DEMOKRATISCH – LINKS

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RENTENANGST

Linker Templiner Parteitag

Erstellt von Redaktion am Sonntag 1. März 2020

Impressionen aus Brandenburg

Quelle     :    Scharf  —  Links

Von René Lindenau

Im malerisch gelegenen Ahorn Seehotel Templin traf sich Brandenburgs LINKE zu ihrem 7. Parteitag (1. Tagung, 22.02.-23.02. 2020). Es war der zweite nach der Wahlniederlage und dem damit einhergehenden Verlust linker Regierungs (mit) verantwortung. Dazwischen wurde in den Kreisen, in Vorständen, auf Regionalkonferenzen und an Computertastaturen Ursachenforschung betrieben. Auf dem Parteitag fand das auch noch seine Fortsetzung, aber es wurde ebenso wieder in die Zukunft geschaut. Denn vor dem Landesverband stehen nun, nachdem er sich nach 10 Jahren erneut in der ihm nicht unvertrauten Oppositionsrolle wieder findet die Aufgabe, sich neu zu sortieren; inhaltlich, personell. Große Aufgaben und Herausforderungen stehen an. Eine buchstabiert sich: AfD. Wer wenn nicht DIE LINKE ist gefordert sich für ein Bündnis mit anderen demokratischen Kräften einzusetzen; Vereinen Verbänden, Gewerkschaften, Kirchen, um eine Gegenmacht zu dem völkischen, rassistischen, menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Weltbild aufzubauen, und ihm eines aus Solidarität und Menschlichkeit entgegenzusetzen. Dazu gehören nicht nur die Teilnahme an Demonstrationen, wie auch am Rande des Parteitages als Delegierte und Gäste mit ihrer Präsenz das Gedenken eines Jugendbündnisses gegen die widerlichen Morde in Hanau (19.02) unterstützten. Dazu gehört es gleichermaßen den blau – braunen Wölfen ihre Schafspelze vom Kopf zu reißen, sie zu demaskieren und über ihre wahren Absichten zu informieren. Soviel wegen der als besonders notwendig empfundenen Dringlichkeit dieses Themas schon zu Beginn dazu einige Gedanken. Brandenburg wie auch ganz Deutschland muss endlich wieder eine Gesellschaft im Adornschen Sinne werden, wo jeder ohne Angst verschieden sein kann. Schaffen wir das?

Wenden wir uns dem Leitantrag zu. Im ersten Abschnitt wird deutlich, was Farbveränderungen in Koalitionen bewirken können. Hat Rot-Rot zehn Jahre dafür gearbeitet, soziale Gerechtigkeit zu schaffen, gleichwertige Lebensverhältnisse und Entwicklungschancen für alle Regionen zu sichern – und Brandenburg lebenswert zu gestalten – steht mit der Kenia Koalition wieder einiges davon in Frage; beitragsfreie Kita, kostenloses Mittagessen in Schulen. Mit LINKS hieß es zehn Jahre weg vom Niedriglohnland , kaum ist die CDU wieder in der Regierung, darf BASF eine Investition erneut mit der Hoffnung auf geringe Lohnkosten begründen. Nur an diesen Beispielen ist zu sehen: Es ist ein Unterschied wer regiert!

Noch einmal wird die Wahlniederlage vom 1.09. 2019 aufgegriffen. Kritisiert wurde das durchaus erfolgreiche Agieren von Partei und Fraktion durch personenbezogene „Skandale“ überdeckt wurden. Zudem kostete der Partei der Umgang mit eigenen Beschlusslagen (Welzow II) Glaubwürdigkeit. Ferner war es nicht gelungen, unsere erfolgreiche Gestaltungsarbeit mit Auseinandersetzungen in der Fläche zu verbinden (…). DIE LINKE hatte für sich den Anspruch formuliert, diese Politik und diese Regierung zu verändern. Diesem Anspruch sind wir aus Sicht der Wähler nicht gerecht geworden, heißt es. Neue Wege der innerparteilichen Debatte wovon auf den folgenden Seiten zu lesen ist bringt die Partei möglicherweise erneut zurück auf die Erfolgsspur. Zu wünschen wäre es. Denn augenblicklich 55 Prüfaufträge der Kenia Koalition sind keine Politik, die braucht es aber. Dafür steht DIE LINKE – für Politik. Und die fängt in dieser für sie selbst wichtigen Phase in ihren Gremien mit allen Genossen an. Planungen und Festlegungen hierzu finden sich im Leitantrag.

Ein zentraler Tagesordnungspunkt war die Wahl eines neuen Landesvorstandes. Persönlich bedaure ich, dass Diana Golze nicht mehr für den Vorsitz antrat. Es ist aber ihre Entscheidung, und sie braucht einfach nach der für sie so aufreibenden Zeit mal eine Pause…Die Alt-Vorsitzende, Anja Mayer wollte auch wieder eine der Neuen werden. Neu bewarb sich Katharina Slanina. Die bayerische Einwanderin Mayer, umriss ihre Vorstellungsrede mit den Punkten Anstand, Solidarität und Demokratie, die sie dann jeweils untersetzte. Kurz: Beim Anstand ging sie auf die Vorgänge in Thüringen ein, wo Union und die faschistische AfD einen (5 Prozent) FDP Mann zum Ministerpräsidenten machten, nur um Ramelow (31 Prozent) zu verhindern. Bei Solidarität sprach sie die Partei an. Nach den verlorenen Wahlen wurden auch Worte die unter die Gürtellinie gingen, an sie gerichtet. Eine Partei kann nicht glaubwürdig gegen Rechts und gegen die AfD aufstehen, wenn sie nicht selbst ein solidarisches Miteinander lebt, denke ich. So gar nicht passt es auch zu einer Partei, auf deren programmatischen Agenda der Kampf für eine solidarische Gesellschaft und letztlich ein demokratischer Sozialismus steht. Bezogen auf die Demokratie forderte die Kandidatin dazu auf sie zu verteidigen, insbesondere vor den Angriffen von Rechtsaußen.

Ein mahnende wie kluge Formulierung von Mayer war: „…ich fürchte eher, wir haben noch mal alle Fragen, die sich für uns heute neu stellen“.

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Und Katharina Slanina? Lassen wir sie auch kurz zu Wort kommen. Was sie bewies, DIE LINKE kann immer noch bei Wahlen erfolgreich sein. Nur 29 Stimmen mehr und wir hätten mit ihr die Bürgermeisterin der Schorfheide gestellt. Mit ihr stellte sich eine in mehreren Untersuchungsausschüssen sowie in der Landesschiedskommission erfahrene Genossin zur Wahl. Fettgedruckt finden sich in ihrem Manuskript die Worte Glaubwürdigkeit, Solidarität, Zuversicht und Respekt. Zuvor appellierte sie, wir müssten einer Sprache zurück finden, die die Menschen verstehen. Zur Zeit sei das kaum noch so. Die Kommunikation innerhalb der Partei müsse sich verbessern. Vertrauen gilt es neu aufzubauen, Respekt vor den Erfahrungen und Ansichten anderer waren weitere Slanina Aussagen. Überdies verkündete sie als Ziel, dass DIE LINKE wieder stärker Ansprechpartner für Gewerkschaften, Bürgerinitativen und außerparlamentarischen Gruppen wird und sie Debattenangebote unterbreitet.

Nach dem Willen der Delegiertenmehrheit haben sich nun eine Arzthelferin und eine Anwältin zu den neuen Landesvorsitzenden gepaart. Diese Kombination (berufsmäßig) kann Brandenburgs LINKE derzeit ganz gut gebrauchen. Über mangelnde Beachtung konnte sich die Landespartei jedenfalls auch nicht beklagen, gab ihr doch der Geschäftsführer Jörg Schindler und die Vorsitzende Katja Kipping bundespolitischen Zuspruch. Und seitens der sächsischen Bruderpartei war Luise Neuhaus-Wartenberg angereist, die (vize) präsidialen (Landtag Sachsen) Glanz in die Hütte brachte. All das möge sich fortsetzten. Denn ich denke, der auf diesem linken Parteitagswochenende beschlossene Weg ist der Richtige.

Cottbus, 28..02.2020 René Lindenau

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Grafikquelle       :

Oben      —      Foto René Lindenau auf scharf – links

Foto von einer Regionalkonferenz

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Unten    —       Landtag Brandenburg in Potsdam

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