Erstellt von Redaktion am Montag 23. August 2021
Kunst darf nicht auf der Terrorliste landen
Wenn Kunst politisch wird, ist oft der Staat nicht weit: Büros werden durchsucht, Materialien beschlagnahmt. Dabei ist politische Kunst in Deutschland selten genug – eine gefährliche Entwicklung.
Wie schwach ist ein Staat, der Angst vor Kunst hat? Der zulässt, dass KünstlerInnen zum einen von Andersdenkenden – oder sagen wir vereinfacht: Faschisten – auf Todeslisten genannt werden, und der zum anderen Kunstverhinderung immer wieder auf die politische Agenda setzt? Wie schwach ist ein Staat, der pandemiebedingtes Verschwinden von Kunst und Kultur bedauernd in Kauf nimmt?
Das waren die raunenden Fragen, kommen wir zu einem ganz anderen Thema.
Vor einiger Zeit wurden die Wohnungen und Büros des KünstlerInnen-Kollektivs »Peng!« vom LKA Berlin durchsucht. Türen wurden mit mechanischer Gewalt geöffnet, Materialien beschlagnahmt. Was ist da passiert? Und wer ist »Peng!«?
Die Gruppe macht seit Jahren Kunst, die eine Mischung aus Humor, Gesellschaftskritik, Aktivismus und Hacking ist. »Peng!« hat zum Beispiel 2015 die Presseabteilung eines Energiekonzerns gekapert und deren Produkte zu 100 Prozent Grünstrom erklärt, hat an einer Konferenz des Benzinmultis Shell eine Ölfontäne explodieren lassen, eine Aussteigerplattform für internationale Spione gegründet – und vieles mehr.
Kunst im Kontext politischer Kritik ist selten genug und selten gut. Und zunehmend bedeutet relevante Kunst oder Journalismus zu machen, sich Gefahr auszusetzen. Ob es Jan Böhmermann, Idil Baydar oder andere radikale Künstlerpersönlichkeiten aus den Bereichen Theater, Literatur und Berichterstattung sind, sie werden von faschistischen Kräften bedroht oder – eleganter – von politischen Akteuren. Wie es »Peng!« seit Jahren passiert.
Der aktuelle Vorfall, die Hausdurchsuchungen und der Antrag vom LKA Berlin an das Gemeinsame Extremismus- und Terrorabwehrzentrum (GETZ), »Peng!« auf die Terrorliste zu setzen, wurde durch eine Arbeit ausgelöst, die sich mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands befasste. Eine andere Aktion des Kunstkollektivs die Cop Map wurde Thema der Innenministerkonferenz.
Quelle : Spiegel-online >>>>> weiterlesen
*********************************************************
Grafikquellen :
Oben — Sibylle Berg, Frankfurter Buchmesse 2012
Erstellt am Montag 23. August 2021 um 12:48 und abgelegt unter Berlin, Bildung, Kultur, Regierung.
Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed.
Sie können zum Ende springen und ein Kommentar hinterlassen. Pingen ist im Augenblick nicht erlaubt.