner vielen Lieblingsthemen. Ob jemand „authentisch“ gegen den Faschismus handelt oder nicht ist mir dabei ziemlich egal. Wie bei allen sozialen Kampffeldern wäre allerdings mein Wunsch, dass Antifaschismus (wieder) autonomer geschieht. Dies ist eine strategische Frage, die nichts mit einer angeblichen „Selbstbeweihräucherung“ zu tun hat. Bekanntermassen verhinderten die staatlichen Präventionsprogramme gegen Rechtsextremismus nicht, dass in den letzten Jahren ein neuer Rechtsterrorismus entstanden ist.

Die Gewaltbereitschaft, der Waffenbesitz, die Kampferfahrung und die militante Organisierung von Neonazis und anderen Faschisten haben noch einmal deutlich zugenommen. Die staatlichen Repressionsbehörden unternehmen – trotz ihrer geheimdienstlichen Erkenntnisse – wenig und nur sporadisch etwas dagegen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: rechtsterroristische Verschwörungen reichen bis in die Kreise von Elitesoldaten, Polizei und Innenministerien. Tendenziell dienen sie autoritären staatlichen Interessen, weil sie sich vorrangig gegen Nicht-Staatsbürger*innen und emanzipatorische soziale Bewegungen richten.

Wie man nach den Erfahrungen mit dem Verfasssungsschutz im Nachgang des NSU-Terrors noch naiv den Staat als Verbündeten gegen den Faschismus begreifen kann, ist mir unklar. Und dennoch nutzen wir selbstverständlich die Mittel, die wir zur Verfügung haben. Möglicherweise arbeitete sogar die eine oder andere von uns bei der „Staatsantifa“. Vielleicht sogar für Lohn! Wir sind so grossherzig, dass wir sie dennoch nicht aus unserem identitären Klüngel ausgeschlossen haben – Stell dir das mal vor, Minna Takver! Also lass uns diese onging debate des Verhältnisses zum Staat gerne weiterführen.

Über Szenen und die vermeintlich studentische Blase schrieb ich ja schon im vorherigen Teil. Wiederholt zeigt Takver, dass sie nicht „den“ Anarchismus kritisiert, sondern die linke Szene in Jena. Damit betreibt sie also eine Gleichsetzung, die für alle Beteiligten völlig unangemessen ist. Zudem behauptet sie damit einen Standpunkt ausserhalb der Szene einzunehmen, den sie offensichtlich nicht hat, da sie gegen „den“ Anarchismus pöbelt, um sich mit ihren eigenen Identitätsproblemen nicht auseinandersetzen zu müssen. Überhaupt ist ihre Rede von einer „anarchistischen“ Szene völliger Unsinn. Wo fängt die denn an?

Wenn sich fünf Leute in einer Gruppe treffen oder jemand ein A an deine Hauswand gemalt hat? Warum kreierst du so ein krudes Bild, Minna? Du weisst doch genau, wie das läuft: Es gibt Leute, die sich treffen, bestimmte Ansichten haben und vielleicht gelegentlich irgendwelche Sachen machen. Das ist bei euch vermeintlichen Kommunist*innen doch überhaupt nicht anders. Allerdings bin ich es Leid, deine blossen Behauptungen auf Papier zu lesen. Eine Unterscheidung von einem „harten Kern“ und einen diffusen „Dunstkreis“ in der angeblichen Szene entspringt lediglich deiner Phantasie oder den „Erkenntnissen“ des Verfassungsschutzes. Ich ziehe die Parallele nicht ohne Grund, weil die Diffamierungen in deiner diffusen Argumentation bedauerlicherweise einen harten autoritären Kern aufweisen.

Ist dies auch der Grund, warum Takver uns einen Maximalismus andichtet? Eine Mentalität des „GANZ ODER GAR NICHT“ nehme ich in meinem Umfeld eigentlich nicht wahr. Vielmehr versuchen wir uns wo es geht auf die Kritik und Praxis im Handgemenge zu konzentrieren. Es mag sein, dass einzelne Personen in ihrem Verbalradikalismus und einer vorgetragenen absoluten Haltung in der Vergangenheit über die Stränge geschlagen haben. Das macht mich selbst skeptisch, denn wer sich zu weit aus dem Fenster lehnt, begibt sich in die Gefahr, tief zu fallen.

Meiner Erfahrung nach legen sich jugendliche Allmachtsfantasien jedoch, sobald sich Personen langfristig in „konkrete Kämpfe gegen diese Verhältnisse“ einbringen. Auch hierbei handelt es sich keineswegs um ein spezifisches Problem des Anarchismus. Dass eine solche Hybris Minna Takver besonders aufstösst, ist allerdings nicht einer solidarisch-kritischen Haltung geschuldet, sondern ihrer Affirmation der Ohnmacht als zentralem Bestandteil ihrer negativen Identität.

Als wäre es nicht langsam genug, suggeriert Takver darüber hinaus jedoch, dass wir uns zukünftig mit der linken Szene entsolidarisieren könnten. Klar, aufgrund historischer und persönlicher Erfahrungen entsolidarisieren wir uns von Parteipolitik, autoritären Gruppierungen oder von Menschen, die lediglich Vorurteile und Unterstellungen für uns übrig haben. Niemals jedoch von Personen, die unter der bestehenden Herrschaftsordnung leiden und gegen sie mit emanzipatorischen Anliegen rebellieren. Wer das nicht weiss, sollte mit uns in Kontakt und Austausch treten, um sich davon zu überzeugen. Wiederum offenbart Takver hierbei ihren instrumentellen Charakter mit welcher sie ihre Diffamierungen auf Papier geschmiert hat. Mit einer manipulativen Einstellung unterstellt sie uns, was sie selbst betreibt.

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Nach diesem Ritt muss ich auch den letzten Punkt entschieden zurückweisen: Es ist schlichtweg nicht der Fall, dass Anarchist*innen einen „kompromisslosen Hunger“ nach Widerspruchsfreiheit haben. Auch hierbei handelt es sich um eine leicht durchschaubare Projektion, wenn Takver wirklich glaubt, uns von ihrer vermeintlichen Position des Ausserhalb bewerten und beurteilen zu können. Schon wer nur ein klein wenig Ahnung von Anarchismus als sozialer Bewegung oder auch politischer Theorie hat, weiss, wie sehr diese Behauptung an den Haaren herbeigezogen ist. Takver widerspricht sich ja auch direkt selbst mit ihrer Annahme, die Widersprüchlichkeit im Anarchismus würde durch Identitätskonstruktionen gekittet werden. Ja was denn nun?

Meiner Erfahrung nach gehen Menschen sehr unterschiedlich mit den gesellschaftlichen Widersprüchen um uns herum und in uns um. Tatsächlich stellen sie uns vor ungeheurere Herausforderungen, wenn wir in-gegen-und-jenseits dieser Verhältnisse agieren wollen. Und zwar nicht um die Widersprüche der Herrschaftsordnung abzufeiern, sondern, um sie abzubauen und zu überwinden. Damit handelt es sich jedoch um etwas grundlegend anderes, als die von Anarchist*innen begrüsste Pluralität. Denn jene bringt zwangsläufig unterschiedliche Positionen hervor und macht deswegen eine – manchmal konfliktbehaftete, manchmal versöhnliche – permanente und nie abgeschlossene Suche nach den Gemeinsamkeiten erforderlich. Eben darin besteht Anarchie als produktiver Prozess auf den wir uns hier und heute einlassen können. Daher wünsche ich Minna Takver ehrlich, dass sie ihre konservative Sehnsucht danach überwindet, „dass doch noch alles für alle gut wird“. Erst der schmerzhafte Bruch mit dieser romantischen Vorstellung, könnte sie von ihren sozialdemokratischen Illusionen befreien und sie zum Mitwirken an solidarischen, egalitären, libertären Beziehungen und Organisationen motivieren.

Es tut mir Leid wenn das arrogant rüberkommt, Minna, aber wesentlich mehr noch, dass du mir dafür die Steilvorlage geliefert hast: Du hast versucht Kritik zu üben und bist daran kläglich gescheitert. Doch wir Anarchist*innen mögen Versuche. Und wir hüten uns vor einfachen Antworten. Deswegen setzen wir uns mit dir auseinander. Du brauchst nicht weiterhin billige Diffamierungen zu streuen und wie auf dem Pausenhof in der Schule oder innerhalb der sozialistischen Familie über uns zu lästern. Denn wir laden dich ein, ebenfalls in die Auseinandersetzung zu gehen und gemeinsam mit uns sozial-revolutionär zu werden. Deine „Kritik“ ist ein Armutszeugnis. Wir aber sind und bleiben dem reichen Leben auf der Spur.

Soweit nicht anders angegeben und keine Quellenangabe (Name einer Organisation oder Internet-Adresse) vorhanden ist, gilt für die Texte auf dieser Webseite eine Creative Commons Lizenz (CC).

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Grafikquellen         :

Oben     —          Jahve meets anarchy, Przedmieście Oławskie, Wrocław

Author Patryk Wojciechowski 1992
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2.) von Oben      —          109_tramsigt_klotter

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Unten       —     101_polismur_utanfor_hvitfeldtska

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Wo nicht die Banane,

Erstellt von Redaktion am 6. Dezember 2019

 sondern die Republik matschig ist

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Eine Kolumne von

In Sachsen-Anhalt wollte die CDU Rainer Wendt zum Staatssekretär machen und fragte wohl nicht nach seiner Kompetenz. In Frankfurt will sie dafür alles über die Frau des Oberbürgermeisters wissen.

Compliance!

Was ist eine Bananenrepublik? Die DDR war bekanntlich keine. Metaphorisch ist eine Bananenrepublik zu Hause, wo nicht die Banane, sondern die Republik matschig ist. Das klassische Modell sieht vor, dass ein ganz normales Unternehmen der Südfrüchte-Industrie in einem warmen Land eine ausreichende Zahl von Generälen und Staatssekretären mit Luxusvillen, Luxusautos und Luxusweibern ausstattet, damit die zum Fortbestand der Welt erforderlichen Geschäfte des Obst-, Kupfer- oder Gold-Exports ohne nennenswerte Störungen durch eingeborene Veganer abgewickelt werden können. Infolge der allgemeinen Modernisierung wirken die entsprechenden Filme aus den Fünfzigern und Sechzigern allerdings inzwischen etwas verstaubt.

Im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt wachsen bislang aus Klimagründen keine Bananen. Da sich das schnell ändern kann, muss die Polizei vorbereitet sein, bevor es losgeht mit dem bananenrepublikmäßigen Niedergang. Genau hier setzte der mutige Plan an, Deutschlands härtesten Polizeihauptkommissar a.D., Rainer Wendt, zum für die Polizei des ganzen Bundeslandes zuständigen Innenstaatssekretär zu machen. Das wäre für den etwas überstürzt pensionierten Beamten der durch Nicht-Dienst errungenen Besoldungsgruppe A 12 (entsprechend: Amtsrat in der Verwaltung), der auf eine Verwaltungserfahrung als Dienstgruppenleiter im Schichtdienst bei der Schutzpolizei zurückblicken kann, eine schöne Herausforderung in der zwölf Stufen höheren Besoldungsgruppe B 9 gewesen.

Es stellt sich hier nicht die Frage, ob man das Herrn Wendt persönlich gönnen mochte: Auch im Lotto muss ja schließlich irgendwer gewinnen, und wenn man eigentlich jeden nehmen kann, kann’s ja auch ein pensionierter Schutzmann aus der Versicherungsbranche sein. Mit etwas Verantwortungsbewusstsein könnte einem zwar die Frage kommen, ob einem ganzen Bundesland ein oberster Verwaltungsbeamter zu gönnen ist, dessen Verwaltungskompetenz sich auf eine Dienstgruppenleitung bei der Duisburger Schutzpolizei beschränkt. Diese Frage wurde aber ausdrücklich selbst dann nicht diskutiert, als die „große Freude“ in der Staatskanzlei verebbt war. Man wandte sich vielmehr der Frage zu, ob PHK Wendt als Innenstaatssekretär eher eine Lachnummer oder ein Appetithäppchen für die AfD hätte sein sollen. Und ob sich ein großmächtiger Innenminister in seine durchdachte Personalpolitik hereinreden lassen mögen darf.

Dienst-Bananen!

Szenenwechsel: Auf der Suche nach dem Bananenunwesen in der Metropole Frankfurt am Main hat der Kolumnist einer dortigen Zeitung am 30.11. den ortsansässigen „Marxismus-Feminismus“ in den Fokus genommen, womit er selbstverständlich nicht die hessische CDU meinte, sondern die Brutstätte des Nepotismus im proletarisch-türkischen Sumpf, wie er seit jeher im Schatten des blitzsauberen Bankenviertels gedeiht. Während sich die Rest-SPD hinter ihren neuen Speerspitzen versammelt, behauptet nämlich ein ihr angehörender 61-jähriger Wahlbeamter der Besoldungsstufe B 11, er wisse nicht, wieviel seine 32-jährige Ehefrau als Kita-Leiterin bei der Arbeiter(!)-Wohlfahrt verdient: Es handelt sich, wie „FAZ“, „Welt“ und „Bild“ erfahren haben, um die unerhörte Summe von monatlich etwa 4200 Euro brutto (in Lohnsteuerklasse V kommen ca. 2200 Euro netto heraus). Solche Ahnungslosigkeit kann nur glauben, wer es auch nicht verdächtig findet, dass der Altersunterschied bei Bürgermeisters größer als bei Macrons ist, der Vorname der Frau türkisch und die von ihr geleitete Kita „deutsch-türkisch“, wie wir lesen durften. Und so blöd ist man weder bei diesen Zeitungen noch in der Frankfurter CDU.

Die Sozialdezernentin (CDU) der Stadt Frankfurt hat angesichts des Abgrunds gleich mal die „Zuschüsse eingefroren“ (die an die AWO), und im Halbtagesrhythmus lesen wir, dass sich „die Affäre ausweitet“ („FAZ“). Es fehlt nicht mehr viel, und „Bild“, „Welt“, „FAZ“ und HR rufen gemeinsam die Schlecker-Frauen oder die Bewohner des Ostends gegen den Feldmannschen Dienstwagen (Ford Focus!) in den Straßenkampf: Hongkong ist überall! Der Baudezernent (CDU) macht sich Sorgen um das Klima, weil der Dienst-Ford, wie er herausgefunden hat, CO2 ausstößt. Und die „FAZ“ fragt zum ersten Advent basisdemokratisch ihre Leser: „Wie soll es weiter gehen mit Peter Feldmann?“.

Wie die „Bunte“ zu der Sache steht, ist noch offen, da Frau Feldmann vor noch nicht langer Zeit dort als „wunderschöne Braut“ lief, was vermutlich die alten Säcke bei der „FAZ“ und der CDU echt neidisch gemacht hat. Wir würden natürlich gern wissen, wie sich das Gehalts- und Dienstwagengefüge bei ihren eigenen Bräuten darstellt, aber das ist super geheim und nur den Eliteforschern von der AfD bekannt.

Ja, es geht bergab in der Bananenrepublik! Der Herr Professor Meuthen und die Frau Doktor Weidel haben es schon immer gesagt, und die verstehen etwas davon. An dem ganzen Desaster ist aber die CDU Sachsen-Anhalt völlig unschuldig. Schuld sind ist erstens und im Allgemeinen das Kanzleramt, zweitens und im Besonderen der Duzfreund des Innenministers, Terminator Wendt, der bei seinem Anstellungsgespräch glatt vergessen hat zu erwähnen, dass eine Disziplinarmaßnahme gegen ihn verhängt wurde, weswegen er leider gar nicht eingestellt werden dürfte. So etwas Geheimes konnte natürlich ein Innenminister weder wissen noch ahnen!

Wäre Herr Wendt ein Volkspolizei-Kommissar in der DDR gewesen und hätte er sich im Jahr 1990 ähnlich schusselig um eine Anstellung als Staatssekretär (die Hoffnung stirbt zuletzt) oder Schichtleiter bei der Schutzpolizei Wernigerode beworben, hätte man ihn vermutlich wegen versuchten Anstellungsbetrugs verfolgt oder wegen Geschäftsunfähigkeit unter Betreuung gestellt. Aber das ist lange her. Die Mauer ist verschwunden und mit ihr die Arbeiterklasse, die jetzt „die Menschen“ heißt. Die Linke hat zwar gegen den Versicherungs-Fachmann Strafanzeige erstattet, aber wir ahnen, dass der Kommissar a.D. sich im berufstypisch unvermeidlichen Verbotsirrtum befunden haben könnte.

Wiederaufnahme!

Apropos DDR: Geschichte wiederholt sich nicht. Deshalb ist es auch ziemlich egal, ob man Herrn Höcke „Faschist“ nennen darf, was jetzt manche Antifaschisten gerne tun, vor allem im Fernsehen, in der kindlichen Hoffnung, dann würden „die Menschen“ sagen: Ja wenn das so ist!, und wieder SPD wählen oder wenigstens AKK. Dabei übersehen sie, dass Herr Höcke nicht gewählt wird, obwohl er Faschist ist, sondern weil er es ist. Und dass Herr Höcke sich nicht wie Rumpelstilzchen in der Luft zerreißt, wenn man seinen geheimen Namen herausgefunden hat. Die heutige Jugend jeden Alters glaubt leider an Zauberwörter und denkt, „Faschismus“ sei, wenn man Juden hasst, albern spricht und Antifaschisten zusammenschlägt. Das täuscht.

Quelle     :          Spiegel-online            >>>>>             weiterlesen

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Grafikquellen         :

Oben         —          Rainer Wendt in der WDR-Sendung „hart aber fair“ am 9. Januar 2017

Autor    —     „© Superbass / CC-BY-SA-4.0 (via Wikimedia Commons)“

File:2017-01-09-Rainer Wendt-hart aber fair-9613.jpg

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Unten           —        Systemkritische Protestfahne „BananenRepublik Deutschland“

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Linke lässt Mandat prüfen

Erstellt von Redaktion am 6. Dezember 2019

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Gruppenbild der Kandidat*innen Landesliste für die Landtagswahl 2019

Von dpa

Die Brandenburger Linke hat das von Ex-CDU-Landeschefin Saskia Ludwig beabsichtigte Doppelmandat in Bundestag und Landtag prüfen lassen. Der Parlamentarische Beratungsdienst (PBD) sei in seinem Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass die Funktionsfähigkeit des Landtages durch die beiden Mandate beeinträchtigt sein könne, da nach Bundesrecht die Ausübung des Mandates im Mittelpunkt der Tätigkeit des Bundestagsmitgliedes stehe, zitierten die Linken am Dienstag aus dem Gutachten. Halte sich das Mitglied daran, könne das Landtagsmandat nur noch „am Rande“ ausgeübt werden, hieß es weiter.

Ludwig will für Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) als Abgeordnete in den Bundestag nachrücken. Stübgen hatte sein Mandat wegen seines Ministerpostens niedergelegt. Ludwig kündigte an, vorerst parallel auch Landtagsabgeordnete bleiben zu wollen.

Portrait saskia ludwig.jpg

„Wir halten dieses Doppelmandat und auch das, was Frau Ludwig hier verkündet hat, für einen handfesten Skandal“, sagte Linken-Fraktionschef Sebastian Walter. Die Linken wollen kommende Woche einen Änderungsantrag einbringen, der Doppelmandate in Zukunft ausschließt.

Quelle         :      Berliner – Morgenpost          >>>>>       weiterlesen

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Grafikquellen        :

Oben       —         Die Linke LV Brandenburg

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Unten       —           Offizielles Portraitfoto der Politikerin Saskia Ludwig.

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Gesine Schwan über Kühnert

Erstellt von Redaktion am 6. Dezember 2019

„Einer der wenigen mit Format“

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Interview von Pascal Beucker

Die SPD-Größe Gesine Schwan sieht den Juso-Chef inzwischen als den „eigentlichen Strategen“ der Partei. Machtpolitisch agiere Kühnert rücksichtslos.

taz: Frau Schwan, im Gegensatz zu einem Großteil des Partei­establishments hatten Sie keine Wahlempfehlung zugunsten eines der beiden Duos für den SPD-Vorsitz abgegeben. Verraten Sie uns, wen Sie gewählt haben?

Gesine Schwan: Das verrate ich nicht. Nur so viel: Die Entscheidung ist mir schwergefallen. Ich habe ja aus guten Gründen keine Wahlempfehlung abgegeben. Denn mich haben weder die einen noch die anderen überzeugt.

Meine Skepsis beruht darauf, dass ich weder bei Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken noch bei Olaf Scholz und Klara Geywitz eine plausible Strategie habe erkennen können, wie wir uns wieder einen gemeinsamen Überzeugungskern der Sozialdemokratie erarbeiten können, für den sich vereint streiten lässt. Da braucht man sowohl die Kenntnisse der Tradition als auch ein Verständnis für die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft. Wie begründen wir eigentlich in dieser Welt unsere Grundwerte? Darum muss es gehen.

Das klingt reichlich abstrakt.

Das mag auf den ersten Blick sehr theoretisch-philosophisch abstrakt klingen, ist aber enorm wichtig. Ich glaube, dass die SPD erst dann wieder eine Chance hat, wenn sie sich auf der Höhe der geistigen Debatten unserer Zeit befindet. In den sechziger und siebziger Jahren war sie das. Im Moment ist sie das nicht.

Man kann sich nicht nur mit politischem Handwerk befassen. Es reicht nicht, ein Investitionsprogramm,12 Euro Mindestlohn oder ein besseres Klimapaket zu fordern. Das ist ja alles richtig, aber eben nicht ausreichend. Ich wünsche mir eine Parteiführung, die in der Lage ist, gut argumentierend und mit weitem Horizont zu sagen, wohin sie diese Partei führen will.

Das trauen Sie Walter-Borjans und Esken nicht zu?

Das muss sich zeigen. Ihre Wahl war ein Votum gegen ein „Weiter so“, ganz klar. Es ging um ein Zeichen der Erneuerung. Die hat eine Mehrheit der SPD-Mitglieder Olaf Scholz nicht zugetraut. Bei ihm war tatsächlich nicht erkennbar, dass er einen Neuanfang will. Wer meint, immer recht zu haben, der ist nicht fähig, sich auch mal selbstkritisch zu hinterfragen. Dann kann er aber auch nicht eine Partei zusammenführen.

Viele haben gesagt: Wir wissen nicht, ob Walter-Borjans und Esken das bringen. Aber da ist immerhin eine Chance. So deute ich das Ergebnis der Mitgliederbefragung. Da muss dann jetzt aber auch etwas von den beiden kommen.

Von der Bundestagsfraktion über die Bundesminister bis hin zu diversen Ministerpräsidenten hat sich fast das gesamte Führungspersonal der SPD gegen sie ausgesprochen. Welchen Spielraum werden die beiden überhaupt haben?

Ich glaube, dass sie keinen sehr großen Spielraum haben werden. Viel wird von Kevin Kühnert abhängen. Er ist nicht nur der Königsmacher, sondern auch der eigentliche Stratege und die eigentliche Autorität.

Welche Rolle wird Kevin Kühnert künftig spielen

Das hat sich ja schon in dieser Woche angedeutet. Mit seinen öffentlichen Äußerungen zum Fortbestand der Großen Koalition hat er all jene beruhigt, die in der Groko bleiben wollen. Kühnert galt ja als Wortführer des NoGroko-Lagers. Das war schon sehr geschickt.

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Er geht allerdings das Risiko ein, dass er damit die Autorität der designierten Vorsitzenden tendenziell dementiert. Denn ihnen bleibt doch jetzt gar nichts anderes mehr übrig, als seiner Linie zu folgen. Das ist für mich ein Indiz dafür, dass Kühnert derjenige ist, der die eigentliche Autorität im Moment hat. Was selbstverständlich auch heißt, dass er viel Verantwortung auf sich lädt – und zwar für alle in der Partei und nicht nur für den eigenen Flügel. Man muss schauen, wie er damit umgeht.

Haben Sie Zweifel, dass er damit umgehen kann?

Quelle       :           TAZ         >>>>>          weiterlesen

SPD vor dem Parteitag

Was die SPD richtig macht

Debattenbeitrag von Stefan Reinecke

Mit der Wahl ihrer neuen Spitze hat die SPD eine Wende eingeleitet: hin zu einer Politik, die Ökologie und soziale Gerechtigkeit mit Alltagsvernunft verbindet.

ie SPD macht gerade einen großen Schritt, um das politische System der Bundesrepublik zu retten. Die Wende hin zu einer Politik, die Ökologie und soziale Gerechtigkeit mit Alltagsvernunft verbindet, ist nötig. Und diese Wende hat mit der Wahl der linken Spitze begonnen.

Die gemütlichen Zeiten, als Angela Merkel die Widrigkeiten der Welt fernzuhalten schien und Politik als eine Art gute Verwaltung unter Berücksichtigung von Meinungsumfragen erschien, sind vorbei. Olaf Scholz verkörpert genau den Typus des rechtschaffenen Technokraten, mittig und lösungsorientiert – und unfähig, nur ein Jota politische Leidenschaft zu wecken. Wir erleben eine Wiederbelebung des Politischen – von rechts mit aggressivem Nationalismus, von links mit Fridays for Future. Die SPD wird zwischen den neuen Antipoden AfD und Grünen langsam zerrieben – jedenfalls wenn sie der Flügel einer Koalition ist, die viele als Staatspartei wahrnehmen.

Nur wenn die SPD einen modernen, aber entschlossenen linken Etatismus forciert und die Union sich auf ihre konservativen und wirtschaftsliberalen Wurzeln besinnt, kann die klassische politische Mitte überleben. Die Große Koalition plus Merkels freundliche Umarmungen hingegen beschleunigen den gemeinsamen Abstieg der Volksparteien.

Die SPD-Basis hat dafür genau das richtige Gespür gehabt und Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans gewählt. Die meisten Leitmedien kleben indes gedankenfaul noch im Merkelismus fest und tun gerade so, als hätten linksradikale Nichtskönner sich in der SPD an die Macht geputscht. In einer Talkshow wurde die designierte SPD-Chefin Esken behandelt wie eine Reinigungskraft, die sich in den Yachtclub verlaufen hat. Mögen solche Arroganzgesten auf den Autor selbst zurückfallen.

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Nun ist diese Führung in der Tat etwas zufällig nach oben gespült worden. Jeremy Corbyn (anders als Norbert Walter-Borjans Sozialist) konnte sich anfangs auf die Momentum-Basisbewegung stützen. Bernie Sanders mobilisierte die weiße akademische Jugend. Esken und Walter-Borjans haben das Parteiestablishment gegen sich – aber nur die Jusos und ein paar Bürgermeister im Ruhrgebiet auf ihrer Seite. Zudem gilt in der SPD: Eine Führung wegmobben geht immer.

Aber mit Esken, einer süddeutschen linken Sozialdemokratin, und Walter-Borjans, einem soliden Keynesianer, hat die SPD zumindest die Chance auf politische Wiederbelebung. Man kann hoffen, dass diese Spitze nicht mehr ängstlich bei jedem unfreundlichen Kommentar in konservativen Medien zusammenzuckt, und jedem Konflikt mit den Machteliten aus dem Weg geht.

Quelle        :          TAZ           >>>>>       weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben      —         SPD Bundesparteitag Berlin, 10.-12. Dezember 2015, CityCube, Messe Berlin

Autor  —  Olaf Kosinsky – Own work

  • CC BY-SA 3.0 de
  • File:2015-12 Gesine Schwan SPD Bundesparteitag by Olaf Kosinsky-19.jpg

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2. ) von Oben        —     Kevin Kühnert, deutscher Politiker (SPD) und Bundesvorsitzender der Jusos. Hier während seiner Tour durch Deutschland in Sachen #NoGroKo am 23.02.2018 in München (TV-Interview). Titel des Werks: „Kevin Kühnert (2018 in München)“

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DL – Tagesticker 06.12.2019

Erstellt von Redaktion am 6. Dezember 2019

Direkt eingeflogen mit unseren Hubschrappschrap

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Mit einer Partei, welche sich sooo überlegen fühlt, muss gespielt werden, will man ihnen die Giftzähne ziehen. Was kommt denn hinter Merkel? Nur die kleinen, zitternden Lobbyisten – Vereinigungen der Großindustrie !

 Vor dem Parteitag

1.) Unionsfraktionschef Brinkhaus fordert GroKo-Entscheidung von SPD

Der SPD-Vorstand hat den neuen Leitantrag für den Parteitag beschlossen und dabei frühere Forderungen der designierten Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans entschärft. Es handele sich um einen „sehr guten Kompromiss-Leitantrag“, sagte Esken am Donnerstag nach der Vorstandssitzung in Berlin. Das Papier sei „nicht reine Lehre dessen, wovon wir überzeugt sind“, sagte sie mit Blick auf sich und Walter-Borjans. Laut Walter-Borjans sieht der Leitantrag Gespräche der Union über drei Forderungen der Sozialdemokraten vor: Das Klimaschutzpaket solle nachgebessert werden, außerdem seien „massive Investitionen in die öffentliche Infrastruktur“ nötig. Schließlich gehe es noch um „arbeitsmarktpolitische Entscheidungen“, insbesondere darum, einen „Mindestlohn von zwölf Euro anzustreben“.

Welt

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Humpty lobt Dumpty !
Nur der Weltuntergang vermag schönere Farben zu produzieren.

US-Präsident handzahm nach Nato-Gipfel?  

2.) Trump lobt Merkel: „Wirklich eine fantastische Frau“

Donald Trump spart normalerweise nicht mit Kritik an Deutschland – besonders die Verteidigungsausgaben sind im ein Dorn im Auge. Kanzlerin Merkel scheint den US-Präsidenten aber beeindruckt zu haben.US-Präsident Donald Trump hat trotz seiner Kritik an den seiner Ansicht nach zu geringen Verteidigungsausgaben Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel gelobt. „Sie ist wirklich eine fantastische Frau“, sagte Trump am Donnerstag (Ortszeit) bei einem Mittagessen mit Botschaftern der im UN-Sicherheitsrat vertretenen Staaten im Weißen Haus. Zum Auftakt des Treffens hatte Trump jene Nato-Staaten kritisiert, die nach seiner Überzeugung hinter den selbstgesteckten Zielen zu Verteidigungsausgaben zurückbleiben – ohne allerdings die betroffenen Länder zu nennen. In der Vergangenheit hatte er ausdrücklich Deutschland kritisiert.

T-online

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Wer bei Behörden nicht zu Kreuze kriecht – fliegt im Staatsfunk hinaus ?

Uwe Steimle vom MDR gefeuert :

3.) „Eindeutig Berufsverbot, Zensur ersten Grades“

Uwe Steimle hat, nicht unbedingt überraschend, die vom MDR vollzogene Aufkündigung der Zusammenarbeit und das damit verbundene Ende seiner Sendereihe „Steimles Welt“ mit Empörung kommentiert. „Ich bin maßlos enttäuscht. Meine Sendung war ein Farbtupfer, bildete unsere Lebenswirklichkeit ab“, sagte er der „Bild“. In „Steimles Welt“ fährt der Kabarettist durch Mitteldeutschland. Mit den Leuten spricht er über ihre Geschichten vor und nach der Wende. Das ist ostalgisch getönt und geht nicht selten in Lobreden auf die verschwundene, seiner Ansicht nach plattgemachte DDR über.

Tagesspiegel

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Bereits vor vielen -, ich glaube es war in den 70 ger, – Jahren, als die „Grünen“ Fünf – DM für einen Liter Sprit vorschlugen, brannte das gleiche Lobbygetöse auf. Nun redet keiner mehr von politischen Zukunftsplänen ?

Klimaziele erreichen:

4.) Welche Maßnahmen unterstützen Sie?

Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, sind nach Einschätzung des Umweltbundesamtes drastische Einschnitte nötig: Benzin müsste teurer werden, die Pendlerpauschale wegfallen, die Lkw-Maut steigen und ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern gelten.

Sueddeutsche-Zeitung

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Kurt Beck – ist der immer noch nicht Dreck ? Was war dort noch mit dem Nürburg-Ring ? Wer sucht denn noch nach alten Kartoffeln im Keller?

„maybrit illner“:

5.) Aussage von Tanit Koch verärgert Kurt Beck

„Last Christmas für die GroKo?“ Selten passte ein Kalauer so gut zum Thema einer Polittalkshow wie diesmal. Nach dem SPD-Votum für das Duo Walter-Borjans und Esken als Parteivorsitzende wackelt die GroKo in Berlin. Oder doch nicht? Darüber diskutierte Mybritt Illner am Donnerstagabend mit ihren Gästen.

WEB

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Da wird wohl manch ein Bürger Deutschlands mit Wehmut über die Grenze blicken ?

Generalstreik in Frankreich

6.) Es ist nicht vorbei

Frankreich drohen auch heute massive Einschränkungen bei Bussen, Bahnen und im Flugverkehr. Die Gewerkschaften wollen so lange streiken, bis Macron seine umstrittenen Rentenreformpläne begräbt. Reisende müssen sich auch heute in Frankreich wieder auf Behinderungen im Nah- und Fernverkehr sowie auf Flughäfen einstellen. Grund sind massive Streiks gegen die geplante Rentenreform, die am Donnerstag begonnen und den öffentlichen Verkehr im Land fast komplett lahmgelegt hatten. Die französische Staatsbahn SNCF rechnet mit eine starken Störung des Verkehrs.

Tagesschau

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Olaf Scholz erklärt seine Niederlage:

7.) „Klara Geywitz war wohl einfach zu unbeliebt“

Er sollte der Mann sein, der die SPD rettet – doch stattdessen musste Olaf Scholz bei seiner Kandidatur für den Parteivorsitz eine herbe Niederlage einstecken. Nun spricht der Vizekanzler und Finanzminister erstmals ganz persönlich über die Ursachen: „Ich hätte ja gewonnen, aber Klara Geywitz war wohl einfach zu unbeliebt“, so Scholz gegenüber dem Postillon. „Jeder weiß ja, dass ich einer der beliebtesten Politiker des Landes bin“, erklärt der 61-Jährige. „Daher kann nur Klara Geywitz schuld an unserer Niederlage sein. Sie hat mich praktisch total runtergezogen.“

Postillon

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