DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Dienstag 25. Mai 2021
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Grüne, Giffey und Löw: Schöne Scheiße – Giffey geht, doch auf sie folgt erst mal niemand. Dafür kandidiert Özdemir als Feind im eigenen Haus. Und gibt’s keine guten Nachwuchslöws mehr?
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: ESC-Sieger soll auf Drogen getestet werden.
Und was wird in dieser besser?
Lasst ihm den Sieg, auch wenn er nüchtern war.
Wegen ihrer Plagiatsaffäre ist Franziska Giffey als Familienministerin zurückgetreten. Aber zur Regierenden Bürgermeisterin von Berlin reicht’s noch oder wie?
Erst mal werden uns Giffeys kindgerecht pürierte Gesetzesnamen fehlen: Gute Kita, Starke Familie, zum Abschied: Schöne Scheiße. Berliner Fraktionschef Saleh quengelte Bürgermeister Müller weg, den Sawsan Chebli dann nochmal kurz durchdemolierte, bevor Giffey wiederum Saleh ausbremste und – wirtschaftlicher Totalschaden. In besseren Zeiten sandten dann Bundesparteien Gouverneure nach Berlin: von Weizsäcker, Hans-Jochen Vogel, durchaus erfolgreiche Insolvenzverwalter. Aus Giffeys unrunder Entscheidungsfindung eine schlüssige Erzählung zu machen wird schwer. Im Wahlkampfslogandeutsch: „Andere tun naiv und dreist. Ich bin es.“
Apropos Familienministerin: Der Posten wird wegen der anstehenden Bundestagswahl nicht neu besetzt. Stattdessen übernimmt Justizministerin Christine Lambrecht so lange geschäftsführend und regelt das nebenbei. Ist halt nur Gedöns, oder?
Verzagt. Das würdefreie Doktorspiel Giffeys war absehbar, man hätte die Zeit nutzen können, Vorgängerin Barley aus Europa loszueisen. Wenn’s für die paar Monate nicht mehr lohnt, könnte man auch gleich aus der Regierung austreten und einen entfesselten aggressiven Wahlkampf führen. Familien und Kinder tragen die Hauptlast an der Pandemiepolitik, das kommt auf den leisen Skandal der Kinderarmut noch oben drauf. Wenn es weder richtig richtig noch richtig falsch läuft, ist es sozialdemokratisch.
Die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock meldet dem Bundestag Nebeneinkünfte nach. Die Angaben für die Jahre 2018 bis 2020 wurden vergessen, sie selbst nennt das ein „blödes Versäumnis“. Und auch Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir meldet nun 20.500 Euro nach. Bisschen vergesslich die Grünen?
Eine Strategie bei Unternehmensberatungen heißt „Sabotage“ und geht so: Leitende Mitarbeiter der Firma werden zu einer Gruppe geformt, die den tödlichsten Angriff auf die eigene Firma planen soll. Daraus kann man Schutzstrategien entwickeln oder auch ein schickes Start-up ausgründen. Bei Baerbock sind nun Gatte, Studienabschluss, Nebeneinkünfte, rhetorische Salti bekannt; hier hätte eine grüneninterne Sabotagegruppe vielleicht vorbeugen können. Für den Vorsitz der Feind-im-eigenen-Haus-Gruppe kandidiert Özdemir, der den ganzen Schlamm bei seiner tollstpatschigen Bonusmeilenaffäre eigentlich schon mal durchhatte.
In seinem EM-Kader setzt Joachim Löw auf altbekannte Stars wie Thomas Müller und Mats Hummels. Gibt ’s denn keine guten Nachwuchsspieler mehr?
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
*********************************************************
Grafikquellen :
Oben — Bearbeitung durch User:Denis_Apel – Lizenz “Creative Commons“ „Namensnennung – Weitergabeter gleichen Bedingungen“