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Twitter und das Klima

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 29. Juli 2020

Die Aggressions-Demokratie

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Ein Schlagloch von Jagoda

Twitter und das Klima – ein neuer Forschungsgegenstand.

Bei kaltem Wetter bellen wir, bei heißem Wetter beißen wir.“ So der Name einer Studie, die untersuchte, wie sich die Wut in den sozialen Medien zum Wetter verhält. Schon lange ist bekannt, wie Hitze aggressivere Kriminalität fördert, doch nun veröffentliche The Conversation die Ergebnisse einer Studie von Heather R. Stevens, Petra L. Graham und anderen, die das auch für die sozialen Medien bestätigt.

Während viele ihre Social-Media-Wut als etwas Individuelles empfinden, ist längst erforscht, welchen allgemeinen Mustern sie folgt oder was sie triggert. Wir Twitter-Nutzer sind kleine Lemminge, denkt man, wenn man etwa liest: Twitter ist an Montagen am aggressivsten.

Twitter-Aggressionen und das Klima – ein recht neuer Forschungsgenstand. Wärmere Temperaturen machen viele Nutzer*innen aggressiver. Erst ab 35 Grad ist es den meisten wieder zu heiß, um wütend zu werden. Eine wenig überraschende Seitenbemerkung der Studie, die in Australien durchgeführt wurde: Twitter repräsentiert nicht die Breite der Bevölkerung, sondern Akademiker*innen, Politiker*innen und Journalist*innen. Wut breitet sich in den sozialen Medien, insbesondere auf Twitter, wie ein Lauffeuer aus, eine mögliche Folge: „Temperaturwechsel und die damit einhergehende Social-Media-Wut kann die Breite der Bevölkerung beeinflussen.“

Ich fange den Text so an, weil ich denke, dass wir in einer Zeit leben, in der nichts mehr ohne die Frage nach dem Klima diskutiert werden sollte. Die Zeit rennt, und während die Menschheit versucht, sich vor dem Coronavirus zu retten, vergisst sie die zentrale Bedrohung für den Planeten.

Der Punkt, an dem die Katastrophe die Regie übernimmt, ist in jedem Fall zu vermeiden. Fridays for Future war ein Jahr lang drauf und dran, diesen Punkt in Klimafragen auf die Agenda der Verantwortlichen zu setzen, doch die Energie der Bewegung verpufft als Corona-Kollateralschaden.

Die Debattenkultur hat gelitten, seit #stay­at­home die Devise der Stunde war und Events abgesagt wurden. Statt über Greta Thunbergs offenen Brief #FaceTheClimateEmergency zu berichten, schluckt nun ein veganer Koch mit irren Spitznamen die Aufmerksamkeit. Die Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen haben wohl nicht nur geschafft, die Infektionskurve zu abzuflachen, sondern auch den Diskurs.

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Gräben werden noch schneller gezogen, der Neid, der eigentlich auf Facebook zu Hause war, zog auch bei Twitter ein. Die kontrollwütigen Nachbarn outeten sich schamlos. Einer Pandemie müsse man schließlich mit Vernunft begegnen. Doch sobald die Vernunft nicht konsensuale Gedanken produzierte, trat die Aggressionsmaschine in Aktion. Jakob Augstein etwa hat wirklich genervt auf Twitter, doch letztlich hat er in einer Zeit, in der noch nicht klar war, wie man die Pandemie am besten eindämmt, etwas manisch die These aufgestellt, dass auch der Schwedische Weg eine Lösung sein könnte. Reaktionen darauf? Natürlich Aggression.

Die Stimmung der Elitenaggression auf Twitter könne die Breite der Bevölkerung beeinflussen, so die Studie. Das ist richtig, weil Twitter für viele Journalisten inzwischen ein einfaches Mittel ist, Themenrecherche zu betreiben. Manche Artikel und Kolumnen lesen sich wie der Nachkommentar zu den „Twitter-Hashtags der Woche“. Entsprechend groß ist das Echo dann genau dort, wo die Themen gefunden wurden: auf Twitter.

Quelle      :      TAZ        >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen     :

Oben      —       Polizei im Ordnungsdienst bei 1. Mai-Krawallen in Zürich

Autor   :    Mark Hull

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