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Zypern träumt vom Erdgas

Erstellt von Redaktion am Freitag 3. Mai 2013

Der Schatz unter dem Meeresboden soll die Wirtschaft retten

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Die Idee hat viele besoffen gemacht. Zypern ist reich, eigentlich. Der kleine Inselstaat im östlichen Mittelmeer kann mit seinen – zuerst vermuteten, dann bestätigten, dann hochgerechneten – Erdgasvorkommen bis zu 50 Milliarden Euro einnehmen.

Die mutmaßliche Gas-Bonanza hat seit 2005 die Fantasie der griechischen Zyprioten ebenso beflügelt wie die Wahlversprechen ihrer Politiker. Wie ein Geschenk des Himmels erschien der ungehobene Schatz, als der neu gewählte Präsident Nikos Anastasiades und sein Finanzminister versuchten, das zypriotische Bankensystem zu retten und den Zyprioten genau jene Rezeptur zu ersparen, die ihnen am Ende von der Troika verpasst wurde. Der viel beschworene Plan B, mit dem er diese Rosskur abwenden wollte, basierte auf der Ausgabe neuer Staatsanleihen, deren Bonität vor allem durch die erwarteten Einnahmen aus der Erdgasförderung gesichert sein sollte. Auch der Versuch von Finanzminister Michalis Sarris, in Moskau einen Käufer für die bankrotte Laiki-Bank aufzutreiben, beruhte auf der Hoffnung, ein Institut wie die Gazprom-Bank ließe sich durch die Aussicht auf ein lukratives Gasgeschäft ködern.

Nachdem beide Versuche gescheitert sind und die Troika den zypriotischen Offshore-Banksektor schlagartig liquidiert hat, hofft Nikosia erst recht auf die Gasförderung als neue Wachstumslokomotive für Zyperns Wirtschaft. Aber nicht nur auf der Insel, auch bei den Europartnern hat das Zauberwort Erdgas die Fantasie angeregt. Selbst seriöse Medien und Politiker beschworen schon die Gefahr, die Russen könnten sich das ganze zypriotische Gas aneignen – und eine Marinebasis im östlichen Mittelmeer mit dazu. Träume und Albträume sind eine Sache, die Realität eine andere. Es gibt das Gas, gewiss. Aber wie viele Einnahmen es bringen wird, ist ebenso offen wie die Frage, wie, auf welchem Weg und vor allem wann es auf dem globalen Energiemarkt abgesetzt werden kann. Und ob überhaupt.

2006 begann die Republik Zypern mit der Erkundung potenzieller Öl- und Gasvorkommen in dem Teil ihrer „ausschließlichen Wirtschaftszone“ (AWZ), der sich südlich des griechischen Teils der Insel erstreckt (siehe Karte). Nach ersten positiven Anzeichen wurden 2007 Öl-Explorationsrechte für drei der zwölf Blöcke der AWZ ausgeschrieben. Den einzigen Zuschlag – für den südlichsten Block 12 – erhielt 2008 das US-Unternehmen Nobel Energy, das im September 2011 eine erste Explorationsbohrung niederbrachte. Drei Monate später verkündete Nobel, man habe ein Gasvorkommen im geschätzten Umfang von etwa 200 Milliarden Kubikmetern entdeckt.(1 )

Dieses erste zypriotische Gasfeld – benannt ausgerechnet nach der „schaumgeborenen“ Aphrodite – liegt am östlichsten Rand von Block 12. Und damit nur 30 Kilometer vom israelischen Gasfeld „Leviathan“ entfernt, das auf knapp 500 Milliarden Kubikmeter geschätzt wird. Inzwischen hat Zypern weitere Explorationsrechte vergeben: die für Block 2,3 und 9 gingen an das italienisch-koreanische Konsortium ENI-Kogas, die für Block 10 und 11 an den französischen Konzern Total.

Quelle: Le Monde Diplomatique >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle    :    160229-N-GY309-001 LIMMASOL, Cyprus (Feb. 29, 2016) Fire Controlman 3rd Class Morgan Anaya mans a force protection watch as the U.S. 6th Fleet command and control ship USS Mount Whitney (LCC 20) gets underway from Limmasol, Cyprus, Feb. 29, 2016. Mount Whitney, the U.S. 6th Fleet command and control ship, forward deployed to Gaeta, Italy, is conducting naval operations in the U.S. 6th Fleet area of operations in support of U.S. National security interests in Europe. (U.S. Navy photo by Lt. Adam Cole/ Released)

Ein Kommentar zu “Zypern träumt vom Erdgas”

  1. exlinker sagt:

    jo die Story is nicht soo neu – wann fördern die denn mal Gas und wann rollt der rubel ?

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