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In der Systemkrise

Erstellt von Redaktion am Samstag 2. Dezember 2017

Kolumne Macht

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Von Bettina Faus

So wie CDU und SPD in die Sondierungsgespräche gehen, vergraulen sie selbst treueste Anhänger. Das mag daran liegen, dass sie schwach sind wie nie. Ihnen fehlt aber auch etwas Entscheidendes.

Für die CDU traut sich nur der Geschäftsführer – wie heißt der noch mal? – vor die Presse. Für die SPD erklärt deren Vorsitzender Martin Schulz, man habe viel Zeit für eine grundsätzliche Entscheidung. Toller Start für Sondierungsgespräche. Sind die Traditionsparteien eigentlich bei Trost? So vergrault man selbst die treueste Gefolgschaft.

Überraschend ist die Entwicklung nicht. Immerhin waren die vermeintlich Starken nie zuvor vergleichbar schwach. Die CDU-Bundeskanzlerin muss sich von einem CSU-Minister auf der Nase herumtanzen lassen, weil ihr die Kraft fehlt, ihn zu feuern. Der CSU-Ministerpräsident kann nur noch um einen möglichst gesichtswahrenden Rückzug kämpfen. Und dann gibt es einen SPD-Vorsitzenden, der – ja. Dann gibt es auch den noch.

Es ist an der Zeit, nach aller berechtigten Kritik einmal ohne jede Ironie eine Lanze für die Sozial­demokraten und für Martin Schulz zu brechen. Die traditionsreichste deutsche Partei hat in ihrer Geschichte immer wieder bewiesen, dass sie zur Solidarität fähig ist. Manchmal zu spät. Manchmal bei der falschen Gelegenheit, Stichwort: Kriegskredite. Und dennoch. Im politischen Geschäft, in dem Intrigen und Gemeinheiten zum Alltag gehören, ist Anstand – und nichts anderes ist Solidarität – ein knappes Gut.

Welche andere Partei fällt Ihnen ein, die bereit ist, sich um den Preis von Nachteilen solidarisch zu zeigen? Die CSU? Die Grünen? Die CDU? Die AfD? Die Linke? Lachen Sie jetzt nicht.

Seit dem Wahlkampf-Tagebuch von Spiegel-Autor Markus Feldenkirchen weiß die Öffentlichkeit, dass Martin Schulz im Wahlkampf allein gelassen wurde. Spätestens seither wissen es übrigens auch führende Kräfte in der SPD. Und sie wissen, wie solidarisch der Spitzenkandidat sich verhalten hat. Jetzt haben sie ein schlechtes Gewissen. Zu Recht.

Quelle     :    TAZ      >>>>>       weiterlesen

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Grafikquelle     :

Maischberger, Sendung vom 14. Dezember 2016. Produziert vom WDR. Thema der Sendung: „Wutbürger gegen Gutmenschen: Verliert die Demokratie?“ Foto: Bettina Gaus („taz“-Journalistin)

 

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