DEMOKRATISCH – LINKS

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RENTENANGST

„Nicht regierungsfähig“?

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 12. Mai 2010

Alles ist relativ !

von Dieter Carstensen aus Waldbröl.

Kein Wortpaar wird derzeit in den Medien so oft widergekäut wie der Begriff „nicht regierungsfähig“!

Interessanterweise wird diese Begrifflichkeit immer nur im Zusammenhang mit der Partei DIE LINKE verwandt und nach der Landtagswahl in NRW vorzugsweise mit der Partei DIE LINKE NRW.

Sicherlich, DIE LINKE NRW ist recht chaotisch, hat in ihrem „Spitzenpersonal“ Leute aus diversen linken Sektierergruppen, bei denen man sich manchmal an die ZDF Satiresendung „Neues aus der Anstalt“ erinnert fühlt, wenn ich z.B. an den Auftritt der „Spitzen“kandidatinnen in der Fernsehsendung Report Mainz, „Linke-Abgeordnete in NRW: DDR war ein legitimer Versuch“ vom 10. 05. 10 denke.

Unprofessioneller kann ein Mensch schon fast gar nicht mehr in Fernsehkameras stammeln, sollte man meinen, oder?

Falsch, auch andere können es!

Rüttgers mit seinem „Rumänen“-auftritt (Beleidigung, Hetze), Westerwelle mit „spät-römischer Dekadenz“ (Diffamierung, Volksverhetzung), Kraftilanti mit „Wir haben gewonnen“ (Realitätsverlust, Volksverdummung) haben bewiesen, um nur ein paar Beispiele zu nennen, dass auch die SpitzenpolitikerInnen anderer, angeblich wesentlich regierungsfähigerer Parteien bestens Unsinn in Fernsehkameras brabbeln können, da haben sie wirklich was mit DIE LINKE NRW gemeinsam!

Sind Parteien, die verantwortlich für die größte ökonomische Krise Deutschlands, für die Verarmung eines Drittels der Bevölkerung durch die Hartz IV Verbrechergesetze, für die seit 1999 andauernde Beteiligung der BRD an Kriegen, für Gesetze, welche reich immer reicher und arm immer ärmer machen, regierungsfähig oder träfe hier nicht viel besser die Bezeichnung „nicht regierungsfähig“?

Gegen Hartz IV, den Afghanistankrieg, die Milliardengeschenke an Banken, gegen den Sozialabbau sind nach allen Umfragen die absoluten Mehrheiten der Wahlbevölkerung. Behauptet jemand ernsthaft, Parteien, die fortlaufend gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit handeln, seien „regierungsfähig“?

Parteien wie CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne sollen ernsthaft regierungsfähiger als Die Linke NRW sein? Wie blöd muss man sein, um das ernsthaft zu behaupten??`?

Parteien, die an Banken hunderte Milliarden Steuergelder verschleudert haben, ohne Gegenleistungen durchzusetzen, Parteien die über eine Million Kinder unterhalb der absoluten Armutsgrenze aufwachsen lassen, sind regierungsfähig? Parteien, welche keinerlei gesellschaftliche Perspektiven haben, die weiter als bis zum nächsten Sonntag gehen, sind regierungsfähig? Parteien, die mit ihren Gesetzen nach Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts immer wieder das Grundgesetz gebrochen haben und brechen, welche Wahlbetrug als Gewohnheitsdelikt betreiben, „die Renten sind sicher“, „blühende Landschaften“, „Arbeit muss sich wieder lohnen“, „die Mehrwertsteuer wird mit uns nicht erhöht“, usw.  … die Liste ist schier endlos, sind regierungsfähig, regierungsfähiger als DIE LINKE?

„Fragen über Fragen“ sagte Bertolt Brecht.

Folgt man der Logik der Mehrheitsmedien, dann ist alles regierungsfähig, was nicht dieses böse „Pfui-Wort“ „LINKE“ im Parteinamen trägt, auch wenn man den allergrößten politischen Schwachsinn verzapft.

Dabei wird gerne verschwiegen, dass z.B. unsere Kanzlerin eine hochrangige ehemalige FDJ Funktionärin ist, CDU und FDP die Ost-Blockflötenparteien vollkommen übernommen haben, die nichts anderes als SED Ableger waren, also absolute Mittäter im Unrechtssystem DDR und das CDU und FDP ihre eigenen Anteile an der DDR Vergangenheit nie aufgearbeitet haben. Nur Vollverblödete merken nicht, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

Vieles erinnert mich an die Hetze, unter der z.B. Herbert Wehner und Willy Brandt zeitlebens leiden mussten, zwei Menschen, denen man nicht vorwerfen kann, sie seien keine Demokraten gewesen. „Rote Socken“ Kampagnen usw. waren an der Tagesordnung!

Und ausgerechnet die Grünen, die in ihrer Anfangszeit, ähnlich wie jetzt die Linke, stets als „nichtregierungsfähig“, chaotisch, linksradikal diffamiert wurden beteiligen sich nun gerne an der Treibjagd gegen DIE LINKE, als hätte ihnen der frühere hessische Ministerpräsident Börner, „Dachlatten Holgi“, nicht einst mit einer Dachlatte Prügel angedroht, was hierzulande aber sehr „regierungsfähig“ zu sein scheint.

Was wir zur Zeit erleben, ist ein gigantischer Verteilungskampf, Klassenkampf von oben, gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Die Mövenpick Partei FDP setzt nur konsequent um, was andere ganz offen sagen:

»Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.« (US-Multimilliardär und Finanz-Warlord Warren E. Buffet, 2005)

Es gibt auch an DIE LINKE NRW viel zu kritisieren, ich betone „auch“, ohne Zweifel. Aber diejenigen, die wie o.a. im Glashaus sitzen, sollten besser nicht mit Steinen schmeißen, sie sind keine Deut regierungsfähiger als DIE LINKE NRW, sondern mindestens ebenso „nicht regierungsfähig“.

Wer dümmlich pauschal DIE LINKE diffamiert und verteufelt, diskriminiert damit auch ihre gesamte Wählerschaft und der kann nun wohl niemand pauschal unterstellen, sie würde einheitlich auch heute noch die DDR hochjubeln wollen!

Und das ist für mich das perfide, diskriminierende, VOLKSVERHETZENDE, verbrecherische an der ganzen „nicht regierungsfähig“ Kampagne, dass sie in Wahrheit die unter den „nicht regierungsfähigen“ neoliberalen Parteien in Armut getriebenen und sozial ausgegrenzten Menschen, pauschal in eine linksextreme, „nicht regierungsfähig“ Ecke zu stellen versucht, um die einzige Opposition, welche sich den Bedürfnissen dieser Menschen ernsthaft annimmt, zu diffamieren und zu zerschlagen.

Wie Warren E. Buffett sagt: „Es herrscht Klassenkrieg …“  und schon Cicero sagte: „Der Krieg kennt keine Gesetze“

DIE LINKE NRW hat wie jede andere Partei ihre Chance verdient, bei aller Kritik, die auch ich habe, aber „Linke“ die jetzt auf die Polemik der Herrschenden hereinfallen und sich nur noch an der Hetze, ohne sachliche Differenzierung, gegen DIE LINKE NRW beteiligen, sind nichts anderes, als dümmliche Gehilfen eines Warren E. Buffet, eines Westerwelle und eines Pinkwart, den Interessenslobbyisten der Ausbeutenden, derjenigen, welche in Wahrheit „nicht regierungsfähig“ sind.

Den selbsternannten „Linken“, die jetzt undifferenziert an der medialen Hetzkampagne gegen DIE LINKE NRW beteiligt sind, sage ich mit Bertolt Brecht:

„Wer im Stich lässt seinesgleichen, lässt ja nur sich selbst im Stich.“

Der DIE LINKE NRW gehört eine faire Chance eingeräumt, „an den Taten, nicht an den Worten, werdet Ihr gemessen“, alles andere wäre wie nachgewiesen, politische Dummheit!

Mir geht es vor allem um die Wählerschaft der DIE LINKE NRW und der Partei DIE LINKE bundesweit. Die Interessen und der Wille dieser Menschen welche DIE LINKE gewählt haben sind fair zu behandeln, genau wie bei anderen Parteien auch und  ein paar poltische Kamikazeflieger hat wohl jede Partei in der BRD in ihren Reihen, der Außenminister ist lebendes Beispiel dafür! Deswegen die FDP insgesamt zu verteufeln wäre ebenso unsinnig, wie DIE LINKE NRW insgesamt zu verteufeln.

Es geht um die berechtigten Interessen von Millionen Menschen, welche durch die „nicht regierungsfähige“ neoliberale Politnomenklatura aus CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne in’s soziale Abseits gedrängt wurden und deren Interessen keine andere Partei mehr vertritt, haben doch letzte Woche erst alle neoliberalen Parteien wieder gegen einen Antrag von DIE LINKE zur Abschaffung / Änderung der Hartz IV Gesetze gestimmt, obwohl die Bevölkerungsmehrheit dort eindeutig auf Seiten der DIE LINKE steht, genau wie in der Frage des Afghanistankrieges.

DAS IST „NICHT REGIERUNGSFÄHIG“ – DIE INTERESSEN DER BEVÖLKERUNGSMEHRHEIT MIT DEN FÜSSEN ZU TRETEN, DAS UND NICHTS ANDERES!

[ … ]

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Fotoquelle: Wikipedia – Blömke/Kosinsky/Tschöpe

Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“ lizenziert.

2 Kommentare zu “„Nicht regierungsfähig“?”

  1. Maik Babenhauserheide sagt:

    Bei der Frage der Regierungsfähigkeit geht es ja auch immer um grundsätzliche Kompromissfähigkeit. In dem Fall also auch darum, ob Die Linke auf sofortige Abschaffung der Studiengebühren besteht oder der SPD eine Frist von ca. 2 Jahren zugesteht. Und kann Die Linke in Sachen Bildung nur mit einer sofortigen Abschaffung von Düsseldorf leben oder kann sie mit den Grünen mitgehen und sich auf einen reibungsärmeren Prozess einlassen? Besteht Die Linke angesichts der angespannten Haushaltslage auf die 30-Stunden-Woche im öffentlichen Dienst oder kann sie zugunsten eines landesweiten Sozialtickets und eines Fonds für kommunale Altschulden darauf erst einmal verzichten?
    Unabhängig davon, ob sich meine Chancen in den Landtag nachzurücken durch ein Linksbündnis erhöhen, fänd ich eine gemeinsame Regierung von SPD, Grünen und Linken jetzt die beste Lösung.
    Allerdings sollten wir dafür eine gemeinsame Basis finden, die alle beteiligten Parteien zu ihrem Recht verhilft und einen realen aber deutlichen Politikwechsel möglich macht.

  2. Udo Pahl sagt:

    …natürlich werden sie nicht auf sofortige Abschaffung der Studiengebühren bestehen.

    …klug sind, werden sie sich hinsichtlich der Bildungfragen an die Grünen anlehnen.

    …und die 30 h / Woche sind Dinge, über die kann man sich in 3 Jahren behutsam unterhalten. Das Ticket ist eigentlich erste Priorität.

    Das sind alles keine Potemkinschen Dörfer und die schein-radikale Beuermann würde gut daran tun, verbalmässig zwei Gänge runterzuschalten und gelassen und vor allem mit Verstand an die Sachlage ranzugehen. Solche Funken würden dann auch überspringen auf die anderen Damen, vor allem auf die Wuppertaler DDR-Anhängerin und die promovierte Dame, der’s vor der Kamera nicht so recht kommen wollte, die Antwort: „nu warten sie mal…“ zierte sie sich wie ein Teenager, als nach der Legitimität der Stasi gefragt wurde.

    Ich bedaure, dass mal wieder zuviel Schulmeister und Gewerkschafter dieses Abgeordnetengehalt beziehen werden. Echte Arbeiterführer wie Laakmann oder gar echte Arbeiter selber fehlen bei der „Arbeiter- und Bauernpartei“. So könnte man sie bald wieder nennen, wenn die 11 ihre Haltung zur DDR nicht überdenken und den Verfassungsschutz mit der Stasi gleichsetzen.

    UP.

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