DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Montag 8. Februar 2021
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Nawalny, von der Leyen und SpaceX – Schneefrei dank Andi Scheuer, der Weg zum Mond und Mars und bewaffnete Rechtsextreme! Worte allein beeindrucken den Kreml längst nicht mehr. Elon Musks Rakete stürzt ab und Erben verstärkt Ungleichheit.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Verkehrsminister Scheuer meint: Montag lieber zu Hause bleiben.
Und was wird besser in dieser?
Andi. Nur Montag?
Immer mehr Rechtsextremisten besitzen in Deutschland legal eine Waffe. Gruselfaktor bei Ihnen von 1 bis 100?
Nein; immer weniger Behörden haben den Schuss nicht gehört. Bis Februar 2020 musste man schon in einer verbotenen Partei sein, um keine Waffe besitzen zu dürfen. Seither genügt es auch, wenn man auf eigene Faust die Kappe am Kreisen hat; der Verfassungsschutz prüft alle drei Jahre. Haha, Schreckschuss! Mitunter geben sich die Ämter nämlich mit einer „Selbstauskunft“ zufrieden. Und tun sich schwer, den Bestand zu durchforsten. Kurz: Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein, die Verfassungsschützer robben sich durchs Unterholz langsam auf die Lichtung.
Kreml-Kritiker Alexei Nawalny muss für fast drei Jahre in Lagerhaft. Kritik an der Verurteilung vonseiten der EU scheint den Kreml wenig zu beeindrucken. Hilft jetzt nur noch der Stopp von Nord Stream 2?
2018 habe ich hier in der taz zum Fall Skripal an Brandts Ostpolitik erinnert. Ein ZDF-Korrespondent polemisierte dagegen bei Twitter, wo es die Zeit falsch abschrieb und dahin zusammenfasste, dass ich „wie ein freundlicher Reichsbürger klinge“. Giovanni di Lorenzo kondolierte mir später, er könne das auch gar nicht alles lesen, was sein Blatt online verbreite. Druschba! In dieses aufgeschlossene Gesprächsklima hinein gern noch mal: Das „Erdgas-Röhren-Geschäft“ der 60er Jahre fundierte den „Wandel durch Annäherung“. Deutsche Stahlbarone und Energiekonzerne verdienten sich wund. Und erlaubten Brandt, mit Grundlagenverträgen den „Kalten Krieg“ zu lindern, menschliche Erleichterungen anzuschieben und den KSZE-Prozess einzuleiten.
Darauf bezieht sich Bundespräsident Steinmeier, wenn er jetzt warnt, „wie sollen wir … Einfluss nehmen, wenn wir letzte Verbindungen kappen?“. Äh, sorry, Reichspräsident natürlich. Nach einem Stopp von Nord Stream 2 gefragt, erklärte Nawalny selbst im Oktober: „Das ist Deutschlands Angelegenheit. Entscheidet selbst! Sanktionen gegen Russland insgesamt bringen nichts.“ Noch so ein Spinner.
Laut einer DIW Studie macht eine Welle an Erbschaften Vermögende in Deutschland noch reicher. Die Ungleichheit im Land werde somit verstärkt, heißt es. Erbschaftsteuer anheben?
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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