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Wozu noch Weihnachten?

Erstellt von Redaktion am Montag 17. Dezember 2018

 Die Antwort kennt der Netflix-Algorithmus.

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 Eine Kolumne von

Nur noch ein Bruchteil der Deutschen glaubt tatsächlich an das, worum es an Weihnachten ursprünglich ging. Warum wird das Fest eigentlich noch gefeiert?

Vergangenes Wochenende habe ich mir mit meinen Kindern den Netflix-Weihnachtsfilm angesehen, eine Art in fiktionale Form gegossene Bestandsaufnahme der aktuellen Bedeutung von Weihnachten. Netflix legt ja bekanntlich viel Wert darauf, Massen von Nutzungsdaten in die Gestaltung seiner Produkte einfließen zu lassen. Ein Netflix-Santa müsste also eine Art algorithmisch optimierter, perfekter Mainstream-Weihnachtsmann sein.

Gespielt wird er im aktuellen Werk „Christmas Chronicles“ von Kurt Russell, was ich großartig finde: Die Klapperschlange kehrt nach Manhattan zurück, diesmal mit Rauschebart statt Augenklappe, rotem Ledermantel statt brauner Lederjacke und Witzen über Übergewicht. Interessant ist an dem Film aber vor allem, wie er Glauben und Frömmigkeit behandelt.

Weihnachtsstimmung ohne Geschenke? Wie soll das gehen?

Die Helden des Films sind zwei Kinder, die ihren Vater durch einen Unfall verloren haben. Sie versuchen, dem Weihnachtsmann eine Videokamerafalle zu stellen, mit Erfolg. Schon kurz darauf bringen die beiden als blinde Passagiere im skandinavischen Designerschlitten beinahe ein Passagierflugzeug zum Absturz. Die Rentiere machen sich fliegend davon, der Geschenkesack kommt abhanden. Keine Geschenke! Weihnachten droht auszufallen.

Kurt Russell muss, damit das nicht allzu krass konsumistisch wirkt, gelegentlich auf eine Spezialarmbanduhr schauen und besorgt warnen, dass die Weihnachtsstimmung jetzt nur noch bei 33 Prozent liege. Und die Menschen bräuchten diese Weihnachtstimmung doch so dringend. Aber wie soll das gehen, ohne Geschenke?

Der Kern des Weihnachtsglaubens: Believe in yourself!

Selbstverständlich müssen die beiden Kinder nun helfen. Dabei wird der ältere Junge geläutert, der auf die schiefe Bahn zu geraten drohte. Ein Rudel Weihnachtselfen, die sehr an Gremlins erinnern, tritt auf und vermöbelt Bösewichter. An einer Stelle blättert die pfiffige kleine Schwester in einem magischen, ledergebundenen Buch, in dem die Stammbäume aller „Gläubigen“ aufgezeichnet sind. Erfreut stellt sie fest, dass alle Mitglieder ihrer Familie über Generationen hinweg aufgeführt sind – nur ihr Bruder nicht. Das schwarze Schaf.

Drei Viertel aller US-Amerikaner betrachten sich selbst als christlich. Knapp die Hälfte der Untergruppe, die sich selbst „sehr religiös“ nennt, unterstützt den Ehebrecher und notorischen Lügner Donald Trump.

Woran all die „Gläubigen“ im großen Nikolausbuch im Film aber eigentlich glauben, außer an den Weihnachtsmann, wird kein einziges Mal ausgesprochen. Jesus, Maria, Josef und das übrige Personal bleiben unerwähnt. Stattdessen erklärt der Nikolaus dem verwirrten Teenager irgendwann, dass es vor allem darum gehe, an sich selbst zu glauben.

Selbstwertgefühl und Wichte mit Kettensägen

Netflix hat die Zutaten der amerikanischen Weihnachtsfolklore also entkernt und statt des Christentums den amerikanischen Traum hineingesteckt: Believe in yourself!

Quelle      :         Spiegel-online           >>>>>         weiterlesen

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Grafikquellen       :

Oben      —          Weihnachtskrippe Rheinbrohl

Date   :   Dezember 2009, hochgeladen von Frila (talk) 15:52, 13 December 2010 (UTC) 13.12.2010

Author Peter Kurtscheid, Rheinbrohl    —  Privates Foto des Urhebers
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Unten    —    Cartoon „Keine frohen Weihnachten“

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