DIE – WOCHE
Erstellt von Redaktion am Montag 30. Juli 2018
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Ryanairs Prinzip heißt ohne schicke Dienstkleidung „Zwangsprostitution“. Das Gute an der Causa Özil: Wir sprechen über das „Doppelherz“.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Der türkische Präsident Erdoğan droht Staatsbesuch in Berlin für diesen Herbst an.
Und was wird besser in dieser?
Bankett beim Bundespräsidenten, Deniz Yücel sitzt neben Erdoğan.
Seit Mai prüft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) Tausende Asylbescheide aus Bremen. Doch bisher wurden nur 17 Entscheidungen gekippt. Wo ist denn nun dieser Skandal, von dem alle sprachen?
Im Stau vorm Verwaltungsgericht. Dort werden 44 Prozent der ablehnenden Asylentscheidungen des Bamf kassiert. Vergleicht man es mit einem ernsten Thema – also nicht Menschen, sondern zum Beispiel Autos: Würde der TÜV 44 Prozent der Fahrzeuge zu Unrecht stilllegen, hätten wir offenen Bürgerkrieg. Diese Faktenlage spricht dafür, dass das Bamf deutlich „zu streng“ urteilt – die Bremer Causa setzte medial die Paranoia „zu lasch“ dagegen. Noch ist es allerdings deutlich zu früh, wirklich verlässlich zu urteilen – 18.000 Bremer Fälle sollen überprüft werden und „im hohen dreistelligen Bereich“ wurde bisher gecheckt – deshalb sagt die Zahl der beanstandeten Entscheidungen bisher noch sehr wenig aus. Am Ende jedoch könnte Bremen für Flüchtlinge das Motto seiner Stadtmusikanten strahlend poliert haben: „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.“
Beim Ryanair-Streik sprechen Gewerkschaften von einer sehr hohen Beteiligung. Ryanair drohte indes seinen Beschäftigten mit einer Verlagerung in Niedriglohnländer. Wie sollen wir Konsumenten uns verhalten?
Bei Arbeitnehmerrechten und Tariflohn streikt Ryanair seit deren Gründung. Deshalb taugt es zum Musterfall: global handelnde Unternehmen gegen national organisierte Gewerkschaften. Ryanair heuert sein Kabinenpersonal bevorzugt in süd- und osteuropäischen Ländern an und lässt sie dann die „Kosten ihrer Ausbildung“ abarbeiten – ein Prinzip, das ohne schicke Dienstbekleidung „Zwangsprostitution“ heißt.
Auf einem Zweistundenflug nach Irland zählte ich mal 22 Verrichtungen – Fluggäste zählen, Ramsch verkaufen, Rubbellose, Beauty free, Kotztüten, Broschüren – ein Akt zivilen Luftungehorsams für Passagiere könnte sein, tatsächlich reichlich Sandwiches zu kaufen und sie der verkaufenden Stewardess gleich zurückzuschenken: die müssen nämlich für die Verpflegung an Bord auch bezahlen bei Ryanair.
Im transatlantischen Handelsstreit haben US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch nach eigenen Worten eine Einigung erzielt. Ihre Worte dazu?
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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