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Griechische Stimmen

Erstellt von Redaktion am Samstag 12. Mai 2012

Das Ursprungsland der Demokratie
erfährt nun, was der Rest Europas von dieser Sache hält

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Europas und Merkels Irrlehren

Jetzt haben die Griechen Demokratisch gewählt und schon kommen in Europa Stimmen auf, die griechischen Wahlen könnten die Demokratie zerstören. Gut das wir so einen Schwachsinn nur selten hören, vielleicht noch von Norbert Röttgen im NRW Wahlkampf. Ja, und vielleicht noch aus der Kommunisten Ecke in NRW morgen Abend? Spaß beiseite, die wollen ja keine Demokratie. Auf geht’s also DR. Jekyll und Mr. Hyde in NRW!

Zum Ausgang der Wahlen in Griecheland hier einen Bericht von Niels Kadritzke.

Die Wahlergebnisse:
Neo Dimokratia (ND) 18,9 % (108 Sitze, mit 50 Bonussitzen)
Syriza  16,8 % (52 Sitze)
Pasok 13,2 % (41 Sitze)
Unabhängige Hellenen (AE) 10,6 % (33 Sitze)
Kommunisten (KKE) 8,5 % (26 Sitze)
Chrysi Avghi 7 % (21 Sitze)
Dimar 6,1 % (19 Sitze)

Plakate waren Mangelware, die Wahlbroschüren dünner, die Plastikfähnchen lascher, und bei den wenigen Kundgebungen klangen die Lautsprecher weniger laut als früher. Die Krise hat auch die Kriegskassen der Parteien angefressen. Doch das Auffälligste an diesem Wahlkampf war etwas anderes: Es fehlten die lokalen Büros der Parteikandidaten.

Früher hat jeder aussichtsreiche Bewerber für das griechische Parlament (Vouli genannt) auf Wochen hinaus einen Laden gemietet, beflaggt mit Parteifahnen, voll mit Stapeln von Wahlbroschüren. Diesmal sparten sich die Kandidaten die Miete, die sie vom Privatkonto finanzieren mussten. Zum einen aus Angst vor den Glaserrechnungen, denn die Büros hätten die Wutbürger angezogen wie der Honigtopf die Bienen. Zum anderen weil so ein Ort nutzlos geworden ist. Im Kandidatenladen konnte der Wähler seinen künftigen Abgeordneten aufsuchen und die Gegenleistung für seine Stimme aushandeln: einen Auftrag für seinen Kleinbetrieb, eine Stelle für den Sohn beim staatlichen Stromversorger, eine Empfehlung für die Tochter an den parteinahen Universitätsprofessor. Das spielte sich keineswegs im Geheimen ab. Jeder konnte sehen, wer mit wem ins Geschäft kam oder kommen wollte.

Die öffentliche Kontaktzone zwischen Volk und Volksvertreter war die Kernzelle des Klientelsystems – solange es Aufträge und Posten zu verteilen gab. Seit Stellen im öffentlichen Sektor nicht mehr besetzt, sondern gestrichen werden, ist der Klientelismus tot oder doch auf dem Weg ins verdiente Grab. Im Gegensatz zu seinen politischen Trägern: Die beiden Systemparteien Pasok und Nea Dimokratia (ND), die in den letzten dreißig Jahren abwechselnd regiert und den Klientelstaat zu voller Blüte gebracht haben, wurden bei den Wahlen vom 6. Mai drakonisch abgestraft. Vergebens verdammten sie im Wahlkampf das alte System, als wäre es nicht der Speck gewesen, in dem sie wie die Maden gediehen waren. Im Ton höchster Empörung rechneten Pasok und ND einander die Anzahl der Staatsbediensteten vor, die sie als Regierungspartei eingestellt haben. Die Wähler rieben sich die Augen: Die alten Klientelparteien prügeln sich um die Siegerpalme im Kampf gegen den Klientelismus.

Quelle: Le Monde diplomatique >>>>> weiterlesen

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Grafikquelle   :   Schematische Darstellung der platonischen Ideenlehre

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