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Für eine Demokratie ohne Barrieren

Erstellt von Redaktion am Sonntag 17. August 2014

Inklusion – die neue deutsche Einheit

von Heribert Prantl

Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen: In den Debatten darüber, wie die Gesellschaft mit ihnen umgehen soll, gehen die Begriffe ziemlich durcheinander. Einmal ist von Integration, dann von Inklusion Rede. Manchmal werden diese Begriffe synonym gebraucht, dann wieder wird von Inklusion als einer Steigerungsform, als einer anspruchsvollen Form der Integration geredet.

Schauen wir uns den lateinischen Ursprung der beiden Wörter an, sagt dieser schon einiges über ihre Bedeutung aus: „Integrare“ heißt zusammenschließen, aber auch wiederherstellen. „Inclusio“ bedeutet dagegen den Einschluss, die Zugehörigkeit. In der Sonderpädagogik versteht man unter Integration die Wiedereingliederung der Kinder, die bisher ausgegliedert waren, in die Regelklassen. Der Begriff der „Inklusion“ geht darüber hinaus. Inklusion heißt Zugang verschaffen, heißt Abbau von Barrieren. Diese Zugänglichkeit meint jedoch nicht nur die zu Gebäuden und zu Verkehrsmitteln für Menschen mit Behinderung. Es geht bei der Inklusion nicht nur um bautechnische Fragen; Inklusion ist ein gesellschaftspolitisches Prinzip. Inklusion ist das Gegenteil von Exklusion. Eine Exklusionsgesellschaft, eine Ausschlussgesellschaft also, wäre eine undemokratische Gesellschaft. Inklusion ist also, genau genommen, gelebte Demokratie.

Inklusion meint die Zugänglichkeit der Gesellschaft insgesamt, sie meint Teilhabe an Arbeit und Leben, am Arbeitsleben und am Freizeitleben. Inklusion bedeutet nicht nur Dasein und Geduldetsein; sie bedeutet Anerkennung, Respekt und Wertschätzung. Inklusion – das ist also ein gewaltiger Anspruch, das ist ein großes, ein hochgestecktes Ziel, von dessen Realisierung wir noch immer weit entfernt sind. Inklusion ist eine Realvision.

Das Wort „Inklusion“ macht deutlich, dass bloße räumliche Wiedereingliederung nicht reicht. Die bloße Anwesenheit eines Kindes mit Behinderung Beeinträchtigung in einer Regelklasse bewirkt nicht viel; vielleicht bewirkt sie oft sogar das Gegenteil von dem, was man sich erhofft: Wenn nämlich nicht mehr passiert als räumliche Eingliederung, wenn es keine gezielte Förderung, wenn es keine kluge Einzelfallpädagogik gibt – dann ist solche Integration leere Präsentation, die womöglich nur Demotivation und Resignation mit sich bringt.

Quelle: Blätter >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Author Lukáš Malý

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