NRW gegen braunen Mob
Erstellt von Redaktion am Freitag 24. August 2012
„Der Nationale Widerstand Dortmund“
Gedenktafel an die Opfer des Polizistenmords von Heilbronn am 25. April 2007 und der weiteren von denselben Tätern begangenen Straftaten. Standort: Theresienwiese in Heilbronn, der Tatort war bei dem rötlichen Gebäude im Hintergrund.
Am Donnerstag wurden drei der aggressivsten und aktive Nazigruppierungen in NRW verboten. Man hat endlich damit begonnen den braunen Sumpf auszutrocknen.Mit der Hilfe von massiven Polizeieinsatz wurden die „Kameradschaft Aachener Land“, der „Nationale Widerstand Dortmund“ und die „Kameradschaft Hamm“ zerschlagen. Bei dieser Großrazzia an der 900 Beamten in 32 Städten innerhalb NRW eingesetzt wurden, beschlagnahmte man auch ca. 1000 Wahlplakate der rechtsextremen NPD, neben vielen Waffen, Datenträger sowie Propagandamaterial.
Vermutungen werden geäußert dass dieses erneut harte Durchgreifen im bevölkerungsreichsten Bundesland gegen Rechts nun auch neue Munition liefern wird für ein zweites NPD-Verbotsverfahren? Dazu äußert sich der NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) äußert vorsichtig. Er sieht schon eine „enge Verflechtung dieser Partei mit der gewaltbereiten Nazi-Szene in Nordrhein-Westfalen“. Alles beschlagnahmte Material müsste nun erst sorgfältig ausgewertet werden, sagt er in Düsseldorf.
Schon im Landesverfassungsschutzbericht 2011 wird auf die Verbindungen der Gruppen aus Aachen und Hamm zur NPD hingewiesen. Nun hat sich erwiesen, dass auch in Dortmund Nazis mit der NPD zusammenarbeiteten und als Wahlkampfhelfer fungierten. So wurden in einem Dortmunder Vereinsheim die 1000 NPD-Plakate gefunden. Dort sind am Wochenende Stadtratswahlen.
Professor Virchow, Rechtsextremismus-Experte an der Fachhochschule Düsseldorf spricht von engen Verflechtungen zwischen NPD und der Aachener KAL. Diese Gruppierung sei vor zehn Jahren aus dem NPD-Kreisverband Aachen entstanden und unterstützte die Partei bis heute, weiß der Experte. Und betont: „Die Aachener Kameradschaft ist – oder war – sehr gewalttätig, besonders umtriebig, einflussreich und hat eine lange Tradition in NRW.“ Bereits 2010 waren bei der nazistischen Gruppierung selbst gebaute Sprengsätze gefunden worden – zwei Bombenbauer wurden 2011 in Aachen zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Ebenfalls halte die Gruppe in Hamm engen Verbindungen zur NPD, erklärt Virchow. „Dazu sind sie sehr einflussreich, auch über die Landesgrenzen hinaus vernetzt und stehen in Kontakt zur Szene in Holland und Osteuropa“. Dagegen gehöre der „Nationale Widerstand Dortmund“ zu dem Typ Kameradschaft, der sich als Konkurrenz zur NPD sehe. Das Land NRW, das ein Problem mit wachsender rechter Gewalt hat, gehe im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr hart gegen Rechtsextremisten vor, lobt der Experte. „Bemerkenswert ist eine Verunsicherung und eine gewisse Zurückhaltung in der Neonazi-Szene.“
Hier ein interessanter Bericht aus der Führung der NPD:
Wer hat Angst vorm braunen Mann ?
Holger Apfel sitzt nicht, er thront einen halben Meter über mir auf einem breiten Bürostuhl hinter seinem Schreibtisch. Der Platz, den er mir zugewiesen hat, auf einem Sessel gute vier Schritte von ihm entfernt, zwingt mich, während des Interviews zu ihm aufzuschauen.
Damals, im September 2010, als ich ihn im Dresdener Landtag für meine Forschungsarbeit treffe, ist Apfel, weißes Sweatshirt, braune Igelfrisur, Brille, Chef der sächsischen NPD. Gut ein Jahr später wird der Mann, der einst auf einer Demo zusammen mit den Terroristen der Zwickauer Zelle fotografiert wurde, zum Bundesvorsitzenden der rechtsextremen Partei gewählt. Apfel ist jetzt einer der mächtigsten Neonazis Deutschlands.
So wichtig Apfel in der NPD ist, so politisch bedeutungslos ist seine Partei. Und wird es auch bleiben. Zwar sitzt die NPD in zwei Landtagen, in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern, aber weitere Erfolge sind derzeit nicht in Sicht.
Bei den letzten Bundestagswahlen erreichte die NPD gerade mal 1,5 Prozent – trotz Wirtschaftskrise und großer Koalition. Die Mitgliederzahlen sinken und finanziell steht die Partei seit Jahren nahe am Ruin, auch weil die Bundestagsverwaltung nach wie vor 2,5 Millionen Euro wegen falscher Rechenschaftsberichte von ihr zurückfordert. Über Großspender aus der Wirtschaft ist in der Öffentlichkeit nichts bekannt, vor allem Zuwendungen von Einzelpersonen, oft Erbschaften von „Altnazis“, füttern die NPD.
Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen
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