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RENTENANGST

Riestern ? Nein Danke !

Erstellt von Redaktion am Freitag 5. Oktober 2012

Die Bürger sind klüger als die eingebildeten Politiker 

Einer der größten Zerstörer des vom Volk angesparten Kapitals

Heute ist es an der Zeit unseren Bürgern ein großes Kompliment auszusprechen. Sie haben wieder einmal bewiesen weit umsich- tiger und klüger zu sein als der gesamte poli- tische Klüngel. Laut einer Umfrage von Allensbach ergibt sich ein Negativ- rekord in der privaten Altersvorsorge. Wer sich in heutiger Zeit über- haupt noch privat ab- sichert, investiert zu- nehmend in Immobilien.

Das die Menschen trotz der Debatte über drohende Altersarmut kein Geld für eine zusätzliche private Rente ausgeben ist als Zeichen zu werten, dass die seit Jahren anhaltende Lobbypolitik erkannt und als solches abgelehnt wird. Nach der am Donnerstag veröffentlichten Allensbach-Studie für die Postbank lehnen 42 Prozent der Bürger eine Erweiterung ihrer privaten Altersvorsorge ab. Damit ist in der seit 2003 jährlich erhobenen Befragung ein Negativ-Rekord erreicht. Vor neun Jahren waren es nur 30 Prozent. Auch die Aufwendungen zur Sicherung des Einkommens im Alter sinken: Gaben die Berufstätigen 2005 noch 204 Euro pro Monat für ihre private Altersvorsorge aus, sind es jetzt nur noch 185 Euro.

Nur 14 Prozent der Bürger, welche sich nicht ausreichend abgesichert fühlen, würden sich der Umfrage zufolge für eine sichere Altersvorsorge einschränken. Vor zwei Jahren waren noch 22 Prozent dazu bereit. Junge Leute denken immer weniger an ihren Lebensstandard im Alter: Jeder Vierte im Alter zwischen 16 und 29 Jahren hält seine heutige Altersvorsorge für ausreichend. Vor fünf Jahren glaubte das nur jeder Sechste. Nimmt man alle Altersgruppen der Berufstätigen zusammen, erklären 44 Prozent, genug für ihr Alter vorzusorgen.

Nach der Erhebung liegen die Ursachen für dieses Verhalten auch in der Schuldenkrise. Knapp über die Hälfte der 1642 Befragten bangt deswegen um die Sicherheit der Altersversorgung. „Die Bereitschaft, neue und langfristige Vorsorgeverträge in dieser Situation abzuschließen, ist dementsprechend gering“, erklärte Postbank-Vorstandsmitglied Michael Meyer.

Diejenigen Berufstätigen, die neben der gesetzlichen Rente ein zusätzliches Standbein ihrer Altersversorgung aufbauen wollen, setzen der Untersuchung zufolge zunehmend auf Immobilien. Fast jeder Dritte dieser Gruppe plant den Bau oder Kauf eines Eigenheims. Das sind gut ein Drittel mehr als 2003. Zudem wollen 14 Prozent in Mietwohnungen investieren. Damit hat sich das Interesse an dieser Form der Altersvorsorge gegenüber dem vergangenem Jahr verdoppelt.

Eine wichtige Rolle für ein auskömmliches Alter spielen auch Erbschaften bei den Planungen. Jeder vierte Berufstätige gibt an, dies sei für ihn ein wichtiger Baustein. Die staatlich geförderte Riester-Rente wird dagegen immer unwichtiger. War sie vor fünf Jahren noch für 31 Prozent eine ideale Form der Alterssicherung, ist sie es jetzt nur noch für jeden Vierten.

Die Erkenntnisse der Studie kommen für Deutschlands Volksvertreter ebenso zu einem wichtigen Zeitpunkt wie für die Finanzbranche. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, demnächst Pläne für eine Rentenreform vorstellen zu wollen. Die Koalition will vor allem Geringverdiener zur privaten Vorsorge animieren, bisher sind die verschiedenen Vorschläge zur Bekämpfung künftiger Altersarmut in den Parteien jedoch umstritten. Gleichzeitig haben Banken und Versicherer Probleme, Produkte an den Sparer zu bringen. Besonders bei Fondsparplänen und Riester-Rentenversicherungen gab es jüngst einen Einbruch beim Absatz. Von April bis Juni wurden laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales gerade einmal 2000 solcher Verträge abgeschlossen.

Trotz der verunsichernden Aussichten bei der Rente, lehnt eine deutliche Mehrheit eine obligatorische private Zusatzrente ab. Dagegen sind 48 Prozent, 24 Prozent sind für die Pflicht-Rente, und der Rest hat keine Meinung in dieser Frage. Allerdings befürworten 56 Prozent eine obligatorische betriebliche Altersvorsorge. 19 Prozent sind dagegen.

„Fetten Gänsen die Mähse (plattdeutsch: Hintern) schmieren“ sagt der Westfale auf dem flachen Land. Das ist genau das, was mit Einführung der Riester-Rente geschehen ist. Die Verantwortung  einer staatlichen Altersabsicherung wird mehr und mehr auf die privaten Zockerbuden abgeschoben. Die Geschäftsgebaren der Privaten kann niemand mehr kontrollieren und Amerika hat bereits mehr als einmal  nachgewiesen das immer mehr Bürger ihre Einlagen ersatzlos verlieren. Natürlich lassen sich die Politiker selber weiterhin durch den Staat absichern, da sie eigene Verluste nicht in Kauf nehmen möchten.

Der Kommentar zum Thema:

Keine Zinsen, keine Vorsorge

Die hiesige Bevölkerung legt nicht mehr, sondern weniger Geld für ihre private Altersvorsorge zurück, ergibt eine Studie der Postbank. Der Versuch der Politik, die Altersvorsorge mehr und mehr in den privaten Bereich zu verschieben, hat offenbar nicht funktioniert.

Die Leute handeln dabei aber keineswegs leichtsinnig, sondern durchaus rational. Inzwischen hat sich herumgesprochen hat, dass „riestern“ viel zu hohe Gebühren verschlingt und niedrige Erträge bringt. Andere private Sparformen sind nicht besser.

Quelle: TAZ >>>>>  weiterlesen

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Grafikquelle  :   Walter Riester.

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4 Kommentare zu “Riestern ? Nein Danke !”

  1. Lotte sagt:

    Wieso denn Vorsorgen. Ich hab mir so einen Vertrag aufschwatzen lassen. Da zahlst du erst mal am Anfang die Abschlussgebühr, dann die laufenden Verwaltungskosten und zum Schluss, von der gesamten Kohle wieder 2 Prozent während der Auszahlphase, also wird man doppelt geschröpft.
    Nur gut fur die Versicherungswirtschaft. Habe das Ding gekündigt.

  2. Thomas A. Bolle sagt:

    Versicherungsunternehmen müssen Gewinne erwirtschaften, um die Renten zahlen zu können. Gewinne müssen von der arbeitenden Bevölkerung erwirtschaftet werden.
    Ebenfalls müssen noch Gehälter, Boni, Mieten, Büromaterial usw. in Abzug gebracht werden, also der ganze Wasserkopf.
    Wo soll also die Rente herkommen? Außerdem – es ist und bleibt die gleiche Bevölkerung, die gleiche Altersstruktur, die gleichen Einkommensverhältnisse, die gleichen Lebensumstände.
    Oder haben von den superschlauen Politikern woanders noch welche versteckt?
    Private Vorsorge, oder auch „Riester“ genannt, ist eines der dreistesten und größten Lügenmärchen, die der Bevölkerung je aufgetischt wurden.

  3. Franz Wagenseil sagt:

    Die ach so vielbeschworene kapitalgedeckte private Altersvorsorge hat auch Nachteile, sehr große Nachteile:

    1.) Sie funktioniert im Wesentlichen auch nur, wenn u. A. eine “vernünftige Kapitalrendite” zu erzielen ist, denn wenn dies nicht der Fall ist, kann man die privaten Rücklagen auch gleich ins eigene Kopfkissen stecken.

    2.) Es ist zu bedenken, dass eine “vernünftige Kapitalrendite” auf dem gleichen Weg erwirtschaftet werden muss, wie die Beiträge der umlagefinanzierten gesetzlichen Rentenversicherung, d.h., bei der privaten Altersvorsorge sind die gleichen Probleme zu erwarten, wie sie bei der gesetzlichen Rentenversicherung zur Zeit in aller Munde sind.

    Wenn nur noch ein Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten würde, kann er nicht die Renten für 50 Mio. Rentner „erwirtschaften“, das leuchtet jedem ein.

    Bei einem rein privaten Aufbau der Altersversorgung, müsste dieser eine Arbeitnehmer aber auch für die Rendite des Kapitals in Höhe von sehr vielen Milliarden € sorgen, was er sicher genau so wenig kann.

    3.) Wenn man einmal unterstellt, dass die gesamte Arbeitnehmerschaft ohne Ausnahme und unter Ausnutzung der maximal möglichen Kapitalanlage von 4% des Bruttoeinkommens in eine Riester-Rente einzahlt, so suchen innerhalb eines Jahres einschließlich der Zulagen ca. 58 Mrd. € eine Kapitalanlage.

    Nach dem 2. Jahr sind das schon 116 Mrd. €, usw.

    Wenn man zusätzlich noch die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung ebenfalls in eine private Rentenversicherung steckt, steigt der Anlagebetrag im 1. Jahr auf 309 Mrd. €, im 2. Jahr auf 618 Mrd. €, usw., wobei der verabschiedete Bundeshaushalt 2013, der 303 Mrd. € umfasst, somit schon im ersten Jahr voll aus der Rücklage der privaten Altersvorsorge finanziert werden könnte.

    Gleichzeitig haben wir den Trend, dass der Staat (Gott sei Dank) weniger Schulden machen wird, was zu einem so enormen Druck auf die Kapitalrenditen führen wird, dass zugespitzt wohl keine Zinsen mehr gezahlt werden.

    4.) Anlagen werden dann nur noch in Ländern mit einer sehr dynamischen Wirtschaftsentwicklung möglich sein. Dies ist aber sehr risikobehaftet und kann sehr schnell zu einem Totalverlust der Anlage führen.

    Einmal unterstellt, die Risiken würden nicht eintreten, dann würden also unsere Renten in 20 oder 50 Jahren von den Chinesen, Indern und Afrikanern erwirtschaftet werden.

    Für mich ist die ein gruseliges Szenario.

    Übrigens, ich habe geriestert, was rückblickend wohl ein Fehler war.

    Ich habe von der Einführung von Riester 2002 bis einschließlich 2010 in meinen Vertrag eingezahlt und zwar stets den gesetzlich zulässigen Höchstbetrag.
    Nun bin ich seit 01.12.2010 in Rente, damals als 60-jähriger.
    An Schluss waren bei meinem Riester 14.500,00 € im Topf.
    Dafür bekomme ich monatlich rd. 45,00 € Riester-Rente.
    Hätte ich diese Kapital in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt (was ja leider nicht geht), hätte ich dafür dort 2,280 Entgeltpunkte gutgeschrieben bekommen, was einer monatlichen Mehrrente (brutto) von 64,00 € entsprechen würde.
    Davon müsste ich noch Beiträge in Höhe von 6,50 € für die Kranken- und Pflegeversicherung abführen, was dann zu einer Mehrrente (netto) von 57,50 € führen würde.

    Der Vergleich der Zahlen bringt es nun noch an den Tag:
    45,00 € Riester gegen 57,50 € Deutsche Rentenversicherung, das ist ein Plus für die Rentenversicherung in Höhe von 27,78 %. Zusätzlich ist noch zu sagen, dass der Riester-Zahlbetrag statisch auf Dauer festgeschrieben ist und somit im Gegensatz zur Leistung der gesetzlichen Rentenversicherung nicht angepasst wird, was den Nachteil der Riesterrente noch erheblich weiter vergrößert.

    Es ist noch anzumerken, dass alle Daten auf dem Jahr 2012 basieren und dass meine Riester-Gesellschaft keine der vielgescholtenen Versicherungen ist, sondern ähnlich einem Banksparplan arbeitet, also nicht zu den schlechtesten gehört.

  4. Sauser sagt:

    Ich habe eine LV vorzeitig aufgekündigt.
    Vers-Gesellschaft kassierte, gemessen an den Einzahlungen, fast 30%.
    Das Geld wäre bei der Bank besser aufgehoben gewesen.

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