Was denn ein Hit sei …
Erstellt von Redaktion am Dienstag 15. Juli 2014
… wurde ich kürzlich gefragt
Autor: Barbara Thalheim
Datum: 14. Juli 2014
Man kann es sich gerade mal wieder bei Youtube anschauen. Ein Klick auf „What Does the Fox Say“ von Ylvis, zwei gut aussehende norwegischen Brüdern, die mittlerweile Millionäre sein dürften. Denn der Song wurde im Netz 300Millionen Mal aufgerufen.
Nochmal zum Nullen zählen: 300 000000.
Worum geht es in diesem Lied? Hier der komplette Text:
„Der Hund macht wuff
Die Katze macht meow
Der Vogel macht tweet
Die Maus macht squeek
Die Kuh macht moo
Der Frosch macht croack
Der Elefant mach toot
Aber es gibt einen Laut
Den niemand kennt.
Wie macht der Fuchs?“
Das ist alles. Dazu kommen ein paar überschaubare Harmonien.
Gute Nacht Abendland!
Nein, man ist kein Puritaner, wenn man sich von dieser textlich-musikalischen Einfalt nicht einfangen lässt.
Mir fällt regelmäßig das Essen aus dem Gesicht, wenn ich in musikalische Zwangshaft genommen werde. Neuerdings dudeln auch nachts in den Self Service Centren der Banken die Hit-Radio-Sender auf Anschlag. Warum habe ich herausbekommen. Damit kein Obdachloser mehr auf die Idee kommt, dort sein Nachtlager aufzuschlagen. Gute Gelegenheit beim Geldabheben überfallen zu werden, denn jeder noch mögliche 110-Hilferuf beim nächstgelegenen Polizeirevier würde vom Diensthabenden als Party-Einladung gedeutet…..schöne Musik bei Ihnen, viel Spaß beim Feiern, sagt der Beamte und legt auf!
Musikalische Umweltverschmutzung nennt man diese Art der Berieselung. Wäre ich Spiele-Erfinderin, würde ich die Figur SILENCIUS mit einem speziellen Lautsprecher-Aufspürdetektor erfinden. In Fußgängerzonen, Bahnhöfen, Fahrstühlen, Kneipen, Massagesalons, Einkaufspassagen, Supermärkten, Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Toiletten würden – so die Spielregeln – quäkende Lautsprecher abgeschossen. Wer die meisten Geräuschquellen ausgeschaltet (ja, dieses Wort kommt aus dem „Militärsprech“ und steht für „Humankapital“ töten), hat gewonnen. Mein SILENCIUS wäre auch eine Art Spider-Man. Beim Aufsteigen an Häuserfassaden würde sein Spezialdetektor in Sekundenbruchteilen die Platten-, CD- und mp3-Sammlungen der Bewohner scannen und selektieren und so gleich ein wenig Gehörbildung betreiben.
Dann könnte mir mein Lieblingsnachbar nie wieder seine neue UNHEILIG – CD borgen, – „Barbara, hör dir diese Texte an, der helle Wahnsinn!“ – die Scheibe wäre nämlich auf mysteriöse Weise aus seiner Sammlung verschwunden. Dafür hätte SILENCIUS das Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ von Franz Schubert, die CD „Bad As Mee“ von Tom Waits und das letzte Album der Nouvelle-Vague-Chansonniere ZAZ ins Regal gestellt. Alles Hits – aber eben noch nicht für meinen Nachbarn.
Hit – das englische Wort für Treffen, Schlagen – ist eigentlich eine genaue Bezeichnung für den Daumen-hoch-finde-ich-gut-Button und die Unsitte immer gut zu finden, was auch andere gut finden.
Ich gehöre zur Fraktion der Massenmusik-Verweigerer. Bei jedem Eurovision Song Contest werde ich regelrecht windelweich ge-schlag-en. Und das, obwohl ich die Sendung nicht schaue. Der perfekt inszenierten medialen Mehr-Scheinen-als-Sein-Hysterie kann man nur noch durch das Verlassen den Kontinents entkommen.
Die liebsten Musikhörer sind mir die, die sich ihre Hits selber suchen – oder selber schreiben. Selbst ein Lied, das keiner kennt, kann ein Hit sein. Einer, mit dem man kein Geld verdient. Und doch ein „Schlag“ mitten ins Herz. Für den, der es geschrieben hat und seinen vielleicht einzigen Hörer.
Ach ja, noch dies:
Gute Musik findet man oft dort, wo man sie gar nicht vermutet. Z.B. bei youtube:
Das „london philharmonic orchester – greatest video game music“ anhören. Auch wenn man keine Videospiele mag. Diese Musik kommt aus dem Abendland. Großartig!!!
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Grafikquelle : UNHEILIG
Source | Own work |
Author | Denis Apel |
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Dienstag 15. Juli 2014 um 16:41
Tja, liebe Barbara Thalheim, so ist das nun mal, wenn das Volk „Hits“ hören möchte.
Wie sind wir denn aufgewachsen im Osten? Welche Musik zogen wir uns rein, damals in den 70-ern?
Ich weiß, dass ich abends im Bett mein Kofferradio laut stellte und den Deutschlandfunk hörte, der die Hits aus dem Westen rauf und runter spielte.
Mein Kumpel nahm alles auf Tonband auf und in der Disco tanzten wir nicht nach Ostmusik, vielleicht 1 bis 2 Lieder, die wir alle kannten.
Von City „Am Fenster“ konnten wir mit gröhlen und „Alt wie ein Baum“ von den Pudhys auch. Zum Konzert von Karat und Elektra war ich gewesen. Die Gruppe „Klosterbrüder“, dann umgetauft in „Magdeburg“ spielte in einem kleinen Tanzlokal auch Stones.
Auf Achim Menzels „Fritzens Dampferband“ sangen wir fleißig Hits aus dem Westen und Achim hatte rockmäßig was drauf.
Keiner von uns hatte Interesse an klassischer Musik oder Chansons, die uns langweilten, da wir in der Schule mit sinnvoller Kultur zugedröhnt wurden und das alles im Sinne des Sozialismus. Einer Seits war es gut so, denn das Wissen über Musik ist bis heute geblieben und gehört zum Allgemeinwissen.
Anderer Seits höre ich heute absolut noch gerne Rock und den alten und das gaaaanz laut und gröhle genau so gerne mit, wie damals.
Was mir an der heutigen Musik nicht gefällt, es fehlen die Hammerhits, wie aus den 80- ern und auch den 90- ern.
Klassische Musik höre ich zum Entspannen. Oder in der Oper aber diese regt mich mehr auf als sie mich beruhigt.
Musik ist immer Geschmackssache und wenn ich es nicht hören will, dann schalt ich einfach WEG!
Dienstag 15. Juli 2014 um 17:37
Gute Frage. Was ist ein Hit ?
Das was dem Hörer gefällt und nicht dem, welcher nun glaubt ein Künstler oder guter Sänger zu sein. Ich mag keine Rap-Musik, aber trotzdem gibt es SängerInnen welchen einen Hit nach den Anderen landen.
Ich finde es schlichtweg blöde wenn ein Sänger des anderen Musik schlecht macht nur weil er/sie glaubt der/die Bessere zu sein. Das ist schlichtweg ein schlechter Stil, aber scheinbar unter Linken normal und erhöht die eigenen Verkaufszahlen?
Mittwoch 16. Juli 2014 um 6:17
Barbara Thalheim (64) gehörte zum Adel der DDR!!!