DIE * WOCHE
Erstellt von Redaktion am Montag 22. Juni 2020
Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Kolumne von Friedrich Küppersbusch
Tönnies, Aufrüstung und R-Werte: Vorschläge für den Wurstausstieg und die Freude an aasigen Gerhard-Schröder-Witzen. Nach dem Corona-Ausbruch in der Großschlachterei von Tönnies wird die Branche durch den Fleischwolf gedreht, die Bundeswehr will indes aufrüsten.
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Nach der vorübergehenden Schließung des größten deutschen Schlachtbetriebs von Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück – was muss denn nun (noch) passieren, damit sich endlich was ändert im Fleischunwesen?
Das Elend hat kein Ende, nur die Wurst hat zwei: Erstens den Umstieg zum „Flexitarismus“, den etwa die „Rügenwalder Mühle“ seit fünf Jahren versucht: „Die Wurst ist die Zigarette der Zukunft“. Also Verbraucher, die flexibel statt vollverwurstet einkaufen. Ohne Marktdruck findet sich sonst immer ein Charakterschalker, der leiderleider systemrelevantes Billigfleisch herstellt.Zweitens wird jetzt die Branche durch den Fleischwolf gedreht: Mitarbeiter in „Schrottimmobilien“ gepfercht, Firmen die sich dank Werkverträgen „nicht verantwortlich fühlen“ für ihre Leute, und die Bundesregierung soll diese Werkverträge schneller verbieten: So spricht inzwischen ein gediegener Christdemokrat wie NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Artgerecht weidet MP Laschet noch ein paar rassistische Vorurteile ab, der Grüne Hofreiter träumt vom Boykott ganzer Supermarktketten gegen Tönnies. Beides Serviervorschläge für den eigentlichen Klops, den Wurstausstieg.
Ein Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes MAD ist suspendiert worden. Er soll geheime Unterlagen an einen befreundeten KSK-Soldaten weitergegeben zu haben. Kann Annegret Kramp-Karrenbauers „Eiserner Besen“ helfen?
Es scheint mit Schrot geschossen, welche der frequent wechselnden Verteidigungsministerinnen es trifft. Vorwoche Brandbrief, diese Woche MAD-Enthüllung, und auch alle VorgängerInnen hatten diese erstaunliche Summe von Einzelfällen bei der Truppe. Als im MAD Akten über die NSU-Mörder verschwunden waren, forderten Grüne und SPD bereits eine Auflösung des düsteren Dienstes. Man forderte frohgemut mit, wenn man zu BND oder Verfassungsschutz mehr Vertrauen hätte.
Ami go home, Ami stay here – wie sehen Sie die Vektoren in der Frage nach dem Verbleib von US-Truppen in Deutschland?
Wo Obama „unter Freunden“ schonmal kumpelig das Jackett auszog, grüßt Trump mit offener Hose. Jenseits solcher Stilfragen wollten beide Truppen aus Deutschland abziehen. Ob sie sich damit entscheidend selber schwächen, scheint unklar – unter anderem den Amerikanern selbst. Dahinter steht die Frage, ob sich Deutschland mit weniger großen Brüdern nachts noch in den Stadtpark traut. Kramp-Karrenbauers Antwort: Beschaffung bewaffneter Drohnen, Beschaffung atombombenfähiger Kampfjets. Die Erhöhung des Wehretats. Bei allem Respekt vor der Freude an aasigen Gerhard-Schröder-Witzen: Zwischen Abrüstung der Amis und Aufrüstung der Deutschen steht die Frage: Gibt es über Putin-Bashing hinaus eine gemeinsame europäische Politik der Verständigung? Als Trump-Versteher sind wir derzeit ziemlich allein. Jedenfalls ohne Trump.
Quelle : TAZ >>>>> weiterlesen
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