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Menschen im Kapitalismus

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 8. August 2012

Der Mensch im Kapitalismus

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Gedanken über unseren Planeten und den darauf lebenden Menschen macht sich der Philosoph Lucien Sève im folgenden Artikel. Auf die Suche nach der neuen Gesellschaftsordnung glaubt er nicht an eine Lösung durch die abgenutzten und wertlos gewordenen Worte in der Unterscheidung zwischen“die Rechte“ und „die Linke“.

Der Planet Erde, unser natürlicher Lebensraum, befindet sich in einem alarmierenden Zustand. Das ist uns bewusst, und inzwischen hat längst jede politische Organisation die ökologische Frage in ihren Diskurs aufgenommen. Der Planet Mensch, unsere menschliche Gattung, befindet sich in einem ebenso alarmierenden Zustand. Aber das ist uns nicht in dem Ausmaß bewusst, wie es angebracht wäre, und es gibt keine einzige politische Organisation, die die anthropologische Frage mit der gleichen Dringlichkeit anspricht wie die ökologische. Warum?

Auf die ökologische Frage wissen auch eher unpolitische Bürger zu antworten: dass die durch Treibhausgase ausgelöste Klimaerwärmung zu immer mehr Katastrophen führt, dass Boden-, Luft- und Wasserverschmutzung vielerorts die Grenze des Erträglichen überschreiten, dass unsere Produktions- und Lebensweise angesichts der zur Neige gehenden Ressourcen zum Untergang verdammt ist, dass die Atomenergie unabsehbare Risiken birgt. Manch einer wird vielleicht auf das Artensterben hinweisen und zu dem Schluss kommen, dass der ökologische Raubbau seitens der reichen Länder unbedingt gestoppt werden muss.

Woran liegt es, dass dies auch unpolitischen Bürgern bewusst ist? An den Medien, die regelmäßig über Umweltprobleme berichten. An eigenen Erfahrungen, die diese Berichte immer wieder bestätigen, vom Wetter bis hin zu den Benzinpreisen. An Wissenschaft und Politik, die dieses partielle Wissen in globale Visionen und politische Programme umsetzen.

Wenn wir denselben Bürgern nun die anthropologische Frage stellen, werden sie vermutlich nur Bahnhof verstehen. Wir können auch deutlicher werden: Glauben Sie, dass es der Menschheit genauso schlecht geht wie unserem Planeten? Dass die menschliche Gattung in ihrer zivilisierten Erscheinungsform bedroht ist? So sehr, dass die Rettung der Menschheit (im emphatischen Sinn des Wortes) ebenso dringend geboten ist wie die Rettung der Natur?

Viele werden sich verwundert die Augen reiben und die Frage irgendwie übertrieben finden. Natürlich berührt sie alle möglichen vorhandenen Sorgen und Ängste – bezüglich der Beständigkeit der Lebensverhältnisse, der um sich greifenden Ellenbogenmentalität, des Niedergangs der öffentlichen Moral. Aber dass deshalb die Menschheit in einer ähnlichen Gefahr schwebt wie unser Planet, scheint doch etwas abwegig.

Quelle: Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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