KOLUMNE — MACHT –
Erstellt von Redaktion am Sonntag 5. August 2018
Solidargemeinschaft – erinnert sich wer?
Von Bettina Gaus
Selbst in Deutschland wird so getan, als handele es sich bei sozialen Nöten um das Versagen Einzelner. Und nicht um ein gesellschaftliches Problem.
So ungefähr mit Mitte 50 sfängt es an. Dass über menschenwürdige Unterbringung, über Demenz, über Krankheiten und über die Angst vor einem Schlaganfall beim Abendessen mit Freunden länger und häufiger geredet wird als über Politik und Urlaubspläne.
Dabei geht es nicht um die unmittelbar eigenen Probleme, sondern um die der Eltern. Was in mancherlei Hinsicht schlimmer ist. Weil Schuld-und Ohnmachtsgefühle mit ins Spiel kommen.
Nur wenige Leute haben so viel Glück wie ich: Eine Mutter, die mit 87 Jahren geistig und körperlich fit ist. Und die schon vor vielen Jahren selbständig für den Fall vorgesorgt hat, dass dies einmal nicht mehr so sein sollte. Kudos, Mama. Ein größeres Geschenk kann man einer erwachsenen Tochter derzeit nicht machen. Danke.
Komfortable Lösungen sind selten
Aber lässt sich daraus schließen, dass alle anderen alten Eltern verantwortungslos sind und ihnen das Schicksal ihrer Kinder egal ist? Sollen sie halt pflegen? Nein. Wahrlich nicht. Zur ganzen Wahrheit gehört nämlich auch: Meine Mutter ist dank günstiger Umstände materiell so gut abgesichert, dass sie sich komfortable Lösungen leisten kann. Für wie viele andere alte Menschen gilt das?
Wie viele Politiker: Sie reden, hören und sehen nichts – trotzdem zahlt sie der Steuerzahler. Vielleicht sollten sie durch echte Affen ersetzt werden, welche nur gefüttert werden wollen.
Für sehr wenige. Erwachsene Kinder, die lebenslang nicht einmal eine Reinigungskraft schwarz beschäftigt haben – weil sie diese Form der Steuerhinterziehung politisch und moralisch falsch fanden – , unterhalten sich inzwischen kenntnisreichs über die „polnische Lösung“. In vielen – nein, nicht in allen! – Fällen heisst das: steuerfreie (vulgo schwarze) Beschäftigung einer Pflegekraft aus Osteuropa.
Was genau bedeutet eigentlich der Ausdruck „Solidargemeinschaft“? Meinem Verständnis zufolge: dass bestimmte Gruppen innerhalb der Bevölkerung auf mehr staatliche Hilfen hoffen können als andere, weil sie bedürftiger sind.
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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Unten — Die drei Affen von Nikkō (Japan)
Dieses Werk wurde von seinem Urheber Marcus Tièschky in der Wikipedia auf Deutsch als gemeinfrei veröffentlicht. Dies gilt weltweit.