Webcampartys, gestreamte DJ-Sets und Onlinebars. Unsere Autorin ging trotz Kontaktsperre feiern: im Internet.Ich wache auf, wie man aufwacht, wenn man zu viel gefeiert und zu wenig geschlafen hat. Meine Schläfen pochen, meine Haare riechen nach Zigaretten und in meinem Mund schmeckt es nach Zahnpastabier. Ich habe Durst und es ist zu hell. Vom Balkon scheint die Märzsonne in mein Gesicht. Ich taste nach meinem iPhone. Ich will wissen, wie es um den Tag bestellt ist. Der Sperrbildschirm zeigt es mir an: Sonntag, 9.34 Uhr. Mein Experiment hat funktioniert, ich war feiern, trotz Kontaktsperre.  Um 19.11 Uhr und damit ein bisschen mehr als zehn Stunden vor meinem unglamourösen Aufwachen stehe ich in meinem Bad und tusche mir die Wimpern. Ich höre dabei dem Pianisten Igor Levit zu. Auf Twitter spielt er gerade wie jeden Abend eines seiner Wohnzimmerkonzerte, heute ist Robert Schumann dran, Fantasie C-Dur, op. 17. Ich verstehe nicht viel von klassischer Musik, aber was ich höre, klingt nach Träumen. Tausende schicken ❤️-Emojis in Levits Livestream und das ist fast noch schöner als sein Klavierspiel. Emojis sind in diesen Tagen eine wichtige emotionale Währung. Auch Emojis retten uns gerade den Arsch.