Studie über Corona-App
Erstellt von Redaktion am Donnerstag 20. August 2020
Wie gut schützt sie wirklich?
Von Svenja Bergt
Laut einer Studie weist die Corona-App Mängel im Nahverkehr auf. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Warten auf die Anwendung umsonst war.
Montagmorgen, Viertel nach acht, in der U-Bahn. Es ist voll. Also nicht so voll, dass sich nicht noch ein paar Dutzend Menschen dazuquetschen könnten. Aber so voll, dass sich anderthalb Meter Abstand nicht einmal dann einhalten ließe, wenn man eine der Haltestangen in Richtung Decke erklimmen würde. Glücklich, wer jetzt die Corona-Tracing-App installiert hat und so gewarnt werden kann, falls in diesem Wagen eine Sars-CoV-2-infizierte Person mitfährt, die ebenfalls die App nutzt. Oder?
Eine aktuelle irische Studie lässt hier Zweifel aufkommen. Die Wissenschaftler:innen vom Dubliner Trinity College untersuchten, wie gut die Technologie zur Abstandsmessung, die auch in der deutschen App verwendet wird, in einer Straßenbahn funktioniert. Straßenbahnen sind für die Signalmessung kompliziert. Sitze sind mal quer, mal längs, mal im Halbkreis angebracht, unterbrochen von Knautschzonen für die Kurven. Die Forscher:innen schickten sieben Proband:innen mit Pixel-2-Smartphones in eine Dubliner Tram und maßen, ob die Abstandsmessung dann zu Alarmen führte, wenn sie es sollte, nämlich bei Abständen von unter 2 Metern, 15 Minuten lang.
Das Fazit der Studie: Bei Anwendung der Regeln, die in der Schweizer und der deutschen App implementiert seien, habe man keine Abstandsalarme feststellen können. Daher steht die Frage im Raum: Wird mit diesem Befund die App als Mittel der Pandemiebekämpfung weitgehend obsolet?
Denn der öffentliche Nahverkehr ist das Szenario, in dem eine Tracing-App ihre Stärken voll ausspielen könnte. Ein Raum, in dem Abstände in der Regel nicht eingehalten werden können, in dem man seine Mitreisenden nicht kennt und die Belüftung verbesserungswürdig ist. Klar, eine Party in einem Club fände das Virus noch besser, aber erstens ist momentan die U-Bahn mehr Party, und zweitens sind Gästelisten sogar im Club realistischer als nachmittags um fünf Uhr in einer vollen Bahn.
Das Szenario ICE
Das Robert-Koch-Institut (RKI) und der deutsche Softwarehersteller SAP teilen auf Anfrage der taz mit, die Ergebnisse der irischen Studie könnten „so nicht nachvollzogen werden“. Denn das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIK) habe die Abstandsmessung in verschiedenen Szenarien – Party, Supermarkt, ICE – getestet, und laut RKI seien 80 Prozent der Begegnungen richtig erfasst worden. Zudem werde in geschlossenen Räumen etwas großzügiger gemessen. „Damit wird in Kauf genommen, dass gegebenenfalls zu viele Nutzerinnen und Nutzer der Corona-Warn-App gewarnt werden“, so das RKI.
Allerdings ist für den Kontext der Studie (Sitze in einer Metallkiste) ja primär das Szenario ICE relevant. Fotos der Fraunhofer-Messungen deuten darauf hin, dass nicht in einem wirklichen ICE getestet wurde, sondern die Sitze in einer Halle nachgestellt wurden. SAP konnte diese Frage nicht beantworten.
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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Grafikquellen :
Oben — Another long walk with friends (appropriately spaced) to Wansee during Coronavirus pandemic. We took the Wannsee ferry. Berlin May-2020
Author | Mitch Altman from San Francisco, USA /Source — Berlin, May-2020 |
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Unten — Corona-Graffiti am Donaukanal, Wien – Bild 1
Author | Anna Saini |