DEMOKRATISCH – LINKS

                      KRITISCHE INTERNET-ZEITUNG

RENTENANGST

Archiv für April 4th, 2012

Kein Schlussakt

Erstellt von Redaktion am 4. April 2012

Zum Todestag von Juliano Mer Khamis

Datei:Juliano Mer Funeral 1 (3).JPG

von Medico International

Am 4. April 2011, wurde unser Freund, Kollege und Projektpartner Juliano Mer Khamis auf offener Straße im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin erschossen. Der Schauspieler und Filmemacher Juliano Mer Khamis war Direktor des medico-Partners Freedom Theatre in Jenin – einem Ort der künstlerischen und politischen Freiheit, der der israelischen Besatzung ebenso widersteht wie den patriarchalen und religiös verbrämten lokalen Machtsstrukturen.

Zurück blieben seine Weggefährten. Für sie und uns alle war der Mord an Juliano eine persönliche und politische Tragödie. Hinzu kam die Frage, ob und wie das Theater ohne seinen charismatischen Gründer weiterexistieren kann. Abgesehen von der Unmöglichkeit, den Mentor, das Gravitationszentrum dieser Institution zu ersetzen, hängt ein Damoklesschwert über Jenin: Der Mord offenbarte, wie explosiv die Situation, wie selbstzerstörerisch der Strudel der Gewalt geworden ist. Die Verunsicherung der ersten Wochen und Monate, in denen sich alle auch persönlich bedroht fühlten und sich fragten, ob auf den einen Mord nicht ein zweiter folgt, wich erst nach und nach. Geblieben ist ein fahler Geschmack angesichts der sich hinziehenden Morduntersuchungen der palästinensischen und israelischen Sicherheitsapparate. Nachdem die palästinensischen Behörden über Monate keinen Fortschritt haben erzielen können, übergaben sie den Fall den israelischen Behörden. Diese gingen gewohnt martialisch vor: Statt Zeugen aufzufordern zu einer Vernehmung zu erscheinen, drangen schwerbewaffnete Uniformierte mehrmals mitten in der Nacht in das Theater und in Wohnhäuser ein. Türen wurden eingetreten, Fenster gingen zu Bruch, Wohnungen durchwühlt. Schauspielschüler, Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder des Theaters wurden in der Regel gefesselt und mit verbundenen Augen vor den Augen ihrer Familien abgeführt. Sie blieben teilweise wochenlang in Haft, bei manchen wussten die Angehörigen tagelang nicht, wo sie sich befanden, während andere bis zu zwei Wochen lang weder Anwalt noch Familie sehen durften. Bis heute ist der Mord an Juliano nicht aufgeklärt worden. Zum Stand der Ermittlungen verweigern die Behörden jede Auskunft.

Die Weggefährten Julianos schworen sich, dass der Mord nicht der Schlussakt des Freiheitstheaters gewesen sein darf. In Wahrheit wusste niemand, ob es das Theater in 2012 noch immer geben würde. Ein Jahr später scheint das Theater wieder Fuß gefasst zu haben. Nach einer Reihe von Gastspielen im Ausland, darunter einer langen und umjubelten Tournee in Deutschland, die gewiss auch dazu diente, dringend notwendige Distanz von den sich überschlagenden Ereignissen in Jenin zu ermöglichen, widmet sich das Theater der Arbeit mit marginalisierten Gemeinden.

Das neuste Projekt ist das „Playback Theatre“. In verschiedenen Orten in der Westbank wird die ganze Gemeinde eingeladen an einem interaktiven Theatererlebnis teilzunehmen. Unter Leitung von besonders geförderten jungen Schauspielschülern nimmt die ganze Gemeinde an einem interaktiven Theatererlebnis teil: Das Publikum erzählt eigene Geschichten, die dann von Schauspielern und Musikern improvisatorisch inszeniert werden. Besonders Augenmerk liegt auf die marginalisierten palästinensischen Gemeinden in den C-Gebieten, die besonders stark unter der israelischen Segregations- und Verdrängungspolitik leiden.

Etwa in Khan Al-Ahmar. Die Beduinengemeinde Jahalin südöstlich von Jerusalem ist akut von einer Vertreibung bedroht. An dem Theaterabend erzählen Gemeindemitglieder, dass sie ihren Kindern nichts mehr als Essen kaufen können, wie sie oft um ihren miserablen Tagelohn gebracht werden, wie ihre Ziegen und Schafe, das einzige, was sie ihr eigen nennen können von Soldaten konfisziert oder erlegt werden und wie ihre ärmlichen Behausungen immer wieder von der israelischen Armee zerstört werden. Am Ende des Abends sagte einer der Teilnehmer: “Wir sprechen so gut wie nie über unser Leben, da wir alle mehr oder weniger das gleiche erleben. Aber heute Abend haben wir unser eigenes Leben auf der Bühne gesehen. Da habe ich mehr über das Leben der Anderen gelernt, und auch über mich. Ich habe uns noch nie so stark als Gemeinschaft betrachtet.“ Eine kraftvolle Art, gemeinsamen Kampf und Widerstandskraft zur Sprache zu bringen.

Zur Haltung des Juliano Mer Khamis und zu seiner Handlung gibt es keine Alternative. Das Freedom Theatre wird, so gut es geht, die Arbeit in seinem Sinne fortsetzen. medico international begleitet sie weiter.

Quelle: Medico Internaltional (Mit Video)

—————————————————————————————————————-

Grafikquelle   :

Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.
Namensnennung: Hanay

Abgelegt unter Friedenspolitik, Kriminelles, Nah-Ost | Keine Kommentare »

Ein Tag für Veteranen

Erstellt von Redaktion am 4. April 2012

Die Schnapsideen eines Kriegsministers

File:Schützenverein Braunau.jpg

Eine Zugehörigkeit zu diesen Verein müsste für jeden eine Ehre bedeuten,
welcher 12 Jahre seines Lebens in der Bundeswehr verschlafen hat

Jetzt erfahren wir wieder einmal warum wir Politiker haben und auch bezahlen. Haben diese einmal ein wenig Freizeit, Ostern steht vor der Tür, bereiten sie vor den Wählern prompt die Träume ihrer schlaflosen Nächte aus.

So schlägt unser Kriegsminister vor, den 22. Mai zu einem Gedenktag für die Bundeswehr Veteranen zu machen. Er will damit die Leistungen der Soldaten als Dienst für das Gemeinwohl  würdigen. Bereits im Februar hatte er vorgeschlagen den Volkstrauertag mit „diesen“ Veteranentag zu verbinden und war damit in der Opposition auf große Vorbehalte gestoßen.

Dem Bürger wird suggeriert das die Soldaten eine Leistung für das Gemeinwohl erbringen? Soll dieses bedeuten dass die Herstellung von Kriegsmaterialien dem Gemeinwohl dient? Der Einsatz von Waffen zum Einkauf und zur Transportsicherung von Rohstoffen dient dem Gemeinwohl?

Auch die banale Wahrheit von Tucholsky, dass Soldaten aufgrund ihrer „Arbeit“ Mörder sind wird in diesen Land immer wieder die Justiz beschäftigen, da wirtschaftliche Interessen absoluten Vorrang haben. Trotz des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes aus 1995 und dem anschließenden Freispruch vor dem Mainzer Landgericht auf den Spruch „Soldaten sind Mörder“ wird immer wieder versucht werden einen militärischen Einsatz zu rechtfertigen und das Soldatentun zu glorifizieren.

Wer ist denn nun ein würdiger Bundeswehr – Veteran in den Augen unserer Politiker ? Einer, der vor mehr als 40 Jahren un- und wider – willig seiner Wehrpflicht nachkommen musste? Mir kam dieser Dienst damals schon sehr eigenartig und unsinnig vor, was sich auch in meinem späteren Leben eindeutig bestätigte. Ich bin auf all meinen Reisen, sei es nach Asien, Afrika oder Amerika nie Feinden sondern nur Freunden begegnet. Aber gut, ich bin nie in einer Gruppe und privat unterwegs gewesen.

Veteranen Vereinigungen haben wir doch schon in Form unserer Schützenfeste. Dort könnte auch der Kriegsminister Thomas de Maizière zusammen mit seinen Vorgänger von Guttenberg, ja und natürlich Lothar Matthäus, drei gutaussehende Männer, gemeinsam auftreten. So völlig gefahrlos.

Ein Veteranen – Tag könnte vielleicht auch mit einer gewissen Rentenkürzung verbunden werden. Motto: Wir die Kriegs- Verursacher und -Drückeberger geben euch einen Ehrentag und kürzen dafür entsprechend eure Rente. Sagen wir für den Verlust eines Beines um 100 Euro und dem beider Beine nur 50 Euro. Wer macht denn heute noch etwas für umsonst?

Da grölt dann auch gleich der Gröhe im Gleichklang: Deutschland braucht aktive Veteranenpolitik!! Der Generalsekretär der CDU unterstützt den Vorstoß des Kriegsministers. „Sie sind eine sehr gute Grundlage für eine notwendige Diskussion in unserer Gesellschaft über den unverzichtbaren Dienst unserer Soldatinnen und Soldaten“. Wie können diese Menschen so verblendet sein auf eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft zu hoffen.

Den politischen Kriegstreibern sein gesagt: Die Menschen wollen Frieden und keinen Krieg ! Seien wir aber sicher, sie werden und wollen es nicht verstehen.

So kommt dann aus den Reihen der Oppositions SPD dann auch gleich ein klaren „Nein – Aber“. Eine Augen wischende Vorbereitung auf eine „Große Koalition“ welche durch das Presseportal ots wie folgt verbreitet wird:

(ots) – Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sieht die von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) vorgeschlagene Einrichtung eines Veteranen-Tages am 22. Mai kritisch. „Ich bin skeptisch, ob es einen Tag geben kann, der die Gesellschaft wirklich durchdringt“, sagte er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Online-Ausgabe). „Und wenn das nur ein Tag ist, der sich in viele andere Gedenktage einreiht, dann wird er dem Thema nicht gerecht.“ Arnold räumte allerdings ein, „dieser Vorschlag“ sei „nicht so furchtbar falsch wie der erste falsch war“. Immerhin beziehe er sich positiv auf die eigene Geschichte. De Maizière hatte den Volkstrauertag als Gedenktag ins Spiel gebracht. Jetzt schlägt er den 22. Mai vor, weil am 22. Mai 1956 die wehrverfassungsrechtlichen Grundlagen für die Bundeswehr in Kraft getreten seien. Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch, erklärte der „Mitteldeutschen Zeitung“: „Ich bin generell für einen solchen Tag. Wir müssen aber erst mal Substanz in die Frage kriegen, wer eigentlich als Veteran definiert ist.“ Da müssten alle Beteiligten konsultiert werden. Dass der Minister die Debatte angestoßen habe, sei „prima“, so Kirsch.

[youtube UJJSIM43Zc8&feature=related]

——————————————————————————————————————

Grafikquelle    :

Source Own work
Author VonBrunowe

Licensing

I, the copyright holder of this work, hereby publish it under the following license:
w:en:Creative Commons
attribution share alike
This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.

Abgelegt unter Kriegspolitik, P.CDU / CSU, P.SPD | 1 Kommentar »