Streit um das Gedenken
Erstellt von Redaktion am Sonntag 13. Januar 2013
Gedenkfeier für Rosa Luxemburg spaltet die Linke
Hier sind alle Knaller der Linken vereint – Glückwunsch an die Jugend
Darüber hatten wir schon in den Artikel „Bruch mit den Stalinos“ am 06. 12. 2012 berichtet. Es geht um den Gedenktag an Rosa Luxemburg welche, wie auch Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 erschossen und in den Landwehrkanal geworfen wurden. So werden sich auch heute wieder viele Menschen in Berlin auf den Weg zu Zentralfriedhof machen, um ihnen zu gedenken.
So sorgten die Solid, die Jugendorganisation der DIE LINKE schon im Dezember für Aufmerksamkeit nachdem sie einen eigenen Gedenkmarsch ankündigte. Sie seien, zusammen mit den Jusos und Falken nicht mehr bereit „sich hinter den Stalin-Porträts und dem DDR-Fahnenmeer einzureihen“, heißt es auf der dafür eingerichteten Website „Rosaundkarl“: „Wir betrachten Stalinismus, Maoismus und Solidarität mit Nordkorea nicht als linke, emanzipatorische Inhalte, geschweige denn mit den Zielen und Ideen von Rosa und Karl vereinbar.“
Interessant in diesen Zusammenhang ist, wer alles an solchen Tagen die sich bietenden Situationen für sich auszunutzen versucht, um sich mit Personen welche sich nicht mehr wehren können, in den Vordergrund zu drängen. Schön ist es auch immer wieder die Wendehalsigkeit bei diesen klerikal anmutenden Aufmärschen zu beobachten. Vielleicht wird ja auch in der Politik eines Tages der Reliquienhandel Einzug halten. Er könnte sich der Kapitalisierung des Organhandels nahtlos anschließen. Motto: „Haste mal ein Knöchelchen für mein Bürgerbüro?“ oder ist das Llinke oder rechte Auge von Oskar noch frei.
Gedenkfeier für Rosa Luxemburg spaltet die Linke
Als einziges politisches Ritual der ehemaligen DDR hat die Gedenkfeier für Rosa Luxemburg die Wiedervereinigung überlebt. Doch nun ist ein erbarmungsloser Streit um die Veranstaltung entbrannt.
Bernd Riexinger hat sich vorbereitet. Der Parteichef der Linken hat einen Kranz gekauft und sich bei den Ost-Genossen erkundet, was am Sonntag zu tun ist. Ein Kniefall sei nicht nötig, hat er erfahren. Der 57-jährige Schwabe Riexinger will nichts falsch machen, wenn er am Sonntag zum ersten Mal am traditionellen Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht teilnimmt.
Am Sonntag ist es wieder soweit. Tausende von Menschen werden in Berlin die ehemalige Stalin-Allee entlangwandern. Einige von ihnen rote Fahnen schwenken, andere Stalin- und Mao-Bilder hochhalten. Die fliegende Nelken-Händler haben einen Tag lang Konjunktur. Schon morgens wird sich die Linke-Führung am Zentralfriedhof Friedrichsfelde versammeln. Sie wird den breiten Weg zwischen den Gräbern entlang zu der Steinstele gehen, auf der „Die Toten mahnen uns“ steht, um dort Kränze niederzulegen.
Die Verehrung gilt jener Frau, die für die Kommunisten den Status einer Mutter Maria hat: Rosa Luxemburg, die wie auch Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 von Freikorpslern erschossen und in den Landwehrkanal geworfen wurde.
Quelle: Die Welt >>>>> weiterlesen
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Grafikquelle : Karl Marx, Friedrich Engels, Владимир Ильич Ленин, Joseph Stalin, Mao Zedong on placard at Luxemburg–Liebknecht-Demonstration at Zentralfriedhof Friedrichsfelde.
Sonntag 13. Januar 2013 um 16:33
Rosa Luxemburg, Politikerin, * 5.3.1871 in Zamosc/Polen, + 15.1.1919 in Berlin, ermordet durch dt. Freikorpsoffiziere –
1893 Mitbegründerin der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei des Königreichs Polen und Litauen; 1899 Übersiedelung nach Berlin und Eintritt in die SPD; sie entwickelte sich zur führenden Theoretikerin ihres linken Flügels („Sozialreform oder Revolution“, 1899; „Die Akkumulation des Kapitals“, 1913; zusammen mit Karl Liebknecht Initiatorin der „Gruppe Internationale“ (Spartakusbund); 1915-18 mit Unterbrechung inhaftiert; 1918 Mitbegründerin der KPD, kritisierte den Zentralismus der Bolschwiki und ihre diktatorische Herrschaft („Die russische Revolution „, 1922); nach dem Spartakusaufstand in Berlin (Jan.1919) verhaftet und von Freikorpsoffizieren erschossen.
In ihren Schriften lassen sich vier Schwerpunkte erkennen: 1) Die Revolution ist der einzige Weg zur Überwindung des Kapitalismus 2) Militarismus und Kolonialismus sind radikal abzulehnen 3) Imperialismus entsteht notwendig aus dem Kapitalismus 4) entgegen diktatorischen Tendenzen, etwa in Lenins Auffassung von einer straff gelenkten Partei und der „Diktatur des Proletariats“, sollte die „ganze Volksmasse“ am Aufbau des Sozialismus.
Quellenhinweise: E.Ettinger: R.L. – ein Leben, aus dem Amerikanischen, Bonn 1990; A.Laschitzka: Im Lebensrausch, trotz alledem, R.L., eine Biographie, Berlin 1996
Quelle: Meyers großes Taschenlexikon, 9.AusgabeStellungnahme der Jusos Berlin
Noske-Jugend für Rosa&Karl?
http://rosaundkarl.blogsport.de/2012/11/30/die-noske-jugend-fuer-rosakarl/#more-6 – 20.11.2012
Es waren die regierenden Sozialdemokrat_innen und ihr Reichswehrminister Gustav Noske, die die Freikorps 1918/ 19 wüten ließen und so verantwortlich sind am Mord an Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und vielen anderen Linken. Jetzt beteiligen sich die Jusos am Gedenken an gerade diese Menschen? …
Die LINKE sollte sich m.E. zusammen mit der SPD und anderen – i.d.R. wohl „linken“ – Gruppen sehr wohl an den Gedenkfeiern beteiligen, u.a. um die Gemeinsamkeit der Erinnerung herauszustellen. Dies trotz des damaligen SPD-Versagens: Duldung der Ermordung zweier Menschen allein wegen ihrer Denkrichtung, nicht wegen ihrer Handlungen. Maßgeblich durch Gustav Noske, Reichswehrminister. Rosa und Karl sind m.E. Symbole für freiues Denken, für Demokratie und für einen eigenen Weg zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung. Von der SPD wäre allerdings ein spätes Mitschuldeingeständnis zu erwarten.
Die Tatsache, daß die DDR beide Namen zur eigenen Propaganda ausgebeutet hat, darf das eigene Gedenken nicht hindern, gerade weil wir uns von der ex-DDR nicht bestimmen lassen wollen. Daß Ewiggestrige Rechten die Ermordung unter Kommunismusbekämpfung rechtfertigen wollen (man lese bitte die Kommentare in der WELT!!!), ist erschütternd, aber durchaus „normal“.
Aber: Die LINKE sollte sich auch selbst anschauen, ob sie den Idealen von Rosa und Karl genügt. Angesichts der inneren zu recht beklagten Zustände wohl kaum! Auch scheint die LINKE nicht an einer eigenen Art „sozialistische Theorie“ interessiert, um die sich Rosa Luxemburg nachhaltig bemüht hat.