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SALZ lädt nach Kassel

Erstellt von Redaktion am Donnerstag 17. März 2011

Die Bildungsgemeinschaft SALZ

Ingrid Remmers – hat wohl auch schon einmal etwas über Bildung gehört- oder war es doch nur Einbildung ?

lädt zur Konferenz Ökologie und Arbeit ein und schlägt vor, ein Tribunal gegen die Energiemonopolisten vorzubereiten.

Von Samstag, 19. März 2011, bis Sonntag, 20. März 2011 findet wieder eine öffentliche SALZ – Konferenz für ÖKOLOGIE UND ARBEIT im Saal der VHS Kassel, Wilhelmshöher Allee 19 – 21 statt. Zu den Schwerpunkten diskutieren in den Themenblöcken (1)Theoretischer Hintergrund zu einem neuen Verständnis von Arbeit, (2) Arbeitswelten im Wandel, (3) Neue Arbeit? die Referenten Thomas Kuczynski, Ingo Nentwig, Sabine Pfeiffer, Kerstin Jürgens, Gerd Peter, Jürgen Klippert, Klaus Engert, Mag Wompel und Gerhard Klas.

Außerhalb des Konferenzrahmens findet am ersten Abend ab 19:00 Uhr außerdem eine Diskussion über die Schaffung eines Tribunals gegen die Energiemonopolisten in der Gaststätte „Zum Lichtenhainer“, Elfbuchenstr. 34119 Kassel statt und am Sonntag nach der Konferenz für Ökologie und Arbeit im Saal der VHS eine Beschlusskonferenz des Fördervereins Solidarität in Arbeit und Gesellschaft (SOAG), bei der die  zweite Kasseler Erklärung Für eine ökosozialistische Wende von unten! zur Diskussion und Abstimmung steht.

Dazu haben Manuel Kellner, Ingo Nentwig und Peter Schüren (SALZ – Arbeitskreis für Ökologie und Sozialismus) mit Stand 14. März 2011 –  vor dem  Hintergrund der furchtbaren Natur- und Atomkatastrophe in Japan – einen Text mit dem Titel Das Ende des Industriezeitalters vorgelegt:

Das Ende des Industriezeitalters

Japan ist von einer furchtbaren Naturkatastrophe getroffen worden, die unzählige Menschleben gefordert und weite Gebiete im Norden des Landes verwüstet hat. Wir trauern mit allen Opfern und ihren Angehörigen und unsere Solidarität gilt der japanischen Bevölkerung  und ihrem Kampf darum, die Überlebenden zu retten, zu versorgen und in Sicherheit zu bringen. Auch wenn es sich um das schwerste Erdbeben Japans handelt, das je seismologisch gemessen wurde, so sind Naturereignisse dieser Art und dieser Schwere doch in der Geschichte des Landes immer wieder vorgekommen. Heute, im 21. Jahrhundert, kommt aber eine von Menschen gemachte und von Menschen zu verantwortende Katastrophe hinzu, die von Menschen nicht mehr beherrscht werden kann, die Havarie des Kernkraftwerks in der Präfektur Fukushima.

Die atomare Katastrophe in Japan unterstreicht das Anliegen unserer Kasseler Erklärung Für eine ökosozialistische Wende von unten!  in dramatischer Weise. Über die furchtbare Tragödie für die Bevölkerung  Japans hinaus ist klar, dass die Belastung durch atomare Strahlung für alle Menschen und alles Lebendige auf Erden in unabsehbarem Maße und mit unabsehbaren Folgen weiter ansteigt.

Ein bekanntes deutsches Montagsmagazin reagierte auf die Havarie der Meiler in Fukushima mit dem Titel „Das Ende des Atomzeitalters“. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einer „Zäsur in der Geschichte der technisierten Welt“. Wir stellen fest: Nach Harrisburg und Tschernobyl steht Fukushima für das Ende jener Art zu produzieren, zu arbeiten und zu leben, die mit der Industrialisierung Europas, Nordamerikas und Japans die Arbeitsproduktivität spektakulär nach oben hat schnellen lassen und zugleich mit Extraktivismus, Gigantismus und Machbarkeitswahn ein ungeheures Zerstörungspotenzial aufgehäuft hat, von dem der atomare Wahnsinn nur die Spitze des Eisbergs ist.

Hunderttausende gehen in Deutschland wieder auf die Straße und fordern das sofortige Abschalten der Atomkraftwerke und das rasche Umsteuern auf hundert Prozent erneuerbare Energien. Die Atomkraftbetreiber und deren politische Erfüllungsgehilfen wanken. Jedes Kind weiß, dass die atomare Energieproduktion nicht beherrschbar ist, dass furchtbare Unfälle niemals ausgeschlossen werden können, dass die Endlagerung des Atommülls ein unlösbares Problem zu Lasten der kommenden Generationen ist. Die Einsicht wächst, dass dem kriminellen Atomfilz endlich und endgültig das Handwerk gelegt werden muss.

Aber auch der Energiebedarf selbst muss radikal gesenkt werden. Dafür brauchen wir eine völlig andere Gestaltung der Raums und des Alltagslebens, ein Ende der neoliberalen urbanen Hektik, ein Ende der Konkurrenz als Triebkraft menschlichen Handelns, ein Ende der Betäubung durch immer mehr und immer absurdere Surrogate für Kreativität, Kommunikation, Zuwendung und Selbstbesinnung. Das Leben muss entschleunigt und einschneidend mehr freie Zeit für alle geschaffen werden. Diese freie Zeit wird schließlich die produktive Zeit sein – produktiv im menschlichen Sinne, so wie heute künstlerische oder gärtnerische Arbeit produktiv sein kann, die Zuwendung zu hilfsbedürftigen Menschen, die Selbstvergessenheit im Spiel und in der Liebe.

Das Schicksal Tokios hängt nach Darstellung der Medien jetzt von den Zufällen der Windrichtung ab. 35 Millionen Menschen leben dort. Der Lebensstandard hängt seinerseits von Produktionen ab, die nicht zukunftsfähig sind und nicht zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse, sondern zur Verkümmerung menschlicher Anlagen dienen: Autos, Unterhaltungselektronik, weitere Eskalationen der Informationstechnologie. In Japan beobachten wir heute den Anfang vom Ende des Industriezeitalters. Damit öffnet sich ein Weg, dem die Welt folgen wird, oder sie wird in absehbarer Zeit für Menschen nicht mehr wohnlich sein.  In der Übergangszeit wird es einer schrumpfenden Minderheit von Reichen und Privilegierten noch möglich sein, in ihren Penthouses und Luxusghettos auf dem Vulkan zu tanzen – aber auch das ist ein Auslaufmodell.

Wir kämpfen für eine menschenwürdige und zukunftsfähige Welt. Wir wissen um die Glaubwürdigkeitskrise der sozialistischen Idee, weil bisher noch nirgends eine radikal andere Entwicklungslogik nachhaltig in Gang gesetzt worden ist. Wir wissen, dass eine Alternative nur global sein kann. So wenig atomare Strahlen durch Landesgrenzen aufgehalten werden, so wenig die Bevölkerung der armen Länder vor dem Zerstörungswerk geschützt ist, das in den reichen Industrieländern angerichtet wird, so wenig kann die Frage, was und in welcher Weise in großem Maßstab produziert wird als lokale Frage oder innere Angelegenheit eines Landes angesehen werden.

Wir wissen aber auch, wer heutzutage die Macht und das Sagen hat. Das sind eine kleine Gruppe von Großkonzernen und Großbanken und die hinter ihnen stehenden Kapitalgruppen, denen es ausschließlich um die Profitmaximierung geht. Ihnen muss die Kontrolle über die Entscheidungen entrissen werden, die für die Gesellschaft Lebens- und Überlebensfragen sind. Deshalb denken wir ökologisch und sozialistisch: Die Macht des Kapitals muss gebrochen werden. Die Eigentumsfrage muss neu gestellt werden, angefangen mit der Vergesellschaftung der Energiewirtschaft, der privaten großen Geschäftsbanken und Versicherungskonzerne. Dezentralisierung, demokratische Kontrolle, demokratische Selbstverwaltung, radikale Arbeitszeitverkürzung, und für alles, was übergreifend entschieden werden muss: umfassende Teilhabe aller an den richtungsweisenden Entscheidungen – das sind notwendige Bedingungen für die ökosozialistische Demokratie, ohne die es keine menschenwürdige Zukunft mehr geben kann.

Manuel Kellner, Ingo Nentwig, Peter Schüren (14. März 2011, 15 Uhr)

Die Tagesordnung zur SALZ – Konferenz Ökologie und Arbeit sowie die Erklärung für eine ökosozialisrtische Wende von unten! befinden sich les- und ausdruckbar auf der Webseite der Bildungsgemeinschaft Soziales, Arbeit, Leben & Zukunft (SALZ) e.V.
www.bildungsgemeinschaft-salz.de

Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Konferenz am kommenden Wochenende wünsche ich eine gute Anreise.

Für die Teilnahme und/oder Werbung für unserer Konferenz herzlichen Dank!

Mit solidarischen und freundlichen Grüßen

Peter Schüren
Bildungsgemeinschaft SALZ e.V.
Oberonstr. 21
59067 Hamm
Tel. 02381 / 3733497
Mobil 0174. 2082818 (während der Konferenz erreichbar)

Fax 02381 / 3733498

eMail: salzkreis@yahoo.de

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Fotoquelle:   Wikipedia – Author DIE LINKE Nordrhein-Westfalen Niels Holger Schmidt

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