Vor dem Gesetz
Erstellt von Redaktion am Montag 27. Mai 2013
Herr Morgan rechnet nach
Das ist hochaktuell, geht es doch um die Renten, den staatlichen Betrug und um die Machenschaften von Rürup und Co.. Motto: „Schurken die diese Welt regieren“. Oder die Machenschaften der Macht.
Da kommen beim lesen Gefühle wieder hoch, man ist geneigt sich zeitweilig wieder zu erkennen. Nein, so wichtig war mein Job nicht, ich war nur in einen Mittelstandbetrieb des Maschinenbau tätig, in der Verwaltung eines 400 Personen Betrieb. Ja aber entlassen wurde ich auch. Neben einigen Anderen sollte auch mein Arbeitsplatz eingespart werde. Nach einem Jahr erhielt ich einen Anruf mit dem Angebot wiederzukommen, –für das halbe Gehalt, was ich natürlich abgelehnt habe. Man hat ja schließlich seinen Stolz.
Heute existiert der Betrieb nicht mehr. Billig eingekaufte Leute schafften es den Laden vor die Wand zu fahren. Gut so. Aber lest den Artikel, der hat es in sich und spiegelt auch einen großen Teil selbst gemachter Lebenserfahrungen wieder.
Herr Morgan rechnet nach
Ich war nämlich mal ein ernst zu nehmender Manager, SNI, die gab’s damals, Siemens Nixdorf Informationssysteme. Ich hatte 2.000 Mitarbeiter, ein ordentliches ,Volumen‘. Da war auch der Otto Teufel. Er war Betriebsrat und ich war so etwas wie der natürliche Feind des Betriebsrats. Im Rahmen einer großen Rationalisierung musste ich Leute entlassen. Ich war in dieser Firma – das nennt man ganz scheußlich – im ,oberen Führungskreis‘. Aber ich dachte, gehe ich lieber mal selber hin und rede persönlich mit dem Betriebsrat, statt einfach nur die Leute hinzuschicken. Und einer von den Betriebsräten, mit denen ich gesprochen habe, war der Otto Teufel – später wurden wir sogar Freunde. Ich habe versucht, alles darzulegen, dass wir rationalisieren müssen, dass die Entlassungen eine beschlossene Sache sind, dass wir aber an zwei Schrauben drehen können: Die eine war die ,Abfindungsschraube‘ und die zweite war das Timing. Es war hart, aber damals gab es wenigstens noch Betriebsrenten … So habe ich den Otto und andere Betriebsräte kennen gelernt, und ich glaube, wir haben einigermaßen schlaue Kompromisse gefunden. Er musste dann ja auch gehen.
Mit der Führung hatte ich keine so gute Beziehung, einer war der Herr von Pierer, und mit dem anderen ging es noch schlechter. Und eines Tages wurde ich selbst entlassen. Überraschend. Zwar mit Abfindung, aber ich war arbeitslos. Die Begründung war, dass in diesem Bereich keine Führungskraft mehr benötigt wird, auch in der Zukunft nicht. Mein Job war letztendlich auch abgebaut worden. Ich bin dann sogar zum Arbeitsamt – ohne gesundes Ego stehen Sie das nicht durch. Warteschlange, Marke ziehen, Kästchen ankreuzen. Mir wurde dann gesagt, ich sei überqualifiziert. Für Sie haben wir leider momentan nichts da. Ich wurde dann aber nach einiger Zeit wieder geholt von der Firma, als ,Berater‘, für ein paar Jahre. Ich kannte eine ganze Menge der rausgeflogenen Mitarbeiter, und das war eigentlich auch der Grund, weshalb ich dann mit Otto Teufel diesen Verein gegründet habe, diese ,Aktion demokratische Gemeinschaft‘. Zum Glück gab es damals noch eine Rente ohne Abschlag ab 60, das habe ich dann im allerletzten Moment wahrnehmen können.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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Grafikquelle : System Nixdorf 820 von 1968.