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Erschreckend ideenlos

Erstellt von Redaktion am Freitag 30. August 2019

Bioökonomie könnte die Zukunft sein,

Von Heike Holdinghausen

Bioökonomie könnte die Zukunft sein, wenn man es richtig macht. Doch was die Bundesregierung bisher plant, hat kein Konzept und vor allem kein Ziel.

olz statt Öl als Rohstoff für Kunststoff. Algen, die Kraftstoffe, Bakterien, die Medikamente produzieren. Das Konzept einer Industriegesellschaft, die ihre Rohstoffe überwiegend aus biologischen Prozessen bezieht – aus Pflanzen, Tieren, Bakterien, Pilzen –, berührt viele brennenden Probleme wie das Schwinden der Arten, das neue Waldsterben oder gentechnikfreie Nahrungsmittel. Eine biobasierte Wirtschaft kann Teil der Lösung dieser Probleme sein – oder sie immens verschärfen.

Zwar führt die Bioökonomie noch immer ein Nischendasein in einer Welt nach wie vor billigen Erdöls. Aber die chemische Industrie steht längst in den Startlöchern für eine Rohstoffwende. In biotechnologische Forschung investieren BASF, Bayer und Co viel Geld, wenn auch nicht unbedingt in Deutschland. Entsprechend ist es richtig, dass auch die Bundesregierung sich des Themas annimmt und ihre Politik auf diesem Feld in einer „Bioökonomiestrategie“ zusammenfasst.

Zwar liegt die Strategie bislang nur als Referentenentwurf vor; sie wird in den beteiligten Ministerien auf Fachebene diskutiert und sich wohl noch ändern. Trotzdem ist dieser Entwurf wichtig, denn darin versuchen die für Forschung und Landwirtschaft zuständigen Ministerien, Zukunft zu beschreiben. Und offenbaren, dass sie von ihr keinerlei Begriff haben. Die Strategie zeigt, dass zwei zentrale Ministerien unter einer „nachhaltigen Zukunft“ nicht mehr als eine Art „Weiter so wie bisher, nur irgendwie ohne Klimakrise und Artensterben“ verstehen. Angesichts des Handlungsdrucks ist das ein erschreckender Mangel. Dafür drei Beispiele:

Die Strategie erwähnt an verschiedenen Stellen, wie grundlegend wichtig Wissen über biologische Prozesse und Zusammenhänge für eine erfolgreiche und nachhaltige Bioökonomie sei. Wissenschaftlern müsse es möglich sein, „auch vollkommen neuartige Zukunftstechnologien oder Sprung­innovationen zu generieren“, dazu müssten sie auch den Freiraum haben, ungewohnte Pfade einzuschlagen. Das Wort „Gentechnik“ aber taucht an keiner Stelle explizit auf, obwohl es zwischen jeder Zeile schwebt. Folgerichtig fordert die Industrie, den Begriff aufzunehmen. Die Umwelt- und Entwicklungsverbände hingegen vermissen eine klare Positionierung gegen die Gentechnik in Agrar- und Forstwirtschaft.

Nun könnte man unterstellen, die Autoren des Entwurfs wollten nur einer brenzligen öffentlichen Diskussion aus dem Weg gehen und zu solch einem frühen Zeitpunkt niemandem auf die Füße treten. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie keine gemeinsame Vorstellung von einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft von morgen haben. Lässt sich das UN-Ziel, den Hunger auf der Welt zu beseitigen, am besten im Rahmen der heutigen Wirtschaftsordnung lösen? Wer dieser Meinung ist, setzt auf forschungsstarke, reiche Konzerne, die trockenresistente Pflanzen für arme Länder des Südens designen. Oder müssen sich die Macht- und Handelsstrukturen verändern, damit Bauern sich selbst versorgen können? In die Bioökonomiestrategie lässt sich beides hineinlesen – also nichts.

Datei:Hoher Baum Maichingen.JPG

Zweites Beispiel: Der Entwurf zählt solide die Herausforderungen auf, die die Bioökonomie durch einen verstärkten Druck auf die Flächen der Land- und Forstwirtschaft bedeutet. Schon heute ist vor allem die industrielle, effizienzgetriebene Landwirtschaft maßgebliche Ursache für das Sterben von Tieren und Pflanzen, für den Verlust der Biodiversität sowohl von Wildtieren und -pflanzen als auch von Nutztieren und -pflanzen.

Quelle        :        TAZ       >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen       :

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Urheber Schwenn
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