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Archiv für Januar 15th, 2012

die F.D.P.-Frauen und mehr

Erstellt von Redaktion am 15. Januar 2012

Die FDP will nur attraktive Frauen auf ihren Wahlplakaten.

Aber Sexismus ist kein alleiniges Problem dieser Partei. Noch immer werden Politikerinnen vielfach auf ihr Aussehen reduziert – und damit marginalisiertsagt die Süddeutsche.

Naja – so ein Schrappnell in massgeblicher Position sieht ja auch nix gleich. Aber gleich von Sexismus zu sprechen… – ist das nicht überzogen? Wenn/dann muss das aber neu sein. Also dann seit der Ära Rösler; denn die Frauen hatten eigentlich nix zu befürchten. So mit sexuellen Übergriffen. Damit geht Sexismus ja meist einher. Eher war in dieser Partei doch das Schwulsein angesagt. Und das ist der beste Schutz vor sexuellen Übergriffen!

Allerdings weit vor Rösler: Wenn man so die Frau „Doktor adé“ Silvana Koch-Mehrin anschaut…; ein Schrappnell ist sie ja nicht, kann dann doch ihr Aussehen sie ins Europa-Parlament hochkatapultiert haben? Sollten die alten Hetero-Männer, die weintrinkend-nuschelnden, trotz ihres schwulen damaligen Vorsitzenden – damals noch ohne intelligente Hornbrille – mehr nach runden Formen und properem Aussehen die weiblichen Wesen für die Plakatschau selektiert haben?

Aber – ohweh – wenn es anderum wäre. Man stelle sich vor, die F.D.P.-Frauen würden nach den den Männern nachgesagten Kriterien die Plakatköpfe aussuchen, die sich wählen lassen wollen.
Wäre da je der ‚markante‘ Hornbrillenträger auf ein Plakat gekonterfeit worden? Oder der ‚Weinkönigin‘, wie er von manch bösen Scharfzünglern genannt wird – der nette Brüderle? Und Genscher war auch kein Ausbund an Schönheit! Und auch nicht unbedingt der preussische Graf.

Allerdings kann man auch nicht behaupten, nur die schönen Mädel haben einen Job und bei den Männer und Männinnen zählt das Können.
Westerwelle kann nicht unbedingt Aussenminister und als grosser Vorsitzender hat man ihn auch abserviert. Wenn man dazu Sabine Leutheusser-Schnarrenberger betrachtet, ist sie von unzweifelhaft grosser Kompetenz.

Tja – alles nicht so leicht – Sexismus und Schrappnell oder eckige und/oder weinselige Gesichter, mehr oder weniger zum Übergewicht neigend.

In der Parteienlandschaft gibt’s eben sone und solche. Und die Frauenfeindschaft ist in allen Parteien weit verbreitet. Sonst gäbe es mehr davon – von den Frauen. Allerdings erinnere man sich an die schöne Pauli. Die war nicht nur kein Schrappnell, sondern hatte auch ordentlich etwas drauf, also drin im Kopf. Nicht nur sie kann im Dirndl etwas vorzeigen.
Ähnlich ist’s bei der „S“PD. Die Generälin vereint auch dies und das. Und hier reiht sich auch die Freundin von Oskar ein. Und natürlich eine uns persönlich bestens bekannte MdB aus Herne mit Büro in Ahlen – unsere verehrte Frau Ingrid Liselotte „Lilo“ Remmers. Auch sie vereinigt Intellekt und Aussendarstellung in ganzheitlicher Art und Wiese.
Die grünen Spitzen lassen wir mal aussen vor. Schliesslich haben die eine Frauenquote, die bei den Linken nur auf dem Papier steht.
Und bei dem Rothschopf käme ich nur ins Schwärmen … – so remmerslike!

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Grafikquelle    :    Immer schön in die Kamera grinsen. 🙂

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Wulff spricht Klartext

Erstellt von Redaktion am 15. Januar 2012

Loriot

File:Loriot reading.jpg

[youtube xgQpM02SeKg]
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Grafikquelle  :  Der Humorist Loriot Anfang der 1980er Jahre während einer Lesung aus Loriots dramatische Werke in Dortmund.
Source Flickr: loriot1
Author Ralf Zeigermann
Permission
(Reusing this file)
Checked copyright icon.svg This image, which was originally posted to Flickr.com, was uploaded to Commons using Flickr upload bot on 20:12, 28 January 2014 (UTC) by Miss-Sophie (talk). On that date, it was available under the license indicated.
w:en:Creative Commons
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Unsere verwanzte Kleidung

Erstellt von Redaktion am 15. Januar 2012

Kleidungsstücke mit RFID-Schnüffelchips verwanzt

Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)

Der FoeBuD (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V.) gibt folgende Presseerklärung heraus: s.O.

Mit einer spektakulären Aktion vor dem Gerry-Weber-Store in Bielefeld weist der FoeBuD auf die unsichtbare Gefahr hin

Sendung MARKT (WDR) berichtet

Angekündigt ist der Beitrag für
Montags, 16.1.2012, 21.00 Uhr – 21.45 Uhr, WDR FERNSEHEN
Wiederholung: Mittwoch 18.1.2012, 14.15 Uhr – 15.00 Uhr)

Die Firma Gerry Weber geht mit schlechtem Beispiel voran: Seit einiger Zeit sind RFID-Schnüffelchips in alle Kleidungsstücke der Firma eingenäht. Der Chip verbirgt sich im Textilpflegeetikett und kann auf eine Entfernung von acht Metern per Funk ausgelesen werden. Was zur Optimierung der Logistik gedacht ist, wird zur Gefahr für Kundinnen und Kunden, wenn es in der Kleidung bleibt: Wo immer ein entsprechendes Lesegerät angebracht ist, werden – unbemerkbar – die Daten der Chips ausgelesen – und wiedererkannt.

Das machte der FoeBuD bei einer spektakulären Aktion deutlich: Die Aktiven lasen mittels eines handelsüblichen Lesegerätes die versteckten Chips in der Kleidung von Gerry-Weber-Kundinnen aus und projizierten die Inhalte für alle lesbar auf eine überdimensionale Sprechblase. Viele Passantinnen und Passanten fragten neugierig nach und wurden von den FoeBuD-Aktiven über RFID in Kleidung aufgeklärt.

Eine vorübergehende Passantin mit einer Jacke der Modemarke Peuterey wurde ebenfalls von dem Lesegerät erfaßt. Sie war entsetzt, dass ihre vor über einem Jahr gekaufte Jacke mit einem Schnüffelchip verwanzt ist. Bisher hatte sie niemand darüber aufgeklärt. Mit der im Chip vorhandenen Produkt- und Seriennummer ist sie jederzeit von jedem Lesegerät wiedererkennbar. Ihrem verständlichen Unmut darüber artikulierte sie direkt vor laufender Kamera. Peuterey bekam für diesen Umgang mit Schnüffelchips bereits im April 2011 einen BigBrotherAward.

Der herbei geeilte Firmenchef Gerhard Weber zeigte sich wenig informiert über die Risiken und Nebenwirkungen für Kundinnen und Kunden, die seine Kleidung kaufen sollen.

Der FoeBuD fordert erstens, sämtliche Funketiketten an der Kasse oder vor dem Versand physikalisch zu entfernen und zweitens eine entsprechende verpflichtende Gesetzgebung auf EU-Ebene.

Die ARD-Sendung „Markt“ sendet zum Thema RFID-Chips in Textilien am Montag, 16.1.2012 ab 21 Uhr einen Beitrag, der bei der Aktion vor Ort, beim FoeBuD e.V., Gerry Weber und weiteren Orten gedreht wurde. (Angekündigter Sendetermin)

Was können Sie tun?

– Sind Sie Kundin oder Kunde von Gerry Weber? Sprechen Sie das Thema im Laden an! Fragen Sie nach den Chips – Sie werden erstaunt sein, wie wenig die Verkäuferinnen darüber wissen. Verlangen Sie, dass die Chips herausgeschnitten werden. Oder boykottieren Sie die Firma Gerry Weber, bis sie sich unseren Forderungen beugt.

– Sprechen Sie mit Ihrem Europa- und Bundestagsabgeordneten über die Gefahren von RFID.

– Bringen Sie Ihre Vorbehalte dort zu Gehör.

Fotos: „Die FoeBuDs“ finden einen versteckten RFID-Schnüffelchip in der Jacke einer Passantin | Foto: Veit Mette | Fotos sind zum Abdruck|Abbildung frei gegeben | cc-by-sa

Weitere Fotos dazu finden sich auf unserer Website.

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Grafikquelle   :  Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)

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vor 33 Jahren

Erstellt von Redaktion am 15. Januar 2012

I don’t like Mondays“

Brenda Spencer war 16 Jahre alt, als sie am Montag, den 29. Januar 1979 aus ihrem elterlichen Haus mit einem Gewehr auf die gegenüberliegende Grover Cleveland Elementary School, eine Grundschule in San Diego, Kalifornien, schoss. Sie tötete dabei den Schulleiter und den Hausmeister und verletzte acht Schulkinder und einen Polizeibeamten schwer.

Die Frage nach dem Warum, die auch heute nach so fassungslos machenden Taten wie Erfurt und Littleton und Winnenden und immer wieder in den USA die Menschen beschäftigt, beantwortete Brenda Spencer mit „I don’t like Mondays“. Heute kann sie sich angeblich nicht mehr erinnern, den Satz jemals gesagt zu haben, aber er steht symbolisch für die Sinnlosigkeit dieser und anderer, ähnlicher Verbrechen.

Auch 33 Jahre nach der Tat sitzt Brenda Spencer noch in Haft. Mehrere Gnadengesuche sind inzwischen abgelehnt worden. Sie sagt, sie sei ein anderer Mensch geworden, sei sich der Tragweite ihrer Tat bewusst, fühle eine Verantwortung für die seither begangenen ähnlichen Taten, für die sie ein Vorbild gewesen sein könne. Sie wird noch einige Jahre im Gefängnis zubringen müssen.

Quelle: tlw. Wikipedia

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Grafikquelle    :   Brenda algemada, durante seu julgamento em 1979

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Der Herzog von Nablus

Erstellt von Redaktion am 15. Januar 2012

Der Herzog von Nablus

Autor Uri Avnery

DER NAME von Munib al-Masri ist vor kurzem als möglicher Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten einer palästinensischen nationalen Einheitsregierung aufgetaucht. Da er weder ein Mitglied von Fatah noch von Hamas ist, ist er für beide annehmbar.

Al-Masri selbst verneint solche Ambitionen. Er sagt, er sei zu alt (77) und dass eine jüngere Generation Palästinenser nun an der Reihe sei.

Er sagte auch, er sei ganz zufrieden mit seiner augenblicklichen Situation.

Kein Wunder!

DIE WESTBANK-Stadt Nablus liegt eingebettet im Tal zwischen zwei hohen Bergen, dem Ebal und dem Garizim. Der Garizim ist der berühmtere, weil er für das samaritanische Volk heilig ist, da es glaubt, Gott habe den Israeliten befohlen, seinen Tempel dort zu bauen. Für sie ist Jerusalem nur eine Anmaßung.

Der Berg Garizim, 881 m über dem Meeresspiegel, überragt das Zentrum von Nablus um 330 Meter. Er wird viele Male in der Bibel erwähnt. Dort hielt Jotham, der Sohn des Richters Gideon, seine berühmte Rede, in der er Politiker mit dem Dornstrauch vergleicht, der zu nichts nütze sei, der keine Früchte trage, nicht dufte, keinen Schatten spende, der darin übereinstimmt, der König der Bäume zu sein, nachdem sich alle anderen Bäume weigerten. Vielleicht stimmt Munib al-Masri mit der Moral dieser Fabel überein, die in vielen Ländern heute seltsam relevant erscheint.

Wenn man auf der Hauptstraße von Nablus entlang geht und seine Augen gen Himmel wendet, sieht man auf der Spitze des Berges ein imponierendes Gebäude mit einer Kuppel. Dies ist das Haus von Al-Masri.

Nun „Haus“ mag leicht untertrieben sein. Tatsächlich ist es die imponierendste Privatresidenz in Palästina und Israel, wenn nicht gar – wie behauptet wurde – von Marokko bis an die Grenze Indiens.

Die Al-Masri-Villa ist ein genauer Nachbau der Villa Capra, auch als Rotunda bekannt, ein einzigartiges architektonisches Meisterwerk, etwa 60km von Venedig entfernt. Wenn man vor dem Gebäude steht, glaubt man, seinen Augen nicht zu trauen. Tatsächlich weiß man gar nicht, wo die Vorderseite ist – weil es vier Vorderseiten hat, mit genau denselben Eingängen, Säulen und Stufen. Wenn man durch einen der Eingänge eintritt, kommt man in einen großen runden Empfangsraum, von dem alle Räume ausgehen. In der Mitte steht eine alte griechische Statue von Herkules. Über dieser dreistöckigen Halle wölbt sich die Kuppel.

Der marmorne Fußboden und das ganze Baumaterial kam aus dem Ausland. Ein italienischer Experte machte den Witz, der palästinensische Palast sehe viel besser aus als das Original, und der italienische Palazzo sei wie eine gelungene Kopie.

Das wäre schon mehr als genug – aber ist es nicht.

Alle Räume des Palastes sind voller Kunstwerke, die al-Masri während 40 Jahren gesammelt hat. Sie könnten ein eindrucksvolles Museum füllen. Gemälde von Renaissancemalern bis zur Moderne, Kaminfeuerstellen aus Versailles, klassische Tische und Stühle aus Spanien, Wandteppiche aus Flandern, Kerzenhalter aus Italien und noch vieles, vieles mehr. So ist es Raum um Raum.

Das sollte nun mehr als genug sein. Ist es aber nicht.

Als die Grabungen für die Grundmauern begannen, wurden drei kleine alte Töpferscherben entdeckt. Man hörte mit der Arbeit auf, und die archäologische Grabung begann. Das Ergebnis war atemberaubend: ein komplettes byzantinisches Kloster aus dem 4. Jahrhundert wurde entdeckt. Es steht dort mit all seinen Räumen, Kapellen und Ställen, umgeben von kräftigen Säulen, auf denen der ganze moderne Bau ruht. Ein Gebäude auf dem anderen.

Genug? Nicht ganz. Der Palast ist umgeben von einem riesigen Gut, Gewächshäusern, Olivenhainen, einem Teich und was noch …Aber nun genug davon.

ICH TRAF al-Masri, einen schlanken großen Gentleman vor etwa zwanzig Jahren bei einem meiner Besuche bei Yasser Arafat in Tunis. Al-Masri gehörte zum inneren Kreis des PLO-Führers und kehrte mit ihm nach Palästina zurück.

Zuvor hatte er als jordanischer Kabinettminister gewirkt und war angeklagt worden, Arafat und anderen Fatahführern während des blutigen „Schwarzen September“ 1970 zur Flucht aus Jordanien geholfen zu haben.

Zwischen all den Kunstwerken sind die Wände voll mit Hunderten von Fotos des Besitzers mit seiner amerikanischen Frau, seinen Söhnen und Töchtern und in Gesellschaft mit weltbekannten Persönlichkeiten. Unter ihnen fällt Arafat besonders auf. Al-Masri bewundert ihn.

Seit jenem flüchtigen Treffen in Tunis achtete ich auf seine seltenen Äußerungen. Jedes Wort, das er über den israelisch-palästinensischen Konflikt sagte, hätte auch von mir sein können und umgekehrt. Unsere Ideen über die Lösung sind sehr ähnlich.

Bemerkenswert ist, dass er – trotz einer Tragödie in der Familie – ein Mann des Friedens blieb. Am Nakba-Tag vor einigen Monaten schloss sich sein Enkel, der an der amerikanischen Universität in Beirut studierte, den Demonstranten an, die zum nördlichen Grenzzaun Israels kamen. Israelische Soldaten eröffneten das Feuer, und der Enkel wurde von einer Kugel – einem verbotenen Dum-dum-Geschoss – getroffen. Es verletzte die Wirbelsäule, die Leber und die Nieren. Der junge Mann wird nun in den US medizinisch behandelt.

Seit sein Palazzo fertig ist, beschäftigt sich al-Masri mit seinen weitläufigen Geschäften und vielen philantropischen Tätigkeiten. Er investiert besonders in die Universitäten von Nablus, Ost-Jerusalem und Beirut. Trotzdem bleibt er eine leidenschaftlich politische Person.

Er nannte den Palast „Palästina-Haus“ und behauptet, es sei der Hauptzweck des Hausbaus an dieser Stelle, das Gebiet für das palästinensische Volk zu bewahren. Indem er auf der Spitze des Berges baute, hat er die Errichtung einer israelischen Siedlung dort verhindert. Nablus ist sowieso schon von einer Reihe jüdischer Siedlungen umgeben – und einige neigen zu den extremsten neo-faschistischen Tendenzen. In einem von ihnen wohnt der Rabbiner, dessen Buch unter gewissen Umständen das Töten von nicht-jüdischen Kindern befürwortet. Von diesen Siedlungen kommen die jüdischen Anstifter von Pogromen, die regelmäßig die umgebenden Moscheen anzünden. Hier kann man wirklich von einer Villa im Dschungel reden.

DIE AL-MASRI-Familie ist eine der angesehensten Familien im Land. Auch wenn der Name „der Ägypter“ bedeutet, kommt sie ursprünglich aus dem Hedjas, der heute in Saudi-Arabien liegt. Jahrhunderte lang lebte die Familie in Hebron und Jerusalem und die letzten zwei Jahrhunderte in Nablus (Nablus ist die arabische Form für Neapolis, die Stadt, die von Kaiser Vespasian vor etwa 1940 Jahren gegründet wurde, nachdem er die jüdische Stadt Sichem oder Shechem zerstört hatte ).

Wenn dies England wäre, dann wäre Munib al-Masri ein Lord, wenn nicht gar der Herzog von Nablus.

Meinen ersten Kontakt mit der Familie hatte ich wenige Tage nach dem 1967er-Krieg. In jener Zeit glaubten nur wenige Leute, dass Israel die neu besetzten Gebiete länger als ein paar Wochen halten könne. Die Haupttendenz war, die Westbank an den jordanischen König zurückzugeben. In der Knesset versuchte ich, die Regierung zu überzeugen, die Palästinenser stattdessen in die Lage zu versetzen, einen eigenen Staat aufzubauen.

Zu diesem Zweck machte ich die Runde bei den lokalen palästinensischen Führern, meistens den Oberhäuptern von Großfamilien. Einer von ihnen war Hikmet al-Masri, Munibs Onkel. Ich stellte ihnen allen vertraulich dieselbe Frage: wenn Sie die Wahl hätten, nach Jordanien zurückzukehren oder einen eigenen palästinensischen Staat zu gründen, was würden Sie vorziehen? Ihre einstimmige Antwort lautete: natürlich Palästina.

Während einer Knesset-Debatte machte ich diese Tatsache bekannt, die vom Verteidigungsminister, Moshe Dayan zornig geleugnet wurde. In einer der folgenden Debatten, dieses Mal mit dem Ministerpräsidenten Levy Eshkol, sagte ich, Dayan lüge bewusst.

Eshkol verteidigte seinen Minister heftig. Aber da er nun mal so eine Person war wie er war, sandte er mir am nächsten Tag einen seiner Chefberater und ließ mich fragen, welchen Beweis ich hätte. Das vom Berater gemachte Protokoll dieses Gespräches belegt: „Es gibt keinen Unterschied zwischen der Information des Abgeordneten Avnery und meiner eigenen. Er stimmt mit mir aber auch darin überein, dass ein palästinensischer Staat ohne Ost-Jerusalem nicht möglich ist. Da die Regierung Israels entschieden hat, Ost-Jerusalem zu annektieren, ist der Vorschlag des Abgeordneten Avnery unmöglich zu realisieren.“

Als ich dies Munib al-Masri letzte Woche erzählte, schüttelte er traurig den Kopf.

WIE IST es möglich, fragte er mich später, dass die Israelis nichts über die Palästinenser wissen, während die Palästinenser so viel über die Israelis wissen?

Dies kann nicht geleugnet werden. Die israelischen Schulkinder lernen praktisch nichts über den Islam, nichts über den Koran, nichts über die ruhmreiche arabische Geschichte.

Vor vielen Jahren brachte ich bei einer Knesset-Debatte über Bildung die Idee vor, dass jeder Schüler in Israel nicht nur die Geschichte seines Volkes – die jüdische bzw. die arabische – lernen sollte, sondern auch die Geschichte des Landes von der Antike bis heute, über die Kanaaniter, Phönizier, Israeliten, Samaritaner, Perser, Griechen, Römer, Byzantiner, Araber, Philister, Kreuzfahrer, Mamelucken, Türken, Palästinenser, Briten, Israelis als eine Möglichkeit, um zu sehen, was uns eint. Dies amüsierte den Bildungsminister so sehr, dass er mich seitdem „Mameluck“ nannte.

Wenn ein junger Israeli mit 18 Jahren zur Armee kommt, „weiß“ er nur, dass der Islam eine barbarische, anti-semitische Religion ist, und dass die Araber ihn ohne einen Grund töten wollen.

Vielleicht ist das natürlich. Ein unterdrücktes Volk will über seinen Unterdrücker mehr wissen, aber der Besatzer hat nicht den Wunsch, über die Besetzten mehr zu wissen als den Bereich des militärischen Geheimdienstes. Um so mehr als ein Besatzer dazu tendiert, die besetzte Bevölkerung als minderwertige Rasse anzusehen, um die Besatzung gegenüber der Welt und sich selbst zu rechtfertigen.

Jeder Konflikt schafft Mistrauen, Vorurteile, Hass und Dämonisierung. Wenn dieser über Generationen hinweg geht wie dieser hier, muss all dies multipliziert werden. Um Frieden zu machen, muss dies überwunden werden. Deshalb sind Menschen wie Munib al-Masri so wichtig. Ich wünschte, dass jeder Israeli in der Lage wäre, Palästinenser wie ihn zu treffen.

Ich wünsche mir auch, dass er der palästinensische Ministerpräsident wird, der einem Kabinett der Volksversöhnung zwischen den palästinensischen Fraktionen vorsitzt, die am Ende zu einer Versöhnung zwischen unsern beiden Völkern führen wird.

(Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs, vom Verfasser autorisiert)

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