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RENTENANGST

Dr. Gniffke im US-Rausch

Erstellt von Redaktion am Mittwoch 31. Mai 2017

Jüngst in der Tagesschau-Kantine

File:2010-06-06 Skillshare Gniffke.jpg

Autor: U. Gellermann

Jüngst in der Tagesschau-Kantine, Doktor Gniffke, in sein Bier weinend: „Nun habe ich als Chef von ARD-aktuell Jahr um Jahr nur das Beste über die USA berichten lassen. Und nun? Jetzt fällt mir irgend so ein Medien-Dingsbums aus Harvard in den Rücken. Ausgerechnet wir von der Tagesschau, vom rhythmisch pochenden Herz des deutschen Pro-Amerikanismus, wir sollen an der Spitze der miesen Trump-Berichterstattung stehen! Dabei haben wir für den Mann Wahlkampf gemacht, haben seine Konkurrentin Clinton in die zweifelhafte Nähe zu den Russen gestellt und all ihre faulen Tricks gegen Bernie Sanders kaum erwähnt, und jetzt werden ausgerechnet wir als Anti-Trumpisten denunziert. Das ist doch gemein, ist das. Keine Dankbarkeit! Obwohl wir doch sooooo nachgeholfen hatten, um ihn zum US-Präsi, hicks, Präsidienten zu machen?!“ Gniffke bricht in einen Dauerschluckauf aus, wirft sein Bierglas um und singt, als ein paar Redakteure ihn trösten wollen, lauthals: „God bless America, … Land that I love … Gott segne Amerika … Land das ich liebe.“ Der Chef der Tagesschau legt die rechte Hand auf sein Herz, steht auf und ruft den herbeigerufenen Sanitätern, die ihn wegtragen wollen zu: „Einer geht noch, einer geht noch rein, unser Donald, der wird es wohl sein!“

Eingabe: ARD unsachlich über Trump 

Sehr geehrter Herr Intendant Marmor,
wenn es gilt, sich selbst anlässlich der Vergabe von Medienpreisen kräftig herauszustreichen – ob nun Grimme-Preis, Hanns-Joachim-Friedrich-Preis, Theodor-Wolff-Preis, Medienpreis des Deutschen Bundestages oder was auch immer – ist ARD-aktuell garantiert mit einem selbstlobangereicherten Bericht in der Tagesschau zur Stelle. Sieht es aber einmal nicht gut aus für die Herrschaften, dann übt sich der Qualitätsjournalistenverein in vornehmster Zurückhaltung. In anderen Worten: Er treibt seine tendenziöse Berichterstattung auch hier und macht sich im konkreten Fall der Nachrichtenunterdrückung schuldig.

Das international renommierte
Harvard Kennedy School’s Shorenstein Center on Media, Politics and Public Policy
stellte dieser Tage eine Untersuchung vor, die der ARD (gemeint ist ARD-aktuell) ein  besonders mieses Zeugnis ausstellt. Untersuchungsgegenstand war, wie die Politik des US-Präsidenten Trump (nicht: seine Sprüche!) während seiner ersten 100 Tage im Amt in den Nachrichten bewertet wurde. Basis der wissenschaftlichen Studie waren die Printausgaben The New York Times, The Wall Street Journal, The Washington Post, die Hauptnachrichten der CBS, CNN, Fox News, NBC, sowie der drei europäischen Anbieter Financial Times, BBC, and Germany’s ARD).
Quelle: https://shorensteincenter.org/news-coverage-donald-trumps-first-100-days/

Ergebnis: Generell waren fast 80 Prozent aller Berichte über Trump negativ, 20 Prozent waren sachlich-neutral bis positiv. (Zum Vergleich: der „positive“ Anteil an Berichten über Vorgänger Obama betrug in einer ähnlichen Studie 41 Prozent).
Die Masse der negativen Berichte über Trump fiel in dessen dritter und vierter Amtswoche an, als mehrere Richter sein Dekret gegen die Einreise von Menschen aus sechs muslimischen Ländern stoppten. Die meisten „positiven“ Beiträge (30 Prozent) gab es interessanterweise in der Woche, in der Trump sein völkerrechtswidriges Bombardement mit 59 Tomahawk-Raketen auf einen syrischen Flughafen befahl.
Die unfreundlichste Berichterstattung über Trump erlaubten sich der Untersuchung zufolge mit jeweils 93 Prozent negativen Beiträgen die US-amerikanischen Sender CNN und NBC. 

Am schlimmsten habe es jedoch ARD-aktuell getrieben:
„[…] ARD’s journalists were unequivocal in their judgment—98 percent of their evaluations of Trump’s fitness for office were negative, only 2 percent were positive. […]“ Quelle: ebd.
ARD-aktuell demonstrierte also übertriebenen transatlantischen Eifer beim Verbreiten mieser Stimmung über Trump, der auch hierzulande nur dann leichte Anerkennung erfuhr, als er in Syrien Völkerrechtsverbrechen beging und „den Russen“ vorzuführen versuchte. Gniffkes Qualitätsjournalisten übertrafen sogar noch ihre US-Kollegen. 98 Prozent aller Berichte über Trump waren bei dem deutschen Meinungsmacher negativ. 
Zitat aus den Programmrichtlinien des Staatsvertrages:
„ […] Der NDR ist in seinem Programm zur Wahrheit verpflichtet[…]  Ziel aller Informationssendungen ist es, sachlich und umfassend zu unterrichten […] Informationssendungen […] müssen unabhängig und sachlich sein. […]“
ARD-aktuell berichtete über Trump nicht unabhängig und sachlich, folgte damit nicht journalistischen Grundsätzen und der Wahrheitspflicht wie im Staatsvertrag festgelegt, sondern betrieb unzulässige Meinungsmache. Egal, was man von Trump halten mag, eine derartige journalistische Praxis verbietet sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, auch schon deswegen, weil  wegen der völlig unangemessenen Trump-Gewichtung andere Nachrichten-Themen vernachlässigt und dem Publikum vorenthalten werden.

Das Buch zur Programmbeschwerde:
http://shop.papyrossa.de/epages/26606d05-ee0e-4961-b7af-7c5ca222edb7.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/26606d05-ee0e-4961-b7af-7c5ca222edb7/Products/633-7

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer


Fotoquelle: Wikipedia/ CC BY-SA 3.0 /File:2010-06-06 Skillshare Gniffke.jpg

Erstellt: 7. Juni 2010 7   ZikoEigenes Werk

 

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