EU – Wahlen – minus SPD
Erstellt von Redaktion am Samstag 1. Juni 2019
Kolumne zur EU-Wahl 2019 und der SPD
Reste EU Leere Körper – Leere Köpfe
Eine Kolumne von Stefan Weinert – Politikbeobachter – Ravensburg
Enttäuschung, Katerstimmung und Entsetzen bei der SPD bundesweit und bis hinab in die einzelnen Kreis- und Kommunalverbände! Kann ich aber nicht nachvollziehen, war all‘ dies‘ doch absehbar und selbst verschuldet von der SPD heraufbeschworen und somit die „Logik des Versagens“. Es sei denn, die Genossen dachten und meinten und hofften, es würde alles so weitergehen, wie in den vergangenen 15 Jahren.
Zunächst: Die deutschen Wählerinnen und Wähler haben nicht wirklich ihre Stimmen für die Zusammensetzung eines neuen EU-Parlamentes abgegeben. Nein, die Bundesdeutschen nahmen diese EU-Wahl als Gelegenheit für eine vorgezogene Bundestagswahlneuwahl wahr, mit dem Ergebnis, dass die unheilvolle GroKo abgewählt wurde. Denn nicht nur die „Sozis“, sondern auch die „Christlichen“ haben millionenfach ihr „Fett“ abbekommen. Der Ruf nach vorgezogenen Neuwahlen ist daher eigentlich nicht mehr notwendig und auch überflüssig, sprich, obsolet. Formell und grundgesetzlich vorgeschrieben müsste sie dennoch durchgeführt werden, um das aktuelle Abbild des Volkes Stimme im Bundesparlament wiederzufinden.
Apropos. Vor 15 Jahren begann der endgültige Niedergang der „Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“, die schon zu diesem Zeitpunkt ihre traditionelle Klientel (zur Erinnerung: das arbeitende Volk, die Randgruppen der Gesellschaft, die nicht so gut Betuchten) weites gehend nicht mehr vertreten hat. Die meisten Parteimitglieder waren statt der Arbeiter nun Akademiker. Und dann 2005 die Einführung der so genannten Hartz-Gesetzgebung (seit 2002) unter dem SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder, mit seinem völlig un-sozialen (um nicht zu sagen „a-sozilalen“) Teil IV: Abschaffung der bisherigen Unterstützung der arbeitslosen Bürgerinnen und Bürger durch das Arbeitslosengeld (= eine gesetzlich verbriefte Versicherungsleistung seitens des Staates, aufgrund der eingezahlten Beiträge zur Arbeitslosen“versicherung“!) und Arbeitslosenhilfe (garantierte Sozialleistung des Sozialstaates, deren Höhe abhängig von dem zuvor individuell gezahlten Arbeitslosengeld war). Stattdessen nun die verkürzte Zahlung von Arbeitslosengeld (jetzt „Arbeitlosengeld I“ genannt) und die Einführung des entwürdigenden Arbeitslosengeldes II (im Volksmund nur „Hartz-IV“ genannt, benannt nach Peter Hartz, der sich später als Krimineller entpuppte) mit einem für alle pauschal festgesetzten Geldbetrags in Höhe der bisherigen Sozialhilfe, außer Acht lassend, wie lange und in welcher Höhe der/die Betroffenen in die Arbeitslosen-VERSICHERUNG eingezahlt hatten. Das war Betrug und Gesetzesbruch – nichts anderes, und hat unzählige Existenzen zerstört und die niedere „Kaste der Hartzer“ (Hartz-Fernsehen) in unsere Gesellschaft eingeführt. Wie gesagt, unter der Führung der SPD.
Doch das ist längst nicht alles. Im Bundestagswahlkampf 2005 versicherten sämtliche SPDler – vom Minister bis zum Wahlkreiskandidaten – dass es eine von der CDU geforderte Mehrwertsteuererhöhung „mit uns nicht geben wird.“ Und? Die SPD stimmte einer Mehrwertsteuererhöhung von damals 16 auf 19 Prozent zu. Das war Verrat am SPD-Mitglied und dem SPD-Wähler.
Dann – last but not least – der parteiinterne Streit um den Weg in eine mögliche GroKo mit der CDU, die dann ja zustande kam. Streit, wird er fair und konstruktiv geführt, gehört zu jedem Diskurs. Doch die SPD-Granden und die SPD-Führungspersonen 2017/2018 kämpften alles andere als fair und konstruktiv. Kevin Kühnert und die von ihm geführten Jusos, die sich klar und deutlich gegen eine GroKo aussprachen, wurden mit „wetzenden Messern“, Beeinflussung, „dishonesty“ und – fast unter Tränen – dem großen Versprechen, die SPD jetzt ganz bestimmt zu erneuern – bekämpft und belogen, um einige der Jusos und eben die Mehrheit der SPD-Mitglieder dazu zu bewegen, einer GroKo zuzustimmen. Und so kam es.
Wenn PolitikerInnen nicht einhalten, was sie durch ihre Parteien zuvor versprochen haben !
Der SPD ist eben die eigene Macht wichtiger (egal zu welchem Preis), als sich für die, die keine Macht haben, einzusetzen. Und nun die Quittung für diesen Deal. Wie gesagt: Es hätte alles gut weitergehen können, eben so wie immer. Wenn da nicht Greta, wenn da nicht die Millionen junger Leute und wenn da nicht – im digitalen Zeitalter – You Tube und die sozialen Medien wären. Sie – und die Hartnäckigkeit der wirklich sozialen und humanistischen und vielleicht auch christlichen Bevölkerungsgruppen über Jahrzehnte hinweg, haben dazu beigetragen, dass die Zeit endlich reif war und die „Saat der vermeintlichen Sozialen“ aufgehen musste. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“, heißt es in einem sehr alten Buch.
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Grafikquellen :
Oben — Catrinas – Day of the Dead Ladies…
- CC BY-SA 4.0
- File:Catrinas – Day of the Dead Ladies.jpg
- Created: 1 January 2014
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Unten — Olaf Scholz auf dem SPD Bundesparteitag am 19. März 2017 in Berlin
Autor — Olaf Kosinsky / Sourcer — Own work
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Samstag 1. Juni 2019 um 12:02
Eine sehr gute, tatsachengerecht Beschreibung der SPD von 2002 bis heute. Bravo, Stefan Weinert.
Die allermeisten der You-Toub-Generation wissen wahrwscheinlich gar nicht um die sozialpolitischen „Verbrechen“ der Sozialdemokratie.
Deren „Führung“spersonal auf Bundes- und Landesebene ist derart neoliberal Ver Schrödert, das es für die Gesamt-Partei, den „logischen“ Untergang bedeuten muss.
Diese SPD hat zwischenzeitlich einen Zustand erreicht, in dem sie weder von der herrschenden Klasse noch von der beherrschten Klasse politisch benötigt bzw. gebraucht wird. Also, was macht der Mensch mit völlig unbrauchbaren nutzlosen Gegenstände. Weg damit.
Diese SPD kann noch nicht einmal in der Rest-Müll-Verwertung noch einen Ertrag bringen.
Lieber Stefan Weinert, ich glaube, wir haben noch gute Chancen, das formale Ende dieser Partei mit zu erleben.
M.E. existiert diese u.a. deshalb noch, weil etwas über 100.000 der insgesamt etwas über 400.000 Parteimitglieder im öffentlichen Dienst,
also in deren eigenem Staat beschäftigt sind.
Samstag 1. Juni 2019 um 18:44
@ Bremer
Prima, dass du wieder da bist!
Montag 3. Juni 2019 um 15:53
Freut mich, Opa Fielmann, wir müssen zusammenhalten. Zum Beispiel: Stefan Weinert, Opa Fielmann, „Bremer der Zweite“. Wie wir nur einen Tag nach unseren Veröffentlichungen gesehen haben, gehen die neoliberalen Schröderianer nacheinander von Bord. Selbstverständlich sind alle diese „SPD-Politik-Größen“ kein Deut besser als Frau Nahles. Wen man sich anschaut, ob die Seeheimer (früher Kanalarbeiter genannt), die Netzwerker oder die Parlaments-„Linken“. Alle zusammen sind diese jeweils Garanten, dass die SPD sich tendenziell bei „Umfragen“ und „echten Landtagswahlen“ weiter nach unten bewegt.