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The day after

Erstellt von Redaktion am Montag 6. Oktober 2014

Oder: Wie Bodo Ramelow die Mauer baute

So arbeitet Bodo ?

Autor: U. Gellermann

Rationalgalerie

Datum: 06. Oktober 2014

Mehr als 100 Millionen Zuschauer haben ihn in den 80er Jahren gesehen: Den Film „The Day After“ über den entsetzlichen Tag nach dem Einsatz von Atomwaffen als Folge der Block-Konfrontation, als Folge des Kalten Krieges, der fast versehentlich in einen heißen überging. Millionenfach wurde damals die Frage nach dem Sinn dieser Konfrontation gestellt. – Vor 25 Jahren schien die Feindschaft des Westens gegen den Osten beendet zu sein. Jahrzehnte später schimmert sie wieder auf: „Die Sanktionen aller 28 EU-Mitgliedsstaaten gegenüber Russland sind eine solche klare Antwort“, eine Antwort auf den Ukraine-Konflikt, sagte die Kanzlerin ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit. Ein Tag, der ohne die Russen schwer zu denken wäre. Und sie verschärfte noch den Ton, wenn sie als denkbare weitere Konflikt-Länder aufzählt: Moldawien und Georgien, die Nachbarn seien und die „westlichen Werte“ teilen würden.

Als die DDR-Opposition 1989 das einleitete, was heute die „Wende“ genannt wird, hatte sie alles Mögliche im Sinn. Ganz sicher nicht die „westlichen Werte“. Von Bärbel Bohley („Wir wollten eine bessere DDR“) über Konrad Weiß („Eine sozialistische Alternative“) bis Anke Domscheidt-Berg („Für einen dritten Weg“), versuchte die DDR-Opposition eine andere DDR zu entwickeln, ein Land, das zugleich von „antifaschistischen und humanistischen Idealen“ geprägt sein sollte, von denen die DDR ursprünglich ausging. Von diesem Oppositions-Überlegungen war bei den Bundes-Einheits-Festspielen am 3. Oktober in Hannover keine Rede. Eisern schwiegen sich Angela Merkel und Joachim Gauck, beides DDR-Oppositionelle der letzten Minute, über alles aus, was in der selbstbewussten Forderung „Wir sind das Volk“ im Jahr 1989, enthalten war. Im Kanon der neuen deutschen Verantwortungsträger musste der „Unrechts-Staat“ DDR in den deutschen „Einheits-Staat“ aufgelöst werden.

Einen Unrechts-Staat DDR erkennt auch die Linkspartei in Thüringen im Umfeld der Einheitsfeiern. Gemeinsam mit der SPD und den GRÜNEN, rechtzeitig vor der Wahl des thüringischen Ministerpräsidenten, verfasst sie ein Papier über DDR-Unrecht. Ob Bodo Ramelow, Fraktions-Chef der LINKEN in Thüringen am größten DDR-Unrecht, dem Bau der Mauer beteiligt war? Zwar lebte der Mann von seiner Geburt an bis zum Ende der DRR immer in der alten Bundesrepublik. Aber irgendwie hatte er vielleicht doch Einfluss auf das DDR-Grenzregime. Sonst müsste er ja kein Papier der Reue unterzeichnen. Auch die kleine Susanne Hennig-Wellsow, die Chefin der Linkspartei in Thüringen, wird am DDR-Unrecht partizipiert haben. Zwar war die gebürtige Mecklenburgerin am Ende der DDR erst zwölf. Aber wer weiß, sicher war sie in der verbrecherischen Kinderorganisation JUNGE PIONIERE und hat unschuldigen Pfarrerskindern im Sandkasten die Förmchen weggenommen.

„Ohne Wiedervereinigung würde ich vielleicht noch heute in der Berliner Landesverwaltung arbeiten“, erzählt der heutige Innenminister Thomas de Maizière in der WELT zum Tag der deutsche Einheit. Und Recht hat er: Die Wende in der DDR war für viele aus dem Westen der entscheidende Karriere-Beschleuniger. Nicht die DDR-Opposition, die bis tief in die SED-Basis ragte, war der Wende-Gewinner. Es waren die Unternehmen des Westens, die Bürokraten der alten Bundesrepublik die sich das Gebiet der DRR zur Beute machten und mit neuem Unrecht angeblich altes tilgen wollten. In der West-Berliner Landesverwaltung hätte Thomas de Maizière sicher weniger Unrecht anrichten können. Als er noch deutscher Kriegsminister war, fiel ihm zum afghanischen Krieg ein: „Afghanistan war kein Irrtum“.

Die verblichene DDR hatte manches Unrecht zu verantworten. An einem Krieg war sie nicht beteiligt. Das lässt sich leider vom neuen, vom vereinten Deutschland nicht sagen. Ob im Irak, wo deutsche Waffen für eine fragwürdige Ordnung sorgen sollen, ob in der Ukraine, wo Sanktionen gegen Russland die EU-Ost-Erweiterung sanktionieren wollen oder in Afghanistan, wo ein „Truppenstatut“ die weitere Präsenz der Bundeswehr sichern wird: The Day After, das Ende möglicher kriegerischer Konfrontation hat sich längst zu einem Day Before gewandelt. Zu jenem Tag, an dem aus der neuen „deutschen Verantwortung“ ein Krieg in Europa wieder denkbar und möglich erscheint.


Fotoquelle: Wikipedia – Urheber MR926

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Oder doch eher so:

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