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Weihnachten spricht Wulff

Erstellt von Redaktion am Samstag 24. Dezember 2011

Weihnachten spricht Wulff

Datei:Christian Wulff 2010.jpg

Wie wir gerade gelesen haben hat der oberste Gruß-August der Bundesrepublik Deutschland seine Weihnachtsansprache noch einmal umgeschrieben. Der öffentliche Druck und vielleicht auch der  Kommentar von Harald Niewtor auf dieser Seite mögen ihn dazu veranlasst haben.

Wir sind stolz und erlauben es uns zu Weihnachten einmal in die Fussabdrücke des bekannten Adelmann von Guttenberg treten zu können und plagiieren hier die Rede aus der heutigen TAZ im Zusammenhang, da sie so leichter lesbar ist.

Wir empfehlen die Öffentlichen Rundfunk und Fernsehgeräte zur Zeit der Rede Übertragung ausgeschaltet zu lassen und statt dessen die aufgearbeitete Rede zu lesen.

Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren, das ganze Pack von der Presse,

In meinem Privatleben gehen Dinge vor sich, sogenannte Vorgänge, über die Sie seit genau zehn Tagen, ich habe mitgezählt, alle lang und breit informiert sind. Es geht dabei um eine Zeit vor unserer Zeit, meine ferne Vergangenheit als stinknormaler Politiker ohne die höheren Weihen, die ich heute genieße. Ich bin nun genötigt, mich persönlich zu diesen Vorgängen zu äußern.

Alle Fragen zu den Vorgängen gehen mir tierisch auf den Zeiger, weil ich sie offen beantworten muss. Dabei ging es doch nur darum, ein Nest für meine Zweitfamilie zu bauen! Ich habe Geld von einem Kumpel angenommen und, nachdem ich da etwas kalte Füße bekam, Geld von der Bank. Banken sind nicht alle schlecht, manche geben sogar ihre Geheimnisse preis. Schauen Sie sich mal die Konditionen an! Toll, oder?

Außerdem waren wir in den Ferien oft bei Freunden. Wer ist das nicht? Dokumente dazu – Quittungen, Restaurantrechnungen, Flugtickets – liegen bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Glasvitrinen und dürfen nur mit weißen Handschuhen angefasst werden. Ein paar Würmer haben sich schon erdreistet, dieses Angebot anzunehmen.

Bis heute habe ich schon viel zu viel beantwortet, ganze Fragenpakete und auch Einzelerkundigungen, und viele davon waren dreist und unfreundlich. Ich hingegen war so nett, sie dennoch zu beantworten.

Ich kann im Alleingang an Artikel 5 des Grundgesetzes leider nichts ändern. Und ich denke nach wie vor, dass meine Privatangelegenheiten Sie einen feuchten Kehricht angehen. Man hat mich nun aber darüber informiert, dass ich Sie über alles informieren muss. Stellen Sie sich mal vor, werte Bürgerinnen und Bürger, Sie müssten jede Kleinigkeit transparent machen! Ich aber muss, damit Sie mich auch weiterhin nett finden. Eine Entschuldigung ist das nicht.

Dass ich als Bonze mir mal eben eine halbe Million privat pumpen und, bevor das auffliegt, zu mehr als entgegenkommenden Konditionen von der Bank leihen kann, versteht sich zwar von selbst, normalsterbliche Nichtbonzen allerdings verstehen bei so komplizierten Dingen nur Bahnhof. Ich wollte das deshalb nicht auch noch dem niedersächsischen Landtag auf die Nase binden. Das war verlogen. Und gelernt ist gelernt.

Meinen reichen Freunden habe ich nur berechtigte Vorteile gewährt. Strategische Freundschaften sind mir, gerade auch finanziell, kostbar. Das war schon immer so, ich musste mich dafür nicht verbiegen.

Apropos Freundschaft: Ich bin erleichtert, Ihnen meinen Sprecher und langjährigen Freund Olaf Glaeseker zum Fraß vorwerfen zu dürfen, und danke ihm an dieser Stelle für seinen selbstlosen Einsatz als Bauernopfer. Wenn ich in dieser Affäre schlecht beraten war, dann von Olaf Glaeseker. Danke, Olaf!

Liebe Leute, ich bin und bleibe das Staatsoberhaupt, das ihr verdient. Union und FDP können es sich nicht leisten, noch einen Bundespräsidenten zu verlieren. Außerdem gibt es in unserem Land, in Europa und in der Welt wahrlich Wichtigeres als meine Fehler. Angesichts des Universums sind unsere Probleme winzig, nicht wahr? Jetzt warten wir gemeinsam ab, bis der Staub sich gelegt hat, und dann … Schwamm drüber, okay?

So, jetzt ist erst mal Weihnachten und dann das Jahr vorbei. Zufrieden? Und jetzt leckt mich doch einfach alle am Arsch.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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8 Kommentare zu “Weihnachten spricht Wulff”

  1. Dornröschen sagt:

    Ich habe mir ein paar Gedanken über Wulffi gemacht. Ist Wulffi noch glaubwürdig? In meinem Augen ist er das nicht mehr.
    Wenn doch? Dann bin ich Jungfrau Enschi.

  2. HaraldNiewtor sagt:

    Fernbedienung AUS bedient!!!

  3. Thomas A. Bolle sagt:

    Ob Weihnachtsansprache oder die Worte zum neuen Jahr, diesen Schmonsens sehe ich mir schon seit Jahren nicht mehr an. Wenn die Politik einer ganzen Legislaturperiode nicht auf Verbesserungen ausgerichtet ist helfen auch keine Worthülsen.
    Das kann man getrost mit der altäglichen Werbeflut in die berühmte Tonne kloppen.

  4. HaraldNiewtor sagt:

    Politiker kennen sich mit leeren Worthülsen so gut aus wie wenige andere.
    Ein Redeverbot an Weihnachten wäre im Sinne vieler Bürger und Bürgerinnen.

  5. Thomas A. Bolle sagt:

    SPD-Chef Gabriel: „Rücktritt von Wulff wäre verherrend. Wenn innerhalb von zwei Jahren zwei neue Bundespräsidenten gewählt werden müssten ständen wir am Rande einer Staatskrise.
    Wer anders als diese Clowns verursacht denn so etwas. Doch nicht die „einfachen Bürger“. Es ist doch diese Politikerkaste der neusten Generation.
    Und dann beschweren das rechte Lager Zulauf bekommt. Das können wir überhaupt nicht verstehen.
    Wacht endlich auf.

  6. Thomas A. Bolle sagt:

    http://nachrichten.t-online.de/bw-bank-geerkens-ebnete-den-weg-fuer-wulffs-kreditvertraege/id_52785120/index

  7. HaraldNiewtor sagt:

    Experte: Ermittlungen gegen Wulff „unausweichlich“

    http://www.rp-online.de/politik/deutschland/experte-ermittlungen-gegen-wulff-unausweichlich-1.2656868

  8. Peter Kowalski sagt:

    Konservativ sein, daß bedeutet bewährtes zu bewahren und weiter zu fördern. Damit positive, gewachsene Strukturen zum Wohle aller (Konservativen) erhalten und nutzbar bleiben. Was ist also falsch am Handeln Wulffs? Er pflegt bewährte Traditionen. Das macht doch jeder Verein, der länger besteht als 20 Jahre. Die Älteren unter uns kennen noch den König der Amigos: F.-J.-Strauß. Gegen Franz-Josef erscheint Italiens Bunga-Bunga-Greis wie ein Clown! Es gibt eine lange Liste von Traditionsfreunden, die bewährte Praktiken, wie „Zu Gast bei Freunden!“, Schmiergeld per Zinsnachlass und vieles mehr als Brauchtum bewahren möchten. Aus dem Füllhorn der konservativen Traditionen zur Vorteilsgabe wurden und werden sicher viele gespeist. Da fallen mir spontan viele Traditionsbewahrer der noch nicht zur bildenden Kunst erhobenen Schmiergeldverschleierungskunst ein. Geber und Nehmer. Geber – so ganz spontan: der Industrielle Flick, der Bäderkönig Zwick, der Makler Schreiber.
    Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Zeitungsarchive voll mit den heren Bewahrern der Tradition der Bestechung im Amt, die fast so etwas wie einen Hegering der deutschen Füllhörner aufrecht halten! Da fallen mir, ohne weiter nachzudenken Streibel und Kohl ein. Also gute deutsche Namen. Da wäre Wulff doch in guter Gesellschaft! Oder?

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