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Gündogan vom Platz

Erstellt von Redaktion am Dienstag 12. Juni 2018

Erdogan vor ein Menschen-Recht-Gericht

Quelle   :   Rationalgalerie

Autor U. Gellermann

Fußball-Fans gelten nicht als politisch sehr sensibel. Meist denken sie: Unsere Mannschaft ist gut, also gehen wir mit ihr durch dick und dünn. Erst recht wenn mal wieder Fußball-Weltmeisterschaft ist. Aber manchmal haben selbst die treuesten Fans die Faxen dicke: Ilkay Gündogan (Gelsenkirchen) spielte am Freitag beim letzten WM-Test der deutschen Fußballer gegen Saudi Arabien unter Pfiffen. Schon beim Auswärtsspiel in Österreich begleiteten ihn Pifffe – bei fast jeder Aktion. Ilkay Gündogan und Mesut Özil sind die beiden Schlaumeier, die sich grinsend neben Recep Tayyip Erdogan für dessen Wahlkampf fotografieren ließen und ihm ein Trikot mit der Aufschrift „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten“ überreichten. Nur zur Erinnerung: Erdogan ist der aktuelle Diktator der Türkei.

Vom „Deutschen Fußball-Bund (DFB)“ ist man viele reaktionäre Geschmacklosigkeiten gewöhnt. Schon der legendäre Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger war vorher, bei den Nazis, Reichstrainer. Das hatte niemanden der neuen Obrigkeit gestört. Schwamm drüber. Denn mit Herberger stiegen die Deutschen bei der Weltmeisterschaft in Bern immerhin wieder zu einem achtbaren Mitglied der Völkerfamilie auf. Weltkrieg und Judenmord hin oder her. Wer darüber geschwiegen hatte, der mochte auch jetzt nicht die Frage stellen, wie viel Nähe zur Diktatur denn in Deutschland möglich ist.

Und weil deutsche Medien nur selten besser sind als der DFB haben manchen von ihnen die Pfiffe eifertig umgedeutet. Einen Höhepunkt lieferte der SPIEGEL, zu den Pfiffe fiel ihm ein: „Der Kern des würdelosen Spektakels ist Rassismus.“. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG verfiel dem schweren Mitleid und hörte „Pfiffe, die auch die Mitspieler treffen“. Doch den echten Höhepunkt lieferte der West-Berliner TAGESSPIEGEL“. Der behauptete glatt: „Deutschland pfeift sich aus“. Selbst jene Medien, die eine leise Kritik am Treffen von der beiden Nationalspieler mit Erdogan äußern mochten, brachten es nicht über sich, das Treffen mit dem Diktator, das den natürlich aufwertete, als falsch, als undemokratisch und verwerflich zu bezeichnen. Zugegeben: Wenn die Kanzlerin sich mit dem Mann trifft, warum nicht auch Özil und Gündogan, wird sich mancher Chefredakteur gefragt haben.

Dabei wäre es, nähme man das grundgesetzliche Sonntagsgeschwätz ernst, so einfach: Gündogan muß vom Platz, Özil erst gar nicht drauf und Erdogan vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.


Grafikquelle   :

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

5 Kommentare zu “Gündogan vom Platz”

  1. Stefan Weinert sagt:

    Da es in dieser Welt – weder in der Politik, noch in der Gesellschaft, noch im Sport – keine Gerechtigkeit gibt (und übrigens auch keinen Fußballgott), steht wohl in den Sternen, wie die DFB-Auswahl (es war keine sportliche, sondern eine politische Auswahl) in Russland abschneiden wird. Mich erinnert das Ganze an den Rußlandfeldzug vor 75 Jahren. Siegesgewiss und siegesverwöhnt zogen sie los, und tatsächlich sah es so aus, als würden die Deutschen auch Moskau überrennen und politischer Weltmeister werden. Tja, hätte nicht noch gerade rechtzeitig „Djed Moros = Großvater Frost zugeschlagen. So kann’s kommen. Also Gündogan und Özil und mit ihnen das schlechte Karma zurückschicken „ins Reich“ und dann erfolgreich durchstarten – aber bitte mit Sané!

  2. Paule Preitner sagt:

    zu 1. JAWOLL !!

  3. S. Äffenhügel sagt:

    Artikel und Kommi 1 gehen runter wie Öl !

  4. Boris Peckerl sagt:

    Was sagt eigentlich die offizielle Seite(n) der Partei Die LINKE zu der getürkten DFB-Auswahl? Frau Kipping? Frau Wagenknecht? Ich hätte mal ne klare Positionierung!!

  5. Matze Sammerle sagt:

    Lieber Boris, Sport hat doch mit Politik rein gar nichts zu tun. Frag‘ da doch mal die alten Ex-DDR Sportfunktionäre, die können’s dir bestätigen.

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