Nach MAN jetzt auch BP
Erstellt von Redaktion am Freitag 11. Februar 2011
Miese Perspektiven für die Auslerner bei BP
Nach den rüden Attacken bei MAN Diesel & Turbo in Oberhausen auf Zabit Cumcu folgt jetzt der Umweltzerstörer BP diesen Machenschaften und verweist die Jugend- und Auszubildenden – Vertreterin Marie Bauer des Betriebes in Gelsenkirchen. Wir übernehmen hier den Text eines Fluglattes welches uns gestern mit der Bitte um Veröffentlichung zugesendet wurde.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von BP!
Liebe Gelsenkirchnerinnen und Gelsenkirchner!
Nach erfolgreicher Abschlussprüfung zur Industriemechanikerin stand der Jugend- und Auszubildenden-Vertreterin (JAV) Marie Bauer die gesetzlich geregelte unbefristete Übernahme bei der BP zu. Stattdessen wurde sie am Freitag den 21.01. rechtswidrig aus dem Werk geworfen.
Was war geschehen?
Seit ein paar Jahren werden den Jugendvertretern von der BP (früher VEBA) nur Zwei-Jahresverträge angeboten und einige haben sich damit abgefunden, nach dem Motto „Besser als nichts …“ Marie Bauer dagegen bestand auf ihrem Recht und beantragte nach § 78a BVG die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. Darauf erklärte ihr der Personalreferent Seeger, dass sie Arbeits- und Werksverbot hätte und begleitete Marie aus dem Werk.
Sie wurde behandelt wurde wie eine Verbrecherin – abgeschirmt und abgeführt. Sie durfte nicht mehr mit ihren Kolleginnen und Kollegen sprechen und musste unter den Augen des Personalrefenten ihren Spind vollständig ausräumen und alles in Müllbeutel werfen. So eine menschenunwürdige Behandlung einer mutigen jungen Frau, die sich uneigennützig für andere eingesetzt hat, ist nicht hinzunehmen! Inzwischen wurde ihr mitgeteilt, dass BP ihr auch den Lohn nicht mehr weiter zahlen will. Auch wenn sie gar keine Rechtsgrundlage dafür haben.
Das ist ein Beispiel mehr, wie BP rücksichtslos vorgeht – ohne Rücksicht auf Menschenwürde und Existenz – oder auf die Natur. Das haben sie auch bei der verbrecherischen gigantischen Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko bewiesen, an deren umfassender Naturzerstörung Mensch und Natur noch viele Jahrzehnte zu leiden haben werden.
Auch in Gelsenkirchen wird die Natur rücksichtslos dem Profit untergeordnet. Mit dem Versprechen, damit Arbeitsplätze zu schaffen, wurde die Norderweiterung des Werks – Geländes zu Lasten eines Naturschutzgebietes durchgesetzt. Tatsächlich werden aber hunderte Arbeitsplätze abgebaut. Und das ganze unter dem Namen „Cap Verde“ in schöne Worte gekleidet.
Die Anwohner in Scholven wollen die weitere Zerstörung des Naturschutzgebiets nicht zulassen und gründeten eine Bürgerinitiative.
BP steht weltweit an vielen Fronten in der Kritik, da wollten sie sich offensichtlich hier eine junge Kritikerin vom Hals schaffen. Sie werden sich noch wundern, was sie sich da eingebrockt haben.
Miese Perspektiven für die Auslerner insgesamt
Ein Teil der Azubis aus Maries Lehrjahr wird für ein halbes Jahr übernommen – in die Logistik. Dieser Teil des Betriebes soll aber nach einem halben Jahr in eine neue Firma ausgegliedert werden. Das darf nicht hingenommen werden. Denn das bedeutet Zersplitterung der Belegschaft und ist immer mit schlechteren Arbeitsbedingungen und Löhnen verbunden. Jung und Alt dürfen sich dabei nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern müssen fest zusammen halten.
Wir fordern, dass alle Auszubildenden unbefristet und entsprechend ihrer Ausbildung übernommen werden! Die Jugendarbeitslosigkeit in Gelsenkirchen ist jetzt schon katastrophal. Und die jungen Facharbeiter werden gebraucht: Die Arbeitshetze und der Druck im Betrieb sind unerträglich. Auch hier muss gemeinsam gekämpft werden.
Marie hat sich auf verschiedenen Betriebsversammlungen mutig für die unbefristete Übernahme aller Azubis und für den Zusammenhalt von Jung und Alt stark gemacht. Das hat der BP nicht gefallen. Wenn solcher Widerspruchsgeist Schule macht, könnte es sie doch bei ihren Plänen stören.
Gerade deshalb ist der Kampf um ihre Weiterbeschäftigung und für die Verteidigung ihrer Rechte eine Aufgabe, die alle angeht. Das Recht auf unbefristete Übernahme nach der Ausbildung für Jugendvertreter ist ein erkämpftes Recht für den Schutz der Jugendvertreter und Teil des Betriebsverfassungsgesetzes.
In immer mehr Betrieben wird versucht, dieses Recht auszuhebeln wie bei Opel Bochum, Krupp Dortmund etc. Aber wenn die Belegschaft gemeinsam hinstand, gab es Erfolge. So wie bei Bosch in Stuttgart-Feuerbach, wo die Azubis gemeinsam mit den älteren Kollegen fünf Tage lang Aktionen für die unbefristete Übernahme machten. Mahnwachen, Proteste und ein Streik brachten den Erfolg: Bis 2012 werden dort alle Azubis unbefristet übernommen.
Deshalb ist der Kampf um die Weiterbeschäftigung von Marie Bauer eine Sache, die die Belegschaft der BP, aber auch jeden Gewerkschafter aus anderen Betrieben und Branchen und jede Frau und jeden Jugendlichen angeht – nicht nur in Gelsenkirchen.
Wie geht es weiter?
BP muss nun vor Gericht begründen, warum angeblich keine Arbeit für Marie Bauer da ist. Auf jeden Fall muss Marie Bauer bis dahin schon mal weiter bei BP arbeiten dürfen und auch bezahlt werden.
Das reicht aber nicht!
Wir fordern:
* Für die unbefristete Übernahme aller Azubis entsprechend ihrer Ausbildung bei BP!
* Sofortige unbefristete Weiterbeschäftigung der Jugendvertreterin Marie Bauer bei BP Gelsenkirchen!
* Schluss mit Psychoterror und Mobbing
Als erster Erfolg kann gemeldet werden:
Arbeitsgericht Gelsenkirchen entschied: Marie Bauer darf zur Ausübung ihrer Aufgabe als Jugend- und Auszubildenden-Vertreterin wieder in den Betrieb!
Wir haben den Solidaritätskreis „Mutige Marie“, am 24. Januar mit 26 Mitgliedern gegründet. Wir nehmen diesen Angriff auf eine mutige junge Frau nicht hin und unterstützen ihren Kampf um die Rechte der Jugendvertreter und um ihre berufliche Zukunft! Wir rufen auf:
Macht diese Sache breit bekannt! Ihr findet/Sie finden das auch einen Skandal und meint/meinen, dagegen muss man vorgehen und Solidarität organisieren, dann mach/machen Sie doch mit im Solikreis „Mutige Marie“. Wir treffen uns wieder am Montag, 31.1., 19 Uhr, im Courage-Treff, Ringstr. 71 – herzlich willkommen!
Ihr habt euch überlegt, eine Solidaritätserklärung zu schreiben, dann schickt sie an: Solikreis „Mutige Marie“ c/o Uwe Sliwka, An der Rennbahn 2, 45899 Gelsenkirchen, solikreismutigemarie@gmx.de und an JAV BP, Pawiker Str. 30, 45896 Gelsenkirchen
IE
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Grafikquelle : BP Gelsenkirchen Feldhauser Straße
Donnerstag 17. Februar 2011 um 22:11
Liebe Freunde,
ganz, ganz herzlichen Dank für die Berichterstattung. Anbei der neueste Stand im Fall „Mutige Marie“: Presseerklärung zur heutigen Gerichtsverhandlung.
Herzliche Grüße
Margret Bauer vom Solikreis Mutige Marie
3 : 0 für Marie Bauer gegen BP!
Der Sitzungssaal 1 des Arbeitsgerichts Gelsenkirchen platzte aus allen Nähten, als heute um 12:15 Uhr die Verhandlung im Prozess BP contra Marie Bauer stattfand. BP Gelsenkirchen hatte sich geweigert, die kämpferische Jugendvertreterin in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zu übernehmen und wollte sie nach § 78a Betriebsverfassungsgesetz rausklagen. Darüber hinaus wurde ihr Werksverbot erteilt und ihre JAV-Tätigkeit aberkannt. Marie wiederum hatte eine einstweilige Verfügung auf vorläufige Weiterbeschäftigung und Zugang zum Betrieb beantragt.
Das Ergebnis löste bei den etwa 70 Prozessbesuchern Jubel aus:
Erstens musste BP kleinlaut einräumen, dass Marie jedenfalls bis zum Ende des Prozesses in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis steht.
Zweitens darf Marie ihr Jugendvertretermandat bis zum Ende ihrer Amtszeit im Dezember 2012 ausüben.
Und drittens musste sich BP bereit erklären, Marie ab sofort bis zum rechtskräftigen Abschluss des Prozesses zu beschäftigen – und natürlich auch zu entlohnen.
Über den Antrag von BP, das Arbeitsverhältnis aufzulösen, wollte das Gericht noch nicht entscheiden, da ihm die von BP angeführten Gründe nicht ausreichten. Die Verhandlung wurde daher bis voraussichtlich April oder Mai dieses Jahres vertagt.
Anmerkung
Wir haben oben in der Titelleiste – analog zu „MAN“ – eine innere Verlinkung gesetzt, um schnelleren Zugang zum gesamten Thema zu ermöglichen. Den „Permalink“ findet ihr oben rechts in der Seiten-Titelleiste: „Mutige Marie“
Donnerstag 17. Januar 2013 um 9:29
Bin erst heute – 17.01.2013 – auf diesen erschütternden Bericht gestoßen. Und wundere mich über das Fehlen aller Kommentare, den Solikreis als Betroffener ausgenommen. Schade – Frage an DL: ist das weitere Schicksal der „Mutigen Marie“ im neuen Jahr bekannt?
Donnerstag 17. Januar 2013 um 9:46
# 2
Sie hat ihren Job behalten.
Ist auch in einen späteren Artikel erwähnt worden.
DL/Redaktion/IE