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Erstellt von Redaktion am Montag 30. September 2013

Die befreundete Diktatur Katar

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/09/Gulf_Organization_for_Industrial_Consulting_GOIC%2C_Doha.jpg

Autor: U. Gellermann

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Datum: 29. September 2013

Katar ist ein ehrenwertes Land. Sonst würde eine so demokratische Organisation wie der Weltfußball-Verband (FIFA) dort nicht die Weltmeisterschaft im Jahr 2022 ausgetragen. Katar ist ein ehrenwertes Land, sonst würde das demokratische Deutschland nicht Waffen dorthin liefern. Katar muss ein ehrenwertes Land sein, sonst würden die höchst demokratischen USA nie und nimmer dort ihr militärisches Hauptquartier im Nahen Osten haben.

Rund eine halbe Million „Gastarbeiter“ sind zur Zeit auf den Baustellen für die Fußball-WM in Katar beschäftigt. Die Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) Sharan Burrow nennt die Arbeitsbedingungen „moderne Sklaverei“ und fürchtet, dass die WM „mit 4000 toten Arbeitern bezahlt wird“. Der Bau der WM-Stadien wird etwa vier Milliarden Dollar kosten. Die Gesamtinvestitionen für die Weltmeisterschaft sollen bei 50 Milliarden liegen. Bei solchen Summen kann für die Arbeiter nicht viel übrig bleiben. Die Planung der Bauten liegt in den Händen des deutschen Architekten-Büros Albert Speer. Schon dessen Vater hat Großprojekte für den „Führer“ entwickelt. Speer Juniors Motto lautet: „Das Leben ist Risiko“. Das können die Sklaven auf den Baustellen in Katar nur bestätigen.

Dem Auswärtigen Amt fällt auf seiner Website zu Katar nur Lob ein: „Die politischen Beziehungen Katars zur Bundesrepublik Deutschland sind traditionell gut und haben sich durch eine stetige hochrangige Besuchsdiplomatie noch intensiviert (u.a. Bundeskanzlerin Merkel im ersten Halbjahr 2010 in Doha, in der zweiten Jahreshälfte Staatsbesuch des Emirs in Deutschland, zuletzt Bundesaußenminister Westerwelle im Juni 2013 zum vierten Mal in Katar).“ Das Wort „Regime“ ist dort nicht zu finden, auch nicht das Wort „Diktatur“.

Es gäbe gute Gründe den Emir von Katar einen Diktator zu nennen: Es gibt keine Parlament, keine politischen Parteien, keine Gewerkschaften. Die Justiz erschöpft sich weitgehend in der Scharia. Gotteslästerung, was auch immer das ist, kann mit sieben Jahren Gefängnis bestraft werden. Homosexualität ist bei Strafe verboten. So etwas wie Meinungsfreiheit kennt man in Katar nicht. Peitschenhiebe gelten dort immer noch als übliche Strafen.

Das Deutsch-Katarische Verhältnis ist ausgezeichnet. Der Emir investiert bei VW, bei Siemens und Hochtief. Vor allem aber kauft er in Deutschland ein: Jede Menge Kampfpanzer und Panzerhaubitzen. Das bringt der deutschen Rüstungsindustrie Milliarden. Wer will da schon über Menschenrechte reden? Zumal Katar auch ein Partner der „freien Welt“ im Kampf gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad ist. Der Emir zahlt einem Teil der Rebellen den Sold und kauft für sie Waffen ein. In diesem Kampf geht es dem Emir nur vorgeblich um Freiheit. In Wahrheit geht es um eine Gas-Pipeline, die von Katar aus über syrisches Gebiet bis zur Türkei reichen soll.

Katar ist ein Land ohne Fussballtraditionen. Die Liga besteht wesentlich aus zusammengekauften Legionären. Auch der jetzige Bayern-Trainer, Pep Guardiola, hat sich dort schon ein schönes Gehalt abgeholt. Zur Zeit der geplanten WM werden die Tagestemperaturen bei 50 Grad liegen. Kein vernünftiger Mensch würde dort eine Fußballweltmeisterschaft austragen. Außer Sepp Blatter, der Emir der FIFA, des Fußballweltverbandes. Viel Geld ist vor der Vergabe der WM an Katar in Richtung FIFA geflossen. Viel Geld wird bis zu den Spielen noch zu verdienen sein. So wird Katar zu einem ehrenwerten Land.

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Grafikquelle   :     Gulf Organization for Industrial Consulting GOIC, Al Corniche, Doha

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