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„Frauen sind nicht immer Opfer“

Erstellt von Redaktion am Sonntag 5. Oktober 2014

„Ich kann das Wort ,Opfer‘
für meine Romane nicht ausstehen“

.BUCHMESSE Sofi Oksanen ist der Star der finnischen Literaturszene. Sie hält am Dienstag die Auftaktrede zur Frankfurter Buchmesse für den diesjährigen Ehrengast Finnland. Mit der taz spricht sie über ihren neuen Roman „Als die Tauben verschwanden“, über Frauen, Esten, Nazis, Sowjets – sowie die aktuelle russische Propaganda

INTERVIEW RUTHARD STÄBLEIN

Sofi Oksanen lädt ein in ihr Lieblingscafé. Es liegt in einem alten Arbeiterviertel in Helsinki. Es gibt Kuchen. Mehrere Vogelbauer hängen im Raum, den Vogelgezwitscher, Tassenklappern, Gespräche erfüllen. Der Caféplüsch steht im Kontrast zum Aussehen und Auftreten von Sofi Oksanen. Mit ihrem schwarzen Post-Punk-Lederrock, dem langen Haarteil aus Dreadlocks, dem überschminkten, vollen Mund. Really gothic.

Sofi Oksanen landete mit ihrem Roman „Fegefeuer“ einen Welterfolg. Mit einer gewissen Aliida als Hauptfigur. Der neue Roman hat den Titel „Als die Tauben verschwanden“. Ihre neue Heldin heißt Judith. Was ist der mythologische Hintergrund?, frage ich Sofi Oksanen; zuerst auf Deutsch, dann auf Englisch. Sie unterbricht mich.

(…..)
Die russische Propaganda bezeichnet ihre Feinde häufig als „Faschisten“.

Ja, das Wort von den „Faschisten“ ist wohl das wichtigste Werkzeug in der russischen Propaganda. Das war auch eine der Schlüsselideen von Stalin: Man spricht nicht über den Zweiten Weltkrieg, sondern ausschließlich über den „Großen Vaterländischen Krieg“. Für die Russen existiert der Begriff „Zweiter Weltkrieg“ nicht. Es ist immer nur vom „Großen Vaterländischen Krieg“ die Rede, nie von den Juden, vom Holocaust, von Rassenverfolgung. Nur vom Leiden der russischen Menschen und der Verteidigung von Russland. Nie sprechen sie vom Nationalsozialismus. Das ist zu nahe an „Sozialismus“. Um die Nähe zu vermeiden, bezeichnen sie den Nationalsozialismus ausschließlich als Faschismus. „Faschismus“ war und ist das Wort der Wörter. Es steht für alle, die gegen das autoritäre Russland sind, in der Ukraine, überall. Homosexuelle, der Westen, alles Faschisten!

Und dieses entgrenzende Gerede vom Faschismus erlaubt es dann, sämtliche Mittel gegen die Gegner einzusetzen?

Genau, so ist es.

Quelle: TAZ >>>>> weiterlesen

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Fotoquelle: Wikipedia – Author Lesekreis

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Ein Kommentar zu “„Frauen sind nicht immer Opfer“”

  1. Fred Albani sagt:

    Richtig und das ist dann das billigste Mittel gegen anders Denkende.
    Wie arm im Geiste.

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