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Dr. Gniffke ist mutmaßlich ein Fälscher

Erstellt von Redaktion am Freitag 6. Januar 2017

File:2010-06-06 Skillshare Gniffke.jpg

Russische Hacker hacken das Synonym-Lexikon der Tagesschau

Autor: U. Gellermann
Datum: 05. Januar 2017

„Herr Dr. Gniffke, Herr Dr. Gniffke!“ Bleich und angsterfüllt bricht der Systemadministrator der Tagesschau in die Redaktionskonferenz: „Jemand hat unser Synonym-Lexikon gehackt! Das Wort ‚mutmaßlich‘ ist verschwunden! Einfach weg! Statt dessen habe ich diese Zeile lesen müssen: ‚Mutmaßlich ist Gniffke ein Fälscher. Denn mutmaßlich bedeutet einem begründeten Verdacht zu folgen. Gniffke benützt dieses Wort aber immer, ohne einen Grund anzugeben.‘ Was machen wir nun?“

Dr. Gniffke: „Das kann nur der Russe gewesen sein. Erst wurde Hilary Clinton gehackt, jetzt ich! Aber ich bin doch nur vermeintlich Kai Gniffke, ich werde fälschlich als solcher bezeichnet, nur vorgeblich bin ich der Chef von ARD-aktuell, nur dem Vernehmen nach werde ich Mister Tagesschau genannt, es ist nur denkbar, dass ich Journalist bin. . .“ Als Dr. Gniffke nicht enden will, zieht ihm der Systemadministrator einen Stecker aus dem Hintern. Der Wortschwall hört auf, die Konferenz klatscht und einer sagt hinter vorgehaltener Hand: „Dachte ich doch, dass Gniffke nur ein Computer-Bot ist.“

Programmbeschwerde:
AgitProp in der Tagesschau: „Hacker-Angriffe auf die USA“:
http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-17681.html
 
Sehr geehrte Rundfunkräte des NDR, sehr geehrter Herr Intendant,

4,2 Millionen Tagesschau-Kunden empfingen am 30. Dezember 2016 um 20 Uhr gleich zum Beginn diese Studio-Nachricht:

„Die Ausweisung russischer Diplomaten aus den USA wegen mutmaßlicher Hackerangriffe hat neue Spannungen zwischen Washington und Moskau ausgelöst. Kremlchef Putin bezeichnete die Sanktionen als Provokation, die auf eine weitere Unterhöhlung der russisch-amerikanischen Beziehungen abziele. Auf Gegenmaßnahmen will er aber vorerst verzichten. …“ (Quelle: s. Betreff)

… und wir wollen drauf verzichten, den ganzen Text sowie die damit anmoderierten Korrespondentenbeiträge zu zitieren, denn sie blieben in Inhalt und Stil der Gesamtlinie treu: Unseriöser Hetzblatt-Journalismus, Verstoß gegen die Programmgrundsätze und -richtlinien des Rundfunkstaatsvertrags.
Bereits im ersten Satz steckt Manipulationswille: „…wegen mutmaßlicher Hackerangriffe.“ Nicht: wegen „angeblicher“, oder gar bloß „vorgeblicher“ Angriffe! Den beweislos behaupteten Hackerangriffen wird mittels falscher Wortwahl Tatsachencharakter verliehen. Die Umschreibung von „mutmaßlich“ lautet bekanntlich: „es ist anzunehmen, dass“. Das lässt keine Zweifel mehr zu. Der ursprüngliche Sinn des Wortes „mutmaßlich“ war, etwas als bloße Vermutung zu kennzeichnen, doch kommt er nicht mehr zur Geltung, schon gar nicht im vorliegenden Zusammenhang.
Nicht einmal andeutungsweise weist die Tagesschau darauf hin, dass wir von möglicherweise sehr gekünstelten Begründungen für ein politisches Manöver der Obama-Administration hören: Für russische Hacker-Angriffe auf Hillary Clintons Wahlkampfkomitee fehlt jeglicher Beweis. Erst recht dafür, dass staatliche Stellen Russlands darin verstrickt waren. Quelle entsprechender Behauptungen ist einzig die CIA – und die unterstützte bekanntlich sehr einseitig H. Clinton und war aufs Äußerste bemüht, deren zahlreiche Skandale zu vertuschen. Nichts davon zeigt die Tagesschau auf.
Vielmehr malt ARD-aktuell Russland wieder einmal als den zu Recht Beschuldigten ab. Der Gipfel der Stillosigkeit und Beweis für fehlende Seriosität: Im zweiten Satz ihres Aufmachers tituliert die Tagesschau den Präsidenten der Russischen Föderation, Vladimir Putin, herablassend-verächtlich als „Kremlchef“ und zugleich beschuldigt sie ihn somit indirekt persönlich. ARD-aktuell zelebriert Rotzlöffeljournalismus. 
Kontext zu dieser miesen Tagesschau-Berichterstattung: Am 30.12. hatte schon kurz nach 8 Uhr morgens der weltbekannte Whistleblower Edward Snowden die Problematik auf den Punkt gebracht:

„Few techs doubt that Russians could have a hand in hacks, but public policy requires public evidence.“

(„Wenige Techniker bezweifeln, dass die Russen beim Hacken eine Hand im Spiel haben könnten, aber öffentlich damit Politik zu machen verlangt eine öffentliche Beweisführung“ [Übersetzg. d.Verf.]).
Dass der in weniger als drei Wochen sein Amt antretende künftige US-Präsident Trump die CIA-Behauptungen längst für unsinnig und für ein aggressives Störmanöver der noch amtierenden Obama-Administration gegen seine russlandpolitischen Absichten hält, hat er bereits während seines Wahlkampfs erklärt – und nach dem „Genuss“ der ersten offiziellen „Briefings“ der US-Geheimdienste erneut hervorgehoben. Trump über die CIA und ihre Behauptungen:

„These are the same people that said Saddam Hussein had weapons of mass destruction.“ Quelle: https://en.m.wikipedia.org/wiki/2016_United_States_election_interference_by_Russia
(„Das sind die gleichen Leute, die behauptet haben, Saddam Hussein besitze Massenvernichtswaffen“. [Übersetzg. d.Verf.]).
Wie kritische US-Journalisten über das Hacker-Gerede denken und was dahinter stecken dürfte, sagt dieser Artikel-Vorspann präzise:

The move was ostensibly over alleged but completely unproven Russian „hacking“ to influence the U.S. election. But the real reason is likely Obama’s loss of face after being left out of the successful negotiations of a new ceasefire in Syria. Quelle: http://www.informationclearinghouse.info/46129.htm
(Sinngemäß: „Die US-Sanktionen erfolgen angeblich wegen des allerdings völlig unbewiesenen russischen ‚Hacking’ zur Einflussnahme auf die US-Wahl. Aber der wahre Grund ist wahrscheinlich Obamas Gesichtsverlust, nachdem er aus den erfolgreichen Verhandlungen über einen neuen Waffenstillstand in Syrien ausgeschlossen worden war“).
Selbst die publizistische Speerspitze der deutschen Bellizisten, die SZ, wahrte die gebotene Skepsis. Sie zitiert etliche Experten:

„Solche Behauptungen erfordern hieb- und stichfeste Beweise.“ Quelle: http://www.sueddeutsche.de/digital/hacking-vorwuerfe-gegen-russland-viele-indizien-gegen-russland-aber-kaum-beweise-1.3316005
Und wie sieht sie aus, die Beweislage? 

„Es handele sich um dieselbe Gruppe. Um diese mit Russland in Verbindung zu bringen, verwies Rid auf Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen. Der macht Russland für den Bundestags-Hack verantwortlich.“ Quelle: ebd. 

(Exkurs: Ach so, Kronzeuge Maaßen. Dessen Glaubwürdigkeit und der Wahrheitsgehalt seiner NSU-Darstellungen sich zueinander ebenso verhalten wie Wellnessmassage zu Darmspiegelung).
Das zweite bedeutende antirussische Bellizisten-Organ, DIE ZEIT, meint ebenfalls:

„Dem Vorwurf der Manipulation der öffentlichen Meinung durch Hackerangriffe müsse mit äußerster Skepsis begegnet werden.“ Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-12/sanktionen-russland-usa-stimmung
Begründete und journalistisch zwingende Skepsis gegenüber Behauptungen aus Washington ist aber nicht das Anliegen der Tagesschau. Das „Flaggschiff der ARD“ steuert lieber stramm transatlantischen Kurs. Zwar haben die USA und die NATO In ihren sechs jüngsten großen verbrecherischen Kriegen zusammen 4,6 Millionen Zivilisten umgebracht, mehr als neun Millionen Menschen verwundet und verkrüppelt, mehr als 15 Millionen Menschen in die Flucht getrieben (Jugoslawien 1999, Afghanistan 2001, Irak 2003, Libyen 2010, Syrien 2011, Jemen 2015); egal, die Tagesschau bleibt trotzdem distanzlos bei ihrer „prowestlichen“ Linie. Journalistische Etikette gilt ihr ebenso wenig wie menschlicher Anstand. Auf das besonders für ihre Sendungen gedachte Staatsvertrags-Gebot, zur Völkerverständigung beizutragen, gibt sie offenkundig nichts.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
 
P.S.: Geheimdienstliche Bedrohungsszenarien sind fast ausnahmslos Selbstzweck zur Absicherung polizeistaatlicher Politik und zur Anbahnung von Angriffskriegen. Eine kompetente, unabhängige  Redaktion ARD-aktuell hätte das bedacht. Neue Chance: Die CIA geht gerade mit dem Vorwurf hausieren, Russland bereite einen Cyberangriff auf die Stromversorgung der USA vor. Beweise? Keine. DWN:“Offenbar suchen die US-Geheimdienste nach neuen Vorwürfen gegen Russland, nachdem sie bisher nicht beweisen konnten, dass Russland die Wahlen zugunsten von Donald Trump beeinflusst hat“. Quelle: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/01/01/usa-verdaechtigen-russland-stromnetz-attackieren-zu-wollen/?nlid=bb935694fb

Weitere Links zum Thema:

http://www.ronpaullibertyreport.com/archives/evidence-requested-on-the-alleged-russian-interference-with-the-us-presidential-election
https://theintercept.com/2016/12/29/top-secret-snowden-document-reveals-what-the-nsa-knew-about-previous-russian-hacking/
http://www.nachdenkseiten.de/?p=36402
https://deutsch.rt.com/nordamerika/40284-neuer-medientrend-in-usa-russische/
http://www.rp-online.de/digitales/internet/ccc-hacker-untersuchen-fake-news-und-cyber-angriffe-aid-1.6491226

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Fotoquelle: Wikipedia/ CC BY-SA 3.0 /File:2010-06-06 Skillshare Gniffke.jpg

Erstellt: 7. Juni 2010 7   ZikoEigenes Werk

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