DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Montag 10. August 2020
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
TikTok, Corona und Kevin Kühnert: FDP, sag doch nochmal was Lustiges ! Wirtschaftswissenschaften sind nur ein Ratespiel, und George Orwells gequältes Lächeln begegnet uns überall, ob nun in China oder in der USA.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Wehmütig erinnert man sich an Guido Westerwelles Chuzpe, als „Kanzlerkandidat der FDP“ anzutreten.
Und was wird besser in dieser?
SPD benennt Kanzlerkandidaten.
Spahn hat gesprochen. Wer ab sofort von Reisen in ein Risikogebiet zurückkehrt, muss sich auf Covid testen lassen. Allerdings kostenfrei. Gerecht so?
Ja. Der körperliche Eingriff ist minimal – Wattestäbchen, Speichelprobe. Drunter ist nur noch Anhauchen und „Können Sie mal pupsen, bitte“. Angenommen, Bill Gates würde die Bundesregierung veranlassen, gesetzlich vorzuschreiben, dass man bei Rot stehen und bei Grün gehen soll, gäbe ich uns derzeit drei Wochen, bis die ersten Querdenker mit dem heroischen Ruf „Nachdenken!“ bei Rot untern Laster hüpfen. Das frisch gedopte Infektionsschutzgesetz senst in die Versammlungsfreiheit, Unverletzlichkeit der Wohnung, informationelle Selbstbestimmung, die Freizügigkeit – made in Eile und dringend zur Ausnüchterung empfohlen. Dagegen ist der Abstrich harmlos. Apropos „Wir müssen alle Abstriche machen“: Wer sehenden Auges in eines der gut 130 Risikoländer fährt, dem kann eine Schutzgebühr für den Test danach durchaus abverlangt werden.
Leichte Erholung der Wirtschaft meldet das Statistische Bundesamt. Die deutschen Exporte sind im Juni um beinahe 15 Prozent zum Vormonat gestiegen und übertreffen damit die Schätzungen. Wer kauft denn da schon wieder Autos?
Auch der Auftragseingang stieg um stattliche 27,9 Prozent. Und besonders interessant an diesen Zahlen scheint: Wenn man sie komplett falsch vorhergesagt hat, darf man sich „Analyst“ und „Wirtschaftswissenschaftler“ nennen. Lieber mal abwarten, ob die Karren uns aus dem Dreck ziehen oder Maschinenbau, Chemie, Datenverarbeitungsprodukte. Und genauer hingucken, welche Branchen hilfsbedürftig sind und welche es allein schaffen. „Kultur“ steht nicht unter den Top 15 deutscher Exportartikel. Schon vor Corona nicht.
US-Präsident Trump verbietet Geschäfte mit den chinesischen Firmen hinter Tiktok und WeChat. Offenbar will er erzwingen, das diese ihre beliebten sozialen Netzwerke in die USA verkaufen. Microsoft stünde bereit. Aber sollten die sich das wirklich antun?
Das kapitalistischste Land der Welt fuchtelt mit Staatseinmischung herum, um Privatfirmen aus dem kommunistischsten Land der Welt zu bändigen. Hallo FDP! Sag doch nochmal was Lustiges zum Staatsanteil bei VW, Commerzbank, Lufthansa! Oder bleib liegen. Jedenfalls: Microsoft hat kein „soziales Netzwerk“ im Angebot und diesen Markt verschlafen. Durch die Snowden-Enthüllungen wurde offenbar, dass die NSA Microsoft hackt, andere sagen auch: Microsoft „kooperiere“ und der Staat nutze diese „backdoors“. Fazit für User: Von welchem Staat möchten Sie lieber georwellt werden?
In Berlin hat die rot-rot-grüne Koalition in der Nacht zum Freitag Hunderte Polizeibeamte zu einer linken Kiezkneipe geschickt. Die wurde dann zugunsten eines undurchsichtigen Immobilienkonzerns geräumt. Macht es doch keinen Unterschied, wer regiert?
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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