Erstellt von Redaktion am Donnerstag 2. April 2020
Gesellschaften in der Krise
Wer so lebt – sollte über den Sinn seines Lebens gut nachdenken !
Corona schärft den Blick auf die Welt: In der weltweiten Krise treten die Schwächen und Absichten von Menschen, Gesellschaften und Systemen deutlicher denn je zutage. Diese Demaskierung kann erschüttern.
Das Virus, das die Menschheit dazu bringt, Masken zu tragen, hat gesellschaftlich die umgekehrte Wirkung: Corona demaskiert. Die Coronakrise verdeutlicht, intensiviert und beschleunigt.
Es ist nicht so, dass dadurch gleich „die Wahrheit“ über Menschen, Gesellschaften oder Systeme ans Licht käme. Die Wahrheit ist fast immer zu komplex, um durch das simple Ablegen einer ohnehin nur metaphorischen Maske erschöpfend entlarvt zu werden, so denken nur Vereinfachungspopulisten.
Aber die wichtigste Funktion der Maske im übertragenen Sinn ist, Schwächen und Absichten zu verbergen. Deshalb lassen sich durch die Corona-Demaskierung viele schon länger existierende Muster leichter erkennen.
Die vielleicht größte Erkenntnis der Coronakrise ist, dass zu wenig oder falsch regulierter Kapitalismus nicht lebensfähig ist. Nicht, dass man das nicht schon vorher hätte wissen können. Aber die Krise zeigt erneut, wie bestürzend fragil die globalisierten Volkswirtschaften sind.
Eins, zwei, drei vier – wir schaffen auch dass !
Wenn ihr das von mir wollt – müsst ihr aber die Condom-Maslen überziehen !
2001 nach dem 11. September, 2008/2009 nach der Finanzkrise, 2020 wegen Corona: Etwa alle zehn Jahre, eher häufiger, brauchen ganze ökonomische Landschaften offensichtlich massive Staatshilfen: Finanzwirtschaft, Flug- und Automobilunternehmen, Touristik und viele mehr. Dazwischen aber poltern und pöbeln maßgebliche Führungsfiguren ebendieser Branchen gegen Überregulierung oder hohe Steuerlast. Oder sie setzen alles daran, gar keine Steuern zu zahlen, plädieren dann aber für umfassende Bailouts im Bedarfsfall. Wie absurd, dass sich selbst nach der Bankenkrise die Politik noch hat einwickeln lassen von den Predigern eines schlankestmöglichen Staates.
Eine Katastrophe des schädlich deregulierten Kapitalismus
Die Corona-Katastrophe mit vermutlich Hunderttausenden Toten, auf die die USA zusteuern, ist eine Katastrophe des schädlich deregulierten Kapitalismus. Und wie bei der desaströsen Bankenrettung von Bush droht das trumpsche Stimuluspaket zur Umverteilung von unten nach oben zu werden.
Eine ungetrübt neoliberale Ideologie lässt sich nur noch mit extrem schlechtem Gedächtnis vertreten, Neoliberalismus entspricht etwa der Aussage: „Wozu brauche ich eine Krankenversicherung, ich bin doch gesund.“
Bittere Ironie, dass die vermeintliche Gegenseite beinahe ebenso falsch liegt: Corona demaskiert auch die verbreitete Vulgärkritik am Kapitalismus, vor allem in Form des uninformierten Geschimpfes auf den ach so bösen Markt. Der plumpe Sarkasmus der Sorte „Das regelt der Markt, hoho“, mit dem jetzt die Klopapierknappheit, der temporäre Hefemangel und jede fehlende Atemmaske auf eine angebliche Dysfunktionalität von Markt und Marktwirtschaft geschoben wird.
Zu viel Kapitalismus tötet ebenso wie zu wenig
Und insbesondere darf man Märkte nicht für Instrumente der sozialen Gerechtigkeit halten – dieses Gut muss anders, nämlich politisch und gesellschaftlich, hergestellt werden. Kapitalismus ist wie Wasser: Zu viel tötet ebenso wie zu wenig.
Quelle : Spiegel-online >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — hypnotoad
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Unten — Sascha Lobo; 10 Jahre Wikipedia; Party am 15.01.2011 in Berlin.…
Erstellt am Donnerstag 2. April 2020 um 12:31 und abgelegt unter Finanzpolitik, Gesundheitspolitik, International, Wirtschaftpolitik.
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