Aus Farce wurde Ernst
Erstellt von Redaktion am 3. April 2011
Aus Farce wird Ernst
Fast in Vergessenheit geraten in den Turbolenzen um Libyen und Japan, sowie den Wahlen im Südwesten des Landes, ist der „saubere Baron“ von Guttenberg. Der Journalist Albrecht von der Lucke weist den Leser eindringlich auf die politischen Fehler dieses von der CDU/CSU und der Presse so stark aufgeblasenen Saubermann hin.
Es sollte auch die Tatsache nachdenklich machen, dass es einem offensichtlichen Betrüger mit einfachsten Mitteln gelingen kann, in solch kurzen Zeitraum, soviel Zustimmung in einem demokratischen Land erringen kann. Sollte sich die Bevölkerungsgruppe der Unbelehrbaren denn schon wirklich wieder mit der Hilfe eines Teils der Presse auf die Suche nach einem neuen Führer gemacht haben?
Wie tief muss die Verzweiflung innerhalb dieser Gesellschaftsschicht sitzen, dass man sich ausgerechnet auf ein Mitglied aus jeder Gruppe stützt welche dem allgemeinen Volk noch nie positiv gegenüber gestanden hat? War es nicht gerade der Adel welcher sich immer durch die Ausnutzung einer fleißigen Bürgerschaft ein Leben in Saus und Braus gemacht hat? Einer Gesellschaftsschicht welche heute noch von dem Reichtum lebt, welchen sich ihre Vorfahren im Laufe von hunderten von Jahren auf Kosten von Sklaven erwirtschaftet hat?
Guttenberg ff.: Aus Farce wird Ernst
Grundsätzlich gilt: Ist eine Wahl gelaufen, ist der Wahlkampf Schnee von gestern. Im Falle der jüngsten Landtagswahlen verhält es sich völlig anders. Hier waren die Ereignisse im Vorfeld das eigentliche Politikum. Erst versetzte eine im Nachhinein nur als Farce zu bezeichnende One-Man-Show das ganze Land in einen Zustand hysterischer Erregung.
Anschließend sorgte die Katastrophe von Fukushima schlagartig dafür, das sich die Regierung Merkel wieder wichtigen Ereignissen widmen musste, was sie in erstaunlicher Weise tat. Die Ergebnisse in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg werden auf diese Weise fast zur Makulatur angesichts dessen, was eine hochgradig angeschlagene „bürgerliche Koalition“ vorab vollführte, um wenigstens diese dürftigen Wahlresultate zu erzielen.
Die neue Herrenmoral
Der ganze Umgang mit der „Plagiatsaffäre“ Karl-Theodor zu Guttenbergs, der sich längst zu einem der größten Skandale der jüngeren Republikgeschichte ausgewachsen hat, stand von Anfang an unter einer Devise: die Wahl in Baden-Württemberg, Angela Merkels „Schicksalswahl“, zu gewinnen. Gerade nach dem Desaster der Union im Norden, der krachenden Wahlniederlage in Hamburg, wurde in der Causa Guttenberg alles dem Willen zum Machterhalt im Süden der Republik untergeordnet, koste es, was es wolle. Die Kollateralschäden dieses „Schurkenstücks“ im Vorfeld haben das Land jedoch bereits heute wesentlich stärker verändert als der Ausgang der Wahlen selbst. Als die schwarz-gelbe Regierung vor knapp anderthalb Jahren antrat, schmückte sie sich mit dem vermeintlichen Ehrentitel einer bürgerlichen Koalition. In der Plagiatsaffäre konnte man nun beobachten, was unter dieser Form der „Bürgerlichkeit“ tatsächlich zu verstehen ist: ein Regiment nach Gutsherrenart. Wir konnten erleben, wie ein der vielfachen dreisten Aneignung fremden geistigen Eigentums bereits überführter Minister erst alles rundum abstritt, sich dann angesichts der Unhaltbarkeit dieser Position kurz für den verzapften „Blödsinn“ seines Plagiats entschuldigte – und sich damit regelrecht selbst verzieh. Die sonst so häufig bemühten Sekundärtugenden waren plötzlich völlig irrelevant geworden. „Legal, illegal, scheißegal“ lautete stattdessen die alt-neue Unions-Devise, der ehemalige Ehren(wort)vorsitzende Helmut Kohl lässt grüßen.
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IE
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