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Trumps Ablenkungsmanöver

Erstellt von Redaktion am Dienstag 27. August 2019

Wir verlieren den Kampf um unsere Köpfe

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Eine Kolumne von

Erst Kinder in Käfigen, dann Grönland: Donald Trump eskaliert immer weiter, bis die Menge der Monstrositäten nicht mehr zu bewältigen ist – und die mediale Mäßigung trägt zur Verwirrung bei.

Nein, dieser Trump, jetzt will er Grönland kaufen, was für ein Irrwitz. Sagt sogar ein Treffen mit der dänischen Premierministerin ab, weil sie noch nicht einmal verhandeln will. Unfassbar! Zweieinhalb Jahre ist der US-Präsident im Amt, und noch immer haben weder redaktionelle Medien noch die sozialmediale Öffentlichkeit ein Mittel gefunden gegen Trumps Strategie der ständigen Eskalation.

Wir fallen alle zusammen immer und immer wieder herein, die Politik, die Medien und Sie, das Publikum. Und ich auch. Dabei ist es eigentlich mein Job, die digitale Gegenwart zu verstehen, die Muster zu identifizieren und zu erklären. Trumps Gebaren zeigt, wie leicht manipulierbar die Öffentlichkeiten der liberalen Demokratien sind – und nicht nur durch ihn.

An mir selbst habe ich die Wirkung des Grönland-Stunts nachvollziehen können. Eigentlich war ich noch dabei, eine Trumpsche Ungeheuerlichkeit einzuordnen. In der letzten Woche hatte die Trump-Regierung vor Gericht verloren, weil sie ernsthaft behauptete, Flüchtlingskinder bräuchten keine Seife und kein sauberes Bett. Seife! Betten! Dann kam die Grönland-Episode, und meine Beklemmung und mein Entsetzen über die faschistische, rassistische, vollkommen unmenschliche Behandlung der Kinder wichen einem anderen Gefühl. Ich habe versucht, dieser Ersetzung hinterherzuspüren.

Das Spektakuläre sticht das Schlimme

Trumps Grönland-Aktion hat bei mir eine Irritation ausgelöst, die wiederum aus zwei wesentlichen Komponenten bestand: Einerseits wurde meine Einschätzung bestätigt, dass Trump eine schwere Störung zu haben scheint. Andererseits habe ich mich – ja, doch: durch die Abstrusität unterhalten gefühlt. Der für die Verarbeitung des Weltgeschehens zuständige Teil meines Gehirns war regelrecht erleichtert. Denn eine Ungeheuerlichkeit, die mich wütend, aber hilflos fühlen ließ, wurde durch eine leicht verarbeitbare Groteske ersetzt. Besser hätte es für Trump in meinem Kopf gar nicht laufen können.

Leider habe ich festgestellt, dass ich kaum mehr als eine Trump-Detonation gleichzeitig verarbeiten kann. Inzwischen erinnere ich mich spontan kaum mehr an die schlimmsten Trump-Taten. Zwei, drei bekomme ich vielleicht zusammen. Dabei weiß ich genau, dass ich seit Ende 2016 wenigstens drei Dutzend Mal dachte: Um Gottes Willen! Woran ich mich aber erinnere: Spektakularität.

Das Spektakuläre sticht das Schlimme. Keine neue Erkenntnis, dass Trump einen wahren Monstrositätenhagel niederprasseln lässt, in dem die einzelne Großmonstrosität in der Masse untergeht. Es handelt sich um eine erprobte, rechtsextreme Kommunikationsstrategie, weiter zu eskalieren, bis die schiere Menge der Monstrositäten unbewältigbar wird. Und trotzdem fällt es mir noch immer zu schwer, eine Priorisierung vorzunehmen.

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Ist das eine katastrophale Lüge oder eine missverständliche Formulierung? Ist das eine menschenverachtende oder nur eine symbolisch schwierige Tat? Ist das eine Provokation, auf die ich hereinfallen und mich aufregen soll oder ein Schritt in die Barbarei?

Vorzeigebeispiel politischer Verdrängungs-PR

Leider geht es nicht nur mir selbst so. Ich sehe in redaktionellen Medien ähnliche Verwerfungen, in sozialen Medien ohnehin. Im ständigen Nachrichtenstrom einer hypervernetzten Welt ist extrem aufwendig, das Wichtige und das Interessante sinnvoll zu unterscheiden, Stahl ist ein Funbad. Grönland ist überall Gesprächsthema, ganz oben auf den Nachrichtenseiten, dabei ist es ein leicht erkennbares Vorzeigebeispiel politischer Verdrängungs-PR, eine neue Form des so genannten Agenda-Cutting. Unabhängig davon, ob Trump es ernst meint oder nicht und wirklich geistig gesund ist oder nicht.

Quelle        :            Spiegel-online            >>>>>           weiterlesen

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Grafikquellen        :

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Unten            —          Sascha Lobo; 10 Jahre Wikipedia; Party am 15.01.2011 in Berlin.

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