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Eine überfällige Kontroverse

Erstellt von Redaktion am Sonntag 9. Mai 2021

Debatte um Buchpreis für Habermas

Jede/r welche/r Preise verteilt, möchte sich in erster Linie selber im Vordergrund zeigen. Das gilt für den Staat, gleichermaßen wie Kultur oder auch den Karneval ! Ein Lob an Habermas welcher die Annahme verweigerte !

Von Andreas Fanizadeh

Jürgen Habermas hat den „Sheikh Zayed Book Award“ abgelehnt. Nun ist ein Streit um die Strategien auswärtiger Kulturpolitik entbrannt.

Man muss Jürgen Habermas dankbar sein. Dankbar dafür, dass der 91-jährige deutsche Philosoph die Auszeichnung mit dem Sheikh Zayed Book Award aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zunächst annahm. Und noch mehr dafür, dass er als international führender Demokratietheoretiker diesen nach dem Patriarchen der Herrscherfamilie Abu Dhabis benannten Preis nun doch nicht annimmt.

Die mit 225.000 Euro (!) dotierte Auszeichnung sollte ihm im Rahmen der am 23. Mai beginnenden Buchmesse in Abu Dhabi verliehen werden. Frankfurter Buchmesse, Auswärtiges Amt und Wirtschaftsministerium organisieren dort den Auftritt deutscher Kultur und Verlage in der Hauptstadt der Emirate. Das stärkste der dank Petrodollars reich gewordenen, aber menschenrechtlich betrachtet immer noch armen Emirate gilt der auswärtigen Kulturpolitik als strategischer Partner.

So sitzt Buchmessenchef Juergen Boos im neunköpfigen Beirat des Sheikh Zayed Book Award. Schirmherr des Preises ist kein Geringerer als Kronprinz Muhammad bin Zayid Al Nahyan selbst, der de facto Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Machthaber am Golf ist. „Gerade dieser Preis für Habermas wäre jedoch mehr gewesen“, schrieb Stefan Weidner auf dem Internetportal Qantara.de, das zur Deutschen Welle gehört.

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Der Buchautor und Arabist sagt, was Boos oder Strategen wie Andreas Görgen vom Auswärtigen Amt in solchen Fällen zur Rechtfertigung gerne behaupten. „Fortan“, so Weidner, „hätte unsere Diplomatie die emiratische Politik an den Maßstäben unseres besten Philosophen messen dürfen. Allerdings sind es Maßstäbe, denen auch die westlichen Gesellschaften kaum je genügen.“ Der zweite Satz hier versteht sich als Zugabe für notorisch antiwestlich orientierte Kreise. Über solch relativierende Behauptungen und angedeutete Gleichsetzungen von Demokratien mit Diktaturen kann man halt mit allen im Geschäft bleiben.

Dichtender Emir

Doch gibt es für Weidners Einlassung, die Emirate hätten sich künftig an Habermas‘ Demokratieverständnis messen lassen wollen, glaubwürdige Hinweise? Eher nicht. Dietmar Pieper berichtet im Spiegel, wer vor Habermas auch schon den Sheikh Zayed Book Award erhielt. Habermas’ Vorgänger als „kulturelle Persönlichkeit“ des Jahres war 2015 etwa Mohammed bin Rashid Al Maktoum, seines Zeichens Emir von Dubai. In seiner Freizeit pflegt er das „freie Wort“ und schreibt Gedichte.

Jüngst ließ er jedoch seine Tochter Latifa entführen. Die Prinzessin war ins Ausland geflüchtet. Der dichtende Vater ließ sie zurück nach Dubai verschleppen. In einem an die BBC gelangtem Video wandte sich die Gefangene Hilfe suchend an die Öffentlichkeit.

Quelle       :         TAZ        >>>>>        weiterlesen

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Grafikquellen          :

Oben     —     Juergen Habermas at a discussion in Munich, 2007

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