FIFA Deal mit INTERPOL
Erstellt von Redaktion am Mittwoch 21. März 2018
Wenn die Weltpolizei mit der Fifa dealt
Von Robert Schmidt und Mathieu Martiniere
Interpol gilt als integre Polizeibehörde, genießt einen guten Ruf. Warum lassen sich die Polizisten von der Fifa und dem IOC bezahlen?
Dieser Text ist Teil einer vierjährigen Recherche der Autoren zu Interpol. Die Autoren haben ihre Recherchen in der Arte-Doku „Interpol: Wer regiert die Weltpolizei?“ zusammengetragen, die am Dienstag um 20.15 Uhr auf Arte ausgestrahlt wird.
Wohl selten stand der Weltfußballverband Fifa so sehr im Blickpunkt von Ermittlern wie im Mai 2015. Kurz vor dem Fifa-Kongress in Zürich, auf dem sich der damalige Präsident Sepp Blatter noch ein letztes Mal wiederwählen ließ, führte die Schweizer Polizei sechs hochrangige Fifa-Funktionäre in Handschellen aus dem Luxushotel Baur au Lac. Unter ihnen Fifa-Vizepräsidenten und die Verbandschefs aus Brasilien und Costa Rica. Die Vorwürfe gegen die Topfunktionäre waren die Fifa-üblichen: Geldwäsche, Annahme von Bestechungsgeldern sowie Korruption bei den WM-Vergaben 2018 und 2022.
Sepp Blatter brauchte gutes Image
Blatter suchte den Kontakt zu Interpol vermutlich nicht nur für den gemeinsamen Kampf gegen Sportkriminalität. Er wollte 2011 wiedergewählt werden, die Fifa stand aber da schon bauchtief im Korruptionssumpf. Wer da mit einem Deal mit der obersten Polizeibehörde für sich werben kann, hat gute Chancen auf eine Wiederwahl. Blatter lieh sich das gute Image von Interpol. Er gewann die Wahl.
Bei Interpol hat das Methode: Seit Jahren setzt sich Interpol einerseits für den sauberen Sport ein. Doch die Organisation scheut sich dabei nicht, auch Millionenverträge mit dubiosen Akteuren aus dem Sport abzuschließen. Indem Interpol Gelder von Sportorganisationen unter Korruptionsverdacht und von autoritären Staaten annimmt, setzt die internationale Polizeibehörde ihre Reputation aufs Spiel – nicht nur als Akteur im Kampf gegen Sportkriminalität.
Zweitgrößte zwischenstaatliche Organisation der Welt
Die Polizeiorganisation wird von 192 Mitgliedsländern getragen. Nach den Vereinten Nationen ist sie die zweitgrößte zwischenstaatliche Vereinigung der Welt. Sie dient den nationalen Kriminalpolizeibehörden dazu, über Staatengrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Die Organisation mit Sitz im französischen Lyon schult Polizisten und Zollbeamte aus aller Welt. Von 2000 bis 2014 führte der Generalsekretär Ronald Noble, ein US-Amerikaner, die Organisation. Er entwickelte sie rasant weiter, weitete die Aufgaben von Interpol stark aus. Experten schätzen seine Erfolge.
Auch das Finanzierungsmodell änderte Nobel. Bis 2011 finanzierte sich Interpol fast ausschließlich über Zuwendungen seiner Mitglieder. Unter seiner Führung aber schloss Interpol binnen weniger Jahre mehrere große Deals: Von der Fifa sollte die Organisation 20 Millionen Euro, verteilt auf zehn Jahre, erhalten. Von der Pharmaindustrie weitere 4,5 Millionen Euro, verteilt auf drei Jahre. 2014 beschlossen die Mitgliedsstaaten dann, ihr Budget künftig sogar bis zu 50 Prozent durch Einnahmen aus der Wirtschaft zu öffnen.
Nicht der erste kritische Fall
Denn wer die Weltpolizei auf seiner Seite hat, profitiert auch von deren gutem Image. Die Polizisten bringt das in eine schwierige Lage. Die Fifa-Finanzierung war nicht der einzige Fall, bei dem Interpol in die Kritik geriet. Bereits 2013 deckte DIE ZEIT die Interessenkonflikte hinter Interpols Millionenabkommen mit der Tabak- und der Pharmaindustrie auf.
Ende 2014 wurde der Deutsche Jürgen Stock zum Generalsekretär gewählt. Er führte eine Ethikkommission ein, einen Due Diligence Officer, der auf die Sorgfalt der Behörde achten soll, und kündigte mehr Transparenz an. Viele der unter Nobel abgeschlossenen Verträge wurden entweder gekündigt, wie im Falle der Fifa, oder liefen, wie im Falle von Philip Morris und der Pharmaindustrie, einfach aus.
Die Kündigung mit der Fifa besiegelte aber nicht das Ende von Interpols Engagement im Weltsport. Nur Insider aus der Sportpolitik wissen, welche Rolle Interpol noch immer spielt. Die breite Öffentlichkeit bekommt davon kaum etwas mit. So hat die Polizeiorganisation im Rahmen des Projekts Stadia 2012 ein zehn Millionen US-Dollar schweres Abkommen mit dem Organisationskomitee der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar abgeschlossen. Ziel sei es, die Sicherheit der WM 2022 zu gewährleisten und darüber hinaus bleibende rechtliche Regeln für die Welt zu schaffen, so Interpol.
Teil der Kooperation sind Expertengruppen, Sicherheitsschulungen sowie Trainings und Konferenzen. Als um die umstrittene WM vor vier Jahren die ersten Gerüchte aufkamen, das Turnier könnte gekauft worden sein, kündigte Interpol das Abkommen nicht auf. Das änderte sich auch nicht, als bald darauf unter anderem das FBI und Schweizer Behörden gegen die Sportorganisation Ermittlungen einleiteten. Das Abkommen besteht bis heute.
Quelle : Zeit-online >>>>> weiterlesen
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Español: Asamblea 82 de Interpol, Cartagena, Colombia
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Author | National Police of Colombia |
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2.) von Oben — Warner (rechts) mit dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama (links) und FIFA-Präsident Sepp Blatter(Mitte)